DE4209095A1 - Thermoplastisch verarbeitbare werkstoffe auf staerkebasis, daraus gewonnene formteile und verfahren zu ihrer herstellung - Google Patents
Thermoplastisch verarbeitbare werkstoffe auf staerkebasis, daraus gewonnene formteile und verfahren zu ihrer herstellungInfo
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- C08L67/08—Polyesters modified with higher fatty oils or their acids, or with resins or resin acids
Description
Die Erfindung betrifft Verbesserungen bei der Gewinnung von Werk
stoffen sowie daraus hergestellten Formteilen auf Basis modifi
zierter Stärke, die in inniger Abmischung mit ausgewählten thermo
plastischen Polymerverbindungen vorliegt.
Zahlreiche Vorschläge aus den letzten Jahren beschäftigen sich mit
dem Versuch, hochmolekulare Polymerverbindungen natürlichen Ur
sprungs - und hier insbesondere Stärke - einem erweiterten Bereich
möglicher Anwendungsgebiete zu erschließen. Diese Arbeiten bauen
insbesondere auf der Erkenntnis auf, daß native Stärke zusammen mit
beschränkten Mengen an Wasser und/oder weiteren Hilfsstoffen durch
einen thermomechanischen Aufschluß zum thermoplastischen Material
umgewandelt werden kann, dessen Verarbeitung in konventioneller
Weise, zum Beispiel durch Spritzgußverfahren, möglich ist. Der
thermomechanische Aufschluß unter Einsatz erhöhter Temperaturen und
Drucke ist dabei insbesondere in konventionellen Extrudern möglich,
die dem formgebenden Verarbeitungsschritt vorgeschaltet sind. Aus
dem umfangreichen Schrifttum sei hier verwiesen auf die Veröffent
lichung R.F.T. Stepto et al. Injection Moulding of Natural Hydro
philic Polymers in the Presence of Water, CHIMIA 41 (1987) Nr. 3, 76
bis 81, sowie die dort zitierte Literatur.
Umfangreiche Arbeiten beschäftigen sich mit der Verbesserung der
Produkteigenschaften in der thermoplastifizierten Stärke durch Mit
verwendung ausgewählter organischer Hilfsflüssigkeiten beim Stärke
aufschluß. Als Beispiel sei hier benannt die PCT-Patentanmeldung
WO 90/05 161. Hier wird vorgeschlagen, der nativen Stärke Zu
schlagsstoffe beizumischen, welche die Schmelztemperatur der Stärke
erniedrigen und dabei durch einen bestimmten Löslichkeitsparameter
zusätzlich gekennzeichnet sind. Als Zuschlagsstoffe sind insbeson
dere niedere polyfunktionelle Alkohole wie Ethylenglykol, Propylen
glykol, Glycerin, 1,3-Butandiol, Di-glycerid, entsprechende Ether
und weitere Verbindungen benannt.
Werkstoffe auf Basis derart thermoplastifizierter Stärke und die
daraus hergestellten Formteile zeichnen sich durch einen sehr stark
eingeschränkten Gebrauchswert aus. Anlaß hierfür ist insbesondere
die extrem ausgeprägte Hydrophilie des Materials. Der heute in
weiten Bereichen angestrebte Ersatz von Polymerverbindungen
synthetischen Ursprungs durch ein biologisch abbaubares Polymer
material natürlichen Ursprungs wird dementsprechend nicht oder nur
sehr beschränkt ermöglicht.
Jüngere Vorschläge beschäftigen sich mit dem Versuch, thermo
plastifizierte Stärke mit synthetisch gewonnenen wasserfesten
Polymerverbindungen so zu vereinigen, daß die hydrophile Polymer
verbindung auf Stärkebasis erhöhte Beständigkeit gegenüber
hydrophilen Lösungsmitteln aufweist, gleichwohl aber substantielle
Anteile des Werkstoffes beziehungsweise Formteils durch die Stärke
gebildet werden. Aus der einschlägigen Literatur wird verwiesen auf
die PCT-Patentanmeldung WO 90/01 043. Beschrieben ist hier die
Beschichtung von hydrophilen Polymeren, wie Stärke, mit ausgewählten
aliphatischen Polyestern, die ihrerseits insbesondere durch Bakte
rien oder Pilze abbaubar sind. Beschrieben wird insbesondere die
Beschichtung von Formteilen aus Stärke mit Polyestern aus niederen
Hydroxycarbonsäuren, wie Glykolsäure, Milchsäure, Hydroxybuttersäure
und Hydroxyvaleriansäure. Da solche Schichtkombinationen schlecht
aneinanderhaften, wird eine Verbesserung der Haftung durch eine
vorgängige Behandlung der Stärkeoberfläche und/oder durch Zugabe
eines Lösungs- oder Quellmittels für die Stärke zur Beschichtungs
lösung vorgeschlagen.
Einen anderen Weg - mit allerdings gleicher Zielsetzung - beschreibt
die EP-A23 27 505. Geschildert sind hier Polymermischmaterialien,
die aus einer Schmelze von wasserhaltiger destrukturisierter Stärke
und wenigstens einer im wesentlichen wasserunlöslichen synthetischen
thermoplastischen Polymerverbindung gewonnen werden. Im einzelnen
wird dabei wie folgt vorgegangen: Zunächst wird aus Stärke in un
behandelter oder vorbehandelter Form unter Zusatz von Hilfsstoffen
wie hydrierten Fettsäuretriglyceriden, Lecithin und insbesondere
Wasser durch Behandlung in einem Extruder bei erhöhten Temperaturen
- beispielsweise 175°C - und den sich dabei einstellenden erhöhten
Eigendrucken, thermoplastifizierte Stärke gewonnen und zu Granulaten
aufgearbeitet. Der Wassergehalt im Granulatkorn wird etwa auf den
Bereich des Wassergehalts natürlicher Stärke (ca. 17 Gew.-%) einge
stellt. Diese Stärkegranulate werden dann in vorgegebenen Mi
schungsverhältnissen mit synthetischen Polymerverbindungen im Trock
enzustand vermischt. Beispiele für solche thermoplastischen
wasserunlöslichen Polymere synthetischen Ursprungs sind Polyethylen,
Polystryrol, Polyacetale, Ethylen/Acrylsäure-copolymere und
Ethylen/Vinylacetat-copolymere. Die jeweiligen Polymergemische wer
den dann in konventioneller Weise auf einer Spritzgußvorrichtung bei
Guttemperaturen von 165°C zu Formteilen verarbeitet.
Weitere Vorschläge aus dem hier betroffenen Gebiet thermoplastisch
verarbeitbarer Polymergemische auf Stärkebasis finden sich in den
EP-A1 04 00 531 und 04 00 532 sowie in der PCT-Anmeldung WO
90/10 671. Die zuletzt genannte Druckschrift enthält insbesondere
umfangreiche Angaben zur Vermischung und zum thermoplastischen Auf
schluß der eingesetzten Polymerverbindungen in Gegenwart von Wasser
in geeigneten Extrudern, sowie dem wenigstens partiellen Abtreiben
des Wassers aus dem Mischgut, zweckmäßigerweise innerhalb des Ver
fahrensschrittes im Extruder.
Gegenstand der älteren deutschen Patentanmeldung P 40 38 732.1 sind
Werkstoffe und/oder Formteile auf Basis thermomechanisch aufge
schlossener Stärke in Abmischung mit synthetischen thermoplastischen
Polymerverbindungen. Die Herstellung dieser Polymer-modifizierten
Werkstoffe erfolgt dadurch, daß man native Stärke mit wäßrigen
Polymerdispersionen der synthetischen thermoplastischen Polymerver
bindungen und gewünschtenfalls weiteren niedermolekularen Plasti
fizierungsmitteln vermischt, die Mehrstoffmischung bei erhöhten
Temperaturen und Drucken unter gleichzeitiger intensiver Vermischung
und/oder Verknetung dem Stärkeaufschluß unter Bildung der thermo
plastisch verarbeitbaren Stärke unterwirft und gewünschtenfalls das
homogenisierte Polymergemisch formgebend verarbeitet. Der über die
wäßrigen Dispersionen der synthetischen Polymerverbindungen einge
tragene Wasseranteil ist integraler Bestandteil des Verfahrens, der
im Aufschlußverfahren zum Stärkeaufschluß eingesetzt und wirksam
wird. Geeignete wenigstens weitgehend wasserunlösliche thermo
plastische synthetische Polymerverbindungen sind gemäß diesem
älteren Vorschlag der Anmelderin beispielsweise Emulsions-(Co)-
Polymerisate, wie Polyvinylester, Poly(meth)acrylate
und/oder entsprechende Copolymere. Genannt sind weiterhin Polyester,
Polyamide und/oder Polyurethanharze, wobei solche thermoplastischen
Polymerverbindungen bevorzugt sein können, die polare Gruppen be
ziehungsweise Molekülbestandteile aufweisen und gegebenenfalls mit
Molekülbestandteilen ausgeprägt oleophilen Charakters verbinden.
Gegenstand einer weiteren älteren deutschen Patentanmeldung der An
melderin gemäß P 41 21 111 sollen Werkstoffe und/oder Formteile auf
Basis einer entsprechend thermomechanisch aufgeschlossenen Stärke in
der Weise modifiziert werden, daß in Abmischung mit der thermo
plastifizierten Stärke als synthetische thermoplastische Poly
merverbindungen entsprechende Polyester und/oder Polyamide vor
liegen, die wenigstens anteilsweise aus Grundstoffen auf Basis
nachwachsender Rohstoffe aufgebaut sind.
Die im nachfolgenden geschilderte jetzt vorliegende Weiterentwick
lung greift die Vorschläge der Anmelderin in ihren beiden hier be
nannten älteren deutschen Patentanmeldungen gemäß P 40 38 732 und
P 41 21 111 auf und modifiziert deren Lehre in der im nachfolgenden
geschilderten Weise. Zum Zwecke der Vollständigkeit der Erfindungs
offenbarung wird damit der Offenbarungsgehalt der beiden älteren
Schutzrechtsanmeldungen hiermit ausdrücklich auch zum Gegenstand der
Offenbarung der vorliegenden Erfindung gemacht.
Die Lehre der vorliegenden Erfindung geht von der folgenden Konzep
tion aus: Die thermomechanisch aufgeschlossene Stärke soll in Abmi
schung mit ausgewählten thermoplastisch verarbeitbaren Polymerver
bindungen vorliegen, die durch ausgewählte funktionelle Gruppen
oxidative Reaktivität zeigen. Die Herstellung des Polymergemisches
aus thermoplastifizierter Stärke und der eingearbeiteten synthe
tischen Polymerverbindung erfolgt in der in den älteren Anmeldungen
der Anmelderin beschriebenen Weise und zwar unter soweit gehendem
Ausschluß von Sauerstoff beziehungsweise Luftzutritt, daß eine
oxidative Abreaktion der eingemischten sauerstoffreaktiven Polymer
komponente nicht oder nicht wesentlich eintritt. Es wird ein
thermoplastisch verarbeitbares Polymergemisch auf Stärkebasis er
halten, das entweder unmittelbar in an sich bekannter Weise formge
staltend verarbeitet werden kann oder aber unter Ausschluß von Sau
erstoff - beziehungsweise Luftzutritt - praktisch unbegrenzt
lagerfähig ist. Der in die gewünschte Raumform gebrachte Formkörper
aus diesem Polymergemisch wird dann der Einwirkung von Sauerstoff -
und dabei insbesondere einfach der Lufteinwirkung - ausgesetzt. Die
oxydativ reaktiven Gruppen des eingemischten Polymerbestandteils
werden damit aktiviert und führen zu einer Vernetzung oder wenig
stens Partialvernetzung des homogen mit der thermoplastifizierten
Stärke vermischten synthetischen Polymermaterials. Als wichtigstes
Ergebnis dieser Abreaktion wird die Wasserfestigkeit des stärke
basierten Polymermaterials positiv beeinflußt. Der Gebrauchswert
entsprechender Polymergemische wird damit substantiell angehoben.
Weitere Einzelheiten finden sich im nachfolgenden.
Erfindungsgegenstand sind dementsprechend in einer ersten Ausfüh
rungsform thermoplastisch verformbare Werkstoffe auf Basis einer bei
erhöhten Drucken und Temperaturen und unter Zusatz von Wasser
und/oder niedermolekularen Plastifizierungsmitteln thermomechanisch
aufgeschlossenen Stärke, die eingemischte thermoplastische synthe
tische Polymerverbindungen in wenigstens weitgehend homogener Abmi
schung enthält. Das Kennzeichen der Erfindung liegt in der neuen
Ausgestaltung darin, daß diese Werkstoffe als synthetische Polymer
verbindungen oxidativ vernetzende beziehungsweise oxidativ reaktive
Alkydharze enthalten. Die oxidativ reaktiven Alkydharze sind dabei
insbesondere als lufttrocknende Massen ausgestaltet und in einer
bevorzugten Ausführungsform überwiegend aus Grundstoffen auf Basis
nachwachsender Rohstoffe aufgebaut.
Die Erfindung betrifft in einer weiteren Ausführungsform Formteile
mit erhöhter Festigkeit und insbesondere erhöhter Wasserbeständig
keit auf Basis der zuvor geschilderten Werkstoffe beziehungsweise
Werkstoffgemische, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie durch
formgebende Verarbeitung dieser Polymermischungen auf Basis thermo
plastifizierter Stärke und der oxidativ reaktiven Alkydharze her
gestellt und durch Zutritt von Sauerstoff, insbesondere von Luft,
die Alkydharzkomponente in oxidativ abreagierter Form enthalten.
Die Erfindung betrifft schließlich das Verfahren zur Herstellung der
oxydativ reaktiven thermoplastischen Stoffgemische und die Verwen
dung dieser Wertstoffmischungen zur Herstellung von Formteilen mit
verbesserten Gebrauchseigenschaften, insbesondere mit erhöhter Be
ständigkeit gegen den Einfluß von Wasser und/oder Feuchte.
Der wesentliche Kern der erfindungsgemäßen Lehre liegt in der Aus
wahl der thermoplastisch verarbeitbaren synthetische Mischkomponen
ten auf Basis oxidativ reaktiver beziehungsweise vernetzbarer
Alkydharze und deren Einmischung in das stärkebasierte Grundmateri
al. Die Erfindung will dabei nicht nur den nach Wissen der Anmelde
rin bisher nicht beschriebenen Ansatz verwirklichen, durch Mitver
wendung von oxidativ reaktiven Mischungsbestandteilen stärkebasierte
Materialien als ausgebildete Formteile reaktiv zu verfestigen. Durch
eine Mehrzahl im nachfolgenden geschilderter und bevorzugter Zu
satzelemente sollen in unterschiedlichster Weise Verbesserungen auf
dem hier betroffenen Sachgebiet möglich werden.
Wesentlich ist zunächst einmal die Definition der oxidativ reaktiven
Alkydharze. Der Begriff der Alkydharze, insbesondere der thermo
plastischen Alkydharze, erfaßt bekanntlich Polyester aus Poly
carbonsäuren, Polyolen und monofunktionellen Alkoholen und/oder
Carbonsäuren. Oxidativ reaktive Alkydharze sind grundsätzlich be
kannte Produkte des Handels, insoweit kann auf das allgemeine Fach
wissen verwiesen werden. Sie können beispielsweise als Grundstoffe
für lufttrocknende beziehungsweise selbsttrocknende Lacke Verwendung
finden. Bekannte Handelsprodukte sind dabei insbesondere auch in
Form wäßriger Dispersionen ausgebildet, die die selbsttrocknenden
Alkydharze als feinpartikulär dispergiertes Harz in einer geschlos
senen wäßrigen Flüssigphase enthalten. Luftreakive wäßrige Alkyd
harzdispersionen dieser Art sind besonders geeignete Einsatzmate
rialien für die Zwecke der Erfindung.
Die oxidative Reaktivität solcher Alkydharzderivate leitet sich in
der Regel aus einem Gehalt an olefinisch ungesättigten Substituenten
am Alkydharz-Polyestermolekül ab. In an sich bekannter Weise können
solche olefinisch ungesättigten Reaktivelemente durch Einbau unge
sättigter Alkohole und/oder durch Einbau ungesättigter Carbonsäuren
in das Alkydharzmolekül eingetragen werden. Besonderes Interesse
können hier - auch gerade im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen
Lehre - solche Vertreter der angesprochenen Alkydharztypen haben,
die wenigstens weitgehend auf naturstoffbasierten Grundbestandteilen
aufgebaut sind. So können zur Derivatisierung der Alkydharze Mono
carbonsäuren und/oder monofunktionelle Alkohole natürlichen Ur
sprungs Verwendung finden. Beim Einsatz von Dicarbonsäuren und we
nigstens 3-funktionellen Alkoholen in Kombination mit monofunk
tionellen Carbonsäuren und gegebenenfalls weiteren Diolen werden
beispielsweise entsprechende Monocarbonsäure-derivatisierte Alkyd
harze zugänglich, die dadurch oxidativ reaktiv beziehungsweise
oxidativ vernetzbar ausgestaltet werden können, daß die eingesetzten
Monocarbonsäuren wenigstens anteilsweise einfach und/oder mehrfach
olefinisch ungesättigt sind. In an sich bekannter Weise kann durch
Umkehr der Funktionalitäten natürlich auch ein mit olefinisch unge
sättigten Alkoholen modifiziertes oxidativ reaktives Alkydharz her
gestellt werden.
Naturstoffbasierte Alkydharze der erfindungsgemäß besonders bevor
zugten Art gehen dabei vom Glycerin als 3-funktionelle Polyol
komponente und Fettsäuren natürlichen Ursprungs als monofunktionelle
Carbonsäurekomponente aus. Die monofunktionellen Reaktanten werden
dabei im Mittel etwa in solchen Mengen eingesetzt daß die ge
wünschte Abreaktion mit Dicarbonsäuren - beispielsweise Phthalsäure
beziehungsweise Phthalsäureanhydrid - möglich wird. Wenigstens
überwiegend naturstoffbasierte modifizierte Alkydharze dieser Art
zeichnen sich dann beispielsweise dadurch aus, daß mehr als 50
Gew.-% und vorzugsweise zwischen 60 und 70 Gew.-% des Alkydharzes
aus diesen naturstoffbasierten Komponenten insbesondere Glycerin und
monofunktionellen Fettsäuren gebildet wird, während zum Rest
Dicarbonsäuren und gegebenenfalls zusätzliche Diolkomponenten im
Polymermolekül vorliegen.
Für die Zwecke der Erfindung kann der Auswahl der monofunktionellen
Alkydharzbestandteile und insbesondere der entsprechenden Fettsäuren
besondere Bedeutung zukommen. Zunächst einmal ist durch die Mitver
wendung von olefinisch einfach und/oder mehrfach ungesättigten
Carbonsäuren die hinreichende Reaktivität des Alkydharzes bei Zu
tritt von Sauerstoff beziehungsweise Luft sicherzustellen. Die Lehre
der Erfindung will in einer bevorzugten Ausführungsform aber gerade
auch über diese monofunktionellen Carbonsäurereste die nachfolgende
weiterführende Verbesserung zugänglich machen: Es ist bekannt, daß
Stärke befähigt ist, geradkettige Kohlenwasserstoffreste einer
höheren C-Zahl - beispielsweise die Kohlenwasserstoffreste gerad
kettiger Fettsäuren mit 12 bis 20 C-Atomen - in Form von Ein
schlußverbindungen aufzunehmen. Der geradkettige Kohlenwasserstoff
rest wird dabei in den Innenraum des in chelicaler Struktur vorlie
genden Stärkemoleküls eingelagert. Es entstehen die sogenannten Kä
figeinschlußverbindungen, auch "Clathrathe" genannt. Zur einschlä
gigen Literatur sei verwiesen beispielsweise auf J. Szejtli et al.
"Bestimmung der Dissozationskonstanten für Amylose-
Einschlußverbindungen", STARCH/Stärke 30 (1978), 85-91, T. Davies
et al. "Inclusion Complexes of Free Fatty Acids with Amylose",
STARCH/Stärke 32 (1980), 149-158 sowie E. Krüger et al. "Stärke
einschlußverbindungen und ihre Bedeutung beim Maischen", Monats
zeitschrift für Brauwissenschaft, Heft 12/1984, 505-511.
Die Lehre der Erfindung macht sich dieses Wissen in einer bevor
zugten Ausführungsform wie folgt zunutze: Die oxidativ vernetzenden
Alkydharze werden zusätzlich zu den olefinisch ungesättigten
Substituenten mit geradkettigen gesättigten Kohlenwasserstoffresten
hinreichender Länge, insbesondere mit entsprechenden geradkettigen
Fettsäureresten mit beispielsweise 12 bis 20 C-Atomen modifiziert.
Diese geradkettigen gesättigten Substituenten am Alkydharzmolekül
sind dann zur Einschlußverbindung mit der Helixformation der Stärke
befähigt. Bei dem im nachfolgenden noch im einzelnen zu schildernden
thermomechanischen Aufschlußverfahren der Stärke, das erfindungs
gemäß in Gegenwart der substituierten Alkydharzkomponente(n) vor
genommen wird, werden Bedingungen geschaffen, die zu einer Inter
aktion zwischen der Stärkehelix und dem mit geradkettigen ge
sättigten Kohlenwasserstoffresten substituierten Alkydharz führen.
Auf diese Weise wird ein zusätzlicher Verbund zwischen den beiden
Polymertypen im Fertigprodukt geschaffen, der sich durch erhöhte
Festigkeit im letztlich angestrebten Formkörper kennzeichnet.
Für den Einsatz im Rahmen der Erfindung eignen sich insbesondere
solche oxidativ reaktiven Alkydharztypen der geschilderten Art, die
einerseits olefinisch ungesättigte und bevorzugt hinreichend
langkettige Substituenten, andererseits aber auch geradkettige
hinreichend langkettige Kohlenwasserstoffreste als Substituenten
enthalten. Geeignet sind dementsprechend insbesondere Alkydharze der
beschriebenen Art, die mit Gemischen von olefinisch ungesättigten
und gesättigten geradkettigen Monocarbonsäuren substituiert sind. Es
hat sich dabei gezeigt, daß Mischungsverhältnisse von etwa 20 bis 60
Mol-% und insbesondere etwa 30 bis 50 Mol-% der ungesättigten
Carbonsäurereste in Abmischung mit den geradkettigen Fettsäureresten
besonders geeignet sind, wobei hier die Mol-%-Angaben auf die Mi
schung von gesättigten und ungesättigten Substituenten - insbeson
dere also entsprechende Monocarbonsäurereste - bezogen sind.
Alkydharze der geschilderten Art können beispielsweise mittlere
Molgewichte im Bereich von etwa 3000 bis 20 000 und vorzugsweise im
Bereich von etwa 3000 bis 10 000 aufweisen.
Werden in der erfindungsgemäß bevorzugten Form die Alkydharze in
Form ihrer wäßrigen Dispersionen eingesetzt so kann es wiederum in
einer bevorzugten Ausführungsform wünschenswert sein, selbstemul
gierende Alkydharztypen der geschilderten Art zu verwenden. In die
sem Zusammenhang sind allerdings besonders solche Alkydharztypen
geeignet, die frei von lösungsvermittelnden Salzgruppen sind und
deren Emulgiervermögen insbesondere auf eingebaute freie Hydroxyl-
und/oder Ethergruppierungen zurückzuführen ist. Die Erfindung ist
allerdings nicht auf solche selbstemulgierenden Alkydharztypen ein
geschränkt.
Die hier dargestellten und im Sinne der erfindungsgemäßen Lehre
jetzt erstmalig zusammen mit Stärke eingesetzten oxidativ reaktiven
beziehungsweise vernetzenden Alkydharze werden bevorzugt in der in
der älteren Anmeldung P 40 38 732 geschilderten Art in die Stärke
eingearbeitet und dabei in den thermomechanischen Stärkeaufschluß
einbezogen. Zur Vervollständigung der Erfindungsbeschreibung sei
kurz auf die entsprechenden Angaben der älteren Anmeldung einge
gangen.
Das gewählte Stärkeeinsatzmaterial wird mit der wäßrigen
Alkydharzdispersion innig vermischt. Soweit erforderlich werden zu
sätzliche Hilfsmittel insbesondere die niedermolekularen
Plastifizierungsmittel und/oder weiteres Wasser zugegeben, woraufhin
diese Mehrstoffmischung bei erhöhten Temperaturen und Drucken unter
gleichzeitiger intensiver Vermischung und/oder Verknetung dem Stär
keaufschluß unter Bildung der thermoplastisch verarbeitbaren Stärke
unterworfen wird. Die wäßrige Phase der eingemischten Alkydharz
dispersion wird in dieser Form als erfindungswesentlicher Reaktant
beim Stärkeaufschluß wirksam.
Der Anteil des oxidativ reaktiven Alkydharzes im Feststoffgemisch
- bezogen auf das von Wasser und/oder niedermolekularen Plastifizie
rungsmitteln freie Feststoffgemisch von Stärke und Alkydharz - kann
vergleichsweise sehr gering sein und trotzdem sich schon substan
tiell im Sinne einer Produktoptimierung im Fertigprodukt auswirken.
So sind schon 0,5 bis 1 Gew.-% Alkydharz und insbesondere wenigstens
etwa 1 bis 2 Gew.-% Alkydharz im Feststoffgemisch Stärke/Alkydharz
wirksame Mischungskomponenten im Sinne der erfindungsgemäßen Lehre.
Die Alkydharzmenge kann allerdings auch höher gewählt werden und
kann beispielsweise bis zu etwa 50 Gew.-% der Feststoffphase aus
machen, hier und im nachfolgenden Gew.-% wieder bezogen auf das von
Wasser und niedermolekularen Plastifizierungsmitteln freie Fest
stoffgemisch. Besonders geeignete Bereiche für die Menge des Alkyd
harzzusatzes liegen bis etwa 30 Gew.-% und vorzugsweise bis etwa 10
bis 15 Gew.-%.
In an sich bekannter Weise enthalten die Feststoffgemische für die
thermomechanische Bearbeitung Wasser und/oder niedermolekulare
Plastifizierungsmittel in Mengen von wenigstens etwa 10 Gew.-%,
vorzugsweise in Mengen von wenigstens etwa 15 Gew.-% und insbeson
dere in Mengen im Bereich von etwa 25 bis 55 Gew.-%. Dabei können
die Mischungsverhältnisse der Komponenten innerhalb der nachfolgen
den Bereichszahlen liegen, die als Richtwerte jeweils die Gew.-%-
Anteile bezogen auf das zur Thermoplastifizierung insgesamt einge
setzte Stoffgemisch beschreiben:
Stärke | |
20 bis 50 Gew.-%; | |
Alkydharz | 1 bis 35 Gew.-%; |
Wasser | 5 bis 30 Gew.-%; |
niedermolekulares Plastifizierungsmittel, insbesondere Glycerin | 10 bis 50 Gew.-%. |
Als niedermolekulare Plastifizierungsmittel können alle im Stand der
Technik hierzu beschriebenen Komponenten eingesetzt werden, beson
ders geeignete Verbindungen sind niedere polyfunktionelle Alkohole
und/oder deren Ether, wobei das bereits erwähnte Glycerin ein be
sonders geeigneter Vertreter ist. Häufig wird Glycerin in Mengen von
etwa 15 bis 35 Gew.-% - bezogen auf Gesamtgemisch - zur Anwendung
kommen.
Die im Verfahren einzusetzende Stärke kann beliebigen Ursprungs
sein. Stärkelieferanten wie Kartoffeln, Mais, Reis, die üblichen
Getreidesorten und dergleichen sind hier in erster Linie zu nennen.
Die Stärke wird im allgemeinen in Pulverform eingesetzt. Sie kann
gewünschtenfalls Vorbehandlungen unterworfen werden, wie einer Par
tialtrocknung, einer Säurewäsche und/oder weiteren Vorbehandlungen
zur insbesondere physikalischen Modifizierung der Stärke. Der Was
sergehalt des insbesondere natürlichen Stärkeeinsatzmaterials kann
dabei in einem weiten Bereich schwanken und beispielsweise etwa 5
bis 40 Gew.-% - bezogen auf Stärkeeinsatzmaterial - ausmachen. Üb
licherweise wird der Wassergehalt des Stärkeeinsatzmaterials wenig
stens etwa 10 Gew.-% betragen und liegt häufig im Bereich von etwa
10 bis 25 Gew.-% - bezogen wieder auf Stärkeeinsatzmaterial.
Das Misch- und Stärkeaufschlußverfahren wird in Vorrichtungen derart
durchgeführt, wie sie für den thermoplastischen Aufschluß von Stärke
mit Wasser und/oder niederen organischen Hilfskomponenten der
geschilderten Art an sich bekannt sind. Der Misch- und Stärkeauf
schluß wird dementsprechend in geschlossenen Knetern oder vorzugs
weise in Extrudern durchgeführt. Dabei werden die Verweilzeit und
die Verarbeitungsbedingungen derart aufeinander abgestimmt, daß so
wohl der thermomechanische Stärkeaufschluß wie eine möglichst homo
gene Vermischung der plastifizierten Alkydharzmischkomponenten si
chergestellt sind.
Die einzelnen Mischungskomponenten können der jeweils eingesetzten
Arbeitsvorrichtung, beispielsweise also dem Extruder, im Einzugsbe
reich getrennt und vorzugsweise kontinuierlich in der jeweils benö
tigten Menge zugeführt werden. Bei dem Transport des Mehrkomponen
tengemisches im Extruder findet in den vorderen Abteilungen insbe
sondere der angestrebte Homogenisierungs- und Vermischungsvorgang
statt. Es schließt sich eine Verarbeitungsstrecke an, die unter
Produkttemperaturen und Drucken gehalten wird, die zu dem ange
strebten thermomechanischen Stärkeauschluß führen. Wenigstens hier
liegen die Produkttemperaturen oberhalb 100°C und vorzugsweise bei
oder oberhalb 120°C, wobei Arbeitsbedingungen im Bereich bis etwa
170°C wenigstens in den Endphasen des Misch- und Stärkeaufschluß
verfahrens bevorzugt sein können. Der sich einstellende Arbeitsdruck
entspricht üblicherweise dem Eigendruck des wasserhaltigen Stoff
gemisches bei der vorgegebenen Arbeitstemperatur. Die Verweilzeiten
des Mehrstoffgemisches unter den Arbeitsbedingungen betragen im
allgemeinen nicht mehr als höchstens etwa 30 Minuten, vorzugsweise
höchstens etwa 20 Minuten. Es kann zweckmäßig sein, mit Verweil
zeiten des Mehrstoffgemisches wenigstens im Bereich der Temperatur-
und Druckbedingungen zum Stärkeaufschluß von etwa 0,5 bis 10
Minuten, vorzugsweise im Bereich von etwa 2 bis 5 Minuten, zu ar
beiten.
Der homogenisierte Polymerblend kann als Extrudat gewonnen werden.
Hier ist jetzt aber die oxidative Reaktionsbereitschaft des
Stoffgemisches zu beachten. Die Untersuchungen der Anmelderin haben
gezeigt, daß problemlos unter normalen Arbeitsbedingungen, d. h.
insbesondere unter Zutritt von Luft ein frisch hergestelltes
Extrudat formgebend weiterverarbeitet werden kann, wenn dieser Ver
arbeitungsschritt zügig der Polymerblendherstellung angeschlossen
wird. Genauso ist es aber auch möglich, das reaktive Extrudat für
einen praktisch unbegrenzten Zeitraum zwischenzulagern. Hierzu ist
es dann allerdings notwendig, den Zutritt von Luftsauerstoff zu dem
primär anfallenden Werkstoff - d. h. zu dem in aller Regel in Granu
latform umgewandelten Extrudat - auszuschließen. Dementsprechend
sieht die Erfindung hier die Aufnahme und Lagerung der Reaktivmassen
in Inertgasatmosphäre vor. Als Inertgase kommen insbesondere Stick
stoff und Kohlendioxid in Betracht. Es kann wünschenswert sein, auch
schon den Einzugsbereich der Mischextruder entsprechend mit Inertgas
vor Zutritt von Luft und Sauerstoff zu schützen.
Gewünschtenfalls kann dem Polymerblend vor seiner formgebenden Ver
arbeitung wenigstens ein Anteil des zum Misch- und Aufschlußvorgang
zugesetzten Wassers entzogen werden. Möglich ist das bereits durch
Abdampfen eines entsprechenden Wasseranteils im Rahmen des Misch-
und Aufschlußverfahrens nach der hinreichenden Verwirklichung der
angestrebten Umsetzungen.
Kern der erfindungsgemäßen Lehre bilden die geschilderten Stoff
gemische aus der thermomechanisch aufgeschlossenen Stärke einerseits
und den oxidativ reaktiven Alkydharzen andererseits. In einer Aus
führungsform sieht die Erfindung darüberhinaus vor, weitere
thermoplastische Polymerverbindungen im Sinne der Lehre der ge
nannten älteren Patentanmeldungen der Anmelderin mit zu verwenden.
Dem Gedanken der wenigstens weitaus überwiegend naturstoffbasierten
Stoffgemische wird dann am besten entsprochen, wenn als Zusatzpoly
mere entsprechende naturstoffbasierte Mischungskomponenten eingear
beitet werden, wie sie beispielsweise in der älteren Anmeldung
P 41 21 111 beschrieben sind. Werden solche Drittkomponenten im
Rahmen der erfindungsgemäßen Lehre mitverwendet, dann kann es
zweckmäßig sein, ihre Menge auf höchstens etwa 50 Gew.-% und vor
zugsweise auf Mengen von höchstens etwa 30 Gew.-% - Gew.-% bezogen
auf reines Feststoffgemisch - einzuschränken.
Zu den im Rahmen der nachfolgenden Beispiele eingesetzten Vorrich
tungen und Rohstoffe gelten die nachfolgenden allgemeinen Angaben:
Die Herstellung von TPS (Thermoplastische Stärke)-Blends erfordert
die folgenden Verfahrensschritte:
- - Fördern der als Flüssigkeit, Dispersion, Granulat oder Pulver vorliegenden Komponenten in einen Extruder;
- - Verdichten der Extrusionsmasse zu einem kompakten Feststoff;
- - Aufschmelzen der Extrusionsmasse;
- - Homogenisierung der Schmelze;
- - Pumpen der Schmelze durch ein Extrusionswerkzeug (Düse).
Prinzipiell geeignet sind hierfür Schneckenextruder in unterschied
lichsten Ausführungen wie zum Beispiel Einschneckenextruder oder
gleich- beziehungsweise gegenläufige Doppelschneckenextruder. Auf
grund literaturbekannter Vorteile (s.a. Handbuch der Kunststoff
extrusionstechnik, Band 1, Hanser-Verlag, 1989) wie
- - Selbstreinigung der Schnecken
- - enges Verweilzeitspektrum
- - gleichmäßige Produktbeanspruchung
wurde für die nachfolgend beschriebenen Beispiele ein gleichlaufen
der Doppelschneckenextruder mit folgenden Kenndaten verwendet
- - Typ Continua C37, Hersteller Werner & Pfleiderer
- - Antriebsleistung 7,6 Kw
- - Länge der Schnecken 960 mm
- - L/D-Verhältnis 24.
Durch ein Baukastensystem von Schnecken und Gehäusen wurden ent
sprechend der Aufgabenstellung Förder-, Plastifizier-, Homogeni
sier-, Druck- und Entgasungszonen realisiert. Zusätzlich wurde das
Schneckengehäuse in zwei gleich lange und unabhängig voneinander
regelbare Heizzonen unterteilt. Die Zufuhr der in flüssiger und
fester Form vorliegenden Komponenten erfolgte jeweils mit gravi
metrisch gesteuerten Dosiereinheiten (Fa. Schenck). Im allgemeinen
wurden folgende Extrusionsparameter eingestellt:
- - Temperatur 100-150°C
- - Schneckendrehzahl 100 Upm
- - Gesamt-Durchsatz 6-18 kg/h
Für die Herstellung von TPS-Blends auf der Basis Stär
ke/Alkydharzpolyester wurden folgende Rohstoffe verwendet:
- - Kartoffelstärke (z. B. Südstärke GmbH oder Emsland-Stärke) mit einem Wassergehalt von 17-20% oder Weizenstärke mit einem Wassergehalt von 10-15%.
- - Lufttrocknende Alkydharzpolyester in Form wäßriger Dispersionen, Handelsprodukte der Fa. Jäger mit den Produktbez. "JÄGALYD" WE 57, WE 102, WE 156.
- - Als Weichmacher wurden Polyole mit einem Siedepunkt 150°C, wie z. B. Propylenglykol oder vorzugsweise Glycerin verwendet.
Aus den folgenden Beispielen geht die Zusammensetzung der TPS-Blends
und die daraus resultierenden Produkteigenschaften hervor. Je nach
apparativer Ausstattung können die Komponenten einzeln dosiert und
wie in den Beispielen in Form rezepturabhängiger Abmischungen (je
weils für die flüssige und feste Komponente) eingesetzt werden. Die
nachfolgend angegebenen Zusammensetzungen stellen die Eingangszu
sammensetzung in Massen-% dar. Die Produkte werden bei der Extrusion
auf einen Wassergehalt < 10 Gew.-% entgast.
Bei einer Schneckendrehzahl von 100 Upm und einer Temperatur von
120°C (Gehäusetemperatur) wird Stärke mit 4,51 kg/h sowie eine Ab
mischung aus Wasser, Glycerin und Alkydharzdispersion (WE 57) im
Verhältnis 1,5 : 6 : 2,5 mit 1,49 kg/h in den Extruder dosiert.
Das Extrudat hat die Zusammensetzung:
Bei ansonsten gleichbleibenden Extrusionsparametern wird Stärke mit
4,30 kg/h sowie eine Abmischung aus Wasser, Glycerin und
Alkydharzdispersion (WE 57) im Verhältnis 1 : 5,3 : 3,8 mit 1,70
kg/h zudosiert.
Die resultierenden Blends haben die Zusammensetzung:
Unter den genannten Bedingungen (s. Beispiel 1) wird Stärke mit 4,08
kg/h sowie eine Abmischung aus Wasser, Glycerin und
Alkydharzdispersion (WE 57) im Verhältnis 0,5 : 4,7 : 4,8 mit 1,92
kg/h zudosiert.
Die resultierenden Extrudate haben die Zusammensetzung:
Das Produkt wurde unmittelbar nach der Herstellung in Granulatform
unter Stickstoff aufbewahrt. Nach 14 Tagen Lagerung unter Stickstoff
war das Produkt unter den o.g. Herstellbedingungen erneut
thermoplastisch extrudierbar, d. h. eine Vernetzung war nicht einge
treten.
TPS-Blends gemäß der Beispiele 1 bis 3 wurden 14 Tage unter Luft
gelagert und wiesen dann folgende Materialeigenschaften auf:
Diese Extrudate sind nicht mehr replastifizierbar und wiesen gegen
über Wasser eine große Beständigkeit auf (nur Quellung, kein Zer
fall).
Claims (18)
1. Thermoplastisch verformbare Werkstoffe auf Basis einer bei er
höhten Drucken und Temperaturen und unter Zusatz von Wasser
und/oder niedermolekularen Plastifizierungsmitteln thermo
mechanisch aufgeschlossenen Stärke, die eingemischte thermo
plastische synthetische Polymerverbindungen in wenigstens weit
gehend homogener Abmischung enthält, dadurch gekennzeichnet, daß
sie als synthetische thermoplastische Polymerverbindungen
oxidativ vernetzende Alkydharze enthalten.
2. Werkstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
oxidativ vernetzenden Alkydharze lufttrocknend sind.
3. Werkstoffe nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die oxidativ vernetzenden Alkydharze wenigstens anteilsweise,
bevorzugt überwiegend aus Grundstoffen auf Basis nachwachsender
Rohstoffe aufgebaut sind.
4. Werkstoffe nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
sich ihr Gehalt an oxidativ vernetzenden Alkydharzen aus ent
sprechenden Polymerdispersionen ableitet, die die Alkydharze als
disperse Polymerphase in einer wäßrigen Flüssigphase enthalten
und zusammen mit dieser wäßrigen Phase in die Stärke eingear
beitet worden sind.
5. Werkstoffe nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
oxidativ vernetzende Alkydharze vorliegen, die an einem Poly
estergrundmolekül Reste ungesättigter Monocarbonsäuren, bevor
zugt langkettiger Monocarbonsäuren mit wenigstens 12 C-Atomen,
zum Beispiel 12 bis 20 C-Atomen, enthalten.
6. Werkstoffe nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Polyestergrundmoleküle des Alkydharzes mit Gemischen von
gesättigten und olefinisch ungesättigten Monocarbonsäuren, ins
besondere entsprechenden geradkettigen und dabei bevorzugt
langkettigen Monocarbonsäuren substituiert sind, die bevorzugt
auch im Falle der gesättigten Monocarbonsäuren wenigstens 12
C-Atome, zum Beispiel 12 bis 20 C-Atome, im Molekül enthalten.
7. Werkstoffe nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
im Gemisch der gesättigten und ungesättigten Monocarbonsäuren
beziehungsweise Monocarbonsäurereste etwa 20 bis 60 Mol-%, vor
zugsweise etwa 30 bis 50 Mol-%, der ungesättigten Monocarbon
säurereste vorliegen - Mol-% hier bezogen auf die Summe der ge
sättigten und ungesättigten Monocarbonsäurereste.
8. Werkstoffe nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
selbstemulgierende oxidativ vernetzende Alkydharze in das Poly
mergemisch eingearbeitet sind.
9. Werkstoffe nach Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
sie die oxidativ vernetzenden Alkydharze in Mengen unterhalb
etwa 40 Gew.-%, vorzugsweise im Bereich von etwa 1 bis 35 Gew.-%
und zweckmäßigerweise im Bereich von etwa 1 bis 15 Gew.-%, ent
halten - Gew.-% bezogen auf das von Wasser und niedermolekularen
Plastifizierungsmitteln freie Feststoffgemisch.
10. Werkstoffe nach Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß
sie Wasser und/oder niedermolekulare Plastifizierungsmittel in
Mengen von wenigstens etwa 10 Gew.-%, vorzugsweise von wenig
stens etwa 15 Gew.-% und insbesondere in Mengen von etwa 20 bis
40 Gew.-% - bezogen auf Gesamtgemisch - enthalten.
11. Werkstoffe nach Ansprüchen 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß
sie als niedermolekulare Plastifizierungsmittel niedere poly
funktionelle Alkohole, insbesondere Glycerin, und/oder deren
Ether enthalten, deren Mengenanteil bevorzugt im Bereich von
etwa 10 bis 50 Gew.-%, zweckmäßigerweise im Bereich von etwa 15
bis 35 Gew.-% - bezogen jeweils auf Gesamtgemisch - liegen kann.
12. Formteile mit erhöhter Festigkeit und insbesondere erhöhter
Wasserbeständigkeit auf Basis einer bei erhöhten Drucken und
Temperaturen und unter Zusatz von Wasser und/oder niedermoleku
laren Plastifizierungsmitteln thermomechanisch aufgeschlossenen
Stärke, die eingemischte synthetische Polymerverbindungen in
wenigstens weitgehend homogener Abmischung enthält, dadurch ge
kennzeichnet, daß sie durch formgebende Verarbeitung von Werk
stoffen nach Ansprüchen 1 bis 11 hergestellt und durch Zutritt
von Sauerstoff, insbesondere Luft, die Alkydharze in oxidativ
abreagierter Form enthalten.
13. Verfahren zur Herstellung der polymermodifizierten Werkstoffe
beziehungsweise daraus gewonnenen Formteilen nach Ansprüchen 1
bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß man native Stärke mit den
wäßrigen Dispersionen der oxidativ vernetzenden Alkydharze und
gewünschtenfalls den weiteren niedermolekularen Plastifizie
rungsmitteln und/oder Wasser vermischt, die Mehrstoffmischung
bei erhöhten Temperaturen und Drucken unter gleichzeitiger in
tensiver Vermischung und/oder Verknetung dem Stärkeaufschluß
unter Bildung der thermoplastisch verarbeitbaren Stärke unter
wirft und gewünschtenfalls das homogenisierte Polymergemisch
unmittelbar anschließend formgebend verarbeitet oder das Poly
mergemisch unter Ausschluß von Luftzutritt einlagert.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß man den
Mischvorgang und den Stärkeaufschluß, vorzugsweise unter
Ausschluß von Luft- beziehungsweise Sauerstoffzutritt, in ge
schlossenen Knetern oder vorzugsweise Extrudern durchführt und
dabei die Verweilzeit und die Verarbeitungsbedingungen derart
aufeinander abstimmt, daß sowohl der thermomechanische Stärke
aufschluß wie eine homogene Einmischung der Alkydharze sicher
gestellt sind.
15. Verfahren nach Ansprüchen 13 und 14, dadurch gekennzeichnet, daß
man mit Produkttemperaturen oberhalb 100°C und vorzugsweise
oberhalb 120°C, insbesondere im Bereich von etwa 140 bis 170°C,
wenigstens in den Endphasen des Misch- und Stärkeaufschlußver
fahrens arbeitet.
16. Verfahren nach Ansprüchen 13 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß
man mit Verweilzeiten des Mehrstoffgemisches unter Arbeitsbe
dingungen im Bereich bis etwa 30 Minuten, vorzugsweise im Be
reich von etwa 0,5 bis 10 Minuten und dabei insbesondere im
kontinuierlichen Verfahren und unter dem sich bei der Ver
fahrenstemperatur im System einstellenden Eigendruck arbeitet.
17. Verfahren nach Ansprüchen 13 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß
Mischung und Aufschluß der Polymerkomponenten in beheizten
Extrudern durchgeführt wird, denen die Stärke - vorzugsweise als
Stärkepulver - und die wäßrigen Alkydharzdispersionen, sowie die
gegebenenfalls mitverwendeten weiteren niedermolekularen
Plastifizierungsmittel im Einzugsteil zweckmäßigerweise getrennt
voneinander zugeführt werden, während die homogenisierte und
aufgeschlossene Polymermischung - gewünschtenfalls nach einer
partiellen Abtreibung von Überschußwasser - als Extrudat gewon
nen und bevorzugt unter Inertgas aufgefangen und gelagert wird.
18. Verwendung der polymermodifizierten Werkstoffe nach Ansprüchen 1
bis 11, als thermoplastisches Material zur Herstellung von durch
Luftzutritt zu verfestigenden Formkörpern, zum Beispiel Verpack
ungsmaterialien.
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