DE4203269C2 - Verfahren zur Herstellung von Keramikformkörpern - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von KeramikformkörpernInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstel
lung von Keramikformkörpern, die als Hauptbestandteile Bor
und Stickstoff oder Bor, Stickstoff und Kohlenstoff enthal
ten.
Gemäß dem Stand der Technik werden Keramikformkörper aus Bor
carbidnitrid ("BCN") und Bornitrid bei hohen Temperaturen
zwischen 1800 und 2000°C durch druckloses Sintern, Heißpres
sen oder heißisostatisches Pressen von entsprechenden pulver
förmigen keramischen Ausgangsmaterialien in Gegenwart von
Additiven, die zur Dichteerhöhung des resultierenden Formkör
pers erforderlich sind, hergestellt. In Gmelin, Handbook of
Inorganic Chemistry, Springer Verlag Berlin-Heidelberg-New
York (1981), B. Boron, Supplement Volume 2, S. 239, wird
beispielsweise beschrieben, daß Borcarbidnitrid aus B4C-Pul
ver durch Erhitzen auf 1800 bis 1900°C in einer N2-Atmosphäre
unter Druck oder aus BN + B4C-Gemischen in Gegenwart von
Gummi als Plastifizierer ebenfalls durch Erhitzen unter Druck
hergestellt werden kann.
Diese konventionellen pulvermetallurgischen Herstellungsme
thoden haben jedoch verschiedene Nachteile:
- 1. Es ist schwierig, eine homogene Verteilung der Additive in der Pulvermatrix zu erreichen. Zur Verbesserung der Homogenität müssen komplizierte Mahlprozeduren oder naßchemische Methoden angewandt werden. Dennoch ist das Auftreten von Inhomogenitäten unvermeidbar und kann zu einer Rißbildung aufgrund eines nicht gleichförmigen Schrumpfens des Keramikkörpers während des Sinterprozes ses führen. Keramikwaren, die auf diese Weise herge stellt worden sind, weisen daher oft eine geringe Qualität auf.
- 2. Die hohen Temperaturen, die zur Verdichtung der Keramik pulver angewandt werden müssen, verursachen hohe Ener giekosten.
- 3. Nach dem Sintern erhält man polykristalline Materialien. Daher begrenzt in vielen Fällen die Zusammensetzung einer Korngrenzenphase in großem Ausmaß die mechanischen und physikalischen Eigenschaften des Materials, insbe sondere bei hohen Temperaturen.
Es ist weiterhin bekannt, daß dünne Filme von Borcarbidnitrid
und Bornitrid durch Abscheidung aus der Gasphase aus einem
Gemisch von BCl3, CCl4, N2 und H2 hergestellt werden können.
Auf diese Weise ist es jedoch nicht möglich, Keramikformkör
per herzustellen.
Aus Advanced Materials 3 (1991), 551-552 ist bekannt, daß bei
einem Erhitzen von Pyridin-Boran auf 1050°C schaumartige
Produkte der Zusammensetzung BC4N bzw. BN entstehen können.
Die Herstellung von Keramikkörpern ist jedoch nicht beschrieben.
DE-OS 28 03 658 betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Siliciumcarbidkörpern aus Polycarbosilan, wobei zunächst Orga
nosiliciumverbindungen polymerisiert werden, um ein unlösliches
und unschmelzbares Polycarbosilan zu erhalten, das (nach Mah
len) thermisch zu Siliciumcarbid zersetzt wird. Das entstandene
Siliciumcarbid wird erneut vermahlen, in einen Formkörper
verpreßt und gesintert. Ein von der Verfahrensführung her
einfacherer Prozeß, bei dem direkt das Zwischenprodukt Polycar
bosilan zu Formkörpern verpreßt und anschließend thermisch
zersetzt wird, wird als nachteilig beschrieben, da die resul
tierenden Formkörper Gaseinschlüsse bzw. Gashöhlungen an der
Oberfläche aufweisen und eine nicht zufriedenstellende Biegefe
stigkeit haben.
In US-5,015,607 ist ein Verfahren zur Herstellung von B/N bzw.
B/N/Si Keramikpolymeren offenbart, wobei zunächst ein Keramik-
Vorpolymer aus Halogen-Amin-Boranen und Amin-Verbindungen
gebildet wird, das Vorpolymer gegebenenfalls thermisch behan
delt wird, um den Quervernetzungsgrad zu erhöhen, und anschlie
ßend durch Pyrolyse in Bornitrid überführt wird. Dieses Ver
fahren ist geeignet zur Herstellung von Bornitridfasern, wobei
das Extrudieren vor dem Pyrolyseschritt durchgeführt wird. Die
Herstellung hochfester Keramikformkörper ist jedoch nicht
offenbart.
Es war Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein neues Verfah
ren zur Herstellung dichter und rißfreier Monolithe aus Bor
nitrid und Borcarbidnitrid mit guten Isolier- oder Halblei
tereigenschaften auch bei hohen Temperaturen bereitzustel
len, bei dem die Nachteile des Standes der Technik mindestens
teilweise beseitigt sind.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren
zur Herstellung von Keramikformkörpern, die als Hauptbestand
teile Bor und Stickstoff oder Bor, Stickstoff und Kohlenstoff
enthalten, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man
- a) ein Amin-Boran von aromatischen oder/und nicht-aromati schen N-heterocyclischen Verbindungen durch chemische oder thermische Quervernetzung oder/und Erhitzen unter einer nicht-oxidierenden Atmosphäre in ein unschmelzba res Produkt überführt,
- b) das Produkt aus (a) durch Zerkleinern in ein Pulver überführt und
- c) das Pulver aus (b) oder einen aus dem Pulver herge stellten Preßling bei einer Temperatur von mindestens 700°C unter einer nicht-oxidierenden Atmosphäre erhitzt, wobei ein Keramikkörper gebildet wird.
Es werden Keramikformkörper hergestellt, die als Hauptbe
standteile, d. h. zu mindestens 95%, vorzugsweise mindestens
99%, die Elemente Bor und Stickstoff oder Bor, Stickstoff
und Kohlenstoff enthalten. Die Keramikformkörper können Ver
bundstoffe aus mehreren Phasen enthalten. Vorzugsweise han
delt es sich jedoch um Körper aus einer einheitlichen Phase.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren werden unschmelzbare Polyme
risations- bzw. Zersetzungsprodukte metallorganischer Polyme
re, die B, N und C enthalten, als keramische Vorstufen ver
wendet. Überraschenderweise können auf diese Weise keramische
Formkörper aus Bornitrid oder Borcarbidnitrid (als eine ein
heitliche Phase oder als ein Verbundstoff aus mehreren Pha
sen) hergestellt werden. Das Verhältnis von B : N : C im
resultierenden Keramikformkörper und die Bandlücke des resul
tierenden Keramikmaterials können durch die Auswahl der als
Ausgangsmaterial verwendeten Amin-Borane beeinflußt werden.
Die erfindungsgemäßen Formkörper zeichnen sich durch verbes
serte physikalische und chemische Eigenschaften gegenüber
bekannten BN- bzw. BNC-Formkörpern aus.
Als Ausgangsmaterial werden Borane von aromatischen oder/und
nicht-aromatischen N-heterocyclischen Verbindungen verwendet.
Der Begriff "N-heterocyclische Verbindung" im Sinne der vor
liegenden Erfindung umfaßt organische Verbindungen, die Koh
lenstoff, Wasserstoff und Stickstoff und im wesentlichen kein
Halogen enthalten und die mindestens ein Stickstoffatom als Bestandteil einer
Ringstruktur aufweisen. Die Borane von aliphatischen acyclischen N-Verbin
dungen wie etwa Trimethylamin, Triethylamin, Triisopropylamin
oder Dimethylamin sind hingegen als Ausgangsmaterialien nicht
geeignet.
Beispiele für bevorzugte Ausgangsmaterialien sind etwa Pyri
din-Boran (C5H5N · BH3) oder Piperazin-Boran (C4H10N2 · BH3)
oder auch Lutidin-Borane. Geht man von Pyridin-Boran aus und
arbeitet man bei Schritt (c) des erfindungsgemäßen Verfahrens
unter einer Edelgasatmosphäre, so erhält man einen Keramik
formkörper mit etwa dem stöchiometrischen Verhältnis BNC4.
Bei Verwendung von Piperazin-Boran erhält man in diesem Fall
einen Keramikformkörper mit dem stöchiometrischen Verhältnis
BNC2.
In Schritt (b) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das
unschmelzbare Produkt zerkleinert, vorzugsweise durch Mahlen
in einer Kugelmühle, die ZrO2-Kugeln oder WC-Kugeln enthält.
Das auf diese Weise gebildete Pulver weist vorzugsweise eine
mittlere Teilchengröße von 1 bis 100 µm auf.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann in mehreren Ausführungs
formen durchgeführt werden. Gemäß der ersten und weniger
bevorzugten Ausführungsform wird in Schritt (a) das Amin-
Boran bereits durch ein Erhitzen auf 700 bis 1050°C in ein
Pyrolyseprodukt überführt und in Schritt (c) auf eine Tempe
ratur von 1800 bis 2200°C, vorzugsweise 1900 bis 2100°C er
hitzt. Vorzugsweise wird dabei das in Schritt (b) durch
Mahlen zu einem Pulver zerkleinerte Pyrolyseprodukt in
Schritt (c) des erfindungsgemäßen Verfahrens unter Anwendung
von äußerem Druck (vorzugsweise 20 bis 100 MPa) in einer
Edelgasatmosphäre zu einem von Rissen freien und sehr bestän
digen Werkstoff verpreßt, der entweder die Phasen BNC4 oder
C, BN und B4C enthält.
Gemäß einer weiteren und besonders bevorzugten Ausführungs
form wird das erfindungsgemäße Verfahren derart durchgeführt,
daß man in Schritt (a) das Amin-Boran durch chemische
oder/und thermische Quervernetzung bei einer Temperatur
bis zu 400°C in ein unschmelzbares Polymer überführt. Bei
dieser Methode findet im Gegensatz zur oben genannten Ausfüh
rungsform in Schritt (a) keine nennenswerte Pyrolyse des
Amin-Borans statt. In Schritt (c) wird auf eine Temperatur
von 700 bis 1100°C, vorzugsweise 720 bis 1050°C erhitzt.
Vorzugsweise wird dabei in Schritt (c) zunächst das Pulver
durch Anwendung von Druck zu einem Grünkörper verpreßt und
anschließend der resultierende Grünkörper drucklos erhitzt.
Auf diese Weise wird ein homogener Keramikformkörper erzeugt,
der im wesentlichen aus einer einheitlichen, die Elemente B
und N bzw. B, N und C enthaltenden Phase besteht.
Die chemische oder/und thermische Quervernetzung des Amin-
Borans in Schritt (a) erfolgt vorzugsweise durch Erhitzen auf
100 bis 400°C unter Argon für eine Dauer von 1 bis 3 Stunden.
In diesem Schritt wird eine unschmelzbare polymere Keramik
vorstufe erhalten. Die Polymerisation und Quervernetzung kann
über B-H- und N-H-Gruppen erreicht werden. Im Falle von Pyri
din-Boran wird ein dreidimensionales Netzwerk durch eine
Hydroborierungsreaktion des Pyridinrings aufgebaut.
Nach dem Mahlen wird das auf diese Weise erzeugte, stark
quervernetzte Polymerpulver zu einem Grünkörper verpreßt.
Dies kann beispielsweise durch kaltisostatisches oder uni
axiales Pressen erfolgen. Dabei ist es wichtig, darauf zu
achten, daß der Keramikformkörper nach dem Herstellungsprozeß
eine offene Porosität aufweist.
Die Pyrolyse des resultierenden Grünkörpers erfolgt bei einer
Temperatur von 700 bis 1100°C, vorzugsweise 720 bis 1050°C.
Oberhalb 1800°C wird zunehmend eine Phasenentmischung, d. h.
die Bildung eines BN-, C- und B4C-Phasen enthaltenden Ver
bundstoffs beobachtet. Wird die Herstellung eines derartigen
Verbundstoffes gewünscht, so kann die Pyrolysetemperatur
natürlich auch auf einen Wert bis zu 2200°C erhöht werden.
Das Erhitzen beim Pyrolyseschritt wird vorzugsweise mit einer
Geschwindigkeit von bis zu 10°C pro Minute, besonders bevor
zugt mit einer Geschwindigkeit von 0,5 bis 1°C pro Minute
durchgeführt. Der Zusammenhang zwischen Pyrolysetemperatur
und der Dauer der Pyrolyse ist dadurch gegeben, daß eine
möglichst quantitative Beseitigung von B-H-Bindungen erreicht
werden soll und dies bei einer höheren Temperatur schneller
erfolgt. Im allgemeinen beträgt die Pyrolysedauer 1 bis 3
Stunden.
Bei Durchführung der Pyrolyse unter einer Edelgasatmosphäre
erhält man ein Bornitridcarbid, in dem das stöchiometrische
Verhältnis der Bestandteile B, N und C im wesentlichen durch
die Art des verwendeten Ausgangsmaterials bestimmt wird (sie
he oben). Erfolgt die Pyrolyse hingegen unter einer Atmosphä
re, die Stickstoff (in Form von Ammoniak) enthält, so findet
man in Abhängigkeit des Ammoniakgehalts und der Pyrolysedauer
eine Abnahme des C-Anteils im resultierenden Keramikformkör
per. Führt man beispielsweise die Pyrolyse unter Ammoniak bei
1050°C mit einer zweistündigen Verweildauer bei dieser Tempe
ratur durch, so erhält man einen Keramikformkörper aus Borni
trid mit einem Kohlenstoffgehalt von weniger als 0,75 Gew.-%.
Während der Pyrolyse entwickeln sich gasförmige Reaktionspro
dukte aufgrund einer thermischen Umwandlung der metallorgani
schen Vorstufe in das Keramikmaterial. Der Grünkörper wird in
ein Keramikmaterial überführt, das im Vergleich zu konventio
nell hergestellten Keramikteilen eine hervorragende Abnut
zungsbeständigkeit aufweist. Die dichten Borcarbidnitridpro
ben zeigen Werte der Bruchfestigkeit bis zu 50 MPa, die den
Werten von graphitähnlichen Materialien entsprechen. Es wird
angenommen, daß während der Pyrolyse neue kovalente Bindungen
zwischen den Polymerpulverteilchen erzeugt werden. Im Falle
eines aus Pyridin-Boran erhaltenen Borcarbidnitridkörpers
wurde eine offene Porosität von 20 bis 25% durch Quecksil
berdruckporosimetrie bestimmt. Das Porenvolumen enthält über
wiegend Poren mit einem Radius <400 nm. Porengrößen von mehr
als 900 nm können nicht durch Hg-Druckporosimetrie gefunden
werden. Der Porenradius am Maximum der Porenvolumenverteilung
ist etwa 400 nm. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäß
hergestellten Keramikformkörper ist die geringe Massendichte
von ca. 1230 kg/m3. Unter Berücksichtigung der Festphasen
dichte von 1590 kg/m3 eines pyrolisierten Polymerpulvers wird
die relative Dichte mit 75 bis 80% bestimmt.
Die homogene Verteilung der Elemente B, N und C wird durch
Mikroanalyse bei der SEM (Scanning Elektronen-Mikroskopie)
gezeigt. Durch quantitative Punktanalyse (EELS) wurde gefun
den, daß der erfindungsgemäß hergestellte Keramikformkörper
aus Borcarbidnitrid in einer einheitlichen Phase besteht und
nicht ein Gemisch von BN und Kohlenstoff ist.
Die elektrische Leitfähigkeit des aus Pyridin-Boran herge
stellten Borcarbidnitrids kann z. B. von 16 S/m [1,6 · 10-1 (Ωcm)-1] bis
82 S/m [8,2·10-1 (Ωcm)-1] im Temperaturbereich von Raumtemperatur bis
500°C variieren. Der Logarithmus der Leitfähigkeit zeigt eine
lineare Beziehung zum reziproken Wert der absoluten Tempera
tur, was einer Bandlücke von 0,14 eV entspricht.
Die aus einer einheitlichen Phase bestehenden keramischen
Monolithen können in mehrphasige Verbundstoffe überführt
werden, die BN, C und B4C enthalten, wenn sie einem weiteren
Erhitzen bei 1800 bis 2200°C unter einer inerten Atmosphäre
ausgesetzt werden. Im Vergleich zum Ausgangsmaterial wird
eine weitere lineare Schrumpfung von etwa 10% beobachtet. Es
wird eine Enddichte von 1650 kg/m3 erreicht, was einer rela
tiven Dichte von 91% bezüglich der Festphasendichte von 1820 kg/m3
eines auf dieselbe Weise hergestellten Pulvers ent
spricht. Erhitzen bei 1800 bis 2200°C unter einer N2-Atmos
phäre ergibt einen BN- und C-haltigen Verbundwerkstoff.
Der erfindungsgemäß bei 1050°C erhaltene BNC4-Keramikformkör
per liegt mit seinen halbleitenden Eigenschaften zwischen BN
(Isolator) und Graphit (elektrischer Leiter). Je nach der
verwendeten Stöchiometrie des Borcarbidnitridformkörpers läßt
sich diese Halbleitereigenschaft nach Wunsch einstellen.
Die erfindungsgemäß hergestellten Keramikformkörper, insbe
sondere die einphasigen Keramikformkörper können als hochtem
peraturbeständige Halbleiter oder/und Isolatormaterialien,
z. B. in der Elektronikindustrie, verwendet werden.
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung weiterhin in
Verbindung mit der Zeichnung erläutern. Es zeigt:
Fig. 1 die Temperaturbeständigkeit von BN-, BNC2-, BNC4-
und C-Pulvern an Luft.
3 g Pyridin-Boran wurden unter Argon mit
5°C/Minute auf 120°C erhitzt und bei dieser Temperatur für 3
Stunden gehalten. Das resultierende unschmelzbare, geschäumte
Polymer wurde mit ZrO2-Kugeln in einer Kugelmühle gemahlen
und zu einem zylindrischen Grünkörper kaltisostatisch ver
preßt. Der Grünkörper wurde unter Argon bei 0,5°C/Minute bis
1050°C erhitzt und dort für 2 Stunden bei dieser Temperatur
gehalten. Der Masseverlust war etwa 40 Gew.-%. Der resul
tierende, monolithische, von Rissen freie und widerstandsfä
hige Körper zeigte eine relative Enddichte von 77%, d. h.
eine Massendichte von 1230 kg/m3 bezüglich einer maximalen
Festphasendichte von 1590 kg/m3, wie durch pyknometrische
Messungen bestimmt wurde. Die Mikrostruktur zeigte ein konti
nuierliches Netzwerk von einphasigem, amorphem Borcarbidni
trid mit einer offenen Porosität von 24%, wie durch
Quecksilberdruckporosimetrie bestimmt wurde. Der Monolith
zeigte Halbleitereigenschaften mit einer Bandlücke von 0,14
eV. Von Raumtemperatur bis 500°C variiert die elektrische
Leitfähigkeit von 16 S/m [1,6·10-1 (Ωcm)-1] bis 82 S/m [8,2·10-1 (Ωcm)-1]. Die
Bruchfestigkeit zeigt Werte bis zu 50 MPa, wie durch 3-Punkt-
Biegetests bestimmt wurde.
Eine Pyrolyse des aus Pyridin-Boran erhaltenen Grünkörper
preßlings von Beispiel 1 unter Ammoniak anstelle von Argon
ergibt bei den gleichen Bedingungen wie in Beispiel 1 hell
gelbe Monolithen aus Bornitrid mit einem Kohlenstoffgehalt
von weniger als 0,75 Gew.-%. Der Masseverlust ist etwa 75
Gew.-%.
Eine Pyrolyse eines aus Pyridin-Boran erhaltenen Grünkörpers
gemäß Beispiel 1, aber bei einer Pyrolysetemperatur von 700°C
anstelle von 1050°C ergab einen Keramikformkörper, der in
seinen Eigenschaften dem Formkörper gemäß Beispiel 1 ähnlich
war. Er zeigte jedoch eine etwas höhere Hydrolyseempfindlich
keit.
Gemäß der Prozedur von Beispiel 1 wurde ein Keramikformkörper
der Formel BNC2 aus Piperazin-Boran hergestellt. Das un
schmelzbare Piperazin-Boranpolymer wurde durch 30-minütiges
Tempern bei 400°C hergestellt. Die weitere Arbeitsweise er
folgte entsprechend Beispiel 1.
8,5 g Pyridin-Boran wurden unter Argon bei 5°C/Minute bis auf
1050°C erhitzt und dort für 80 Minuten belassen. Der resul
tierende schwarze Borcarbidnitridrückstand wurde mit WC-Ku
geln gemahlen. Anschließend erfolgte ein Heißpressen des
Pulvers bei 2100°C und einem Druck von 60 MPa für 10 Minuten.
Es wurde ein von Rissen freier und widerstandsfähiger zylin
drischer Keramikformkörper (Durchmesser 3,5 cm, Höhe 0,2 cm)
und einer Porosität von 9,8% erhalten.
Keramische Monolithen, die wie in Beispiel 1 beschrieben
hergestellt worden waren, wurden unter Argon auf 2200°C er
hitzt und dort für 2 Stunden belassen. Elektronenspektrosko
pie- und Röntgendiffraktionsmessungen zeigten an, daß eine
Phasentrennung des einphasigen Borcarbidnitrids in die ther
modynamisch stabilen Phasen C, BN und B4C stattgefunden hat
te. Die resultierenden monolithischen, von Rissen freien und
widerstandsfähigen Formkörper zeigen eine lineare Schrumpfung
von etwa 10% und eine relative Enddichte von 91%, d. h. eine
Massendichte von 1650 kg/m3 unter Annahme einer theoretischen
Dichte von 1820 kg/m3, wie durch pyknometrische Messungen
bestimmt wurde.
Es wurde der Beginn der Oxidation von BN-, BNC2-, BNC4- und
C-Pulvern an Luft in Abhängigkeit von der Temperatur gemes
sen. Diese Temperatur, mit der der Beginn der Sauerstoffauf
nahme stattfindet, stellt die Beständigkeitsgrenze eines
Keramikformkörpers dar.
Der Beginn der Sauerstoffabnahme entspricht einer Gewichtsab
nahme bei der thermogravimetrischen Analyse (TGA). Das BN-
Pulver wurde durch Pyrolyse von Borazan, das BNC4-Pulver
durch Pyrolyse von Pyridin-Boran und das BNC2-Pulver durch
Pyrolyse von Piperazin-Boran hergestellt.
Fig. 1 zeigt, daß eine direkte Korrelation der Beständigkeit
mit dem Kohlenstoffgehalt besteht. Die Zersetzungstemperatur
liegt um so niedriger, je höher der Kohlenstoffgehalt ist.
Claims (14)
1. Verfahren zur Herstellung von Keramikformkörpern, die
als Hauptbestandteile Bor und Stickstoff oder Bor,
Stickstoff und Kohlenstoff enthalten,
dadurch gekennzeichnet,
daß man
- a) ein Amin-Boran von aromatischen oder/und nicht- aromatischen N-heterocyclischen Verbindungen durch chemische oder thermische Quervernetzung oder/und Erhitzen unter einer nicht oxidierenden Atmosphäre in ein unschmelzbares Produkt überführt,
- b) das Produkt aus (a) durch Zerkleinern in ein Pulver überführt und
- c) das Pulver aus (b) oder einen aus dem Pulver herge stellten Preßling bei einer Temperatur von minde stens 700°C unter einer nicht-oxidierenden Atmosphäre erhitzt, wobei ein Keramikkörper gebil det wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Ausgangsmaterial Pyridin-Boran, Piperazin-
Boran oder ein Lutidin-Boran verwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Zerkleinern in Schritt (b) durch Mahlen auf
eine Größe von 1 bis 100 µm durchführt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in Schritt (a) das Amin-Boran durch Erhitzen auf
700 bis 1050°C in ein keramisches Produkt überführt und
in Schritt (c) auf eine Temperatur von 1800 bis 2200°C
erhitzt.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in Schritt (c) das Pulver unter Anwendung von
äußerem Druck erhitzt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in Schritt (a) das Amin-Boran durch chemische
oder/und thermische Quervernetzung bei einer Temperatur
bis zu 400°C in ein unschmelzbares Polymer überführt und
in Schritt (c) auf eine Temperatur von 700 bis 1100°C
erhitzt.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in Schritt (c) zunächst das Pulver durch Anwen
dung von Druck zu einem Grünkörper verpreßt und an
schließend den resultierenden Grünkörper drucklos
erhitzt.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in Schritt (c) den Grünkörper auf 720 bis 1050°C
erhitzt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Erhitzen in Schritt (c) mit einer Geschwin
digkeit von bis zu 10°C pro Minute durchführt.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Erhitzen mit einer Geschwindigkeit von 0,5
bis 1°C pro Minute durchführt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in Schritt (c) das Erhitzen unter einer edelgas
haltigen Atmosphäre durchführt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in Schritt (c) das Erhitzen in einer Ammoniak
oder Stickstoff enthaltenden Atmosphäre durchführt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß man den Keramikformkörper einem weiteren Erhitzen
bei 1800 bis 2200°C unter einer inerten Atmosphäre un
terzieht.
14. Verwendung eines nach einem der Ansprüche 1 bis 13 her
gestellten Keramikformkörpers als hochtemperaturbestän
diges Halbleiter- oder/und Isolatormaterial.
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