DE4141861A1 - Flammwidrige polyamide - Google Patents
Flammwidrige polyamideInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft flammwidrige Poly
amide und insbesondere solche Polyamide, bei denen die
Polyamide Copolyamide von Polyamid 66 sind.
Die Verwendung von Melamin und Melamin-Derivaten wie
Melamincyanurat als flammhemmende Mittel für Polyamide
ist seit vielen Jahren bekannt (US-Patent 36 60 344 und
US-Patent Re 30 402). Im Fall des Polyamid 66, das
speziell wegen seiner besseren Eigenschaften der thermi
schen Alterung, im Vergleich zu denjenigen des Poly
amid 6, verwendet wird, ist dies mit Melamin nicht
erreicht worden, da dessen Flüchtigkeit eine große Menge
weißer Melamin-Abscheidungen in der Preßform erzeugt.
Außerdem wurde bereits früher ein Ausblühen von Melamin
aus Formteilen unter verschiedenen simulierten Anwen
dungsbedingungen als Grund dafür angegeben (US-Patent
45 25 505), daß diese Arbeitsweise nicht technisch
praktiziert wird. Die Flüchtigkeit des Melamins und
seine Neigung zum Sublimieren bei typischen Verformungs-
Temperaturen von Polyamid 66 (270°C bis 290°C) haben
allgemein Melamin enthaltende Polyamid 66-Zusammen
setzungen unter technisch-wirtschaftlichen Gesicht
punkten unattraktiv gemacht. Die Alternative zu Melamin
ist die Verwendung von Melamin-Derivaten oder von dessen
Kondensationsprodukten wie Melamincyanurat; obwohl hier
durch sich Lösungen für die Probleme des Melamin-Aus
blühens angeboten haben, hat sich jedoch erwiesen, das
es schwierig ist, sie auf typische großtechnische Ver
fahren zu übertragen, ohne daß gewisse Einbußen der
Steuerung der Entflammbarkeit auftreten.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, eine unverstärk
te, mit Melamin flammhemmend gemachte Polyamid-Formmasse
bereitzustellen, die gleichbleibend die Kriterien
UL94 V-0 bei all den angegebenen Dicken gemäß den
Standards erfüllt, die auf der Grundlage statistischer
Repräsentation für die technische Annehmbarkeit be
schrieben sind, während gleichzeitig ein etwaiges Aus
blühen des Melamins während des Vorgangs des Formens
oder eine Minderung der Eigenschaften der thermischen
Beständigkeit des Polyamids minimiert wird.
Gemäß der vorliegenden Erfindung wird eine flammwidrige
Polyamid-Zusammensetzung bereitgestellt, die
- (a) ein Polyamid mit einem Schmelzpunkt unterhalb von etwa 250°C und
- (b) 10 bis 20 Gew.-% Melamin, bezogen auf das Gewicht der Zusammensetzung,
umfaßt.
Weiterhin bereitgestellt wird eine gefüllte Polyamid-
Zusammensetzung, in der 20 bis 50 Gew.-% eines Füll
stoffs zu der vorbezeichneten Zusammensetzung hinzuge
fügt worden sind.
Außerdem wird ein geformter Gegenstand verfügbar ge
macht, der aus den oben genannten ungefüllten oder
gefüllten Polyamid-Zusammensetzungen gebildet ist.
Die Aufgabe der Erfindung wird dadurch gelöst, daß
- 1) ein Polyamid mit einem Schmelzpunkt von etwa 250°C oder darunter eingesetzt wird, insbesondere dadurch, daß der Schmelzpunkt von Polyamid 66 (Schmp. = etwa 260°C) durch Copolymerisieren des selben mit einem anderen, mit ihm copolymerisier baren Monomer erniedrigt wird, wodurch ein Copoly mer mit einem Schmelzpunkt unterhalb von etwa 250°C, vorzugsweise unterhalb von etwa 245°C und am meisten bevorzugt innerhalb eines Bereichs von etwa 230°C bis 245°C, verfügbar gemacht wird, und
- 2) eine Konzentration von Melamin in dem Copolymer im Bereich von 10 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise im Bereich von 12 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Zusammensetzung, verwendet wird.
Zusätzliche Vorteile in bezug auf die Langzeit-Alterung
ergeben sich durch den Zusatz kleiner Mengen eines
Hitze-Stabilisators, vorzugsweise von Kupferiodid.
Andere Additive, die dem Fachmann auf dem Gebiet der
Verarbeitung und Verformung von Polyamiden wohlbekannt
sind, können gewünschtenfalls verwendet werden.
In der vorliegenden Erfindung einsetzbare Polyamide sind
in der Technik wohlbekannt und schließen diejenigen
semi-kristallinen und amorphen Polymeren mit einem
Molekulargewicht von wenigstens 5000 ein, die gewöhn
lich als Nylon-Arten bezeichnet werden. Zu geeigneten
Polyamiden zählen diejenigen, die in den US-Patenten
20 71 250, 20 71 251, 21 30 523, 21 30 948, 22 41 322,
23 12 966, 25 12 606 und 33 93 210 beschrieben sind. Der
wichtige Parameter für die vorliegende Erfindung ist
der, daß das verwendete Polyamid einen Schmelzpunkt hat,
wie er oben angegeben ist. Das Polyamid kann durch
Kondensation äquimolarer Mengen einer gesättigten
Dicarbonsäure mit 4 bis 12 Kohlenstoff-Atomen mit einem
Diamin hergestellt werden, das 4 bis 14 Kohlenstoff-
Atome enthält. Ein Überschuß an Diamin kann eingesetzt
werden, um einen Überschuß an Amin-Endgruppen gegenüber
Carboxy-Endgruppen in dem Polyamid bereitzustellen.
Zu Beispielen für Polyamide zählen Copolymere aus Poly
hexamethylenadipinamid (Nylon 66), die unterhalb von
250°C schmelzen, Polyhexamethylenazelainamid
(Nylon 69), Polyhexamethylensebacinamid (Nylon 610) und
Polyhexamethylendodecanamid (Nylon 612), wobei das Poly
amid durch Ringöffnung von Lactamen hergestellt wird,
d. h. von Polycaprolactam, Polylaurolactam, Poly-11-
aminoundecansäurelactam und Bis(p-aminocyclohexyl)
methandodecanamid. Es ist auch möglich, in der vor
liegenden Erfindung Polyamide zu verwenden, die durch
Copolymerisation von zwei der vorstehenden Polymeren
oder durch Terpolymerisation der obigen Polymeren oder
ihrer Komponenten hergestellt wurden, z. B., beispiels
weise ein Adipinsäure-Isophthalsäure-Hexamethylendiamin-
Copolymer. Vorzugsweise sind die Polymere linear und
haben einen Schmelzpunkt, der oberhalb von 200°C,
jedoch unterhalb von 250°C, liegt. Speziell kann ein
modifiziertes PA 66 (insbesondere ein 66/6-Copolymer),
PA 6, PA 610, PA 612, PA 11, PA 12, PA 1212, PA 6/66
etc. eingesetzt werden. Besonders bevorzugt wegen seiner
hochwertigen physikalischen Eigenschaften ist ein 66-
Polymer, dessen Schmelzpunkt durch Copolymerisation mit
einem anderen Monomer wie Caprolactam erniedrigt ist.
Es gibt keine speziellen Einschränkungen hinsichtlich
des Molekulargewichts der Polyamide. Bevorzugt werden
Polyamide mit einer relativen Viskosität (RV) nach ASTM
D 789 von 20 bis 70, vorzugsweise von 40 bis 60.
Die flammwidrigen Polyamid-Zusammensetzungen können
ebenfalls herkömmliche Additive, Füllstoffe und Ver
stärkungsmittel wie Gleitmittel, Formentrennmittel,
Stabilisatoren, Farbstoffe, Pigmente, Farbkonzentrate,
Fließmittel, Glas- und organische Fasern, Kreide, Quarz
und mineralische Füllstoffe wie Magnesiumhydroxid ent
halten. Füllstoffe und Verstärkungsmittel werden in
Konzentrationen von 20 bis 50 Gew.-%, bezogen auf das
Gewicht der Zusammensetzung, eingesetzt.
Die Zusammensetzungen der Erfindung werden dadurch
hergestellt, daß Melamin, das Polyamid-Copolymer und
alle etwaigen anderen verwendeten Additive in einer
Extruder-Schnecken-Kombination, die speziell für das
Kompoundieren von Pulvern zu thermoplastischen Harzen
vorgesehen ist, gründlich miteinander vermischt werden.
Das resultierende Extrudat wird abgekühlt, pelletisiert
und getrocknet, bevor die erhaltene Zusammensetzung zu
Formteilen formgepreßt wird.
Man hat bereits früher gefunden, daß Melamin enthaltende
Polyamide nicht bei allen Dicken der Prüf-Probekörper
die Prüfung gemäß UL94, Klassifizierung V-0, bestehen,
insbesondere, wenn die Produktion vom kleinen Laborato
riumsmaßstab auf eine größere technische Anlage über
tragen wird (zum Teil infolge von Schwierigkeiten bei
der Steuerung der Temperatur und der Dispergierung des
flammhemmenden Mittels in dem Harz); sie versagen in der
Weise, daß sie flammende Tropfen bilden, die die Watte
entzünden, die während des Tests unmittelbar unter dem
Prüf-Probekörper plaziert ist; das gilt insbesondere für
die 1,6 mm dicken Probekörper. Als Folge davon erhalten
diese Zusammensetzungen eine Klassifizierung V-2. über
raschenderweise bestehen die Polyamide der vorliegenden
Erfindung die Klassifizierung V-0 mit statistisch signi
fikanter Regelmäßigkeit und damit mit technischer
Zuverlässigkeit. Zusätzlich werden bei der Alterung bei
erhöhten Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit keine
Anzeichen des zuvor mitgeteilten Ausblühens bei Form
teilen beobachtet.
In den nachfolgenden Beispielen wurden 100 Test-Stäbe
(50 bei jeder in dem UL94-Test beschriebenen Bedingung)
geprüft, um einen prozentualen Anteil derjenigen Proben
an der Gesamt-Menge zu ermitteln, die aufgrund des Ent
zündens der Watte versagen. Dieser Prozentsatz an
Versagern kann dann aufgrund der Erfahrungen mit dem
Fertigungsverfahren und der Variabilität der Test-
Methode selbst mit der Fähigkeit korreliert werden,
zuverlässig technische flammwidrige Harze herzustellen,
die gleichbleibend den UL94-Test mit der Bewertung V-0
bestehen.
Die Erfindung wird weiterhin durch die folgenden Bei
spiele erläutert, in denen die Angaben von Teilen und
Prozentsätzen auf das Gewicht bezogen sind, sofern nichts
anderes angegeben ist.
Ein Polyamid 66/6-Copolymer wurde durch Polymerisieren
von Hexamethylendiamin, Adipinsäure und Caprolactam her
gestellt, wodurch ein Copolymer erhalten wurde, das 85%
Polyamid 66 und 15% Polyamid 6 enthielt, einen
Schmelzpunkt von etwa 235°C aufwies und eine relative
Viskosität nach ASTN D 789 von etwa 45 bis 55 hatte.
Verschiedene Mengen Melamin und Melamincyanurat (als
Kontrolle) wurden mit dem Copolymer mittels eines
gleichsinnig rotierenden Doppelschnecken-Extruders mit
einer Düsen-Temperatur von 250°C vermischt. Etwa 1%
andere Additive wie Wachse und Hitze-Stabilisatoren
(darunter 0,05% Kupferiodid) wurden ebenfalls in jede
Zusammensetzung eingemischt. Als Kontrolle wurde ein
im Handel erhältliches flammwidriges (FR) Nylon eben
falls untersucht; dieses Harz enthielt 72% Polyamid
66, 17% Polyamid 6, 10% Melamincyanurat und 1%
andere, untergeordnete Additive. Die Extrusion dieser
Kontrollmasse erfolgte bei etwa 270°C.
Test-Stäbe wurden bei 240°C formgepreßt, wodurch Stäbe
von 127 mm×12,7 mm×1,6 mm (oder 0,8 mm) erhalten
wurden. Die physikalischen Eigenschaften wurden gemäß
ASTM D 638, D 790, D 256, D 789 und UL94 geprüft. Die
Ergebnisse sind in Tabelle I zusammengestellt.
Wie zu erkennen ist, ist Melamin bei gleicher Beladung
ebenso wirksam wie Melamincyanurat; bei diesen Werten
ergibt Melamin jedoch gleichbleibende V-0 -Bewertungen.
Test-Stäbe wurden 8 Wochen in einem bei 120°C und einer
relativen Luftfeuchtigkeit von 50 bis 100% gehaltenen
Ofen gealtert. Während dieses Zeitraums traten keine
Anzeichen von Ausblühen des Melamins an der Oberfläche
auf.
Eine gefüllte Polyamid-Copolymer-Zusammensetzung wurde
unter Verwendung des Copolymers der Beispiele 1-3 her
gestellt. Die in diesen Beispielen angegebenen Arbeits
gänge wurden mit einer Zusammensetzung wiederholt, die
20% Melamin, 45% Magnesiumhydroxid als mineralischen
Füllstoff, 3% eines schwarzen Farbkonzentrats und 0,5%
Aluminiumdistearat als Gleitmittel enthielt.
Test-Stäbe wurden entsprechend der Beschreibung in d en
Beispielen 1 bis 3 geformt und bestanden den UL94-Test
bei 1,6 mm mit der Klassifizierung V-0.
Claims (9)
1. Flammwidrige Polyamid-Zusammensetzung, umfassend
- (a) ein Polyamid mit einem Schmelzpunkt unterhalb von etwa 250°C und
- (b) 10 bis 20 Gew.-% Melamin, bezogen auf das Gewicht der Zusammensetzung
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Polyamid ein Copolymer aus Polyamid 66 und
Polyamid 6 ist.
3. Zusammensetzung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Polyamid 6 in einer solchen Menge anwesend ist,
daß ein Copolymer mit einem Schmelzpunkt im Bereich von
230°C bis 245°C verfügbar gemacht wird.
4. Zusammensetzung nach irgendeinem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Melamin-Konzentration im
Bereich von 12 bis 20 Gew.-% liegt.
5. Zusammensetzung nach irgendeinem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Hitze-Stabilisator in
der Zusammensetzung enthalten ist.
6. Zusammensetzung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Hitze-Stabilisator Kupferiodid ist.
7. Zusammensetzung nach irgendeinem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß 20 bis 50 Gew.-% eines
Füllstoffs, bezogen auf das Gewicht der Zusammensetzung,
in der Zusammensetzung enthalten sind.
8. Zusammensetzung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der Füllstoff ein mineralischer Füllstoff ist.
9. Zusammensetzung nach irgendeinem der Ansprüche 1 bis 8
in der Form eines geformten Gegenstandes.
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