Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäß dem
Oberbegriff des Hauptanspruches. Ein derartiges Verfahren
ist aus der DE-PS 36 38 922 bekannt. Anwendungsgebiete
solcher Verfahren sind insbesondere der digitale Hörrund
funk und andere digitale Tonübertragungssysteme. Jedoch
auch bei anderen Übertragungs- bzw. Modulationsarten mit
ähnlichen Bedingungen sind Anwendungen mit entsprechenden
Anpassungen möglich.
Bekannte Verfahren zur Fehlerkorrektur und/oder Verschleie
rung bei störbehafteter, insbesondere digitaler Übertragung
verlieren schnell ihre Wirksamkeit, wenn wegen zu häufiger
oder zu lang andauernder Störungen die Fehler nicht mehr
behebbar sind (vgl. Rundfunktechnische Mitteilungen, Jg. 28
(1984) H. 1, S. 23 bis 27).
Das aus der DE-PS 36 38 922 bekannte Verfahren verschleiert
Fehlerzustände durch Einfügung einer beträchtlichen
Verzögerungszeit in einem von zwei Übertragungswegen, die
auf der Empfangsseite wieder ausgeglichen wird, wobei im
Falle nicht korrigierbarer Störungen ein gestörter Signal
abschnitt, z. B. des linken Signals, durch einen
zeitgleichen ungestörten Signalabschnitt aus dem voreilen
den bzw. verzögerten anderen Kanal des stereofonen Gesamt
signals ersetzt wird.
Dieses Verfahren verhindert zwar bei einer entsprechenden
Störung eine unerwünschte Stummschaltung des gesamten Über
tragungssystems, setzt jedoch einen hohen Korrelationsgrad
bei den übertragenen Stereosignalen voraus, da im Störungs
fall ein Links-Signal durch ein Rechts-Signal und umgekehrt
ersetzt wird, so daß für die Dauer des Ersatzes
(Concealment) die Information des jeweils anderen Kanals
verloren geht.
Diese Voraussetzung trifft jedoch nur auf einen kleineren
Teil üblicher Rundfunkprogramme zu (vorwiegend für
sinfonische Musik und aktuelle Wortsendungen). Für einen
größeren Anteil des Programmaterials (Pop-Musik) gilt sie
nicht, so daß hier nicht nur die Richtungsinformation,
sondern auch Basisinformation verlorengehen und deshalb mit
deutlichen Qualitätsverlusten im Störungsfall gerechnet
werden muß.
Außerdem entstehen mit abnehmendem Korrelationsgrad der
Signale auch Probleme an den Übergangsstellen der einzuset
zenden Signalteile aus dem jeweils anderen Kanal.
Die genannten Nachteile treffen auch für die Anwendung in
Übertragungssystemen mit mehr als zwei Tonkanälen zu, da
hier ein noch größerer Teil der Informationen verlorengeht.
Allgemein bekannt ist die Einfügung einer Phasendifferenz
von 90° zwischen den Stereosignalen Links und Rechts zur
Erzielung eines pegelmäßig ausgewogenen kompatiblen Summen
signals. Ebenfalls bekannt sind analoge Übertragungsverfah
ren zur hochfrequenten Übertragung der zweikanaligen Rund
funkstereofonie (z. B. das sog. Pilottonverfahren), bei
denen zum Zwecke der Erzielung der Mono-Kompatiblität im
Basisband das Summensignal M = A + B und über einen zusätz
lichen Hilfsträger das Differenzsignal S = A - B übertragen
werden.
Diese Verfahren weisen jedoch keinerlei fehlerkorrigierende
Eigenschaften auf. Auch sind bei ihrer Anwendung störungs
mindernde Auswirkungen nicht bekanntgeworden.
Die Aufgabe der Erfindung besteht demgegenüber darin, eine
Verbesserung der Störbefreiung gegenüber dem Verfahren der
eingangs erwähnten Art unabhängig von der Programmart zu
erzielen und dabei die Probleme an den Übergangsstellen von
einzufügenden Signalteilen zu vermeiden. Dabei sollten auch
Anwendungsmöglichkeiten für mehr als zwei Übertra
gungskanäle berücksichtigt werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnen
den Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben
sich aus den Unteransprüchen.
Die Phasendifferenz sollte vorteilhaft mit annähernd 90°
gewählt werden.
Einfache Empfangseinrichtungen können auch ohne empfangs
seitigen Ausgleich der Phasenverschiebung ausgeführt sein.
Ein einkanaliger Empfänger gibt nur eines der übertragenen
matrizierten Signale als vollwertiges kompatibles
Monosignal wieder.
Die Erfindung findet Anwendung bei der vorzugsweise
digitalen Übertragung von mehrkanaligen, einander zugeord
neten Tonsignalen für Rundfunk und Fernsehprogramme, insbe
sondere im Digitalen Hörrundfunk (DAB), für Zweikanal
stereofonie aller Aufnahmesysteme sowie für die mehrkana
lige Tonübertragung für großformatige bzw. hochauflösende
Fernsehsysteme und andere.
Die Vorteile der erfindungsgemäßen Lösung gegenüber dem
Stand der Technik bestehen darin, daß aufgrund der speziel
len Signalbehandlung (Phasenverschiebung und Matrizierung)
in jedem der übertragenen Kombinationssignale alle wesent
lichen Komponenten der Eingangssignale enthalten sind, so
daß im Störungsfall das "Ersatzsignal" keine grundlegenden
Informationsdefekte aufweist. Dabei wird bei Ausblendung
des gestörten Kanals das jeweils verbleibende Signal
kontinuierlich weiter übertragen, so daß Ein- und Ausblend
vorgänge für weitere Signale und die dabei entstehenden
Störeinflüsse entfallen.
Weiterhin tritt im Störungsfall zwar ein Lokalisationsver
lust bei der Wiedergabe ein, die Abbildung des Ersatz
signals erfolgt jedoch nicht als exaktes Mittensignal,
sondern aufgrund des in diesem Fall verbleibenden Phasen
versatzes als diffuse Abbildung, ohne Erzeugung eines
"falschen" Richtungseindruckes.
Weitere Vorteile ergeben sich für abgerüstete Varianten der
Empfangseinrichtung.
Vorteilhaft ist außerdem auch die uneingeschränkte Anwend
barkeit des Verfahrens für Tonsysteme mit mehr als zwei
Übertragungskanälen.
Das Verfahren ist gleichermaßen auch bei analoger oder
gemischt analog/digitaler Übertragung anwendbar.
Die Erfindung und ihre Wirkungsweise wird anhand einer
Figur an einem Anwendungsbeispiel für ein zweikanaliges
Übertragungssystem näher erklärt, wie es für den digitalen
Hörrundfunk geeignet ist.
Den beiden von der Stereosignalquelle 1 gelieferten
Quellensignalen A (linkes Stereo-Signal) und B (rechtes
Stereo-Signal) wird zunächst eine im gesamten NF-
Frequenzbereich konstante Phasendifferenz aufgeprägt. Die
erforderlichen Breitband-Phasendrehglieder 2 können, wie
dargestellt, in bekannter Weise so in beide Übertragungs
wege eingeschaltet sein, daß sich als resultierender
Phasenfrequenzgang eine frequenzunabhängige Phasendifferenz
zwischen beiden Wegen ergibt. Es ist aber auch möglich,
jeweils nur eines der beiden Signale A bzw. B in der Phase
zu beeinflussen.
Anschließend werden aus den beiden phasenverschobenen
Signalen AQ, BQ in einem Matrizierer 3 die linearen
Kombinationen
Q1 = AQ + BQ und
Q2 = AQ - BQ
gebildet. Diese beiden Verfahrensschritte werden
nachfolgend als Quadratur-Matrizierung bezeichnet. Die
beiden Signale Q1 und Q2 enthalten aufgrund der voran
gegangenen Behandlung weitgehend pegelgleiche Anteile der
Quellsignale A und B, unabhängig von der zufälligen Pegel
verteilung dieser Signale, wie sie bei natürlichem Stereo-
Programmaterial vorherrscht. Sie sind deshalb optimal für
einen gegenseitigen Ersatz zur Verdeckung von zeitweiligen
Übertragungsfehlern geeignet.
Um dies zu ermöglichen, wird in bekannter Art mittels eines
sendeseitigen Verzögerungsgliedes 4 eines der beiden
Signale vor der Aussendung um eine beträchtliche Zeit
verzögert, die mindestens so lang sein muß, wie die
Störzeit, die von dem Verfahren noch ohne vollständige
Unterbrechung der Übertragung (etwa in der Größenordnung
bis zu 1 s) überdeckt werden soll.
Die beiden zeitlich versetzten Signale Q1 und Q2 werden in
das eigentliche Übertragungssystem 5 eingespeist, z. B. in
ein Kanalpaar eines digitalen Hörrundfunksystems, das in
bekannter Weise störbehaftet ist.
Auf der Empfangsseite wird zunächst die senderseitig
erzeugte Verzögerung des Signals Q2 mit einem empfangssei
tigen Verzögerungsglied 6 für das Signal Q1 mit genau der
gleichen Zeitdauer wieder ausgeglichen, so daß beide
Signale wieder zeitsynchron an der Fehlererkennung 7
liegen.
Bei ungestörter Übertragung werden Fehlererkennung 7 und
Muting 8 ohne Signalbeeinflussung passiert. Der
Dematrizierer 9 bildet wiederum lineare Kombinationen
Q1 + Q2 = AQ
Q1 - Q2 = BQ
und die eingangsseitig aufgeprägte Phasendifferenz kann
durch inverse Phasenschieber 10 wieder aufgehoben werden.
Damit stehen am Ausgang die beiden Stereosignale A und B in
unveränderter Form der Quellensignale A bzw. B zur
Verfügung.
Im Falle einer Störung innerhalb des Übertragungssystems 5
erkennt eine Fehlererkennung 7 das jeweils gestörte Signal
Q1 bzw. Q2.
Die Behebung bzw. Verdeckung der Störung erfolgt in außer
ordentlich einfacher Weise dadurch, daß das gestörte Signal
für die Dauer der Störung mittels Muting 8 ausgeblendet
wird, so daß dem nachfolgenden Matrizierer 9 in diesem Fall
nur das ungestörte Signal unbeeinflußt zugeführt wird,
dessen Komponenten nach der Dematrizierung dann auf beiden
Ausgangsleitungen erscheinen und zwar mit der durch den
Phasenschieber 10 aufgeprägten Phasendifferenz. Dadurch
werden alle ggf. in den Quellensignalen enthaltenen Signal
komponenten inhaltlich vollständig, jedoch mit einem
diffusen Lokalisierungseindruck wiedergegeben.
Für den normalerweise auszuschließenden Fall, daß die Stör
zeit länger ist als die eingestellte Verzögerungszeit der
Verzögerungsglieder 4 bzw. 6, kann die Übertragung durch
gleichzeitiges Ausblenden (Muting) 8 beider Signale unter
brochen werden bis zum Eintreffen ungestörter Signale.
Eine besonders günstige Pegelverteilung der Komponenten Q1,
Q2 der Eingangssignale des Übertragungssystems 5 erhält
man, wenn ein Phasenversatz zwischen den Eingangssignalen
A, B von etwa 90° erzeugt wird.
In digitalen Übertragungssystemen mit Teilband-
Filterbänken, wie sie z. B. in bekannten Systemen zur
Bitraten-Reduktion verwendet werden und auch zur Anwendung
im digitalen Hörrundfunksystem vorgesehen sind, kann der
erforderliche Phasenversatz mit sehr einfachen Mitteln
dadurch realisiert werden, daß jedem Teilbandsignal eine
(im Verhältnis zur beträchtlichen Verzögerungszeit T sehr
kleine) Zeitverzögerung aufgeprägt wird, die sich im
Vergleich zum anderen nicht verzögerten Signal als Phasen
verschiebung auswirkt. Günstig hierfür sind möglichst
schmale Teilbandbereiche.
Das Verfahren mittels Quadratur-Matrizierung kann sinngemäß
auch für den Fehlerschutz von Übertragungssystemen mit mehr
als zwei Tonkanälen (Multichannel Sound) angewendet werden.
Hierzu sollte zunächst eine Aufteilung der benutzten Kanäle
in Gruppen mit Tonsignalen vergleichbaren Inhalts erfolgen,
also z. B. in eine Gruppe von Kanälen zur Übertragung von
Direktsignalen (Frontkanäle), eine Gruppe von Surround-
Kanälen usw.
Anschließend kann jede dieser Gruppen, die jeweils zwei
oder mehr Kanäle umfassen kann, sinngemäß dem Bearbeitungs
algorithmus der Quadratur-Matrizierung unterzogen werden.
Der Concealment-Schutz bezieht sich dann immer auf alle
Signale einer solchen Gruppe, unabhängig von denen in evtl.
bestehenden weiteren Gruppen. Das Ziel dieser Unterteilung
besteht darin, die Vermaschung der Signale nicht unnötig
hoch zu treiben, sowie im Störungsfall die betreffende
Concealment-Maßnahme auf Signale vergleichbaren Inhalts zu
begrenzen.
Das Prinzip soll am Beispiel eines 3/2 Tonsystems für die
HDTV-Übertragung erläutert werden.
Hier sind die verwendeten 5 Tonkanäle definitionsgemäß in
die zwei Gruppen
Frontkanäle: L, C, R
Surroundkanäle: SL, SR
unterteilt.
Das Signalpaar der Surroundkanäle kann nach dem gleichen
Schema behandelt werden, wie oben für zweikanalige Stereo-
Signale beschrieben.
Die Gruppe der drei Frontsignale wird unabhängig davon
einer ähnlichen Prozedur unterzogen: Zunächst werden zweck
mäßigerweise zwei der drei Signale (z. B. L und R) gegenüber
dem dritten Signal (C) um 90° phasenversetzt.
Daraufhin werden in einem dreikanaligen Matrizierer
lineare Kombinationen der so vorbehandelten Signale
gebildet, also z. B.
Q1 = AQ + BQ + C
Q2 = AQ + BQ - C
Q3 = AQ - BQ + C.
Von diesen quadraturmatrizierten Signalen werden zwei um
die bekannte Zeit verzögert (z. B. Q2, Q3), das dritte
Signal (Q1) wird unverzögert übertragen.
Bei ungestörtem Empfang werden alle genannten Manipula
tionen im Empfänger wieder rückgängig gemacht, so daß an
jedem Ausgangskanal das entsprechende Signal in seiner
ursprünglichen Gestalt zur Verfügung steht.
Im Störungsfall werden die jeweils gestörten Kanäle
gemutet, so daß nur für die Frontkanäle sowie für die
Surroundkanäle jeweils ungestörte Signalkombinationen
übrigbleiben, die nach der Dematrizierung auf den
entsprechenden Ausgangskanälen erscheinen, versehen mit den
verbleibenden Phasenversätzen, welche eine eindeutige (in
diesem Fall aber unsinnige) Lokalisation verhindern.