DE4130837A1 - Verwendung von geschaeumtem polystyrol zum entfernen von loesungsmitteln mittlerer polaritaet und gasdurchgaengige behaelter dafuer - Google Patents
Verwendung von geschaeumtem polystyrol zum entfernen von loesungsmitteln mittlerer polaritaet und gasdurchgaengige behaelter dafuerInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von geschäumten Polystyrol (Styro
por) als Absorptionsmittel für gasförmige organische Stoffe mittlerer
Polarität, insbesondere für Lösungsmittel und mit Styropor gefüllte
gasdurchgängige Behälter.
Unter Trocknung versteht man im engeren Sinne die Entfernung von Wasser
aus einem Stoff (Feststoff, Flüssigkeit oder Gas). Für diesen Vorgang sind
Verfahren bekannt, mit denen der Wasserdampfdruck herabgesetzt wird, wie
die Tieftemperatursublimation (Gefriertrocknung) oder die Verwendung -von
Trockenmitteln. Für letzteres Verfahren stehen der Technik und dem Labor
eine ganze Reihe, von zum Teil sehr wirksamen, Trockenmitteln zur
Verfügung.
Unter Trocknung im erweiterten Sinne versteht man im Labor auch die Ent
fernung (Beseitigung) von Lösungsmitteln aus Feststoffen.
Zur Entfernung von polaren Lösungsmitteln, wie Alkohol, kann man mit
Erfolg Calciumchlorid und für die Entfernung von Ethern und flüchtigen
Aminen konzentrierte Schwefelsäure verwenden. Flüchtige Paraffinkohlen
wasserstoffe können mit geschnitzeltem langkettigem oder verzweigtkettigem
festem Paraffin entfernt werden. Für flüchtige Säuren setzt man feste
basische Stoffe wie Kaliumhydroxid oder Natriumhydroxid zur Trocknung ein.
Neben diesen genannten Trockenmitteln mit sehr hohem Fassungsvermögen
(Kapazität) verwendet man in Technik und Labor auch poröse Festkörper mit
sehr großer innerer Oberfläche, wie Aktivkohle, Kieselgel oder Silikate,
oder neuerdings auch offenporige makromolekulare Kunststoffe.
Die letztgenannte Gruppe von Trockenmitteln (Lösungsmittelentfernern) hat
gegenüber den erstgenannten den Nachteil, daß das Lösungsmittelfassungs
vermögen (in diesem Falle die Adsorptionskapazität) vergleichsweise sehr
gering ist. Auch bei Herabsetzung der Temperatur des Adsorptionsmittels
erreichen diese nicht die Kapazität der erstgenannten Gruppe, weil die
Lösungsmittelbeladung nur auf der Oberfläche dieser porösen Feststoffe
erfolgen kann. Im Verlaufe der ca. hundertfünfzigjährigen Geschichte der
organischen Laboratoriumschemie hat es nicht an Versuchen gefehlt, die in
diesen Laboratorien verwendeten Lösungsmittel aus Feststoffen oder
Flüssigkeiten statt durch Temperaturerhöhung durch eine schonende Trock
nung bei Raumtemperatur oder bei niedrigen Temperaturen restlos zu ent
fernen. Diese Versuche brachten nicht den gewünschten frfolg, weil es an
wirksamen Absorptionsmitteln fehlte.
Es war daher Aufgabe dieser Erfindung, ein Trockenmittel (Absorptions
mittel) für Lösungsmitteldämpfe zu finden, welches einerseits einen
geringen Dampfdruck vom Lösungsmittel erzeugt und andererseits ein hohes
Fassungsvermögen für die Lösungsmittel hat. Es wurde gefunden, daß
geschäumtes Polystyrol (Styropor) in hervorragender Weise dazu geeignet
ist, jene Lösungsmittel mittlerer Polarität dampfförmig zu entfernen,
welche gegenüber chemischen Trockenmitteln wie Paraffin, Schwefelsäure,
Calciumchlorid usw. keine Absorptionstendenz zeigen.
Gegenstand der Erfindung ist dementsprechend die Verwendung von geschäum
tem Polystyrol (Styropor) in Form von Blöcken oder kleinen Partikeln mit
offenen oder geschlossenen Poren zum Entfernen von dampfförmigen organi
schen Stoffen mittlerer Polarität, vorzugsweise Lösungsmitteln mittlerer
Polarität, aus Feststoffen, Flüssigkeiten oder Gasen.
Gegenstand der Erfindung sind ferner mit geschäumtem Polystyrol gefüllte
gasdurchgängige Behälter aus einem gegenüber diesen Lösungsmitteln
mittlerer Polarität inertem Material zum Entfernen von Lösungsmitteln
mittlerer Polarität aus Feststoffen, Flüssigkeiten oder Gasen.
Gegenstand der Erfindung sind insbesondere mit geschäumtem Polystyrol
gefüllte allseitig geschlossene Beutel aus Papier zum Entfernen von
dampfförmigen organischen Stoffen mittlerer Polarität, speziell Lösungs
mitteln mittlerer Polarität aus Feststoffen, Flüssigkeiten oder Gasen.
Unter dem Begriff geschäumtes Polystyrol wird ein aus offenen oder ge
schlossenen Poren bestehender Polystyrolschaumstoff (Styropor) verstanden.
Als Absorptionsmittel wird ein Stoff verstanden, der von dampfförmigen
Stoffen molekular durchdrungen wird, wobei der absorbierte Dampf vom
Absorptionsmittel molekulardispers (homogen) gelöst wird.
Das makromolekulare Netzwerk dieser Art Trockenmittel wird durch die
Absorption (im Gegensatz zu den Adsorptionstrockenmitteln) aufgeweitet
(gequollen), so daß der Kunststoff seine Festigkeit verliert. Dieser
Vorgang kann bei großem Lösungsmitteldampfangebot bis zur Verflüssigung
des Kunststoffs führen. Daher ist es auch gleichgültig, ob der geschäumte
Kunststoff offenporig ist oder aus geschlossenen Poren besteht. Der aus
geschlossenen Poren bestehende Schaumstoff wird unter dem Einfluß des
Lösungsmittels zu einem offenporigen Schaumstoff sehr großer Oberfläche,
der die Lösungsmitteldämpfe sehr schnell absorbiert, noch zumal dann, wenn
er sich unter vermindertem Druck befindet. Der Quellungsvorgang erklärt
das hohe Fassungsvermögen für Lösungsmittel.
Unter organischen dampfförmigen Stoffen mittlerer Polarität werden nieder
molekulare verdampfungsfähige oder verdunstungsfähige Stoffe verstanden,
deren Molekülstruktur aufgrund der Elektronenverteilung (Mokekülpolari
sierbarkeit) weder zu den extrem unpolarisierbaren Stoffen wie aliphati
schen oder cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffen, noch zu den stark
polarisierbaren Stoffen vom Typ der protischen Lösungsmittel, wie
aliphatischen Carbonsäuren oder aliphatischen Alkoholen, zu zählen sind.
Zu den Stoffen mittlerer Polarität gehören beispielsweise aliphatische und
cycloaliphatische Halogenkohlenwasserstoffe sowie Halogenaryle, Alkyl
aryle, Nitroaryle, Phenole, aliphatische und aromatische Ketone, Nitro
verbindungen, Ester, Amine, Säureamide.
Styropor ist von besonderer Bedeutung zum Entfernen von Lösungsmitteln,
wie beispielsweise Aceton, Chloroform, Methylenchlorid, Essigsäure
ethylester, Essigsäurebuthylester, Dioxan, tert.-Butylmethylether, Toluol
und Nitrobenzol.
Unter mit Styropor gefüllten gasdurchgängigen Behältern werden erfindungs
gemäß alle geeigneten Behälter verstanden, die den Zugang der dampf
förmigen zu absorbierenden Stoffe zu dem darin enthaltenen Styropor zu
lassen. Im einfachsten Fall sind das allseitig verschlossene Beutel aus
dampfdurchlässigem gegen die zu absorbierenden Stoffe inertem Material,
beispielsweise aus geeignetem Papier. In Fällen, wo damit zu rechnen ist,
daß die Aufnahmekapazität des Styropors durch die zu absorbierenden
Lösungsmittel überschritten wird, müssen die Behälter so gestellt werden,
daß das sich verflüssigende Absoptionsmittel nicht das zu trocknende Gut
verunreinigt.
Als geeignete mit Styropor gefüllte Behälter verstehen wir aber auch
größere mit Styroporteilchen gefüllte mechanisch stabile Gefäße, die
geeignete Vorrichtungen tragen, um von Lösungsmitteln oder anderen absor
bierbaren Stoffen zu befreiende Gase unter intensivem Kontakt mit den
Styroporteilchen hindurchzuleiten.
Der Erfindungsgegenstand weist gegenüber dem Stand der Technik folgende
Vorteile auf:
- 1. Ein Großteil der üblichen organischen Lösungsmittel kann durch Styro por in geeigneter Form und in geeigneten Behältern unter vermindertem Druck sehr schnell aus Feststoffen, Flüssigkeiten oder Gasen entfernt werden. Es sind vor allem jene Lösungsmittel, für die bisher keine vorteilhaften Trockenmittel zur Verfügung standen.
- 2. Der Trocknungsvorgang erfolgt auch bei tiefen Temperaturen sehr schnell, was die Möglichkeit bietet, auch temperaturempfindliche Stoffe schonend zu trocknen.
- 3. Auf Folien plaziert bzw. in Papiertüten verpackt, kann das ver flüssigte Styropor leicht entfernt und durch Verbrennung vernichtet werden.
- 4. Styropor hat eine große Absorptionskapazität. Es kann Lösungsmittel in einer Menge bis zu seinem trockenen Eigengewicht absorbieren.
- 5. Das Styropor braucht nicht in feinteiliger Form vorzuliegen (im Gegensatz zu Paraffin). Außer feinteiligem Sägemehl können auch Flocken, Kügelchen, Chips oder Styroporbruch mit Erfolg verwendet werden.
- 6. Die erfindungsgemäße Entfernung von Lösungsmitteln aus zu trocknendem Gut ist außerordentlich preisgünstig.
- 7. Die Vorteile des Erfindungsgegenstandes zeigen sich auch durch die Entfernung so hochsiedender Lösungsmittel wie Toluol, Nitrobenzol, Dimethylformamid, N-Methylpyrrolidon und ähnliche. Damit werden auch hochsiedende Lösungsmittel für die Umkristallisation (Reinigung) schwerlöslicher Feststoffe anwendbar.
- 8. Die Entfernung von Lösungsmitteldämpfen und anderen gasförmigen Beimengungen organischer Verbindungen aus Gasen ist auch in Großanlagen unter Normaldruck durchführbar.
Anhand von Beispielen soll der Einsatz des Erfindungsgegenstandes näher
erläutert werden.
Das Zusammenschrumpfen von Styroporchips als Folge der Benetzung mit
flüssigen Lösungsmitteln konnte als Vortest benutzt werden, weil es ein
Maß für die Trockenleistung aus der Dampfphase ist. In nacheinander durch
geführten Versuchen wurden verschiedene Lösungsmittel auf Papierfilter
scheiben bis zu deren maximaler Benetzung aufgetragen und im Vakuum
exsiccator in Gegenwart von Styroporchips unter vermindertem Druck ge
lagert. Das Zusammenschrumpfen und Verflüssigen der auf einer Polypropy
lenfolie befindlichen Chips war ein Maß für die Trockenleistung aus der
Dampfphase.
Bei diesen Versuchen wurden Aceton, Chloroform, Ethylacetat, Dioxan,
Butylacetat, tert.-Butyl-methylether, Methylenchlorid und Toluol sehr gut
absorbiert. Cyclohexan wurde deutlich schlechter absorbiert und Alkohole
wie Paraffinkohlenwasserstoffe überhaupt nicht. Aus diesem Verhalten
konnte entnommen werden, daß die meisten Lösungsmittel mittlerer Polarität
(von Halogenkohlenwasserstoffen bis zu den Estern von Säuren) mit Styropor
absorbiert werden können. Da für starke protische Lösemittel und für sehr
unpolare Lösemittel bereits gute Trockenmittel (Calciumchlorid bzw.
Paraffinschnitzel) existieren, ist diese Anwendbarkeitslücke von Styropor
ohne Belang. Entscheidend ist die starke Wirksamkeit des Styropors
gegenüber Lösungsmitteln mittlerer Polarität, da für diese bisher nur
ungenügend wirksame Trockenmittel bekannt sind.
Ungefähr 20 g Chloridazon wurden mit 10 g Toluol angeteigt und in Gegen
wart eines 3,7 g schweren Styroporblockes im Exsiccator bei einem Druck
von 20 mbar und 22oC 2 Stunden (h) stehen gelassen. Nach dieser Zeit
hatte sich der Block verflüssigt und dabei ca. 3,5 g Toluol aus dem
chemischen Gut entfernt. Nach Entfernen des verflüssigten Styroporblockes
wurde ein gleich schwerer frischer Block hinzugegeben. Nach spätestens
16 h (über Nacht) hatte sich auch dieser Block verflüssigt. Seine Reste
wurden mit der Polyproyplenfolienunterlage entfernt und ein dritter gleich
schwerer frischer Block hinzugefügt. Nach spätestens 8 h war der Rest
trocknungsvorgang beendet. Dabei schrumpfte der Block auf ca. ein Fünftel
seines Ausgangsvolumens und veränderte sich im Verlaufe von weiteren 16 h
nicht mehr. Der gleiche Trocknungserfolg wurde mit Styroporbruchmaterial
erzielt, welches dabei ein sehr ähnliches Verhalten wie der Block zeigte.
Ein aus Papier bestehender und mit Polypropylenfolie als Schmelzkleber
geformter Beutel wurde mit Styroporsägemehl hoher Schüttdichte gefüllt und
mit Polypropylenfolienstreifen schmelzklebend verschlossen.
Der so hergestellte Behälter enthielt das Absorptionsmittel verschüttungs
sicher und dampfzugänglich. Er wurde in eine offene Polyethylenfolientüte
gestellt und das Ganze in einen Exsiccator eingebracht, wo es zur Trock
nung eines mit Lösungsmitteln beladenen Feststoffes unter vermindertem
Druck diente. Bei Überladung des Styrporinhaltes verflüssigte sich dieser.
Das Vordringen des verflüssigten Materials in den freien Raum des
Exsiccators wurde durch die Polyethylentüte verhindert. Am Ende der
Beladung wurde der Rand der Polyethylentüte gefaltet, mit Miniaturheft
klammern verschlossen und bei passender Gelegenheit verbrannt. Handelt es
sich um einen Trocknungsvorgang, bei dem nur noch wenig Lösungsmittel aus
dem zu trocknenden Gut entfernt werden muß, Bedingungen also, bei denen
sich das Absorptionsmittel nicht verflüssigt, können die zu Flachtüten
geformten Absorptionspackungen mit gleichartigen mit zu trocknendem Gut
gefüllten gleichartig verschlossenen Tüten sandwichartig alternierend
kombiniert werden. Die so mit Distanzstücken und Langschaftschrauben
zusammengehaltenen Sandwichpackungen ermöglichen aufgrund der kurzen
Diffusionswege eine sehr schnelle Trocknung unter vermindertem Druck.
In einen Behälter aus stabilem, gegenüber Lösungsmitteln inertem Material
wurden Styroporkügelchen mit Durchmessern zwischen 2 und 3 mm eingebracht.
In diesen Behältern ließ man unter Atmosphärendruck die zu trocknende mit
Lösungsmitteln beladene Luft über ein Filterelement einströmen. Ein
gleichartiges Filterelement verhinderte das Entweichen von Styroporkugeln
beim Austritt des von Lösungsmitteln befreiten Luftstromes. Großtechnisch
könnte die Vorrichtung als Wirbelbett ausgelegt sein.
Durch Sichtfenster konnte an der Verkleinerung des Schüttvolumens als
Folge der Schrumpfung der Kügelchen der Beladungszustand des Absorptions
materials ersehen werden.
Claims (5)
1. Verwendung von geschäumtem Polystyrol (Styropor) in Form von Blöcken
oder kleinen Partikeln mit offenen oder geschlossenen Poren zum
Entfernen von dampfförmigen organischen Stoffen mittlerer Polarität
aus Feststoffen, Flüssigkeiten oder Gasen.
2. Verwendung von geschäumtem Polystyrol gemäß Anspruch 1 zum Entfernen
von Lösungsmitteln.
3. Verwendung von geschäumtem Polystyrol gemäß Anspruch 2 zum Entfernen
von Aceton, Chloroform, Ethylacetat, Butylacetat, Dioxan, tert.-Butyl
methylether, Methylenchlorid, Toluol und Benzol aus Feststoffen,
Flüssigkeiten oder Gasen.
4. Mit geschäumtem Polystyrol gefüllter gasdurchgängiger Behälter aus
einem gegenüber Lösungsmitteln mittlerer Polarität inertem Material
zum Entfernen von Lösungsmitteln mittlerer Polarität aus Feststoffen,
Flüssigkeiten oder Gasen.
5. Mit geschäumtem Polystyrol gefüllter Beutel aus Papier zum Entfernen
von dampfförmigen organischen Stoffen mittlerer Polarität, speziell
Lösungsmitteln mittlerer Polarität, aus Feststoffen, Flüssigkeiten
oder Gasen.
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8130 | Withdrawal |