DE4128927C2 - Recycling von Formteilen aus bindemittelhaltigen Zellulose- oder Lignozellulosewerkstoffen - Google Patents
Recycling von Formteilen aus bindemittelhaltigen Zellulose- oder LignozellulosewerkstoffenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf Recyclingverfahren
gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1.
Die Wiederverwendung von Innenverkleidungsteilen
von Kraftfahrzeugen, wie beispielsweise Türinnen
verkleidungen, Dachhimmeln, Radkastenabdeckungen,
Hutablagen und von vergleichbaren Teilen, die aus
Trägerformteilen aus bindemittelhaltigen, verpreß
ten Zellulose- oder Lignozellulose-Werkstoffen be
stehen, ist insbesondere dann erschwert, wenn die
Formteile mit Lack- oder Kunststoff beschichtet
sind. Falls sie mit Folien, Geweben oder Teppich
werkstoffen kaschiert wurden enthalten die Teile
auch Befestigungs- und Dichtelemente aus Kunststof
fen, beispielsweise Retainer oder Dichtschnüre.
Der Recyclingfähigkeit von Industriegütern steht im
wesentlichen deren Materialuneinheitlichkeit entge
gen. Beispielsweise ist bei der Rückführung von
Fahrzeugverkleidungen die Separierung der Kaschie
rung und deren getrennte Wiederverwertung als Kunst
stoff nicht wirtschaftlich vertretbar. Zusätzlich
sind solche Aufbereitungsverfahren dadurch er
schwert, daß die bei einer Separierung unvermeidli
che Anhaftung von Material aus dem Trägerformteil
den Kaschierwerkstoff verunreinigt. Demzufolge wer
den die Innenverkleidungen von schrottreifen Kraft
fahrzeugen heute entweder zusammen mit dem
Schredderschrott verworfen, oder verbrannt. Diese
Vorgehensweise ist entweder kostenintensiv und im
Grunde volkswirtschaftlich widersinnig, oder zumin
dest umweltbelastend.
Materialeinheitlichen Gestaltungen von hier inters
sierenden Industriegütern, insbesondere Fahrzeug
teilen die deren Recyclingfähigkeit erhöhen würden,
stehen meistens schwerwiegende, technisch und
stillistisch bedingte Gründe entgegen. Demnach
kommt der Möglichkeit, abgebrauchte Teile der ver
schiedensten Zusammensetzung möglichst weitgehend
zu Neuteilen gleicher Art aufzubereiten, nicht nur
erhebliche volkswirtschaftliche, sondern auch um
weltschutzbedingte Bedeutung zu.
Bei Innenverkleidungsteilen von Kraftfahrzeugen
erschwert neben der Materialuneinheitlichkeit der
Teile auch die Struktur der Trägerteile selbst zu
nächst ein mögliches Recycling. Die hier angespro
chenen Teile aus Zellulose- und/oder Lignozellulo
sewerkstoffen sind Faserverbundwerkstoffe, bei de
nen Zellulose oder Lignozellulosefasern mit duro-
und thermoplastischen Bindemitteln versetzt sind,
die mit Hilfe von Druck und Temperatur verdichtet
und zum Trägerformteil verfestigt wurden.
Die Auflösung eines solchen Faserverbundes wäre,
selbst dann, wenn Beschichtung, Kaschierung und
andere materialuneinheitliche Bestandteile sepa
riert würden, unweigerlich mit einer Zerstörung der
Fasern selbst verbunden, so daß aus dem gewonnen
Material kein bezüglich Herstellungs- und Bauteil
eigenschaften gleichwertiges Neuformteil gefertigt
werden könnte.
Die vorliegende Erfindung hat sich daher zur Auf
gabe gemacht, ein Recyclingverfahren der gattungs
gemäßen Art anzugeben, daß es für Innenverklei
dungsteile, deren Trägerteile aus Zellulose- oder
Lignozellulose bestehen, ermöglicht, eine mehrfache
Wiederaufarbeitung durchzuführen, wobei sowohl für
die Fertigungsbedingungen als auch für die Produkt
qualität sichergestellt sein soll, daß keine Ver
schlechterungen signifikanter Art auftreten. Die Lö
sung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß erreicht
durch einen Verfahrensablauf, wie er im Kennzeichen
des Anspruches 1 wiedergegeben ist.
Die Unteransprüche zeigen vorteilhafte Weiterbildun
gen dieses Verfahrens auf sowie Merkmale der nach
diesem Verfahren wiedergewonnenen neuen Formteile.
Zellulose- bzw. Lignozellulosefasern werden bei einer
mechanischen Auflösung des Faserverbundes des Träger
teiles weitgehend zerstört. Eine Auflösung des gesam
ten Innenverkleidungsteiles in Partikel ist problem
los möglich (Holz als Roh- und Werkstoff 45; 1987;
S. 352 f). Es kommt bei der vorliegenden Lösung dar
auf an, die Mahlpartikel als Gemisch von Trägerteil
partikeln und Beschichtungswerkstoffpartikeln so vor
zugeben, daß hieraus Trägerformteile gleichbleibender
Qualität gefertigt werden können, die dem für die
Neufertigung geforderten Qualitätsstandard entspre
chen müssen. Die für bisherige Neuprodukte bekannten
Fertigungsverfahren sollten dabei auch künftig an
wendbar bleiben, um das angestrebte Recyclingverfah
ren möglichst wirtschaftlich zu gestalten und nicht
durch zusätzliche Investitionen zu belasten. Vorteil
haft sind bekannte Trockenverfahren der Verarbeitung
(Becker/Braun "Kunststoff-Handbuch", Band 10:
Duroplaste, C. Hauser Verlag München/Wien; 1988; S.
687 bis 691), da diese sowohl hinsichtlich der
Schadstoffemission als auch hinsichtlich des
Energieverbrauches wesentlich umweltfreundlicher
sind als Naßverfahren. Die z.Z. praktizier
ten Verfahrensabläufe bei der Herstellung von Li
gnozellulose- bzw. Zellulosefaserwerkstoffen
(Holzfaserwerkstoffen) im Trockenverfahren lassen
sich wie folgt kennzeichnen:
- 1. Der zu Fasern aufbereitete Rohstoff wird mit einem Gemisch thermoplastischer und duroplastischer Harze in einer Menge zwischen 9 bis ca. 15 Gew.-% beleimt.
- 2. Die beleimten Fasern werden getrocknet, auf ein laufendes Band gestreut und durch Walzenpressen oder Bandpressen vorverdichtet, bei Verfestigung der thermoplastische Bindemittel ohne Aktivierung der duromeren Beleimungsanteile.
- 3. Nach erfolgtem Zuschnitt wird mittels Heiß dampfbehandlung plastifiziert, und in einem kalten Preßwerkzeug vorgeformt.
- 4. Der Vorformling wird abschließend in einem auf ca. 200°C beheizten Preßwerkzeug nachgeformt und endverdichtet, wobei in Folge der hohen Werk zeugtemperaturen die duromeren Bindemittel aushär ten und dem Formteil seine Endfestigkeit geben.
Vor allem für die Fertigung des Zwischenproduktes in
Mattenform und das Vorformen der Vorformlinge ist
die Faserstruktur des Werkstoffes bestimmend für
die notwendigen Fertigungsbedingungen, aber auch für
die späteren Formteilqualitäten. Verformungshilfen
in Form von Gewebetüchern, die während der Vorfor
mung auf die gedämpfte Fasermatte aufgelegt werden,
oder auch in Form von Faservliesen, die die Ober
flächen der Holzfasermatten beim jetzigen Stand der
Technik abdecken, sind daher für ein Zwischen
produkt das aus Recyclingpartikeln entsteht nicht an
wendbar. Hier würden an die Stelle der Fasern Partikel
treten, also Gebilde, die in allen drei Raum
richtungen vergleichbare Abmessungen aufweisen,
während Fasern eine Längenabmessung aufweisen, die
um ein Vielfaches größer ist als der Partikeldurchmesser.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß es
möglich ist, mit einer vergleichsweise geringen
Zusatzmenge von Synthesefasern auch beleimten Par
tikelgemischen unter bestimmten Bedingungen ähnliche
Verarbeitungs- und Formteileigenschaften zu
verleihen, wie sie für Holzfaserwerkstoffe typisch
sind, und zwar dann, wenn das partikelförmige Ge
samtmahlgut von zu recycelnden Verkleidungsteilen
nach einer Beleimung mit Bindemittelkombinationen,
die nach Art und Menge typisch auch für die bisherige
Verarbeitung von Holzfaserwerkstoffen sind,
alternierend zwischen Faservliesen angeordnet wird,
wobei ein vielfach geschichtetes, mattenbandförmiges
Zwischenprodukt herzustellen ist. Ein derartiges
Zwischenprodukt kann mit dem oben umrissenen,
zum Stand der Technik gehörenden Fertigungsverfahren
problemlos verarbeitet werden. Die Eigenschaften
der daraus hergestellten Trägerformteile entsprechen
weitgehend denen von Trägerformteilen aus
Holzfaserwerkstoffen, wobei die Vielfachschichtung
den Vorteil hat, daß das Bruchverhalten der Träger
formteile wesentlich verbessert wird: Offene
Splitterbrüche der Trägerformteile beim Crash werden
mit Sicherheit vermieden. Erfindungsgemäße Träger
formteile sind Sicherheitsteile, die die Unfall
sicherheit der Fahrzeuge verbessern.
Das Zermahlen der abgebrauchten Formteile bereitet
keine Schwierigkeiten, da auf einen Erhalt der Holz
faserlänge und Qualität keine Rücksicht genommen
werden muß. Alle zum Stand der Technik gehörenden
Zerkleinerungsverfahren können hierfür eingesetzt
werden, die für die Kombination Trägerformteil ./.
Beschichtung geeignet sind.
Eine Trocknung des Mahlgutes entfällt: Das erfin
dungsgemäße Recyclingverfahren benötigt weniger
Energie, als Verfahren, die sich frischer Holzfasern
bedienen. Auch das Beleimen des partikelförmigen
Mahlgutes ist wegen dessen Rieselfähigkeit einfa
cher durchführbar, Trommelmischer an sich beliebi
ger Bauart können verwendet werden.
Das schichtweise Einbringen des beleimten Mahlgutes
zwischen die Faservliesschichten wird durch die
Rieselfähigkeit begünstigt, da Zusammenballungen
beim Einstreuen, die für Faserstreuungen typisch
sind, und die die Gleichmäßigkeit der Streuung be
einträchtigen, nicht auftreten.
Die Vielschichtigkeit des mattenförmigen Zwischen
produktes hat insbesondere die folgenden Vorteile:
- 1. Das beleimte partikelförmige Mahlgut wird zwi schen den einzelnen Faservliesschichten ausreichend fixiert. Eine derartige Fixierung ist notwendig, da ein anderweitiger Zusammenhang der Partikel zu nächst nicht vorliegt. Bei der Mattenfertigung mit "frischen" Holzfasern sorgt die Faserüberdeckung für den Materialzusammenhang während der Mattenbil dung.
- 2. Die Vielzahl der Faservliesschichten, verteilt im Volumen des mattenbandförmigen Zwischenproduk tes, begünstigt dessen Verformbarkeit in den nach folgenden Verfahrensschritten, die Vliesschichten nehmen die Zugkräfte auf, und verteilen sie gleich mäßig auf den vollen Mattenquerschnitt. Örtliches Versagen durch Zug- und Scherbeanspruchung, das die Formung von Holzfasermatten erschwert, wird vermie den.
- 3. Die Fertigung des mattenbandförmigen Zwischen produktes läßt sich bei der Vielschichtanordnung vereinfachen: Die einzelnen Schichten sind so dünn, daß eine einschichtig bestreute Faservliesschicht - endlosgefertigt - problemlos zu dem mattenbandför migen vielschichtigen Zwischenprodukt gefaltet wer den kann. Es wird demzufolge nur eine Streueinrich tung für das beleimte Mahlgut benötigt. Bei den bekannt gewordenen Mehrschicht-Holzfasermatten für die Formteilfertigung wurde für jede Schicht eine gesonderte Streueinrichtung bei der Fertigung benö tigt.
- 4. Die gute Fixierung des Mahlgutes zwischen den Faservliesschichten ermöglicht ein gut flexibles mattenförmiges Zwischenprodukt, das zu Lager- und Transportzwecken aufgerollt werden kann.
- 5. Der übrige Verfahrensablauf entspricht den üblichen Verfahrensschritten beim Einsatz von "fri schen" Holzfaserwerkstoffen und kann auf den glei chen Produktionsanlagen durchgeführt werden.
- 6. Die Fixierung des beleimten Mahlgutes zwischen den Faservliesschichten der Matte und die positive Zugspannungsübertragung beim Verformen der Matte zum Trägerformteil sichern eine weitgehende Unab hängigkeit der Eigenschaften von der Partikelgröße. Die Partikeldurchmesser von nur 30 µm sind ebenso möglich, wie solche bis zu 6 mm. Vorzugsweise soll eine Partikelgröße von 1 mm nicht überschritten werden, vor allem dann nicht, wenn dünnwandige Trä gerformteile gefertigt werden.
- 7. Die Faservliese fixieren insbesondere auch Feinanteile des Mahlgutes wegen der geringen "Maschenweite" der Vliese, so daß verlustarm wie derverwertet werden kann.
Die Beleimung der Mahlgutpartikel erfolgt mit Mi
schungen von Duromeren, die dem fertigen Träger
formteil Stabilität und Warmformbeständigkeit ver
leihen und thermoplastischen Bindemitteln, die die
Handhabungsfähigkeit von mattenbandförmigen Zwi
schenprodukt und ggf. Vorformteil sicherstellen.
Beleimungsmengen von 2 bis max. 20 Gew.-%, wie sie
auch für die "frischen" Holzfaserprodukte gleicher
Art üblich sind, führen zu guten Ergebnissen.
Es lassen sich im allgemeinen geringere Leimanteile
einsetzen als bei der Verwendung von ausschließlich
frischen Holzfasern, da das Recyclingmahlgut be
reits zusätzliche Leimanteile enthält.
Besonders günstig ist es, die Beleimung in an sich
bekannter Weise in Pulverform dem Mahlgut beizumi
schen, die Duromeranteile in Form von Vorkonden
saten.
Für Handhabung und Verarbeitung des mattenbandför
migen Zwischenproduktes ist es günstig, seine Ober
flächen mit Vliesschichten abzudecken. Es wird eine
Mehr- oder Vielschichtigkeit hergestellt, die sich
durch einen Aufbau der Matte aus mindestens 4 be
leimten Mahlgutschichten und 5 Faservliesschichten
kennzeichnet.
Eine ausgezeichnete Zug- und Scherkräfteverteilung
im vielschichtigen Zwischenprodukt ermöglicht es,
mit einer vergleichsweise geringen Menge an Faser
vliesen auszukommen. Mehr als 25 Gewichtsprozent
Anteil von Faservliesen insgesamt am Zwischenpro
dukt werden nicht benötigt. Vorzugsweise 10 bis 15
Gewichtsprozent genügen in der Mehrzahl der Fälle.
Es kann vorteilhaft sein, Faservliese einzusetzen,
die nach Material und/oder Flächengewicht unter
schiedlich sind. Die Innenschichten des Zwischen
produktes weisen Flächengewichte zwischen 8 und 15
g/m² auf, die beiden Außenvliese sollten vorzugs
weise größere Flächengewichte zwischen 50 und 100
g/m² aufweisen. Die Verstärkung der Außenschichten
verbessert die Oberflächeneigenschaften und er
leichtert das Formen der Trägerformteile. Die Außenvliese
werden bei Kontakt mit den Werkzeugflä
chen höher beansprucht. Für ein 3 mm dickes Träger
formteil ergibt sich bei einem spezifischem Gewicht
von 0,9 g/cm³ ein Flächengewicht von 2.700 g/m². 10
% Faseranteil - 270 g/m² - ergeben aufgeteilt in
zwei Oberflächenvliese von je 80 g/m² und 11 In
nenvliese von je 10 g/m² eine 13-schichtige Matte,
wobei die Mahlgutschichten Flächengewichte von rund
203 g/m² haben. Eine derartige Matte ist zum Zwi
schenlagern und zum Transport aufrollbar und läßt
sich gut ausformen.
Für die Faservliese können Fasern verschiedenster
Arten verwendet werden. Vorteilhaft sind Poylpropy
len-, Polyethylen-, Polyesther-, Viskose und Polya
midfasern. In Sonderfällen können auch Aramid oder
Aramid- oder Glasfasern eingesetzt werden.
Mischungen unterschiedlicher Fasern in einem Vlies
sind ebenso möglich, wie Vliese unterschiedlicher
Faserarten in einer Zwischenproduktmatte.
Faservliese mit regelloser oder auch mit orthotro
per Faserorientierung sind vorteilhaft, sie ergeben
mattenbandförmige Zwischenprodukte mit näherungs
weise isotropen Eigenschaften. Die Vielschichtig
keit des Zwischenproduktes ermöglicht aber auch den
Einsatz vorzugsweise in eine Richtung orientierter
Faservliese. Werden diese mit sich überkreuzenden
Vorzugsrichtungen in das Zwischenprodukt einge
bracht, so erhält dieses ebenfalls quasi-isotrope
(Verformungs-) Eigenschaften.
Das erfindungsgemäße Wiederverwendungsverfahren ist
wiederholt anwendbar. Das Mahlgut reichert sich da
bei immer mehr mit Bindemitteln, kürzeren Faserre
sten der Vliese und Bestandteilen der Kaschierungen
an. Sofern diese Bestandteile thermoplastische Ei
genschaften besitzen, wirken sie als zusätzliche
Bindemittel, die Duromeranteile der Bindemittelre
ste "versiegeln" die Zellulose- bzw. Ligonozellulo
seanteile des Mahlgutes und verbessern so seine
Wasseraufnahme-Kennwerte, d. h. sie verringern die
Wasseraufnahme und die Quellfähigkeit. Eine Verste
tigung der Produktqualität unabhängig davon, zum
wievielten Male gebrauchte Innenverkleidungen zu
rückgeführt werden, läßt sich in vorteilhafter Wei
se dadurch erreichen, daß zur Herstellung des mat
tenbandförmigen Zwischenproduktes Mahlgut verwendet
wird, das aus zu recycelnden Innenverkleidungstei
len gewonnen wurde, die unterschiedlich oft ein
Recyclingverfahren der beschriebenen Art durchlau
fen haben. Eine diesbezügliche Kennzeichnung der
Trägerformteile erleichtert dieses Vorgehen.
Eine weiterer Vorteil des Mischens von Recycling
stufen besteht darin, daß der Anteil an Thermopla
sten im Mahlgut begrenzt werden kann. Ein zu hoher
Thermoplastanteil vermindert die Warmfestigkeit der
Trägerteile, er ist daher unerwünscht.
Eine weitere Verbesserung des Verfahrens kann darin
bestehen, daß die für die Innenverkleidgungsteile
verwendeten Werkstoffe, hier vor allem die Werk
stoffe der Kaschierung, hinsichtlich der Verfah
rensdurchführung ausgewählt und sozusagen verklas
sifiziert werden. Mit den derzeit zur Verfügung
stehenden bzw. üblichen Beschichtungs- und/oder
Kaschierungswerkstoffen lassen sich Wünsche hin
sichtlich Oberflächengestaltung und Fertigungstech
niken weitgehend berücksichtigen. Ein recyclingge
rechtes Gestalten von Formteilen der hier interes
sierenden Art kann sich auf eine einfach durchzu
führende Werkstoffauswahl beschränken.
Die Erfindung sei nunmehr anhand der Fig. 1 und 2
erläutert und beschrieben.
Fig. 1 zeigt dabei das Blockschema des erfindungsge
mäßen Recyclingverfahrens,
Fig. 2 erläutert in schematischer Perspektivdarstel
lung den Vielschichtaufbau des mattenbandförmigen
Zwischenproduktes.
In Fig. 1 ist erkennbar, daß die aufgebrauchten Alt
teile zunächst klassifiziert und nach entsprechenden
Sorten getrennt zwischengelagert werden. Eine Kenn
zeichnung der Teile - bspw. mit einem Balkencode -
kann dabei eine maschinelle Sortierung nach
Recyclingzustand, Kaschierwerkstoff und ggf. nach
weiteren Merkmalen ermöglichen. Eine definierte Sor
tenmischung vor dem Zerkleinern kann dann rechnerge
stützt aus dem entsprechenden Zwischenlager erfolgen.
Möglich ist natürlich auch eine sortenreine Zerklei
nerung und das Mischen des Zerkleinerungsgutes. Da
beide Alternativen gleichwertig sind, können innerbe
triebliche Gegebenheiten berücksichtigt werden. Nach
dem Beleimen des Mahlgutes erfolgt der Transport zur
Streueinrichtung. Das Beleimen kann bspw. in kontinu
ierlich arbeitenden Trommelmischern erfolgen, in de
nen das Mahlgut mit der Leimflotte oder mit der pul
verförmigen Beleimung gemischt wird. Der Streuvor
richtung üblicher Bauart wird das gesondert gefertig
te Synthesefaservlies aus einem Zwischenlager zuge
führt und ein 1-lagig beschichtetes Band gebildet,
das in der nachgeschalteten Faltstation zum Viel
schichtmattenband gefaltet wird, ehe es mit Deck
schichtvliesen - ebenfalls abgerufen aus dem Zwi
schenlager der Vliese - komplettiert und durch Walzen
- oder Bandpressen zum handhabungsfähigen Zwischen
produkt vorverdichtet wird. (Dem Vorverdichten und
dem Erwärmen vor dem Vorverdichten ist, da zum Stand
der Technik gehörend, keine extra Station im Block
schema zugeordnet).
Mattenablage und Zuschnitt des Zwischenproduktes für
die Trägerformteilefertigung sind zweckmäßigerweise
ebenfalls als Zwischenlager ausgebildet, von dem aus
dann die zum Stand der Technik gehörenden Ferti
gungseinrichtungen für die Trägerformteilfertigung
und das Konfektieren gespeist werden, im Blockschema
zu einer Station zusammengefaßt.
In Fig. 2 sind - zur Verdeutlichung mit Zwischenraum
dargestellt - mit 1 die beleimten Mahlgutschichten
bezeichnet, 2 benennt die Deckschichtvliese höheren
Flächengewichtes. Die Vliese 3 geringeren Flächenge
wichtes decken alternierend die Mahlgutschichten 1 im
Inneren des Mattenbandes ab. Die Verbindung der
Schichten 1, 2 und 3 zum handhabungsfähigen Zwischen
produkt erfolgt durch Aktivierung des thermoplasti
schen Bindemittelanteils in der Beleimung und durch
Verdichten in einer Band- oder Walzenpresse.
Die Erfindung wurde anhand von Formteilen zur Innen
verkleidung von Fahrzeugen dargestellt. Daß andere
Zellulose- oder Lignozelluloseprodukte ganz oder
teilweise in gleicher Weise recycelt werden können,
liegt auf der Hand. Gleiches gilt natürlich auch für
die Erstverwertung von Abfällen der Holzindustrie,
wie bspw. Sägespäne.
Claims (18)
1. Recycling von beschichteten bzw. kaschier
ten Formteilen aus bindemittelhaltigen Zellulose-
oder Lignozellulosewerkstoffen, wie sie etwa in Form
von Innenverkleidungsteilen aus zu verschrottenden
Kraftfahrzeugen als Industriegütermüll vorliegen,
gekennzeichnet durch die
folgenden Verfahrensschritte:
- a) Die separierten Innenverkleidungsteile, be stehend aus Trägerteil, Beschichtung, Kaschierung und gegebenenfalls am Trägerteil befestigten Kunststoff elementen, werden zu partikelförmigem gemischtem Mahlgut zerkleinert,
- b) dieses Partikelgut wird mit einer Beleimung versehen,
- c) das so beleimte Gut wird alternierend der art zwischen Faservliese eingebracht, daß ein viel fach geschichtetes mattenbandförmiges Zwischenprodukt entsteht,
- d) das mattenbandförmige mehrschichtige Zwi schenprodukt wird zugeschnitten,
- e) der Zuschnitt wird durch Anwenden von Druck und Temperatur erneut zu Formteilen verpreßt, die als Trägerteile für Innenverkleidungen von Kraftfahrzeu gen Anwendung finden, nachdem
- f) durch Beschichten und/oder Kaschieren in einem abschließenden Verfahrensschritt konfektioniert worden ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Formteile zu gemischtem Mahlgut
mit einem Partikeldurchmesser von 30 µm bis 6 mm
zermahlen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Beleimung eine Leimflotte aus
duro- und thermoplastischen Bindemitteln verwendet
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß dem gemischten Mahlgut pulverförmiges
Phenolharz trocken zugemischt wird.
5. Verfahren nach den vorangegangenen Ansprüchen,
dadurch gekennzeichnet, daß das gemischte Mahlgut
mit 2 bis 20 Gew.-% Bindemittel beleimt wird.
6. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens
vier Mahlgutschichten zwischen mindestens fünf Fa
servliesschichten eingebracht werden, wobei die
äußeren Oberflächen jeweils Faservliesschichten
sind.
7. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Gesamtan
teil der Faservliese am Zwischenprodukt unter 25
Gew.-% gehalten wird.
8. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß Faservliese
mit einem Flächengewicht von 8 bis 100 g/m² verwen
det werden.
9. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Faservlie
se aus Polypropylen-, Polyethylen-, Polyester-,
Viskose- und/oder Polyamidfasern verwendet werden.
10. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das matten
bandförmige Zwischenprodukt aufgerollt zwischenge
lagert wird.
11. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß nach Material
und Flächengewicht unterschiedliche Faservliese für
das Zwischenprodukt verwendet werden.
12. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstel
lung des Zwischenproduktes Mahlgut verwendet wird,
das aus zu recyclenden Innenverkleidungsteilen ge
wonnen wurde, die unterschiedlich oft ein Re
cyclingverfahren durchlaufen haben.
13. Formteil zur Innenverkleidung von Kraftfahr
zeugen, bestehend aus einem Trägerteil, das mit
einer Farb-, Folien- und/oder Gewebebeschichtung
versehen ist, gekennzeichnet durch eine übereinan
dergeschichtete Vielzahl von Faservliesschichten,
zwischen denen durch wärmehärtende Bindemittel und
Druck und Temperaturbeaufschlagung verdichtete und
verfestigte Schichten aus partikelförmigen Mahlgut
von recyclenden Innenverkleidungsteilen angeordnet
sind, die aus zellulose- oder lignozellulosehalti
gen, beschichteten oder kaschierten Trägerteilen
bestanden.
14. Formteil nach Anspruch 13, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Faservliesanteil des Trägerform
teiles maximal 25 Gew.-% beträgt.
15. Formteil nach Anspruch 13, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Trägerformteil mehr als vier
Schichten verfestigtes Recycling-Mahlgut aufweist.
16. Formteil nach Anspruch 13, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Faservliesschichten seines Trä
gerformteiles überwiegend aus Polyestherfasern be
stehen.
17. Formteil nach Anspruch 13, dadurch gekenn
zeichnet, das das spezifische Gewicht seines Trä
gerformteiles 0,4 bis 0,9 g/cm³ beträgt.
18. Formteil nach Anspruch 13, dadurch gekennzeich
net, das es eine Kennzeichnung besitzt, der zumin
dest die Anzahl der zurückliegenden durchlaufenen
Recyclingzyklen zu entnehmen ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914128927 DE4128927C2 (de) | 1991-08-30 | 1991-08-30 | Recycling von Formteilen aus bindemittelhaltigen Zellulose- oder Lignozellulosewerkstoffen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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