DE4113327A1 - Cyclische n-urethane von aminozuckern - Google Patents
Cyclische n-urethane von aminozuckernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Verbindungen der allgemeinen Formel I und II
in denen R¹ und R² zusammen mit C-4 und C-5 des Oxazolidinons einen Kohlenhydrat-Ring
bilden, wobei dessen Hydroxylgruppen durch Acyl-, Ether- oder Silylethergruppen geschützt
sein können, und in den Verbindungen II R eine Alkyl- oder Alkenylgruppe ist, die
unverzweigt oder verzweigt sein kann.
In den erfindungsgemäßen Verbindungen I und II ist der Kohlenhydratrest vorzugsweise
Galactosamin, Glucosamin, Mannosamin oder Arabinosamin. Die Anknüpfung des Oxazoli
dinon-Ringes an das Kohlenhydrat erfolgt vorzugsweise in 1,2-Position und cis-Verknüpfung,
d. h. bei Galactosamin und Glucosamin in α-anomerer Stereochemie.
Als Schutzgruppen in den Kohlenhydratresten von I und II dienen vorzugsweise Acylgruppen,
wie die O-Acetyl- und insbesondere die O-Pivaloylgruppe, oder Ethergruppen, wie die O-Ben
zylether.
Entsprechend der steigenden Anforderungen an die Selektivität und biologische Abbaubarkeit
von Wirkstoffen gewinnt die stereoselektive Synthese chiraler Verbindungen ständig an Bedeu
tung. Die gezielte Synthese eines Diastereomeren oder Enantiomeren aus einem prochiralen
Vorprodukt ist in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse (vgl. z. B. "Asymmetric
Synthesis", Hrsg. J. D. Morrison, Academic Press, New York 1984, Vol. 1-5, 1983-1985).
Eine Vielzahl von chiralen Auxiliaren ist für diese Zwecke entwickelt worden. Nur in wenigen
Fällen werden aber alle wichtigsten Anforderungen und diese chiralen Hilfsstoffe erfüllt: Sie
sollen eine hohe asymmetische Induktion bewirken, hohe Ausbeuten der neu herzustellenden
chiralen Verbindung ermöglichen, einfach abzulösen sein von dieser chiralen Zielverbindung
und möglichst zurückgewonnen werden können. Darüberhinaus sollten sie aus möglichst wohl
feilen, billigen nachwachsenden chiralen Naturstoffen zu gewinnen sein. Chirale Oxazolidino
ne, die sich von durch Reduktion von Aminosäuren erhaltenen Aminoalkoholen ableiten,
erfüllen viele dieser Anforderungen (s. D. A. Evans, in "Asymmetric Synthesis", Vol. 3, 1984,
S. 1 ff) in manchen Reaktionen, die offenbar über komplexere Übergangszustände bzw. Zwi
schenprodukte ablaufen, zeigen jedoch auch diese sonst sehr wirksamen Auxiliare nur eine
mäßige diastereodifferenzierende Wirkung, so z. B. in der 1,4 Addition von Dialkylalumi
niumhalogeniden an α,β,-ungesättigte N-Acylurethane (H. Kunz, K.-J. Pees, J. Chem. Soc.
Perkin Trans. I, 1989, 1169). Sowohl unter ionischen als auch unter radikalischen
Bedingungen sind die β-verzweigten Carbonsäure-Derivate in Diastereomerenverhältnissen von
4-10 : 1 zu erhalten (K. Rück, H. Kunz, Angew. Chem. im Druck).
Die Verbindungen des Typs I, die Gegenstand dieser Erfindung sind, sind aus billigen wohlfei
len Kohlenhydraten in präparativ effektiven Schritten herstellbar. Entweder gewinnt man sie
direkt aus Aminozuckern, z. B. aus Glucosamin 1 durch Urethanbildung (E. Chargaff, M.
Bovarnick, J. Biol. Chem., 118, (1937), 421), O-Acylierung (insbesondere Pivaloylierung), zu
2, nachfolgende Überführung zum Glycosylhalogenid 3 und dessen Cyclisierung zum cycli
schen Urethan 4, einer erfindungsgemäßen Verbindung des Typs I (Synthese: Beispiel 1).
Alternativ kann man von Glycalen ausgehen, wie z. B. dem literaturbekannten (W. Roth, W.
Pigman, Methods Carbohydr. Chem. 2, (1963), 457) acetyl-geschützten Galactal 5, das nach
Schutzgruppenaustausch die entsprechende pivaloyl-geschützte Verbindung 6 ergibt. Das
Galactal 6 wird durch Azidonitratisierung (R. U. Lemieux, R. M. Ratcliffe, Can. J. Chem. 57,
(1979), 1244) zu 7, anschließende Hydrolyse (R. R. Schmidt, G. Grundler, Liebigs. Ann.
Chem. (1984), 1826) zu 8 und eine Kombination von Staudinger-Reaktion und Aza-Wittig-
Reaktion (J. Kovacs, I. Pinter, A. Messmer, G. Toth, Carbohydrate Research, 141, (1985),
57) in die erfindungsgemäße Verbindung 9 des Typs I umgewandelt (Synthese: Beispiel 2).
Die Synthese der erfindungsgemäßen Verbindungen des Typs II aus den erfindungsgemäßen
Verbindungen des Typs I, z. B. aus 4 oder 9, gelingt durch deren N-Deprotonierung und an
schließende N-Acylierung mit Säurechloriden (D. A. Evans, K. T. Chapman, J. Bisaha, J.
Am. Chem. Soc. 110, (1988), 1238), -anhydriden oder anderen aktivierten Carbonsäure-
Derivaten, so z. B. zu den α,β-ungesättigten N-Acylderivaten 10 von 9 (Synthese nach
allgemeinen Vorschriften, Beispiel 3 und 4).
Die erfindungsgemäßen Verbindungen des Typs 10 werden, um die hohe
Leistungsfähigkeit der in ihnen enthaltenen Auxiliare (hier 9 aber auch 4 und strukturanaloge
Verbindungen I) zu demonstrieren, in den bisher sterisch nur ungenügend zu lenkenden 1,4-
Additionen von Organoaluminium-Verbindungen eingesetzt. Die Übertragung der Alkylreste,
die größer als Methyl sind, und der Arylreste erfolgt in inerten Lösungsmitteln, wie z. B.
Toluol, aber auch Toluol/Hexan, Dichlormethan, polar, diejenige von
Dimethylaluminiumchlorid dagegen unter Bestrahlung, d. h. Radikalbildung (K. Rück, H.
Kunz, Angew. Chem., im Druck).
Die Ergebnisse dieser stereoselektiven Synthesen der Verbindungen 11 sind in Tabelle 1
wiedergegeben (Synthese nach allgemeiner Vorschrift Beispiel 5 (ionisch) und 6 (radikalisch)).
Auch die erfindungsgemäßen Glucosamin-Derivate 12, die aus 4 analog zu 10 erhalten
werden, reagieren unter gleichen Bedingungen stereoselektiv zu den chiralen β-verzeigten
Carbonsäure-Derivaten 13 (Tabelle 2).
Die Ergebnisse, besonders der durch das Galactosamin-Oxazolidinon 9/10 gesteuerten
Reaktionen, belegen die hohe stereoselektierende Wirkung der chiralen Auxiliare vom Typ I in
den Substraten des Typs II.
Hohe Diastereoselektion wird ebenso in Reaktionen an im Kohlenhydrat acetyl-geschützten
erfindungsgemäßen Verbindungen des Typs II erreicht (Beispiel 7).
Um die allgemeinere Verwendbarkeit dieses Prinzips zu demonstrieren, wird das Crotonoyl-
Derivat 10b mit Cyclopentadien einer Diels-Alder-Reaktion unterworfen. Unter den vier
möglichen Diastereomeren wird eines (15) mit einer (endo : exo)-Selektivität von 20 : 1 und das
endo-Produkt mit einer Diastereoselektivität von <99 : 1 gebildet (Beispiel 8).
Die hohe asymmetrische Induktion bei oft schwierig zu realisierenden Diels-Alder-Reaktionen
an Crotonoaten (wie 10b) stellt das Leistungspotential der erfindungsgemäßen Auxiliare nach
Typ I bzw. II nachdrücklich unter Beweis.
Außer den in Beispielen geschilderten Reaktionen lassen sich eine Reihe anderer Synthesen,
z. B. Reaktionen von 11 bzw. Typ II entsprechenden Amidenolaten mit Elektrophilen, stereo
selektiv durch die erfindungsgemäßen Auxiliare lenken, so daß optisch aktive Carbonsäure-
Derivate, Alkohole, Aldehyde und andere abgeleitete Derivate nach diesem Prinzip in großer
Vielfalt stereoselektiv aufgebaut werden können.
27 g (125 mmol) Glucosaminhydrochlorid werden in 125 ml Wasser gelöst und vorsichtig mit
26,3 g Natriumhydrogencarbonat versetzt. Anschließend gibt man 26 ml Benzylchloroformiat
in 5 Portionen über einen Zeitraum von 1 Stunde unter gutem Durchschütteln in die Reaktions
lösung. Die entstehende weiße Paste wird für 3-5 Stunden im Kühlschrank aufbewahrt. Nach
Behandeln mit Chloroform/Wasser werden die weißen, nadelförmigen Kristalle abgesaugt und
aus 30%igem Methanol umkristallisiert. Ausb. 36,8 g, 94%,
[α]=+59,6 (c=1, Pyridin), Schmp. 214°C.
Zu 36,8 g (118 mmol) 2-N-Benzyloxycarbonyl-2-amino-2-deoxy-D-glucopyranose werden in
400 ml Pyridin bei 0°C 75 ml Pivalinsäurechlorid langsam hinzugetropft. Die Reaktionslösung
wird anschließend auf 40°C erwärmt bis die dünnschichtchromatographische Kontrolle voll
ständigen Umsatz anzeigt. Danach engt man i. Vak. ein, nimmt den Rückstand in 400 ml
Methylenchlorid auf, schüttelt den Ansatz zweimal mit 80 ml 2 n Salzsäure, zweimal mit 80 ml
gesättigter Natriumhydrogencarbonatlösung und mit 80 ml gesättigter Natriumchloridlösung
aus, trocknet die organische Phase über Mg₂SO₄ und dampft das Lösungsmittel i. Vak. ab.
Nach Umkristallisieren aus Ethanol/Wasser erhält man laut 200 MHz-¹H-NMR-Spektrum das
β-Anomer: 55 g, 72%, [α]=17,1 (c=1, CHCl₃), Schmp. 138°C.
20 g (31 mmol) 1,3,4,6-Tetra-O-pivaloyl-2-N-benzyloxycarbonyl-2-amino-2-deoxy-α,β-D-
glucopyranose werden in 300 ml Methylenchlorid gelöst und unter Eiskühlung werden 24 ml
Bromwasserstoff (33% in Eisessig) zugetropft. Nach einer Reaktionsdauer von 30 Minuten
wird der Ansatz in 300 ml kaltes Wasser eingegossen, und die wäßrige Phase danach noch
mals mit 150 ml Methylenchlorid extrahiert. Nach zweimaligem Schütteln der vereinigten or
ganischen Phase mit 150 ml kalter 10%iger Natriumcarbonatlösung wird abschließend mit
150 ml kaltem Wasser extrahiert und über Mg₂SO₄ getrocknet. Das Lösungsmittel wird i. Vak.
abdestilliert und das Rohprodukt aus abs. Ether/Petrolether umkristallisiert. Ausb. 13,6 g,
70%, [α]=+102,7 (c=1, CHCl₃), Schmp. 112°C.
2,6 g Tetraethylammoniumbromid werden in 60 ml DMF unter Feuchtigkeitsausschluß in
Gegenwart von 6 g Molekularsieb (4 Angström) 10 Minuten gerührt. Unter Inertgasatmosphäre
(Argon) tropft man 7,6 g (12,2 mmol) 3,4,6-Tri-O-pivaloyl-2-N-benzyloxycarbonyl-2-amino-
2-deoxy-α-D-glucopyranosylbromid, gelöst in 80 ml, DMF langsam hinzu. Nach vollstän
digem Umsatz (Dünnschichtchromatographische Kontrolle) wird mit 50 ml Toluol verdünnt,
über Kieselgur abgenutscht und zweimal mit 80 ml Toluol gewaschen. Die organische Phase
wird dreimal mit 100 ml gesättigter Natriumhydrogencarbonatlösung und einmal mit 100 ml
Wasser geschüttelt, anschließend über Mg₂SO₄ getrocknet und das Lösungsmittel i. Vak.
abdestilliert. Das Rohprodukt wird durch Flash-Chromatographie in Petrolether/Essigester-
Gemischen (12 : 1→3 : 1) gereinigt. Ausb. 4 g, 72%, [α]=+44,3 (c=1, CHCl₃),
Schmp. 128°C (n-Hexan/Methylenchlorid).
43 g (160 mmol) 3,4,6-Tri-O-acetyl-D-galactal werden in 150 ml absol. Methanol vorgelegt
und unter Eiskühlung mit 90 ml einer 0,5 m Natriummethanolatlösung versetzt. Nach 15
Minuten wird das Eisbad entfernt und 3 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Anschließend
destilliert man i. Vak. das Lösungsmittel ab und trocknet im Hochvakuum. Das deacetylierte
Rohprodukt wird in 800 ml Pyridin gelöst und unter Inertgas (Argon) auf 0°C abgekühlt.
Danach werden 80 ml Pivalinsäurechlorid unter Rühren langsam zugetropft. Die Reaktions
lösung wird bei Raumtemperatur gerührt bis die dünnschichtchromatographische Kontrolle
vollständigen Umsatz anzeigt. Dann engt man i. Vak. zur Trockne ein, nimmt den Rückstand in
800 ml Methylenchlorid auf und schüttelt dreimal mit 200 ml 1,5n Salzsäure, nachfolgend
vorsichtig dreimal mit 200 ml gesättigter Natriumhydrogencarbonatlösung und abschließend
einmal mit 200 ml gesättigter Natriumchloridlösung aus. Nach Trocknen der organischen Phase
über Mg₂SO₄ wird das Lösungsmittel i. Vak. abdestilliert. Die Reinigung des Rohprodukts
gelingt mittels Flash-Chromatographie in Petrolether/Essigester 12 : 1. Ausb. 47 g, 76%,
[α]=-27,8 (c=1, CHCl₃), Schmp. 61°C.
28 g (72 mmol) 3,4,6-Tri-O-pivaloyl-D-galactal werden unter Inertgas (Argon) in 350 ml
absol. sauerstofffreiem Acetonitril vorgelegt, auf -50°C abgekühlt, und mit einer gemörserten
Mischung aus 6,9 g Natriumazid und 134 g Cerammoniumnitrat versetzt. Man rührt bei -25°C
bis die dünnschichtchromatographische Kontrolle vollständigen Umsatz anzeigt. Dann wird der
Ansatz mit 400 ml eiskaltem Ether und 400 ml eiskaltem Wasser geschüttelt und die organische
Phase schnell abgetrennt. Die organische Phase wird anschließend noch dreimal mit 400 ml
kaltem Wasser geschüttelt, über Mg₂SO₄ getrocknet und i. Vak. zur Trockne eingedampft. Das
Rohprodukt wird durch Flash-Chromatographie in Petrolether/Essigester 12 : 1 gereinigt. Ausb.
23 g, 65%, [α]=+83,2 (c=1,3, CHCl₃), α,β-Gemisch, Öl.
12 g (24 mmol) 2-Azido-3,4,6-tri-O-pivaloyl-2-deoxy-α,β-D-galactopyranosylnitrat löst man
in 150 ml Dioxan, fügt 6 g Natriumnitrit, gelöst in 20 ml Wasser, hinzu und erwärmt auf 80°C.
Nach 3 Stunden Reaktionsdauer wird nochmals mit 6 g Natriumnitrit in 20 ml Wasser
versetzt, was je nach Ergebnis der dünnschichtchromatographischen Kontrolle nach weiteren 3
Stunden nochmals wiederholt wird. Nach Abreagieren über Nacht wird der Ansatz mit 100 ml
Wasser versetzt und die wäßrige Phase dreimal mit 120 ml Methylenchlorid ausgeschüttelt. Die
gesammelten wäßrigen Phasen werden abschließend einmal mit 100 ml Methylenchlorid
extrahiert. Nach dem Vereinigen der organischen Phasen und Trocknen über Mg₂SO₄ wird das
Lösungsmittel i. Vak. abdestilliert. Die Reinigung gelingt durch Flash-Chromatographie in
Petrolether/Essigester 7 : 1. Ausb. 7,6 g, 71%, [α]=+41,9 (c=1, CHCl₃),
α,β-Gemisch, Öl.
17,5 g (39 mmol) 3,4,6-Tri-O-pivaloyl-2-azido-2-deoxy-D-galactopyranose werden in 400 ml
absol. Dioxan gelöst. Anschließend leitet man für 1 Stunde getrocknetes Kohlendioxid
(Waschflasche mit conc. Schwefelsäure/2 Trockentürme mit Sicacid) durch die Reaktions
lösung und tropft dann unter weiterem Einleiten von Kohlendioxid 11,3 g Triphenylphosphin,
gelöst in 70 ml Dioxan, langsam zum Ansatz hinzu. Nach 8-12 Stunden wird die Gaseinleitung
abgebrochen. Nach Rühren über Nacht wird das Lösungsmittel i. Vak. bis zur Trockne
abdestilliert und das Rohprodukt durch Flash-Chromatographie in Petrolether/Essigester 10 : 1
gereinigt. Ausb. 10,3 g, 59%, [α]=+46,1 (c=1, CHCl₃), Schmp. 159°C (Hexan).
Eine Menge von 5-10 mmol des entsprechenden 2′-Oxo-[1.2,5′.4′]oxazolidin werden in
100 ml absol. THF mittels einer Aceton/Trockeneis-Mischung auf -78°C gekühlt. Nach
Zufügen der äquimolaren Menge n-Butyllithium (1,6 m Lösung in n-Hexan) rührt man 15
Minuten und gibt dann 1,1 Äquivalente frisch destilliertes Säurechlorid in den Ansatz.
Anschließend wird für weitere 15 Minuten bei -78°C und dann 30 Minuten bei 0°C gerührt.
Danach tropft man 20-30 ml gesättigte Ammoniumchloridlösung zum Ansatz hinzu und destil
liert im Anschluß das Lösungsmittel i. Vak. ab. Der Rückstand wird in 250 ml Ether aufge
nommen und die wäßrige Phase nochmals mit 80 ml Ether extrahiert. Die vereinigte etherische
Phase wird nacheinander je zweimal mit 80 ml gesättigter Natriumhydrogencarbonatlösung
und gesättigter Natriumchloridlösung ausgeschüttelt. Nach Trocknen über Mg₂SO₄ und
Abdampfen des Lösungsmittels i. Vak. verbleiben die Rohprodukte als farblose Öle, die durch
Flash-Chromatographie in Petrolether/Essigester-gemischen und anschließendes
Umkristallisieren aus n-Hexan/Methylenchlorid gereinigt werden können.
a) 10a: 3′-((E)-3′′-Phenyl-2′′-propenoyl)-2′-oxo-3,4,6-tri-O-pivaloyl-1,2-di-deoxy-α-D-
galactopyranosido[1.2,5′.4′]oxazolidin: Ausb. 78% (n. Flash-Chromatographie),
[α]=-20,3 (c=1, CHCl₃), Schm. 111°C.
b) 10b: 3′-((E)-2′′-Butenoyl)-2′-oxo-3,4,6-tri-O-pivaloyl-1,2-dideoxy-α-D-galactopyranosi
do[1.2,5′.4′]oxazolidin: Ausb. 65% (n. Umkristallisieren),
[α]=-53,7 (c=1, CHCl₃), Schm. 109°C (n-Heptan/CH₂Cl₂).
c) 10c: 3′-((E)-3′′-p-Chlor-phenyl-2′′-propenoyl)-2′-oxo-3,4,6-tri-O-pivaloy-l-1,2-dideoxy-α-D-galactopyranosido[1.2,5′.4′]oxazolidin: Ausb. 63% (n. Umkristallisieren),
[α]=-16,8 (c=1, CHCl₃), Schm. 136°C (n-Heptan/CH₂Cl₂).
5 mmol 2′-Oxo-[1.2,5′.4′]oxazolidin werden in 80 ml THF gelöst und auf 0°C abgekühlt.
Nach der Zugabe von 1,1 Äquivalenten Ethylmagnesiumchlorid (3 m Lösung in Ether) wird für
weitere 15 Minuten bei 0°C gerührt, der Ansatz dann mit einer Aceton/Trockeneismischung
auf -78°C abgekühlt und 1,1 Äquivalente frisch destilliertes Säurechlorid hinzugefügt.
Anschließend wird nach 10 Minuten die Kältemischung entfernt und weitere 45 Minuten bei
0°C gerührt. Zeigt das Dünnschichtchromatogramm vollständigen Umsatz an, gibt man 20 ml
gesättigte Ammoniumchloridlösung in den Ansatz und destilliert das Lösungsmittel i. Vak. ab.
Der verbleibende Rückstand wird mit 125 ml Ether aufgenommen und die wäßrige Phase noch
zweimal mit 125 ml Ether extrahiert. Die vereinigte organische Phase wird einmal mit 100 ml
gesättigter Ammoniumchloridlösung ausgeschüttelt und anschließend über Mg₂SO₄ getrocknet.
Die Rohprodukte können durch Flash-Chromatographie in Petrolether/Essigestergemischen
oder direkt durch Umkristallisieren aus n-Hexan/Methylenchlorid gereinigt werden.
10b: 3′-((E)-2′′-Butenoyl)-2′-oxo-3,4,6-tri-O-pivaloyl-1,2-dideoxy-α-D-galactopyranosi
do[1.2,5′,4′]oxazolidin: Ausb. 92% (n. Umkristallisieren), Schm. 109°C (n-Heptan/CH₂Cl₂).
Alle Reaktionskolben (Zweihals-Metallierkolben) werden im Trockenschrank bei 120°C ausge
heizt und im Exikator über Phosphopentoxid abgekühlt. Nach Auswiegen der Substanz wird
der Reaktionskolben samt Reaktionsgut an einer Reaktionslinie im Vakuum mehrfach ausge
heizt und nach Abkühlen unter sauerstofffreiem, getrockneten Argon wird das Lösungsmittel
unter Inertgas aufdestilliert oder mittels einer Glasspritze zugesetzt. Alle Reaktionsansätze
werden unter Argon als Inertgas durchgeführt.
Eine Menge von 0,2-1 mmol des entsprechenden α,β-ungesättigten Oxazolidinon werden in
20-40 ml absol. Toluol gelöst und auf die benötigte Reaktionstemperatur mittels eines
Kryostaten oder einer Aceton/Trockeneismischung abgekühlt. Vier Äquivalente Dialkyl
aluminiumchlorid (1 m Lösung in n-Hexan oder n-Heptan) werden unter Rühren mit einer
Injektionsspritze zugefügt. Im Fall des reaktionsträgeren Diisobutylaluminiumchlorid wird das
entsprechende Oxazolidinonderivat mit 1 eq. Dimethylaluminiumchlorid vorkomplexiert und
nach 5-10 Minuten mit 4 eq. Diisobutylaluminumchlorid versetzt. Der Reaktionsverlauf wird
dünnschichtchromatographisch verfolgt, indem etwa 0,1 ml des Reaktionsgemischs mit 1 ml
gesättigter Ammoniumchloridlösung hydrolysiert und die wäßrige Phase mit 1 ml Ether
extrahiert wird. Anschließend fertigt man von der organischen Phase ein Dünnschicht
chromatogramm an, wobei die dargestellten 1,4-Addukte alle größere RF-Werte als die
Ausgangsverbindungen aufweisen. Nach vollständigem Umsatz wird der Ansatz in 80 ml
gesättigte Ammoniumchloridlösung eingegossen, und nach Zusatz von 10 ml 2 n Salzsäure zur
besseren Phasentrennung wird die wäßrige Phase dreimal mit 100 ml Ether oder Methy
lenchlorid ausgeschüttelt. Die vereinigten Etherextrakte werden vor dem Trocknen über
Mg₂SO₄ mit 80 ml gesättigter Ammoniumchloridlösung extrahiert und dann das Lösungsmittel
i. Vak. abdestilliert. Es verbleiben kristalline Rohprodukte 11 bzw. 13, die durch Flash-
Chromatographie in Petrolether/Essigestergemischen <12 : 1, oder durch Umkristallisieren aus
n-Hexan/Methylenchlorid zu reinigen sind.
a) 11a: 3′-(3′′-Phenyl-1′′-oxopentyryl)-2′-oxo-3,4,6-tri-O-pivaloyl-1,2-dide-oxy-α-D-
galactopyranosido[1.2,5′.4′]oxazolidin: Ausb. 54% (n. Flash-Chromatographie),
[α]=-35,7 (c=1, CHCl₃), Schm. 59°C.
b) 11c: 3′-(5′′-Methyl-3′′-phenyl-1′′-oxohexyryl)-2′-oxo-3,4,6-tri-O-pivaloy-l-1,2-dideoxy-
α-D-galactopyranosido[1.2,5′.4′]oxazolidin: Ausb. 87% (n. Flash-Chromatographie),
[α]=-33,1 (c=1, CHCl₃), Schm. 66°C.
c) 11d: 3′-(3′′-Phenyl-1′′-oxohexyryl)-2′-oxo-3,4,6-tri-O-pivaloyl-1,2-dideo-xy-α-D-
galactopyranosido[1.2,5′.4′]oxazolidin: Ausb. 87% (n. Flash-Chromatographie),
[α]=-24,3 (c=1, CHCl₃), Schm. 61°C.
Das entsprechende α,β-ungesättigte Oxazolidinon (0,2-1 mmol) wird in 20-40 ml absol.
Toluol gelöst, und anschließend wird unter Inertgasatmosphäre (Argon) die Quecksilber-
Niederdruck-Tauchlampe der Wellenlänge 254 nm in den Reaktionskolben eingebracht. Nach
Abkühlen auf die gewünschte Reaktionstemperatur versetzt man mit 3-4 äquivalenten Dimethyl
aluminiumchlorid, rührt 10 Minuten und bestrahlt den Ansatz dann für 5 Stunden mit der UV-
Lampe. Danach läßt man im Dunkeln bis zum vollständigen Umsatz (DC-Kontrolle)
abreagieren (Weitere Aufarbeitung siehe Beispiel 5).
11b: 3′-(3′′-Phenyl-1′′-oxobutyryl)-2′-oxo-3,4,6-tri-O-pivaloyl-1,2-dideo-xy-α-D-
galactopyranosido[1.2,5′.4′]oxazolidin: Ausb. 82% (n. Flash-Chromatographie),
[α]=-26,7 (c=1, CHCl₃), Öl.
Zu 230 mg (0,5 mmol) 3′-((E)-3′′-Phenyl-2′′-propenoyl)-2′-Oxo-3,4,6-tri-O-acetyl-1,2-di
deoxy-α-D-galactopyranosido[1.2,5′.4′]oxazolidin gelöst in 30 ml Toluol fügt man bei -40°C
1 Äquivalent Dimethylaluminiumchlorid (1 m Lösung in n-Hexan) hinzu und rührt 10 Minuten.
Dann wird der hellgelbe, klare Reaktionsansatz mit 3-4 Äquivalenten Diethylaluminiumchlorid
(1 m Lösung in n-Hexan) versetzt, wobei sich die Reaktionslösung sofort orange-gelb verfärbt.
Zeigt die dünnschichtchromatographische Kontrolle vollständigen Umsatz an, wird gemäß
Beispiel 5 aufgearbeitet. Diastereomerenverhältnis (Rohprodukt): 97 : 3 (400 MHz-¹H-NMR-
Spektrum), Ausb. 130 mg (53%) nach Flash-Chromatographie in Petrolether/Essigester 8 : 1,
Diastereomerenverhältnis: <99 : 1 (HPLC an Sherisorb-Säule (5 µ) in Methanol/Wasser (74/26)
bei einem Fluß von 1 ml/min), [α]=-52,3 (c=1, CHCl₃), Öl.
260 mg (0,5 mmol) 3′-((E)-2′′-Butenoyl)-2′-Oxo-3,4,6-tri-O-pivaloyl-1,2-dideoxy-α-D-galac
topyranosido[1.2,5′.4′]oxazolidin werden in 15 ml Methylenchlorid auf -78°C abgekühlt und
mit 1 ml (12,5 mmol bzw. 25 eq) Cyclopentadien versetzt. Anschließend fügt man 1,4 eq (0,7 ml)
Diethylaluminiumchlorid (1 m Lösung in n-Hexan) hinzu. Nach 5 ½ Stunden Reaktions
dauer wird der Ansatz in 80 ml 1 n Salzsäure eingegossen und die wäßrige Phase dreimal mit
80 ml Ether ausgeschüttelt. Die vereinigten organischen Phasen werden abschließend einmal
mit 80 ml Wasser extrahiert, über Magnesiumsulfat getrocknet, die Lösung auf 3 g Kieselgel
filtriert und das Lösungsmittel i. Vak. abdestilliert. Nach Trocknen im Hochvakuum wird die
auf Kieselgel aufgezogene Substanz über eine 10×20 mm Säule zunächst mit 100 ml Petrol
ether, anschließend mit 300 ml Petrolether/Essigester 5 : 1 eluiert. Das Eluat wird i. Vak.
eingeengt, wobei 280 mg Rohprodukt als farbloses Öl verbleiben. Das Rohprodukt wird durch
Flash-Chromatographie in Petrolether/Essigester 8 : 1 gereinigt. 70% Umsatz, Diastereomeren
verhältnis (Rohprodukt): endo : exo: 19 : 1; endomajor : endominor: <98 : 2 (HPLC/¹H-NMR/
GLC), n. Flash-Chromatographie 178 mg (60%) Ausbeute, Diastereomerenverhältnis:
endomajor : endominor: <99 : 1, [α]=-83,8 (c=1, CHCl₃), Schm. 134°C.
Claims (7)
1. Von Kohlenhydraten abgeleitete, bicyclische Oxazolidinone der allgemeinen Formel I
in denen R¹ und R² zusammen mit C-4 und C-5 des Oxazolidinons einen Kohlenhydrat-
Ring bilden, wobei dessen Hydroxylgruppen durch Acyl-Schutzgruppen, wie Propionyl,
Isobutyryl, Pivaloyl oder andere Alkyl-carbonylgruppen mit Alkyl von C₂ bis C₁₈, oder
Benzoylgruppen oder auch durch Alkyl-Schutzgruppen, wie Methyl, Allyl- oder Benzyl
gruppen geschützt sind.
2. Verbindungen der allgemeinen Formel I nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß
der in ihnen enthaltene Kohlenhydratteil D-Glusosamin oder D-Galactosamin ist.
3. Verbindungen der allgemeinen Formel I nach Anspruch 1 und 2 gekennzeichnet dadurch,
daß die Hydroxylgruppen des Kohlenhydrats durch Pivaloylgruppen geschützt sind.
4. Verfahren zur Herstellung von Verbindungen nach Anspruch 1, 2, 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß Alkoxycarbonyl-amino-deoxy-monosaccharide mit unverzeigten oder ver
zweigten Alkylcarbonsäure-Derivaten, die Alkylgruppen mit C₂ bis C₁₈ enthalten,
acyliert, dann in die 1-Halogeno-Derivate (Halogenosen) umgewandelt werden und diese
unter Abspaltung des Alkylrestes aus der N-Alkoxycarbonylgruppe zu Oxazolidinonen
cyclisiert werden.
5. Verbindungen der allgemeinen Formel II.
in denen R¹ und R² die unter Anspruch 1, 2 und 3 genannte Bedeutung haben, jedoch
die Hydroxylgruppen im Kohlenhydratteil auch durch Acetylgruppen geschützt sein
können, und R ein verzweigter oder unverzweigter Alkylrest, der auch funktionelle
Gruppen, C=C-Doppelbindungen oder/und C=C-Dreifachbindungen enthalten kann.
6. Die Herstellung von Verbindungen nach Anspruch 5 durch Acylierung von Verbindungen
nach Anspruch 1, 2 und 3 mit aktivierten Carbonsäure-Derivaten.
7. Die Verwendung von Verbindungen nach Anspruch 1, 2, 3 und 5 in diastereoselektiven
Synthesen von Verbindungen der allgemeinen Formel III,
in denen R¹ und R² die unter Anspruch 1, 2, 3 und 5 genannte Bedeutung haben und R*
ein verzweigter oder funktionalisierter unverzweigter Alkylrest ist, der funktionelle
Gruppen tragen, Mehrfachbindungen einschließen und mindestens ein aber auch mehrere
Chiralitätszentren enthalten kann.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914113327 DE4113327A1 (de) | 1991-04-24 | 1991-04-24 | Cyclische n-urethane von aminozuckern |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914113327 DE4113327A1 (de) | 1991-04-24 | 1991-04-24 | Cyclische n-urethane von aminozuckern |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4113327A1 true DE4113327A1 (de) | 1992-10-29 |
Family
ID=6430236
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19914113327 Withdrawn DE4113327A1 (de) | 1991-04-24 | 1991-04-24 | Cyclische n-urethane von aminozuckern |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4113327A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1996033999A1 (fr) * | 1995-04-27 | 1996-10-31 | Adir Et Compagnie | NOUVELLES TETRAHYDROPYRANO[3,2-d]OXAZOLONES SUBSTITUEES, LEUR PROCEDE DE PREPARATION ET LES COMPOSITIONS PHARMACEUTIQUES QUI LES CONTIENNENT |
-
1991
- 1991-04-24 DE DE19914113327 patent/DE4113327A1/de not_active Withdrawn
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1996033999A1 (fr) * | 1995-04-27 | 1996-10-31 | Adir Et Compagnie | NOUVELLES TETRAHYDROPYRANO[3,2-d]OXAZOLONES SUBSTITUEES, LEUR PROCEDE DE PREPARATION ET LES COMPOSITIONS PHARMACEUTIQUES QUI LES CONTIENNENT |
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