DE4040274C2 - Hubkolben-Verbrennungsmotor mit temperaturabhängig sich verstellendem Totpunkt - Google Patents
Hubkolben-Verbrennungsmotor mit temperaturabhängig sich verstellendem TotpunktInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Hubkolben-Verbren
nungsmotor mit temperaturabhängig sich verstellen
dem Totpunkt mit Kolben und jeweils einem Kolben
bolzen, der das Pleuelauge der Pleuelstange durch
greift.
Hubkolben-Verbrennungsmotoren der gattungsgemäßen
Art sind zum Antrieb stationärer und mobiler Ma
schinen in unzähligen Bauarten und verschiedenen
Varianten und in höchst unterschiedlichen Größen
weit verbreitet. Sie werden nach dem Zweitakt- oder
Viertakt-Arbeitsprinzip als Diesel- oder als Otto
motor ausgeführt. Das Verdichtungsverhältnis ist
bei Hubkolben-Verbrennungsmotoren bestimmt durch
das Verhältnis des Zylinderinhaltes bei der Kolben
stellung am unteren Totpunkt zum Zylinderinhalt bei
Stellung des Kolbens am oberen Totpunkt. Dieses
Verdichtungsverhältnis oder kürzer die Verdichtung
eines Motors ist vor allem bei Dieselmotoren eine
für die Motorfunktion wesentliche Größe. Vor allem
bei Dieselmotoren ist für die Zündung des in die
Zylinder eingebrachten Gemisches eine bestimmte
Kompression dieses Gemisches erforderlich, deren
Größe zum Verdichtungsverhältnis unter idealen Be
dingungen proportional ist. Bei zu geringer Kom
pression des im Zylinder befindlichen Kraftstoff-
Luft-Gemisches wird ein Dieselmotor - vor allem im
kalten Zustand - nicht zünden. Gleichartige Pro
bleme treten auch - wenn auch in geringerem Ausmaß -
bei Ottomotoren auf. In warmem Zustand des Motors
ist eine derartig hohe Kompression dagegen nicht
erforderlich. Sie kann vielmehr schädlich sein, da
sie bei Ottomotoren zu unerwünschten Frühzündungen
führen kann. Frühzündungen, also Zündungen die ein
setzen, bevor der Kolben die vom Motorkonstrukteur
vorberechnete Position erreicht hat, sind wegen der
dann unkontrolliert ablaufenden Verbrennungspro
zesse der Funktion und Lebensdauer der gattungsge
mäßen Hubkolben-Verbrennungsmotoren äußerst abträg
lich.
Aus der Offenlegungsschrift DE 38 18 357 A1 ist es be
kannt, das Verdichtungsverhältnis eines Motors
durch Drehung eines exzentrischen Lagers am Kolben
bolzen zu verändern. Zu diesem Zweck werden Bloc
kierstifte, die eine Drehung des Lagers freigeben
oder verhindern, durch Kanäle in der Pleuelstange
mittels Öldruck betätigt. Damit wird eine flexible,
lastabhängige Regelung der Verdichtung ermöglicht,
die jedoch einen sehr aufwendigen Aufbau von Lagern
und Pleuelstangen voraussetzt.
Um das Verdichtungsverhältnis bei Hubkolben-Ver
brennungsmotoren der im Motorinneren herrschenden
Temperatur anzupassen, damit günstige Kaltstartei
genschaften mit einem guten Warmlaufverhalten des
Motores einhergehen, ist in der Druckschrift JP 60-
22030 (A) vorgeschlagen worden, Zylinderblock und
Kurbelgehäuse durch ein Element aus Memory-Metall
zu verbinden. Bei Temperaturerhöhung über einen
Grenzwert hinweg vergrößert sich der Abstand zwi
schen Zylinderblock und Kurbelgehäuse mit der
Folge, daß das Verdichtungsverhältnis sinkt. Als
nachteilig ist dabei jedoch die Notwendigkeit der
Unterteilung des Motorblocks anzusehen.
Hiervon ausgehend hat sich die Erfindung zur Auf
gabe gemacht, einen Hubkolben-Verbrennungsmotor zu
schaffen, der bei stark verbesserten Kaltstartei
genschaften auch ein gutes Warmlaufverhalten auf
weist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß der Kolbenbolzen im Bereich des Pleuelauges re
lativ zu seinen daraus hervorragenden Enden eine
Exzentrität aufweist und daß der Kolbenbolzen, der
im Kolben gelagert ist, mit einem Torsionselement
starr verbunden ist, das wiederum mit dem Kolben
starr verbunden ist, wobei das Torsionselement aus
Memory-Metall besteht.
Entscheidender Gedanke und Vorteil der Erfindung
ist, daß auf diese Weise eine bezogen auf die
Längsachse des Zylinders stattfindende Relativver
schiebung zwischen Pleuelstange und Kolben und da
mit eine Veränderung der sog. "Totpunkte" des Kol
bens möglich ist. Durch diese Relativverschiebung
ist gleichzeitig eine Veränderung des Verdichtungs
verhältnisses erzielbar. Durch Verdrehen des Kol
benbolzens relativ zu Kolben und Pleuelauge wird
aufgrund der Exzentrität des Kolbenbolzens im Be
reich des Pleuelauges der Kolben relativ zum Pleuel
verschoben. Bei einer Verschiebung vom unteren Ende
der Pleuelstange weg steigt das Verdichtungsver
hältnis, bei der umgekehrten Verschiebung sinkt es.
Die Drehung des Kolbenbolzens wird nun durch das
erfindungsgemäße Torsionselement bewirkt, das mit
einem Ende am Kolben, mit dem anderen Ende am Kol
benbolzen starr befestigt ist. Die Torsion des Tor
sionselementes hat daher eine Drehung des Kolben
bolzens und mithin die beschriebene Verschiebung
des Kolbens relativ zur Pleuelstange zur Folge.
Entscheidend ist weiter, daß das erfindungsgemäße
Torsionselement aus einem sog. Memory-Metall be
steht. Memory-Metalle sind bestimmte Legierungen,
in erster Linie aus Nickel und Titan (Nitinol) aber
auch aus Kupfer, Zink und Aluminium. Diese Legie
rungen haben die Eigenschaft, sich an bestimmte
Formen zu "erinnern". Es ist dazu erforderlich, die
aus solchen Legierungen bestehenden Gegenstände
zunächst in die Form zu bringen, an die später
"erinnert" werden soll. Dann sind diese Gegenstände
so lange zu erhitzen, bis ihre Kristallstruktur in
eine Hochtemperatur-Konfiguration übergeht, die man
als Beta- oder Matrix-Phase bezeichnet. Danach sind
sie abzuschrecken, so daß sich die Metallatome in
der Kristallstruktur eines Martensits neu ordnen.
Jetzt kann man die so behandelten Gegenstände be
liebig verformen. Erhöht man ihre Temperatur an
schließend wieder auf einen bestimmten Wert, bei
dem das Kristallgefüge aus der Martensit- in die
Beta-Phase übergeht, so kehrt die ursprüngliche Ge
stalt zurück. Diese Temperatur wird allgemein als
Sprungtemperatur bezeichnet. Sie hängt von der ge
wählten Legierung und dem darin herrschenden Mi
schungsverhältnis der legierten Metalle ab. Wesent
licher Gedanke der Erfindung ist nun, das Torsions
element aus solchen Memory-Metallen herzustellen.
Das derart ausgeführte Torsionselement wird sich
bei Erreichen einer bestimmten Sprungtemperatur im
Motor in sich selbst verdrehen und damit den Kol
benbolzen in Drehung versetzen und die oben be
schriebene Relativbewegung des Kolbens zur Pleuel
stange auslösen. Damit ändert sich das Verdich
tungsverhältnis des Motors in Abhängigkeit von der
Motortemperatur, was die oben bereits beschriebenen
Vorteile zeitigt.
Eine bevorzugte Ausführung der Erfindung besteht
darin, daß der Kolbenbolzen eine bezogen auf seine
äußeren Enden mittig durch seine Längsachse verlau
fende Bohrung aufweist, die von einem als Torsions
stange ausgebildeten Torsionselement als Memory-Me
tall durchgriffen ist, deren eines in dem mit dem
Kolben und deren anderes Ende mit dem Kolbenbolzen
verbunden ist.
Es ist evident, daß die insgesamt mögliche Torsion
des Torsionselementes von dessen Länge abhängt. Um
eine hohe Torsionsfähigkeit - also etwa eine Tor
sion um 180° Grad - zu ermöglichen, ist es daher
erforderlich, das Torsionselement möglichst lang
auszuführen. Die hier vorgeschlagene Ausbildung der
Erfindung trägt dem dadurch Rechnung, daß das Tor
sionselement in Form einer Torsionsstange quer im
Kolben nahezu über dessen gesamten Durchmesser an
geordnet ist, wodurch eine maximale Torsionsfähig
keit sichergestellt wird. Die Torsion dieser Torsi
onsstange bewirkt so eine große Drehung des Kolben
bolzens, wodurch dessen Exzentrität maximal ausge
nutzt werden kann. Das Maß dieser Exzentrität be
stimmt die Relativverschiebung des Kolbens gegen
über der Pleuelstange.
Schließlich wird vorgeschlagen, daß das Memory-Me
tall, aus dem das Torsionselement besteht, mehrere
Sprungtemperaturen aufweist, die innerhalb des bei
Kolbenmotoren vorkommenden Temperaturintervalles
liegen, wobei die Torsion bei Erreichen der jeweils
nächsthöheren Sprungtemperatur um einen vordefi
nierten Winkel zunimmt.
Grundgedanke dieser Abwandlung der Erfindung ist
es, durch die mehrfach fortgesetzte Torsion des
Torsionselementes bei Erreichen aufeinanderfolgen
der Sprungtemperaturen eine annähernd kontinuierli
che Abnahme des Verdichtungsverhältnisses bei stei
gender Motortemperatur zu erreichen. Memory-Metalle
können auch "lernen", sich bei zwei oder mehr ver
schiedenen Temperaturen anderer "Gestalten" zu er
innern. Man muß sie dazu wiederholt unter die kri
tische Temperatur der Martensit-Umwandlung abkühlen
und anschließend wieder bis zur Bildung der Beta-
Phase aufwärmen. Bei Verwendung eines derartigen
Memory-Metalls ist es möglich, die verschiedenen
Sprungtemperaturen so zu wählen, daß sie innerhalb
des bei Kolbenmotoren vorkommenden Temperaturinter
valles liegen. Die Verdrehung des Torsionselementes
kann dann in - kleineren - Stufen erfolgen, so daß
eine nahezu kontinuierliche Abnahme der Verdichtung
bei steigender Temperatur erzielt werden kann.
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Er
findung lassen sich dem nachfolgenden Beschrei
bungsteil entnehmen, in dem anhand der Zeichnungen
ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläu
tert wird. Dabei ist zu beachten, daß zur Vereinfa
chung lediglich der Kolben des erfindungsgemäßen
Verbrennungsmotors mit Pleuel, Pleuelauge und Kol
benbolzen dargestellt ist. Auf eine Darstellung des
Zylinders und der weiteren Teile wurde verzichtet.
Es zeigen:
Fig. 1 einen Kolben im Querschnitt von
der Seite
Fig. 2 einen Kolben im Querschnitt von
oben
Fig. 3 einen Kolben im Querschnitt von
der Seite.
In Fig. 1 ist ein Ausführungsbeispiel der Erfin
dung dargestellt, das den Merkmalen des Anspruches
2 entspricht. Es ist zu beachten, daß in der Zeich
nung mit den beiden gegeneinander verschobenen
Längshälften des Kolbens (1) die Verschiebung die
ses Kolbens (1) relativ zur Pleuelstange (3) darge
stellt ist. In der Zeichnung ist zu erkennen, daß
der Kolbenbolzen (2) im Bereich des Pleuelauges (4)
eine Exzentrität aufweist. Bei Drehung dieses Kol
benbolzens verschiebt sich aufgrund dieser Exzen
trität der Kolben (1) relativ zur Pleuelstange (3).
Diese Verschiebung wird durch ein Torsionselement
bewirkt, das hier als Torsionsstange (8) ausgeführt
ist und in einer bezogen auf die äußeren Enden des
Kolbenbolzens (5, 6) mittig in seiner Längsachse an
gebrachten Bohrung (7) verläuft. Im zeichnerisch
dargestellten Ausführungsbeispiel ist dieses Torsi
onselement auf der linken Seite fest mit dem Kolben
(1) verbunden, auf der rechten Seite dagegen mit
dem Kolbenbolzen (6). Aus dieser Zeichnung wird be
reits unschwer deutlich, daß eine In-sich-Verdre
hung des Torsionselementes (8) eine Drehung des
Kolbenbolzens (2) bewirkt. Das Maß der Exzentrität
dieses Kolbenbolzens (2) bestimmt die relative Ver
schiebung von Pleuelstange (3) und Kolben (1), wie
in der Zeichnung durch die zeichnerisch gegeneinan
der verschobenen Kolbenhälften leicht erkennbar
ist.
In Fig. 2 ist ein Aufsicht-Querschnitt durch einen
Kolben (1) des erfindungsgemäßen Verbrennungsmotors
dargestellt. Auch hier sind die Torsionsstange (8),
der Kolbenbolzen (2), das Pleuelauge (4) sowie die
beiden äußeren Enden des Kolbenbolzens (5, 6) er
kennbar.
Fig. 3 zeigt einen weiteren Querschnitt durch
einen Kolben (1) des erfindungsgemäßen Motors. Die
Schnittebene liegt hier allerdings quer zu Kolben
bolzen (2) und Pleuelauge (4). Auch hier ist durch
eine zeichnerische Zweiteilung und Verschiebung des
Kolbens (1) entlang seiner Längsachse das Arbeits
prinzip und der Grundgedanke der Erfindung heraus
gestellt. Durch die Exzentrität des Kolbenbolzens
(2) wird die Verschiebung zwischen Kolben (1) und
Pleuelstange (3) bewirkt. Die Drehung des Kolben
bolzens (2) wird durch das in der Bohrung (7) ver
laufende Torsionselement bewirkt, das als Torsions
stange (8) ausgeführt ist.
Claims (3)
1. Hubkolben-Verbrennungsmotor mit temperaturabhän
gig sich verstellendem Totpunkt mit Kolben (1) und
jeweils einem Kolbenbolzen (2), der das Pleuelauge
(4) der Pleuelstange (3) durchgreift, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Kolbenbolzen (2) im Bereich
des Pleuelauges (4) relativ zu seinen daraus her
vorragenden Enden (5,6) eine Exzentrität aufweist
und
daß der Kolbenbolzen (2), der im Kolben (1) gela
gert ist, mit einem Torsionselement starr verbunden
ist, das wiederum mit dem Kolben (1) starr verbun
den ist, wobei
das Torsionselement aus Memory-Metall besteht.
2. Hubkolben-Verbrennungsmotor nach Anspruch 1, da
durch gekennzeichnet, daß der Kolbenbolzen (2) eine
bezogen auf seine äußeren Enden mittig durch seine
Längsachse verlaufende Bohrung (7) aufweist, der
von einer Torsionsstange (8) aus Memory-Metall
durchgriffen ist, deren eines Ende mit dem Kolben
(1) und deren anderes Ende mit dem Kolbenbolzen (2)
verbunden ist.
3. Hubkolben-Verbrennungsmotor nach Anspruch 1 oder
2, dadurch gekennzeichnet, daß das Memory-Metall
mehrere Sprungtemperaturen aufweist, die innerhalb
des bei Kolbenmotoren vorkommenden Temperaturinter
valles liegen, wobei die Torsion bei Erreichen der
jeweils nächsthöheren Sprungtemperatur um einen
vordefinierten Winkel zunimmt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904040274 DE4040274C2 (de) | 1990-12-17 | 1990-12-17 | Hubkolben-Verbrennungsmotor mit temperaturabhängig sich verstellendem Totpunkt |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904040274 DE4040274C2 (de) | 1990-12-17 | 1990-12-17 | Hubkolben-Verbrennungsmotor mit temperaturabhängig sich verstellendem Totpunkt |
Publications (2)
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---|---|
DE4040274A1 DE4040274A1 (de) | 1992-06-25 |
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---|---|
DE (1) | DE4040274C2 (de) |
Cited By (2)
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DE102007040699A1 (de) | 2007-08-29 | 2009-03-05 | Robert Bosch Gmbh | Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine mit einstellbarem Verdichtungsverhältnis |
DE102007040700A1 (de) | 2007-08-29 | 2009-03-05 | Robert Bosch Gmbh | Hubkolben-Verbrennungskraftmaschine mit einstellbarem Verdichtungsverhältnis |
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- 1990-12-17 DE DE19904040274 patent/DE4040274C2/de not_active Expired - Fee Related
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DE4040274A1 (de) | 1992-06-25 |
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