DE4039867A1 - Mittel zur prophylaxe und therapie von infektionen nach virusexpositionen - Google Patents
Mittel zur prophylaxe und therapie von infektionen nach virusexpositionenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Mittel zur prophylaktischen und
therapeutischen Behandlung von viralen Infektionen,
insbesondere von Zellen, die Viren durch Endocytose
aufnehmen, sowie die Verwendung dieser Mittel in einem
Verfahren zur Verhinderung der Replikation von Viren in
diesen Zellen.
Die heute gängigen antiviralen Arzneimittel zeichnen
sich durch ein geringes antivirales Wirkungsspektrum
und in den meisten Fällen durch eine sehr hohe Toxizi
tät aus. Weiterhin treten als gravierende Nachteile
eine schlechte Applikation und die rasche Induktion
resistenter Virusstämme in Erscheinung. Als antivirale
Prophylactica stehen Amantadin und Rimantadin gegen
einige Influenzaviren sowie Metisazon gegen Pockenviren
zur Verfügung. Amantadin und Rimantadin haben eine ge
ringe Toxizität. Idoxuridine, Trifluorthymidin, Ethyl
deoxyuridin und Iododeoxycytidin können bei einigen
lokalen Herpesinfektionen ausschließlich äußerlich an
gewendet werden und sind teilweise sehr toxisch.
Adeninarabinosid und Cytosinarabinosid sind ausgespro
chen immunsuppressiv und nebenwirkungsreich, zum Bei
spiel bewirken sie Veränderungen der Chromosomen.
Bromovinyldeoxyuridin wirkt zwar gut gegen Herpes
simplex Virus Typ 1 und einige andere Viren, nicht aber
gegen Herpes simplex Virus Typ 2; Acyclovir wirkt eben
falls gegen einige Herpesviren, nicht aber gegen das
Cytomegalovirus. Dihydroxyproposymethylguanin wirkt
gegen das Epstein-Barr Virus und das Cytomegalovirus,
ist jedoch sehr toxisch. Phosphonoformiat, Suramin und
Zidovudin wirken unter anderem gegen HIV, besitzen je
doch eine sehr hohe Toxizität. Viele dieser Substanzen
wirken gegen eine virale Thymidinkinase, eine virale
Polymerase oder eine virale reverse Transkriptase. Be
reits während der Therapie mit vielen dieser Substanzen
ist eine Resistenzbildung der infizierenden Viren beob
achtet worden.
Als vorteilhafte Substanzen haben sich Polyanionen wie
Dextransulfat und Pentosanpolysulfat erwiesen, da sie
spezifisch gegen die reverse Transkriptase von Retro
viren, insbesondere von HIV, zu wirken scheinen. Dies
wird in der DE-OS 36 01 136 und der europäischen Pa
tentanmeldung EP-A-02 93 826 berichtet. Darüber hinaus
zeichnen sich diese Substanzen durch eine sehr geringe
Toxizität aus.
Die Suche der Erfinder nach Substanzen als Arzneimittel
zur Prophylaxe und Therapie viraler Infektionen konzen
triert sich auf den Eintrittsweg von Viren in die Zel
le. Nur durch die Infektion einzelner Zellen kann sich
eine Infektion manifestieren. Eine effektive Prophylaxe
könnte also durch das Verhindern des Eindringens von
Viruspartikeln in das Zellinnere erreicht werden. Die
in den bereits infizierten Zellen vermehrten Viren
könnten keine neuen Zielzellen mehr finden, wenn eine
Therapie eingeleitet wird, die das Eindringen von Viren
in das Zellinnere verhindert. Die Infektion kommt zum
Stehen und das therapeutische Ziel ist erreicht. So
könnte ein Schutzmechanismus, der zur Prophylaxe ge
dacht ist, auch eine effiziente Therapie darstellen.
Bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen HIV wurde
dieser Weg beschritten. Es wurden Antikörper herge
stellt gegen ein HIV-Oberflächenantigen, mit dem das
Virus an einer Zielzelle, zum Beispiel den T-Lymphocy
ten, ankert. Diese Oberflächenantigene wurden durch
diese Antikörper gewissermaßen maskiert, so daß die
Viren sich nicht mehr an die eigentlichen Zielzellen
heften konnten. Somit erreichte man zwar die Synthese
spezifischer auch neutralisierender Antikörper, konnte
jedoch eine Infektion nicht unterbinden. Durch die Maß
nahme der Blockierung der Oberflächenantigene von HIV
scheint eine Verschiebung des Spektrums der infizierten
Zellen von Lymphocyten auf Makrophagen stattzufinden.
Makrophagen besitzen nämlich Erkennungsstellen für den
Fc-Teil von Antikörpern. Dieser Rezeptor sorgt für eine
effiziente Aufnahme der Immunkomplexe aus Viren und
Antikörpern. Die Einschleusung des Komplexes geschieht
beispielsweise durch Endocytose. Die Viren werden dabei
in Form von Vesikeln in das Zellinnere transportiert
und verschmelzen mit Endosomen, primären Lysosomen und
sekundären Lysosomen. Dort werden die Antikörper-Anti
gen-Komplexe normalerweise lysiert. Bei HIV-Infektionen
werden allerdings lediglich die Cores der Viren freige
setzt, die dann in das zellinnere Cytoplasma gelangen
können, replizieren und von dort aus ihr zerstöreri
sches Werk beginnen. Makrophagen können übrigens auch
durch nicht rezeptorvermittelte Endocytose Partikel
aufnehmen.
Die meisten der gängigen antiviralen Mittel wirken ge
gen bestimmte Mechanismen der viralen Replikation bei
der bereits infizierten Zelle. Dies führt dann zu den
oben genannten Komplikationen. Wie am Beispiel der
HIV-Infektion skizziert, kann ein Verhindern des An
kerns von Viren an bestimmten Rezeptoren zur Verschie
bung des Infektionsspektrums führen. Die gerade bei
retroviralen Infektionen beobachtete Wirkung von Poly
anionen zur Verhinderung der vollständigen Ankerung ist
auf einen kompetitiven Effekt zurückzuführen. In der
DE-OS 36 01 136 wird zwar auch eine in vitro Hemmung an
gereinigter reverser Transkriptase der Retroviren be
schrieben, dies konnte jedoch in vivo in Zellkultur
nicht bestätigt werden. T-Lymphocyten sind nicht in der
Lage, freie Polyanionen in das Zellinnere aufzunehmen.
Daher kann die Hemmung der reversen Transkriptase, wie
in der DE-OS 36 01 136 vermutet wird, nicht die Ursache
für den Schutz gegen retrovirale Infektionen sein. Da
für kommt vielmehr der erstgenannte Mechanismus in Be
tracht.
Die P 39 19 644.5 schlägt ein Mittel zur prophylakti
schen und therapeutischen Behandlung von viralen
Infektionen vor, bei der Polyanionen an Trägerpartikel
gebunden sind. Diese werden dann insbesondere systemisch
verabreicht. Es wird darauf abgestellt, daß Polyanionen
physikalisch oder chemisch an Trägerpartikel oder
Trägermoleküle gebunden eine verbesserte Wirkung gegen
über freien Polyanionen haben.
Ein großes Problem besteht in klinischen Labors im Um
gang mit infektiösem Material und bei der medizinischen
Betreuung mit Retroviren infizierten Patienten. Häufig
wird die Haut der Betreuer durch Blut oder Sekrete kon
taminiert. Insbesondere für HIV wurden bereits Infektio
nen durch Kontamination der Haut mit Blut erkrankter
Patienten beschrieben. Es wird angenommen, daß Mikro
läsionen der Haut die Infektionen begünstigen. Als Ziel
zellen der Primärinfektion mit HIV werden die Langer
hans-Zellen der Haut, ein monozytärer Zelltyp, angesehen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Mittel zur
Prophylaxe und Therapie von viralen Infektionen bereit
zustellen, die ein breites Wirkungsspektrum aufweisen
und möglichst geringe Nebenwirkungen haben. Dabei soll
die virale Infektion von Zielzellen, die über endo
cytotische Vorgänge Viren aufnehmen, verhindert bzw.
therapiert werden. Insbesondere soll ein schneller
Schutz der in der tieferen Hautschicht gelegenen Ziel
zellen nach der Virusexposition nach erster groß
flächiger Dekontamination durch Waschen ermöglicht
werden. Desweiteren ist es wünschenswert, eine HIV-
Infektion nach lokaler topikaler Virusexposition zu
verhindern, wie sie beispielsweise bei der oberflächli
chen Exposition und oberflächlichen Verletzungen von
medizinischen- und Laborpersonal auftreten können. Es
ist dann erforderlich, stabile Arzneimittel unmittel
bar zur Verfügung zu haben.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Mittel enthaltend
antivirale Substanzen und/oder organisches und/oder
anorganisches Polymerisat mit anorganischen und/oder
organischen anionischen Gruppen (Polyanionen), in
physiologisch verträglichen Trägerpartikeln. Ein
weiteres Mittel zur Lösung dieser Aufgabe ist ein Mit
tel zur Prophylaxe und Therapie viraler Infektionen,
enthaltend eine wirksame Dosis einer antiviralen Sub
stanz und/oder eines organischen und/oder anorganischen
Polymerisats mit anorganischen und/oder organischen
anionischen Gruppen (Polyanionen).
Die organischen und/oder anorganischen Polymerisate
bestehen vorzugsweise aus Kohlenhydraten, Aminosäuren,
Aminosäureanaloga, Polyalkanen, Polycarbonaten, Poly
carboxylaten, Polyhydroxycarboxylaten, Polyethylenen,
Polyisopropylenen, polymeren niederen Olefinen, Poly
vinylen, Polymaleinsäuren, Polyethylenoxidglycolen,
Polystyrolen, Polyestern, Polyurethanen, Polyamiden,
Polyanetholen, Ligninen, Polyacrylaten, Polymethacry
laten, Polypyranen, Polyterpenen, Polyisoprenen, Poly
carbaziden, Polythiosemicarbaziden, Polysiliconen, Po
lysiloxanen, Polydimethylsiloxanen, Polysilikaten, Po
lyphosphonaten, Polyphosphaten, Polysacchariden und/oder
Uronsäuren, und/oder deren Derivaten. Die anorganischen
und/oder organischen anionischen Gruppen der Polyanio
nen sind vorzugsweise Ester mehrbasiger Mineralsäuren,
insbesondere Sulfatgruppen und Phosphatgruppen, Sulfo
natgruppen, Phosphonatgruppen und Carboxylatgruppen,
alleinig oder zusätzlich zu den bereits vorhandenen
anionischen Gruppen der oben genannten Verbindungen.
Als physiologisch verträgliche Trägerpartikel zur
Aufnahme der Polyanionen werden vorzugsweise leere
Bakterienhüllen oder Virushüllen (Ghosts) und/oder
Blutwandbestandteile und/oder sogenannte Liposomen
verwendet.
Bei der lokal-begrenzten rein topischen Verwendung
beladener Liposomen werden diese nicht, wie bei einer
systemischen (i.v.) Applikation, durch die Leber abge
baut und inaktiviert. Die mit Polyanionen beladenen
Liposomen werden nach an sich bekannten Verfahren her
gestellt (sog. Filmmethode). Dabei wird vorzugsweise
eine kommerziell erhältliche Phospholipidmischung
(Phospholipon 80 oder Phospholipon 90, Fa. Nattermann,
Köln) mit einem Gehalt von 80% bzw 90% Phosphatidyl
cholin verwandt. Untergeordnete Bestandteile sind
Phosphatidylethanolamin und Phosphatidsäure. Nach
Ausbildung eines Films im Reaktionsgefäß werden gepuf
ferte Dextransulfatlösungen verschiedener Konzentration
zugesetzt und durch heftiges Schütteln bzw. Ultraschall
Liposomen von vorzugsweise 0,1 bis 0,3 µm erzeugt.
Ethanol kann zur Langzeitstabilisierung der Dextran
lösung zugesetzt werden.
Die Partikelgröße der Trägerpartikel beträgt vorzugs
weise 0,05 µm bis 100 µm, vorzugsweise 0,1 bis 0,3 µm.
Die Polyanionen befinden sich in oder an den Liposomen
oder sind physikalisch im inerten Kompartiment einge
schlossen. Als Polyanionen kommen insbesondere Heparin
und Dextransulfat sowie Fuccidan und Carrageenane in
Betracht.
Das Dextransulfat weist vorzugsweise eine Molekularge
wichtsverteilung von über 1000 Dalton auf. Auch Dextran
sulfate mit Molekulargewichtsverteilungen bis 500 000
Dalton können als Polyanionen Verwendung finden. Häufig
werden Polymere kleinerer Molekulargewichte bevorzugt,
da sich bei MW 5000 oft Leber-Toxizitätsprobleme erge
ben. Insbesondere hat sich als die anorganischen
und/oder organischen anionischen Gruppen tragendes Ge
rüst in vorteilhafter Weise ein polymeres Gerüst aus
Pentose- und Hexose-Monomeren bewährt.
Die DE-OS 36 01 136 beschreibt zwar die Eignung von
Polyanionen zur Blockierung der reversen Transkriptase
von HIV, woraus eine antiretrovirale Wirkung dieser
Polyanionen gefolgert wird, diese Aussagen sind aller
dings nur in zellfreien in vitro Enzymsystemen beobach
tet worden. In hoher Dosis der Polyanionen wird auch,
wahrscheinlich durch Blockierung der HIV Ankermechanis
men an T-Lymphocyten, die Ausbreitung der HIV Infektion
verhindert, so daß therapeutische Effekte erwartet wer
den können.
Überraschenderweise wurde erfindungsgemäß bei Makropha
gen festgestellt, daß eine einmalige Gabe bestimmter
anionischer Polymere für einen lang andauernden Schutz,
zum Beispiel gegen virale Infektionen durch ein mono
tropes HIV, sorgt. Die Erklärung für die spezifische
Schutzfunktion kann nicht die Inhibition der Virusad
sorption sein, da das Medium keinerlei Wirksubstanz
enthält. Nähere Untersuchungen haben ergeben, daß für
die unerwartete Makrophagen/Monocyten-spezifische
Schutzfunktion der spezifisch endocytotische Weg der
Einschleusung von zellfremden Substanzen eine Rolle
spielt, insbesondere die Verschmelzung sekundärer En
dosomen mit Lysosomen, welche letztlich zur Freisetzung
von Viren bzw. Virusbestandteilen führt. Eben diese
Verschmelzung scheint durch Veränderung der physiko
chemischen Eigenschaften der beteiligten vesikulären
Strukturen durch die erfindungsgemäß beanspruchten Poly
anionen verhindert zu werden. Sie ist für diese Zell
typen spezifisch und wird bei Lymphocyten nicht beob
achtet. Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, daß
die Unterbrechung dieses entscheidenden Schrittes der
Infektion als langandauernde aber auch unmittelbar
wirksame prophylaktische Wirkung erreicht werden kann.
Erfindungsgemäß beansprucht werden also Arzneimittel
zur Prophylaxe und Therapie viraler Infektionen, zu
nächst solche, die in physiologisch verträglichen Trä
gerpartikeln, insbesondere Vesikeln, wie Liposomen,
eingeschlossene oder anhaftende Polyanionen enthalten.
Diese Mittel sind geeignet zur prophylaktischen und
therapeutischen Behandlung von viralen Infektionen,
insbesondere von Zellen, die Viren durch Endocytose
aufnehmen. Dazu gehören Zellen wie Leukocyten (also
Makrophagen und Lymphocyten), Fibroblasten, myeloide
Zellen und/oder phagocytierende nicht myeloide Zellen.
Die an physiologisch verträgliche Trägerpartikel
gebundenen Polyanionen sind geeignet, zur prophylakti
schen und therapeutischen Behandlung von viralen
Infektionen der oben erwähnten Art verwendet zu werden.
Ebenfalls sind diese Substanzen geeignet zur Herstel
lung von Arzneimitteln gegen virale Infektionen ins
besondere von Zellen, die Viren durch Endocytose ein
schleusen, insbesondere Leukocyten (Makrophagen und
Lymphocyten), Fibroblasten, myeloide Zellen und/oder
phagocytierende nicht myeloide Zellen.
Vorteilhaft ist, daß im Falle retroviraler Infektionen,
wie HIV-Infektionen, durch topikale Behandlung mit in
oder an Liposomen befindlichen antiviralen Mitteln
und/oder Polyanionen, die Langerhans-Zellen der Haut
gegen die Virusinfektion geschützt sind. Die antivirale
Substanz und/oder die Polyanionen werden in ihrer Wirk
samkeit gesteigert und rasch und effizient auch nach
Virusexposition im Bereich von Minuten zu möglichen
Zielzellen einer Virusinfektion, insbesondere einer
HIV-Infektion, der Haut geschleust. Durch die Applika
tion dieser Substanzen, die bereits bei Gerinnungs
störungen medizinisch angewendet werden und deren
antivirale Wirksamkeit bekannt ist, mittels Trägerpar
tikeln, insbesondere Vesikeln wie Liposomen, wird deren
therapeutischer Index um da 10- bis 100-fache gestei
gert. Darüber hinaus sorgt die Applikation der anti
viralen Substanzen in Trägerpartikeln insbesondere
Vesikeln wie Liposomen für einen effizienten Transport
dieser Mittel in tiefer gelegene Hautschichten. So
beträgt die Zeit der Diffusion bis zur subepidermalen
Fettschicht beim Schwein (ca. 5 mm) nur 30 Minuten bis
zu einer Stunde, wenn die antiviralen Substanzen
und/oder Polyanionen in Liposomen angeboten werden (J.
Rödigen, (1990) Vortrag Arbeitgemeinschaft für pharma
zeutische Verfahrenstechnik, 15. 05. 1990, Nürnberg).
Es zeigte sich in vitro, daß Polyanionen in ihrer
spezifischen antiviralen Wirksamkeit um den Faktor
10 bis 100 gesteigert waren, obwohl sie bereits als
freie Moleküle mit hohem antiviralem Wirkungsgrad
beschrieben sind.
Erfindungsgemäß beansprucht wird als Lösung der der
Erfindung zugrunde liegenden Aufgabe ein Mittel zur
Prophylaxe und Therapie viraler Infektionen, enthaltend
antivirale Substanzen und/oder ein organisches und/oder
anorganisches Polymerisat mit anorganischen und/oder
organischen anionischen Gruppen (Polyanionen) und einen
oder mehrere Antikörpern oder Teile davon gegen eine
oder mehrere verschiedene antigene Determinanten der
infizierenden Viren sowie ein Arzneimittel zur Prophy
laxe und Therapie viraler Infektionen enthaltend anti
virale Substanzen und/oder Polyanionen und einen oder
mehrere verschiedene Antikörper gegen eine oder
mehrere verschiedene antigene Determinanten des infi
zierenden Virus in kompartimentierter Form. Die
Verwendung dieser Kombination aus Polyanionen in oder
an Partikeln, insbesondere Vesikeln wie Liposomen,
befindlichen und gegen antigene Determinanten des
infizierenden Virus gerichteten Antikörper hat den Vor
teil, daß durch die Stimulation der Endocytose durch
rezeptorvermittelte Endocytose und der Schutzwirkung
durch die in den Lysosomen, insbesondere sekundären
Lysosomen zuvor gespeicherten Polyanionen in effizien
ter Weise der virale Infektionszyklus unterbrochen
wird. Dies sei am Beispiel der kombinierten Applikation
von Polyanionen und Antikörpern gegen HIV erläutert.
Wird ein Antikörper gegen ein Ankerprotein von HIV ap
pliziert, so maskiert dieser Antikörper die Ankergruppe
mit dem Erfolg, daß die entsprechenden Rezeptorstellen
an der Zielzelle nicht mehr vom Virus belegt werden
können. Andererseits wird aber durch diese Maskierung
das HIV mit Antikörpern markiert und dieser Immunkomplex
durch Fc-rezeptorvermittelte Endocytose in Makrophagen
aufgenommen. Da die Makrophagen in ihren Lysosomen,
insbesondere sekundären Lysosomen jedoch bereits Poly
anionen speichern, wird die verhängnisvolle Freisetzung
der Viren verhindert. Die Replikation des Virus ist
gestoppt, so daß eine schon vorhandene Infektion im
Organismus zum Erliegen kommt. Bei dieser kombinierten
Verwendung werden also die maskierten virulenten In
fektionsträger vom eigentlichen Ziel abgelenkt und
durch Aufnahme in durch Polyanionen quasi "immunisier
te" Zellen, den Makrophagen, gespeichert. In Form die
ser kombinierten Verwendung von Polyanionen und Anti
körpern kann die Vakzinierung auch gegen HIV erfolg
reich sein.
Durch die erfindungsgemäß beanspruchten Mittel werden
auch Verfahren zur Verhinderung der Replikation von
Viren in Zellen, die Viren durch Endocytose aufnehmen,
zugänglich. Es ist möglich, durch die Applikation von
in physiologisch verträglichen Trägerpartikeln, insbe
sondere Vesikeln wie Liposomen, gebundenen Polyanionen
in Zellen, die Viren mittels Endocytose aufnehmen, die
Replikation der Viren durch Einschließen in Lysosomen,
insbesondere sekundären Lysosomen zu verhindern.
Claims (30)
1. Mittel, enthaltend antivirale Substanzen und/oder
organische und/oder anorganische Polymerisate mit anor
ganischen und/oder organischen anionischen Gruppen (Po
lyanionen), in physiologisch verträglichen Trä
gerpartikeln.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
organischen und/oder anorganischen Polymerisate aus
Kohlenhydraten, Aminosäuren, Aminosäureanaloga, Poly
alkanen, Polycarbonaten, Polycarboxylaten, Polyhydroxy
carboxylaten, Polyethylenen, Polyisopropylenen, poly
meren niederen Olefinen, Polyvinylen, Polymaleinsäuren,
Polyethylenoxidglycolen, Polystyrolen, Polyestern, Poly
urethanen, Polyamiden, Polyanetholen, Ligninen, Poly
acrylaten, Polymethacrylaten, Polypyranen, Polyterpe
nen, Polyisoprenen, Polycarbaziden, Polythiosemicarbazi
den, Polysiliconen, Polysiloxanen, Polydimethylsiloxa
nen, Polysilikaten, Polyphosphonaten, Polyphosphaten,
Polysacchariden und/oder Uronsäuren, und/oder deren
Derivaten bestehen.
3. Mittel nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die anorganischen und/oder orga
nischen anionischen Gruppen vorzugsweise Ester mehrba
siger Mineralsäuren, insbesondere Sulfatgruppen und
Phosphatgruppen, Sulfonatgruppen, Phosphonatgruppen und
Carboxylatgruppen sind, alleinig oder zusätzlich zu den
bereits vorhandenen anionischen Gruppen der Verbindung
nach Anspruch 2.
4. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die physiologisch verträglichen
Trägerpartikel aus Lipidvesikeln leeren Bakterienhüllen
oder Virushüllen (Ghosts) und/oder Blutzellwandbestand
teilen bestehen.
5. Mittel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die physiologisch verträglichen Trägerpartikel polymere
Phospholipide, Liposomen, polymerisierte Liposomen,
polymerisiertes Phosphatidylcholin sind.
6. Mittel gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
Liposomen auf Phosphatidylcholin-Basis aufgebaut werden
mit 70% bis 95% Gehalt an Phosphatidylcholin sowie
Phosphatidylethanolamin und/oder Phosphatidsäure als
negativen Ladungsträger.
7. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Trägerpartikel eine Größe von
0,05 µm bis 100 µm aufweisen.
8. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die antiviralen Substanzen und/oder
Polyanionen in den Trägerpartikeln eingeschlossen sind
oder physikalisch gebunden sind.
9. Verfahren zur Verhinderung der Replikation von Viren in
Zellen, die Viren durch Endocytose aufnehmen, durch
Applikation von Verbindungen gemäß Ansprüchen 1 bis 8.
10. Arzneimittel enthaltend eine wirksame Dosis der Verbin
dung nach Ansprüchen 1 bis 8.
11. Mittel nach Anspruch 10 zur prophylaktischen und thera
peutischen Behandlung von viralen Infektionen.
12. Mittel nach einem der Ansprüche 10 oder 11 zur prophy
laktischen und therapeutischen Behandlung von viralen
Infektionen von Zellen, die Viren durch Endocytose auf
nehmen.
13. Mittel nach einem der Ansprüche 10 bis 12 zur prophy
laktischen und therapeutischen Behandlung von Leuko
cyten, Fibroblasten, Macrophagen, myeloiden Zellen und
phagocytierenden nicht myeloiden Zellen.
14. Verwendung der Verbindung nach einem der Ansprüche 1
bis 8 zur Herstellung eines Arzneimittels zur prophy
laktischen und therapeutischen Behandlung von viralen
Infektionen.
15. Verwendung der Verbindung nach einem der Ansprüche 1
bis 8 zur Herstellung eines Arzneimittels zur prophy
laktischen und therapeutischen Behandlung von viralen
Infektionen von Zellen, die Viren durch Endocytose auf
nehmen.
16. Mittel zur Prophylaxe und Therapie viraler Infektionen,
enthaltend eine wirksame Dosis eines organischen
und/oder anorganischen Polymerisats mit anorganischen
und/oder organischen anionischen Gruppen (Polyanionen
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8) und/oder antivirale
Substanzen.
17. Mittel nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß
die organischen und/oder anorganischen Polymerisate aus
Kohlenhydraten, Aminosäuren, Aminosäureanaloga, Poly
alkanen, Polycarbonaten, Polycarboxylaten, Polyhydroxy
carboxylaten, Polyethylenen, Polyisopropylenen, poly
meren niederen Olefinen, Polyvinylen, Polymaleinsäuren,
Polyethylenoxidglycolen, Polystyrolen, Polyestern,
Polyurethanen, Polyamiden, Polyanetholen, Ligninen,
Polyacrylaten, Polymethacrylaten, Polypyranen, Poly
terpenen, Polyisoprenen, Polycarbaziden, Polythiosemi
carbaziden, Polysiliconen, Polysiloxanen, Polydimethyl
siloxanen, Polysilikaten, Polyphosphonaten, Polyphos
phaten, Polysacchariden und/oder Uronsäuren, und/oder
deren Derivaten bestehen.
18. Mittel nach einem der Ansprüche 16 oder 17, dadurch
gekennzeichnet, daß die anorganischen und/oder orga
nischen anionischen Gruppen vorzugsweise Ester mehrba
siger Mineralsäuren, insbesondere Sulfatgruppen und
Phosphatgruppen, Sulfonatgruppen, Phosphonatgruppen und
Carboxylatgruppen sind, alleinig oder zusätzlich zu den
bereits vorhandenen anionischen Gruppen der Verbindung
nach Anspruch 17.
19. Verwendung von Polyanionen gemäß einem der Ansprüche 1
bis 8 zur Herstellung eines Mittels zur Prophylaxe und
Therapie viraler Infektionen von Zellen, die Viren
durch Endocytose aufnehmen und die Polyanionen in Lyso
somen, insbesondere sekundären Lysosomen speichern.
20. Verwendung nach Anspruch 19 zur Prophylaxe und Therapie
viraler Infektionen von Macrophagen, Fibroblasten,
myeloiden Zellen und phagocytierenden nicht myeloiden
Zellen.
21. Verfahren zur Verhinderung der Replikation von Viren in
Zellen, die Viren durch Endocytose aufnehmen, durch
Applikation von Polyanionen gemäß einem der Ansprüche 1
bis 8.
22. Arzneimittel zur Prophylaxe und Therapie viraler Infek
tionen, enthaltend Polyanionen gemäß einem der Ansprü
che 1 bis 8 und einen oder mehrere verschiedene Anti
körper und/oder Teile davon gegen eine oder mehrere
verschiedene antigene Determinanten der infizierenden
Viren.
23. Arzneimittel zur Prophylaxe und Therapie viraler Infek
tionen, enthaltend Polyanionen gemäß einem der Ansprü
che 1 bis 8 und einen oder mehrere verschiedene Anti
körper und/oder Teile davon gegen eine oder mehrere
verschiedene antigene Determinanten des infizierenden
Virus in kompartimentierter Form.
24. Verfahren zur Verhinderung der Replikation von Viren in
Zellen, die Viren durch Endocytose aufnehmen, durch
Applikation einer Kombination von Polyanionen gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 8 und einem oder mehreren
verschiedenen Antikörpern und/oder Teilen davon gegen
eine oder mehrere verschiedene antigene Determinanten
des infizierenden Virus.
25. Verfahren nach Anspruch 24, wobei zuerst das Polyanion
und danach der oder die Antikörper und/oder Teile davon
gegen eine oder mehrere verschiedene antigene Determi
nanten des infizierenden Virus appliziert werden.
26. Verfahren zur Verhinderung der Replikation von Viren in
Zielzellen durch Maskierung der Virusoberflächenantige
ne durch Applikation von Antikörpern und/oder Teilen
davon gegen diese Oberflächenantigene und rezeptorver
mittelte Aufnahme dieses Immunkomplexes in Macrophagen,
myeloiden Zellen, phagocytierenden nicht myeloiden Zel
len und/oder Fc-Rezeptor-tragenden Zellen, die zuvor
Polyanionen aufgenommen haben.
27. Verwendung von Polyanionen gemäß einem der Ansprüche 1
bis 8 und einem oder mehreren Antikörpern und/oder Tei
len davon gegen eine oder mehrere verschiedene antigene
Determinanten des infizierenden Virus zur Prophylaxe
und Therapie viraler Infektionen.
28. Verwendung von Polyanionen gemäß einem der Ansprüche 1
bis 8 und einem oder mehreren Antikörpern und/oder Tei
len davon gegen eine oder mehrere verschiedene antigene
Determinanten des infizierenden Virus zur Prophylaxe
und Therapie viraler Infektionen von Zellen, die Viren
durch Endocytose aufnehmen.
29. Verwendung von Polyanionen gemäß einem der Ansprüche 1
bis 8 und einem oder mehreren Antikörpern und/oder Tei
len davon gegen eine oder mehrere verschiedene antigene
Determinanten des infizierenden Virus zur Prophylaxe
und Therapie viraler Infektionen von Macrophagen, Lym
phocyten, Fibroblasten, myeloiden Zellen, phagocytieren
den nicht myeloiden Zellen und/oder Fc-Rezeptor-tragen
den Zellen.
30. Verwendung einer Kombination von Polyanionen gemäß ei
nem der Ansprüche 1 bis 8 und einem oder mehreren Anti
körpern und/oder Teilen davon gegen Zellen infizierende
Viren, die durch Endocytose von diesen Zellen aufgenom
men werden, zur Herstellung eines Arzneimittels zur
Prophylaxe und Therapie viraler Infektionen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904039867 DE4039867A1 (de) | 1990-12-13 | 1990-12-13 | Mittel zur prophylaxe und therapie von infektionen nach virusexpositionen |
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19904039867 DE4039867A1 (de) | 1990-12-13 | 1990-12-13 | Mittel zur prophylaxe und therapie von infektionen nach virusexpositionen |
Publications (1)
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US6417173B1 (en) | 1991-05-31 | 2002-07-09 | Gliatech, Inc. | Methods and compositions based on inhibition of cell invasion and fibrosis by anionic polymers |
-
1990
- 1990-12-13 DE DE19904039867 patent/DE4039867A1/de not_active Withdrawn
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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US6417173B1 (en) | 1991-05-31 | 2002-07-09 | Gliatech, Inc. | Methods and compositions based on inhibition of cell invasion and fibrosis by anionic polymers |
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