DE4027479A1 - Verfahren zur herstellung von cellulose-membranen aus bakteriell erzeugter cellulose - Google Patents
Verfahren zur herstellung von cellulose-membranen aus bakteriell erzeugter celluloseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Cellulose-Membranen aus bakteriell erzeugter Cellulose,
sowie die Verwendung dieser Membranen für Trennoperationen.
Cellulose-Membranen besitzen aufgrund ihrer Materialeigen
schaften ein breites Einsatzspektrum. Eines ihrer Anwen
dungsgebiete liegt auf dem Gebiet der Membrantrennverfahren.
Filtrationsmembranen aus Cellulose werden z. B. dadurch
hergestellt, daß Cellulose zunächst in lösliche
Cellulosederivate, z. B. in Nitrocellulose übergeführt und
gelöst wird, und daß diese Lösungen (Polymerlösungen) dann
nach einem Phaseninversionsprozeß zu Flachmembranen verformt
werden, indem z. B. auf einer Glasplatte oder auf einem Vlies
diese Polymerlösungen mit einer Rakel zu einem Film ausge
zogen werden. Lösungsmittel und Fällungsmittel werden
ausgewaschen, die Membranen werden konditioniert und ge
trocknet. Damit sind sie lagerfähig und jederzeit verfügbar.
Die Zusammensetzung und die Konzentration der Polymerlösung
sowie die Fällbedingungen bestimmen die Membranstruktur. Die
Membranstärke und damit die mechanische Stabilität und der
transmembrane Fluß werden durch die Konzentration der
Polymerlösung und durch die Rakelhöhe festgelegt. Je
geringer die Membranstärke ist, desto besser ist in der
Regel der transmembrane Fluß.
Die Membranstärke ist bei diesem Verfahren jedoch nicht
beliebig herabsetzbar, z. B. durch eine Verringerung der
Polymerkonzentration, denn mit abnehmender Polymerkonzen
tration sinken deren Filmbildungseigenschaften, d. h. die
Polymerlösung reißt beim Rakeln ab. Auf diesem Wege sind
Cellulose-Membranen mit Stärken unter 1 µm und ausreichender
mechanischer Stabilität bei gleichzeitig hohem Wasserfluß
nicht herstellbar.
Cellulose kommt z. B. in der Baumwolle, in Nadel- und Laub
bäumen sowie in Einjahrespflanzen vor, allerdings nur im
Verbund mit hauptsächlich Lignin und Hemicellulosen, die
etwa 50% ausmachen. Die Abtrennung der Cellulose aus dem
Verbundwerkstoff Holz erfolgt nach den bekannten und in
großem Maßstab durchgeführten Holzaufschlüssen. Vor allem
aus ökologischer Sicht stellen die abgetrennten Produkte
Lignin und Hemicellulose ein großes Problem dar. Der so
gewonnene Zellstoff hat einen Durchschnittspolymerisations
grad von 400-700.
Im Gegensatz hierzu wird durch cellulosebildende Bakterien,
z. B. durch Acetobacter xylinum oder durch Acetobacter aceti
in geeigneten Nährmedien eine reine Bakteriencellulose
synthetisiert, die eine andere Morphologie und daher auch
ein anderes Eigenschaftsprofil aufweist. Der durchschnitt
liche Polymerisationsgrad dieser Bakteriencellulose liegt
mit DP = 2000 dreimal höher als der des Holzzellstoffes.
Noch gravierender ist der Unterschied in der Kristallinität;
Holzzellstoff ist nur zu etwa 80% kristallin,
Bakteriencellulose mit einem Kristallinitätsgrad von 0,96
ist praktisch zu über 90% kristallin und kann daher
Einkristalle bilden. Diese hohe Kristallinität äußert sich
im strukturell unterschiedlichen Aufbau der Gitterzellen.
Für die bakterielle Synthese von Cellulose sind neben
Sauerstoff als Nahrungsquelle Kohlenhydrate notwendig.
Bevorzugt werden hierfür Hexosen. Eine der gebräuch
lichsten Nährlösungen für Acetobacter xylinum nach Hestrin
und Schramm (Biochem. Journal 58, 345 (1954)) enthält 2%
Glucose, 0,5% Petone, 0,5% Hefeextrakt, 0,27% NaH2PO4 und
0,16% Zitronensäure (Monohydrate) und wird mit NaOH oder
HCl auf einen pH-Wert von 6 eingestellt. Das Wachstum
erfolgt bei 24 bis 30°C emers in Standkulturen, im Gegensatz
zu anderen bekannten mikrobiellen Prozessen, die in Schüt
telkulturen submers verlaufen. Die eigentliche Synthese der
Bakteriencellulose erfolgt mit Hilfe eines
polymerisationsauslösenden Multienzymkomplexes, wobei
zunächst innerhalb des Bakteriums amorphe Cellulose gebildet
wird, die dann durch sog. Extrusionsporen, die sich in der
Membran des Bakteriums befinden, ausgeschieden wird. Dabei
erfolgt der eigentliche morphologische Aufbau, indem "Häut
chen" zusammengefaltet und zu einer fibrillären Struktur
umgeformt werden, die dann Bakteriencellulose-Vliese auf
bauende "Cellulosestränge" bilden. Makroskopisch nimmt der
Wachstumsprozeß folgenden Verlauf: Nach einer Wachstumszeit
von etwa 24 Stunden ist in der Nährlösung eine leichte
Trübung erkennbar, die aber bereits aus einem zusammenhän
genden, hochgequollenen fibrillären Netzwerk besteht, das
bis 2000% Wasser, bezogen auf die Trockensubstanz, bindet.
In diesem hochgequollenen Gel werden innerhalb etwa weiterer
24 Stunden inhomogene, inselartige Wachstumszentren sicht
bar. Im Verlauf der nächsten 24 Stunden erfolgt eine Ver
dichtung, wobei ein Teil des vom Gel gebundenen Wassers
abgegeben wird (Synärese) und das Vlies sich an der Ober
fläche der Lösung als hochgequollene Masse abscheidet.
Die bei der Synthese zunächst als sog. Vlies anfallende
Bakteriencellulose besitzt eine außerordentlich hohe Naß
reißfestigkeit und widersteht mehrfacher Druckbelastung von
10 bar.
Da sich Bakteriencellulosen vorzüglich als Trennmaterialien
eignen würden, wurde bereits versucht, derartig native
Cellulose-Vliese als Osmometer-Membranen einzusetzen (Vgl.
C.R. Masson, R.F. Menzies, J. Cruickshank, H.W. Melville,
Nature 157, S. 74, 1946). Diese Versuche scheiterten jedoch,
da es auch unter optimierten Bedingungen des Wachstumspro
zesses nicht möglich war, die für Trennprozesse notwendigen,
morphologisch homogenen Strukturen herzustellen.
Da alle bisherigen Versuche, diese Uneinheitlichkeit während
des Wachstumsprozesses zu beheben, fehlgeschlagen sind,
wurden deshalb versucht, Membranen aus Bakteriencellulose
nach einem technologisch aufwendigen Verfahren herzustellen.
Dazu werden die bakteriell gewachsenen, morphologischen
Strukturen der nativen Bakteriencellulose-Vliesmembranen
zunächst zerstört, die Vliese werden aufgeschlagen, und
anschließend werden daraus mit einem Blattbildungsverfahren
erneut Membranen aufgebaut (DD-PS 92 136). Diese Membranen
bestehen zwar nun auch aus Bakteriencellulose, deren Struk
tur ist aber mit der ursprünglichen Struktur der nativen
Bakteriencellulose-Vliesmembranen nicht mehr identisch.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfah
ren bereitzustellen, mit welchem mechanisch stabile
Cellulose-Membranen mit morphologisch homogenen Strukturen
und gleichmäßiger Porengröße, d. h. mit einer engen Porenra
dienverteilung, und mit hohen transmembranen Flüssen ein
fach, schnell und universell hergestellt werden können.
Diese Cellulose-Membranen sollen für einen Einsatz bei
Trennverfahren von Gasen, Dämpfen und Flüssigkeiten geeignet
sein.
Gelöst wird diese Aufgabe dadurch, daß man Cellulose bil
dende Essigsäure-Bakterien bei Temperaturen zwischen 18 und
35°C emers in Standkulturen bei pH-Werten zwischen 5,5 und
6,5 auf Nährmedien wachsen läßt, welche für die Bakterien
verwertbare Kohlenstoff-Quellen, verwertbare Proteine und
Nährsalze enthalten, daß man die eventuell während einer
exponentiellen Wachstumsphase der Bakterien von den Bakte
rien auf den Nährmedien gebildete(n), morphologisch unein
heitliche(n) Cellulose-Schicht(en) entfernt und verwirft,
und daß man die während der stationären Wachstumsphase der
Bakterien von den Bakterien auf den Nährmedien gebildeten,
morphologisch einheitlichen Cellulose-Schichten isoliert und
reinigt. Diese morphologisch einheitlichen Cellulose-
Schichten können als Cellulose-Membranen in Membran-Trenn
verfahren eingesetzt werden.
Überraschenderweise wurde festgestellt, daß durch einen ge
zielten Eingriff in den Wachstumsprozeß der Cellulose
bildenden Bakterien morphologisch völlig einheitliche
Bakteriencellulose-Vliese erhalten werden können, die sogar
noch bei sehr geringen Schichtdicken von z. B. nur 250 µm
morphologisch völlig homogen sind und sogar bei diesen
geringen Schichtdicken über eine ausgezeichnete mechanische
Stabilität und über eine außerordentlich hohe Naßreißfe
stigkeit verfügen. Hierzu muß man die sich eventuell
anfänglich während einer exponentiellen Wachstumsphase der
Bakterien bildenden, inhomogenen Cellulose-Schichten von der
Oberfläche des Nährmediums mechanisch entfernen. Diese
Schichten sind aufgrund ihrer Inhomogenität für Trennver
fahren nur bedingt geeignet. Die sich anschließend während
der stationären Wachstumsphase der Bakterien bildenden
Cellulose-Schichten sind völlig homogen und weisen die für
Trennmembranen erforderlichen morphologisch einheitlichen
Strukturen auf. In Abhängigkeit von den Wachstumsbedingungen
für die Bakterien kann es erforderlich sein, eine oder
mehrere inhomogene Cellulose-Schichten zu entfernen, bevor
die Bakterien die stationäre Wachstumsphase erreichen und
mit der Produktion der homogenen Cellulose-Schichten begin
nen.
Als Bakterienkulturen zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens können alle Cellulose bildenden Essigsäure-Bak
terien eingesetzt werden, wie z. B. Acetobacter aceti oder
Acetobacter xylinum. Als Nahrungsquelle können die üblichen
Nährlösungen für Acetobacter-Stämme verwendet werden, die
eine für die Bakterien verwertbare Kohlenstoff-Quelle
erhalten, sowie verwertbare Proteine und Nährsalze, und
deren pH-Wert zwischen 5,5 und 6,5 liegt. Bevorzugte Aus
führungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens verwenden
Nährlösungen, die einen pH-Wert von 6 besitzen. Geeignete
Nährlösungen zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfah
rens sind z. B. solche nach Hestrin und Schramm (Biochem.
Journal 58, 345 (1954)). Eine geeignete Nährlösung enthält
z. B. 2% Glucose, 0,5% Petone, 0,5% Hefeextrakt, 0,27%
NaH2PO4 und 0,16% Zitronensäure (Monohydrate) und ist mit
NaOH oder HCl auf einen pH-Wert von 6 eingestellt. Das
Wachstum der Cellulose-Vliese erfolgt bei Temperaturen
zwischen 18 und 35°C, bevorzugt bei Temperaturen zwischen
24 bis 30°C, emers in Standkulturen. Innerhalb von 24 bis 48
Stunden können die Vliese geerntet werden. In Fig. 1 ist
das emerse Wachstum der bakteriellen Cellulose-Membranen
schematisch dargestellt.
Überraschenderweise wurde festgestellt, daß man als Kohlen
stoffquelle neben den bekannten Nährstoffen auch Abwässer
der Lebensmittelindustrie, z. B. der Bier-, der Hefe-, der
Milch- oder der Stärkeindustrie, der Zellstoff- oder der
Cellulosefaserindustrie einsetzen kann. Damit ist eine Mög
lichkeit gegeben, die Abwässer dieser Industrien zu entsor
gen.
Daß die sich während der exponentiellen Wachstumsphase der
Bakterien bildenden ersten Cellulose-Schichten morphologisch
uneinheitlich ausgebildet sind, ist darauf zurückzuführen,
daß sich zunächst noch keine ausreichende Anzahl von Bakte
rien an der Oberfläche der Nährlösung angesammelt hat, also
keine einheitliche Matrize entstehen kann. Auch wenn man
diese 1. Schicht beliebig dick wachsen läßt, entsteht kein
einheitliches homogenes Vlies. Fig. 2 zeigt die lichtmi
kroskopische Aufnahme einer inhomogenen, während der expo
nentiellen Wachstumsphase der Bakterien gebildeten
Cellulose-Schicht.
Überraschenderweise wurde festgestellt, daß bereits die
erste von den Bakterien gebildete Cellulose-Schicht völlig
homogen und für einen Einsatz bei Trennverfahren geeignet
ist, wenn man von einem genügend hohen Bakterientiter
ausgeht, so daß sofort die stationäre Wachstumsphase der
Bakterien erreicht wird.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
homogenen Bakteriencellulose-Vliese sind in idealer Weise
als Membranen für Trennoperationen geeignet, müssen aber vor
ihrem Einsatz gereinigt werden, um restliche Bakterien zu
zerstören und zu entfernen. Diese Reinigung kann z. B. durch
Behandeln mit einer Base erfolgen. Anschließend werden die
Cellulose-Schichten mit einer Säure neutralisiert und mit
entionisiertem Wasser gewaschen. Bei bevorzugten Ausfüh
rungsformen des erfindungsgemäßen Verfahren werden die
Cellulose-Membranen in bekannter Weise von restlichen
Bakterien befreit, in dem sie z.B. in Laugen erhitzt werden,
z. B. in 10%iger Natronlauge bei 50°C, und anschließend
mit Essigsäure neutralisiert werden. Sie werden mit
entionisiertem Wasser gespült und können bereits in diesem
Stadium, d. h. in feuchtem Zustand, für Trennoperationen
eingesetzt werden.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Cellulose-Membranen können in der für Membranen üblichen
Weise getrocknet werden und man erhält lagerfähige
Cellulose-Membranen. Ferner ist es möglich, die nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Cellulose-
Membranen unter Verstreckung zu trocknen. Man erhält auf
diese Weise besonders dauerhafte Cellulose-Membranen. Bei
bevorzugten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfah
rens werden Verstreckungsfaktoren zwischen 0,1 und 1,0
gewählt.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Cellulose-Membranen können in üblicher Weise konditioniert
werden, z. B. mit Ethanol/Wasser-Gemischen in unterschied
lichen Mischungsverhältnissen, mit Methanol oder mit
Cyclohexan.
Entfernt man die erste homogene Cellulose-Schicht von den
Nährmedien und fügt man den Bakterien-Suspensionen keine
zusätzlichen Nährstoffe zu, so sind alle nachwachsenden
Cellulose-Schichten ebenfalls völlig homogen, die Schicht
dicken sind jedoch infolge eines geringeren Nahrungsange
botes dünner, die Schichten aber noch einheitlicher. Über
raschender Weise wurde festgestellt, daß sogar die dünnen,
morphologisch einheitlichen Cellulose-Schichten mechanisch
sehr stabil sind, - sie zeigen "bubble points" von < 9,5 bar
-, dauerhaft ihre Struktur und ihre Gestalt behalten und
nicht schrumpeln bzw. schrumpfen.
Die Bildung von Bakteriencellulose hört erst auf, wenn das
Nahrungsangebot, z. B. die Glucose, verbraucht ist. Hält man
das Nahrungsangebot dagegen konstant, dann resultieren
Vliese mit vergleichbarer Schichtdicke.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß in Abhängigkeit
vom Nahrungsangebot während der stationären Wachstumsphase
Cellulose-Vliese nicht nur mit unterschiedlichen Dicken,
sondern auch mit unterschiedlichen, aber jeweils morpholo
gisch einheitlichen Strukturen gebildet werden, die aufgrund
dieser Unterschiede für unterschiedliche Einsatzzwecke
geeignet sind. Bei einem konstanten Nahrungsüberangebot
während der stationären Wachstumsphase entstehen Cellulose-
Vliese mit fibrillären Strukturen und mit Schichtdicken von
0,02 bis 2 mm. Diese Cellulose-Vliese eignen sich als
Mikrofiltrationsmembranen, sie zeigen Wasserpermeabilitäten
von 20 bis 20 000 l/m2h bar und "bubble-points" zwischen 3 und
12 bar. Überraschenderweise wurde festgestellt, daß sich die
Schichtdicken dieser Membranen aus Bakteriencellulose nach
Entfernen des Druckes reversibel auf die ursprünglichen
Werte einstellen. Die Fig. 3a, 3b und 3c zeigen
rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen einer
erfindungsgemäßen Cellulose-Membranen mit fibrillärer
Struktur. Fig. 3a zeigt einen Schnitt und die Fig. 3b
und 3c zeigen die Oberfläche.
Bei konstantem Nahrungsmangel während der stationären
Wachstumsphase entstehen Cellulose-Vliese mit globulären
Strukturen und mit extrem dünnen Schichtdicken von 200 bis
1000 nm. Diese Cellulose-Vliese zeigen Wasserpermeabilitäten
von 2000 bis 15 000 l/m2 h bar und "bubble-points" zwischen 3
und 5 bar. Überraschenderweise wurde festgestellt, daß bei
einer anschließenden Trocknung unter Verstreckung mit
Faktoren von 0.1 bis 1 mechanisch besonders stabile, unbe
grenzt lange lagerfähige, extrem dünne Cellulose-Membranen
entstehen, die Substanzen bis zu Molgewichten von 12000 ab
trennen. Die Fig. 4a, 4b und 4c zeigen rasterelektronen
mikroskopische Aufnahmen einer erfindungsgemäßen Cellulose-
Membran mit globulärer Struktur.
So werden z. B. bei Glucose-Konzentrationen von ca. 2%
Cellulose-Membranen mit fibrillärer Struktur gebildet und
bei Glucose-Konzentrationen von 0,05% Cellulose-Membranen
mit globulärer Struktur. Unterhalb einer Glucose-
Konzentration von 0,03% hört die Membranbildung auf. Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren können also wahlweise Mikro-
oder Ultrafiltrationsmembranen hergestellt werden. Dicke
Cellulose-Vliese ergeben Mikrofiltrationsmembranen und dünne
Cellulose-Vliese ergeben unter Verstreckung Ultrafiltrati
onsmembranen.
Überraschenderweise wurde festgestellt, daß man durch einen
Wechsel zwischen Nahrungsüberangebot und Nahrungsmangel
während der stationären Wachstumsphase kombinierte Mikro-
und Ultrafiltrationsmembranen aus Bakteriencellulose erzeu
gen kann, die eine extrem dünne, aber eine geschlossene,
dichte Oberflächentrennschicht, und darunter bzw. im Inneren
wahlweise eine fibrilläre oder globuläre Struktur besitzen.
Anhand von Beispielen werden die Eigenschaften der nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Membranen näher
aufgezeigt.
Abhängigkeit der Schichtdicken der geernteten Cellulose-
Vliese vom abnehmenden Nahrungsangebot während der Wachs
tumsphasen der Cellulose-Schichten.
Anzahl der Ernten | |
Schichtdicke (feucht) µm | |
1 | |
3000 | |
2 | 2000 |
3 | 1000 |
4 | 800 |
5 | 750 |
6 | 500 |
7 | 400 |
8 | 300 |
9 | 250 |
Vergleich des "bubble-points" einer handelsüblichen Mikro
filtrationsmembran aus Cellulosemischester mit dem eines
Bakteriencellulose-Vlieses, welches mit Natronlauge behan
delt, mit Essigsäure neutralisiert und mit entionisiertem
Wasser gewaschen wurde. Mit Hilfe des bubble-point-Tests
nach ASTM F 316 erfolgt eine Charakterisierung der Membranen
bezüglich Größe und Verteilung der Poren.
Hieraus ergibt sich, daß sich das Bakteriencellulose-Vlies
wie eine Mikrofiltrationsmembran verhält, daß die mittlere
Porengröße um 0,1 µm liegen muß, da die handelsübliche
Membran eine mittlere Porengröße von 0,1 µm besitzt und daß
die mittlere Porengröße sehr einheitlich ist, denn der
Durchtritt der Luft durch die Membran erfolgt schlagartig.
Eine Überprüfung des Porensystems mit Latexkugeln in einer
cross-flow Zelle ergab folgende Werte:
Aus der Messung des "bubble-point" und des Rückhaltevermö
gens für Latexkugeln ergibt sich für die wasserfeuchten
Bakteriencellulose-Membranen eine mittlere Porengröße von
0,1 µm.
Vergleich der Permeabilität einer handelsüblichen Mikrofil
trationsmembran mit der einer Bakteriencellulose-Membran mit
vergleichbarer Porengröße, bestimmt in einer cross-flow
Zelle.
Von besonderem anwendungstechnischen Vorteil ist die hohe
Elastizität der Bakteriencellulose-Membranen im Vergleich zu
Cellulosemischester-Membranen. Unter Druckbelastung redu
ziert sich zwar die Membranstärke unter den hier angewandten
Bedingungen etwa auf die Hälfte, nach einer willkürlich ge
wählten Erholungsphase von 24 Stunden stellen sich sowohl
die ursprünglichen Membranstärken als auch die alten
bubble-point Werte wieder ein.
Daraus ergeben sich die folgenden Vorteile der
erfindungsgemäßen Membranen. Die Bakteriencellulose-
Membranen weisen im Vergleich mit den Cellulosemischester-
Membranen trotz gleicher Porengröße eine um den Faktor 3
erhöhte Permeabilität auf. Bei Druckentlastung verhält sich
die Bakteriencellulose-Membran reversibel, d. h. der alte
Wasserfluß stellt sich wieder ein.
Damit ist gezeigt, daß die nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren aus Bakteriencellulose hergestellten Cellulose-
Membranen sich in hervorragender Weise für den Einsatz in
Membranentrennverfahren eignen.
Die Bestimmung der transmembranen Flüsse erfindungsgemäßer,
feuchter Cellulose-Membranen mit verschiedenen Schichtdicken
und konstanten Porengrößen von weniger als 0,1 µm lieferte
die folgende Werte.
Schichtdicke [µm] | |
transmembraner Fluß [l/m²h bar] | |
100 | |
2976.73 | |
200 | 2716.27 |
400 | 930.23 |
700 | 511.62 |
Es wurde jeweils der transmembrane Fluß einer
handelsüblichen Mikrofiltrationsmembran aus
Cellulosemischester (a) mit einer mittleren Porengröße von
0,1 µm, einer erfindungsgemäßen, getrockneten und modifi
zierten Cellulose-Membran (b) und einer feuchten,
erfindungsgemäßen Cellulose-Membran (c) mit einer Schicht
dicke von 100 µm und mit einer Porengröße von < 0,1 µm in
Abhängigkeit von der Zeit bestimmt. Fig. 5 zeigt die
Ergebnisse in Form eines Diagrammes. Die Meßergebnisse
zeigen sehr eindrucksvoll, daß die Permeabilität der
handelsüblichen Celluose-Membran im Vergleich zur feuchten,
erfindungsgemäßen Membran bei vergleichbarer Porengröße
wesentlich geringer ist, und daß bei der handelsüblichen
Cellulose-Membran im Vergleich zur feuchten,
erfindungsgemäßen Membran im Laufe der Zeit eine wesentlich
stärkere Abnahme des transmembranen Flusses zu verzeichnen
war.
Titerbestimmung von Acetobacter Xylinum in Abhängigkeit von
der Zahl der Ernten der Cellulose-Membranen.
In einem Fernbachkolben wurden jeweils 300 ml einer Suspen
sion des Bakteriums Acetobacter Xylinium in einer Nährlösung
nach Hestrin und Schramm (2% Glucose, 0,5% Petone, 0,5%
Hefeextrakt, 0,27% NaH2PO4, 0,16% Zitronensäure
(Monohydrate), pH-Wert = 6) eingesetzt. Die Konzentration
der Suspension betrug 1,0×106 Bakterien pro ml. Der Fern
bachkolben wurde bei 26°C unter sterilen Bedingungen gela
gert. Im Abstand von 2 Tagen wurden die von den Bakterien
produzierten Cellulose-Membranen von den Suspensionen abge
erntet. Dazu wurden die Membranen jeweils mit einem sterilen
Metallsieb von den Suspensionen getrennt. Die geernteten
Membranen wurden zur Bestimmung ihrer Struktur aufgearbei
tet. Jeweils ein Teil der Bakteriensuspensionen wurde für
die Konzentrationsbestimmung verwendet. Vom verbleibenden
Teil der Bakteriensuspensionen wurde die Menge bestimmt, die
wieder in den Fernbachkolben übergeführt wurde. Auf diese
Weise wurden jeweils 11 Membranen geerntet und jeweils zum
Zeitpunkt der Ernte wurden die Konzentrationen der Bakterien
bestimmt. Die nachfolgenden Tabellen zeigen die Meßergebnis
se von zwei Versuchsreihen. Aufgrund von rasterelektronenmi
kroskopischen Aufnahmen wurden sowohl Cellulose-Membranen
mit fibrillärer als auch mit globulärer Struktur isoliert.
Mit zunehmender Anzahl der Ernten nahm die Glucose-Konzen
tration von einem Ausgangswert von 2% auf 0,05% ab, wobei
bei "hohen" Glucose-Konzentrationen Cellulose-Membranen mit
fibrillärer Struktur isoliert wurden und bei "niedrigen"
Glucose-Konzentrationen Membranen mit globulärer Struktur.
Titerbestimmung von Acetobacter Xylinum in Abhängigkeit von
der Zahl der Ernten der Cellulose-Membranen. Die Versuchs
durchführung und die Titerbestimmung erfolgte wie im Bei
spiel 7 beschrieben, das Ausgangsvolumen der Bakteriensus
pension betrug 500 ml, die Anfangskonzentration war 5,4×
104 bzw. 7,1×104 Bakterien pro ml und es wurden 12 Ernten
eingeholt. Die nachfolgenden Tabellen zeigen die Meßergeb
nisse von zwei Versuchsreihen. Aufgrund von rasterelektro
nenmikroskopischen Aufnahmen wurden wie bei Beispiel 7
sowohl Cellulose-Membranen mit fibrillärer als auch mit
globulärer Struktur isoliert. Mit zunehmender Anzahl der
Ernten nahm die Glucose-Konzentration wieder von einem
Ausgangswert von 2% auf 0,05% ab, wobei bei "hohen"
Glucose-Konzentrationen Cellulose-Membranen mit fibrillärer
Struktur isoliert wurden und bei "niedrigen" Glucose-
Konzentrationen Membranen mit globulärer Struktur.
Die Fig. 6 und 7 zeigen in Form von Diagrammen die
Meßergebnisse zweier weiterer Titerbestimmungen von
Acetobacter Xylinum in Nährlösungen nach Hestrin und
Schramm. Die Bakterienkonzentrationen wurden jeweils zum
Zeitpunkt der Ernte der Cellulose-Membranen bestimmt und aus
dem Verlauf der Kurven ist deutlich erkennbar, daß die
morphologisch einheitlichen Cellulose-Membranen während der
stationären Wachstumsphase der Bakterien gebildet werden.
Fig. 1 zeigt schematisch das emerse Wachstum der bakteri
ellen Cellulose-Membranen in einem Fernbachkolben.
Fig. 2 zeigt die lichtmikroskopische Aufnahme einer inho
mogenen, während der exponentiellen Wachstumsphase
der Bakterien gebildeten Cellulose-Schicht.
Fig. 3a zeigt in einer rasterelektronenmikroskopischen
Aufnahme den Schnitt einer erfindungsgemäßen Cel
lulose-Membran mit fibrillärer Struktur.
Fig. 3b und 3c zeigen in rasterelektronenmikroskopischen Aufnah
men die Oberfläche einer erfindungsgemäßen Cellu
lose-Membran mit fibrillärer Struktur in verschie
denen Vergrößerungen.
Fig. 4a, 4b, 4c zeigen in rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen
die Oberfläche einer erfindungsgemäßen Cellulose-
Membran mit globulärer Struktur in verschiedenen
Vergrößerungen.
Fig. 5 zeigt die transmembranen Flüsse von
- a) einer handelsüblichen Mikrofiltrationsmembran aus Cellulosemischester mit einer Porengröße von 0,1 µm,
- b) einer getrockneten, modifizierten erfindungsge mäßen Membran und
- c) einer feuchten erfindungsgemäßen Membran mit einer Schichtdicke von 100 µm und mit einer Po rengröße von 0,1 µm.
Fig. 6 und 7 zeigen Titerbestimmungen von Acetobacter Xylinum
in Nährlösungen von Hestrin und Schramm jeweils
zum Zeitpunkt der Ernte der Cellulose-Membranen.
Claims (23)
1. Verfahren zur Herstellung von Membranen aus bakteriell
erzeugter Cellulose, dadurch gekennzeichnet, daß man Cellu
lose bildende Essigsäure-Bakterien bei Temperaturen zwischen
18 und 35°C emers in Standkulturen bei pH-Werten zwischen
5,5 und 6,5 auf Nährmedien wachsen läßt, welche für die Bak
terien verwertbare Kohlenstoff-Quellen, verwertbare Proteine
und Nährsalze enthalten, daß man die eventuell während einer
exponentiellen Wachstumsphase der Bakterien von den Bakteri
en auf den Nährmedien gebildeten morphologisch uneinheitli
chen Cellulose-Schichten entfernt und verwirft, und daß man
die während der stationären Wachstumsphase der Bakterien von
den Bakterien auf den Nährmedien gebildeten morphologisch
einheitlichen Cellulose-Schichten (= Cellulose-Membranen)
isoliert und reinigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
man von einem genügend hohen Bakterientiter ausgeht, so daß
sofort die stationäre Wachstumsphase der Bakterien erreicht
wird und bereits die erste von den Bakterien gebildete
Cellulose-Schicht morphologisch einheitlich ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß man die morphologisch einheitlichen Cellulose-
Schichten mit einer Base behandelt, um restliche Bakterien
zu zerstören, daß man die Base mit einer Säure neutrali
siert, und daß man die Cellulose-Schichten mit entionisier
tem Wasser wäscht.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
man die morphologisch einheitlichen Cellulose-Schichten mit
verdünnter Natronlauge und mit Essigsäure behandelt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Bakterien während der
Bildung der morphologisch einheitlichen Cellulose-Schichten
einem konstanten Nahrungsangebot aussetzt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Bakterien während der Bildung der morphologisch ein
heitlichen Cellulose-Schichten einem Nahrungsüberangebot
aussetzt.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Bakterien während des Wachstums der morphologisch
einheitlichen Cellulose-Schichten einem Nahrungsmangel
aussetzt.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Bakterien während des
Wachstums der morphologisch einheitlichen Cellulose-Schich
ten abwechselnd einem Nahrungsüberangebot und einem Nah
rungsmangel aussetzt.
9. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
man morphologisch einheitliche Cellulose-Schichten mit
Schichtdicken von 0,02 bis 2 mm isoliert.
10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
man morphologisch einheitliche Cellulose-Schichten mit
Schichtdicken von 200 bis 1000 nm isoliert.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
10, dadurch gekennzeichnet, daß man die morphologisch ein
heitlichen Cellulose-Schichten in der für Cellulose-
Membranen üblichen Weise konditioniert.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
man die morphologisch einheitlichen Cellulose-Schichten mit
Ethanol/Wasser-Gemischen behandelt.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
12, dadurch gekennzeichnet, daß man die morphologisch ein
heitlichen Cellulose-Schichten in der für Membranen üblichen
Weise trocknet.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß
man die morphologisch einheitlichen Cellulose-Schichten un
ter Verstreckung trocknet.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß
man eine Verstreckung um den Faktor 0,1 bis 1 durchführt.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
15, dadurch gekennzeichnet, daß man als cellulosebildende
Bakterien Stämme von Acetobacter aceti oder von Acetobacter
xylinum einsetzt.
17. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
16, dadurch gekennzeichnet, daß man die Bakterien während
des Wachstums der morphologisch einheitlichen Cellulose-
Schichten bevorzugt bei Temperaturen von 24 bis 30°C hält.
18. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
17, dadurch gekennzeichnet, daß man die Bakterien während
des Wachstums der morphologisch einheitlichen Cellulose-
Schichten bevorzugt bei einem pH-Wert von 6 hält.
19. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
18, dadurch gekennzeichnet, daß man als Kohlenstoffquelle
für die Bakterien Abwässer der Lebensmittelindustrie, der
Zellstoff- und/oder der Cellulosefaserindustrie einsetzt.
20. Verfahren nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß
man Abwässer der Bier- und/oder der Hefe- und/oder der
Milch- und/oder der Stärkeindustrie einsetzt.
21. Cellulose-Membranen, gekennzeichnet durch ihre Herstel
lung nach einem Verfahren nach einem oder mehreren der An
sprüche 1 bis 20.
22. Verwendung der Cellulose-Membranen nach Anspruch 21 für
Trennprozesse.
23. Verwendung der Cellulose-Membranen nach Anspruch 21 für
die Mikrofiltration oder für die Ultrafiltration.
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WO2021130299A1 (de) * | 2019-12-23 | 2021-07-01 | Kim Köster & Cord Henning Labuhn Gbr | Verfahren zur herstellung eines vlieses aus bakterieller nanocellulose |
CN115999385A (zh) * | 2023-02-09 | 2023-04-25 | 西北农林科技大学 | 一种基于纳米纤维多孔结构可控的细菌纤维素超滤膜的制备方法 |
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