DE4027249A1 - Verfahren zur selektiven entfernung anorganischer und/oder organischer schwefelverbindungen - Google Patents
Verfahren zur selektiven entfernung anorganischer und/oder organischer schwefelverbindungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur selektiven
Entfernung anorganischer und/oder organischer Schwefel
verbindungen, wie H2S, COS, CS2, Mercaptanen und
dergleichen, aus Gasen, die wenigstens eine weitere der
Komponenten H2, N2, Ar, CO2, CO und aliphatische
Kohlenwasserstoffe enthalten, durch Wäsche mit einem
physikalisch wirkenden Waschmittel.
Für die selektive Entschwefelung von Gasen, die neben H2S
weitere anorganische und organische Schwefelverbindungen,
wie beispielsweise COS, CS2, Mercaptane etc., enthalten
können, werden sowohl physikalische als auch chemische
Waschverfahren eingesetzt.
Erläuterungen zu den unterschiedlichen Waschverfahren sind
zu finden bei A.L. Kohl, F.C. Riesenfeld: "Gas
Purification", 4th ed., Gulf Publishing Co., Houston/Texas
(1985); S.A. Newman (Editor): "Acid and Sour Gas Treating
Processes", Gulf Publishing Co., Houston/Texas (1985); sowie
bei R.N. Maddox: "Gas Conditioning and Processing", Vol. IV,
Campbell Petroleum Series, Norman/Oklahoma (1982).
Bei den physikalischen Wäschen werden aufgrund unter
schiedlicher spezifischer physikalischer zwischenmolekularer
Wechselwirkungen zwischen einzelnen funktionellen Gruppen
des Waschmittels oder des Waschmittelmoleküls in seiner
strukturellen Zusammensetzung als Ganzem bevorzugt einzelne
Gaskomponenten aus Gasgemischen absorbiert. Das spezifische
Löslichkeitsverhalten wird auch durch die unterschiedliche
Anordnung gleicher funktioneller Gruppen im Waschmittel
molekül beeinflußt, da unterschiedliche Nachbarschaften der
funktionellen Gruppen eine unterschiedliche Elektronen
konfiguration bedingen. In diesen Prozessen werden die
wichtigsten Verfahrensschritte, d. h. die Absorption der
auszuwaschenden Stoffe und die Regenerierung des
Waschmittels, durch das spezifische physikalische
Löslichkeitsverhalten der einzelnen Gaskomponenten bestimmt.
Als physikalisch wirkende Waschmittel werden bei den
bekannten Verfahren neben anderen beispielsweise Methanol,
N-Methylpyrrolidon (NMP) und Polyethylenglykoldialkylether
(PGE) eingesetzt.
Die Sauergasentfernung mittels chemischer Wäsche beruht auf
einem vollkommen anderen Prinzip. So wird dort bei der
Sauergasabtrennung ausgenutzt, daß zwischen einzelnen
Lösungsmittelkomponenten und den auszuwaschenden Sauergas
bestandteilen spezifische chemische bzw. elektrolytische
Reaktionen ablaufen. Bei diesen Prozessen sind somit neben
den physikalischen, chemischen und elektrolytischen
Gleichgewichten die Kinetik und die Transportvorgänge die
dominierenden Größen.
Bei selektiven chemischen Wäschen werden bei den bekannten
Verfahren für die selektive Entschwefelung bevorzugt
tertiäre Amine, z. B. Methyldiethanolamin (MDEA), in
wäßrigen Lösungen verwendet, wobei üblicherweise der
Wassergehalt größer als 40 Gewichtsprozent ist.
Es ist auch bekannt, die Schwefelkomponenten durch sowohl
physikalisch als auch chemisch wirkende Wäschen, sog.
Hybridwäschen, zu entfernen. Dieser Wäschetyp macht sich die
Vorteile der chemischen wie auch der physikalischen Wäsche
zunutze. So können beispielsweise durch die Anwesenheit rein
physikalisch wirkender Waschmittelkomponenten auch
organische Schwefelverbindungen ausgewaschen werden, was bei
einer rein chemischen Wäsche nur bedingt möglich ist.
Zur Erhöhung der Selektivität zwischen CO2 und H2S wird
bei diesen Prozessen u. a. die Tatsache spezifisch
ausgenutzt, daß in wäßrigen Lösungen die elektrolytischen
und chemischen Reaktionen von CO2 teilweise kinetisch
gehemmt sind und wesentlich langsamer ablaufen als die von
H2S. Da jedoch H2S bis auf einen Restgehalt von wenigen
ppm ausgewaschen werden muß, werden normalerweise 20 bis 30
Prozent des in Rohgas enthaltenen CO2 mitausgewaschen.
Bei den bekannten physikalischen Waschmitteln besteht ein
wesentlicher Nachteil darin, daß neben H2S und schwerer
flüchtigen Schwefelkomponenten (beispielsweise Mercaptane,
CS2 etc.) ein beträchtlicher Teil des CO2 sowie höhere
Kohlenwasserstoffe mitausgewaschen werden. Eine wenigstens
teilweise Abtrennung dieser mitausgewaschenen Stoffe von den
Schwefelkomponenten ist meistens erforderlich, um eine
schwefelreiche Fraktion zu erhalten, mit der die Umwandlungs
reaktionen zu elementarem Schwefel problemlos durchgeführt
werden können. Dies hat in vielen Fällen eine Komplizierung
des Waschprozesses und einen Anstieg der Verbrauchs- und der
Investitionskosten zur Folge. Entsprechend dem Dampfdruck
des Waschmittels enthält sowohl das gereinigte Produktgas
als auch die Schwefelkomponentenfraktion unerwünschte
Waschmittelbestandteile, die einerseits den Betriebsmittel
bedarf erhöhen und andererseits eventuell störende
Verunreinigungen im Produktgas darstellen.
Die wichtigsten Nachteile bei chemischen Wäschen bestehen
darin, daß die Selektivität zwischen H2S und CO2 gering
ist und der Energieverbrauch bei der Regenerierung des
beladenen Waschmittels relativ hoch ist. Außerdem ist bei
chemischen Wäschen die Beladung des Waschmittels vom
chemischen Gleichgewicht abhängig. Da die chemischen
Gleichgewichte nur wenig vom Druck abhängen, werden die
chemischen Wäschen bevorzugt bei niedrigen Drücken
eingesetzt.
Bei schwefelhaltigen, unter Druck stehenden Synthesegasen
mit einem höheren CO2-Gehalt, bei denen CO2 im
gereinigten Gas verbleiben kann oder soll und die
Schwefelkomponenten bis auf wenige ppm entfernt werden
sollen, ist der Einsatz physikalischer Wäschen gegenüber
chemischen Wäschen wesentlich vorteilhafter.
Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde,
für die selektive Entschwefelung von Gasen ein Waschmittel
zur Verfügung zu stellen, welches einerseits eine gute
Selektivität zwischen H2S und CO2 aufweist und
andererseits die Möglichkeit bietet, auch COS und organische
Schwefelverbindungen zu entfernen, und das weiterhin einen
niedrigen Dampfdruck besitzt, so daß die Wäsche nahe
Umgebungstemperatur betrieben werden kann.
Die Erfindung löst diese Aufgabe, indem als Waschmittel eine
Verbindung eingesetzt wird, deren Grundstruktur ausgewählt
ist aus den Stickstoffheterocyclen mit einer Gliederzahl n
größer/gleich 5 mit zwei Stickstoffheteroatomen, wobei der
Stickstoff doppelt oder einfach gebunden und
organylsubstituiert ist, wobei sich an einem
Stickstoffheteroatom und/oder einem Ringkohlenstoffatom
mindestens ein Nichtalkylsubstituent, ausgewählt aus der
Gruppe der Alkylaminodialkyl-, Alkylketonalkyl-,
Alkyletheralkyl-, Alkylamiddialkyl-, Alkylpolyaminodialkyl-
oder Alkylpolyetherreste, befindet.
Unter einem doppelt gebundenen Stickstoffheteroatom ist zu
verstehen, daß der Stickstoff heteroaromatisch bzw. mit
einer Doppelbindung und einer Einfachbindung vollständig im
Ring gebunden vorliegt. Die im weiteren benutzte Nomenklatur
ist dem "Lehrbuch der organischen Chemie", Beyer + Walter,
21. Auflage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart (1988) sowie "Die
systematische Nomenklatur der Organischen Chemie", D.
Hellwinkel, 3. Auflage, Springer-Verlag, Berlin (1986)
entnommen.
Bei den erfindungsgemaßen Waschmitteln handelt es sich um
Verbindungen, deren Grundstruktur ein Heterocyclus mit fünf
und mehr Ringatomen ist, wobei fünf- und sechsgliedrige
Ringe bevorzugt werden. Weiterhin enthält der Heterocyclus
zwei Stickstoffheteroatome.
Bei den erfindungsgemäßen Grundstrukturen der Waschmittel
ist jedweder Sättigungsgrad möglich. So fallen darunter die
Heteroalkane, welche gesättigte, heterocyclische
Verbindungen sind, wie auch die als Heteroaromaten
bezeichneten maximal ungesättigten Fünf- und Sechsringe,
sowie die sogenannten Heteroalkene, die vom Sättigungsgrad
zwischen Heteroalkanen und Heteroaromaten einzuordnen sind.
Da es sich im erfindungsgemäßen Fall um ein physikalisches
Waschverfahren handelt und damit ein physikalisch wirkendes
Waschmittel zur Anwendung kommt, dürfen die einfach
gebundenen Stickstoffatome im Heterocyclus keinen
Wasserstoff als Liganden tragen, sondern müssen tertiäre
Stickstoffatome sein. Bei den Derivaten der erfindungs
gemäßen Heteroalkane müssen somit die Stickstoffheteroatome
organylsubstituiert sein. Die einfach gebundenen Stickstoff
atome der erfindungsgemäßen Heterocyclen sind demgemäß
organylsubstituiert, während Stickstoffheteroatome, die an
Doppelbindungen beteiligt sind, genau wie bei den
Heteroaromaten keinen Organylrest und keinen Wasserstoff als
Liganden tragen.
Alle Wasserstoffliganden dieser Stickstoffheteroatome müssen
also, für den Fall, daß es sich um ein Heteroalkan handelt,
organylsubstituiert sein. Liegt der erfindungsgemäße
Heterocyclus als Heteroalken vor, so können die Stickstoffe
wahlweise im Ring doppelt gebunden sein oder müssen bei
Einfachbindungen Organylsubstituenten tragen, wobei
Mischformen auftreten können.
Bei den Derivaten der erfindungsgemäßen Heterocyclen können
die Substituenten am Stickstoff und/oder Ringkohlenstoff
gleich oder unterschiedlich sein.
Wesentlich ist, daß im erfindungsgemäßen Heterocyclus
mindestens ein Ringatom einen Nichtalkylsubstituenten trägt,
der ein Alkylaminodialkyl-, Alkylketonalkyl-,
Alkyletheralkyl-, Alkylamiddialkyl-, Alkylpolyaminodialkyl-
oder Alkylpolyetherrest ist. Von untergeordneter Bedeutung
ist dabei, ob der Substituent an ein Stickstoff- oder an ein
Kohlenstoffatom angelagert ist. Befindet sich der
Substituent an einem einfach gebundenen Stickstoffatom, dann
kann das andere entweder doppelt gebunden sein oder einen
beliebigen Organylsubstituenten tragen, beispielsweise auch
einen Alkylrest. Befindet sich der Substituent an einem
Ringkohlenstoffatom, dann gilt diese Aussage für beide
Ringstickstoffatome.
Um als Waschmittel zur selektiven Entschwefelung verwendbar
zu sein, müssen die genannten Heterocyclen bei den
Waschbedingungen chemisch und thermisch stabil sein. Da die
Stabilität mit steigender Sättigung zunimmt, sind die
Heteroalkane gegenüber den Heteroalkenen zu bevorzugen.
Entsprechend ihrem Sättigungsgrad werden die fünfgliedrigen
Vertreter dieser Gruppen als Diazole bzw. Diazolidine und
die sechsgliedrigen Ringe als Diazine bzw. Diazinane
bezeichnet. Bei den ungesättigten Diazolen findet man die
konstitutionsisomeren Heterocyclen Pyrazol (1,2-Diazol) und
Imidazol (1,3-Diazol). Deren Heteroalkane tragen
entsprechend die Bezeichnungen Pyrazolidin und Imidazolidin.
In gleicher Weise tragen die Diazine bzw. Diazinane
Trivialnamen. Die voll ungesättigten oder teilweise
gesättigten Vertreter der sechsgliedrigen Heterocyclen
heißen Pyridazin (1,2-Diazin), Pyrimidin (1,3-Diazin) und
Pyrazin (1,4-Diazin). Die voll gesättigten Verbindungen
lauten analog Pyridazinane, Pyrimidinane und Pyrazinane,
wobei das Pyrazinan auch unter dem Namen Piperazin bekannt
ist.
In der folgenden Tabelle I sind die wesentlichen
Grundstrukturen der erfindungsgemäßen Waschmittel
dargestellt.
Die nachfolgenden Grundstrukturen zeigen jeweils nur einen
beispielhaften Vertreter aller möglichen konstitutions
isomeren Formen der erfindungsgemäßen fünf- und
sechsgliedrigen Heterocyclen.
Die vorgenannten Typen zählen zu den besonders bevorzugten
Grundstrukturen der erfindungsgemäßen Waschmittel.
Wie bereits erläutert, handelt es sich bei den erfindungs
gemäßen Waschmitteln um physikalisch wirkende Waschmittel,
weshalb der einfach gebundene Stickstoff substituiert sein
muß.
Durch gezielte Substitution an den einfach gebundenen
Stickstoffheteroatomen können die Wascheigenschaften,
ausgehend von der jeweiligen Grundstruktur, so verändert
werden, daß sie an spezielle Randbedingungen des Wasch
prozesses optimal angepaßt sind. Derartige Randbedingungen
sind beispielweise vorgegeben durch die Zusammensetzung des
zu behandelnden Rohgases, dessen Temperatur, die Weiter
verarbeitung der gewonnenen schwefelhaltigen Fraktion, oder
beispielsweise die Temperatur der Regenerierung.
Es hat sich als besonders günstig erwiesen, wenn bei den
Heteroalkanen der fünfgliedrigen Stickstoffheterocyclen das
weitere, einfach gebundene Stickstoffheteroatom mit einem
Alkylrest substituiert ist. Desgleichen kann vorteilhaft bei
den sechsgliedrigen Stickstoffheterocyclen ein einfach
gebundenes Stickstoffheteroatom mit einem Alkylrest
substituiert sein, wenn das zweite einfach gebundene
Stickstoffheteroatom einen Alkylketonalkyl-,
Alkyletheralkyl-, Alkylamiddialkyl-, Alkylpolyetherdialkyl-
oder Alkylpolyaminodialkylrest als Liganden trägt.
Weiterhin lassen sich erfindungsgemäß die Wascheigenschaften
durch gezielte Substitutionen an einem oder mehreren
Ringkohlenstoffatomen steuern.
Mit Vorteil kann dabei wenigstens ein Wasserstoffligand an
einem oder mehreren Ringkohlenstoffatomen durch eine Alkyl-,
Alkylaminodialkyl-, Alkylketonalkyl-, Alkyletheralkyl-,
Dialkylamidalkyl-, Alkylpolyaminodialkyl-, Alkylpolyether-,
oder Alkylpolyetherdialkylaminogruppe substituiert werden.
Unter den vorgenannten Substituenten nehmen die Amino
substituenten eine Sonderstellung ein. Diese Liganden an den
Stickstoffheteroatomen oder Ringkohlenstoffatomen müssen
ausschließlich tertiäre Aminogruppen enthalten, d. h. es darf
keine Stickstoff-Wasserstoff-Bindung vorhanden sein (vgl.
Tabelle II).
Als besonders vorteilhafte Substituenten erweisen sich
hierbei Alkylaminodialkylgruppen.
Ebenso wie die Stickstoffheteroatome können die Ring
kohlenstoffatome gleich oder unterschiedlich substituiert
sein.
Als besonders vorteilhaft erweist sich weiterhin, wenigstens
eine Methylengruppe im Ring durch eine Ringketongruppe zu
ersetzen.
Die folgende Tabelle II zeigt die erfindungsgemäßen
Organylsubstituenten (Liganden) für die Stickstoff
heteroatome und die Ringkohlenstoffatome.
Alle vorgenannten Grundstrukturen erbringen gegenüber dem
Stand der Technik bessere Wascheigenschaften, wobei durch
gezielte Substitutionen an den Stickstoffheteroatomen
und/oder den Ringkohlenstoffatomen die Wascheigenschaften
spezifisch an die Prozeßanforderungen angepaßt werden.
Mit besonderem Vorteil eignen sich folgende Verbindungen im
Rahmen der Erfindung als Waschmittel:
Erfindungsgemäß sind als Waschmittel weiterhin zweikernige
Ringsysteme geeignet, wobei wenigstens ein Ring ein
erfindungsgemäßer Heterocyclus ist. Zu den erfindungsgemäßen
zweikernigen Ringsystemen zählen somit sowohl solche, die
einen Carbocyclus und einen erfindungsgemäßen Heterocyclus
aufweisen, als auch jene, die aus zwei Heterocyclen
zusammengesetzt sind. Dabei kann im Prinzip jeder beliebige
Heterocyclus mit einem der erfindungsgemäßen Heterocyclen zu
einer Verbindung zusammengesetzt werden. Bevorzugt werden
dabei rein heterocyclische Ringsysteme.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung können die
zweikernigen Ringsysteme in unterschiedlicher Weise
aneinander gebunden sein. So ist vorgesehen, daß ein
Ringkohlenstoff oder Stickstoffheteroatom eines
Stickstoffheterocyclus das zweite Ringsystem als Liganden
trägt. Ebenso sind heterocyclische Brückensysteme,
Stickstoff-Heterospirane sowie kondensierte Ringsysteme zu
den erfindungsgemäßen Stoffen zu zählen.
Besonders günstig erweisen sich als Waschmittel zweikernige
Ringsysteme, bei welchen die Cyclen über tertiäre
Polyalkylaminobrücken verbunden sind.
Gemäß einer besonderen Weiterbildung der Erfindung können
die erfindungsgemäßen Waschmittel nicht nur als Einzel
komponenten eingesetzt werden, sondern auch in einem
physikalisch wirkenden Waschmittelkomposit enthalten sein,
in welchem wenigstens eine Komponente die Grundstruktur
eines erfindungsgemäßen Heterocyclus aufweist.
Der Einsatz eines Waschmittelkomposits bietet oft den
Vorteil, daß die Eigenschaften des zur Anwendung kommenden
Waschmittelgemisches speziell auf die jeweiligen
spezifischen Trennaufgaben abgestimmt werden können.
Weiterhin besteht dadurch die Möglichkeit, jene als
Waschmittel klassifizierten Heterocyclen, welche unter den
Verfahrensbedingungen in fester oder hochviskoser Form
vorliegen, in Lösung für die selektive Entschwefelung
mittels physikalischer Wäsche zu verwenden. Hierbei wird die
Konzentration der festen heterocyclischen Komponenten so
gewählt, daß sie bei den Verfahrensbedingungen stets in
Lösung verbleiben.
Die erfindungsgemäßen Waschmittel sind anwendbar in allen
physikalischen Wäschen, die auf eine Auswaschung von
Schwefelverbindungen, speziell von H2S, abzielen, während
CO2 im gewaschenen Produktgas verbleiben kann oder soll,
d. h. Waschmittel, welche eine gute Selektivität zwischen
Schwefelverbindungen und CO2 besitzen. Ebenso eignen sie
sich dazu, schwerer flüchtige Schwefelverbindungen, wie
Mercaptane oder CS2 auszuwaschen, wobei dann die
Regenerierung des beladenen Waschmittels entsprechend
angepaßt werden muß.
Gegenüber den bekannten Waschmitteln ergeben die erfindungs
gemäßen Waschmittel verminderte Verbrauchszahlen.
Die auf der Basis der erfindungsgemäßen Grundstrukturen
aufgebauten Waschmittel und Waschmittelkomposite enthalten,
wie bei physikalischen Waschmitteln üblich, vorzugsweise
möglichst wenig Wasser. Der Wasseranteil sollte je nach
Waschmittel maximal 5 Gewichtsprozent betragen, bevorzugt
werden jedoch 0,1 bis 3 Gewichtsprozent.
Da in den meisten Fällen die von Schwefelkomponenten zu
reinigenden Gase Wasser enthalten, wird dieses bei einer
Wäsche mit den erfindungsgemäßen Waschmitteln ebenfalls
weitgehend entfernt. Eine vorherige, weitgehende Entfernung
des Wasseranteils aus dem Rohgas ist daher nicht notwendig.
In manchen Fällen ist diese sogar unerwünscht, da das im
beladenen Waschmittel mitgelöste Wasser in der Regenerierung
als Strippgas wirkt.
Die erfindungsgemäßen Waschmittel sind geeignet, unter Druck
stehende, Schwefelkomponenten enthaltende Rohgase zu
behandeln, wobei der Druck in der Waschsäule zwischen 10 und
120 bar, mit Vorzug zwischen 15 und 60 bar, liegt.
Um die erfindungsgemäßen Waschmittel hierbei vorteilhaft
einsetzen zu können, sollte die Temperatur der Wäsche
zwischen 0oC und 80oC, bevorzugt zwischen 0oC und 50oC,
liegen.
Die erfindungsgemäßen Waschmittel können zur Reinigung von
Rohgasen mit beliebigem H2S-Gehalt herangezogen werden.
Besonders günstig ist, wenn der H2S-Anteil zwischen 0,1
und 10 mol-% beträgt, mit besonderem Vorzug sollte das
Rohgas 0,3 bis 5 mol-% H2S enthalten.
Der Gehalt an CO2 im Rohgas kann ebenfalls beliebige Werte
annehmen, vorzugsweise sollte er jedoch zwischen 2 und
25 mol-% liegen.
Unter den genannten Voraussetzungen können mit den
erfindungsgemäßen Waschmitteln H2S-Gehalte im gereinigten
Produktgas erreicht werden, die im Bereich weniger ppm
liegen.
Weiterhin wird die Anwendung der erfindungsgemäßen
Waschmittel am Beispiel der Fig. 1 erläutert und für
ausgewählte Vertreter der erfindungsgemäßen Verbindungen mit
den bekannten Waschmitteln NMP und PGE verglichen. Die
Vergleiche sind aus Tabelle IV ersichtlich.
Bei einem Verfahren gemäß Fig. 1 wird ein H2S enthaltendes
Rohgas von 30 bar und 40oC über Leitung 1 herangeführt und
im Wärmetauscher E1 gegen kaltes Produktgas der Leitung 3
auf 20oC abgekühlt. Dabei auskondensierendes Wasser wird in
Abscheider D1 abgetrennt und über Leitung 2 wird das zu
reinigende Rohgas in die Waschsäule T1 eingespeist, wo es in
Kontakt mit dem Waschmittel gebracht wird. Vor Eintritt in
die Waschkolonne wird das regenerierte Waschmittel in E5 auf
0oC abgekühlt. Bei diesem Temperaturniveau ist auch
gewährleistet, daß innerhalb der Waschkolonne Wasser nicht
als Eis fest ausfallen kann. Am Kopf der Waschkolonne T1
wird über Leitung 3 ein Produktgas abgezogen, welches nahezu
vollständig von H2S befreit ist. Das Produktgas wird mit
einem spezifizierten Gehalt von 10 ppm H2S in
Wärmetauscher E1 gegen abzukühlendes Rohgas erwärmt und
steht zu einer weiteren Verwendung zur Verfügung. Das aus
dem Sumpf der Waschsäule T1 mittels Leitung 5 abgezogene
beladene Waschmittel enthält neben dem ausgewaschenen H2S
auch andere Komponenten des Rohgases entsprechend deren
physikalischen Löslichkeiten im Waschmittel. Diese
mitgelösten Gase werden mit Hilfe einer Zwischenentspannung
auf 3,3 bar im Abscheider D2 weitgehend aus dem Waschmittel
entfernt und über Leitung 6 mit dem auf 3,3 bar
verdichteten, hydrierten "Claus-Off-Gas" vermischt und nach
weiteren Kompressionen in C2 auf 10 bar bzw. C3 auf 30 bar
mittels Leitung 14 dem Rohgas zugeführt.
Das verbleibende beladene Waschmittel wird über Leitung 7
abgezogen und auf 1,5 bar entspannt, wobei bereits ein Teil
des H2S sowie die Hauptmenge an noch gelöstem CO2
ausgast und in Abscheider D3 gasförmig abgetrennt wird.
Das noch schwach mit H2S beladene Waschmittel wird im
Wärmetauscher E6 mit regeneriertem Waschmittel und in E7 mit
Dampf auf 115oC angewärmt und einem oberen Bereich der
Regeneriersäule T2 zugespeist. In der Regeneriersäule T2
wird mit Stickstoff das restliche gelöste CO2 und H2S
abgestrippt, so daß am Sumpf der Regenerierkolonne über
Leitung 4 von den gelösten Komponenten befreites Waschmittel
abgezogen und zur erneuten Auswaschung in die Waschkolonne
T1 zurückgeführt werden kann. Das am Kopf der
Regenerierkolonne T2 abgezogene Sauergas wird mit dem aus
dem Abscheider D3 kommenden Flashgas der Leitung 9 vermischt
und im Wärmetauscher E8 auf 0oC abgekühlt, wobei die
Hauptmenge des Waschmitteldampfes auskondensiert. Im
anschließenden Abscheider D4 wird das Kondensat abgezogen
und dem beladenen Waschmittel vor dem Abscheider D3
zugemischt. Das von Waschmittelanteilen befreite Sauergas
der Leitung 12 wird in eine Clausanlage C geleitet, wo unter
Zugabe von Sauerstoff elementarer Schwefel erzeugt wird. Das
hydrierte "Claus-Off-Gas" aus Leitung 13, welches noch
Schwefelanteile enthält, wird nach Verdichtung in C1 und
Abkühlung in E10 dem Flashgas der Leitung 6 zugespeist.
Die folgende Tabelle IV zeigt anhand ausgewählter Vertreter
der erfindungsgemäßen Waschmittel deren Effizienz im
Vergleich zu bekannten Waschmitteln.
Claims (17)
1. Verfahren zur selektiven Entfernung anorganischer
und/oder organischer Schwefelverbindungen wie H2S, COS,
CS2, Mercaptanen und dergleichen aus Gasen, die
wenigstens eine weitere der Komponenten H2, N2, Ar,
CO2, CO und aliphatische Kohlenwasserstoffe enthalten,
durch Wäsche mit einem physikalisch wirkenden
Waschmittel, dadurch gekennzeichnet, daß als Waschmittel
eine Verbindung eingesetzt wird, deren Grundstruktur
ausgewählt ist aus den Stickstoffheterocyclen mit einer
Gliederzahl n größer/gleich 5 mit zwei
Stickstoffheteroatomen, wobei der Stickstoff doppelt
gebunden oder einfach gebunden und organylsubstituiert
ist, wobei sich an einem Stickstoffheteroatom und/oder
einem Ringkohlenstoffatom mindestens ein
Nichtalkylsubstituent, ausgewählt aus der Gruppe der
Alkylaminodialkyl-, Alkylketonalkyl-, Alkyletheralkyl-,
Alkylamiddialkyl-, Alkylpolyaminodialkyl- oder
Alkylpolyetherreste, befindet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Grundstruktur ein fünfgliedriger Stickstoffhetero
cyclus ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Grundstruktur ein sechsgliedriger Stickstoff
heterocyclus ist.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
ein einfach gebundenes Stickstoffheteroatom einen
Alkylaminodialkyl-, Alkylketonalkyl-, Alkyletheralkyl-,
Alkylamiddialkyl-, Alkylpolyaminodialkyl- oder
Alkylpolyetherrest und das weitere einfach gebundene
Stickstoffheteroatom einen Alkylrest trägt.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
in einfach gebundenes Stickstoffheteroatom einen
Alkylketonalkyl-, Alkyletheralkyl-, Alkylamiddialkyl-,
Alkylpolyetherdialkyl- oder Alkylpolyaminodialkylrest
und das weitere einfach gebundene Stickstoffheteroatom
einen Alkylrest trägt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß beide einfach gebundenen
Stickstoffheteroatome Nichtalkylsubstituenten,
ausgewählt aus der Gruppe der Alkylaminodialkyl-,
Alkylketonalkyl-, Alkyletheralkyl-, Alkylamiddialkyl-,
Alkylpolyaminodialkyl- oder Alkylpolyetherreste, tragen.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß beide einfach gebundenen
Stickstoffheteroatome Alkylreste tragen.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß wenigstens ein Wasserstoffligand
einer oder mehrerer Ringmethin- oder Ringmethylengruppen
substituiert ist durch eine Alkyl-, Alkylaminodialkyl-,
Alkylketonalkyl-, Alkyletheralkyl-, Alkylamiddialkyl-,
Alkylpolyaminodialkyl-, Alkylpolyether- oder
Alkylpolyetherdialkylaminogruppe.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß wenigstens eine Ringmethylengruppe
durch eine Ringketongruppe ersetzt ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß das Waschmittel bei einem
Waschsäulendruck zwischen 10 und 120 bar, bevorzugt
zwischen 15 und 60 bar, eingesetzt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß das Waschmittel bei einer
Waschtemperatur zwischen 0oC und 80oC, bevorzugt
zwischen 0oC und 50oC, eingesetzt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß mit dem Waschmittel Rohgase mit
einem H2S-Gehalt von 0,1 bis 10 mol%, bevorzugt 0,3
bis 5 mol%, gewaschen werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß der H2O-Gehalt im Waschmittel bis
zu 5 Gew-%, bevorzugt 0,1 bis 3 Gew-%, beträgt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß als Waschmittel
1-Methyl-3-Dimethylaminoethyl-Imidazolidin und/oder
1-Methyl-4-Dimethylaminoethyl-1,4-Diazinan-2-on und/oder
1-Methyl-4-Dimethylaminoethyl-1,4-Diazinan und/oder
1,3-Dimethyl-5-Dimethylamino-1,3-Diazinan eingesetzt
wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß als Waschmittel zweikernige
Ringsysteme eingesetzt werden, wobei wenigstens einer
der Ringe einer der in den vorangehenden Ansprüchen
genannten Heterocyclen ist.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß als Waschmittel über Polyalkylamino
brücken verbundene Ringe eingesetzt werden, wobei
wenigstens einer der Ringe einer der in den
vorangehenden Ansprüchen genannten Heterocyclen ist.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß ein physikalisch wirkendes
Waschmittelkomposit eingesetzt wird, in welchem
wenigstens eine Hauptkomponente die Grundstruktur eines
der in den vorangehenden Ansprüchen genannten
Heterocyclen aufweist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904027249 DE4027249A1 (de) | 1990-08-29 | 1990-08-29 | Verfahren zur selektiven entfernung anorganischer und/oder organischer schwefelverbindungen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904027249 DE4027249A1 (de) | 1990-08-29 | 1990-08-29 | Verfahren zur selektiven entfernung anorganischer und/oder organischer schwefelverbindungen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4027249A1 true DE4027249A1 (de) | 1992-03-05 |
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ID=6413108
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19904027249 Withdrawn DE4027249A1 (de) | 1990-08-29 | 1990-08-29 | Verfahren zur selektiven entfernung anorganischer und/oder organischer schwefelverbindungen |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE4027249A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2014001669A1 (fr) | 2012-06-29 | 2014-01-03 | IFP Energies Nouvelles | Solution absorbante a base d'amines appartenant a la famille des aminoalkylpiperazines et procede d'élimination de composes acides d'un effluent gazeux avec une telle solution |
WO2020169477A1 (en) | 2019-02-18 | 2020-08-27 | Basf Se | Process for removal of acid gases from a fluid stream with a liquid absorbent comprising a piperazine ring |
-
1990
- 1990-08-29 DE DE19904027249 patent/DE4027249A1/de not_active Withdrawn
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2014001669A1 (fr) | 2012-06-29 | 2014-01-03 | IFP Energies Nouvelles | Solution absorbante a base d'amines appartenant a la famille des aminoalkylpiperazines et procede d'élimination de composes acides d'un effluent gazeux avec une telle solution |
FR2992571A1 (fr) * | 2012-06-29 | 2014-01-03 | IFP Energies Nouvelles | Solution absorbante a base d'amines appartenant a la famille des aminoalkylpiperazines et procede d'elimination de composes acides d'un effluent gazeux avec une telle solution |
WO2020169477A1 (en) | 2019-02-18 | 2020-08-27 | Basf Se | Process for removal of acid gases from a fluid stream with a liquid absorbent comprising a piperazine ring |
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