DE4005366C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff der Patentansprüche
1 und 2 und die Verwendung poröser offenporiger Körper nach Patentanspruch
11.
Die sogenannte Flüssig-Flüssig-Extraktion ist ein an sich bekanntes Verfahren
zur Isolierung und Anreicherung eines Stoffes aus einem flüssigen
Substanzgemisch mit Hilfe eines geeigneten Lösungsmittels. Das Grundprinzip
des Verfahrens besteht darin, daß der Stoff aus seinem einen Lösungsmittel
mittels eines anderen, mit dem ersten nicht oder nur begrenzt
mischbaren Lösungsmittels, in welchem er eine größere Löslichkeit als in
dem ersten besitzt, herausgezogen wird. Der Verfahrensablauf sieht dabei
im allgemeinen so aus, daß beide Phasen vorerst miteinander in Kontakt gebracht
werden, wobei insbesondere die Größe der Berührungsfläche zwischen
beiden Phasen für die Schnelligkeit des Stoffübertritts in das Extraktionsmittel
verantwortlich ist. Eine möglichst große Berührungsfläche wird
in der Regel dadurch erzielt, daß beide Phasen durch Energieeintrag, z. B.
durch Rühren, Pulsation, Zentrifugieren, so lange miteinander durchmischt
werden, bis eine Phase fein verteilt in der anderen vorliegt, d. h., bis
eine Suspension aus beiden Phasen hergestellt ist. Nach dem Übergang des
Stoffes in das Extraktionsmittel wird dem System in entsprechenden Beruhigungsphasen
oder -zonen, d. h. Phasen oder Zonen ohne oder mit nur geringem
Energieeintrag, die Gelegenheit zur spontan erfolgenden Phasentrennung
gegeben. Die fein suspendierten Teile verbinden sich nach und nach zu
größeren Tropfen bis schließlich beide Phasen wieder in leicht voneinander
trennbaren,
separaten Flüssigkeitsschichten vorliegen. Nach dem
Abtrennen einer der beiden Phasen kann dann der extrahierte
Stoff aus dem Extraktionsmittel isoliert werden.
Ein bevorzugtes Anwendungsgebiet für das oben beschriebene
Verfahren ist zum Beispiel die Aufarbeitung fermentativ her
gestellter Bioprodukte in der Biotechnologie, insbesondere
biotechnologisch erzeugter niedermolekularer Naturstoffe,
wie z. B. Essigsäure oder Antibiotica, insbesondere Penicil
lin G, Bacitracin, Erythromycin, oder Steroide, z. B. Predni
solon, oder Chemotherapeutica, wie Dactinomycin. Diese
Stoffe werden von Mikroorganismen erzeugt, die eigens zu
diesem Zweck in wäßrigen Nährlösungen kultiviert werden. Der
größte Teil dieser mikrobiellen Stoffwechselprodukte wird
dabei von den Mikroorganismen in ihre wäßrige Umgebung aus
geschieden. Auf diese Weise entsteht eine Fermenterbrühe,
bestehend aus verbrauchter Nährlösung, Mikroorganismen und
deren Stoffwechselprodukte. Da die Stoffe in der Fermenter
brühe meist in hoher Verdünnung vorliegen, müssen diese an
gereichert und von den vielen, oft chemisch ähnlichen
Begleitstoffen isoliert werden. Die extrem hohe Verdünnung
ist dabei maßgeblich dafür verantwortlich, daß für die Auf
arbeitung und Reinigung bis zu 60% des Gesamtaufwandes zur
Herstellung von biotechnischen Produkten aufgewendet werden
müssen.
Die Aufarbeitung der obengenannten Bioprodukte beginnt nun
in der Regel damit, daß nach dem Abtöten der Mikroorganismen
vorerst die Zellmasse mittels eines Drehfilters von der Fer
menterbrühe abgetrennt wird. Der so erhaltenen Flüssigkeit -
man bezeichnet sie auch als Kulturfiltrat - wird an
schließend ein geeignetes organisches Lösungsmittel wie z. B.
Diethylether, Ethylenchlorid, Ethylacetat, Methylisobutylke
ton (MIBK), n-Butanol, Essigsäure-Butylester (Butylacetat),
Amylacetat, usw, zugegeben. Dabei hat sich ein Phasenver
hältnis von wäßriger zu organischer Phase von 4 : 1 für die
meisten der oben aufgeführten mikrobiellen Stoffwechselpro
dukte bewährt. Die Extraktion wird üblicherweise in mehrstu
figen Verfahren, z. B. in Extraktionskolonnen, durchgeführt.
Im Bereich der Biotechnologie kommt es hier bei der Phasen
trennung zu Schwierigkeiten. Aus unterschiedlichsten Grün
den, z. B. durch Zellyse, können in der wäßrigen Phase
Proteine enthalten sein, die sich auf der Oberfläche eines
feinen Tropfens anlagern und damit ein Vereinigen der Trop
fen verhindern. Die Suspension bleibt stabil und die Phasen
trennung wird verhindert.
Dieses Problem tritt z. B. auch bei der in der industriellen
Praxis heutzutage im großtechnischen Maßstab durchgeführten
Fermentation von Penicillin G auf. Die Extraktion der freien
Penicillin-G- und V-Säuren aus dem Kulturfiltrat erfolgt in
der Regel mit den organischen Lösungsmitteln Butylacetat
oder Amylacetat bei pH = 2,5 bis 3,0. Bei diesem pH-Wert
wird die Extraktion begünstigt, da der Schwerpunkt des Ver
teilungsgleichgewichts praktisch vollständig auf der Seite
der organischen Phase liegt. Andererseits findet im sauren
Medium ein verstärkter Abbau des Penicillins statt, so daß
die Verweilzeit im kritischen pH-Bereich möglichst gering
gehalten werden muß. Die Säure wird daher, um die Verluste
gering zu halten, üblicherweise erst unmittelbar vor dem
Eintritt in den Extraktor zugegeben und die Extraktion bei
0-3°C in kontinuierlichen mehrstufigen Gegenstrom-Zen
trifugalextraktoren bei sehr kurzen Kontaktzeiten durchge
führt. Trotz der niedrigen Temperatur und der kurzen
Kontaktzeit sind die Verluste an Penicillin G dennoch be
trächtlich. Sie liegen bei etwa 15-20%.
Mit dem Ansäuern des Mediums geht darüber hinaus noch die
Ausfällung der die Phasentrennung behindernden Proteine ein
her. Um die Bildung einer stabilen Emulsion möglichst
zu verhindern, ist man heutzutage weitgehend dazu übergegangen,
das Kulturfiltrat nach dem Ansäuern für eine kurze Zeit zwischenlagern
zu lassen, so daß die Ausfällung noch vor dem Eintritt in den Extraktor
erfolgt. Dies hat jedoch den Nachteil, daß durch die längere Verweilzeit
im sauren Medium ein noch größerer Anteil des Penicillins denaturiert
wird. Auf jeden Fall ist es zur Erzielung einer sauberen organischen Phase
erforderlich, das Zweiphasensystem zu zentrifugieren, womit u. a. ein
hoher apparativer Aufwand wie auch ein hoher Energieverbrauch verbunden
ist. Gelegentlich wird auch mit emulsionsbrechenden Mitteln gearbeitet.
Diese Vorgehensweise sollte jedoch wegen ihrer nachteiligen Auswirkungen
auf die Stabilität des Penicillins nur als Notlösung betrachtet werden.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Flüssig-Flüssig-Extraktion
bereitzustellen, welche auch bei Systemen, die zur Bildung
stabiler Emulsionen neigen, einen schnellen Verfahrensablauf verbunden
mit einer vollständigen und sauberen Phasentrennung gewährleistet.
Insbesondere soll die Aufarbeitung und Reinigung fermentativ hergestellter
Naturstoffe vereinfacht werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit dem in den Patentansprüchen 1 und 2
beschriebenen Verfahren gelöst. In Anspruch 11 wird die Verwendung von porösen,
chemisch inerten, festen offenporigen Körpern, deren Poren eine
flüssige Phase enthalten, als flüssige Phase bei der Flüssig-Flüssig-Extraktion
beschrieben.
Das an sich bekannte Extraktionsverfahren wird dahingehend modifiziert,
daß eine der beiden flüssigen Phasen während aller Verfahrensschritte
durch Adhäsion an die Oberfläche eines festen inerten Trägermaterials gebunden
wird. Vorzugsweise liegt das Trägermaterial in Form einer Vielzahl
einzelner Trägerkörper mit einer großen Gesamtoberfläche vor, um,
analog zur Suspension, eine möglichst feine Verteilung
der einen Phase in der anderen und damit eine möglichst
große Berührungsfläche zwischen beiden Phasen zu gewährlei
sten. Eine schnelle und saubere Trennung beider Phasen wird
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren auch bei Systemen, die
zur Bildung stabiler Emulsionen neigen, in einfacher Weise
dadurch erreicht, daß die nicht gebundene Phase von den mit
der gebundenen Phase beladenen Trägerkörpern abgezogen wird.
Dies kann z. B. durch Absaugen über eine Filternutsche er
folgen. Ebenso ist es möglich, die nicht gebundene Phase,
z. B. unterstützt durch Anlegen eines leichten Luftstroms,
aus dem Behälter mit den beladenen Trägerkörpern einfach
abfließen zu lassen.
Sofern es sich bei der gebundenen Phase um das Extraktions
mittel handelt, kann es auch empfehlenswert sein, die bela
denen Trägerkörper im Anschluß an die Phasentrennung noch
mit einer geeigneten Waschflüssigkeit nachzuwaschen, um auch
noch letzte Reste der nicht gebundenen Phase abzutrennen.
Insbesondere bei der Extraktion mikrobieller Stoffwechsel
produkte aus wäßrigen Lösungen ist es zweckmäßig, die Trä
gerkörper mit dem Extraktionsmittel zu beladen und das
Kulturfiltrat als nicht gebundene Phase einzusetzen. Da mit
der Isolation des Stoffes üblicherweise auch eine Aufkonzen
trierung einhergeht, bedeutet diese Vorgehensweise eine er
hebliche Ersparnis an Trägermaterial.
Prinzipiell ist es jedoch auch möglich, die Trägerkörper mit
der den zu extrahierenden Stoff enthaltenden Phase zu bela
den und mit dem Extraktionsmittel zu behandeln.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann sowohl in an sich be
kannter Weise einstufig als auch mehrstufig durchgeführt
werden. Dabei werden die mit dem Extraktionsmittel beladenen
Trägerkörper in die den zu extrahierenden Stoff enthaltende
Phase gegeben und z. B. mittels eines Rührers intensiv mit
dieser verwirbelt. Anschließend wird die nicht gebundene Phase abgesaugt
und erforderlichenfalls einer weiteren Extraktionsstufe mit neuen Trägerkörpern
mit frischem Extraktionsmittel zugeführt. Der extrahierte Stoff
kann schließlich aus dem Extraktionsmittel in den Trägerkörpern z. B. wie
bei herkömmlichen Extraktionsverfahren üblich, durch Rückextraktion in ein
geeignetes Lösungsmittel oder durch Verdünnen durch Umspülen der beladenen
Trägerkörper mit frischem Extraktionsmittel herausgezogen werden. Letzteres
ist allerdings mit einem erheblichen Verbrauch an Extraktionsmittel verbunden.
Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Verfahren jedoch mehrstufig mit einer
Säule durchgeführt. Bei dieser Verfahrensvarianten, die sowohl im Festbett
als auch im Fließbett durchgeführt werden kann, werden die beladenen Trägerkörper
in eine Säule gefüllt und in der Säule mit der den zu
extrahierenden Stoff enthaltenden Phase beschickt. Diese durchfließt die
Säule im Idealfall so, daß alle Trägerkörper gleichmäßig umspült werden.
Dabei stellt sich in Flußrichtung von Trägerkörper zu Trägerkörper kontinuierlich
ein neues Verteilungsgleichgewicht ein. Vorteilhafterweise wird
die in einem Verfahrensschritt auf die Säule gegebene Menge an Extraktionsgut
so bemessen, daß die in den Trägerkörpern befindliche Menge an
Extraktionsmittel ausreicht, um den zu extrahierenden Stoff vollständig
aufzunehmen. Die Rückgewinnung des extrahierten Stoffes aus den Trägerkörpern
kann dann analog zur einstufigen Extraktion erfolgen. Die Verwendung
von Füllkörpern bei Extraktionsverfahren ist beispielsweise auch aus der
DE-AS 123 438 441 und der DE-AS 11 81 667 bekannt. Die DE-AS 12 38 441
betrifft ein an sich bekanntes Gegenstrom-Extraktionsverfahren.
Gegenstrom-Extraktionsverfahren werden überwiegend in großtechnischen Anlagen
zur kontinuierlichen Stofftrennung durch Verteilung zwischen zwei
Lösungsmitteln eingesetzt. Man verwendet hierzu in der Regel mit Füllkörpern
beschickte Extraktionssäulen, in welche die spezifisch schwerere
Phase von oben und die spezifisch leichtere Phase von unten zugeführt
wird.
Der abzutrennende Stoff kann in der von oben zugeführten oder in der von
unten eingebrachten Phase enthalten sein. Die leichte Phase steigt in Form
von Tröpfchen in die Höhe, wenn die von oben zugeführte Phase die zusammenhängende
oder äußere Phase ist, während die schwerere Phase zerteilt
nach unten sinkt, wenn die leichtere Phase zusammenhängt. In jedem Fall
wird die spezifisch leichtere Phase oben und die spezifisch schwerere unten
abgenommen. Die günstige Wirkung der Füllkörper, die in der Regel aus
Metall, keramischen oder ähnlichem Material bestehen, beruht auf der
Verlängerung der Wegstrecke, die die Tröpfchen der zerteilten Phase
zurücklegen müssen und damit auf der Vergrößerung der Kontaktfläche
zwischen beiden Phasen.
In der DE-AS 12 38 441 wurde nun gefunden, daß sich gelöste oder in homogener
Mischung befindliche Stoffe durch Verteilung zwischen einer flüssigen,
hydrophoben inneren Phase und einer in einer mit Füllkörpern beschickten
Zone dazu im Gegenstrom geführten flüssigen hydrophilen äußeren Phase
vorteilhaft extrahieren lassen, wenn man Füllkörper mit hydrophober
Oberfläche verwendet. Geeignete Körper mit hydrophober Oberfläche sind
nach der DE-AS 12 38 441 z. B. Füllkörper aus Kunststoffen. Auch Füllkörper
aus Metallen, Glas oder keramischen Material kommen in Betracht, wenn sie
durch geeignete Maßnahmen, wie Oberflächenbehandlung, Lackieren oder
Überziehen mit Kunststoffen, hydrophob gemacht wurden.
In der DE-AS 11 81 667 wird ebenfalls ein kontinuierliches Extraktionsverfahren
beschrieben, bei welchem im Gegensatz zur obengenannten Druckschrift
beide flüssige Phasen das aus Füllkörpern bestehende Bett einer
Extraktionssäule in gleicher Richtung durchfließen. Die Oberfläche der
Füllkörper ist je nach Art der Behandlungsflüssigkeit entweder hydrophil
oder hydrophob ausgebildet, um aus den gleichen Gründen wie in der DE-AS
12 38 442 eine möglichst vollständige Benetzung der Füllkörper mit der Behandlungsflüssigkeit
zu erzielen. Die Flüssigkeiten durchströmen das Bett
als stetige Phasen, und die Behandlungsflüssigkeit verteilt sich als
zusammenhängende Schicht über die von ihr bevorzugt benetzte Füllung,
während die zu behandelnde Flüssigkeit im innigen Kontakt mit dieser
Schicht die Lücken ausfüllt. Beide Flüssigkeiten fließen als stetige
Phasen ab und sammeln sich in zwei Flüssigkeitsschichten, die voneinander
getrennt abgezogen werden.
Nach der DE-AS 11 81 667 soll die üblicherweise auftretende Dispersionsbildung
im Kontaktbett weitgehend vermeidbar sein, wenn hinsichtlich der
Anteile bei den flüssigen Phasen bestimmte Volumenverhältnisse eingehalten
werden und die Strömungsrichtung der Flüssigkeiten im Kontaktbett in Abhängigkeit
vom Verhältnis der spezifischen Gewichte der beiden Flüssigkeiten
zueinander gewählt wird.
Bei den aus der DE-AS 12 38 441 und DE-AS 11 81 667 bekannten Verfahren
handelt es sich somit um sog. kontinuierliche Verfahren, die sich dadurch
auszeichnen, daß die an der Extraktion beteiligten flüssigen Phasen in
einem kontinuierlichen Fluß der Extraktionssäule zugeführt, miteinander
durchmischt und im Anschluß an den Stoffaustausch wieder getrennt abgeführt
werden. Beide Phasen sind also mobil, d. h. beide Phasen durchströmen
in einem stetigen Fluß das Kontaktbett, wobei eine der beiden Phasen
beim Durchfließen der Säule bevorzugt die Füllkörperoberfläche benetzt.
Sowohl bei dem in der DE-AS 12 38 441 als auch bei dem in der DE-AS 11 81 667
beschriebenen Verfahren unterstützen die Füllkörper das Extraktionsverfahren
lediglich dadurch, daß sie eine Kontaktfläche zwischen den an
der Extraktion beteiligten Phasen herstellen, wobei die Benetzung der
Füllkörperoberfläche mit einer der beiden flüssigen Phasen die Kontaktfläche
noch vergrößern soll.
Im Gegensatz dazu ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Phase vollständig
in Trägerkörpern gebunden - sie ist also immobil - während die andere
Phase die mobile Phase darstellt. Dies hat den Vorteil, daß, wie bereits
oben beschrieben ist, eine disperse Verteilung der immobilen Phase
in der mobilen Phase erzwungen wird, wobei aber die bei den bekannten Verfahren
auftretenden Schwierigkeiten bei der Trennung der Phasen nach dem
Stoffaustausch vermieden werden.
Das Trägermaterial muß erfindungsgemäß formstabil und in bezug auf die Lösungsmittel
und die darin gelösten Stoffe chemisch inert sein.
Zweckmäßigerweise wird ein poröses Material mit offenen Poren zur Aufnahme
der flüssigen Phase verwendet, wobei die Porengröße so bemessen ist, daß
die Flüssigkeit in den Poren
durch Kapillarkräfte festgehalten wird. Für eine bestmögli
che Ausnutzung des Trägermaterials ist es anzustreben, das
gesamte offene Porenvolumen mit der flüssigen Phase zu fül
len.
Die Größe der Poren, d. h. der Durchmesser der als im wesent
lichen kugelförmig angenommenen Hohlräume muß so bemessen
sein, daß die Kapillarkräfte groß genug sind, um die Flüs
sigkeit insbesondere gegen die Schwerkraft oder gegen die
bei Bewegung der Trägerkörper, z. B. im Fließbett, auftreten
den Trägheits- und Fliehkräfte in den Poren zurückzuhalten.
Es hat sich gezeigt, daß bei den üblicherweise in Extrak
tionsverfahren eingesetzten wäßrigen Lösungen und organi
schen Lösungsmitteln in Trägerkörpern mit hydrophiler bzw.
hydrophober Oberfläche mit Porendurchmessern bis zu 2 mm
noch eine ausreichende Bindung an das Trägermaterial gewähr
leistet ist. Bevorzugt werden jedoch poröse Materialien mit
Porendurchmessern bis zu maximal 1 mm eingesetzt, um sicher
zustellen, daß auch nicht kleinere Mengen an gebundener Pha
se beim Durchmischen oder Beschicken mit der nicht
gebundenen Phase aus den Porenöffnungen an der Trägerober
fläche herausgespült werden können.
Nach unten hin ist der Porengröße erst dann eine Grenze ge
setzt, wenn Molekülabmessungen erreicht werden. Die Poren
sollten groß genug sein, um die am Verfahren beteiligten
Moleküle nicht in ihrer Beweglichkeit zu behindern. Für die
meisten der obengenannten Naturstoffe liegen die Molekül
größen jedoch noch im nm-Bereich.
Wegen ihrer im allgemeinen größeren Festigkeit und besseren
chemischen Beständigkeit werden als Trägermaterialien anor
ganische gegenüber organischen Materialien bevorzugt. Prin
zipiell ist jedoch auch der Einsatz organischer Materialien
denkbar, sofern sie für die spezielle Anwendung ausreichend
formstabil und chemisch inert sind.
Bevorzugt werden Trägerkörper aus Keramik, Glaskeramik und
insbesondere aus Glas verwendet. Unter diesen Materialien
lassen sich nicht nur solche mit einer hohen chemischen Be
ständigkeit finden, sie zeichnen sich darüber hinaus im all
gemeinen noch durch definierte Oberflächeneigenschaften aus,
was z. B. hinsichtlich einer gleichmäßigen Beladung mit Lö
sungsmittel von Bedeutung ist.
Geeignete poröse Trägerkörper aus Glas, Keramik oder Glaske
ramik können z. B. Sinterkörper aus diesen Materialien sein.
Insbesondere für Glas sind Verfahren zur Herstellung von
offenporigen Sinterkörpern mit definierter Porosität bekannt
und erprobt. So wird z. B. in der DE-PS 33 05 854 C1 ein Ver
fahren beschrieben, wonach offenporige Sinterkörper aus Glas
mit einem vorbestimmten großen offenen Porenvolumen sowie
mit definiert einstellbaren, ggfls. auch engen, Porengrößen
verteilungen herstellbar sind. Bei diesem Verfahren wird ein
Glaspulver mit einem inerten Material gemischt. Nach der
Formgebung und dem Sintern wird der inerte Anteil ausgewa
schen. Durch eine entsprechende Auswahl der Korngröße und
des Volumenanteils können die Porengröße und das Porenvolu
men des offenporigen Sinterglases in weiten Grenzen variiert
und den jeweiligen Anforderungen gezielt angepaßt werden.
Die Verwendung von Glas als Trägermaterial hat noch den wei
teren Vorteil, daß poröses Glas nicht kompaktierbar ist, so
daß die Trägerkörper ohne weiteres auch als Säulenfüllung
eingesetzt werden können.
Die Art des verwendeten Glases kann an die jeweiligen spe
ziellen Anforderungen, z. B. an die chemische Beständigkeit,
angepaßt werden. So kann die Verwendung eines preiswerten
Kalk-Natron-Glases durchaus ausreichend sein. Die oben be
schriebenen Sinterkörper können aber auch aus chemisch be
ständigeren Borosilikatgläsern gefertigt werden.
Poröse Sinterglaskörper der obengenannten Art sind in den
unterschiedlichsten Formen, z. B. als Kugel, Hohlzylinder,
usw., herstellbar. Für die Verwendung im Extraktionsverfah
ren wird jedoch wegen der besseren Raumausnutzung die Kugel
gestalt bevorzugt.
Um einen Trägerkörper mit einer möglichst großen Menge an
Lösungsmittel beladen zu können, ist ein möglichst großes
offenes Porenvolumen erstrebenswert, dieses muß aber mit
einer noch ausreichenden mechanischen Stabilität vereinbar
sein. Besonders bevorzugt ist daher bei der Verwendung von
Glas als Trägermaterial ein offenes Porenvolumen, das zwi
schen 50 und 65% liegt. Werden die Trägerkörper mechanisch
nicht zu stark belastet, z. B. bei nicht zu hohen Säulen, so
sind noch offene Porenvolumina bis zu 70% möglich. Wird
jedoch dieser Wert überschritten, so ist insbesondere bei
Säulenfüllungen damit zu rechnen, daß die zuunterst liegen
den Sinterkörper durch das Gewicht der darüber liegenden
zerbröselt werden.
Nach unten hin ist dem offenen Porenvolumen praktisch nur
eine Grenze durch die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens ge
setzt. Je kleiner das offene Porenvolumen ist, desto mehr
Trägermaterial muß zum Binden einer bestimmten Lösungsmit
telmenge eingesetzt werden.
Der Übergang des gelösten Stoffes aus seinem Lösungsmittel
in das Extraktionsmittel findet an den an der Oberfläche der
Trägerkörper gelegenen Porenöffnungen statt. Nur dort kommen
im allgemeinen beide Phasen miteinander in Berührung. Der
Konzentrationsausgleich im Inneren eines Trägerkörpers er
folgt dabei durch Diffusion. Es ist daher von Vorteil, Trä
gerkörper mit einem möglichst kleinen Durchmesser zu
verwenden. Mit der daraus resultierenden Vergrößerung der
gesamten Trägeroberfläche geht auch eine Vergrößerung der
gesamten Berührungsfläche zwischen den beiden flüssigen Pha
sen einher, so daß ein schnellerer Stoffaustausch gewährlei
stet ist. Zusätzlich tragen noch die kürzeren Diffusionswege
zu einem beschleunigten Verfahrensablauf bei. Ein weiterer
Vorteil von kleinen Durchmessern liegt in der größeren
Packungsdichte bei Säulenfüllungen. Der nicht nutzbare Raum
zwischen den Trägerkörpern wird vermindert. Mit Trägerkör
pern mit einem Durchmesser kleiner oder gleich 1 mm werden
gerade bei der auf einen schnellen Verfahrensablauf angewie
senen Penicillin-Extraktion bereits gute Ergebnisse erzielt.
Bevorzugt werden die kleinsten derzeit herstellbaren Sin
terglaskörper der obengenannten Art mit Durchmessern bis zu
0,4 mm eingesetzt. Prinzipiell sind jedoch zu kleineren
Durchmessern hin keine Grenzen gesetzt, so lange, z. B. bei
gleichbleibender Porengröße, das offene Porenvolumen nicht
über die oben angegebene Grenze hinauswächst oder bei maß
stabsgerechter Verkleinerung der Poren diese nicht so klein
werden, daß die an der Extraktion beteiligten Moleküle in
ihrer Bewegung behindert werden.
Bei Verwendung der Trägerkörper als Säulenfüllung sollte der
Durchmesser der Kugeln 5 mm nicht überschreiten, da es sich
gezeigt hat, daß die nicht gebundene Phase bei noch größeren
Kugeln in zunehmendem Maße in Kanälen durch die Säule hin
durchfließt und ein Umspülen aller Kügelchen nicht mehr ge
währleistet ist.
Zur Verbesserung der Bindung eines Lösungsmittels an das
Trägermaterial ist es vorgesehen, dessen Oberfläche, je nach
Art des Lösungsmittels, hydrophil bzw. hydrophob zu modifi
zieren. Verfahren hierzu wie auch geeignete Substanzen sind
an sich bekannt und z. B. in K. K. Unger (1979) Chemical Mo
dification of the silica surface. In: K. K. Unger (Hrsg.)
Porous Silica its Properties and use as Support in Column
Liquid Chromatography (S. 83-130) Elsevier Scientific Pub
lishing Company, Amsterdam, Oxford, New York beschrieben.
Dabei wird im Falle der porösen Sinterglaskörper die an sich
durch an der Oberfläche gebundene OH-Gruppen leicht hydro
phile Glasoberfläche mit einer sehr dünnen Schicht einer
geeigneten Substanz, z. B. ein Silan, mit endständigen hydro
philen (OH) oder hydrophoben (CH2Cl) Gruppen überzogen.
Bezüglich geeigneter Lösungsmittel bestehen für das erfin
dungsgemäße Verfahren die gleichen Beschränkungen wie für
die bekannte Extraktion auch. Die an der Extraktion teilneh
menden Phasen sollten nicht oder nur begrenzt miteinander
mischbar sein. Vorteilhafterweise arbeitet man, wie auch im
Falle der herkömmlichen Extraktionsverfahren, mit gegenein
ander abgesättigten Lösungsmitteln, um zu verhindern, daß
eine zu große Menge an Extraktionsmittel aus den Trägerkör
pern herausgezogen wird. Brauchbare Lösungsmittel für die
Extraktion aus wäßriger Phase sind z. B. noch Methylisobutyl
keton, n-Butanol und Diethylether, welche in H2O eine Lös
lichkeit von weniger als 22 Gew.-% im interessierenden
Temperaturbereich von 20-37°C aufweisen. Bevorzugt werden
jedoch n-Butylacetat oder Chloroform mit einer Löslichkeit
von weniger als einem Gew.-% in H2O oder das in H2O nahezu
nicht lösliche Butylsulfat eingesetzt. Das erfindungsgemäße
Verfahren ist jedoch keineswegs auf die genannten Lösungs
mittel beschränkt.
Das Beladen der Trägerkörper mit einer flüssigen Phase, z. B.
mit Extraktionsmittel, erfolgt in einfacher Weise dadurch,
daß in einem Behälter zu den Trägerkörpern, deren Oberfläche
hydrophil oder hydrophob behandelt sein kann, die flüssige
Phase im Überschuß zugegeben wird. Nachdem sich die Träger
körper vollgesaugt haben, wird die nicht absorbierte flüssi
ge Phase wieder abgezogen und die Trägerkörper werden
getrocknet. Es kann mitunter vorteilhaft sein, die Luft aus
den Poren der Trägerkörper vor dem Tränken mit dem Lösungs
mittel durch Evakuieren zu entfernen. Die Menge an gebunde
ner Phase kann z. B. durch Differenzwägung bestimmt werden.
Methoden zum Beladen von Trägermaterial mit einer flüssigen
Phase sind z. B. auch aus der Chromatographie bekannt.
Einmal beladene Trägerkörper können nach der Rückextraktion
des extrahierten Stoffes zumindest für das gleiche Extrak
tionsverfahren immer wieder eingesetzt werden, ohne erneut
mit frischem Lösungsmittel beladen werden zu müssen. Inwie
weit der Einsatz auch für die Extraktion eines anderen Stof
fes sinnvoll ist, hängt von der Vollständigkeit der
Rückextraktion ab.
Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt insbeson
dere darin, daß das vorzugsweise bei der Extraktion mikro
bieller Stoffwechselprodukte aus wäßrigen Phasen mittels
organischer Phasen auftretende Problem der Bildung stabiler
Emulsionen mit einfachen Mitteln umgangen wird. Die bei den
etablierten Verfahren zur Erzielung einer sauberen Phasen
trennung üblicherweise vorgesehenen Maßnahmen, die teils mit
nachteiligen Wirkungen auf die Stoffausbeute, teils mit ei
nem hohen energetischen und apparativen Aufwand verbunden
sind, können vollständig entfallen, was das erfindungsgemäße
Verfahren gerade für diese Anwendungen, insbesondere, da es
auch als kontinuierlicher Prozeß im Großbetrieb eingesetzt
werden kann, besonders geeignet macht.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist jedoch keineswegs auf
diese Anwendungen beschränkt. Das Prinzip der trägergebunde
nen Extraktion läßt sich z. B. auch ohne weiteres auf die
Reaktivextraktion übertragen, wobei der Stoffaustausch zwi
schen beiden Phasen nicht durch das Nernst′sche Verteilungs
gleichgewicht, sondern durch eine chemische Reaktion
bestimmt wird.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Ausführungsbei
spiele näher erläutert:
Als Trägerkörper wurden poröse Sinterglaskugeln aus Kalk-
Natron-Glas mit einem Durchmesser von 1-2 mm, einer Poren
größe von 60-300µm und einem offenen Porenvolumen von 55-
60% mit hydrophobisierter Oberfläche verwendet.
62 g dieser Kugeln wurden in einen Erlenmeyerkolben eingewo
gen und Butylacetat im Überschuß zugegeben. Nach ca. 5 min
wurde das nicht absorbierte Lösungsmittel mit Hilfe einer
Filternutsche abgesaugt. Die Menge des absorbierten Lösungs
mittels wurde durch Differenzwägung bestimmt. Es wurden
27,1 g (=30,8 ml) Butylacetat absorbiert. Die Löslichkeit
von Penicillin G in Butylacetat beträgt 60 g/l. Die maximale
Aufnahmekapazität des absorbierten Butylacetats liegt bei
1,85 g Penicillin G.
Die Fermentationsbrühe wurde mit Hilfe eines Drehzellenfil
ters von der Zellmasse befreit. Der Penicillin-G-Gehalt wur
de mittels HPLC-Analyse bestimmt. Er betrug etwa 1 Vol-%.
Die Aufkonzentrierung erfolgte durch Extraktion in die or
ganische Phase (Butylacetat) nach vorhergehender pH-Absen
kung. (Bei pH 2 liegt das Verteilungsgleichgewicht praktisch
quantitativ auf der Seite der organischen Phase). Der pH-
Wert wurde durch Zugabe von 20 ml H2SO4 eingestellt. Ein
Nachteil des Ansäuerns ist, daß bei pH 2 lösliche Proteine
ausfallen, welche durch Konglomeratbildung die Extraktion
üblicherweise behindern.
Die vorbereiteten, mit Butylacetat beladenen porösen Glas
kugeln wurden mit 200 ml Kulturfiltrat (+20 ml H2SO4)
versetzt und ca. 5 min im Erlenmeyerkolben geschüttelt. Aus
dem Überstand wurde eine HPLC-Probe genommen. Nach Absaugen
des Kulturfiltrats über eine Filternutsche und Waschen mit
400 ml 1%-iger H2SO4 wurde das Penicillin durch Verdünnen
mit frischem Butylacetat aus den beladenen Trägerkörpern
herausgezogen. Dies erfolgte durch 3-maliges Ausschütteln
mit (110 ml, 120 ml, 20 ml) Butylacetat. Von der organi
schen Phase wurde anschließend ebenfalls eine HPLC-Probe
genommen.
Die HPLC-Analysen ergaben:
2,394 g Penicillin lagen absolut im Kulturfiltrat vor. Die Aufnahmekapazität des absorbierten Butylacetats für Pe nicillin G betrug 1,85 g. Davon konnten 1,15 g mit Bu tylacetat extrahiert werden. Die Wiederfindungsrate lag also bei 62%. 0,794 g Penicillin lagen weiterhin in der wäßrigen Phase vor. Bei der etablierten Penicillin-Extraktion liegt die Wiederfindungsrate in der organischen Phase bei 98%.
2,394 g Penicillin lagen absolut im Kulturfiltrat vor. Die Aufnahmekapazität des absorbierten Butylacetats für Pe nicillin G betrug 1,85 g. Davon konnten 1,15 g mit Bu tylacetat extrahiert werden. Die Wiederfindungsrate lag also bei 62%. 0,794 g Penicillin lagen weiterhin in der wäßrigen Phase vor. Bei der etablierten Penicillin-Extraktion liegt die Wiederfindungsrate in der organischen Phase bei 98%.
Das Versuchsergebnis kann wie folgt interpretiert werden:
Vermutlich behinderten die koagulierten Proteine den
Übergang des Penicillins in die organische Phase durch Ver
stopfen der Poren in den Trägerkörpern.
In eine Säule mit einem Durchmesser von 26 mm und einer
Schütthöhe von 490 mm wurden 176,18 g poröse Sinterglasku
geln aus Kalk-Natron-Glas mit hydrophober Oberfläche ge
füllt. Der Durchmesser der Kugeln betrug 0,4-1 mm, die
Porengröße war < 120 µm und das offene Porenvolumen lag bei
55-60%.
Zum Beladen der Trägerkörper wurde Butylacetat im Überschuß
auf die Säule gegeben. Das nicht absorbierte Lösungsmittel
wurde anschließend durch Anlegen eines leichten Luftstroms
aus der Säule verdrängt und aufgefangen. Die Differenzwägung
ergab 97 ml in den Trägerkörpern absorbiertes Lösungsmit
tel.
Bei der großtechnischen mehrstufigen Extraktion hat sich ein
Verhältnis von Butylacetat zu Kulturfiltrat (KF = von der
Zellmasse befreite Fermentationsbrühe) von 1 : 4 bewährt. Es
wurden daher 388 ml KF mit 8,33 ml 20,8%-iger H2SO4 auf pH
2,0 eingestellt (Zeitbedarf: ca. 10-15 s; resultierendes
Gesamtvolumen (KF + H2SO4): 396,33 ml) und über die Säule
geschickt. Die aufgefangene Brühe wurde noch zwei weitere
Male über die Säule geschickt. Nach jedem Durchgang wurde
eine Probe zur HPLC-Analyse gezogen (Proben A1, A2, A3).
Anschließend wurde die Säule mit 550 ml angesäuertem H2O
nachgewaschen. Das Waschwasser wurde aufgefangen und eine
Probe zur HPLC-Analyse genommen.
Mit 300 ml Butylacetat wurde das Penicillin durch Verdünnen
aus den Trägern herausgezogen, das Lösungsmittel wurde auf
gefangen und analysiert (AABA). Die Ergebnisse der HPLC-Ana
lysen sind zusammen mit den Ergebnissen des nachfolgenden
Ausführungsbeispiels in Tabelle 1 dargestellt.
In einem weiteren Ausführungsbeispiel wurden 176,6 g poröse
Sinterglaskugeln der in 1.2. genannten Art durch Zugabe von
Butylacetat und Absaugen des überschüssigen Lösungsmittels
über eine Filternutsche beladen. Die Differenzwägung ergab
118 ml Butylacetat in den Trägerkörpern. Anschließend wurde
die 4-fache Menge an Kulturfiltrat (472 ml) zugegeben. Mit
Hilfe eines Laborrührers wurde das Trägermaterial im Ver
suchsansatz intensiv verwirbelt. Durch Zugabe von 10,25 ml
H2SO4 wurde der pH auf 2,0 eingestellt. Anschließend wurde
das Kulturfiltrat über eine Filternutsche abgesaugt und
eine HPLC-Probe des Filtrats (B1) genommen. Mit 750 ml ange
säuertem H2O wurde nachgewaschen und eine HPLC-Analyse des
Waschwassers (Bw) vorgenommen.
Die Extraktion des Penicillin G aus den Trägerkörpern er
folgte durch 3-maliges Auswaschen mit je 138 ml Butylacetat.
Der Penicillin G-Gehalt im Butylacetat wurde mittels HPLC
(BABA) bestimmt.
In den Proben A1, A2, A3 und Aw sind lediglich 1,5% des
eingesetzten Penicillingehaltes nachweisbar. Dies zeigt
daß die eingesetzte Penicillinmenge fast quantitativ in den
Trägern aufgenommen wurde. Offensichtlich war der Auswasch
vorgang mit Butylacetat jedoch nicht sehr effektiv, denn die
Wiederfindungsrate beträgt hier nur 62%.
Durch eine vielfache Menge an Butylacetat könnte die Wieder
findungsrate wohl erheblich gesteigert werden, dies würde
jedoch zu einer zu großen Verdünnung führen. Als wesentlich
effektiver würde sich in diesem Fall wohl eine Rückextrak
tion in die wäßrige Phase (Na2CO3 bzw. K2CO3 -Lösung) erwei
sen.
Auch hier war die eingesetzte Menge an Penicillin G nahezu
quantitativ im Träger absorbiert (Verlust betrug 3,7%).
Die gegenüber Versuch A erhöhte Wiederfindungsrate könnte
durch die etwas größere Menge an Butylacetat beim Auswaschen
erklärt werden.
Außerdem wurde durch die pH-Einstellung im vorgelegten Zwei
phasensystem eine Desaktivierung des Penicillins minimiert.
79 g poröse Sinterglaskugeln aus Kalk-Natron-Glas mit
0,15 m2/g Oberfläche, Kugeldurchmessern von 2-3 mm, einer
Porengröße von 60-300 µm und einem offenen Porenvolumen
von 55% wurden in ein geschlossenes Gefäß eingewogen, 108 g
MIBK zugesetzt und 30 min lang leicht geschüttelt. Nach Ab
dekantieren wurde das Abtropfgewicht bestimmt. Daraus wurde
die Belastung des feuchten Trägers mit MIBK berechnet. Es
wurden ca. 35,6 g MIBK in den Trägerkörpern gebunden.
Zur Gegenüberstellung der Ergebnisse wurde die Extraktion
mit und ohne Träger durchgeführt. Extrahiert wurden jeweils
100 ml Essigsäure in Wasser (20 g/l, 1/3 M, pH 3,05) mit
jeweils 35,7 g MIBK. Die Menge an Essigsäure vor und nach
der Extraktion wurde in der wäßrigen Phase durch potentiome
trische Titration mit 0,1 M NaOH bestimmt.
Tabelle 2 zeigt die Kinetik der Extraktion für MIBK mit
und ohne Träger:
Das Verteilungsgleichgewicht stellt sich relativ schnell
ein. Bei der Berechnung der Verteilungskoeffizienten wurde
die Dissoziation der Essigsäure bei pH 3,05 nicht berück
sichtigt, das bedeutet, daß die Werte mit einem konstanten,
noch zu berechnenden Korrekturfaktor multipliziert werden
mußten. Außerdem wurde die Temperatur nicht exakt konstant
gehalten.
Aus den berechneten Werten wird aber folgendes deutlich:
- 1. Das Gleichgewicht stellt sich auch mit Träger rasch ein.
- 2. Die Lage des Gleichgewichts wird durch den Träger nicht meßbar beeinflußt.
Claims (11)
1. Extraktionsverfahren mit zwei nicht oder nur begrenzt miteinander
mischbaren flüssigen Phasen, der den zu extrahierenden Stoff enthaltenden
Phase und dem Extraktionsmittel, insbesondere zur Isolierung
und Anreicherung mikrobieller Stoffwechselprodukte aus wäßrigen Phasen
mittels organischer Phasen,
dadurch gekennzeichnet,
daß Trägerkörper aus einem porösen offenporigen, chemisch inerten,
festen Material mit der den zu extrahierenden Stoff enthaltenden flüssigen
Phase beladen werden, so daß die flüssige Phase sich in den
Poren der Trägerkörper befindet, und daß alle an sich bekannten Verfahrensschritte
der Extraktion mit den mit der den zu extrahierenden
Stoff enthaltenden flüssigen Phase beladenen Trägerkörpern als "flüssige
Phase" durchgeführt werden.
2. Extraktionsverfahren mit zwei nicht oder nur begrenzt miteinander
mischbaren flüssigen Phasen, der den zu extrahierenden Stoff enthaltenden
Phase und dem Extraktionsmittel, insbesondere zur Isolierung und
Anreicherung mikrobieller Stoffwechselprodukte aus wäßrigen Phasen
mittels organischer Phasen,
dadurch gekennzeichnet,
daß Trägerkörper aus einem porösen offenporigen, chemisch inerten,
festen Material mit dem Extraktionsmittel beladen werden, so daß das
Extraktionsmittel sich in den Poren der Trägerkörper befindet, und daß
alle an sich bekannten Verfahrensschritte der Extraktion mit den mit
dem Extraktionsmittel beladenen Trägerkörpern als "flüssige Phase"
durchgeführt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Extraktion in einem mehrstufigen Verfahren mit einer Säule
durchgeführt wird, wobei die mit dem Extraktionsmittel beladenen Trägerkörper
sich in der Säule befinden und mit dem Extraktionsgut beschickt
werden.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der extrahierte Stoff durch Rückextraktion mit einem geeigneten
Lösungsmittel oder durch Verdünnen mit ungebundenem Extraktionsmittel
aus den beladenen Trägerkörpern wieder herausgezogen wird.
5. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 1-4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Durchmesser der Poren <1 mm beträgt.
6. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 1-5,
dadurch gekennzeichnet,
daß poröse Trägerkörper aus einem anorganischen Material verwendet
werden.
7. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 1-6,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Trägerkörper poröse offenporige Sinterglaskugeln verwendet
werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das offene Porenvolumen der Sinterglaskugeln 50-65% beträgt.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche der Sinterglaskugeln hydrophob oder hydrophil modifiziert
ist.
10. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 7-9,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Durchmesser der Sinterglaskugeln <5 mm beträgt.
11. Verwendung von porösen, chemisch inerten, festen offenporigen Körpern,
deren Poren eine flüssige Phase enthalten, als flüssige Phase bei
einem Flüssig-Flüssig-Extraktionsverfahren nach wenigstens einem der Ansprüche
1-10.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904005366 DE4005366A1 (de) | 1990-02-21 | 1990-02-21 | Extraktionsverfahren mit zwei nicht oder nur begrenzt miteinander mischbaren fluessigen phasen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904005366 DE4005366A1 (de) | 1990-02-21 | 1990-02-21 | Extraktionsverfahren mit zwei nicht oder nur begrenzt miteinander mischbaren fluessigen phasen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4005366A1 DE4005366A1 (de) | 1991-08-22 |
DE4005366C2 true DE4005366C2 (de) | 1993-08-05 |
Family
ID=6400605
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19904005366 Granted DE4005366A1 (de) | 1990-02-21 | 1990-02-21 | Extraktionsverfahren mit zwei nicht oder nur begrenzt miteinander mischbaren fluessigen phasen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4005366A1 (de) |
Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
RU2223323C2 (ru) * | 1997-04-22 | 2004-02-10 | Дсм Н.В. | Способ получения 6-аминопенициллановой кислоты (6-апк) |
Family Cites Families (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
BE580640A (de) * | 1958-07-14 | |||
DE1238441B (de) * | 1958-12-23 | 1967-04-13 | Basf Ag | Verfahren zur Verteilung von Stoffen zwischen zwei fluessigen Phasen |
-
1990
- 1990-02-21 DE DE19904005366 patent/DE4005366A1/de active Granted
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE4005366A1 (de) | 1991-08-22 |
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