DE3940067A1 - Steroidogenese induzierendes protein (sip) - Google Patents
Steroidogenese induzierendes protein (sip)Info
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Description
Die Funktion der Geschlechtsorgane wird in Säugetieren durch
Sekretion von hypophysären Gonadotropinen, dem luteinisieren
den Hormon (LH) und dem Follikel stimulierenden Hormon (FSH)
gesteuert. Zusätzlich gibt es noch parakrine und autokrine
Regulationsfaktoren in den Geschlechtsorganen selbst, welche
die Wirkung von FSH und LH entweder inhibieren oder stimulie
ren (Sharpe (1986), Clin. Endocrinol. Metab. 15, 185-207; Hsueh
(1986), Clin.Endocrinol.Metab. 15, 117-134).
Mehrere derartige Faktoren wurden in Hoden und Ovarien gefun
den. So ist bekannt, daß Extrakte aus Rattenovarien minde
stens zwei Faktoren enthalten, welche die Wirkung von LH
beeinflussen. Einer dieser Faktoren hemmt die Bindung von LH
an seinen Rezeptor und bewirkt somit eine Verringerung der
Progesteron-Synthese, während der andere die Steroidprodukti
on in Leydig-Zellen der Ratte stimuliert (Yang et al. (1979)
Endocrinology 104, 552-558). Ein Faktor, der die Steroidpro
duktion in Leydig-Zellen stimuliert, wurde auch in Follikel-
Flüssigkeit aus Rindern gefunden (Risbridger et al. (1987),
In Morphological Basis of Human Reproductive Function, Plenum
Press, New York, Seite 63-64).
Khan et al. (1988), Acta Endocrinol. 118, 283-293 fanden auch
in humaner Follikel-Flüssigkeit aus Ovarien eine biologische
Aktivität (ICSA = Interstitial Cell Stimulating Aktivity),
die in vitro eine starke Stimulation der Testosteron-Produk
tion in Leydig-Zellen bewirkte. Dabei handelt es sich offen
bar um ein Protein, da die Aktivität mit Ammoniumsulfat
fällbar ist, durch Erhitzen auf 80 bis 100°C verloren geht
und aufgrund einer gelchromatographischen Behandlung des
Rohextrakts etwa ein Molekulargewicht von 30 bis 50 kDa be
sitzt. Der aktive Faktor ist chemisch und immunologisch von
LH, sowie von humanem Chorion-Gonadotropin (hCG) und humanem
Menopausen-Gonadotropin (hMG) verschieden.
Verschiedene Gonadotropine werden in therapeutischen Verfah
ren eingesetzt. So wird bei Männern hCG in Kombination mit
hMG zu Initiation oder Aufrechterhaltung der Spermatogenese
bei hypogonadotropem Hypogonadismus verwendet. hCG wird in
Kombination mit hMG auch zur Behandlung von idiopathischer
Oligozoospermie verwendet, wobei die Ergebnisse aber enttäu
schend waren (Knuth et al. (1987) J.Clin.Endocrinol.Metab.
65, 1081-1087). Weiterhin werden unfruchtbare Frauen, die
gegen das ovulationsauslösende Medikament Clomifen resistent
sind, zur Bildung von multiplen Follikeln mit einer Kombina
tion von hCG und hMG behandelt. Dieses Therapieverfahren ist
jedoch unbefriedigend, da es schwierig, kostspielig und bei
unsachgemäßer Durchführung sogar sehr gefährlich sein kann.
Schließlich gibt es auch bei einer weiteren Krankheit, dem
sogenannten "resistenten Ovarium-Syndrom", bei dem die Folli
kel nicht auf FSH ansprechen, noch keine befriedigende Be
handlungsmöglichkeit. Daher ist eine Bereitstellung neuer
therapeutisch wirksamer Gonadotropin-Hormone dringend erfor
derlich.
Aufgabe der Erfindung ist es demgemäß, ein neues (Protein-)
Hormon bereitzustellen, das als therapeutische Alternative zu
bekannten Hormonen wie LH, FSH, hCG und hMG bzw. in Kombina
tion mit diesen Hormonen eingesetzt werden kann.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein humanes Steroidogenese
induziernedes Protein (SIP), erhältlich aus menschlicher
Follikel-Flüssigkeit, bei dem es sich um ein Hormon mit 60 kD
Molekularge-wicht (SDS-PAGE) und einem isoelektrischen Punkt
zwichen 4,7 und 4,9 handelt, das die Hormonproduktion von
Geschlechtszellen und Adrenalzellen stimuliert, wobei diese
Stimulierung über einen Mechanismus vermittelt wird, an dem
der cAMP-Zyklus nicht beteiligt ist.
Das erfindungsgemäße Hormon ist sowohl in Testes als auch in
Follikeln vorhanden. Sein scheinbares Molekulargewicht nach
gelchromatographischer Messung beträgt zwischen 30 und 50 kD,
während es in Puffern mit geringer Ionenstärke ein Molekular
gewicht von 60 kD aufweist. SDS-PAGE-Analyse von hochgerei
nigtem SIP zeigt ein Molekulargewicht von 60 kD sowohl unter
reduzierenden wie auch nicht reduzierenden Bedingungen. Bei
Dissoziation kann es in mehrere Teile zerfallen, von denen
einer Albumin ist. Eine weitere Fraktion besitzt eine sehr
hohe Aktivität, ergibt jedoch keine Bande im Chromatogramm.
Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um ein sehr kleines
Protein. Eine Sequenzierung des N-terminalen Endes dieser
Fraktion ergab Verwandtschaft mit Transferrin.
Bei SIP handelt es sich um das erste Proteinhormon, das die
Steroidproduktion ohne Beteiligung des cAMP-Zyklus stimu
liert. Es wirkt auf die Mitochondrien und vermag die Produk
tion sowohl von Testosteron in Leydig-Zellen als auch von
Progesteron in Granulosa-Zellen und die Corticoid-Bildung in
Adrenalzellen zu stimulieren. Seine Aktivität ist sehr hoch
und beträgt etwa das 10- bis 15fache von bisher bekannten
Faktoren. Es kann weiterhin die Proliferation von unreifen
Leydig-Zellen stimulieren. Außerdem stimuliert es die Spal
tung von Cholesterinseitenketten in den Mitochondrien von
Leydig-Zellen.
Ein Nachweis von SIP ist bei Frauen kurz vor dem Eisprung
möglich. Dagegen kann das Hormon am Anfang des Zyklus nicht
nachgewiesen werden.
Ein Gegenstand der Erfindung ist weiterhin ein Verfahren zur
Gewinnung des erfindungsgemäßen Hormons, wobei man menschli
che Follikel-Flüssigkeit (hFF) sammelt und daraus das Hormon
durch Anreicherung gewinnt. Beispielsweise geeignet ist hFF
aus Frauen, die zuvor mit bekannten gonadotropen Hormonen
behandelt wurden. Dabei werden vorzugsweise zunächst diezel
lulären Bestandteile aus hFF abgetrennt und der Überstand,
der das Hormon enthält, durch Ammoniumsulfatfällung bei 80%
Sättigung und Dialyse vorgereinigt. Die weitere Reinigung des
Hormons kann durch übliche biochemische Methoden, wie Gel
chromatographie oder/und Gelfiltration, Konzentrierung, Affi
nitätschromatographie, Ionenaustauschchromatographie und
erneute Gelchromatographie erfolgen. Die bioaktiven Frak
tionen kann man nach jeder Reinigungsstufe durch geeignete
Tests, z. B. die Stimulierung der Testosteronproduktion in
Leydig-Zellen, bestimmen. So ist es möglich, das erfindungs
gemäße Hormon bis zur Homogenität zu reinigen.
Das erfindungsgemäße Hormon SIP besitzt eine außerordentliche
klinische Bedeutung. Weiterhin ein Gegenstand der Erfindung
ist somit auch ein Arzneimittel, welches das erfindungsgemäße
Hormon neben üblichen pharmazeutischen Träger- und Hilfsmit
teln enthält. Insbesondere beinhaltet die Erfindung ein Arz
neimittel, welches das erfindungsgemäße Hormon in Kombination
mit anderen Hormonen, insbesondere mit gonadotropen Hormonen,
enthält. Bevorzugt kann ein erfindungsgemäßes Arzneimittel
dazu eingesetzt werden, die Proliferation von Leydig-Zellen
in Männern zu stimulieren, deren Leydig-Zellen geschädigt
sind, z. B. nach Chemo- oder Strahlentherapie von Tumoren und
bei besonderen Hodentumoren, und die dadurch bedingt einen
Mangel an Androgenen aufweisen. Eine Behandlung mit SIP könn
te eine lebenslange Gabe von Testosteronen ersetzen.
Weiterhin kann ein erfindungsgemäßes Arzneimittel bevorzugt
für die Behandlung von hypogonadotropem Hypogonadismus ein
gesetzt werden, um eine Verbesserung der Spermatogenese zu
erzielen. Bislang wurde dazu hCG in Kombination mit hMG ver
wendet. Durch Verabreichen von SIP könnte eine schnelle Ini
tiation der Spermatogenese erreicht werden, was die Zeitspan
ne bis zur Empfängnis und somit auch die Zeitdauer der teuren
und unbequemen Behandlung verkürzen könnte.
Weiterhin ist es möglich, SIP entweder alleine oder etwa in
Kombination mit hMG zur Erhöhung der Spermienzahl bei Behand
lung von idiopatischer Oligozoospermie zu verwenden.
Bei Frauen kann SIP das Follikelwachstum stimulieren und
somit für Behandlungsverfahren verwendet werden, bei denen
die Bildung multipler Follikeln stimuliert werden soll, z. B.
künstliche Besamung oder in vitro Fertilisation. Weiterhin
kann SIP als Ersatz für Clomifen bei einer Induzierung der
Ovulation dienen. So gibt es unfruchtbare Frauen, die gegen
eine clomifen-Behandlung resistent sind und gegenwärtig mit
einer Kombination aus hMG und hCG behandelt werden müssen.
Dieses Therapieverfahren ist jedoch schwierig durchzuführen,
teuer und kann gefährlich sein, da eine Überstimulierung
eintreten kann, die in wenigen Fällen bereits den Tod der
Patientin hervorgerufen hat. In dieser Hinsicht könnte SIP
ein sichereres Arzneimittel sei.
Im sogenannten "resistenten ovarium-Syndrom" ist eine Stimu
lation der Follikel durch FSH nicht möglich. Die Ursache
dieser Krankheit ist noch nicht genau bekannt, möglicherweise
sind aber die FSH-Rezeptoren defekt. Hier könnte ebenfalls
das erfindungsgemäße Hormon zur Behandlung verwendet werden,
da seine Wirkung weder über FSH- noch LH-Rezeptoren vermit
telt wird.
Diese Aufzählung möglicher therapeutischer Anwendungsmöglich
keiten des erfindungsgemäßen Homrons SIP soll den Einsatz von
SIP für weitere Therapieverfahren nicht ausschließen, bei
denen die Hormonproduktion in Geschlechtszellen stimuliert
werden soll.
Schließlich kann SIP auch für diagnostische Verfahren zum
Nachweis von Funktionsstörungen in Geschlechtszellen verwen
det werden. So kann man bei Frauen, bei denen ein Follikel
zwar heranreift, aber keine Ovulation stattfindet, SIP nicht
nachweisen. Auch könnten mit Untersuchungen zur Stimulierbar
keit von Leydigzellen durch SIP unterschiedliche Ursachen von
Defekten der Leydig-Zellen erkannt werden, z. B. Versagen der
LH-Rezeptoren, des Adenylat-Zyklasesystems oder mitochondria
le Defekte.
Folgende Beispiele sollen die Erfindung zusammen mit den
Fig. 1 bis 6 erläutern.
Es zeigen:
Fig. 1 Isoelektrofokussierung der biologischen Aktivität
aus menschlicher Follikel-Flüssigkeit im Bereich von
pH 3,5 bis 7,0
Fig. 2 Vergleich der zeitlichen Wirkung von hCG und SIP auf
die Testosteronproduktion in Leydig-Zellen von Ratten
Fig. 3 Vergleich der Wirkung von hCG, FSH und SIP auf die
Progesteron-Produktion in menschlichen Granulosa-
Zellen in vitro
Fig. 4 Stimulierung der proliferation von unreifen Leydig-
Zellen der Ratte durch SIP
Fig. 5 Vergleich der Wirkung von hCG, SIP und 22-R-OH-Cho
lesterin auf die Testosteron-Produktion in Leydig-
Zellen von Ratten.
Fig. 6 Die Effekte von SIP auf die in vitro-Bildung von
Corticosteron durch Ratten-Adrenalzellen
hFF wurde von Frauen gewonnen, die an einem in vitro-Verili
sationsprogramm der Universität Münster teilnahmen. Die Frau
en waren mit humanem Menopausal-Gonadotropin (hMG) und
humanem Chorion-Gonadotropin (hCG) behandelt worden, um Fol
likel-Entwicklung bzw. Ovulation zu induzieren. Zwischen 32
und 36 Stunden nach Verabreichung der Hormone wurden Oozyten
und Follikel-Flüssigkeit gesammelt. Die einzelnen hFF-Proben
wurden bei 1500 g 10 Minuten lang zentrifugiert, um zelluläre
Bestandteile zu entfernen. Die Überstände wurden gesammelt
und bei -20°C aufbewahrt.
Die hFF-Proteine wurden mit 80% Ammoniumsulfat bei 4°C über
Nacht präzipitiert. Die Präzipitate wurden mit einer gleich
konzentrierten Ammoniumsulfat-Lösung gewaschen und in destil
liertem Wasser gelöst. Die Proteinlösungen wurden anschlie
ßend gegen phosphatgepufferte Salzlösung (PBS) 48 Stunden bei
4°C dialysiert unter Verwendung von Dialysemembranen mit
einer Durchlässigkeitsgrenze von 10 000 D (Sigma Chemi
kalien). Das dialysierte Material wurde bei -80°C zur wei
teren Reinigung der aktiven Substanzen aufbewahrt.
Zwei nacheinander geschaltete Säulen wurden verwendet, um die
hFF-Proteine nach Ammoniumsulfatfällung und Dialyse zu frak
tionieren. Die Probe (10 ml) wurde auf eine 2,5 × 90 cm große
Sephadex G75-Säule (Pharmacia) aufgetragen und das Eluat
durch eine 1,6 × 80 cm große Ultrogel ACA54-Säule (LKB) ge
leitet. Die Elution mit 0,1 mol/l Tris/HCl pH 7.4 wurde mit
einer Geschwindigkeit von 6 ml/h durchgeführt und alle 20
Minuten wurden 2 ml Fraktionen gesammelt, bei denen die opti
sche Dichte bei 280 nm bestimmt wurde. Biologische Aktivität
(Stimulation der Testosteronproduktion in Leydig-Zellen der
Ratte) wurde jeweils von 5 gesammelten Fraktionen bestimmt.
Alternativ dazu wurden 10 ml der dialysierten hFF-Proteine
auf einer 2,5 × 80 cm großen Sephacryl S200-Säule unter Ver
wendung von 20 mmol/l Tris/HCl-Puffer, pH 7,1, 0,15 mmol/l
NaCl bei einer Flußgeschwindigkeit 1,0 ml/min aufgetrennt.
Die optische Dichte wurde bei 280 nm gemessen und 3,0 ml-
Fraktionen des Eluats wurden gesammelt. Die einzelnen Frakti
onen wurden auf eine Stimulation der Steroidsynthese in Ley
dig-Zellen untersucht.
Die bioaktiven Fraktionen wurden durch Filtration mit Amicon-
Filtern (CF3OA) mit einer Molekulargewichtsgrenze von 30 kD
konzentriert. Die Überstände, die den größten Anteil der
Bioaktivität enthielten, wurden für die weitere Reinigung
verwendet. Hingegen hatte eine Lyophilisation den Verlust der
Bioaktivität zur Folge.
Nach Konzentrierung wurden die vereinigten bioaktiven Frakti
onen durch Affinitätschromatographie mit Blue-Sepharose (CL-
6B; Pharmacia) mit Hilfe einer Fast Protein Liquid Chromato
graphy Apparatur (Pharmacia) gereinigt. 5 ml der Probe wurden
auf eine 1,0 × 30 cm große Säule unter Verwendung einer Su
perschleife (Pharmacia) aufgetragen. Die Säule wurde mit
einer Geschwindigkeit von 1,5 ml/min unter Verwendung von
Phosphatpuffer (50 mmol/l, pH 7,4) gespült. Nach Elution
nicht gebundener Proteine wurden die gebundenen proteine
unter Verwendung desselben Puffers eluiert, aber mit zusätz
lich 2 mol/l NaCl. Die einzelnen Fraktionen (2,0 ml) wurden
über kleine Sephadex G-25-Säulen (PD 10; Pharmacia) geleitet,
um Salze zu entfernen. Alle Fraktionen wurden anschließend
auf Bioaktivität getestet.
Die vereinigten bioaktiven Fraktionen nach der Sephacryl S-
200 Chromatographie wurden auch auf einer Kationenaustau
schersäule (Mono S, HR 5/5; Pharmacia) gereinigt. Die Tren
nungen wurden bei pH 5 durchgeführt unter Verwendung von
50 mmol/l Acetat als Puffer A und demselben Puffer mit 1,0 mol/l
Natriumchlorid als Puffer B entsprechend den Angaben des
Herstellers. Alle Fraktionen wurden auf Bioaktivität gete
stet, die aktiven Fraktionen wurden vereinigt.
Die aktiven Fraktionen nach Schritt 1.5 wurden auf einer
Anionenaustauschersäule (Mono Q, HR 5/5; Pharmacia) unter
Verwendung einer FPLC-Vorrichtung in zwei Schritten weiterge
reinigt. Im ersten Schritt war entsprechend den Angaben des
Herstellers der Puffer A 20 mmol/l Tris/HCl pH 7,1,
0,15 mol/l NaCl und Puffer B 20 mmol/l Tris/HCl pH 7,1, 1,0 mol/l
NaCl.
Der zweite Reinigungsschritt wurde unter Verwendung der sel
ben Puffer und des selben Programms durchgeführt, ausgenom
men, daß der pH-Wert des Puffers 8,0 war. Die einzelnen
Fraktionen (1,0 ml) aus diesen Reinigungsschritten wurden
durch Sephadex G-25 Säulen geleitet, bevor sie in Bioassays
getestet wurden.
Die aktiven Fraktionen der Mono Q Chromatographie (pH 8,0)
wurden gelchromatographisch mit einer Superose 12 Säule (HR
10/30; Pharmacia) unter Verwendung einer FPLC-Vorrichtung und
PBS als Elutionspuffer konzentriert und gereinigt. Die Elu
tion wurde mit einer Geschwindigkeit von 0,5 ml/min durch
geführt und 1,0 ml Fraktionen wurden gesammelt, die an
schließend auf Bioaktivität getestet wurden.
Eine Isoelektrofokussierung auf Sucrose-Dichtegradienten
wurde unter Verwendung einer 110 ml Glassäule (LKB) nach
Robertson und Diczfalusy (1977), Mol.Cell.Endocrinol. 9, 57-67
durchgeführt. Ampholyte (Ampholine; LKB) wurden in einer
Konzentration von 1% verwendet, um einen pH-Gradienten im
Bereich von 3,5 bis 7,0 zu erzeugen. Nach einem 17stündigen
Lauf bei 4°C wurden die Fraktionen (1,0 ml) vom Säulenboden
gesammelt und der pH-Wert der einzelnen Fraktionen bestimmt.
Die Fraktionen wurden dann über Sephadex G-25 Säulen geleitet
(wie oben beschrieben), um Ampholyte und Sucrose zu entfer
nen. Fig. 1 zeigt das Ergebnis dieser Isoelektrofokussie
rung. Die bioaktiven Fraktionen liegen in einem pH-Bereich
von 4,5 bis 5,5.
Weiterhin wurde eine Isoelektrofokussierung unter Verwendung
eines Polyacrylamidgels (Phast-System, Pharmacia) durchge
führt. Die Gele wurden mit Silver Stain gemäß der Vor
schrift des Herstellers angefärbt.
Um die Reinheit der bioaktiven Substanzen zu testen, wurde
SDS-PAGE sowohl unter reduzierenden als auch unter nicht
reduzierenden Bedingungen durchgeführt. Die Gele wurden mit
Silver Stain unter Verwendung des Phast-Systems gemäß der
Vorschrift des Herstellers angefärbt. Die SDS-PAGE-Analyse
von hochgereinigtem SIP sowohl unter reduzierenden als auch
unter nicht reduzierenden Bedingungen zeigte nur eine Bande
mit einem Molekulargewicht von 60 kD.
Alle Inkubationsreaktionen von testikulärem Gewebe oder iso
lierten Zellen wurden in einem 1 : 1-Gemisch von Hams′s F-12
Wachstumsmedium und Dulbecco′s Modifizierung von Eagles mini
malem essentiellen Medium (DMEM) durchgeführt. Zusätzlich
enthielt das Medium 20 mmol/l HEPES, 20 mmol/l L-Glutamin und
0,2% Rinderserumalbumin.
Hoden von erwachsenen Ratten (60 Tage alt) wurden verwendet,
um Leydig-Zellpräparationen zu erhalten. Von den Hoden wurde
die Hülle entfernt, dann wurden sie 10 bis 12 Minuten im
Inkubationsmedium unter Zusatz von 0,25 mg/ml Collagenase
(Typ 1; Sigma Chemicals) inkubiert. Nach Absetzen des Rück
standes wurde der Überstand, mit den Leydig-Zellen gesammelt.
Die Leydig-Zellen wurden zweimal mit dem Medium gewaschen und
1 Stunde lang bei 32°C vorinkubiert. Danach wurden die Zellen
10 Minuten lang bei 600 Upm zentrifugiert, der Überstand
wurde verworfen und der Zellenrückstand in frischem Medium
resuspendiert.
200 µl dieser Zellsuspension (mit ca. 3 × 104 lebenden Zel
len) wurden in Gegenwart der Testsubstanzen 3 Stunden lang
bei 32°C inkubiert. Der Testosterongehalt des Inkubationsme
diums wurde nach üblichen Verfahren durch einen RIA bestimmt.
Dieser Test wurde auch routinemäßig beim Reinigungsverfahren
für SIP eingesetzt (Beispiel 1).
Um die zeitliche Wirkung von hCG und SIP zu bestimmen, wurden
die Zellen wie oben beschrieben 1/2, 1, 2 bzw. 4 Stunden lang
inkubiert und das Testosteron im Medium bestimmt. Fig. 2
zeigt einen Vergleich der zeitlichen Wirkung von hCG und SIP
(bezeichnet als hFF-Protein). Eine Zugabe von hCG verursachte
die Stimulierung der Testosteron-Produktion erst nach 2 Stun
den. Dagegen trat die stimulierende Wirkung des hFF-Proteins
bereits nach einer 30-minütigen Inkubationsdauer ein und war
bei weitem höher als die von hGG. Daher ist anzunehmen, daß
die beiden Hormone die Steroidsynthese über unterschiedliche
Mechanismen stimulieren.
Inkubiert man die Zellen mit hFF-Proteinen in Gegenwart von
maximalen Konzentrationen an hCG, Cholera-Toxin und cAMP
bewirkt SIP eine weitere Stimulierung der Testosteron-Produk
tion. Weiterhin bewirkte hCG eine Stimulierung der cAMP-Pro
duktion durch Leydig-Zellen der Ratte, während SIP keinen
Effekt auf die cAMP-Produktion unter gleichen Bedingungen
hatte. Daraus läßt sich schließen, daß SIP die Steroidproduk
tion ohne Beteiligung des cAMP-Zyklus stimuliert.
Weiterhin stimuliert SIP auch die Testosteron-Produktion in
Leydig-Zellen von 10 Tage alten Ratten. Dabei wurden die
Zellen 24 Stunden lang mit SIP inkubiert, bevor das Kulturme
dium auf Testosteron getestet wurde.
Für eine Langzeitkultivierung von menschlichen Granulosa-
Lutein-Zellen wurde das in 3.1 beschriebene Medium verwendet,
das 5% fötales Rinderserum anstelle von Rinderserumalbumin
und zusätzlich Antibiotika (1300 mg/l Streptomycin, 600 mg/l
Penicillin und 10 mg/l Gentamicin) enthielt.
Bei der Gewinnung von Oozyten wurden auch weitere Zellen aus
den Eierstöcken gewonnen, die von der Follikel-Flüssigkeit
durch Zentrifugation abgetrennt wurden. Aus den Zellrückstan
den wurden Granulosa-Lutein-Zellen durch Zentrifugation in
60% Percoll (Pharmacia) abgetrennt, wobei Erythrozyten ent
fernt wurden. Nach Waschen wurden die Granulosa-Zellen durch
Hyaluronidase-Behandlung (0,1%, 20 Minuten) isoliert und 6 × 104
lebende Zellen in einem Gesamtvolumen von 1,0 ml kulti
viert (s. Wickings et al. (1986), J.Reprod.Fert. 76, 677-684).
Das Medium wurde alle 48 Stunden gewechselt. Der Pro
gesteron-Gehalt des Kulturmediums wurde nach üblichen Verfah
ren durch einen RIA bestimmt unter Verwendung von Reagenzien,
die aus dem WHO Matched Reagents programm bezogen wurden.
Hochgereinigtes SIP zeigte eine signifikante Stimulierung der
Progesteron-Produktion in humanen Granulosa-Lutein-Zellen in
vitro. Aus Fig. 3 wird ersichtlich, daß SIP alleine und
insbesondere in Kombination mit hCG wirksam ist.
Leydig-Zellen wurden aus 20 Tage alten unreifen Ratten, wie
in Beispiel 3 beschrieben, gewonnen. Etwa 0,25 × 106 lebende
Zellen wurden in 24 Kulturschalen mit 0,5 ml RPMI-Medium
ausplattiert. Nach 24 Stunden Kultivierung wurde das Medium
entfernt und frisches Medium zugegeben, das die Test
substanzen enthielt. Nach 18stündiger Inkubation wurden 0,5
Ci 3H-Thymidin zugegeben und die Zellen für weitere 4 Tage
kultiviert. Nach Entfernen des Mediums wurden die Zellen mit
0,4 ml Medium gewaschen und eingefroren. Zur Durchführung des
Tests wurden die Zellen zunächst sonifiziert. Anschließend
wurden die Extrakte durch ein DE81 Whatman Filterpapier fil
triert. Die Radioaktivität der einzelnen Filterpapiere wurde
dann in einem Szintilationszähler gemessen.
Aus Fig. 4 wird ersichtlich, daß gereinigte bioaktive hFF-
Fraktionen nach Mono Q-Chromatographie (mit SIP als Wirk
stoff) eine signifikante Stimulierung des Einbaus von 3H-
Thymidin in unreife Leydig-Zellen bewirkten. Daraus kann man
schließen, daß SIP die Proliferation von Ratten-Leydig-Zellen
in vitro stimuliert. Diese Stimulierung ist spezifisch für
Leydig-Zellen, da dieselben Fraktionen keine Proliferation
von Granulosa-Zellen und Maus-Thymozyten bewirkten.
Fig. 5 zeigt, daß die Wirkung von 22-R-OH Cholesterin und
SIP bezüglich der Stimulierung der Testosteron-Produktion in
Leydig-Zellen von Ratten (vgl. Beispiel 3) sehr ähnlich ist.
Bei Stimulierung der Steroid-Produktion durch 22-R-OH Chole
sterin besitzt SIP sogar eine synergistische Aktivität.
Es ist bekannt, daß die Stimulierung der Testosteron-Produk
tion durch 22-R-Hydroxy-Cholesterin durch Überbrücken der
Cholesterin-Seitenkettenspaltung unter Beteiligung des mito
chondrialen Cytochrom P450 geschieht (Rommerts et al. (1986)
J.Endocrinol. 109, 111-117). Aus der vergleichbaren Wirkung
von 22-R-Hydroxycholesterin und SIP kann man nun schließen,
daß auch SIP auf Ebene der Mitochondrien die Stimulation der
Testosteron-Synthese durch Stimulation der Cholesterin-Sei
tenkettenspaltung bewirkt.
Adrenalzellen wurden aus Drüsen erhalten, die aus männlichen
Ratten nach dem Verfahren von Ray & Strott, in Endocrinology
103 : 1281 isoliert wurden. Ungefähr 5 × 105 lebensfähige
Zellen wurden mit und ohne Testmaterial bei 37°C 3 Stunden in
einem metabolischen Schüttler inkubiert, und die Inkubations
medien wurden dann auf Corticosteron analysiert unter Anwen
dung eines Radioimmunassay-Kits (RSL125I Corticosteron-Kit
von ICN Biomedicals, Inc. Carson, CA, USA). Die Zellen wurden
dabei entweder mit 40 µg SIP alleine oder in Kombination mit
maximalen Konzentrationen von ACTH (25 mIU Synacthen) und
einer db cAMP (25 µg) inkubiert. Die Ergebnisse sind in Fig.
6 dargestellt. Jeder Balken repräsentiert das Mittel von zwei
unabhängigen Experimenten. Wie daraus zu entnehmen ist, indu
ziert SIP sowohl basale als auch ACTH- oder cAMP-stimulierte
Steroidproduktion und die Stimulation durch SIP ist auch in
Gegenwart maximaler Konzentrationen von ACTH und cAMP deut
lich.
Claims (13)
1. Steroidogenese induzierendes Protein (SIP),
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein aus menschlicher Follikelflüssigkeit erhält
liches Hormon mit 60 kD Molekulargewicht (SDS-PAGE) und
einem isoelektrischen Punkt zwischen 4,7 und 4,9 ist,
das die Hormonproduktion von Geschlechtszellen und Adre
nalzellen stimuliert, wobei diese Stimulierung über
einen Mechanismus vermittelt wird, an dem der cAMP-Zyk
lus nicht beteiligt ist.
2. Verfahren zur Gewinnung eines Hormons nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man menschliche Follikelflüssigkeit sammelt und
daraus das Hormon durch Anreicherung gewinnt.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zelluläre Bestandteile abtrennt und den Über
stand durch 80%ige Sättigung mit Ammoniumsulfat fällt
und durch Dialyse vorreinigt.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Hormon weiterhin durch Gelchromatographie
oder/und Gelfiltration, Konzentrierung, Affinitätschro
matographie, Ionenaustausch-Chromatographie und erneute
Gelchromatographie reinigt.
5. Arzneimittel,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Hormon nach Anspruch 1 neben üblichen pharma
zeutischen Träger- und Hilfsmitteln enthält.
6. Arzneimittel nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß es zusätzlich noch weitere gonadotrope Hormone ent
hält.
7. Arzneimittel nach Anspruch 5 oder 6 zur Stimulation der
Leydig-Zellen-Proliferation.
8. Arzneimittel nach Anspruch 5 oder 6 zur Verbesserung der
Spermatogenese bei hypogonadotropischem Hypogonadismus.
9. Arzneimittel nach Anspruch 5 oder 6 zur Behandlung von
idiopathischer Oligozoospermie.
10. Arzneimittel nach Anspruch 5 oder 6 zur Stimulierung des
Follikelwachstums.
11. Arzneimittel nach Anspruch 5 oder 6 zur Induzierung der
Ovulation.
12. Arzneimittel nach Anspruch 5 oder 6 zur Behandlung von
FSH resistenten Follikeln.
13. Diagnostisches Verfahren zum Nachweis von Funktionsstö
rungen in Geschlechtszellen oder/und Adrenalzellen unter
Verwendung oder/und durch Bestimmung eines Hormons nach
Anspruch 1.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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US07/709,073 US5484767A (en) | 1989-12-04 | 1991-05-30 | Substantially pure steroidogenesis inducing protein and uses thereof |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE3940067A DE3940067A1 (de) | 1989-12-04 | 1989-12-04 | Steroidogenese induzierendes protein (sip) |
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DE3940067A1 true DE3940067A1 (de) | 1991-06-06 |
DE3940067C2 DE3940067C2 (de) | 1992-11-12 |
Family
ID=25887652
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE3940067A Granted DE3940067A1 (de) | 1989-12-04 | 1989-12-04 | Steroidogenese induzierendes protein (sip) |
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Country | Link |
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US (1) | US5484767A (de) |
DE (1) | DE3940067A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0519889A2 (de) * | 1991-06-18 | 1992-12-23 | The Population Council, Center For Biomedical Research | Anregender Wirkstoff für Leydig-Zellen |
Family Cites Families (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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US4196123A (en) * | 1978-11-20 | 1980-04-01 | Eugenia Rosemberg | Hybrid chorionic gonadotropin preparations and methods for stimulating ovulation using same |
US4945055A (en) * | 1986-05-15 | 1990-07-31 | Board Of Regents, University Of Texas System | Human chorionic gonadotropin releasing factor |
-
1989
- 1989-12-04 DE DE3940067A patent/DE3940067A1/de active Granted
-
1991
- 1991-05-30 US US07/709,073 patent/US5484767A/en not_active Expired - Lifetime
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
Acta Endocrinologica 118, S. 283-293, 1988 * |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0519889A2 (de) * | 1991-06-18 | 1992-12-23 | The Population Council, Center For Biomedical Research | Anregender Wirkstoff für Leydig-Zellen |
EP0519889A3 (en) * | 1991-06-18 | 1993-07-21 | The Population Council Center For Biomedical Research | Leydig cell stimulator |
Also Published As
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---|---|
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DE3940067C2 (de) | 1992-11-12 |
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