DE3936777A1 - Quervernetzte tumor-nekrose-faktoren - Google Patents
Quervernetzte tumor-nekrose-faktorenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft quervernetzte Tumor-Nekrose-Faktoren,
deren Herstellung sowie deren Verwendung zur Bekämpfung von Krankheiten.
Tumor-Nekrose-Faktor α (TNFα) ist ein bekanntes Protein, welches in vielen
biologischen Vorgängen eine Rolle spielt (Proc. Natl. Acad. Sci USA 72,
3666 (1975), Ann. Rev. Biochem. 57, 505 (1988)). Ähnliches gilt für das
strukturell sehr ähnliche Lymphotoxin (TNFβ) (Nature 312, 721 (1984)).
Die räumliche Struktur von TNFα ist bekannt (Nature 338, 225 (1989)).
Danach ist TNFα ein aus drei identischen Untereinheiten symmetrisch auf
gebautes Protein. Dieses Trimere ist die biologisch aktive Form des TNFα
(J. Biol. Chem. 262, 6951 (1987)).
Entsprechendes gilt für den TNFß.
Es ist weiter bekannt, daß man Proteine mit einer Reihe von Reagentien,
die mit Aminogruppen, Sulfhydrylgruppen oder aromatischen Gruppen der
Protein kovalente Bindungen eingehen können, vernetzen kann (Tac H. Ji
"Bifunctional Reagents" in Methods Enzymol. 91, Academic Press 1983
New York, Seiten 580-612). Hierbei entstehen jedoch wenig definierte
Substanzgemische.
Es wurde nun gefunden, daß man durch Einhaltung bestimmter Reaktions
bedingungen molekular einheitliche vernetzte TNF-Derivate erhält, die
gegenüber dem unveränderten TNF verbesserte Eigenschaften besitzen.
Gegenstand der Erfindung sind kovalent vernetzte Derivate des
Tumor-Nekrose-Faktors, dadurch gekennzeichnet,
- - daß sie durch Reaktion des Tumor-Nekrose-Faktors mit aminogruppen wirksamen multifunktionellen Vernetzungsmolekülen hergestellt sind
- - daß sie die drei gleichen Untereinheiten des Tumar-Nekrose-Faktors zu einem Molekül verknüpft enthalten
- - daß sie chemisch definierte und weitgehend homogene Produkte dar stellen.
Unter dem Begriff "Tumor-Nekrose-Faktoren" sind TNFα, TNFβ sowie Derivate
dieser beiden Substanzen zu verstehen, die sich von diesen durch Aus
tausch, Deletion oder Addition einer oder mehrerer Aminosäuren unter
scheiden, ohne daß sich die cytotoxischen Eigenschaften wesentlich ver
schlechtern. Bevorzugt sind Derivate des TNFα.
Die einzelnen Tumor-Nekrose-Faktor-Ketten sind im N-terminalen Bereich
miteinander vernetzt. Bevorzugt ist dabei die Verknüpfung zwischen der
Aminogruppe der N-terminalen Aminosäure der 1. Kette der Aminogruppe am
nächsten stehenden Lysinrest der 2. Kette von N-Terminus aus betrachtet
(z. B. Lys11 bei TNFα).
Analog sind auch die Verknüpfungen zwischen der 2. und 3. Kette sowie der
3. und 1. Kette.
In der Regel sind jeweils alle drei Ketten miteinander vernetzt.
Die quervernetzten Tumor-Nekrose-Faktoren werden hergestellt, indem man
den Tumor-Nekrose-Faktor mit einem Verknüpfungsreagenz umsetzt.
Als Verknüpfungsreagentien eignen sich Verbindungen, die als Quervernetzer
eingesetzt werden können und die Querverbindungen mit einer Kettenlänge
von 2 bis 10 Brückenatomen bilden.
Als solche sind zu nennen: Dimethyladipinimidate × 2 HCl (DMA), Dimethyl
pimelinidate × 2 HCl (DMP), Dimethylsuberimidate × 2 HCl (DMS), Dimethyl
-3,3′-dithiobispropionimidate × 2 HCl (DTBP), Disuccinimidylsuberate (DSS),
Bis(sulfosuccinimidyl)suberate (BS), Dithiobis(succinimidylpropionate
(DSP), 3,3′-Dithiobis(sulfosuccinimidylpropionate) (DTSSP), Ethylenglycol
bis(succinimidylsuccinale) (EGS), Ethylenglycolbis(sulfosuccinimidyl
succinate) (Sulfo-EGS), Disuccinimidyltartrat (DST), Disulfosuccinimidyl
tratrat (Sulfo-DST), Bis(2-(succinimidooxycarbonyloxy)ethyl)sulfon
(BSOCOES), Bis(2-(sulfosuccinimidooxycarbonyloxy)ethyl)sulfon
(Sulfo-BSOCOES) und 4,4′-Diisothiocyano-2,2′-disulfonicacidstilbene
(DIDS). Nähere Angaben zu diesen Reagentien finden sich im "Handbook and
General Catalog" der Firme Pierce (1989) auf den Seiten 286-295.
Besonders geeignet für die Verkettung der Tumor-Nekrose-Faktor-Moleküle
sind eine Glutardialdehydlösung und eine BS-Lösung.
Die Verkettung wird in einem Puffer bei einem pH-Wert von 7-11, vorzugs
weise 8-9, vorgenommen. Als Puffer eignen sich alle üblichen Puffer, die
keine Aminogruppe enthalten. Die Puffer sind in der Regel 0,001-1molar,
vorzugsweise 0,02 bis 0,1molar.
Die Konzentration an Tumor-Nekrose-Faktor im Umsetzungsgemisch liegt bei
0,01 bis 10, vorzugsweise 0,4 bis 0,6 mg/ml. Der Verknüpfungsreagenz wird
im Überschuß verwendet. Normal beträgt die Menge 0,01-1 mg/ml, vorzugs
weise 0,05-0,1 mg/ml.
Die Reaktionszeit liegt zwischen 10 min und 24 h, in der Regel zwischen
30 min und 5 h. Die Reaktionstemperatur liegt zwischen 4 und 50°C, vor
zugsweise bei Raumtemperatur.
Es empfiehlt sich, die Umsetzung in Gegenwart eines Detergenz durchzu
führen. Als Detergentien eignen sich alle üblichen, wie z. B. ®Tween 80,
®Triton usw. Die Menge liegt bei 0,001 bis 0,1%, vorzugsweise etwa
0,05%.
Nach Ende der Umsetzung wird überschüssiges Verknüpfungsreagenz mit einem
Amin, vorzugsweise Ethanolamin, zerstört.
Die neuen Verbindungen lassen sich gegen Krebserkrankungen einsetzen
und zeichnen sich dabei durch eine hohe Cytotoxizität und eine günstige
Halbwertszeit aus. Sie eignen sich auch zur Behandlung von Ascites.
1400 ml einer 0,5 mg/ml TNFα enthaltenden wäßrigen Pufferlösung (50 mM
Natriumphosphat, pH 8,5) wurden 10 min im Vakuum entgast und anschließend
mit Argon begast. Zu der so erhaltenen Lösung wurden unter Rühren bei
Raumtemperatur in einer Argon-Atmosphäre 40,8 µl 25%ige Glutardialde
hydlösung gegeben und der Reaktionsansatz 3 h bei Raumtemperatur gerührt.
Anschließend wurde überschüssiger Glutardialdehyd durch Zugabe von 50 µl
Ethanolamin inaktiviert und 1 h bei Raumtemperatur nachgerührt. Der
Reaktionsansatz wurde danach mit 10%iger Essigsäure auf pH 4,5 ein
gestellt.
Die Reinigung des entstandenen Produkts (TNFα-GDA) erfolgte durch
Chromatographie an S-Sepharose® (Fa. Pharmacia). Dazu wurde eine mit
S-Sepharose® gefüllte Säule (⌀=5 cm, l=5 cm) mit 300 ml 20 mM Natrium
acetatpuffer pH 4,75 äquilibriert. Nach Auftragen des Reaktionsansatzes
wurde mit weiteren 400 ml des Äquilibrierpuffers nachgewaschen. Das
Reaktionsprodukt (TNFα-GDA) wurde durch Elution der Säule mit 75 ml eines
20 mM Natriumphosphatpuffers pH 8,0 gewonnen.
Die Proteinkonzentration des Produkts aus Beispiel 1 wurde nach der
Methode von Lowry (D.H. Lowry et al., J. Biol. Chem., 193, 265-275
(1951)) zu 0,98 mg gegen BSA als Standard bestimmt.
In einer 15%igen SDS-PAGE wurde das Molekulargewicht des Reaktions
produkts im Vergleich mit Standardproteinen bestimmt. Das Hauptprodukt
hat ein Molekulargewicht von ca. 52 KD, was einem vernetzten trimeren
TNF entspricht.
TNFα und TNFα-GDA wurden unter exakt gleichen Bedingungen mit Pepsin
bei pH 2,0 in Phosphatpuffer (Substrat-Enzym-Gewichtsverhältnis
20 : 1) 24 h bei 37°C proteolysiert.
Die entstehenden Gemische wurden über eine RP-Vydac C18-Säule mit
einem Gradienten von 0,1% TFA in H2O nach 0,1% TFA in Acetolnitril
vergleichend durch HPLC analysiert (UV-Detektion bei 210 nm).
Der Vergleich der beiden Chromatogramme (Fig. 1) zeigte die durch die
Vernetzung veränderten Peptide an. Die Peptidmuster sind nahezu
identisch bis auf die Peptide (1) und (2), die nach der Vernetzungs
reaktion in b fehlen.
Aus der Primärstruktur dieser Peptide läßt sich die Verknüpfung der
TNF-Peptidketten wie folgt ableiten:
NH2-Val1 (1. Kette)-GDA-NH2-Lys11 (2. Kette),
NH2-Val1 (2. Kette)-GDA-NH2-Lys11 (3. Kette),
NH2-Val1 (3. Kette)-GDA-NH2-Lys11 (1. Kette).
NH2-Val1 (1. Kette)-GDA-NH2-Lys11 (2. Kette),
NH2-Val1 (2. Kette)-GDA-NH2-Lys11 (3. Kette),
NH2-Val1 (3. Kette)-GDA-NH2-Lys11 (1. Kette).
Δ25-Lymphotoxin ist ein Mutein des Lymphotoxins, in dem N-terminal die
ersten 25 Aminosäuren fehlen.
15 mg Δ25-Lymphotoxin gelöst in 140 mM NaCl, 20 mM Natriumphosphatpuffer,
pH 8,5 wurden unter Vakuum entgast und anschließend mit Argon begast. Zu
dieser Lösung werden unter Rühren 1 ml 25%ige Glutardialdehydlösung
gegeben und 3 h gerührt.
Überschüssiges Glutardialdehyd wurde durch Zugabe von 1,2µl Ethanolamin
und 1 h Nachrühren inaktiviert.
MurT3-TNF ist ein Mutein des TNFα, bei dem folgende Aminosäurereste
ausgetauscht sind: Asn30→Ser, Arg31→Gln, Ile136→Leu, Asp140→Lys.
5 mg MurT3-TNF gelöst in 140 mM NaCl, 20 mM Natriumphosphatpuffer werden
analog Beispiel A mit Glutardialdehyd umgesetzt.
1 mg TNFα, gelöst in 1,5 ml 20 mM Natriumphosphatpuffer, pH 8,5 werden mit
96 µl einer 10 mg/ml-Lösung von BS (Fa. Piera) in demselben Puffer ver
setzt und die Reaktionslösung 2 h bei Raumtemperatur gerührt.
Anschließend wird mit 50 µl einer 1%igen Ethanolaminlösung versetzt und
1 h bei Raumtemperatur stehen gelassen.
Das Reaktionsprodukt, kovalent vernetzter trimerer TNFα, kann durch
SDS-Polyacrylamidgelektrophorese bei ∼ 52 000 Dalton in der Färbung mit
Comassie-blau sichtbar gemacht werden. Fig. 2 zeigt das Ergebnis der
Elektrophorese. Die Spur 1 zeigt die Auftrennung eines Proteingemischs,
das als Molekulargewichtsstandard dient. Die Spur zeigt das Verhalten des
Reaktionsprodukts.
Claims (5)
1. Kovalent vernetzte Derivate des Tumor-Nekrose-Faktors, dadurch
gekennzeichnet,
- - daß sie durch Reaktion des Tumor-Nekrose-Faktors mit aminogruppenwirksamen multifunktionellen Vernetzungsmolekülen hergestellt sind
- - daß sie die drei gleichen Untereinheiten des Tumor-Nekrose-Faktors zu einem Molekül verknüpft enthalten
- - daß sie chemisch definierte und weitgehend homogene Produkte darstellen.
2. Kovalent vernetzte Derivate des Tumor-Nekrose-Faktors β gemäß
Anspruch 1.
3. Kovalent vernetzte Derivate des Tumor-Nekrose-Faktors β gemäß
Anspruch 1.
4. Kovalent vernetzte Derivate von Muteinen des Tumor-Nekrose-Faktors α
bzw. β gemäß Anspruch 1.
5. Kovalent vernetzte Derivate von Tumor-Nekrose-Faktor α und β und deren
Muteinen zur Verwendung bei der Bekämpfung von Krankheiten.
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