DE3935869C1 - - Google Patents
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- C—CHEMISTRY; METALLURGY
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine gaserzeugende Masse, insbesondere
zum Aufblasen von Luftsäcken (Airbag) für Insassenschutzvorrichtungen in
Kraftfahrzeugen, welche wenigstens ein Alkali- oder Erdalkaliazid, ein
Oxydationsmittel in mindestens einer zur Oxydation des Alkali- bzw.
Erdalkalimetalls des Alkali- bzw. Erdalkaliazids stöchiometrischen Menge
sowie einen Schlackenbildner enthält.
Derartige gaserzeugende Massen bzw. Treibstoffe sind bekannt. Die
momentan verwendeten serienmäßigen Treibstoffe zum Aufblasen des Airbag
enthalten dabei als Oxydationsmittel ein stark oxydierendes
sauerstoffhaltiges Salz, wie Kaliumnitrat, oder ein Übergangsmetalloxid,
wie Kupfer- bzw. Eisenoxid.
Auch ist es aus der US-PS 42 96 084 bekannt, Molybdändisulfid als
Oxydationsmittel einzusetzen, wobei bis zu 4 Gew.-% Schwefel zugesetzt
werden, um die Abbrandeigenschaften zu beeinflussen. Die
Oxydationswirkung des Molybdändisulfids beruht darauf, daß das 4wertige
Molybdän durch Elektronenaufnahme in 0-wertiges, metallisches Molybdän
übergeführt wird, während das Sulfid-Anion des Molybdändisulfids als
Natriumsulfid gebunden wird, also die Oxydationszahl des Sulfids (-II)
nicht geändert wird. Bei der bekannten Masse ist der
Molybdänsulfid-Gehalt unterbilanziert, so daß Natrium-Metall gebildet
wird. Bei einer Erhöhung des Molybdänsulfid-Gehalts läßt andererseits
die Gasausbeute zu wünschen übrig.
Obgleich sich die serienmäßigen Treibstoffe in der Praxis im großen und
ganzen bewährt haben, sind sie noch verbesserungsbedürftig. So ist zwar
eine hohe Abbrandtemperatur erwünscht, um das zum
Aufblasen des Airbags erforderliche Gasvolumen mit einer
möglichst geringen Treibstoffmenge zu erhalten, jedoch
ist die Abbrandtemperatur mitunter so hoch, daß
zusätzliche Maßnahmen zur Verhinderung einer zu starken
thermischen Belastung des im allgemeinen aus Aluminium
bestehenden Generatorgehäuses getroffen werden müssen.
Auch darf die Temperatur des erzeugten Gases nicht so
hoch sein, daß das verwendete Sackmaterial in
Mitleidenschaft gezogen wird.
Ferner besteht der Wunsch, die Gasausbeute, bezogen auf
das Gewicht der Masse, weiter zu erhöhen. Auch müssen
bei den bekannten Treibstoffen zum Teil aufwendige
Maßnahmen getroffen werden, um zu verhindern, daß
Alkalimetall-Oxide aus dem Airbag austreten, die
einerseits zu einer unerwünschten Rauchbildung führen
und andererseits eine stark ätzende, toxische Wirkung
besitzen.
Aus der US-PS 37 79 823 ist eine gaserzeugende Masse
bekannt, die aus einem Metallazid, Schwefel als
Oxydationsmittel zur Oxydation des Metallazids sowie
einem polymeren organischen Bindemittel besteht, das den
Pellets die erforderliche Festigkeit verleihen soll.
Durch ein solches Bindemittel werden jedoch toxische
Gase, wie Kohlenmonoxid, in einer für Airbags nicht zu
akzeptierenden Menge erzeugt.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine gaserzeugende,
zu stabilen Pellets verpreßbare Masse, insbesondere für
einen Airbag-Gasgenerator, bereitzustellen, welche ohne
starke thermische Belastung von Gasgeneratorgehäuse oder
Sackmaterial in relativ geringer Menge ein einwandfreies
Aufblasen des Airbags ohne Bildung toxischer Gase
gewährleistet, wobei auf aufwendige Maßnahmen zur
Verhinderung des Austretens von Alkalioxiden verzichtet
werden kann.
Dies wird erfindungsgemäß mit der im Anspruch 1
gekennzeichneten Masse erreicht. In den Unteransprüchen
sind vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung
wiedergegeben.
Mit der erfindungsgemäßen Masse ist eine ausreichend
niedrige Abbrandtemperatur erreichbar, weil sowohl die
Bildungswärme des entstehenden Natriumsulfids als auch
der zusätzliche Energiegewinn durch die Reaktion mit dem
Schlackenbildner geringer ist als bei Natriumoxid, das
in den serienmäßigen Treibstoffen durch das darin
enthaltene sauerstoffhaltige Salz, wie Kaliumnitrat oder
auch die Übergangsmetalloxide, wie Eisen- oder
Kupferoxid, gebildet wird.
Weiterhin ist die Gasausbeute, bezogen auf das Gewicht der Masse, bei
der erfindungsgemäßen Masse größer als bei den bekannten Treibstoffen,
weil das Oxydationsmittel (Schwefel) keine Inertmaterialien bildet, wie
beispielsweise Kaliumoxid, das aus dem Kaliumkation des Kaliumnitrats
bzw. Eisen oder Kupfer, das aus den Übergangsmetalloxiden der bekannten
serienmäßigen Treibstoffe bzw. das metallische Molybdän, das aus dem
Molybdändisulfid der Masse nach der US-PS 42 96 084, gebildet wird
Ferner weisen die aus der erfindungsgemäßen Masse
hergestellten Pellets eine ausreichend hohe
mechanische Festigkeit auf.
Auch bedarf die erfindungsgemäße Masse eines erheblich geringeren
Aufwandes an Maßnahmen, um ein Austreten von Alkali- bzw. Erdalkalioxid
aus dem Generator zu verhindern.
Wie bei Verwendung von Natriumazid als Alkaliazid experimentell
festgestellt worden ist, wird mit der erfindungsgemäßen Masse die
Bildung von Natriumoxid gegenüber der serienmäßigen Masse mit
Kaliumnitrat als Oxydationsmittel um den Faktor 5 bis 10 herabgesetzt,
also fast vollständig unterbunden.
Dies dürfte damit zusammenhängen, daß bei dem bekannten Treibstoff sich
das Natriumoxid in der gebildeten flüssigen Schlacke durch die hohe
Abbrandtemperatur in geringer Menge zu metallischem Natrium zersetzt,
das verdampft und in der Gasphase durch Reaktion mit dem Luftsauerstoff
feinste Natriumoxid-Partikel bildet.
Da bei der erfindungsgemäßen Masse die Abbrandtemperatur niedriger ist,
wird die Bildung von metallischem Natrium entsprechend zurückgedrängt.
Darüber hinaus reagiert bei der erfindungsgemäßen Masse der Schwefel bei
der zwar geringeren, aber dennoch im allgemeinen deutlich über 1000°C
liegenden Abbrandtemperatur zumindest teilweise im gasförmigen Zustand,
so daß er etwaiges verdampftes metallisches Natrium sofort als
Natriumsulfid bindet.
Um alle festen Abbrandprodukte zu binden, und damit zu verhindern, daß aus
dem Airbag Partikel austreten, wird der Masse
ein Schlackenbildner zugegeben.
Der Schlackenbildner kann dabei ein glasbildendes Oxid sein,
beispielsweise Siliciumoxid (SiO₂), Aluminiumoxid (Al₂O₃) oder Boroxid
(B₂O₃). Als Azid wird vorzugsweise Natriumazid verwendet.
Wenn Natriumazid und Siliciumoxid als Schlackenbildner verwendet wird,
reagiert die erfindungsgemäße Masse nach folgender Reaktionsgleichung:
10 NaN₃ + x SiO₂ + 5 S → 5 Na₂S · x SiO₂ + N₂ (I)
Die Menge des Siliciumoxids wird dabei so gewählt, daß einerseits die
Menge der Schlacke und damit deren Vermögen, die festen Abbrandprodukte
zu binden, ausreichend ist, während andererseits eine Verminderung des
Siliciumoxid-Anteils eine Erhöhung der Gasausbeute, bezogen auf das
Gewicht der Masse, bewirkt. Im allgemeinen beträgt daher die Mol-Zahl
des Siliciumoxids, also x in der Gleichung (I) 3-5, vorzugsweise 4-5.
Weiterhin ist es vorteilhaft, den Schwefel in einem geringen Überschuß
zu verwenden, d. h. anstelle von 5 Mol (Gramm-Atom) Schwefel nach der
Gleichung (I) 5-6 Mol (Gramm-Atom) Schwefel zu verwenden, da durch den
überschüssigen Schwefel die Bildung von metallischem Natrium durch
Zersetzung des Na₂S-Anteils der Schlacke (Na₂S · x SiO₂) zurückgedrängt
wird.
Damit ergeben sich in Gewichtsprozenten folgende bevorzugte
Gewichtsverhältnisse für eine aus Natriumazid, Siliciumoxid und Schwefel
bestehende erfindungsgemäße Masse: 56 bis 66% Natriumazid, 18 bis 27,
vorzugsweise 22 bis 27% Siliciumoxid und 14 bis 17% Schwefel.
Wenn statt Siliciumoxid (SiO₂) beispielsweise Aluminiumoxid (Al₂O₃) als
Schlackenbildner verwendet wird, beträgt dessen Anteil vorzugsweise 3/2
bis 5/2 Mol pro 10 Mol Natriumazid, d. h. das Verhältnis des Glasbildners
zu 10 Mol Alkali- bzw. 5 Mol Erdalkaliazid ist vorzugsweise 3 bis 5 Mol,
geteilt durch die Anzahl der Metall- bzw. Siliciumatome im Molekül (bei
SiO₂ = 1 bzw. bei Al₂O₃ = 2)
Anstelle der glasbildenden Oxide sind bei der erfindungsgemäßen Masse
als Schlackenbildner auch Nitride mit Vorteil einsetzbar, insbesondere
Bornitrid (BN), Aluminiumnitrid (AlN), Siliciumnitrid (Si₃N₄) sowie
Übergangsmetallnitride oder Nitride anderer Metalle.
Aus diesen Nitriden entstehen feste Sinterstoffe, die gleichfalls ein
Austreten von Partikeln aus dem Airbag verhindern. Darüber hinaus weisen
insbesondere Bornitrid, Aluminiumnitrid und Siliciumnitrid ein relativ
niedriges Molekulargewicht auf, so daß die Gasausbeute, bezogen auf das
Gewicht der Masse, hoch ist.
Bei Verwendung von Natriumazid und mit Bornitrid als Schlackenbildner
reagiert die erfindungsgemäße Masse nach folgender Reaktionsgleichung:
10 NaN₃ + x BN + 5 S → 5 Na₂S · x BN + N₂ (II)
Dabei spaltet das BN unter den drastischen Reaktionsbedingungen zum Teil
gasförmigen Stickstoff ab. Das heißt, es sind neben BN auch andere
Nitride, wie B₂N, in der Schlacke enthalten. Dies hat als weiteren
Vorteil der Verwendung der Nitride zur Folge, daß die Gasausbeute
zusätzlich erhöht wird.
Wie vorstehend im Zusammenhang mit der Reaktionsgleichung (I) erläutert,
beträgt auch bei der Verwendung von BN die Mol-Zahl, also x, in der
Gleichung (II) vorzugsweise 3 bis 5, insbesondere 4 bis 5, bezogen auf
10 Mol Alkaliazid bzw. 5 Mol Erdalkaliazid. Ferner ist es auch bei der
nach der Gleichung (II) reagierenden Masse von Vorteil, den Schwefel in
geringem Überschuß einzusetzen, also statt 5 Mol (Gramm-Atom) Schwefel,
wie in Gleichung (II) angegeben, 5 bis 6 Mol (Gramm-Atom) Schwefel.
Damit ergeben sich in Gew.-% folgende bevorzugte Gewichtsverhältnisse
für eine aus Natriumazid, Bornitrid und Schwefel bestehende
erfindungsgemäße Masse: 67 bis 74% Natriumazid, 8 bis 14% Bornitrid
und 18 bis 20% Schwefel.
Wenn statt Bornitrid (BN) beispielsweise Siliciumnitrid (Si₃N₄) als
Schlackenbildner verwendet wird, beträgt dessen Anteil 1 bis 5/3 Mol pro
10 Mol Natriumazid, d. h. 3 bis 5 Mol, geteilt durch die Anzahl der
Metall- bzw. Siliciumatome im Molekül (bei BN=1 bzw. bei Si₃N₄=3).
Das nachstehende Beispiel dient der weiteren Erläuterung der Erfindung.
Es wurden folgende Gemische hergestellt:
Gemisch A:
61,9 Gew.-% Natriumazid
15,2 Gew.-% elementarer Schwefel
22,9 Gew.-% Siliciumoxid
61,9 Gew.-% Natriumazid
15,2 Gew.-% elementarer Schwefel
22,9 Gew.-% Siliciumoxid
Gemisch B:
69,6 Gew.-% Natriumazid
17,1 Gew.-% elementarer Schwefel
13,3 Gew.-% Bornitrid
69,6 Gew.-% Natriumazid
17,1 Gew.-% elementarer Schwefel
13,3 Gew.-% Bornitrid
Vergleichs-Gemisch C:
56,4 Gew.-% Natriumazid
18,6 Gew.-% Kaliumnitrat
26,0 Gew.-% Siliciumoxid.
56,4 Gew.-% Natriumazid
18,6 Gew.-% Kaliumnitrat
26,0 Gew.-% Siliciumoxid.
Die Gemische A und B entsprechen dabei der Erfindung, während das
Gemisch C zum Vergleich das Gemisch für einen serienmäßigen Treibstoff
wiedergibt.
Aus den Gemischen A, B und C wurden jeweils Tabletten gepreßt, die in
einem serienmäßigen Generator abgebrannt wurden. Es wurde jeweils die
Oberflächentemperatur des Generators nach dem Abbrand bestimmt und der
Partikelausstoß gemessen. Die Ergebnisse sind in der nachstehenden
Tabelle wiedergegeben.
Wie der Tabelle zu entnehmen, führen die aus den Gemischen A, B
hergestellten Tabletten beim Abbrand zu einer deutlich niedrigeren
Oberflächentemperatur des Generators als die aus dem Gemisch C
hergestellten Tabletten. Ferner wird bei den aus den Gemischen A und B
hergestellten Tabletten ein geringerer Partikelausstoß als bei den aus
dem Gemisch C hergestellten Tabletten festgestellt und insbesondere bei
dem Gemisch B eine höhere Gasausbeute erzielt.
Claims (5)
1. Gaserzeugende Masse, insbesondere zum Aufblasen von
Luftsäcken für Insassenschutzvorrichtungen in
Kraftfahrzeugen, welche wenigstens ein Alkali- oder
Erdalkaliazid, ein Oxydationsmittel in mindestens
einer zur Oxydation des Alkali- oder
Erdalkalimetalls des Alkali- bzw. Erdalkaliazids
stöchiometrischen Menge sowie einen
Schlackenbildner enthält, dadurch gekennzeichnet,
daß das Oxydationsmittel ausschließlich aus
elementarem Schwefel besteht und das Verhältnis des
Alkali- bzw. Erdalkaliazids zu dem Schwefel 10 Mol
Alkali- bzw. 5 Mol Erdalkaliazid zu 5 bis 6 Mol
Schwefel beträgt.
2. Masse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Schlackenbildner ein glasbildendes Oxid ist.
3. Masse nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das glasbildende Oxid Siliciumoxid, Aluminiumoxid
und/oder Boroxid ist.
4. Masse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Schlackenbildner Bornitrid, Aluminiumnitrid,
Siliciumnitrid und/oder ein Übergangsmetall-Nitrid
ist.
5. Masse nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis des
Schlackenbildners zu dem Alkali- bzw. Erdalkaliazid
3-5, vorzugsweise 4-5 Mol Schlackenbildner,
geteilt durch die Anzahl der Metall- bzw. Silicium-
bzw. Boratome im Molekül des Schlackenbildners zu
10 Mol Alkali- bzw. 5 Mol Erdalkaliazid beträgt.
Priority Applications (3)
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