DE3935580C2 - Verwendung eines pharmazeutischen Wirkstoffes zur Behandlung von HIV-Infektionen - Google Patents
Verwendung eines pharmazeutischen Wirkstoffes zur Behandlung von HIV-InfektionenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung einer
pharmazeutisch wirksamen Verbindung zur Behandlung von
HIV-Infektionen und die
Verwendung dieser Verbindung zur Verhinderung von HIV-Infek
tionen in vitro.
Es ist bekannt, daß synthetische Lysolecithin-Verbindungen
eine biologische Wirkung aufweisen. So ist es z. B. aus der
DE-OS 20 09 342 und der DE-OS 20 09 343 bekannt, daß solche
synthetischen Stoffe zur Steigerung der Resistenz und auch
als immunologisches Adjuvans verwendet werden können. Deswei
teren ist es aus der DE-OS 26 19 683 bekannt, daß solche
Verbindungen auch als Antitumormittel wirksam sind. Schließ
lich ist in der DE-OS 25 30 767 beschrieben, daß solche Lyso
lecithinanaloga eine Wirksamkeit bei der Behandlung von
Multipler Sklerose zeigen, einer Erkrankung, bei der die
Myelin-Scheidezellen der Nervenleitungen zerstört werden.
Schließlich ist es auch bekannt, daß es nach der Applikation
von Lysophosphatiden zur Bildung von aktivierten Zellen
kommt, die die Resistenz des Körpers steigern.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß ein besonderes
Lysolecithin-Analogont nämlich das 1-Octadecyl-2-methyl-gly
cero-3-phosphocholin, welches im folgenden als ET-18-OCH3
bezeichnet wird, den Verlauf einer HIV-Erkrankung günstig
beeinflußt.
Gegenstand der Erfindung ist deshalb die Verwendung von ET-18-OCH3
zur Behandlung
von HIV-Infekti
onen. Es
hat sich nämlich gezeigt, daß bei HIV-infizierten Per
sonen die Anzahl der mit diesem Virus befallenen Zellen,
insbesondere der T-Zellen, abnimmt, wenn diese Personen
mit ET-18-OCH3 behandelt wurden.
Bei der Behandlung hat es sich als vorteilhaft erwiesen,
wenn die Patienten mit einer Dosis behandelt werden, die
einen Blutspiegel von 2 bis 16 µg/ml, insbesondere von 4
bis 8 µg/ml ergibt. Das Lysophosphatid wird vorzugsweise
iV appliziert. Dabei hat es sich gezeigt, daß bei Gaben
bis zu 900 mg ET-18-OCH3 keine Nebenwirkungen auftre
ten. Die Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden
Substanz von 1-Octadecyl-2-methyl-glycero-3-phosphocho
lin ist bekannt und z. B. in D. Arnold et al., Liebigs
Ann. Chem. 709, 234-239 (1967); H.U. Weltzien und O.
Westphal, Liebigs Ann. Chem. 709, 240-243 (1967); und H.
Eibl und O. Westphal, Liebigs Ann. Chem. 709, 244-247
(1967) beschrieben.
An in vitro Versuchen konnte gezeigt werden, daß ET-18-
OCH3 während einer zweistündigen Vorinkubation bei
Raumtemperatur die Infektiösität von HIV1 nicht verän
dert.
Erfindungsgemäß
ist es auch möglich, eine HIV-In
fektion in vitro zu verhindern. Dies ist insbesondere
dann von großem Vorteil, wenn die Gefahr besteht, daß
isolierte Blutbestandteile, wie z. B. Blutkonserven, mit
HIV-Viren infiziert werden können. HIV-Infektionen in
vitro sind z. B. auch in Kulturen von T-Lymphozyten un
erwünscht.
Die Erfindung betrifft daher auch die Verwendung von
ET-18-OCH3 zur Verhinderung von HIV-Infektionen in vitro,
insbesondere in Blutkonserven und in Kulturen von T-Lymphozy
ten.
Durch die erfindungsgemäße Verwendung
werden die großen teilungsaktiven
Zellen in ihrer Anzahl kaum beeinträchtigt, jedoch nimmt die
Zahl der HIV-infizierten P24-positiven Zellen deutlich ab.
Erfindungsgemäß läßt
sich somit die HIV-Vermehrung spezifisch beeinflussen.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispielenäher erläu
tert.
20 mg ET-18-OCH3 wurden in 20 ml Medium gelöst, wobei zu
nächst eine trübe Emulsion entsteht, die durch kurzzeitiges
Erhitzen (15 Sekunden) im Mikrowellenherd in eine klare Lö
sung überführt wird.
Die Lymphozyten wurden aus dem Lymphozytenfilm eines HIV-
negativen Spenders isoliert, wobei die CD8⁺-Zellen mittels
dynabeads (Fa. Dynal, Norwegen) entfernt wurden, die mit
monoklonalen Antikörpern gegen menschliches CD8 gekoppelt
waren. Die restlichen CD8⁻-Zellen wurden 2 Tage lang mit PHA
(Phytohämaglutinin) (2 µg/ml) in Abwesenheit von rekombinan
tem Interleukin-2 (40 µg/ml) stimuliert. Nach 48 Stunden
wurde das PHA dreimal mit PBS (phosphate buffered saline)
entfernt und jeweils 1 × 106 Zellen wurden mit einer 0,1 mit
HIV-1 (HTLV-III B) infiziert. Anschließend wurden die infi
zierten Zellen in einem ET-18-OCH3-haltigen Medium in unter
schiedlicher Konzentration unter weiterer Anwesenheit von
Interleukin-2 kultiviert. 4 Tage nach Infektion wurden die
Zellen aus der Kultur genommen und wie folgt gefärbt:
Die Fixierung der Zellen erfolgte mit 3,5% Formaldehyd für 30 Minuten bei Raumtemperatur, worauf die Zellen einmal mit PBS gewaschen und anschließend mit 0,25% Triton X-100 für 20 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert wurden. Nach weiterem zweimaligem Waschen mit PBS folgte eine Inkubation in 10%igem hitzeinaktiviertem Ziegenserum für 30 Minuten bei Raum temperatur, gefolgt von zweimaligem Waschen mit PBS und Inku bieren der Zellen mit einer 1 : 25 Verdünnung eines monoklona len Maus-Anti-P24 (HIV) Antikörpers (Dianova) für eine Stunde bei Raumtemperatur. Nach Beendigung der Inkubationszeit wur den die Zellen dreimal mit PBS gewaschen und dann mit einer 1 : 50 Verdünnung eines FTC-konjugierten monoklonalen Ziege- Anti-Maus-Antikörpers (ZYMED) für eine Stunde bei Raumtempe ratur inkubiert. Nach einem letzten Waschschritt wurden die Zellen im FAC-SCAN (Becton-Dickinson, USA) analysiert.
Die Fixierung der Zellen erfolgte mit 3,5% Formaldehyd für 30 Minuten bei Raumtemperatur, worauf die Zellen einmal mit PBS gewaschen und anschließend mit 0,25% Triton X-100 für 20 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert wurden. Nach weiterem zweimaligem Waschen mit PBS folgte eine Inkubation in 10%igem hitzeinaktiviertem Ziegenserum für 30 Minuten bei Raum temperatur, gefolgt von zweimaligem Waschen mit PBS und Inku bieren der Zellen mit einer 1 : 25 Verdünnung eines monoklona len Maus-Anti-P24 (HIV) Antikörpers (Dianova) für eine Stunde bei Raumtemperatur. Nach Beendigung der Inkubationszeit wur den die Zellen dreimal mit PBS gewaschen und dann mit einer 1 : 50 Verdünnung eines FTC-konjugierten monoklonalen Ziege- Anti-Maus-Antikörpers (ZYMED) für eine Stunde bei Raumtempe ratur inkubiert. Nach einem letzten Waschschritt wurden die Zellen im FAC-SCAN (Becton-Dickinson, USA) analysiert.
Die Lymphozyten wurden, wie in Beispiel 2 beschrieben, iso
liert und angefärbt. Im Gegensatz zu Beispiel 2 wurde
HIV jedoch mit ET-18-OCH3 unterschiedlicher Konzentration von
2 bis 16 µg/ml für zwei Stunden bei Raumtemperatur vorinku
biert. Nach Beendigung der Vorinkubation wurden die Zellen
mit den so vorbehandelten HIV-Präparaten infiziert und in ET-
18-OCH3-freiem Medium für weitere 4 Tage kultiviert.
- a) Der Versuchsablauf entspricht dem Beispiel 2, jedoch mit
dem Unterschied, daß die Lymphozyten nicht mit HIV infi
ziert waren. Sie waren unmittelbar nach dem Herauswa
schen des PHA in ET-18-OCH3-haltigem Medium kultiviert
worden.
Kulturen von HIV-infizierten und nicht-infizierten peri pheren CD4⁺ T-Lymphozyten des Menschen wurden auf die Anzahl P24-positiver Zellen im FAC-SCAN getestet. Dabei wurde ein Basiswert von 4,2% bei den nicht-infizierten Kulturen und ein Wert von 21,3% bei den infizierten Kulturen gefunden (Fig. 1). Die schraffierten Bereiche zeigen die deutlich positiven Populationsanteile an. - b) Anschließend wurde ein HIV1-Präparat für zwei Stunden bei Raumtemperatur mit unterschiedlichen Konzentrationen mit ET-18-OCH3 vorinkubiert. Mit den verschiedenen Pro ben wurden dann periphere CD4-positive T-Zellkulturen des Menschen infiziert und nach 4 Tagen die Zahl der P24 T-Zellen bestimmt. Dabei hat sich gezeigt, daß eine Vorbehandlung von freiem HIV1 mit ET-18-OCH3 selbst bei hohen Kon zentrationen keinerlei Einfluß auf die Infek tiösität der Viren hatte (Fig. 2).
- c) In weiteren Versuchen wurden dann HIV-infizierte Kulturen von peripherem CD4⁺ T-Lymphozyten mit un terschiedlichen Konzentrationen von ET-18-OCH3 für 4 Tage inkubiert. Im FAC-SCAN wurde dann der je weilige Anteil der P 24 positiven Zellen und der jeweilige Anteil an großen, also teilungsaktiven Zellen ermittelt. Dabei hat sich gezeigt, daß 1 µg/ml ET-18-OCH3 die Zahl der P 24-positiven Zellen nicht beeinflußt (Fig. 3 im Vergleich mit Fig. 1 und 2). Bei Konzentrationen von 2 und 4 µg/ml verringert sich der Anteil der P 24-posi tiven Zellen zunehmend. Ab 8 µg/ml ET-18 bleiben praktisch nur noch die unspezifischen Basiswerte übrig. Es wurde auch gefunden, daß ET-18-OCH3 in ähnlicher Weise auch die Zahl der teilungsaktiven großen Zellen verringert (Fig. 3A längs schraf fiert), während die kleinen, ruhenden Zellen bis 8 µg/ml nicht betroffen sind. Bei 16 µg/ml findet jedoch auch eine teilweise Zerstörung der ruhenden Zellen statt, wie durch das Auftreten von toten Zellen und Zelltrümmern ersichtlich ist (quer schraffiert).
Um zu überprüfen, ob die deutliche Wirkung von ET-18-OCH3
auf große, teilungsaktive Lymphozyten von deren
Infektion mit HIV abhängt, wurden Kontrollversuche mit
nicht-infizierten Kulturen unter sonst gleichen Bedin
gungen durchgeführt. Dabei wurde, wie in Fig. 4 darge
stellt gefunden, daß fast vollkommen analog zu Fig. 3,
die Population großer Lymphozyten bei einer ET-18-CH3-
Konzentration ab 8 µg/ml verschwindet und daß bei
16 µg/ml ebenfalls eine ausgeprägte Zerstörung der ru
henden Zellen auftritt.
Es wurde auch gefunden, daß ET-18-OCH3 bei Konzentra
tionen von 8 µg/ml eine weitgehend selektive Zerstörung
von großen, teilungsaktiven Lymphozyten bewirkt, während
ruhende Zellen erst bei höheren Konzentrationen ab
16 µg/ml geschädigt werden. Dies ist unabhängig von der
Infektion mit HIV.
Claims (2)
1. Verwendung von ET-18-OOH3 zur Behandlung von HIV-Infektio
nen.
2. Verwendung von ET-18-OCH3 zur Verhinderung von HIV-Infek
tionen in vitro.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893935580 DE3935580C2 (de) | 1989-10-25 | 1989-10-25 | Verwendung eines pharmazeutischen Wirkstoffes zur Behandlung von HIV-Infektionen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893935580 DE3935580C2 (de) | 1989-10-25 | 1989-10-25 | Verwendung eines pharmazeutischen Wirkstoffes zur Behandlung von HIV-Infektionen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3935580A1 DE3935580A1 (de) | 1991-05-02 |
DE3935580C2 true DE3935580C2 (de) | 1998-05-28 |
Family
ID=6392205
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19893935580 Expired - Fee Related DE3935580C2 (de) | 1989-10-25 | 1989-10-25 | Verwendung eines pharmazeutischen Wirkstoffes zur Behandlung von HIV-Infektionen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3935580C2 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2619686C2 (de) * | 1976-05-04 | 1986-08-07 | Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., 3400 Göttingen | Verwendung eines Lysolecithins zur Tumorbehandlung |
-
1989
- 1989-10-25 DE DE19893935580 patent/DE3935580C2/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2619686C2 (de) * | 1976-05-04 | 1986-08-07 | Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., 3400 Göttingen | Verwendung eines Lysolecithins zur Tumorbehandlung |
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
Lipids 22 (11), 871-877 (1987) * |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE3935580A1 (de) | 1991-05-02 |
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Legal Events
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