DE3923883A1 - Titrantkomponente fuer ein zweikomponenten-karl-fischer-reagenz - Google Patents
Titrantkomponente fuer ein zweikomponenten-karl-fischer-reagenzInfo
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Description
Zur quantitativen Bestimmung von Wasser auf chemischem
Wege sind Karl-Fischer-Reagenzien allgemein üblich.
Die von Karl Fischer ursprünglich entwickelte Maßlösung
enthielt Iod, Schwefeldioxid und Pyridin in wasserfreiem
Methanol und stellte somit ein Einkomponentenreagenz dar.
Inzwischen sind auch Zweikomponenten-Karl-Fischer-Reagen
zien weit verbreitet, bei denen die Komponente A (Sol
ventkomponente) das Schwefeldioxid und eine Stickstoff
base in einem Alkohol oder einem alkoholischen Lösungs
mittel gelöst enthält, während die Komponente B (Titrant
komponente) eine Lösung von Iod in einem organischen
Lösungsmittel, wie z.B. Alkohol, Xylol, Chloroform usw.,
darstellt.
Bei der Durchführung einer Wasserbestimmung mit einem
Zweikomponenten-Karl-Fischer-Reagenz wird die Solvent
komponente als Lösungsmittel für die Probe verwendet und
im Titriergefäß vorgelegt, und die iodhaltige Titrant
komponente wird als Titriermittel benutzt. Die Wasser
bestimmung nach der Zweikomponenten-Technik hat entschei
dende analysentechnische Vorteile (vgl. z.B. Eugen Scholz,
Karl-Fischer-Titration, Springer-Verlag (1984) , S. 17 ff).
Nachteilig bei der iodhaltigen Titrantkomponente eines
Zweikomponenten-Karl-Fischer-Reagenzes ist jedoch, daß
das gelöste Iod einen bestimmten Dampfdruck besitzt und
dadurch in bestimmtem Ausmaß flüchtig ist. Das Iod der
Titrantkomponente diffundiert durch Kunststoffe und Pack
mittel hindurch und zerstört teilweise die verwendeten
Kunststoffe. Kunststoffleitungen und -schläuche, die in
den Karl-Fischer-Titriergeräten verwendet werden, werden
von Iod durchdrungen. Silikonschläuche quellen in wenigen
Stunden auf und werden zerstört.
In Titriergeräten, die Kunststoffe oder Kunststoffleitun
gen enthalten, die von Iod angegriffen werden, können
deshalb Zweikomponenten-Karl-Fischer-Reagenzien nicht be
nutzt werden.
Bei mit Kunststoffverschlüssen versehenen Vorratsflaschen
für die Titrantkomponente führt das durch die Kunststoff
verschlüsse hindurch diffundierende Iod nicht nur zu un
schönen Verfärbungen der Außenverpackung, sondern auch zu
Unsicherheiten, ob das verlorengegangene Iod nicht den
Titer in unzulässiger Weise verändert hat.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß sich die
genannten Schwierigkeiten vermeiden lassen, wenn die
Titrantkomponente zusätzlich ein lösliches Iodid in einer
solchen Menge enthalt, daß das Molverhältnis I2 : I⁻ = 1
: (0,9 bis 2), insbesondere 1 : (0,95 bis 1,5) und vor
zugsweise 1 : (1 bis 1,3) beträgt.
Die erfindungsgemäße Titrantkomponente enthält als Lö
sungsmittel für das Iod und das Iodid ein solches, das
für ein Ein- oder Zweikomponenten-Karl-Fischer-Reagenz
bekannt oder geeignet ist. Geeignet sind z.B. aliphati
sche Kohlenwasserstoffe mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen,
vorzugsweise 6, 7 oder 8 Kohlenstoffatomen, oder aroma
tische, gegebenenfalls alkylsubstituierte Kohlenwasser
stoffe mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise 6, 7
oder 8 Kohlenstoffatomen. Beispiele hierfür sind n-Pen
tan, n-Hexan, 2,3-Dimethylbutan, 3-Methylhexan, Methyl
cyclopentan, n-Heptan, Cycloheptan, i-Octan und Dekahy
dronaphthalin sowie Benzoe, Toluol, 1,2-Diethylbenzol,
Xylol und 1,3-Dimethylnaphthalin. Ferner sind geeignet
aliphatische Halogenkohlenwasserstoffe, insbesondere mit
1 bis 10 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise 1 bis 7 Kohlen
stoffatomen, oder aromatische Halogenkohlenwasserstoffe
mit 6 bis 10 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise 6 oder 7
Kohlenstoffatomen. Beispiele hierfür sind Chloroform,
Dichlormethan, Tetrachlormethan, 1,1,2,3-Tetrachlorethan,
1,1,1-Trichlorethan, 2-Brombutan, 1-Brom-3-chlorpropan,
1-Chlorhexan, 1,2-Dibrom-1,1-dichlorethan, 1,2-Dibrom-
1,1-difluorethan, 1,2-Dichlorethan, 1,6-Dichlorhexan,
2,2-Dichlorpropan, 1-Fluorheptan, Pentachlorethan sowie
Chlorbenzol, 3-Chlortoluol, 4-Bromchlorbenzol,
1,2-Dibrombenzol, 1,4-Difluorbenzol, Benzylchlorid und
3-Brombenzotrifluorid. Geeignet sind auch Säureamide, wie
z. B. Formamid und Dimethylformamid und ein- oder mehr
wertige niedermolekulare Alkohole, insbesondere solche
mit 1 bis 4 C-Atomen, wie Methanol, Ethanol, n-Propanol,
Propanol-(2), n-Butanol, Ethylenglykol. Als derartige
Alkohole sind auch monoalkylierte bzw. einseitig ver
etherte Glykole geeignet, wie z.B. Ethylenglykolmono
methylether.
Als Lösungsmittel sind auch Gemische verschiedener Lö
sungsmittel geeignet, insbesondere solche, die in
EP 75 246 für die Titrantkomponente eines Zweikomponen
ten-Karl-Fischer Reagenzes beschrieben sind.
Die erfindungsgemäße Titrantkomponente enthält das Iod in
den üblichen Konzentrationen, also z. B. 0,01 bis 3 mol,
vorzugsweise 0,1 bis 1 mol I2, bezogen auf 1 l Lösung.
Weiterhin enthält die erfindungsgemäße Titrantkomponente
ein lösliches Iodid oder ein Gemisch verschiedener lösli
cher Iodide. Geeignet sind alle Iodide, die sich im ver
wendeten Lösungsmittel lösen, wie z.B. Alkaliiodide, z.B.
Natriumiodid, Kaliumiodid, Cäsiumiodid, oder Iodide von
organischen Basen.
Iodide von organischen Basen können sich z.B. von
folgenden organischen Basen ableiten: Morpholin,
Piperidin, Piperazin, n-Propylamin, Isopropylamin,
Diethylamin, Triethylamin, Dimethylaminopropylamin,
Ethanolamin, Diethanolamin, Triethanolamin,
Tris(hydroxymethyl)aminomethan, Guanidin, Pyridin,
Imidazol, 1-Methylimidazol, 1-Ethylimidazol, 1-Propylimi
dazol, 1-Butylimidazol, 2-Methylimidazol, 2-Ethylimida
zol, 2-Propylimidazol, 2-Butylimidazol-, 4-Methylimida
zol, 4-Butylimidazol, 1,2-Dimethylimidazol, 1,2,4-Trime
thylimidazol, 1-Phenylimidazol, 2-Phenylimidazol und
Benzimidazol, ferner Imidazolin, 2-Methylimidazolin
(Lysidin), 2-Phenylimidazolin sowie Thiazol, 2-Methyl
thiazol, 2-Ethylthiazol, 4-Methylthiazol, 4-Ethylthiazol,
2-Phenylthiazol, 4-Phenylthiazol, Benzothiazol, Pyrimi
din, 4-Methylpyrimidin, 4-Ethylpyridimin, 1,3,5-Triazin
und 1,2,4-Triazin.
Vorzugsweise werden Iodide von solchen organischen Basen
verwendet, die in den Solventkomponenten der Zweikompo
nenten-Karl-Fischer-Reagenzien ohnehin vorhanden sind,
wie z.B. Pyridin, Guanidin, Diethanolamin oder Imidazol.
Die erfindungsgemäße Titrantkomponente kann durch Lösen
von Iod und Iodid in dem jeweiligen Lösemittel, das eine
Temperatur von 15 bis 50°C, vorzugsweise 20 bis 40°C,
aufweist, hergestellt werden. Bei der Herstellung der
erfindungsgemäßen Titrantkomponente brauchen die Iodide
jedoch nicht direkt zugesetzt zu werden, sondern sie kön
nen auch in der Titrantkomponente aus dem ohnehin in der
Titrantkomponente vorhandenen Iod und einem Reduktions
mittel in Gegenwart einer Base erzeugt werden. Falls das
Iodid in der Titrantkomponente erzeugt werden soll, wird
als Base vorzugsweise die verwendet, die auch in der
Solventkomponente vorhanden ist. Als Reduktionsmittel
werden vorzugsweise die verwendet, die auch in den
Karl-Fischer-Reagenzien benutzt werden, vorzugsweise ein
Gemisch aus Schwefeldioxid und Wasser.
In den erfindungsgemäßen Titrantkomponenten ist das freie
Iod in einer dem Iodidzusatz äquivalenten Menge in das
Triiodidanion (I3⁻) überführt worden. Bei Molverhältnis
sen I2 : I⁻ gleich oder größer als 1 ist kein freies Iod
in der Titrantkomponente vorhanden, was bevorzugt ist.
Bei den bereits genannten Konzentrationen und Molverhält
nissen kann eine erfindungsgemäße Titrantkomponente 0,009
bis 3 mol, vorzugsweise 0,09 bis 1 mol I3⁻ enthalten.
Da in den erfindungsgemäßen Titrantkomponenten das Iod
überwiegend oder vorzugsweise ganz in Form des Triiodid
anions (I3⁻) vorliegt, wird die Diffusion von Iod durch
die Kunststoffe der Flaschen und Verschraubungen vermie
den, und die Silikonschläuche der Titriergeräte werden
nicht angegriffen. Die erfindungsgemäßen Titrantkomponen
ten besitzen daher beim Versand, der Lagerung und Anwen
dung gegenüber den bisherigen, freies Iod enthaltenden
Titrantkomponenten erhebliche Vorteile. Die analytische
Wasserbestimmung nach der Zweikomponenten-Technik wird
mit den erfindungsgemäßen Titrantkomponenten in gleicher
Weise durchgeführt, wie mit den bisher bekannten, freies
Iod enthaltenden Titrantkomponenten. Die erfindungsgemäße
Titrantkomponente wird in die Bürette eingefüllt und die
Solventkomponente eines üblichen Zweikomponenten-Karl-
Fischer-Reagenzes wird als Lösungsmittel im Titriergefäß
vorgelegt und gegebenenfalls durch eine vortitration mit
der Titrantkomponente entwässert. Dann wird die Probe,
z. B. Salze, organische Lösemittel, Fette, Öle, Lebensmit
tel oder pharmazeutische Präparate, deren Wassergehalt
bestimmt werden soll, in das Titriergefäß eingebracht und
der Wassergehalt mit der Titrantkomponente austitriert.
Die erfindungsgemäße Titrantkomponente kann zur Wasserbe
stimmung nach der Zweikomponenten-Technik mit jeder übli
chen Solventkomponente eines Zweikomponenten-Karl-
Fischer-Reagenzes eingesetzt werden. Diese Solventkompo
nenten enthalten z.B. eine Lösung von Schwefeldioxid,
einer organischen Base, wie z.B. Pyridin, Guanidin oder
Imidazol, in einem Lösungsmittel, z. B. in einem nieder
molekularen Alkohol, zumeist Methanol. Die erfindungs
gemäßen Titrantkomponenten werden zur Wasserbestimmung
nach der Zweikomponenten-Technik vorzugsweise mit
pyridinfreien Solventkomponenten, insbesondere solchen
benutzt, welche dieselbe Base enthalten, die in der
Titrantkomponente das Anion des löslichen Iodids bilden.
In der Solventkomponente liegt das Molverhältnis von Base
zu Schwefeldioxid normalerweise im Bereich von 10 : 1 bis
0,3 : 1, vorzugsweise von 2 : 1 bis 0,5 : 1. Das Schwe
feldioxid kann in der Solventkomponente auch im Gemisch
mit einer Säure, wie z.B. Benzoesäure, Salicylsäure,
Schwefelsäure oder Jodwasserstoffsäure vorliegen. Das
Molverhältnis von Schwefeldioxid zu Säure kann 1 : 0 bis
5, vorzugsweise 1 : 0 bis 2, betragen. Pro Liter Lösung
enthält die Solventkomponente normalerweise 0,1 bis 10
mol, vorzugsweise 0,5 bis 3 mol einer organischen Base.
Die nachstehenden Beispiele bereffen die Herstellung er
findungsgemäßer Titrantkomponenten.
45 g Natriumiodid (= 0,3 mol) und 69 g Iod (0,27 mol I2)
werden in 1 Liter Methanol gelöst. (Molverhältnis I2 : I⁻
= 1 : 1,1; ein Liter enthält 0,27 mol I3⁻ und 0,03 mol
I⁻).
23 g Imidazol-hydroiodid (0,12 mol) und 27 g Iod (0,108
mol) werden in 500 ml Trichlorethylen und 465 ml n-Buta
nol gelöst. (Molverhältnis I2 : I⁻ = 1 : 1,1; ein Liter
enthält 0,108 mol I3⁻ und 0,012 mol I⁻).
101 g Iod (0,40 mol I2) werden in 900 ml Methanol gelöst.
Dann werden 2 g Wasser (0,13 mol) und 20 g Imidazol (0,30
mol) zugesetzt und 9,0 g Schwefeldioxid (0,14 mol) ein
geleitet. Der Ansatz wird mit Methanol auf 1 Liter aufge
füllt. (Molverhältnis I2 : I⁻ = 1 : 0,96; ein Liter ent
hält 0,26 mol I3 - und 0,01 mol I2).
Claims (8)
1. Titrantkomponente für Zweikomponenten-Karl-Fischer-
Reagenzien, dadurch gekennzeichnet, daß sie in einem
Lösungsmittel Iod und ein lösliches Iodid im
Molverhältnis I2 : I⁻ = 1 : (0,9 bis 2) enthält.
2. Titrantkomponente nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie Iod und ein Iodid im Molverhältnis 1 :
(0,95 bis 1,5) enthält.
3. Titrantkomponente nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß sie Iod und ein Iodid im Molverhält
nis 1 : 1,3) enthält.
4. Titrantkomponente nach einem oder mehreren der Ansprü
che 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie pro Liter
0,01 bis 3 mol, vorzugsweise 0,1 bis 1 mol Iod enthält.
5. Titrantkomponente nach einem oder mehreren der Ansprü
che 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Lösungs
mittel ein Gemisch aus verschiedenen Lösungsmitteln
enthält.
6. Verfahren zur Herstellung der Titrantkomponenten eines
oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeich
net, daß in 1 Liter eines Lösungsmittels 0,01 bis 3 mol,
vorzugsweise 0,1 bis 1 mol Iod (I2) und soviel eines lös
lichen Iodids gelöst werden, daß das Molverhältnis I2 :
I⁻ = 1 : (0,9 bis 2), insbesondere 1 : (0,95 bis 1,5) und
vorzugsweise 1 : (1 bis 1,3) beträgt.
7. Verfahren zur Herstellung der Titrantkomponenten eines
oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeich
net, daß in 1 Liter eines Lösungsmittels 0,03 bis 4,5
mol, vorzugsweise 0,3 bis 3 mol Iod (I2) und eine
organische Base und soviel Wasser und Schwefeldioxid
gelöst werden, daß nach der teilweisen Reduktion des Iods
zu Iodid ein Molverhältnis I2 : I von 1 : (0,9 bis 2),
insbesondere 1 : (0,95 bis 1,5) und vorzugsweise 1 : (1
bis 1,3) vorliegt.
8. Verfahren zur analytischen Bestimmung von Wasser nach
der Zweikomponenten-Karl-Fischer-Technik, wobei die Probe
in einer Solventkomponente vorgelegt und mit einer
Titrantkomponente austitriert wird, dadurch gekennzeich
net, daß eine Titrantkomponente nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 5 verwendet wird.
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GB (1) | GB2234066B (de) |
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