DE3921336A1 - Verfahren zum reinigen eines mit in fluessigkeit loeslichen schadstoffen verunreinigten oder mit radioaktiven stoffen verseuchten bodens - Google Patents
Verfahren zum reinigen eines mit in fluessigkeit loeslichen schadstoffen verunreinigten oder mit radioaktiven stoffen verseuchten bodensInfo
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Description
Die Erfindung betrift ein Verfahren zum Reinigen eines
mit in Flüssigkeit löslichen Schadstoffen verunreinigten
oder mit radioaktiven Stoffen verseuchten Bodens von den
in und/oder auf Boden enthaltenen Schadstoffen, insbeson
dere Cadmium, Blei, Zink, Thallium, Dioxin, Nitraten, Ni
triten, Phosphaten und/oder von den in und/oder auf dem
Boden enthaltenen radioaktiven Stoffen, insbesondere Cae
sium 137.
Die Böden sind weltweit durch die Industrie stark durch
Zink, Cadmium und Blei stark belastet, außerdem durch
Caesium 137 und durch andere radioaktive Stoffe.
Es sind solche Flächen bzw. Böden sanierungsbedürftig,
die entweder durch Luftemissionen der Industrie, Klär
schlammdüngung oder Ausbringen von Fluß- und Hafenschläm
men hohe Konzentrationen an Schwermetallen, beispiels
weise Blei und Cadmium aufweisen.
Bisher sind diese Böden ganz abgetragen und einem Labor
zur Bodendekontaminierung zugeführt worden. Dieses
Verfahren ist langwierig und sehr kostenintensiv.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
der einleitend genannten Art dahingehend weiterzubilden,
mit dem eine zuverlässige Bodendekontaminierung auf bio
logischem Wege möglich ist, ohne den kontaminierten Boden
abtragen zu müssen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
der verunreinigte Boden mit solchen schadstoffresisten
ten, insbesondere schwermetallresistenten Pflanzen be
pflanzt wird, die wenigstens einen der Schadstoffe
und/oder wenigstens einen der radioaktiven Stoffe aufneh
men und daß die oberirdischen Pflanzenteile dieser Pflanzen
mehrmals jährlich sowie nach einigen Jahren auch die
Wurzeln der Pflanzen geerntet und weiterbehandelt werden.
Auf diese Weise gelangt man zu einem Verfahren der vor
stehend genannten Art, mit dem eine Bodendekontaminierung
möglich ist, ohne den Boden abtragen zu müssen. Hinzu
kommt, daß dieses Verfahren umweltgerecht ist, da es sich
um ein biologisches Verfahren handelt.
Zweckmäßig wird aus der Biomasse dieser Pflanzen Methanol
erzeugt. Abweichend davon kann die Biomasse dieser Pflan
zen getrocknet, verbrannt und anschließend die Asche auf
einer Sonderdeponie gelagert werden.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung empfiehlt es
sich, daß als schadstoff- bzw. schwermetallresistente
Pflanze Polygonum sachalinense eingesetzt wird.
Polygonum sachalinense, der Riesenknöterich, gehört zur
Gattung Reynoutria aus der Familie Polygonaceae und ist
eine Pflanze, die Schwermetalle, beispielsweise Cadmium,
Blei, Zink, außerdem aber auch radioaktive Stoffe, wie
beispielsweise Caesium 137 aus dem Boden entnehmen kann.
Diese Pflanze verträgt nicht nur Schwermetalle, sondern
sie kann Schwermetalle auch in hohen Mengen in ihrer
Biomasse speichern.
Die Biomasse des Polygonum sachalinense wird zwei- bis
dreimal jährlich geerntet. Da in der Biomasse hohe Mengen
an Schwermetallen gespeichert sind, erfolgt dadurch eine
entsprechend schnelle Bodendekontaminierung.
Nach zwei bis fünf Jahren werden auch die Wurzeln geern
tet.
Falls auf die Herstellung von Methanol verzichtet werden
soll, wird die Biomasse getrocknet und unter Energiege
winnung in einer Müllverbrennungsanlage mit einem Abluft
filter verbrannt. Da die in der Asche befindlichen
Schwermetalle nicht weiter verwendet werden können, wer
den sie auf einer Sonderdeponie gelagert.
Die meisten Schwermetallionen in kontaminierten Böden
liegen in komplexierter Form vor. Ihre Mobilisation er
folgt über von den Pflanzen ausgeschiedene Komplexbild
ner. Die Resorption der Schwermetallionen erfolgt über
Rezeptoren am Wurzelsystem der Pflanzen.
Diese für pflanzliche Produkte unerwünschte Eigenschaft
wird gemäß der vorliegenden Erfindung zur Reinigung von
verunreinigten Böden durch Bepflanzung dieser Böden mit
Polygonum sachalinense oder anderen geeigneten Pflanzen
benutzt. Polygonum sachalinense gehört zu den Schwerme
tallpflanzen bzw. Indikatorpflanzen, die im Laufe der
Evolution eigene Resistenzstrategien bzw. Detoxifika
tionsmechanismen ausgebildet haben, die es ihnen ermögli
chen, noch bei hohen Schwermetallkonzentrationen zu wach
sen. Ein weiterer Vorteil dieser Pflanze liegt für diesen
Zweck in der extrem hohen Biomasseproduktion, die unter
idealen Bedingungen 200 bis 300 t Feuchtgewicht je Hektar
und Jahr beträgt.
Zweckmäßig werden ein bis sieben Pflanzen Polygonum
sachalinense je Quadratmeter gepflanzt. - Das führt zu
einer dichten Durchwurzelung des Bodens und einer ent
sprechend gleichmäßigen Reinigung des Bodens.
Außer Polygonum sachalinense können auch andere geeignete
Indikatorpflanzen, beispielsweise die Pflanze Gunnera
oder die Pflanze Rhumex eingesetzt werden.
Um zu einem guten schwermetallakkumulierenden Leistungs
stamm zu gelangen, wird zweckmäßig aus einer schwerme
talltoleranten Sorte eine schwermetallresistente Sorte
selektiert.
Die Erfindung betrifft des weiteren ein Verfahren zum
Züchten einer schadstoff- bzw. schwermetallresistenten
Pflanze Polygonum sachalinense und anderer Pflanzen aus
einer schadstoff- bzw. schwermetalltoleranten Pflanze Po
lygonum sachalinense und anderen Pflanzen.
Um die Extraktionsmenge an Schwermetallen so zu erhöhen,
daß diese Bodenreinigung auch unter wirtschaftlichen Ge
sichtspunkten attraktiv ist, wurde im Labor ein Hochlei
stungsstamm der Pflanze Polygonum sachalinense ent
wickelt.
Das Züchten einer schadstoff- bzw. schwermetallresisten
ten Pflanze Polygonum sachalinense und anderer Pflanzen
ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, daß nach
in-vitro Methoden folgende Schritte durchgeführt werden:
- a) keimfreie Isolation des Apikalmeristems,
- b) Optimierung der Kallus- und Suspensionskultur,
- c) Selektion von Hochleistungszellinien und
- d) Regeneration dieser totipotenten Zellen zur ganzen Pflanze.
Zweckmäßig ist durch Methoden der Mikrovermehrung der ge
züchtete cadmium- und bleiakkumulierende Stamm in belie
biger Stückzahl herstellbar.
Dieser Klon wurde im Rahmen von Container- und Freiland
versuchen auf seine Bodendekontaminationsfähigkeit unter
sucht. Die Containerversuche ergaben extrapoliert auf
einen Hektar die folgenden Extraktionsmengen:
Cadmium: 1,7 kg/ha/a
Blei: 63,1 kg/ha/a
Zink: 520,3 kg/ha/a
Blei: 63,1 kg/ha/a
Zink: 520,3 kg/ha/a
Hohe Zinkmengen wirken sich negativ auf die Cadmiumauf
nahmerate aus. Die Rhizotronmessungen ergaben eine Durch
wurzelungstiefe von über 1 m. Für durchschnittlich konta
minierte Böden bedeutet dies eine Sanierungsdauer von 2
bis 3 Jahren. Starken Einfluß auf diese Rate übt der Bo
dentyp aus. Dabei sind der pH-Wert, der Zink-Anteil, die
Adsorption an Tonminerale und organische Bodenbestandtei
le, die Körnigkeit des Bodens und weitere Merkmale des
Bodens von Bedeutung.
Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Reinigen
von mit Schadstoffen, beispielsweise Cadmium, Blei, Zink,
Thallium, Dioxin, Nitraten, Nitriten und Phosphaten ver
unreinigten Böden von diesen Schadstoffen.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird bei die
sem Verfahren dadurch gelöst, daß der verunreinigte Boden
mit Wasser derart verdünnt wird, daß er durch Sprühen
ausgebracht werden kann, daß der so verdünnte Boden auf
in Pflanzenbeeten in Hydrokultur gehaltene schadstoffre
sistente Pflanzen gesprüht wird und daß der aus den Bee
ten auslaufende vorher gesprühte flüssige Bodenschlamm
wieder und solange auf die Pflanzen gesprüht wird, bis
der Boden schadstofffrei ist.
Bei diesem Verfahren wird der verunreinigte Boden, der
mit Wasser in eine sprühfähige Konsistenz gebracht worden
ist, auf Pflanzen gesprüht, die über die Blätter die
Schadstoffe zumindest zum Teil aufnehmen. Die von den
Blättern nicht aufgenommenen Schadstoffe gelangen in den
unteren Teil des die Hydrokultur aufnehmenden Behälters
und fließen von dort mit dem verflüssigten Boden aus dem
Behälter ab. Der aus dem Behälter abfließende flüssige
Boden wird nochmals auf die Pflanzen gesprüht. Dieser Bo
den wird solange im Kreis geführt, bis er schadstofffrei
ist. Sobald der Boden schadstofffrei ist, wird er nicht
mehr auf die Pflanzen gesprüht.
Zweckmäßig wird als schadstoffresistente Pflanze Polygo
num sachalinense benutzt. - Diese Pflanze ist wegen ihrer
hohen Biomasse in der Lage, große Mengen an Schadstoffen
zu speichern.
Des weiteren empfiehlt es sich, daß der gereinigte Boden
aus dem Hydrobehälter ausgespült und durch einen neuen zu
reinigenden Boden ersetzt wird.
Das vorstehend beschriebene Verfahren ist zwar langwierig
und aufwendig, jedoch ist mit diesem Verfahren eine Rei
nigung von mit Schadstoffen verunreinigten Böden möglich,
was bisher nicht, auch nicht auf chemischem Wege möglich
ist.
Claims (14)
1. Verfahren zum Reinigen eines mit in Flüssigkeit lösli
chen Schadstoffen verunreinigten oder mit radioaktiven
Stoffen verseuchten Bodens von den in und/oder auf Bo
den enthaltenen Schadstoffen, insbesondere Cadmium,
Blei, Zink, Thallium, Dioxin, Nitraten, Nitriten,
Phosphaten und/oder von den in und/oder auf dem Boden
enthaltenen radioaktiven Stoffen, insbesondere Caesium
137,
dadurch gekennzeichnet,
daß der verunreinigte Boden mit solchen schadstoffre
sistenten, insbesondere schwermetallresistenten Pflan
zen bepflanzt wird, die wenigstens einen der Schad
stoffe und/oder wenigstens einen der radioaktiven
Stoffe aufnehmen und daß die oberirdischen Pflanzenteile
dieser Pflanzen mehrmals jährlich sowie nach einigen
Jahren auch die Wurzeln der Pflanzen geerntet und wei
terbehandelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
aus der Biomasse dieser Pflanzen Methanol erzeugt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Biomasse dieser Pflanzen getrocknet und verbrannt
sowie anschließend die Asche auf einer Sonderdeponie
gelagert wird.
4. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden An
sprüche, daß als schadstoff- bzw. schwermetallresi
stente Pflanzen Polygonum sachalinense eingesetzt
wird.
5. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zwei bis dreimal
jährlich die oberirdischen Pflanzenteile des Polygo
num sachalinense geerntet werden.
6. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein bis sieben
Pflanzen je quadratmeter gepflanzt werden.
7. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß nach zwei bis
fünf Jahren die Wurzeln der Pflanzen geerntet werden.
8. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß geeignete
schnellwachsende Pflanzen mit hoher Biomasse, bei
spielsweise Gunnera oder die Pflanze Rhumex einge
setzt werden.
9. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß aus einer
schadstoff- bzw. schwermetalltoleranten Sorte eine
schadstoff- bzw. schwermetallresistente Sorte selek
tiert wird.
10. Verfahren zum Züchten einer schadstoff- bzw. schwer
metallresistenten Sorte Polygonum sachalinense aus
einer schadstoff- bzw. schwermetalltoleranten Sorte
Polygonum sachalinense,
dadurch gekennzeichnet,
daß nach in-vitro Methoden folgende Schritte durchge
führt werden:
- a) keimfreie Isolation des Apikalmeristems,
- b) Optimierung der Kallus- und Suspensionskultur,
- c) Selektion von Hochleistungszellinien und
- d) Regeneration dieser totipotenten Zellen zur ganzen Pflanze.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
daß durch Methoden der Mikrovermehrung der gezüchtete
cadmium-, blei-, zink-, thallium-, dioxin-, nitrat-,
nitrit- und phosphorakkumulierende Stamm in beliebi
ger Stückzahl herstellbar ist.
12. Verfahren zum Reinigen von mit Schadstoffen bei
spielsweise Cadmium, Blei, Zink, Thallium, Dioxin,
Nitraten, Nitriten und Phosphaten verunreinigten Bö
den von diesen Schadstoffen,
dadurch gekennzeichnet,
daß der verunreinigte Boden mit Wasser derart ver
dünnt wird, daß er durch Sprühen ausgebracht werden
kann, daß der so verdünnte Boden auf in Pflanzenbee
ten in Hydrokultur gehaltene schadstoffresistente
Pflanzen gesprüht wird und daß der aus den Beeten
auslaufende vorher gesprühte flüssige Bodenschlamm
wieder und solange auf die Pflanzen gesprüht wird,
bis der Boden schadstofffrei ist.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß als schadstoffresistente Pflanze Polygonum sacha
linense benutzt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekenn
zeichnet, daß der gereinigte Boden aus dem Hydrobe
hälter ausgespült und durch einen neuen zu reinigen
den Boden ersetzt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893921336 DE3921336A1 (de) | 1989-06-29 | 1989-06-29 | Verfahren zum reinigen eines mit in fluessigkeit loeslichen schadstoffen verunreinigten oder mit radioaktiven stoffen verseuchten bodens |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3921336A1 true DE3921336A1 (de) | 1991-01-10 |
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ID=6383883
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DE19893921336 Withdrawn DE3921336A1 (de) | 1989-06-29 | 1989-06-29 | Verfahren zum reinigen eines mit in fluessigkeit loeslichen schadstoffen verunreinigten oder mit radioaktiven stoffen verseuchten bodens |
Country Status (1)
Country | Link |
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