DE3906311A1 - Behandlungsystem zur verhinderung von nachstarbildung nach einer kataraktoperation - Google Patents
Behandlungsystem zur verhinderung von nachstarbildung nach einer kataraktoperationInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Behandlungssystem nach dem Ober
begriff des Anspruchs 1.
Bei einem derartigen Behandlungssystem (DE-OS 27 08 002) ist
es bekannt, Altersstar dadurch zu behandeln, daß in eine vom
Star befallene Linse eine Lösung eines von außen wirkenden,
die Linse auflösenden Enzyms, in einem flüssigen Träger ge
löst, eingebracht wird. Hierdurch wird die Linse ausreichend
erweicht, und durch Absaugen und Spülen wird ihre Entfernung
aus dem Kapselsack ermöglicht. Ferner ist es hierbei bekannt,
im Falle eines Bruches der hinteren Kapsel den Flüssigkeits
spender mit einer Quelle für einen Enzyminhibitor zu ver
binden, der in den in Mitleidenschaft gezogenen Teil des
Auges geführt wird.
Nach dem Entfernen der Augenlinse wird diese durch eine
künstliche Intraokularlinse, welche in die Linsenkapsel
des Auges eingesetzt wird, ersetzt.
Nach Kataraktoperationen kommt es häufig zu Nachstarbildung.
Diese Nachstarbildung ist zurückzuführen auf im Linsensack
verbleibende Epithelzellen, insbesondere im Bereich der
zwischen Ziliarkörper und Linsenkapsel ausgespannten Auf
hängefasern (Fibrae zonulares) der Augenlinse. Diese Epithel
zellen lassen sich nach Entfernen der Augenlinse aus der
Linsenkapsel in aller Regel nicht erkennen, da sie im äqua
torialen Bereich liegen, der durch die Iris abgedeckt ist.
Selbst beim Erkennen dieser noch verbliebenen Epithelzellen
würde sich eine Entfernung schwierig gestalten, weil bislang
kein Werkzeug hierfür bekannt geworden ist, mit dem sich
diese Zellen ohne die Gefahr der Zerstörung intraokularer
Augenbestandteile, insbesondere der Fibrae zonulares, durch
führen ließe. Wenn nun solche Epithelzellen nach Entfernung
der Augenlinse in der Linsenkapsel verbleiben, kommt es
durch Proliferation dieser Epithelzellen zu Nachstarbildung.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Behandlungssystem
zu schaffen, mit dem die Nachstarbildung nach einer Katarakt
operation wirksam verhindert wird.
Diese Aufgabe wird bei einem Behandlungssystem der eingangs
genannten Art erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden
Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Bei der das Epithelzellwachstum hemmenden Lösung handelt es
sich bevorzugt um eine hypertone Kochsalzlösung (1,5%ig
oder 3,01%ig), um destilliertes Wasser, um 30%iges Ethanol
oder um n-Dodecylsulfat Na-Salz, gelöst in destilliertem
Wasser oder Kombinationen aus diesen Bestandteilen. Die das
Epithelzellwachstum hemmende Lösung wird mit Hilfe der zum
Behandlungssystem gehörigen, in die Linsenkapsel einsetz
baren Spritze in die Linsenkapsel, aus welcher die Augen
linse entfernt ist, eingebracht. Die das Epithelzellwachstum
hemmende Lösung kommt während einer relativ kurzen Zeit von
etwa 20 bis 30 Sekunden zur Einwirkung, während welcher die
in der Linsenkapsel verbliebenen Linsenepithelzellen so weit
geschädigt werden, daß eine weitere Proliferation verhindert
wird. Anschließend wird durch die zum Behandlungssystem ge
hörige Spritze eine Neutralisationslösung für die das
Epithelzellwachstum hemmende Lösung eingebracht.
Es ist auch möglich, das Behandlungssystem durch einen
Träger für die das Epithelzellwachstum hemmende Lösung zu
ergänzen. Bei diesem Träger handelt es sich bevorzugt um
eine viskoelastische Lösung, wie sie zur Volumensubstitution
des bei der Öffnung der Vorderkammer ausgeflossenen Kammer
wassers zur Aufrechterhaltung einer tiefen Vorderkammer wäh
rend des intraokularen Eingriffes und zum Schutz des hoch
empfindlichen intraokularen Gewebes gegen unmittelbaren
Kontakt der chirurgischen Instrumente verwendet wird. Es
kann sich hier um eine diesbezüglich bekannte zweiprozentige
Hydroxypropylmethylcellulose-Lösung (Adatocel) oder auch um
eine zu diesem Zweck bekannte Hyaluronsäurelösung (Healon)
handeln. Auch ein formstabiles Gel ist geeignet.
Als Neutralisationslösungen bzw. Verdünnungslösungen werden
bevorzugt an das Kammerwasser angepaßte sterile isotonische
Salzlösungen verwendet.
Die Injektionseinrichtung zum Einbringen der das Zellwachs
tum hemmenden Lösung und der Neutralisationslösung kann eine
Kanüle mit zwei Kanälen aufweisen. Der eine Kanal dient
zum Einspritzen der die Linsenepithelzellwachstum hemmenden
Lösung und der andere Kanal dient zum Einspritzen des Neu
tralisationsmittels hierfür. Das vordere Ende des Kanals,
mit welchem die Zellwachstum zerstörende Lösung eingebracht
wird, kann an seinem vorderen Ende so ausgebildet sein, daß
die Lösung in unmittelbare Nähe der verbliebenen Linsen
epithelzellen gebracht wird. Das Kanalende kann in geeigne
ter Weise umgebogen sein, so daß die Lösung in den Äquator
bereich der Linse, in welchem die zurückgebliebenen Linsen
epithelzellen hauptsächlich sich befinden, in die Linsen
kapsel eingebracht werden kann.
Ferner kann an der Kanüle eine Abdeckscheibe vorgesehen
sein zum Abdecken der Öffnung der Linsenkapsel, welche
bei der Kataraktoperation entstanden ist. Durch diese Ab
deckung werden intraokulare Augenbestandteile gegen die
Lösung, welche das Zellwachstum hemmt, geschützt. Die Ab
deckscheibe besteht bevorzugt aus einem gummielastischen
Material, insbesondere Silikonkautschukmaterial, und hat
einen etwas größeren Durchmesser als die Öffnung, welche in
der Linsenkapsel bei der Kataraktoperation entstanden ist.
Bevorzugt ist die Abdeckung als kreisförmige Scheibe mit
einem Durchmesser von etwa 7 mm ausgebildet. Die Spritzen
nadel ist im spitzen Winkel durch diese Abdeckscheibe hin
durchgeführt. Während der Behandlung der verbliebenen Epi
thelzellen gewinnt man auf diese Weise ein Kapseldiaphragma,
durch welches das Kapselinnere gegenüber den anderen intra
okularen Augenbestandteilen abgedeckt ist. Anstelle einer
steifen Kanüale kann auch ein flexibler Schlauch, z. B. aus
Silikonkautschuk zum Einbringen der Lösungen in die Linsen
kapsel vorgesehen sein.
Nach Beendigung der Behandlung wird das Neutralisations
mittel zusammen mit der neutralisierten, das Zellwachstum
zerstörenden Lösung durch die Kanüle bzw. den flexiblen
Schlauch, beispielsweise durch Absaugen aus der Linsenkapsel
wieder entfernt.
Anhand der beigefügten Figuren wird die Erfindung noch näher
erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel;
Fig. 2 ein zweites Ausführungsbeispiel; und
Fig. 3 ein drittes Ausführungsbeispiel.
Bei dem in der Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel
wird eine Kanüle 1, welche als steife Kanüle, beispielsweise
eine Spritze, ausgebildet sein kann, durch einen Schnitt in
der Hornhaut 6 in das Augeninnere eingesetzt. Die Kanüle 1
reicht bis in das Innere der Linsenkapsel 3, aus welcher die
eingetrübte Augenlinse im Verlauf der Kataraktoperation
bereits entfernt wurde. In vielen Fällen läßt es sich nicht
vermeiden, daß insbesondere in einem äquatorialen Bereich 4
der Linsenkapsel 3 noch Linsenepithelzellen zurückbleiben.
Dieser Kapselbereich ist in aller Regel durch die Iris 7
des Auges verdeckt, und von außen kann nicht wahrgenommen
werden, ob noch Linsenepithelzellen in diesem Bereich zu
rückgeblieben sind.
Wie die Fig. 1 weiter zeigt, ist am vorderen Ende der Kanüle
1 eine Abdeckscheibe 2 vorgesehen. Diese Abdeckscheibe 2 ist
in eine Öffnung der Linsenkapsel 3 eingesetzt. Durch diese
Öffnung ist der eingetrübte Linsenkörper aus der Linsen
kapsel 3 entfernt worden. Die Abdeckscheibe 2 dient zur Ab
deckung des Inneren der Linsenkapsel 3 gegenüber anderen
intraokularen Augenteilen, wie beispielsweise der Iris, der
Vorderkammer und auch dem Endothelium der Hornhaut 6.
Durch die Kanüle 1 wird eine Lösung 5, welche auf das Zell
wachstum der im Innern der Linsenkapsel 3 verbliebenen
Epithelzellen, insbesondere im äquatorialen Bereich 4,
hemmend wirkt, eingebracht. Diese Lösung wirkt etwa 20 bis 30
Sekunden auf die restlichen Linsenepithelzellen.
Dann wird durch die Kanüle 1 eine Neutralisationslösung für
diese Zellwachstum hemmende Lösung 5 in das Innere der Lin
senkapsel 3 eingebracht. Hierdurch verliert die Zellwachs
tum hemmende Lösung 5 ihre toxische Wirkung. Die Neutrali
sationslösung und die neutralisierte Zellwachstum hemmende
Lösung werden dann durch die Kanüle 1, beispielsweise durch
Absaugen, wieder aus dem Innern der Linsenkapsel 3 entfernt.
Es kann dann die Implantierung der Intraokularlinse erfolgen.
In der Fig. 2 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel darge
stellt, bei welchem die Kanüle 1 zwei Kanäle aufweist. Der
eine in der Kanülenmitte vorgesehene Kanal 8 dient zur Zu
führung der Zellwachstum hemmenden Lösung 5, und der zweite
Kanal 9 dient zur Zuführung des Neutralisationsmittels 10.
Das vordere Ende 11 des Kanals 8 ragt über den zweiten
Kanal 9 hinaus, so daß es in der unmittelbaren Nähe des
äquatorialen Bereichs 4 der Linsenkapsel 3 angeordnet wer
den kann. Dieses vordere Kanalende 11 kann eine Düse 12
aufweisen, durch die die Zellwachstum hemmende Lösung 5
unmittelbar auf die im äquatorialen Bereich 4 befindlichen
Linsenepithelzellen aufgesprüht werden kann. Gleichzeitig
wird durch den Kanal 9 die Neutralisationslösung 10 zuge
führt. Es kann auch hier, wie beim Ausführungsbeispiel der
Fig. 1, eine Abdeckscheibe 2 vorgesehen sein.
Wie die Fig. 2 zeigt, ist das vordere Kanalende 11 gegenüber
der Kanülenachse abgewinkelt, so daß die Düse 12 sich leich
ter in dem äquatorialen Bereich 4 des Kapselinneren anord
nen läßt und damit eine direkte Einwirkung auf die verblie
benen Linsenepithelzellen erzielt wird.
Auch bei dieser Ausführungsform wird dann das Neutrali
sationsmittel zusammen mit der neutralisierten Zellwachs
tum hemmenden Lösung bevorzugt durch den Kanal 9, beispiels
weise durch Absaugen, wieder aus dem Kapselinnern entfernt.
Bei dem in der Fig. 3 dargestellten Ausführungsbeispiel ist
beispielsweise mit Hilfe einer Injektionsspritze ein visko
elastischer Träger 13 mit der Zellwachstum hemmenden Lösung
in das Kapselinnere eingebracht. Nach der entsprechenden
Einwirkdauer wird dieser Träger 13 bzw. die viskoelastische
Lösung wieder entfernt. Diese viskoelastische Lösung kann
eine zweiprozentige Hydroxypropylmethylcelluloselösung oder
eine einprozentige Hyaluronsäurelösung sein.
Als Zellwachstum hemmende Lösung wird bevorzugt eine Lösung,
bestehend aus 0,1% SDS in destilliertem Wasser verwendet.
Als Neutralisationsmittel bzw. Verdünnungsmittel hierfür
eignen sich bevorzugt an das Kammerwasser angepaßte Lösun
gen, insbesondere isotone sterile Salzlösungen. Ein bevor
zugtes Ausführungsbeispiel hierfür ist folgende Lösung.
1 ml enthält
Natriumchlorid|6,4 mg | |
Kaliumchlorid | 0,75 mg |
Calciumchlorid · 2 H₂O | 0,48 mg |
Magnesiumchlorid · 6 H₂O | 0,3 mg |
Natriumacetat · 3 H₂O | 3,9 mg |
Natriumcitrat · 2 H₂O | 1,7 mg |
Claims (9)
1. Behandlungssystem zur Verhinderung von Nachstarbildung
nach einer Kataraktoperation, gekennzeichnet durch eine
Epithelzellwachstum hemmende Lösung, ein Neutralisations
mittel für diese Lösung und eine in die Linsenkapsel einer
Augenlinse einsetzbare Injektionseinrichtung, mit welcher
die das Epithelzellwachstum hemmende Lösung und das Neu
tralisationsmittel in die Linsenkapsel einbringbar sind.
2. Behandlungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß die das Epithelzellwachstum hemmende Lösung einen
oder mehrere der Bestandteile hypertone Kochsalzlösung,
destilliertes Wasser, 30%iges Ethanol oder n-Dodecylsulfat
Na-Salz-Lösung aufweist.
3. Behandlungssystem nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet
ferner durch eine viskoelastische Lösung oder ein form
stabiles Gel als Träger für die Epithelzellwachstum hemmende
Lösung.
4. Behandlungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß die Injektionseinrichtung eine in
die Linsenkapsel einsetzbare steife Kanüle aufweist.
5. Behandlungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß die Injektionseinrichtung einen
in die Linsenkapsel einsetzbaren flexiblen Schlauch auf
weist.
6. Behandlungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß die Injektionseinrichtung einen
Einspritzkanal für die das Epithelzellwachstum hemmende
Lösung und einen weiteren Einspritzkanal für das Neutrali
sationsmittel aufweist.
7. Behandlungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, da
durch gekennzeichnet, daß an der in die Linsenkapsel ein
setzbaren Kanüle eine Abdeckscheibe befestigt ist und die
30 Kanüle durch die Abdeckscheibe ragt.
8. Behandlungssystem nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Abdeckscheibe aus gummielastischem Material besteht.
9. Behandlungssystem nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Kanüle einen spitzen Winkel gegenüber der
Abdeckscheibe einnimmt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893906311 DE3906311A1 (de) | 1989-02-28 | 1989-02-28 | Behandlungsystem zur verhinderung von nachstarbildung nach einer kataraktoperation |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893906311 DE3906311A1 (de) | 1989-02-28 | 1989-02-28 | Behandlungsystem zur verhinderung von nachstarbildung nach einer kataraktoperation |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3906311A1 true DE3906311A1 (de) | 1990-08-30 |
DE3906311C2 DE3906311C2 (de) | 1990-12-06 |
Family
ID=6375151
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19893906311 Granted DE3906311A1 (de) | 1989-02-28 | 1989-02-28 | Behandlungsystem zur verhinderung von nachstarbildung nach einer kataraktoperation |
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Also Published As
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