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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Abflusshilfe, die in Gewebe eingebracht wird, um eine Flüssigkeitsabführung zu ermöglichen oder zu verbessern.
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Derartige Implantate zur Flüssigkeitsabführung sind nach dem Stand der Technik hinreichend bekannt. Während unter einem sogenannten Stent gewöhnlich gefäß- oder gewebeöffnende bzw. offenhaltende Abflusshilfen verstanden werden, dienen sogenannte Shunts als Abflusshilfe zu Überbrückungen bzw. Umgehungen natürlicher Abflusswege. Diese Funktionsbereiche können aber auch gleichzeitig ausgeübt werden bzw. sich überlagern. Der im Folgenden verwendete Begriff Shunt kann erfindungsgemäß beide Funktionen umfassen.
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Im vorliegenden Fall dient das Implantat daher also dem Zweck, neue Abflusskanäle zu erzeugen oder bestehende offen zu halten, um eine wirksame Drainage zu ermöglichen. Insbesondere ist das vorgeschlagene Implantat für die Glaukom-Behandlung zur Drainage von Kammerwasser von der Vorderkammer durch die Kornea, den Limbus oder die Sklera direkt auf die Augenoberfläche vorgesehen, im Folgenden direkte Drainage genannt. Die Implantate können als Abflusshilfen permanent im Körper verbleibend oder auch teilweise oder ganz aus bioresorbierbaren Substanzen bestehen, beispielsweise mit pharmazeutischer Wirkung.
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Unter einem Glaukom oder auch Grüner Star versteht man die Aushöhlung (Exkavation) des optischen Sehnervs. Der stetig fortschreitende Schaden am optischen Nerv verursacht eine ebenso stetige Verkleinerung des Gesichtsfeldes des Patienten. Dabei kommt es ohne Therapie meist zum völligen Verlust des Augenlichts.
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Die genaue Ursache von Glaukomen bzw. der beschriebenen Beschädigung des optischen Nervs ist momentan zwar noch nicht abschließend geklärt, jedoch wurde als der wahrscheinlichste Auslöser ein Anstieg des Augeninnendrucks durch einen verschlechterten Kammerwasserabfluss im Auge identifiziert. Infolge eines solchen verschlechterten Kammerwasserabflusses, d. h. eines erhöhten Abflusswiderstandes, kommt es zu einem Druckanstieg im Auge, bis der Kammerwasserabfluss bei dem nun erhöhten Augeninnendruck wieder im Gleichgewicht mit der Kammerwasserproduktion steht.
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Eine Verschlechterung des Kammerwasserabflusses kann beispielsweise verursacht sein durch eine Verengung des Kammerwinkels (Engwinkelglaukom) oder auch bei offenem Kammerwinkel (Offenwinkelglaukom) durch Veränderungen am Filtergewebe des Trabekelwerks oder gar dessen Verstopfung (beispielsweise beim Pseudoexfoliations- oder Pigmentglaukom), oder auch infolge einer Querschnittsreduzierung am Schlemmschen Kanals oder an nachfolgenden Sammelgefäßen oder im episkleralen Venensystem. Auch Veränderungen an Geweben im uveoskleralen Ausflusspfad können zu einer Verschlechterung des Kammerwasserabflusses führen.
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Bei Engwinkelglaukomen wird eine Absenkung des Augeninnendrucks meist direkt über chirurgische Eingriffe realisiert, wie beispielweise der Iridektomie.
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Bei Pseudoexfoliations- und Pigmentglaukomen werden oft durch Aspiration im Rahmen eines Eingriffs Verbesserungen im Kammerwasserabfluss realisiert.
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Im Bereich des Offenwinkelglaukoms werden Absenkungen des Augeninnendrucks zur Glaukomtherapie meist zunächst medikamentös angestrebt, d. h. über Substanzen, die entweder die Kammerwasserproduktion reduzieren (z. B. Betablocker) oder aber den Abfluss durch die Gewebe der Abflusspfade verbessern (z. B. Prostaglandine).
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Zusätzlich kann auch über Lasertrabekuloplastien (Selektive Lasertrabekuloplastie - SLT, Argon Lasertrabekuloplastie - ALT, Excimer Lasertrabekuloplastie - ELT) eine Verbesserung des trabekulären Abflusses erzielt werden.
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Weiterhin bekannt sind Kanaloplastien, bei denen der Schlemmsche Kanal geweitet wird. Bei weiterem Voranschreiten des Glaukoms wird z.T. eine Trabektomie (partielles Wegscheiden des Trabekelwerks) oder auch eine partielle Koagulation des kammerwasserproduzierenden Ziliarkörpergewebes in Erwägung gezogen, beispielsweise in Form der Zyklophotokoagulation (CPC), der Zyklokryokoagulation (CKC) oder auch der Ultraschallzyklokoagulation (UCC).
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Sind diese Maßnahmen nicht anwendbar oder nicht ausreichend, wird dann meist auf Filtrationschirurgie zurückgegriffen, beispielsweise in Form der Trabekulektomie, bei der ein künstlicher Abflussweg in ein Sickerkissen unter der Bindehaut realisiert wird.
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Für die Therapie eines fortgeschrittenen Grünen Stars gilt die Trabekulektomie als Standardprozedur, obwohl die Komplikationsrate infolge der Körperreaktionen (Vernarbungen) relativ hoch ist, der Vernarbungsprozess über den intraoperativen Einsatz von Antifibrotika gesteuert werden muss und oft trotzdem Nachsorgemaßnahmen (Needling) nötig werden.
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Darüber hinaus kommen noch größere Implantate (Tube-shunts) zum Einsatz, bei denen über einen Schlauch Kammerwasser zu einer Drainageplatte (plate) geleitet wird, die auf der Sklera, aber unterhalb Bindehaut meist durch Vernähen befestigt wird, und aus der das Kammerwasser in ein Sickerkissen unter der Augenoberfläche geleitet wird (Baerveldt Implant u.a.). Diese Implantate können zusätzlich auch Ventilwirkungen besitzen (Ahmed Valve).
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Im Stand der Technik sind in den letzten Jahren darüber hinaus weitere Formen der chirurgischen Glaukomtherapie mit reduzierter Invasivität bekannt geworden, die günstigere Drucksenkungspotentiale gegenüber reduzierten Komplikationsraten bieten sollen, beispielsweise über den Einsatz minimalinvasiver Stents und Shunts (beispielsweise zur Überbrückung des Trabekelwerks und zum Offenhalten des Schlemmschen Kanals (iStent, HYDRUS) oder auch zur Ableitung in den Supraziliarraum (CYPASS) oder in den Subkonjunktivalraum (XEN, MicroShunt) hinein. Stents bzw. Shunts können weiterhin aus porösen Materialien aufgebaut sein und auch in Abhängigkeit vom Augeninnendruck regelbar ausgeführt sein (
US 8,926,510 B2 ). Oben genannte chirurgische Eingriffe werden dabei in ab-interno und ab-externo Eingriffe eingeteilt, je nachdem ob die Manipulation oder auch Implantation vom Augeninneren oder -äußeren her durchgeführt wird. Beispielsweise können Kanaloplastien als ab-interno oder auch ab-externo Eingriffe durchgeführt werden. Beispiele für ab-interno implantierbare Abführhilfen sind iStent, HYRUS, CYPASS und XEN, sowie der MicroShunt als Beispiel für eine ab-externo implantierbare Abführhilfe.
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Beispielhaft wird weiterhin auf die Schriften
US 6,881,198 B2 und
US 3,788,327 A verwiesen, in denen entsprechende chirurgische Implantate zur Absenkung des Augeninnendruckes durch Abflusses von überschüssigem Kammerwasser beschrieben werden. Diese chirurgischen Implantate in Form von Stents nutzen eine direkte Drainage durch die Kornea, den Limbus oder die Sklera. Die Stents umfassen ferner eine Filtermembran um ein definiertes Ausströmen zu gewährleisten.
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Auch in der
WO 2016/109639 A2 werden Vorrichtungen zur Behandlung von Glaukom beschrieben, allerdings liegt das Augenmerk hierbei auf zusätzlichen Maßnahmen zur sicheren Verankerung derartiger Stents im Gewebe.
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Nachteilig wirkt sich bei den genannten Lösungen aus, dass die Rückhaltemittel der beschriebenen Stents das umgebende Gewebe lokal sehr stark beanspruchen und die Gefahr des Herausreißens bergen. Für ein Entfernen oder einen Austauschen müssen die Rückhaltemittel überwunden werden, was eine extreme Gewebebelastung und mögliche Schäden bei Entfernung oder Wechsel zur Folge hat.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Shunt-Implantat zu entwickeln, mit dem die Nachteile der bekannten Lösungen behoben werden.
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Insbesondere soll die Lösung so gestaltet sein, dass ein Entfernen oder Austauschen problemlos, d. h. ohne größere Gewebebelastung möglich ist und trotzdem eine sichere Halterung des Implantats gewährleistet werden kann.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit dem Shunt-Implantat für die Glaukom-Behandlung zur direkten Drainage durch die Kornea, den Limbus oder die Sklera, dadurch gelöst, dass das Shunt-Implantat aus mindestens einer inneren und einer äußeren Komponente besteht, die nach dem Einbringen miteinander verbunden werden. Die äußere Komponenten wird dabei vom Augenäußeren her, d. h. ab-externo, eingesetzt und/oder manipuliert, und die innere Komponente vom Augeninneren her, d.h. ab-interno. Das bedeutet, dass die erfindungsgemäße Lösung eine minimalinvasive Glaukomtherapie durch einen kombinierten ab-interno/ab-externo Eingriff ermöglicht, der die Überwindung der bekannten Nachteile der entweder ab-interno oder ab-externo durchgeführten Implantationen überwindet.
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Als Verbindung werden Clipmechanismen oder Gewinde bevorzugt. Alternativ sind magnetische Verbindung, Aufstecken, Aufschrumpfen, Verschweißung oder Verklebung möglich. Letztere können so gestaltet werden, dass sie im Falle einer Entfernung des Shunt-Implantats gelöst werden können (z. B. durch Zerbrechen durch Verdrehen der Teile des Shunt-Implantats gegeneinander), ohne das Gewebe inakzeptabel zu belasten.
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Einer vorteilhaften Ausgestaltung entsprechend verfügt die mindestens eine innere Komponente des Shunt-Implantats über ein Druckminderungselement, welches patientenspezifisch ausgeführt und/oder wechselbar ausgeführt ist.
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Vorteilhafter Weise sind die Komponenten des Shunt-Implantats in verschiedenen Abmessungen vorhanden, wodurch eine Anpassung an unterschiedliche Dicken von Hornhaut oder Sklera gewährleistet werden kann.
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Einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung entsprechend verfügt mindestens eine der Komponenten des Shunt-Implantats über ein Druckmessmittel, welches vorzugsweise passiv auslesbar ist.
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Die vorliegende Erfindung ist insbesondere für die Glaukom-Behandlung zur direkten Drainage durch die Kornea, den Limbus oder die Sklera vorgesehen. Allerdings kann er auch überall dort eingesetzt werden, wo verengte Gefäße oder Kanäle gedehnt bzw. offen gehalten werden sollen, um eine wirksame Drainage zu ermöglichen.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Dazu zeigen
- 1: einen Inserter mit einer inneren Komponente des Shunt-Implantats,
- 2: einen durch eine Mikroinzision am Limbus eingeführten Inserter zur Platzierung der inneren Komponente des Shunt-Implantats,
- 3: einen aus einer inneren und einer äußeren Komponente bestehendes erfindungsgemäße Shunt-Implantat und
- 4: erfindungsgemäße Shunt-Implantate als Einfach- oder auch Mehrfach-Implantat.
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Erfindungsgemäß besteht das Shunt-Implantat für die Glaukom-Behandlung zur direkten Drainage durch die Kornea, den Limbus oder die Sklera, aus mindestens einer inneren und einer äußeren Komponente, die nach dem Einbringen miteinander verbunden werden. Dabei kann der Querschnitt des Shunt-Implantats rund, oval oder auch eckig ausgebildet sein. Alternativ kann ein Implantat auch aus einem porösen Material gebildet sein, so dass er keinen freien inneren Durchmesser aufweist. Vorteilhaft ist, wenn das Implantat ganz oder teilweise aus einem Material besteht, dass für natürliches und/oder künstliches ultraviolettes Licht durchlässig ist, welches eine desinfizierende Wirkung auf und im Implantat hat. Insbesondere eine Durchlässigkeit für Licht im Bereich von 390..470nm ist zur Deaktivierung von Bakterien und Pilzen vorteilhaft bei gleichzeitig geringer Zytotoxicitiät für das umgebende Gewebe, insbesondere für Licht um 405 nm Wellenlänge.
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Einer ersten vorteilhaften Ausgestaltung entsprechend ist das Werkzeug zum Einbringen der mindestens einen inneren Komponente des Shunt-Implantats ein Inserter durch eine Mikroinzision. Unter Mikroinzision sind Kleinschnitttechniken zu verstehen, wie sie für moderne Katarakt-OPs üblich ist (MICS-micro incision cataract surgery). Diese weisen meist Schnittbreiten von üblicherweise unter 1,8mm auf und werden so ausgeführt, dass die Schnitte sich nach Entfernung des chirurgischen Werkezeugs selbst wieder schließen und ohne Notwendigkeit einer Naht ausreichend dicht sind. Mit Hilfe einer Mikroinzision erhält man im Stand der Technik beispielsweise auch Zugriff zum Schlemmschen Kanal, welcher ringförmig im Kammerwinkel um die Regenbogenhaut (Iris) verläuft. Durch solche Schnitte kann im Stand der Technik beispielsweise auch ab-interno ein Mikrokatheter in den Schlemmschen Kanal eingeführt um diesen zu weiten
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Aus der modernen Katarakt-Behandlung sind Inserter nicht nur für das Einsetzen von Intraokularlinsen (IOLs) durch Mikroinzisionen bekannt, sondern auch zur Implantierung von minimalinvasiven Glaukom-Stents in Trabekelwerke (iStent G2). Inserter sind medizinische Instrumente, die ein zu implantierendes Objekt enthalten und durch einen Auslösemechanismus in das Zielgewebe einbringen können.
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Dazu wird der Inserter beispielsweise durch eine Mikroinzision eingeführt, um das zu implantierende Objekt im betreffenden Zielgewebe zu platzieren.
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Mikroinzisionen werden beispielsweise durch eine Lanzette erzeugt. Es ist aber auch möglich dafür ein ophthalmologisches Lasertherapiegerät zu verwenden. Derartige ophthalmologische Lasertherapiegeräte verfügen in der Regel über eine Lasereinrichtung mit einer Laserquelle zur Erzeugung eines gepulsten Laserstrahls, eine Fokussiervorrichtung zum Fokussieren des gepulsten Laserstrahls in einem Fokus sowie einer Scanvorrichtung zum Scannen des Fokus des gepulsten Laserstrahls insbesondere in der Kornea, dem Limbus und/oder der Sklera eines Patientenauges. Dabei wird das betreffende Gewebe mit Hilfe des gepulsten Laserstrahls modifiziert, mikrostrukturiert oder durchtrennt.
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Hierfür bietet sich die Verwendung einer Planungseinrichtung zur Erzeugung von Steuerdaten für ein ophthalmologisches Lasertherapiegerät an, welche eine Lasereinrichtung mit einer Laserquelle zur Erzeugung eines gepulsten Laserstrahls, eine Fokussiervorrichtung zum Fokussieren des gepulsten Laserstrahls in einem Fokus sowie eine Scanvorrichtung zum Scannen des Fokus des gepulsten Laserstrahls in einem Gewebe eines Patientenauges, insbesondere in dessen Kornea, dessen Limbus und/oder deren Sklera, zum Modifizieren, Mikrostrukturieren oder Durchtrennen des Gewebes entlang eines Scanmusters von Fokusspots des Fokus des gepulsten Laserstrahls gemäß der Steuerdaten sowie eine Steuereinheit zur Steuerung des ophthalmologischen Lasertherapiegeräts mittels der Steuerdaten aufweist.
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Die Planungseinrichtung umfasst dazu eine Schnittstelle zum Zuführen von Daten der Charakterisierung des Patientenauges, insbesondere dessen Kornea, dessen Limbus und/oder deren Sklera, sowie zum Zuführen von Daten eines Modells eines Shunt-Implantats für die drucksenkende Überbrückung der Kornea und/oder zum Zuführen von Daten einer in der Kornea, dem Limbus und/ oder der Sklera zu erzeugenden Struktur zur drucksenkenden Überbrückung der Kornea, und eine Schnittstelle zum Abführen der Steuerdaten an eine Steuereinheit des ophthalmologischen Lasertherapiegeräts.
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Weiterhin ist eine solche Planungseinrichtung ausgebildet, aus den zugeführten Daten Steuerdaten für das Scanmuster des Fokus in einem Gewebe des Patientenauges, insbesondere in dessen Kornea, dessen Limbus und/oder deren Sklera zu erzeugen, mit denen das ophthalmologische Lasertherapiegerät so steuerbar ist, dass eine Struktur zur drucksenkenden Überbrückung der Kornea im Gewebe des Patientenauges erzeugbar ist, und/oder eine Struktur zur Aufnahme des Shunt-Implantats für die drucksenkende Überbrückung der Kornea erzeugbar ist.
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Während der Inserter bei der Katarakt-OP die Intraokularlinse enthält, beinhaltet er im vorliegenden Fall die mindestens eine innere Komponente des Shunt-Implantats, welche über einen Schiebe- oder Federmechanismus platziert wird.
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Hierzu zeigt die 1 einen Inserter zur Einführung einer inneren Komponente des Shunt-Implantats, beispielsweise durch eine Mikroinzision.
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Die linke Abbildung zeigt den Inserter 6 mit Schiebemechanismus 7 und der im Innern befindlichen inneren Komponente 1 des Shunt-Implantats. Die innere Komponente 1 verfügt dabei über eine Falthaptik 4, die in der rechten Abbildung entfaltet dargestellt ist.
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Erfindungsgemäß wird nach Einführen des Inserters, beispielsweise durch eine Mikroinzision am Limbus mindestens eine innere Komponente des Shunt-Implantats mit Hilfe des Inserters an einer Gewebestelle am Limbus, an der Kornea oder Sklera positioniert und dort bevorzugt eine weitere Mikroinzision dort eingeführt. Besonders günstig ist, wenn diese zweite Mikroinzision in der Vorderkammer ca. gegenüber der ersten Mikroinzision liegt, da diese dann gut mit dem Inserter erreicht wird. Diese zweite Mikroinzision kann durch ein chirurgischen Werkzeug ab-interno oder ab-externo für das einzuführende Implantat geöffnet werden oder aber auch eine Gewebeöffnung durch eine Schnitt- oder Stichwirkung des Inserters oder des Implantats selbst realisiert werden.
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Hierzu zeigt die 2 einen durch eine (erste) Mikroinzision am Limbus 10 eingeführten Inserter 6 mit Schiebemechanismus 7 zur Platzierung der inneren Komponente 1 des Shunt-Implantats. Die Abbildung zeigt neben dem Inserter 6 und der inneren Komponente 1 des Shunt-Implantats auch dessen äußere Komponente 2.
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Einer zweiten vorteilhaften Ausgestaltung entsprechend verfügt die mindestens eine innere Komponente des Shunt-Implantats über Falthaptiken. Die Falthaptiken werden im Inserter eingefaltet gehalten bis die mindestens eine innere Komponente des Shunt-Implantats beispielsweise mittels eines Vorschubelementes aus dem Inserter ausgeschoben und positioniert wird.
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Die eingefaltete Positionierung der mindestens einen inneren Komponente des Shunt-Implantats kann dadurch vereinfacht werden, dass das Shunt-Implantat über entsprechende Einbuchtungen für die Falthaptiken verfügt.
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Dadurch wird ein möglichst enges Anlegen beim Einführen in den Inserter ermöglicht. Außerdem kann der Querschnitt des Inserters ebenso minimiert werden wie die dafür erforderliche Mikroinzision.
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Bevorzugt verursacht die Falthaptik nach der Implantation eine leichte Federwirkung auf das kombinierte Implantat, so dass dieses an der Kornea angelegt gehalten wird. Dies ist insbesondere vorteilhaft zur Minimierung von Reibungen auf der Augenoberfläche beim Lidschluss. Teile der inneren oder äußeren Komponenten, beispielsweise die Falthaptiken, können zur besseren Druckverteilung auf das Gewebe flächig ausgeführt werden, können aber zusätzlich weiterhin für Augenflüssigkeiten (Kammerwasser, Tränenfilmflüssigkeit) permeabel ausgeführt sein oder Poren oder Öffnungen aufweisen, um den Stoffwechseln der kontaktierten Gewebe möglichst wenig zu beeinträchtigen.
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Einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung entsprechend verfügt die mindestens eine innere Komponente des Shunt-Implantats über ein Druckminderungselement, welches vorzugsweise patientenspezifisch und/oder wechselbar ausgeführt ist.
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Die Positionierung des Druckminderungselementes in der mindestens einen inneren Komponente des Shunt-Implantats hat den Vorteil, dass selbst im Falle eines Verlustes der mindestens einen äußeren Komponente die Einhaltung eines sicheren Druckniveaus gewährleistet wird.
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Einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung entsprechend sind die mindestens eine innere und eine äußere Komponente des Shunt-Implantats mittels eines Clipmechanismus oder durch ein Gewinde verbunden. Dabei kann der Clipmechanismus als formschlüssig, federnd gelagertes Element ausgeführt sein.
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Hierzu zeigt die 3 ein aus einer inneren und einer äußeren Komponente bestehendes erfindungsgemäßes Shunt-Implantat im offenen und geschlossenen Zustand. Während die beiden Komponente des Shunt-Implantats in der oberen Abbildung noch nicht verbunden sind, zeigt die untere Abbildung die verbunden beiden Komponenten des Shunt-Implantats.
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Das Shunt-Implantat besteht aus einer inneren Komponente 1 und einer äußeren Komponente 2, die zur direkten Drainage durch die Kornea 3 miteinander verbunden werden. Wie erläutert, kann das Shunt-Implantat auch alternativ am Limbus oder auch durch die Sklera angebracht werden, Die innere Komponente 1 verfügt dabei über Falthaptiken 4, die sich an die Innenwand der Kornea 3 anschmiegen und dabei eine leichte Federwirkung ausgeübt. Die Verbindung der beiden Komponenten 1 und 2 erfolgt über einen Clipmechanismus 5.
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Besonders bevorzugt ist die Verbindung zwischen der mindestens einen inneren und der mindestens einen äußeren Komponente des Shunt Drainage-Implantats reversibel ausgeführt, so dass die Komponenten wieder getrennt und erneuert oder getauscht werden können.
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Dies hat den Vorteil, dass die Komponenten des Shunt-Implantats beispielsweise an den Krankheitsverlauf angepasst oder entfernt werden können.
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Durch die Verbindung der beiden Komponenten des Shunt-Implantats wird das Gewebe nicht durch erforderliche Rückhalteelemente zusätzlich beansprucht. Durch die damit verbunden größere Rückhaltewirkung, kann die Oberfläche des Implantats insbesondere um den Auslassbereich vergrößert werden, so dass der Bewuchs durch Epithelzellen verhindert wird. Dies ist insbesondere im Bereich der Öffnungen des Implantats unerwünscht, während ein Heranwachsen der Zellen am Rand der Rückhalteelement, insbesondere auf der Augenoberfläche, zur Glättung der Übergangszone vorteilhaft sein kann, um das Fremdkörpergefühl bei Lidschluss zu vermeiden oder zu reduzieren.
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Vorteilhaft ist in diesem Zusammenhang ebenfalls, dass die Komponenten des Shunt-Implantats in verschiedenen Abmessungen vorhanden sind. Dies ermöglicht eine exakte Anpassung an unterschiedliche Dicken von Hornhaut oder Sklera.
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Dabei kann die Vermessung der Dicke der Hornhaut oder Sklera beispielsweise mittels OCT- oder Ultraschall-Technologie erfolgen um im Anschluss ein entsprechendes Shunt-Implantat an die ermittelte Dicke anzupassen.
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Einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung entsprechend verfügt mindestens eine der Komponenten des Shunt-Implantats über ein Druckmessmittel, welches vorzugsweise passiv auslesbar ist.
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Für ein passives Auslesen ist beispielsweise die RFID-Technologie (englisch: radio-frequency identification) nutzbar, bei der eine Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen erfolgt. Bei RFID-Systemen wird der in einem Transponder enthaltene Code oder Messwert von einem Lesegerät berührungslos ausgelesen.
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Des Weiteren ist es von Vorteil, dass sich die vorgeschlagene Lösung nicht nur auf Einzel-Implantate beschränkt, vielmehr ist es auch möglich die innere und äußere Komponente so auszuführen, dass Doppel- oder Mehrfach-Implantate realisiert werden.
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Hierzu zeigt die 4 erfindungsgemäße Shunt-Implantate als Einfach- und Doppel-Implantat. Dargestellt sind hier ein Doppel-Implantat 8 (linke Abbildung) und ein Einfach-Implantat 9 (rechte Abbildung), die in der Kornea 3 verankert sind.
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Während die inneren Komponenten des Shunt-Implantats mittels Inserter für eine Mikroinzision einzeln platziert werden, wird die eine äußere Komponente hier per Clipmechanismus befestigt. Doppel- oder Mehrfach-Implantate ermöglichen durch mehrfache, parallelisierte Auslasskanäle eine sicherere Drainagewirkung und bieten zudem eine noch größere Stabilität.
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Mit der erfindungsgemäßen Lösung wird ein Shunt-Implantat für die Glaukom-Behandlung zur Verfügung gestellt mit dem eine direkte Drainage durch die Kornea, den Limbus oder die Sklera erfolgen kann, die die Nachteile der im Stand der Technik bekannten Lösungen nicht aufweist.
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Die besondere Gestaltung aus mindestens zwei Komponenten ermöglicht es, das Shunt-Implantat oder auch nur Komponenten davon problemlos wieder zu entfernen oder auszutauschen. Die Gewebebelastung ist dadurch insbesondere auch beim Entfernen äußerst gering.
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Die vergrößerte Ein- und Auslassflächen dienen einem sichereren Halt, einer geringeren Gewebebelastung und verringern oder verhindern zudem einen Zellbewuchs, insbesondere im Ein- und Auslassbereich des Shunt-Implantats.
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Das Shunt-Implantat kann weiterhin so ausgeführt werden, dass zumindest ein Teil eine die Einführung unterstützende Schnitt oder Stichwirkung ausführen kann (beispielsweise Klinge, Spitze am Innenteil) und diese nach der Verbindung mit einem weiteren Implantat deaktiviert bzw. gesichert ist, beispielsweise abgedeckt durch das aufgeschraubte Außenteil.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 8926510 B2 [0015]
- US 6881198 B2 [0016]
- US 3788327 A [0016]
- WO 2016/109639 A2 [0017]