DE3811472A1 - Verfahren zur aufarbeitung von metallchloridloesungen - Google Patents
Verfahren zur aufarbeitung von metallchloridloesungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufarbeitung von
Metallchloridlösungen mittels Elektrolyse zur Verwertung der
beim Beizen von Metallen mit Salzsäure anfallenden Lösungen
eines oder mehrerer Metallchloride, zur Herstellung von Legie
rungen oder zur direkten hydrometallurgischen Metallgewinnung.
Bestimmte Stahlsorten und andere Metalle werden vorzugsweise
mit Salzsäure gebeizt. Für die dabei anfallenden Metall
chloridlösungen besteht oft keine ökonomisch rentable Ver
arbeitungsmöglichkeit. Neben einer Verwendung als Fällmittel
in der Wasserwirtschaft erfolgt zumeist eine energieaufwendige
thermische Zersetzung zu Metalloxiden, die teilweise als Farb
pigment verwendet oder wieder einer Verhüttung zugeführt wer
den. Eine elektrolytische Aufarbeitung wie bei Eisensulfat
lösungen gemäß US-PS 39 69 207 (J. KERTI u. a.) aus der Schwe
felsäurebeize ist nicht möglich, da anodisch Chlor entsteht,
das billige Anodenmaterial Blei nicht in Chloridelektrolyten
eingesetzt werden kann und bei Verwendung von teuren di
mensionsstabilen Anoden aus der Chloralkalielektrolyse der
gasdichte Aufbau der Elektrolysezelle sehr aufwendig wäre.
DE-OS 25 52 512 ist ein typisches Beispiel für die Chlorge
winnung durch Elektrolyse von Metallchloriden. Das anodisch
entstehende Chlor wird abgesaugt. Das Verfahren ist nur für
die Aufarbeitung großer Mengen von Metallchloridlösungen ge
eignet, da Anlagen zur Reinigung, Speicherung und Transport
des Chlors vorhanden sein müssen. Aus diesem Grund werden Me
tallchloridlösungen aus Beizbädern bis heute nicht elektroly
tisch im direkten Kreislauf aufgearbeitet. Die Salzsäure für
den Beizprozeß muß also ständig durch neue Säure ergänzt bzw.
die Metallchloridlösung thermisch zu Oxiden und Salzsäure
zersetzt werden.
Die Literatur zeigt, welche Anstrengungen unternommen worden
sind, um die Oxidation von Chloridionen an der Anode zu ver
meiden bzw. um das anodisch entstehende Chlor der Elektrolyse
zuzuführen. So werden z. B. nach DE-OS 25 39 137, DE-OS 29 43 533,
JP 59-11 892, JP 59-11 893, JP 59-11 894 die Verwendung von Mem
branen und Diaphragmen vorgeschlagen, die Chloridionen von der
Anode fernzuhalten. Zur Verhinderung der Bildung von höherwerti
gen Metallionen werden dem Elektrolyten Stabilisatoren und
weitere Zusätze beigegeben.
GB-15 76 280 beschreibt in einer 3-Kammerzelle mit Ionenaustau
schermembran und Diaphragma die Rückgewinnung von Salzsäure
im Mittelraum. Die anodische Oxydation von Eisen zu Fe3+-Ionen
wird ausgenutzt, um es aus der Salzsäure in Form eines Chlor
komplexes mit organischen Lösungsmitteln zu extrahieren. Damit
kann eine reine Salzsäure gewonnen werden.
In EP 01 70 632 wird bei der Elektrolyse chloridischer Bäder die
Salzsäure dadurch zurückgewonnen, daß das anodisch entstehende
Chlor mit Wasserstoff zu Salzsäure umgesetzt wird. Das er
scheint zugleich teuer und aufwendig. Der Aufwand für das
Absaugen von Chlor und dessen Bindung bzw. Verwendung wird in
der Patentliteratur (so auch in DE-OS 25 52 512, s. o.) nicht
weiter ausgeführt.
Wenn es gelingt, chloridhaltige Bäder ohne anodische Chlor
entwicklung aufzuarbeiten, dann ist die Verwendung einer der
artigen Verfahrensstufe auch über die Aufarbeitung von Abpro
dukten hinaus in solchen Verfahren möglich, in denen die
Kopplung einer Vor- bzw. Zwischenstufe (Herstellung einer
Metallchloridlösung) mit der Aufarbeitung einer derartigen
Lösung ökonomisch günstige Bedingungen schafft. Derartige
Kopplungen sind z. B. für die direkte hydrometallurgische
Metallgewinnung typisch.
Beispielsweise kann Zinksulfidkonzentrat bereits mit Salzsäu
relösungen, welche um 1% freie HCl enthalten, gelaugt werden.
Damit wäre die Kopplung einer solchen Stufe mit der Aufberei
tung der entstehenden Metallchloridlösung offensichtlich vor
teilhafter als der Weg über die bekannte Drucklaugung von
Zinkblendekonzentrat mit Schwefelsäure unter Sauerstoffüber
druck in Autoklaven bei Temperaturen um 150°C und die Aufar
beitung des schwefelsäurereichen Elektrolyten.
Zur Zinkelektrolyse aus chloridischen Lösungen sind einige
Verfahren bekannt. Als Anoden kommen lediglich Graphit und die
teuren dimensionsstabilen Anoden in Frage. Allerdings beste
hen, wie bereits ausgeführt, erhebliche Probleme aufgrund der
anodischen Chlorentwicklung.
Es zeigt sich, daß für eine ökonomische Aufbereitung von
Metallchloridlösungen mittels Elektrolyse eine Lösung zu fin
den ist, bei der die anodische Chlorentwicklung vermieden wird
und die selbstverständlich auch langzeitstabil arbeitet.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß für die
Elektrolyse eine wolframcarbid-katalysierte Wasserstoffdiffu
sionselektrode als Anode verwendet wird.
An diesen Anoden wird nach (1) gasförmiger Wasserstoff direkt
zu Wasserstoffionen oxidiert, so daß
H2 = 2 H⁺ + 2 e-; U eq = 0,00 V (1)
beispielsweise im Vergleich zum Anodenvorgang bei der Eisen
sulfatelektrolyse (2)
H2O = 2 H⁺ + 1/2 O2 + 2 e-; U eq = 1,23 V (2)
bzw. der Chlorentwicklung in einer Eisenchloridelektrolyse (3)
2 Cl- = Cl2 + 2 e-; U eq = 1,36 V (3)
ein bedeutend niedrigeres Anodenpotential realisiert wird. Da
bei der erfindungsgemäßen Verwendung von Wasserstoffdiffu
sionsanoden die Chloridionen aufgrund des niedrigen Anodenpo
tentials nicht entladen werden, wird im Anodenraum Salzsäure
produziert, die wieder zum Beizen verwendet werden kann. Das
oder die Metalle werden kathodisch in guter Qualität abge
schieden.
Demzufolge resultiert bei der Kombination Beizbad-Elektrolyse
mit Wasserstoffdiffusionsanoden folgende Bruttoreaktion (mit
Eisen als Metall):
FeO + 2 HCl = FeCl2 + H2O
FeCl2 + H2 = Fe + 2 HCl
FeCl2 + H2 = Fe + 2 HCl
FeO + H2 = Fe + H2O
Von besonderer Bedeutung ist die Verwendung einer wolfram
carbid-katalysierten Wasserstoffdiffusionselektrode. Zum einen
sind die Wolframoxide die eigentlichen katalytischen Verbin
dungen. Sie sind an der Oberfläche des Wolframcarbids immer
vorhanden. Zum anderen wurde überraschend eine hohe Langzeit
stabilität festgestellt. Bisher war angenommen worden, daß
die Wolframoxide einer starken Korrosion unterliegen und auch
dementsprechend Verunreinigungen gebildet werden. Die Lebens
dauer von wolframcarbid-katalysierten Wasserstoffdiffusions
elektroden wurde bisher als nicht ausreichend eingeschätzt. Im
Gegensatz hierzu konnte von den Autoren festgestellt werden,
daß die getesteten wolframcarbidkatalysierten Wasserstoffano
den über einen langen Zeitraum von mehr als 7000 Stunden im
chloridischen Elektrolyten bei konstantem Potential arbeite
ten und die Metalle sauber an der Kathode abgeschieden werden.
Damit wird es insgesamt möglich, Metallchloridlösungen ökono
misch aufzuarbeiten.
Vorzugsweise sollte eine mit einem Diaphragma umhüllte wolf
ramcarbid-katalysierte Wasserstoffdiffusionselektrode einge
setzt werden, um den Zutritt von anodisch gebildeten Wasser
stoffionen zur Kathode einzuschränken.
Das Wasser kann durch atmosphärische Verdampfung im Beizbad
bzw. durch eine Aufkonzentrierung des Elektrolyten in Kombi
nation mit der Nutzung der Elektrolyseabwärme, aus dem Kreis
lauf entfernt werden, um eine Verdünnung der Beizlösung zu
verhindern.
Als Elektrolysegefäße können die in der Metallgewinnungselek
trolyse üblichen Zellen verwendet werden, die Kathoden perio
disch gezogen und durch neue Grundbleche ersetzt werden.
Bei der Aufarbeitung von Eisenchloridlösungen wird das Elek
trolyteisen zur Vermeidung einer schnellen Korrosion unter
Schutzgas eingeschmolzen und der vorgesehenen Verwendung zuge
führt. In analoger Weise ist auch eine Aufarbeitung anderer
Metallchloride möglich.
Es hat sich gezeigt, daß auch Legierungen ohne komplizierte
Elektrolytzusammensetzungen mit Puffern, Komplexbildnern und
Inhibitoren aus Mehrmetallchloridlösungen abgeschieden werden
können.
Das Verfahren kann auch sehr vorteilhaft für die hydrometal
lurgische Gewinnung von Metallen mittels Elektrolyse aus chlo
ridischen Bändern verwendet werden. Beispielsweise kann ein
Ansatz von Zinksulfidkonzentrat und Salzsäure in geschlossenen
Behältern gelaugt und der entstehende Schwefelwasserstoff
entweder zu Schwefel oder Schwefelsäure (bzw. SO2) weiter
verarbeitet werden. Anstelle reiner Salzsäure kann direkt der
saure Endelektrolyt aus der Elektrolyse verwendet werden.
Im Vergleich zu den Anodenreaktionen bei bisherigen Zinkelek
trolyseverfahren aus dem Sulfatelektrolyten bzw. aus dem Chlo
ridelektrolyten kann ein bedeutend niedrigeres Anodenpotential
und damit ein beträchtlicher Energiegewinn realisiert werden.
Vor allem aber entwickelt sich anodisch kein Chlor. Die im
Anodenraum produzierte Salzsäure wird wieder der Laugung zuge
führt.
Das Zink wird in der üblichen Weise auf Aluminium abgeschie
den, in bestimmten Zeitabständen abgezogen und weiterverarbei
tet. Der Schwefel kann entsprechend den wirtschaftlichen Er
fordernissen weiterverwendet werden.
Die Erfindung wird nachfolgend in einigen Ausführungsbeispie
len näher dargestellt.
In einem thermostatierbaren Elektrolysegefäß wurde eine Was
serstoffdiffusionsanode und ein Eisenblech als Kathode ange
ordnet. Die Wasserstoffdiffusionsanode bestand aus einem
flachen Kunststoffkasten bzw. in bipolarer Bauweise einem
flachen Rahmen, welcher zwei Flansche zur Wasserstoffzu- und
-abführung trug. Die in diesem Rahmen gasdicht eingeklebte
Gasdiffusionselektrode wurde aus einer Mischung von Wolfram
carbidpulver, Ruß, Aktivkohle und Polytetrafluorethylen im
Verhältnis 80/10/5/5 gepreßt. Zur Verstärkung und Stromab
leitung wurde ein korrosionsfestes Metallnetz integriert. Der
Wasserstoffüberdruck betrug 6,7 kPa. Der Elektrolytraum war
durch ein säurebeständiges Gewebe in Anoden- und Kathodenraum
geteilt. Der Elektrolyt, welcher in den Kathodenraum eintrat,
hatte eine Zusammensetzung von 130 g Fe/l und 2 g HCl/l. Durch
das Hintereinanderschalten mehrerer Zellen wurde eine Ab
reicherung des Eisens auf 10 g/l und eine Anreicherung der
Salzsäure auf 76 g/l erreicht. Dabei durchfloß der Elektrolyt
zuerst die Kathoden- und anschließend die Anodenräume. Die
anodische Stromausbeute betrug 100%, da keine anodische Oxyda
tion von Eisen(II)- zu Eisen(III)-Ionen auftritt wie bei der
Verwendung von Bleianoden in traditionellen Elektrolysen. Die
kathodische Stromausbeute betrug 85%. Die Stromdichte hatte
einen Wert von 40 mA/cm2. Die Zellspannung lag bei 1,1 V, die
Elektrolyttemperatur wurde auf 80°C gehalten.
Abfälle von Eisen-Chrom-Nickel-Stahl wurden in siedender Salz
säure gelöst. Der Chromgehalt wurde durch Zugabe von
CrCl3 · 6 H2O auf einen höheren Wert als im Stahl eingestellt.
Der Lösung wurde Natriumcitrat zugesetzt, und in einer Elek
trolysezelle gemäß Beispiel 1 auf einem Eisengrundblech eine
Eisen-Chrom-Nickel-Legierung abgeschieden. Die Stromdichte
betrug 100 mA/cm2, die Zellspannung 1,6 V und die Elektrolyt
temperatur 80°C. Die kathodische Stromausbeute wurde zu 45%
ermittelt.
In einer thermostatierten Elektrolysezelle gemäß Beispiel 1
wurden bei einer Temperatur von 80°C, einer Stromdichte von 40
mA/cm2, unter Verwendung eines Nickelblechs als Kathode und
einer Wasserstoff-Gasdiffusionsanode, mit einem Elektrolyten,
welcher 130 g/l CrCl3 · 6 H2O, 30 g FeCl2 · 4 H2O 100 g NH4Cl und
500 g NH4CH3COO enthielt, eine Fe/Cr/Ni-Legierung abgeschie
den. Der etwa 10 µm dicke Überzug haftete gut und zeigte
metallischen Glanz.
Die Elektrolysebedingungen wurde analog Beispiel 1 gewählt.
Der Elektrolyt, welcher in den Kathodenraum eintritt, hat eine
Zusammensetzung von 3 Mol Zinkchlorid/l (salzsauer, pH = 1-2)
mit einem Kolloidzusatz von ca. 3 kg/t Metall. Durch Hinter
einanderschalten mehrerer Zellen wird eine Abreicherung des
Zinks auf 1 Mol Zinkchlorid/l und eine Anreicherung der Salz
säure auf 4 Mol Salzsäure/l erreicht. Die Lösung durchfließt
dabei zuerst die Kathoden- und anschließend die Anodenräume.
Die anodische Stromausbeute beträgt 100%. Die kathodische
Stromausbeute wurde mit 87% ermittelt. Bei einer Stromdichte
von 40 mA/cm2 und einer Elektrolyttemperatur von 40°C wurde
eine Zellspannung von 1,4 V gemessen. Der den Anodenraum
verlassende salzsäurereiche Elektrolyt kann wieder zum Laugen
von Erzen oder Metallverbindungen verwendet werden.
Claims (2)
1. Verfahren zur Aufarbeitung von Metallchloridlösungen mit
tels Elektrolyse und unter Verwendung eines Metallgrund
blechs als Kathode, gekennzeichnet dadurch, daß als Anode
eine wolframcarbid-katalysierte Wasserstoffdiffusionselek
trode verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß die
wolframcarbid-katalysierte Wasserstoffdiffusionselektrode
von einem Diaphragma umhüllt ist.
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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Families Citing this family (1)
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ES2103207B1 (es) * | 1995-12-28 | 1998-04-01 | Espan Carburos Metal | Procedimiento para la reduccion de clorofluorocarbonos en una celda electrolitica, celda para llevar a cabo dicha reduccion y procedimiento para la eliminacion de los subproductos formados en dicha celda. |
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- 1988-04-06 DE DE3811472A patent/DE3811472A1/de not_active Withdrawn
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- 1988-04-20 GB GB8809276A patent/GB2204062B/en not_active Expired - Lifetime
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE19829274A1 (de) * | 1998-07-01 | 2000-01-05 | Otb Oberflaechentechnik Berlin | Verfahren zur Rückgewinnung von Edelmetallen |
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GB2204062B (en) | 1991-01-16 |
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8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: MOEBIUS, ANDREAS, PROF.DR.RER.NAT., 4040 NEUSS, DE |
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