DE3735204A1 - Ammoniumeisen(iii)-hexacyanoferrat-(ii)- praeparat fuer die humanmedizinische verwendung - Google Patents
Ammoniumeisen(iii)-hexacyanoferrat-(ii)- praeparat fuer die humanmedizinische verwendungInfo
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- A61K33/24—Heavy metals; Compounds thereof
- A61K33/26—Iron; Compounds thereof
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Description
Es ist bekannt, daß die kolloidale Löslichkeit von Alkali- bzw. Ammonium
eisen(III)-Hexacyanoferrat(II) vom Natriumsalz bis zum Cäsiumsalz sehr
stark abnimmt.
Die kolloidale Löslichkeit des Ammoniumsalzes, des Lithium-,
Natrium- und Kaliumsalzes der Eisen(III)-Hexacyanoferrate(II) ist in et
wa gleich gut. Die kolloidale Löslichkeit des Cäsiumsalzes jedoch ist be
trächtlich kleiner. So wird bei 20°C von dem Cäsium-Eisen(III)-Hexacyano
ferrat(II) weniger als 0,1 mg/ml kolloidal gelöst, während das Ammonium
salz sich mit 10 mg/ml im Wasser löst. Daraus ist zu schließen, daß die
Bildung des weniger löslichen Cäsium-Komplexes bevorzugt erfolgt.
Die Schwerlöslichkeit des entstehenden Cäsium-Berliner-Blau-
Komplexes und die Ionengröße des Cs⁺ im Vergleich zu anderen Alkali-
Ionen sind die entscheidenden Punkte für ein hochselektives Bindungs
verhalten des Komplexsalzes für Radiocäsium.
Erstens führt durch Ausfällen des Cs-Komplexes zu einem
selektiven Entzug des Cs-Ions aus der Lösungsphase, was in vitro und
Cs-134 gezeigt werden konnte.
Letzteres war mit dem Bindungsanstieg für Alkali-Ionen in
der Reihenfolge 22Na < 42K < 86R6 < 134Cs zu belegen.
In einer älteren Anmeldung ist dieses Verfahren bereits vor
geschlagen worden, mit dem es möglich ist, radioaktives Cs-137 im Magen-
Darm-Trakt von Haustieren zu dekorpieren, so daß das Radiocäsium nicht
in das Fleischgewebe des Tieres übergeht, sondern mit dem Kot ausge
schieden wird.
Demgegenüber ist es nunmehr Aufgabe der vorliegenden Er
findung, ein solches Ammoniumeisen(III)-Hexacyanoferrat(II)-Präparat zu
schaffen, das im Falle einer Einnahme von radioaktiven Cs-137 durch den
Menschen, beispielsweise in Form eines entsprechenden kontaminierten
Lebensmittels, dem Menschen verabreicht werden kann. Es würde pro
phylaktisch oder im akuten Fall zusammen mit dem Lebensmittel angewen
det, wobei allerdings das Präparat für humanmedizinische Anwendung be
sondere Bedingungen erfüllen müßte.
Gelöst wird diese Aufgabe durch die Verwendung eines
Ammoniumeisen(III)-Hexacyanoferrat(II)-Salzes mit einem Molekulargewicht
von 285,8 in Form löslicher kristalloider Teilchen, das frei von CN-,
NH4Cl oder nicht umgesetzten FeII(CN)6 4- für humanmedizinische Zwecke
ist.
Die besondere Reinheit der Ammoniumeisen(III)-Hexacyano
ferrat(II)-Verbindung wird dadurch erreicht, daß das Präparat im Laufe
seiner Herstellung besonderen Behandlungen, wie einer bei pH 8-10 durch
geführten Dialyse, einer Ultrafiltration und/oder einer umgekehrten Osmose
unterworfen wird.
Das so erhaltene Ammoniumeisen(III)-Hexacyanoferrat(II)-
Präparat wird vorzugsweise mit der Nahrung dem Menschen verabreicht,
der das Nahrungsmittel mit Cäsium zu sich genommen hat oder bei dem der
Verdacht einer Einnahme solcher Nahrung besteht. Die Dosierung pro
Person und Tag erfolgt in Mengen zwischen 0,3 und 3,0 g je nach Volu
men von Magen und Darm bzw. ob Kind oder Erwachsener.
Die Darreichungsform erfolgt vorzugsweise in Kapseln aus
Gelatine, in dem das Präparat gegebenenfalls mit Hilfsstoffen enthalten
ist.
Empfohlene Dosen sind:
Erwachsene: 0,5-1,0 g in Kapseln nach jeder Mahlzeit
Kinder 2-14 Jahre: 0,1-0,5 g in Kapseln nach jeder Mahlzeit
Kleinkinder: 0,1 g Kapselinhalt pro Mahlzeit in Milch oder Fertig nahrung einrühren.
Erwachsene: 0,5-1,0 g in Kapseln nach jeder Mahlzeit
Kinder 2-14 Jahre: 0,1-0,5 g in Kapseln nach jeder Mahlzeit
Kleinkinder: 0,1 g Kapselinhalt pro Mahlzeit in Milch oder Fertig nahrung einrühren.
Im Tierversuch hat sich gezeigt, daß Milchkühe, die täglich 3 g Am
moniumeisen(III)-Hexacyanoferrat(II)-Salz (1,5 g morgens und 1,5 g
abends) mit dem Kraftfutter vermischt oder in Pellets eingepreßt
zum radioaktiven Futter erhalten hatten, die Radiocäsiumbelastung
der Milch um 80 bis 90% reduziert war, gegenüber Kühen, die das
besondere Futter ohne dieses Ammoniumeisen(III)-Hexacyanoferrat(II)
bekamen. Im Fleisch dieser Tiere ist der Radiocäsiumgehalt gegen
über den nicht-salz-dosierten Kühen um 78% vermindert.
Schafe, die 1 g NH4FeIII [FeII(CN)6] pro Tier und Tag
mit dem Kraftfutter zusätzlich zu einem Radiocäsium-haltigen Futter
aufnahmen, reduzierten den Radiocäsiumgehalt des Fleisches um 80%
gegenüber nicht-salz-dosierten, aber radioaktiv gefütterten Kontroll
tieren.
Kälber und Schweine, die pro Tier und Tag 2 g NH4FeIII
[FeII(CN)6] verabreicht bekamen, waren im Fleisch um 90% weniger Ra
diocäsium belastet als dazugehörige Kontrolltiere.
Danach sind folgende Fallbetrachtungen möglich, die ent
sprechend auch für den Menschen gelten:
Es ist noch keine Radioaktivität incorporiert. 1 bis 2 Tage
vor der radiocäsiumhaltigen Nahrungsaufnahme und dann täg
lich wird mit jeder Mahlzeit die adäquate Dosis an NH4FeIII
[FeII(CN)6] eingenommen. Von Anfang an würden dann 80%
bis 90% geringere Radiocäsiumwerte im Körper gespeichert
bzw. von der Muskulatur und inneren Organen aufgenommen.
Vor der Salzeinnahme wurde mit der Nahrung die maximal
mögliche Menge Radiocäsium incorporiert und es wird weiter
hin Cäsium-radioaktive Nahrung aufgenommen, aber ab einem
bestimmten Zeitpunkt täglich auch NH4FeIII [FeII(CN)6] in
den angegebenen Dosen. Da die enterale Radiocäsium-Absorp
tion durch das Salz weitestgehend verhindert wird, können
sich die Radiocäsium-Depots des Körpers mit den bekannten
biologischen Halbwertzeiten entleeren. Trotz weiterer radio
aktiver Nahrungsaufnahme nimmt wegen der Salzdosierung
innerhalb weniger Wochen die Radiocäsiumbelastung im Körper
um 80% bis 90% ab.
Es ist bereits Radiocäsium aufgenommen und bis zu der maxi
mal möglichen Konzentration incorporiert und wird dann auf
Radiocäsium-arme oder sogar auf Radiocäsium-freie Nahrung
umgestellt. Über die Nieren und durch Resekretion von Ra
diocäsium mit Verdauungssekreten (Speichel, Galle, Magen-
Darmsäfte) in den Darm, mit anschließender fäkaler Aus
scheidung, kann dann eine unbeeinflußte physiologische De
korporation des Radiocäsiums erfolgen.
Wird einer Gruppe dieser Menschen zusätzlich täglich NH4FeIII [FeII(CN)6]
mit der Radiocäsium-freien Nahrung verabreicht, so kann die biologische
Halbwertszeit noch verkürzt werden. Dieses ist auf eine Unterbindung
der teilweisen Rückabsorption des in den Darm sezernierten Radiocäsiums
zurückzuführen.
Die Wirkung erfolgt in folgender Weise:
Rein rechnerisch besitzt 1 g NH4FeIII [FeII(CN)6] größenordnungsmäßig
1,3 · 1020 Bindungsplätze für Cs⁺. Unter der theoretischen Annahme,
daß jeder Platz durch Cs-137 besetzt wäre, würden durch 1 g NH4FeIII
[FeII(CN)6] eine Radioaktivität von 9,7 · 1010 Bq gebunden werden. Für
Cs-134 würde das 1,3 · 1012 Bq sein.
Da das kolloidal lösliche Salz in wäßriger Phase (z. B. im
Magen-Darm) mikroskopisch sichtbare Partikel (je nach Herstellung ⌀
1-100 µm), d. h. fein dispergierte Kriställchen darstellt, sind folgende
Vorgänge möglich:
- 1. Durch vollständige Verteilung kolloidal kleinster kristalliner Partikel im Flüssigkeitsvolumen wird ein Höchstmaß (< 99%) vorhandener Cs- Ionen komplex gebunden.
- 2. Die partikuläre Natur dieser Komplexe und ihre chemische Stabilität (stabil bei pH 1-11) sorgen dafür, daß keine kristallinen Teilchen oder nennenswerte Anteile chemischer Bruchstücke die Darmwand durchdringen und somit nicht in den Körper gelangen können
- 3. Das oral verabreichte Komplexsalz wird innerhalb der Grenzen sta tistischer Meßfehler zu 100% mit dem Kot ausgeschieden. Dieses haben Versuche mit 14C-markiertem und 59Fe-markiertem Salz bei Kühen deutlich gemacht.
5- bis 10fache Überdosierung über 14 Tage zeigten bei Kühen und
Schafen keine gesundheitlich nachteiligen Effekte (pathologisch-histolo
gisch).
Claims (3)
1. Verwendung eines Ammoniumeisen(III)-Hexacyanoferrat(II)-Salzes
mit einem Molekulargewicht von 285,8 in Form löslicher kristal
loider Teilchen, das frei von CN-, NH4Cl und nicht umgesetzten
FeII(CN)6 4- für humanmedizinische Zwecke ist.
2. Verwendung eines Ammoniumeisen(III)-Hexacyanoferrat(II)-Salzes
nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dosis des
Salzes pro Tag und Person je nach Volumen von Magen und Darm
bzw. ob Kind oder Erwachsener zwischen 0,3 und 3,0 g liegt.
3. Verwendung eines Ammoniumeisen(III)-Hexacyanoferrat(II)-Salzes
nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Salz
in Gelatinekapseln präpariert ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873735204 DE3735204A1 (de) | 1987-10-17 | 1987-10-17 | Ammoniumeisen(iii)-hexacyanoferrat-(ii)- praeparat fuer die humanmedizinische verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873735204 DE3735204A1 (de) | 1987-10-17 | 1987-10-17 | Ammoniumeisen(iii)-hexacyanoferrat-(ii)- praeparat fuer die humanmedizinische verwendung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3735204A1 true DE3735204A1 (de) | 1989-04-27 |
Family
ID=6338547
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19873735204 Withdrawn DE3735204A1 (de) | 1987-10-17 | 1987-10-17 | Ammoniumeisen(iii)-hexacyanoferrat-(ii)- praeparat fuer die humanmedizinische verwendung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3735204A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2006072962A1 (en) * | 2005-01-10 | 2006-07-13 | Secretary, Department Of Atomic Energy | Calcium potassium ferrocyanide, a prophylactic mixture comprising this compound and the use thereof for decorporation of radiocesium in subjects affected by nuclear radiation |
-
1987
- 1987-10-17 DE DE19873735204 patent/DE3735204A1/de not_active Withdrawn
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2006072962A1 (en) * | 2005-01-10 | 2006-07-13 | Secretary, Department Of Atomic Energy | Calcium potassium ferrocyanide, a prophylactic mixture comprising this compound and the use thereof for decorporation of radiocesium in subjects affected by nuclear radiation |
US7935366B2 (en) | 2005-01-10 | 2011-05-03 | Secretary, Department Of Atomic Energy | Calcium Potassium Ferrocyanide, a prophylactic mixture comprising this compound and the use thereof for decorporation of Radiocesium in subjects affected by nuclear radiation |
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