DE3724108A1 - Verfahren zur herstellung von keramischen gruenfolien - Google Patents
Verfahren zur herstellung von keramischen gruenfolienInfo
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- C04B35/634—Polymers
Description
Die Erfindung betrifft die Herstellung von keramischen
Grünfolien durch Vergießen und Trocknen eines Schlickers,
der feinteiliges anorganisches Pigment, organische
Lösungsmittel, Polyvinylbutyral, Weichmacher und
Dispergiermittel enthält, wobei unter Verwendung spezieller
erfindungsgemäßer Dispergiermittel keramische Grünfolien
mit überraschend vorteilhaften Eigenschaften erhalten
werden können, die sich durch nachfolgende thermische
Behandlung in isotrope keramische Substrate umwandeln
lassen.
Subtrate aus keramischen Massen, beispielsweise aus
Aluminiumoxid, können durch Gießen von sogenannten
Schlickern hergestellt werden (slip casting). Unter
Schlicker wird dabei eine Aufschlämmung anorganischer
Pigmente in einem organischen Lösungsmittel verstanden,
welches ein polymeres Bindemittel, wie Polyvinylbutyral,
und einen Weichmacher, wie z. B. einen Phthalsäureester,
enthält. Dieser Schlicker wird auf ein kontinuierlich
laufendes Metall- oder Kunststoffband gegossen, wobei
eine konstante Schichtdicke der Gießmasse durch eine Rakel
eingestellt wird. Auf dem Band wird der Schlicker
getrocknet und es entsteht eine flexible Grünfolie, die
sich kontinuierlich vom Band abziehen läßt. Die Grünfolie
kann durch Schneiden und Stanzen leicht weiter verarbeitet
werden. Anschließend werden die organischen Bestandteile
durch ein spezielles Temperaturprogramm aus der Folie
verdampft und diese schließlich bei hohen Temperaturen zum
Substrat gesintert.
Dieses wirtschaftliche Verfahren hat jedoch eine Reihe von
Nachteilen, wovon hier nur wenige besonders schwerwiegende
hervorgehoben werden sollen.
Nach dem Trocknen neigt die Grünfolie zum Kleben auf dem
Band, speziell auf Metallband. Zum Abziehen vom Band ist
soviel Kraft erforderlich, daß die Folie gedehnt wird. Es
ist bekannt, das Band mit einem Gleitmittel zu behandeln,
wodurch die Haftung der Folie - allerdings oft nicht
ausreichend - erniedrigt wird.
Beim Gießen des Schlickers tritt eine mehr oder weniger
große Scherung auf. Dadurch werden nicht kugelförmige
anorganische Teilchen, beispielsweise handelsübliches
Aluminiumoxid, in Fließrichtung orientiert. Diese
Orientierung wird noch verstärkt, wenn das organische
Lösungsmittel/Bindemittel/Weichmachersystem als solches
nicht homogen, sondern mehrphasig ist und wenn die
Teilchengrößenverteilung der anorganischen Pigmente groß ist.
Alle geschilderten Effekte führen im allgemeinen dazu, daß
beim Brennen und Sintern der Substrate längs und quer zur
Fließrichtung unterschiedliche Schwindungen auftreten, die
sich nicht reproduzierbar einstellen lassen.
Ein weiterer schwerwiegender Nachteil ist das Bestreben der
anorganischen Teilchen, sich schon vor dem Trocknen in
unkontrollierbarer Weise zusammen zu lagern. In den
Teilchenaggregaten bilden sich kleine Hohlräume, d. h. die
Teilchen sind nicht optimal dicht gepackt. Das verursacht
wiederum eine hohe und schlecht reproduzierbare Schwindung
der Grünfolien beim Brennen und es entstehen Anisotropien in
dem resultierenden keramischen Substrat. Insgesamt führen
die geschilderten Effekte dazu, daß es nicht möglich ist,
Substrate mit präzisen Abmessungen durch das Gießverfahren
herzustellen. Zur Herstellung von Präzisionsteilen ist es
daher u. a. erforderlich, fertig gebrannte Substrate in
aufwendigen Verfahren, beispielsweise mit Laserstrahlen, zu
schneiden.
Es hat bisher nicht an Versuchen gefehlt, das Problem der
ungleichmäßigen Schwindung und der Bildung von
Substratanisotropien zu verringern. Es setzte sich u. a. die
Erkenntnis durch, daß es erforderlich ist, die anorganischen
Teilchen besser zu dispergieren. So werden durch mehrtägiges
Mahlen des Schlickers Teilchenaggregate zerstört, jedoch
entstehen beim Gießen erneut nicht optimal dichte Aggregate.
Günstiger ist es, Dispergiermittel wie Fischöl,
Polyethylenglykole oder Ethylenoxid-Propylenoxid-
Blockcopolymere zuzusetzen und als Bindemittel Polymere mit
gut dispergierenden Eigenschaften, wie z. B. Polyvinylbutyral
oder Acrylat-Copolymere, zu verwenden, wobei natürlich die
Forderung erfüllt sein muß, daß sich die verwendeten
organischen Verbindungen vollständig aus der Grünfolie
entfernen lassen. Es konnten durch solche Maßnahmen
merkliche Verbesserungen in der Dimensionierung der
Substrate erreicht werden, so daß sich das Gießverfahren
weltweit durchgesetzt hat. Trotzdem gelingt es immer noch
nicht, nach dem Gießverfahren Substrate mit exakter
Dimensionierung herzustellen. Das liegt einerseits daran,
daß, wie z. B. bei der Verwendung von Fischöl oder anderen
ungesättigten Fettsäureestern, zwar niedrigviskose Schlicker
rasch herstellbar sind, die Primärteilchen aber nicht
aggregatfrei gehalten werden können, oder daß die
verwendeten Dispergiermittel mit dem Lösungsmittel, dem
Bindemittel und dem Weichmacher keine homogene Phase bilden.
Oft müssen auch die Zusätze in so hohen Konzentrationen
verwendet werden, daß das Ausbrennen der organischen
Bestandteile aus der Grünfolie erheblich behindert wird.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß sich die
genannten Nachteile überwinden lassen, wenn man in einem
Bindemittelsystem, bestehend aus organischen Lösungsmitteln,
Polyvinylbutyral, Weichmacher und Dispergiermittel, als
Dispergiermittel Verbindungen einsetzt, die in ihren
Molekülen mindestens eine Struktureinheit der Formel Z,
N-(A) x -(B) y H (Z)
worin A und B, die verschieden sein müssen, entweder für
die Oxyalkyleneinheit -C3-4H6-8O- oder die Oxyalkyleneinheit
-C₂H₄O- stehen und x und y, die gleich oder verschieden
sein können, jeweils eine Zahl von 1 bis 200, vorzugsweise
2 bis 50, bedeuten, enthalten.
Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur
Herstellung von keramischen Grünfolien durch Vergießen und
Trocknen eines Schlickers, der feinteiliges anorganisches
Pigment, organische Lösungsmittel, Polyvinylbutyral,
Weichmacher und Dispergiermittel enthält, dadurch
gekennzeichnet, daß als Dispergiermittel Verbindungen
eingesetzt werden, die in ihren Molekülen mindestens eine
Struktureinheit der Formel Z,
N-(A) x -(B) y H (Z)
worin A und B, die verschieden sein müssen, entweder für
die Oxyalkyleneinheit -C3-4H6-8O- oder die Oxyalkyleneinheit
-C₂H₄O- stehen und x und y, die gleich oder verschieden
sein können, jeweils eine Zahl von 1 bis 200, vorzugsweise
3 bis 50, bedeuten, enthalten.
Eine Ausführungsform der Erfindung besteht darin, daß die
Struktureinheit der Formel Z den Formeln Z¹ oder Z²,
N-(C₂H₄O) x -(C₃H₆O) y H (Z¹)
N-(C₃H₆O) x -(C₃H₄O) y H (Z²)
worin x und y jeweils die Bedeutungen wie in Formel Z
haben, entspricht.
Wie die der Grundformel Z entsprechenden Formeln Z¹ und Z²
beispielhaft zeigen, stellen darin die Gruppen A und B die
Oxyalkyleneinheiten -C₃H₆O- oder -C₂H₄O- dar, wobei A und B
nicht gleich sind, d. h., die Gruppen A und B in Formel Z
bilden zusammen stets blockcopolymere Strukturen bzw.
stellen blockcopolymere Addukte dar.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung besteht
darin, daß das erfindungsgemäße Dispergiermittel den
Formeln I und/oder II,
worin x und y jeweils die Bedeutungen wie in Formel Z
haben, entspricht.
Weiterer Gegenstand der Erfindung sind keramische
Grünfolien, hergestellt durch Vergießen und Trocknen
eines Schlickers, der feinteiliges anorganisches Pigment,
organische Lösungsmittel, Polyvinylbutyral, Weichmacher und
als Dispergiermittel Verbindungen enthält, die in ihren
Molekülen mindestens eine Struktureinheit der Formel Z
enthalten.
Weiterer Gegenstand der Erfindung sind keramische Substrate,
hergestellt aus erfindungsgemäß erhaltenen keramischen
Grünfolien durch thermische Behandlung und Sinterung,
vorzugsweise durch Erhitzen und Sintern bei Temperaturen
von mindestens 1600°C.
Eine weitere Ausführungsform der Erfindung besteht darin,
daß das erfindungsgemäße Dispergiermittel Verbindungen
enthält, die durch Addition von einem oder mehreren
blockcopolymer strukturierten Resten aus x Ethylenoxid-
und y Propylenoxid-Einheiten oder x Propylenoxid- und
y Ethylenoxid-Einheiten, wobei x und y in den
blockcopolymer strukturierten Resten die Bedeutungen wie in
Formel Z haben, an die Aminogruppen von primären oder
sekundären Aminen, vorzugsweise aliphatischen Aminen, mit
durch aliphatische (C₁-C₁₈)-Reste substituierten Amino-N-
Atomen, bzw. von primären oder primären/sekundären oder
sekundären Di- oder Polyaminen, vorzugsweise aliphatischen
Di- oder Polyaminen mit durch aliphatische (C₁-C₁₈)-Reste
substituierten Amino-N-Atomen oder durch mehrbindige
aliphatische (C₁-C₁₂)-Reste miteinander verbundenen Amino-
N-Atomen, insbesondere Di- oder Polyaminen mit 2 bis 4
primären und/oder sekundären Aminogruppen, wobei die
genannten Amine bzw. Di- oder Polyamine zusätzlich auch
tertiär oder quartär substituierte N-Atome und/oder weitere
Substituenten enthalten können, darstellbar sind.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung besteht
ferner darin, daß das erfindungsgemäße Dispergiermittel
Verbindungen enthält, die durch Addition von vier
blockcopolymer strukturierten Resten aus x Ethylenoxid-
und y Propylenoxid-Einheiten oder x Propylenoxid- und
y Ethylenoxid-Einheiten, wobei x und y in den blockcopolymer
strukturierten Resten die Bedeutungen wie in Formel Z
haben, an die Aminogruppen des Ethylendiamins darstellbar
sind.
Die erfindungsgemäßen Dispergiermittel haben eine gute bis
hervorragende Dispergierwirkung. Die erfindungsgemäß
dispergierten anorganischen Teilchen liegen im Schlicker
als Primärteilchen vor, die auch beim Trocknen des
Schlickers nicht vorzeitig aggregieren und die beim Gießen
nicht oder nur wenig orientiert werden, so daß isotrope
Grünfolien mit optimaler Dichte und damit optimaler
Packungsdichte der anorganischen Teilchen erhalten werden.
Im Gegensatz zu den meisten für die Herstellung keramischer
Schlicker bekannten Dispergiermitteln sind die
erfindungsgemäßen Verbindungen mit Polyvinylbutyral und den
üblichen Lösungsmitteln und Weichmachern verträglich, so
daß die pigmentfreie organische Phase völlig klare Filme
ergibt.
Ferner erniedrigen die erfindungsgemäßen Dispergiermittel
die Haftung der Grünfolien auf dem Gießband, so daß beim
Abziehen der Folien kein Verziehen oder Dehnen auftritt.
Auf Grund der geschilderten Eigenschaften gelingt es bei
Verwendung der erfindungsgemäßen Dispergiermittel,
Grünfolien herzustellen, die eine niedere Schwindung
aufweisen bei ungewöhnlich geringer Differenz zwischen
Längs- und Querschwindung. Dadurch gelingt es, durch das
Gießverfahren Substrate mit ungewöhnlich genauer
Dimensionierung reproduzierbar herzustellen.
Bei den erfindungsgemäß zu verwendenden Dispergiermitteln
handelt es sich insbesondere um bekannte Verbindungen mit
einer oder mehreren der Struktureinheiten
N-(C₂H₄O) x -(C₃H₆O) y H und N-(C₃H₆O) x -(C₂H₄O) y H,
worin x und y jeweils die Bedeutungen wie in Formel Z
haben.
Prinzipiell sind alle blockartigen bzw. blockcopolymeren
Addukte von Propylenoxid und Ethylenoxid an beliebige
primäre und/oder sekundäre Amine geeignet. Vorzuziehen sind
jedoch die Addukte an primäre und sekundäre aliphatische
Mono-, Di- und Polyamine, wie z. B. Ethyl-, Butyl-, Octyl-,
Dodecyl-, Stearyl- und Oleylamin, Diethylamin,
Methylstearylamin, Ethylendiamin, 1,6-Hexylendiamin,
Diethylentriamin und Triethylentetramin.
Besonders bevorzugt sind die Addukte an Ethylendiamin der
Formel Z³,
worin A, B, x und y die Bedeutungen wie in Formel Z haben.
Gegenüber der Herstellung von Keramikschlickern mit
bekannten Dispergiermitteln haben die erfindungsgemäßen
Dispergiermittel eine ganze Reihe von Vorteilen.
- 1. Sie haben eine sehr gute Dispergierwirkung und verhindern dadurch eine Agglomeration der anorganischen Pigmentprimärteilchen im Schlicker.
- 2. Sie sind verträglich sowohl mit Polyvinylbutyral als auch mit den üblichen Weichmachern des Polyvinylbutyrals. In den homogenen Systemen Polyvinylbutyral/Weichmacher/ Dispergiermittel haben sie daher eine zusätzlich weichmachende Wirkung, so daß die Konzentration an üblichem Weichmacher vermindert werden kann. Dies begünstigt wiederum das Trocknen der Grünfolie und das Ausheizen der organischen Bestandteile der Grünfolie.
- 3. Sie vermindern die Haftung der Grünfolie auf beliebigen Unterlagen.
- 4. Sie vermindern die Neigung zur Schaumbildung im Schlicker.
Diese Kombination von Vorteilen mit einer einzigen
Substanzklasse realisieren zu können, ist außerordentlich
überraschend und war für den Fachmann nicht vorhersehbar.
Die genannten Vorteile - Dispergierwirkung, Verträglichkeit,
Antihaft- und Antischaumwirkung - sind bei den einzelnen
Vertretern der erfindungsgemäß zu beanspruchenden
Verbindungen unterschiedlich stark ausgeprägt. Im
allgemeinen kann ganz groß die Regel angewandt werden, daß
die beste Dispergierwirkung dann erreicht wird, wenn
Oxypropylenblöcke außen am Molekül sitzen (B in obiger
Formel Z³) und verhältnismäßig groß sind. Umgekehrt haben
Verbindungen mit außen am Molekül sitzenden
Oxyethylenblöcken eine besonders gute Antihaft- und
Antischaumwirkung. Es ist daher eine bevorzugte
Ausführungsform der Erfindung, zwei oder mehr
erfindungsgemäße Verbindungen mit unterschiedlich
ausgeprägten Wirksamkeiten, beispielsweise Dispergier- und
Antihaftwirkung, miteinander zu kombinieren.
Die Konzentration der erfindungsgemäß zu verwendenden
Verbindungen kann in weiten Grenzen variieren. Prinzipiell
ist es wünschenswert, so wenig Dispergiermittel wie möglich
zu verwenden, um das Gießen und Trocknen des Schlickers
nicht zu behindern. Andererseits ist es erforderlich, die
anorganischen Teilchen vollständig und optimal zu
dispergieren, was wiederum von ihrer Art und ihrer Größe
bzw. ihrer Oberfläche abhängt. Ähnliches gilt für die
erforderliche Erniedrigung der Haftung der Grünfolie auf
dem Gießband. Schließlich muß auch, wie erwähnt, auf die
Verträglichkeit des gesamten Bindemittelsystems geachtet
werden. Die optimale Konzentration an Dispergiermittel kann
jedoch vom Fachmann an Hand der erwähnten Regeln und der
unten beschriebenen Testmethoden ermittelt werden. Im
allgemeinen werden die erfindungsgemäßen Dispergiermitel
bzw. Dispergiermittelgemische in Konzentrationen zwischen
0,1 und 10 Gew.-%, bezogen auf das anorganische Pigment,
verwendet. Ein bevorzugter Bereich liegt zwischen 0,2 und
5 Gew.-%. Besonders bevorzugt sind Konzentrationen zwischen
0,4 und 3 Gew.-%.
Als Bindemittel können die handelsüblichen
Polyvinylbutyrale verwendet werden. Diese Polyvinylbutyrale
haben Viskositäten, gemessen an ihren 5 gew.-%igen Lösungen
in Ethanol bei 23°C, zwischen 3 und 100 mPa · s. Vorzugsweise
geeignet sind Polyvinylbutyrale oder auch
Polyvinylbutyralgemische mit Viskositäten zwischen 5 und
20 mPa · s. Die handelsüblichen Polyvinylbutyrale sind
Terpolymere, welche neben Vinylbutyraleinheiten ca.
0,5 bis 3 Gew.-% Vinylacetat, und 12 bis 28 Gew.-%
Vinylalkoholeinheiten enthalten. Besonders die
Vinylalkoholeinheiten haben einen wesentlichen Einfluß auf
die Löslichkeit, die mechanischen und die rheologischen
Eigenschaften der Polyvinylbutyrale. Bei der vorliegenden
Anwendung sind die Verträglichkeit mit Weichmacher und
Dispergiermittel einerseits und die mechanischen
Eigenschaften andererseits von besonderer Bedeutung. Für
eine optimale Einstellung dieser Eigenschaften sind
Polyvinylbutyrale mit einem Gehalt an Vinylalkoholeinheiten
zwischen 15 und 22 Gew.-% besonders bevorzugt.
Die Konzentration an Bindemittel hat einen wesentlichen
Einfluß auf die Festigkeit und die Verarbeitbarkeit der
Grünfolien. Folien mit zu wenig Bindemittel sind wenig fest
und sind brüchig, zuviel Bindemittel erschwert das Ausheizen
der organischen Bestandteile aus der Grünfolie und kann zur
Rißbildung im Substrat führen. Im allgemeinen werden
Polyvinylbutyralkonzentrationen zwischen 2 und 10 Gew.-%
bezogen auf die anorganischen Pigmente, eingesetzt. Ein
bevorzugter Bereich liegt zwischen 3 und 6 Gew.-%.
Bei der Herstellung von Grünfolien mit Polyvinylbutyral als
Bindemittel kann auf die Anwesenheit eines Weichmachers
nicht verzichtet werden. Weichmacherfreie Grünfolien sind
zu wenig flexibel und sind brüchig.
Das Verhältnis Weichmacher/Bindemittel bestimmt die
Flexibilität der Folie. Zunehmende Weichmacherkonzentrationen
verbessern die Dehnbarkeit der Folie, mit abnehmendem
Weichermachergehalt nimmt die Festigkeit zu. Voraussetzung
ist allerdings, daß es sich um ein homogenes, d. h.
einphasiges Weichmacher/Bindemittelsystem handelt. Es sind
prinzipiell alle Weichmacher geeignet, welche diese
Forderung erfüllen, d. h. welche mit Polyvinylbutyral
verträglich sind. Besonders geeignet sind beispielsweise
Ester von Dicarbonsäuren, wie Phthalsäure, Adipinsäure und
Sebazinsäure, mit aliphatischen oder aliphatisch-
aromatischen Alkoholen, wie Dibutyl-, Dihexyl- oder
Dioctylphthalat, Butylbenzylphthalat, Dioctyladipat oder
Dibutylsebazat, ferner gegebenenfalls die entsprechenden
Ester der Phosphorsäure. Weiterhin geeignet sind Ester von
Monocarbonsäuren mit mehrwertigen Alkoholen, wie z. B. die
Ester des Triethylenglykols mit aliphatischen
Monocarbonsäuren mit 6 bis 8 Kohlenstoffatomen. Außerdem
sind Ester langkettiger Alkohole geeignet, wie
beispielsweise der Mono-isotridecylether des
Triethylenglykols.
Da sie mit Polyvinylbutyral verträglich sind, wirken auch
die erfindungsgemäß zu verwendenden Dispergiermittel
prinzipiell als Weichmacher, welche geeignet sind, die
Flexibilität der Grünfolien zu erhöhen. Aus diesem Grund
kann auch das Dispergiermittel die oben erwähnten nicht
dispergierenden Weichmacher zumindest teilweise ersetzen.
Die Konzentration an nicht dispergierendem Weichmacher
liegt daher zwischen 0 und 200 Gew.-%, bezogen auf das
eingesetzte Polyvinylbutyral. Ein bevorzugter Bereich liegt
zwischen 10 und 150 Gew.-%, wobei die Obergrenze der
Weichmacherkonzentration durch die beginnende
Unverträglichkeit gesetzt wird.
Für die Herstellung des Schlickers werden die üblichen
Lösungsmittel verwendet. Es sind dies insbesondere
Alkohole, wie Methanol und Ethanol, Halogenkohlenwasserstoffe
wie Trichlorethylen, Ketone wie Methylethylketon oder
Methylisobutylketon, aromatische Kohlenwasserstoffe wie
Toluol oder Xylol. Häufig werden auch Gemische dieser
Lösungsmittel verwendet.
Das Lösungsmittel beeinflußt in erster Linie die Viskosität
des Schlickers und die Trocknungsgeschwindigkeit der
Grünfolie. Die Konzentration des Lösungsmittels ist nicht
kritisch und liegt innerhalb der üblichen Grenzen,
vorzugsweise zwischen 20 und 100 Gew.-Teilen Lösungsmittel,
insbesonder 30 bis 50 Gew.-Teilen, pro 100 Gew.-Teile
anorganisches Pigment.
Prinzipiell können bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
sämtliche Pigmente verwendet werden, die sich für das
Gießverfahren eignen. Sie können für den erfindungsgemäßen
Verwendungszweck auf beliebige Weise hergestellt oder
weiterverarbeitet worden sein, z. B. durch trockene oder
nasse Mahlung. Für die Herstellung eines leicht
dispergierbaren anorganischen Pigments kann es allerdings
vorteilhaft sein, wenn z. B. nach einer Naßmahlung das
Pigment in Gegenwart eines erfindungsgemäß zu verwendenden
Dispergiermitels getrocknet wird.
Wie schon erwähnt, sind viele feinteilige anorganische
Pigmentpulver geeignet, wie z. B. die Oxide des Aluminiums,
Magnesiums und Siliciums, Bariumtitanat, Silizium,
Siliziumcarbid, Quarze, Alumosilikate, Gemische solcher
Produkte und andere. Besonders eignen sich die
erfindungsgemäß zu verwendenden Dispergiermittel bei der
Herstellung von Substraten auf Basis Aluminiumoxid.
Neben den genannten Bestandteilen kann der Schlicker noch
andere Zusätze enthalten, wie Verlaufmittel und
Stabilisatoren, die wie die anderen im Schlicker
enthaltenen organischen Verbindungen mit dem
Bindemittelsystem verträglich sein sollten. Es ist aber
auch möglich, andere organische Verarbeitungshilfsmittel
einzusetzen, die mit der organischen Phase nicht
verträglich sind und die feinteilig und inert in die
Grünfolie eingelagert werden. Solche Zusätze, z. B.
sogenannte Verflüssiger wie Fischöl oder andere
Fettsäureester, können die Verflüssigung des Schlickers
bei der Herstellung erleichtern. Sie dürfen aber die
Kontinuität der Bindemittelphase nicht stören und die
Dispergierwirkung der erfindungsgemäßen Verbindungen nicht
beeinträchtigen. Ihre Konzentration, bezogen auf das
eingesetzte Pigment, sollte daher gegebenenfalls 2 Gew.-%,
vorzugsweise 1 Gew.-%, nicht überschreiten.
Die Herstellung und Verarbeitung der Schlicker erfolgt nach
üblichen Methoden, z. B. durch Vermahlen des auf übliche
Weise vorbehandelten und gegebenenfalls zerkleinerten
Pigments in organischen Lösungsmitteln, wobei Bindemittel,
Weichmacher, Dispergiermittel und andere Zusätze in
beliebiger Reihenfolge zugegeben werden können. Vorzuziehen
ist allerdings eine frühe Zugabe des Dispergiermittels und
gegebenenfalls des Verflüssigers sowie eine relativ späte
Zugabe des Bindemittels. Der fertige Schlicker wird mit
Hilfe eines Gießschuhs und einer Rakel auf ein kontinuierlich
laufendes Band aufgetragen, getrocknet und abgezogen.
Anschließend kann die Grünfolie auf übliche Weise
weiterverarbeitet werden. Beispielsweise kann die
Aluminiumoxidgrünfolie zur Herstellung von Leiterbahnen,
Isolatoren, Trägern für Siliziumchips, Trägern für
elektronische Schaltkreise etc. verwendet werden.
Zur Charakterisierung des organischen Bindemittelsystems
eignen sich verschiedene Testmethoden, die im folgenden
unter A) bis G) beschrieben sind.
Die organischen Komponenten werden in der für die
Schlickerherstellung vorgesehenen Zusammensetzung mit
0,2 mm Naßfilmdicke auf eine saubere Glasplatte
aufgerakelt. Nach einer Trockenzeit von mindestens
24 Stunden bei Zimmertemperatur wird der Film bei ca.
200facher Vergrößerung bei seitlicher Lichteinstrahlung
unter dem Mikroskop betrachtet. Es darf (in Abwesenheit
der oben als Verflüssiger erwähnten inerten Zusätze)
keine Abscheidung einer zweiten Phase erkennbar sein.
Wird der Film zu einer Schlaufe gefaltet und bei 23°C
bei 100% relativer Luftfeuchtigkeit 3 Tage gelagert, so
sollte auf der Innenseite der Schlaufe keine Abscheidung
erkennbar sein.
Das Dispergiervermögen eines Dispergiermittels wird
ebenfalls in der organischen Lösung ermittelt, die für
die Schlickerherstellung verwendet werden soll -
allerdings in Abwesenheit des Bindemittels. In der
organischen Lösung werden 0,1 Gew.-Teile Pigment mit
einer mittleren Teilchengröße von ca. 0,5 µm und enger
Korngrößenverteilung (z. B. Kronos Titandioxid RN 56) in
10 Gew.-Teilen Lösung in Gegenwart von Glasperlen
3 Stunden heftig geschüttelt. Je langsamer sich das
dispergierte Pigment absetzt, um so besser ist die
Dispergierwirkung. Die Dispergierwirkung ist
befriedigend, wenn sich das Pigment nach 20 Stunden
Stehen nur teilweise absetzt, sie ist gut, wenn sich in
dieser Zeit nur eine geringe Menge des Pigments abgesetzt
hat. Wird eine verdünnte Pigmentaufschlämmung unter dem
Mikroskop betrachtet, nachdem sie in der beschriebenen
Weise hergestellt worden ist, so dürfen keine oder nur
wenige Pigmentaggregate erkennbar sein.
Indirekt läßt sich eine gute Dispergierwirkung auch bei
der Herstellung der Substrate feststellen. Enthalten
zwei Grünfolien die gleichen anorganischen Bestandteile
und die gleiche Menge unterschiedlicher Bindemittelsysteme,
so hat die Folie mit besserer Dispergierung eine höhere
Dichte und eine geringere Schwindung beim Sintern zum
Substrat als die Folie mit weniger gut dispergierten
anorganischen Teilchen.
Wie bei der Überprüfung der Homogenität (Testmethode A)
wird ein Film auf eine saubere Glasplatte (Objektträger)
aufgerakelt und 24 Stunden getrocknet. Die Haftung ist
"sehr gering", wenn sich der Film mit einer Pinzette von
einem Objektträger, der eine Abmessung von ca. 25×76×1 mm
aufweist und mit seiner Rückseite lose auf einer
Unterlage aufliegt, abziehen läßt, ohne daß der
Objektträger angefaßt werden muß. "Gering" ist die
Haftung, wenn das Abziehen eines 6 cm breiten Films von
einer Glasplatte mit der Abmessung 100×300×3 mm in
entsprechender Weise gelingt. "Mäßig" ist die Haftung,
wenn beim Abziehen die Glasplatte angefaßt werden muß,
der Film dabei aber nicht stark gedehnt wird. "Hoch"
ist die Haftung, wenn der Film gedehnt wird und "sehr
hoch", wenn sich der Film nicht unbeschädigt abziehen
läßt.
Wird eine Grünfolie mit 200 µm Naßfilmdicke auf eine
saubere Glasplatte aufgerakelt, so daß sie sich nach
dem Trocknen "leicht" abziehen, wenn dies mühelos
gelingt, ohne daß die Folie an irgendeiner Stelle
einreißt.
Die Viskositätsmessung des Schlickers oder der
organischen Lösungen kann mit üblichen Viskosimetern des
Systems Höppler oder des Systems Brookfield vorgenommen
werden.
Auch die Prüfung von Zugfestigkeit und Zugdehnung von
pigmentfreien Folien und von Grünfolien kann mit
handelsüblichen Maschinen vorgenommen werden. Zur
Ausprüfung der Grünfolien wurde eine Maschine vom Typ
Instron verwendet. Folienstreifen mit 0,5 bis 0,8 mm
Dicke und 15 mm Breite wurden bei einer Einspannlänge
von 50 mm mit einer Geschwindigkeit von 5 mm/min gerissen.
An pigmentfreien Folien oder an Filmen, die nur wenig,
z. B. nicht mehr als 1 Gew.-%, Pigment enthalten, läßt sich
eine Orientierung makroskopisch oder mikroskopisch durch
Streifenbildung, Ausrichtung der Pigmente oder Bildung
von in Gießrichtung ausgerichteten Strukturen erkennen.
Bei Grünfolien ist eine entsprechende Untersuchung nicht
aussagekräftig. An diesen Folien läßt sich die
Orientierung am besten an der unterschiedlichen
Schwindung längs und quer zur Gießrichtung beim Brennen
der Grünfolie und Sintern zum Substrat erkennen.
Die Neigung zur Schaumbildung im organischen
Bindemittelsystem läßt sich am besten in Abwesenheit von
anorganischen Pigmenten ermitteln. Es wird dabei eine
Probe definiert geschüttelt und das Zusammenfallen des
an der Oberfläche gebildeten Schaums im Vergleich zu
einer Standardprobe beobachtet.
Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher
erläutert.
Es wurde eine Lösung aus 10 Gew.-Teilen Polyvinylbutyral,
61,5 Gew.-Teilen Trichlorethylen, 25 Gew.-Teilen wasserfreiem
Ethanol und 3,5 Gew.-Teilen Bis-2-ethylhexylphthalat (DOP)
hergestellt. Das verwendete Polyvinylbutyral hatte einen
Gehalt an Vinylalkoholeinheiten von 18 Gew.-% und eine
Viskosität von 12 mPa · s, gemessen an einer 5 gew.-%igen
Lösung in Ethanol bei 23°C. Zu jeweils 10 g dieser Lösung
wurden jeweils 0,15 g eines der in Tabelle 1 angegebenen
Dispergiermittel der Substanzklassen der Formel I bzw. II
(= Dispergiermittel a) bzs. b)), worin x und y die in
Tabelle 1 angegebenen Zahlen bedeuten, zugesetzt. In
Fläschchen wurden die Lösungen 5 Minuten heftig geschüttelt
und die Schaumbildung, wie vorstehend unter Testmethode G)
beschrieben, beurteilt. Außerdem wurden die Lösungen mit
200 µm Naßfilmdicke auf Glasplatten aufgerakelt. Die
getrockneten Filme wurden unter dem Mikroskop, wie
vorstehend unter Testmethode A) beschrieben, auf
Homogenität geprüft. Die Versuchsergebnisse sind der
folgenden Tabelle 1 zu entnehmen.
Beispiel 1 wurde wiederholt mit der Abänderung, daß anstelle
der erfindungsgemäßen Dispergiermittel a) bzw. b) die in
Tabelle 1a) angegebenen üblichen Zusatzmittel eingesetzt
wurden. Die Prüfungen erfolgten analog Beispiel 1. Die
Versuchsergebnisse sind der folgenden Tabelle 1a) zu entnehmen.
Das Beispiel 1 zeigt, daß die erfindungsgemäßen
Dispergiermittel mit Polyvinylbutyral und Weichmacher
verträglich sind und wenig Schaumbildung hervorrufen,
während die bekannten Zusatzmittel gemäß Vergleichsbeispiel 1
zu Nachteilen führen.
Es wurden jeweils 0,1 Gew.-Teile des Pigments Kronos
Titandioxid RN 56 wie vorstehend unter Testmethode B)
angegeben in jeweils 10 Gew.-Teilen einer Lösung aus
68 Gew.-Teilen Trichlorethylen, 27,5 Gew.-Teilen wasserfreiem
Ethanol und 4,5 Gew.-Teilen DOP dispergiert, wobei
zu jeweils 10 Gew.-Teilen der Lösung die in Tabelle 2
angegebenen unterschiedlichen Mengen der in Tabelle 2
ebenfalls genannten Dispergiermittel zugesetzt wurden.
Als Dispergiermittel wurden die in Beispiel 1 beschriebenen
erfindungsgemäßen Dispergiermittel a) (= Dispergiermittel
der Formel I) bzw. b) (= Dispergiermittel der Formel II)
verwendet, wobei x und y in Formel I und II die in
Tabelle 2 angegebenen Zahlen bedeuten. Die
Dispergierwirkung wurde aus Absetzgeschwindigkeit und
Beobachtung der Aggregatbildung, wie vorstehend unter
Testmethode B) angegeben, beurteilt. Die Versuchsergebnisse
sind der folgenden Tabelle 2 zu entnehmen.
Beispiel 2 wurde wiederholt mit der Abänderung, daß
anstelle der erfindungsgemäßen Dispergiermittel a) bzw. b)
die in Tabelle 2a) angegebenen und zur Beeinflussung der
Dispergierung üblichen Zusatzmittel eingesetzt wurden. Die
Prüfungen erfolgten analog Beispiel 2. Die Versuchsergebnisse
sind der folgenden Tabelle 2a) zu entnehmen.
Das Beispiel 2 zeigt, daß die erfindungsgemäßen
Dispergiermittel, vergleichsweise zu üblichen
Dispergiermitteln auf der Basis von Ethylenoxid- bzw.
Propylenoxidaddukten des Vergleichsbeispiels 2, eine
überlegene Dispergierwirkung besitzen.
Aus 10 Gew.-Teilen Polyvinylbutyral, 60,5 Gew.-Teilen
Trichlorethylen, 24,5 Gew.-Teilen wasserfreiem Ethanol,
1,0 Gew.-Teilen Methoxypropylacetat und 4,0 Gew.-Teilen
Dibutylphthalat wurde eine Lösung hergestellt. Das
verwendete Polyvinylbutyral hatte einen Anteil von
19,2 Gew.-% Vinylalkoholeinheiten und eine Viskosität
von 9,5 mPa · s, gemessen in 5 gew.-%iger Lösung in Ethanol
bei 23°C. Zu jeweils 10 g dieser Lösung wurden jeweils
0,1 g eines der in Tabelle 1 angegebenen Dispergiermittel
a) bzw. b) der Substanzklassen der Formel I bzw. II
(= Dispergiermittel a) bzw. b)), worin x und y die in
Tabelle 3 angegebenen Zahlen bedeuten, oder eine
Kombination der Dispergiermittel a) und b) zugesetzt.
Von den resultierenden Lösungen wurden, wie in Beispiel 1
angegeben, Filme hergestellt. Die Haftung dieser Filme auf
Glas wurde, wie vorstehend unter Testmethode C) beschrieben,
ermittelt. Die Ergebnisse dieser Versuche sind der
folgenden Tabelle 3 zu entnehmen.
Beispiel 3 wurde wiederholt mit der Abänderung, daß anstelle
der erfindungsgemäßen Dispergiermittel a) bzw. b) die in
Tabelle 3a) angegebenen und zur Beeinflussung der Dispergierung
üblichen Zusatzmittel eingesetzt wurden. Die Prüfungen
erfolgten analog Beispiel 3. Die Versuchsergebnisse sind
der folgenden Tabelle 3a) zu entnehmen.
Das Beispiel 3 demonstriert die haftungserniedrigende
Wirkung erfindungsgemäßer Dispergiermittel gegenüber
üblicherweise als Dispergiermittel eingesetzten
Vergleichssubstanzen des Vergleichsbeispiels 3.
Es wurde eine Lösung von 4,5 Gew.-Teilen Polyvinylbutyral
(Zusammensetzung wie in Beispiel 3), 0,5 Gew.-Teilen
Menhaden-Fischöl, 1,7 Gew.-Teilen Dioctylphthalat und
2,3 Gew.-Teilen Dibutylphthalat in 30 Gew.-Teilen Toluol
und 10 Gew.-Teilen waserfreiem Ethanol hergestellt. Die
Lösung wurde mit 200 µm Naßfilmdicke auf eine Glasplatte
aufgerakelt. Der getrocknete Film haftete sehr stark auf
der Glasplatte. Wurden dagegen derselben Lösung 0,8 Gew.-
Teile des erfindungsgemäßen Dispergiermittels a) der Formel I
mit x=30 und y=4 (vgl. Tabelle 1) zugesetzt, so war
die Haftung eines auf dieselbe Weise hergestellten Films
auf Glas gering.
Es wurden zwei Polymerlösungen jeweils aus
Polyvinylbutyral, Trichlorethylen, Ethanol und
Dioctylphthalat wie in Beispiel 1 beschrieben hergestellt.
Eine der Lösungen wurde entsprechend dem Stand der Technik
mit 1,7 Gew.-% (bezogen auf die Lösung) eines statistischen
Copolymeren aus Ethylenoxid und Propylenoxid mit dem
Molekulargewicht 3200 sowie mit 2,5 Gew.-% eines
Fettsäureesters (Loxiol G 70 der Firma Henkel) versetzt
(= Versuch 1). Der zweiten Lösung wurde das in Tabelle 1
beschriebene erfindungsgemäße Dispergiermittel b) der
Formel II mit x=15 und y=7,5 zugesetzt (= Versuch 2).
Zu beiden Lösungen wurden außerdem 3 Gew.-% feinteiliges
Aluminiumoxid zugegeben, welches durch Versprühen aus
wäßriger Aufschlämmung getrocknet worden war. Beide
Lösungen wurden 20 Stunden in einer Kugelmühle gemahlen.
Schließlich wurden mit 50 µm Naßfilmdicke Filme auf Glas
aufgezogen und bei 200facher Vergrößerung unter dem
Mikroskop betrachtet. Fig. 1 zeigt einen Film nach dem
Stand der Technik (= Versuch 1) mit stark inhomogener
Verteilung der Aluminiumoxidpartikel in dem Bindemittelfilm.
Der erfindungsgemäß hergestellte Film (= Versuch 2)
demonstriert, wie die Fig. 2 zeigt, die überlegene
Dispergierwirkung erfindungsgemäßer Dispergiermittel, da
er eine völlig homogene Verteilung der
Aluminiumoxidpartikel in dem Bindemittelfilm aufweist.
100 Gew.-Teile Aluminiumoxid mit einer mittleren
Teilchengröße von 2 µm wurden in 24 Gew.-Teilen
Trichlorethylen, 10 Gew.-Teilen wasserfreiem Ethanol und
0,8 Gew.-Teilen des in Tabelle 1 beschriebenen
erfindungsgemäßen Dispergiermittels b) der Formel II
mit x=15 und y=7,5 20 Stunden in einer Kugelmühle
gemahlen. Anschließend wurden 4 Teile Polyvinylbutyral
der Spezifikation wie in Beispiel 1 beschrieben und
1,5 Teile Dioctylphthalat zugesetzt und das Gemisch noch
weitere 6 Stunden gemahlen. Der resultierende Schlicker
wurde auf eine Glasplatte gegossen und getrocknet, wobei
eine flexible Grünfolie mit einer Dicke von 0,6 mm
entstand. Die Folie konnte leicht von der Glasplatte
abgezogen werden. Nach 3 Tagen Lagerung bei 23°C und 50%
relativer Feuchte hatte die Folie eine Reißfestigkeit von
2,1 N/mm² bei einer Reißdehnung von 10,5%. Wurde bei
dieser Rezeptur anstelle des erfindungsgemäßen
Dispergiermittels b) der Formel II Menhaden-Fischöl
verwendet, so ließ sich die resultierende Folie nur sehr
schwer vom Glas abziehen. Bei einer Reißfestigkeit von
ebenfalls 2,1 N/mm² hatte sie außerdem lediglich eine
Reißdehnung von 7,6%.
Durch Gießen auf ein Metallband nach üblichem Verfahren
wurde eine Grünfolie hergestellt, die aus 100 Gew.-Teilen
Aluminiumoxid (mittlere Teilchengröße 2 µm), 3,8 Gew.-Teilen
Polyvinylbutyral (Spezifikation wie in Beispiel 3
beschrieben), 1,5 Gew.-Teilen DOP, 0,4 Gew.-Teilen des
erfindungsgemäßen Dispergiermittels a) der Formel I mit
x=30 und y=4, und 1,0 Gew.-Teilen des erfindungsgemäßen
Dispergiermittels b) der Formel II mit x=15 und y=7,5
(vgl. Tabelle 1) bestand. Die Folie ließ sich leicht vom
Band abziehen. Aus der Grünfolie wurde durch Brennen bei
1600°C ein Substrat hergestellt. Die dabei auftretende
Schwindung lag längs zur Gießrichtung bei 17,1% und quer
zur Gießrichtung bei 17,0%. Wurden die verwendeten
erfindungsgemäßen Dispergiermittel a) und b) der Formeln
I und II durch 0,4 Gew.-Teile Menhaden-Fischöl und 1,0
Gew.-Teile eines statistischen Ethylenoxid-Propylenoxid
Copolymerisats mit einem Molekulargewicht von 4000 ersetzt,
so haftete die dabei resultierende Folie deutlich stärker
auf dem Gießband. Die Schwindung beim Brennen zum Substrat
lag bei 19,2% (längs) und bei 18,1% (quer). Die geringere,
einheitlichere und weitgehend isotrope Schwindung der nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Folie
demonstriert die bessere Dispergierung gegenüber dem
Vergleichsversuch gemäß dem Stand der Technik.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung von keramischen Grünfolien
durch Vergießen und Trocknen eines Schlickers, der
feinteiliges anorganisches Pigment, organische
Lösungsmittel, Polyvinylbutyral, Weichmacher und
Dispergiermittel enthält, dadurch gekennzeichnet, daß
als Dispergiermittel Verbindungen eingesetzt werden,
die in ihren Molekülen mindestens eine Struktureinheit
der Formel Z
N-(A) x -(B) y H (Z)worin A und B, die verschieden sein müssen, entweder
für die Oxyalkyleneinheit -C3-4H6-8O- oder die
Oxyalkyleneinheit -C₂H₄O- stehen und x und y, die gleich
oder verschieden sein können, jeweils eine Zahl von 1
bis 200 bedeuten, enthalten.
2. Ausführungsform nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Struktureinheit der Formel Z den Formeln Z¹ und
Z²,
N-(C₂H₄O) x -(C₃H₆O) y H (Z¹)N-(C₃H₆O) x -(C₃H₄O) y H (Z²)worin x und y jeweils die Bedeutungen wie in Formel Z
haben, entspricht.
3. Ausführungsform nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Dispergiermittel Verbindungen
enthält, die durch Addition von einem oder mehreren
blockcopolymer strukturierten Resten aus x Ethylenoxid-
und y Propylenoxid-Einheiten oder x Propylenoxid- und
y Ethylenoxid-Einheiten, wobei x und y in den
blockcopolymer strukturierten Resten die Bedeutungen
wie in Formel Z haben, an die Aminogruppen von primären
oder sekundären Aminen mit durch aliphatischen (C₁-C₁₈)-
Reste substituierten Amino-N-Atomen, bzw. von primären
oder primären/sekundären oder sekundären Di- oder
Polyaminen mit durch aliphatische (C₁-C₁₈)-Reste
substituierten Amino-N-Atomen oder durch mehrbindige
aliphatische (C₁-C₁₂)-Reste miteinander verbundenen
Amino-N-Atomen, wobei die genannten Amine bzw. Di- oder
Polyamine zusätzlich auch tertiär oder quartär substituierte
N-Atome und/oder weitere Substituenten enthalten können,
darstellbar sind.
4. Ausführungsform nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Dispergiermittel Verbindungen enthält, die durch
Addition von vier blockcopolymer strukturierten Resten
aus x Ethylenoxid- und y Propylenoxid-Einheiten oder
x Propylenoxid- und y Ethylenoxid-Einheiten, wobei x
und y in den blockcopolymer strukturierten Resten die
Bedeutungen wie in Formel Z haben, an die Aminogruppen
des Ethylendiamins darstellbar sind.
5. Ausführungsform nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Dispergiermittel
in einer Menge von 0,1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das
anorganische Pigment, eingesetzt wird.
6. Ausführungsform nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als anorganisches
Pigment feinteiliges Aluminiumoxid eingesetzt wird.
7. Ausführungsform nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das eingesetzte
Polyvinylbutyral einen Gehalt an Vinylalkoholeinheiten
zwischen 15 und 22 Gew.-% aufweist.
8. Verwendung der Dispergiermittel nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 7 zur Herstellung eines keramischen
Schlickers, Vergießen und Trocknen des Schlickers zu
einer keramischen Grünfolie und nachfolgende Umwandlung
der Grünfolie durch thermische Behandlung und Sinterung
in ein keramisches Substrat.
9. Keramische Grünfolie, hergestellt nach einem oder
mehreren der Ansprüche 1 bis 8.
10. Keramisches Substrat, hergestellt nach Anspruch 8 aus
einer keramischen Grünfolie nach Anspruch 9.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873724108 DE3724108A1 (de) | 1987-07-21 | 1987-07-21 | Verfahren zur herstellung von keramischen gruenfolien |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19873724108 DE3724108A1 (de) | 1987-07-21 | 1987-07-21 | Verfahren zur herstellung von keramischen gruenfolien |
Publications (2)
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DE3724108A1 true DE3724108A1 (de) | 1989-02-02 |
DE3724108C2 DE3724108C2 (de) | 1989-06-01 |
Family
ID=6332036
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19873724108 Granted DE3724108A1 (de) | 1987-07-21 | 1987-07-21 | Verfahren zur herstellung von keramischen gruenfolien |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE3724108A1 (de) |
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