DE3714563A1 - Verfahren zur polymerisation von polaren verbindungen - Google Patents
Verfahren zur polymerisation von polaren verbindungenInfo
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- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C08—ORGANIC MACROMOLECULAR COMPOUNDS; THEIR PREPARATION OR CHEMICAL WORKING-UP; COMPOSITIONS BASED THEREON
- C08F—MACROMOLECULAR COMPOUNDS OBTAINED BY REACTIONS ONLY INVOLVING CARBON-TO-CARBON UNSATURATED BONDS
- C08F4/00—Polymerisation catalysts
- C08F4/42—Metals; Metal hydrides; Metallo-organic compounds; Use thereof as catalyst precursors
Description
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Polymerisation
von polaren Verbindungen, die in alpha-Stellung zu einer
Carbonyl- oder Nitrilgruppe eine C=C-Doppelbindung aufweisen,
worunter insbesondere Acrylsäurederivate zu verstehen sind,
wie Ester, Nitrile und Amide von Acrylsäure und Methacrylsäure.
In großtechnischem Maßstab werden polymere Acrylsäurederivate
meist durch radikalische Polymerisation hergestellt, die
durch freie Radikale bildende Initiatoren ausgelöst und durch
Kettenabbruch zum Stillstand kommt, bei dem zwei der gebildeten
Radikale miteinander reagieren. Dabei können Polymere mit
hohem Molekulargewicht aber sehr breiter Molekulargewichtsverteilung
erhalten werden. Blockcopolymere mit definierter
Anordnung der einzelnen Blöcke können auf diese Weise nicht
hergestellt werden.
Bekannt ist ferner die anionische Polymerisation von Acrylsäurederivaten,
die nicht durch Radikale, sondern durch Anionen
bildende Initiatoren, wie alkali-organische Verbindungen,
ausgelöst werden und die zu sogenannten lebenden Polymeren
mit aktiven endständigen Gruppen führt, weil ein Kettenabbruch
durch Reaktion von zwei gleichsinnig geladenen Ionen
nicht möglich ist. Der Kettenabbruch kann künstlich herbeigeführt
werden, beispielsweise durch Wasser- oder Alkoholzugabe.
Nachteilig bei diesem Verfahren ist, daß die gewünschte
enge Molekulargewichtsverteilung nur bei tiefen Temperaturen
(bis zu -80°C) und mit sehr reinen Ausgangsprodukten erreicht
werden kann (vgl. US-A 43 51 924).
Auf ähnlicher Basis beruht diePolymerisation von Acrylsäurederivaten,
die unter der Bezeichnung "quasi-ionisch" bekannt
geworden ist. Hierbei wird die Startreaktion durch bestimmte
ausgewählte Initiatoren zusammen mit nukleophilen oder elektrophilen
Katalysatoren ausgelöst, wobei gleichfalls lebende
Polymere gebildet werden. Als ausgewählte Initiatoren sind
Silicium-, Zinn- und Germaniumverbindungen bekannt, in welchen
die genannten Elemente an Sauerstoff- oder Kohlenstoffatome
gebunden sind, wie Trimethylsilylketenacetale oder Trimethylsilylcyanid
(vgl. US-A 44 14 372, US-A 44 17 034, US-A
45 08 880 und US-A 45 24 196). Dieses Verfahren kann bei
Raumtemperatur und höher durchgeführt werden, erfordert jedoch
ebenfalls Ausgangsmaterialien von hoher Reinheit und
führt außerdem nur bei Methacrylsäurederivaten zu Polymeren
mit der gewünschten engen Molekulargewichtsverteilung.
Mit Initiatoren vom Typ der Mercaptosilane sollen hingegen
unter den genannten Bedingungen der quasi-ionischen Polymerisation
lebende Polymere mit enger Molekulargewichtsverteilung
auch bei Verwendung von Acrylsäurederivaten als Monomere erhalten
werden (vgl. DE-A 35 04 168, die der US-A 46 26 579
entspricht).
Nach dem Stand der Technik können mit Hilfe der quasi-ionischen
Polymerisation unter Verwendung bestimmter Organosiliciumverbindungen
als Initiatoren in Verbindung mit nukleophilen
oder elektrophilen Katalysatoren aus monomeren Acrylsäurederivaten
beliebiger Art Polymere mit enger Molekulargewichtsverteilung
erhalten werden, deren durchschnittliche
Molekulargewichte selbst jedoch im allgemeinen relativ
niedrig sind.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Polymerisation
von polaren Verbindungen, die in alpha-Stellung zu einer
Carbonyl- oder Nitrilgruppe eine C=C-Doppelbindung aufweisen,
zur Verfügung zu stellen, bei dem die Polymerisation mit
Organosiliciumverbindungen als Initiatoren zusammen mit
nukleophilen oder elektrophilen Katalysatoren, gegebenenfalls
in Gegenwart eines aprotischen Lösungsmittels ausgelöst wird,
das im gesamten Temperaturbereich von -100°C bis +100°C für
Acrylsäurederivate beliebiger Art universell anwendbar ist
und das auch Polymere liefern kann, die sowohl ein hohes
durchschnittliches Molekulargewicht als auch eine enge
Molekulargewichtsverteilung haben.
Diese Aufgabe wird bei dem Verfahren zur Polymerisation der
genannten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß als Initiatoren
Organosiliciumverbindungen, ausgewählt aus der
Gruppe der Silane, Silazane und Siloxane verwendet werden,
die je Molekül mindestens eine Silyl-, Silazanyl- und/oder
Siloxanylgruppe enthalten, in welchen je Si-Atom mindestens
ein Si-gebundenes H-Atom oder mindestens ein Si-gebundenes N-
Atom in Form von sekundären oder tertiären Amino- oder Amidogruppen,
die mit organischen Resten substituiert sein können,
welche mit oder ohne Einschluß des N-Atoms einen Ring bilden
können oder mindestens ein Si-gebundenes C-Atom in Form von
Alkinyl- oder Cyclodienylgruppen vorhanden ist.
Als Silane sind solche der allgemeinen Formel
R₄-n SiX n (I)
bevorzugt, worin
R = Alkyl-, Cycloalkyl-, Alkenyl-, Aryl- oder Aralkylreste;
X = H-Atome oder Reste der Formeln
R = Alkyl-, Cycloalkyl-, Alkenyl-, Aryl- oder Aralkylreste;
X = H-Atome oder Reste der Formeln
R′ = H-Atome oder Reste R;
R′′ = Alkyl-, Alkenyl-, gegebenenfalls unterbrochen durch -O-, -OCO-, -NHCO-, -OCONH-, Aryl, Aralkyl- oder Reste der Formeln -COOR oder -COR;
R′′′ = Alkyl-, gegebenenfalls unterbrochen durch -O-, -OCO-, -NHCO oder -OCONH-, Aryl, Aralkyl- oder Reste der Formeln -OR, -OCOR, -NHCOR, -CONHR, -NHCOOR oder -NHR;
wobei R′ mit R′′, bzw. R′ mit R′′′ einen Ring mit 4 bis 13 Gliedern bilden kann und R′′ oder R′′′ auch Sauerstoffatome sein können, deren zweite Valenz mit einer weiteren Silylgruppe verbunden ist;
n = 1, 2 oder 3, wenn X = H;
n = 1 oder 2, wenn X Reste der Formeln (1), (2), (3) oder (4) bedeutet und
m = 0, 1, 2 oder 3.
R′′ = Alkyl-, Alkenyl-, gegebenenfalls unterbrochen durch -O-, -OCO-, -NHCO-, -OCONH-, Aryl, Aralkyl- oder Reste der Formeln -COOR oder -COR;
R′′′ = Alkyl-, gegebenenfalls unterbrochen durch -O-, -OCO-, -NHCO oder -OCONH-, Aryl, Aralkyl- oder Reste der Formeln -OR, -OCOR, -NHCOR, -CONHR, -NHCOOR oder -NHR;
wobei R′ mit R′′, bzw. R′ mit R′′′ einen Ring mit 4 bis 13 Gliedern bilden kann und R′′ oder R′′′ auch Sauerstoffatome sein können, deren zweite Valenz mit einer weiteren Silylgruppe verbunden ist;
n = 1, 2 oder 3, wenn X = H;
n = 1 oder 2, wenn X Reste der Formeln (1), (2), (3) oder (4) bedeutet und
m = 0, 1, 2 oder 3.
Als Silazane sind ketten- oder ringförmige Verbindungen bevorzugt,
die mindestens eine Einheit der allgemeinen Formel
enthalten, worin R die angegebene Bedeutung hat und die restlichen
Valenzen der Si-Atome mit Resten R abgesättigt oder
mit NH-Gruppen weiterer Einheiten (II) verbunden sind.
Als Siloxane sind ketten- oder ringförmige Verbindungen bevorzugt,
die mindestens eine Einheit der allgemeinen Formel
enthalten, worin R die angegebene Bedeutung hat und die restlichen
Valenzen der Si-Atome mit Resten R abgesättigt oder
mit O-Atomen weiterer Einheiten (III) oder Einheiten der allgemeinen
Formel
verbunden sind.
Beispiele für Reste R in den erfindungsgemäß verwendeten
Silanen, Silazanen oder Siloxanen, die gleich oder verschieden
sein können, sind Alkylreste mit 1-18 C-Atomen, vorzugsweise
1-4 C-Atomen, die geradkettig oder verzweigt sein
können, wie Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl und n-
Butylreste; Cycloalkylreste, wie Cyclopentyl- und Cyclohexylreste;
Alkenylreste mit 2-18 C-Atomen, vorzugsweise 2-4
C-Atomen, wie Vinyl- und Allylreste; Arylreste, wie Phenyl-,
Tolyl-, Xylyl- und Naphthylreste; und Aralykylreste, wie der
Benzylrest. Aufgrund der leichten Zugänglichkeit sind Ethyl-,
Vinyl-, Phenyl- und insbesondere Methylreste als Reste R
besonders bevorzugt.
Die erfindungsgemäß verwendeten Silane entsprechend der allgemeinen
Formel (I) können beispielsweise H-Silane sein, mit
1-3 Si-gebundenen H-Atomen je Molekül, wie Diphenylmethylsilan,
Diphenylsilan, Phenylmethylsilan und Ethylsilan.
Weitere Beispiele sind Silane mit Si-gebundenen sekundären
oder tertiären Aminogruppen, wie N-Trimethylsilybutylamin, N-
Trimethylsilyldiethylamin, N-Trimethylsilyldodecylamin, N-
Trimethylsilyl-allylamin, N-Trimethylsilylcyclohexylamin, N-
Trimethylsilylbenzylamin und N-Trimethylsilylanilin;
Silane mit Si-gebundenen Aminocarbonsäureester- oder Aminocarbonsäureamidgruppen, wie N-Trimethylsilyl-aminoessigsäureethylester, N-Trimethylsilyl-11-aminoundecansäure-ethylester, N-Trimethylsilyl-4-aminobenzoesäure-ethylester und n-Trimethylsilyl-aminoessigsäure-diethylamid;
Silane mit Si-gebundenem N-Atom, das Teil eines heterocyclischen Ringes mit vorzugsweise 5-7 Gliedern ist, wie N-Trimethylsilyl-morpholin, 3-(Trimethylsilyl)-2-oxazolidinon, N-Trimethylsilyl-butyrolactam, N-Trimethylsilyl-caprolactam, N-Trimethylsilylpyrrolidin, N-Trimethylsilyl-thiazolidin, Trimethylsilylimidazol und Trimethylsilyl-benzimidazol, wobei zwei Silylgruppen vorhanden sein können, wie im 1,4-Bis-(trimethylsilyl)-piperazin-2,5-dion;
Silane mit Si-gebundener sekundärer Aminogruppe, die mit einem heterocyclischen Ring verbunden ist, wie 2-(Trimethylsilylamino)-pyrimidin, wobei bis zu drei Silylgruppen vorhanden sein können, wie im 2,4,6-Tris-(trimethylsilylamino)- 1,3,5-triazin;
Silane mit Si-gebundenem N-Atom, das von einem Carbaminsäureester, einem Säureamid oder von Hydroxylamin stammt, wie N- Trimethylsilyl-carbaminsäure-ethylester und N-Trimethylsilylacetamid, wobei zwei Silylgruppen vorhanden sein können, wie im N,O-Bis-(trimethylsilyl)-acetamid, das bekanntlich in zwei tautomeren Formen existiert:
Silane mit Si-gebundenen Aminocarbonsäureester- oder Aminocarbonsäureamidgruppen, wie N-Trimethylsilyl-aminoessigsäureethylester, N-Trimethylsilyl-11-aminoundecansäure-ethylester, N-Trimethylsilyl-4-aminobenzoesäure-ethylester und n-Trimethylsilyl-aminoessigsäure-diethylamid;
Silane mit Si-gebundenem N-Atom, das Teil eines heterocyclischen Ringes mit vorzugsweise 5-7 Gliedern ist, wie N-Trimethylsilyl-morpholin, 3-(Trimethylsilyl)-2-oxazolidinon, N-Trimethylsilyl-butyrolactam, N-Trimethylsilyl-caprolactam, N-Trimethylsilylpyrrolidin, N-Trimethylsilyl-thiazolidin, Trimethylsilylimidazol und Trimethylsilyl-benzimidazol, wobei zwei Silylgruppen vorhanden sein können, wie im 1,4-Bis-(trimethylsilyl)-piperazin-2,5-dion;
Silane mit Si-gebundener sekundärer Aminogruppe, die mit einem heterocyclischen Ring verbunden ist, wie 2-(Trimethylsilylamino)-pyrimidin, wobei bis zu drei Silylgruppen vorhanden sein können, wie im 2,4,6-Tris-(trimethylsilylamino)- 1,3,5-triazin;
Silane mit Si-gebundenem N-Atom, das von einem Carbaminsäureester, einem Säureamid oder von Hydroxylamin stammt, wie N- Trimethylsilyl-carbaminsäure-ethylester und N-Trimethylsilylacetamid, wobei zwei Silylgruppen vorhanden sein können, wie im N,O-Bis-(trimethylsilyl)-acetamid, das bekanntlich in zwei tautomeren Formen existiert:
und wie im N,O-Bis-(trimethylsilyl)-hydroxylamin.
Weitere Beispiele sind Silane mit Si-gebundenen Alkinyl- oder
Cyclodienylgruppen, wie Bis-(trimethylsilyl)-acetylen, 1-Trimethylsilyl-1-propin,
1-Trimethylsilyl-1-octin und Trimethylsilyl-cyclopentadien.
Die erfindungsgemäß verwendeten Silazane aus Einheiten der
allgemeinen Formel (II) können beispielsweise kettenförmig,
wie Hexamethyldisilazan und 1,3-Divinyl-1,1,3,3-tetramethyldisilazan,
cyclisch, wie Hexamethyl-cyclotrisilazan und Octamethyl-cyclotetrasilazan,
oder polymer sein, wie Polydimethyl-silazan
und Poly-methyl-phenylsilazan.
Die erfindungsgemäß verwendeten Siloxane aus Einheiten der
allgemeinen Formel (III) und gegebenenfalls Einheiten der
allgemeinen Formel (III′) können beispielsweise kettenförmig,
wie Pentamethyl-disiloxan und Tetramethyldisiloxan, cyclisch,
wie Methyl-H-cyclorisiloxan, Methyl-H-cyclotetrasiloxan,
Methyl-H-cyclooctasiloxan und Tri-(methyl-H-)dimethylcyclotetrasiloxan,
oder polymer sein, wie Poly-methyl-H-siloxan und
Poly-methyl-phenyl-H-siloxan, in welchen die H-Atome endständig
oder entlang der Kette angeordnet sein können.
Die erfindungsgemäß als Initiatoren verwendeten Silane, Silazane
und Siloxane sind entweder handelsübliche Produkte oder
sie können in an sich bekannter Weise hergestellt werden.
Für die Durchführung des Polymerisationsverfahrens werden die
erfindungsgemäß verwendeten Silane, Silazane und/oder Siloxane
zusammen mit nukleophilen oder elektrophilen Katalysatoren
eingesetzt. Derartige Katalysatoren sind bekannt und beispielsweise
in der US-A 44 17 034 beschrieben. Tetrabutylammoniumfluorid
und Tetrabutylammoniumcyanid haben sich dabei
besonders bewährt.
Das Molverhältnis von Initiator : Katalysator liegt üblicherweise
im Bereich von 500-0,1 : 1, vorzugsweise im Bereich
von 50-1 : 1.
Das Polymerisationsverfahren selbst kann in Abhängigkeit von
dem ausgewählten Initiator bei Temperaturen im Bereich von -
100°C bis +100°C, vorzugsweise im Bereich von -20°C bis +
50°C, und insbesondere im Bereich von +10°C bis +40°C,
durchgeführt werden. Entscheidend ist hierbei, daß unter Ausschluß
von Feuchtigkeit gearbeitet wird, was üblicherweise
mit Hilfe einer Inertgasatmosphäre, wie Argon oder Stickstoff,
erreicht werden kann. Die Polymerisation kann in Gegenwart
eines aprotischen Lösungsmittels durchgeführt werden,
wobei vorteilhaft solche ausgewählt werden, in welchen sowohl
die eingesetzten Monomeren als auch Initiator und Katalysator
bei der vorgesehenen Reaktionstemperatur ausreichend löslich
sind. Beispiele für derartige aprotische Lösungsmittel sind
Methylacetat, Ethylacetat, Butylacetat, Acetonitril, Toluol,
Xylol, Dimethylformamid, N-Methylpyrrolidon, Tetrahydrofuran,
tert.-Butylmethylether und Siliconöle, worunter insbesondere
Polydimethylsiloxanöle und Polymethylphenylsiloxanöle mit
Viskositäten im Bereich von etwa 5-500 mPa · s/25°C zu
verstehen sind.
Als zu polymerisierende Monomere können, wie bereits erwähnt,
insbesondere Acrylsäurederivate beliebiger Art eingesetzt
werden, wie Ester, Amide und Nitrile von Acrylsäure und Methacrylsäure.
Beispiele hierfür sind insbesondere Acrylsäureester,
wie Acrylsäure-n-butylester und Acrylsäure-2-ethylhexylester;
Methacrylsäureester, wie Methacrylsäure-methylester,
Methacrylsäure-ethylester, Methacrylsäure-n-butylester,
Methacrylsäure-cyclohexylester, Methacrylsäure-dodecylester
und Methacrylsäure-tetradecylester.
Die Durchführung des Polymerisationsverfahrens kann in an
sich bekannter Weise diskontinuierlich oder kontinuierlich
vorgenommen werden. Vorteilhaft werden Initiator und Katalysator
vorgelegt und die Monomeren mit oder ohne Lösungsmittel
zudosiert, wobei durch mechanische Bewegung die gute Verteilung
der Monomeren unterstützt und durch Kühlung dafür gesorgt
werden kann, daß die vorgesehene Temperatur der exotherm
verlaufenden Reaktion nicht überschritten wird.
Nachdem die zugegebenen Monomeren verbraucht worden sind,
kommt die Polymerisationsreaktion zum Stillstand. Im Reaktionsgefäß
liegen jedoch lebende Polymere vor, die auch nach
dem Verbrauch der Monomeren noch aktiv sind. Diese können in
bekannter Weise durch Zugabe von anderen Monomeren zu Blockmischpolymeren
weiterpolymerisiert oder durch Zugabe von Kettenabbruchreagenzien
oder von sogenannten Kopplungsmitteln in
inaktive Polymere umgewandelt werden, wie beispielsweise in
der US-A 44 17 034 ausführlich beschrieben.
Mit Hilfe der erfindungsgemäß verwendeten Initiatoren können
nicht nur Acrylsäurederivate beliebiger Art in einem breiten
Temperaturbereich quasi-ionisch polymerisiert werden, sondern
die erhaltenen Polymeren mit vorwiegend syndiotaktischer
Struktur zeichnen sich durch ein hohes Molekulargewicht und
eine enge Mmolekulargewichtsverteilung aus.
Die Erfindung wird in den folgenden Beispielen näher erläutert.
In den folgenden Beispielen wurden die Polymerisationsreaktionen
jeweils unter Argon als Inertgasatmosphäre durchgeführt,
wenn nichts anderes angegeben ist. Die verwendeten
Lösungsmittel wurden nach bekanntem Verfahren getrocknet und
die Monomeren durch Filtration über Aluminiumoxid gereinigt.
Die Herstellung der wasserfreien Lösung von Tetrabutylammoniumfluorid
in Tetrahydrofuran, bzw. Toluol, erfolgte in
bekannter Weise mittels Calciumhydrid. Die polymeren Endprodukte
wurden NMR-spektroskopisch sowie gelchroamtographisch
(GPC) charakterisiert. Alle H-Silane und H-Siloxane sowie
Aminosilane wurden direkt aus der technischen Fertigung ohne
zusätzliche Reinigung eingesetzt. Die Kettenstruktur der
erhaltenen Polymeren war zu 60-70% syndiotaktisch, wie
durch NMR nachgewiesen. Das mittlere Molekulargewicht n
wurde jeweils durch GPC bestimmt.
In eine Lösung aus 750 mg (5,6 mmol) Tetramethyldisiloxan und
0,15 mmol (1,5 ml einer 0,1-m-Lösung in Tetrahydrofuran)
Tetrabutylammoniumfluorid in 100 ml wasserfreiem Tetrahydrofuran
wurden unter Rühren und Kühlen innerhalb von 30 min
50 g (500 mmol) Methacrylsäuremethylester so langsam eingetragen,
daß die Reaktionstemperatur 30°C nicht überstieg.
Nach Beendigung der exothermen Reaktion wurde noch weitere 4
h bei Raumtemperatur gerührt. Anschließend wurde das Lösungsmittel
im Vakuum entfernt und das Produkt bei 60°C
getrocknet.
Ausbeute: 50 g (quantitativ); Fp: 263°C; GPC: n 85 000.
Ausbeute: 50 g (quantitativ); Fp: 263°C; GPC: n 85 000.
In eine Lösung aus 1 ml Polymethyl-H-siloxan in 100 ml
wasserfreiem Toluol wurden nacheinander 0,2 mmol (2 ml einer
0,1-m-Lösung in Toluol) Tetrabutylammoniumfluorid und 10 g
(59,5 mmol) Methacrylsäurecyclohexylester eingetragen. Nach
dem Anspringen der stark exothermen Reaktion wurden weitere
74,1 g (440,5 mmol) Methacrylsäurecyclohexylester unter
Kühlung so langsam zugegeben, daß die Reaktionstemperatur
35°C nicht überstieg. Nach Beendigung der exothermen Reaktion
wurde die zähe Masse weitere 3 h bei Raumtemperatur stehen
gelassen. Anschließend wurde das Produkt im Vakuum
getrocknet.
Ausbeute: 85 g (quantitativ); Fp: 240-260°C; GPC: n 1 400 000.
Ausbeute: 85 g (quantitativ); Fp: 240-260°C; GPC: n 1 400 000.
In eine Lösung aus 750 mg (5,6 mmol) Tetramethyldisiloxan und
0,1 mmol (1 ml einer 0,1-m-Lösung in Tetrahydrofuran) Tetrabutylammoniumfluorid
in 100 ml wasserfreiem tert.-Butylmethylether
wurden innerhalb von 30 min unter Kühlung und
Rühren 71 g (500 mmol) Methacrylsäure-n-butylester langsam
eingetragen. Nach 6 h Reaktionszeit wurde die Reaktionsmischung
aufgearbeitet.
Ausbeute: 70,6 g (quantitativ); Fp: 226°C; GPC: n 385 000.
Ausbeute: 70,6 g (quantitativ); Fp: 226°C; GPC: n 385 000.
Das Verfahren gemäß Beispiel 1 wurde wiederholt mit der Abänderung,
daß an Stelle von Tetramethyldisiloxan 756 mg
(5,1 mmol) Pentamethyldisiloxan als Initiator eingesetzt
wurden.
Ausbeute: 49 g (98%); Fp: 235°C; GPC: n 54 000.
Ausbeute: 49 g (98%); Fp: 235°C; GPC: n 54 000.
In eine Lösung aus 1,02 g (5,0 mmol) N,O-Bis-(trimethylsilyl)-acetamid
und 0,2 mmol (2 ml einer 0,1-m-Lösung in
Toluol) Tetrabutylammoniumfluorid in 70 ml wasserfreiem
Toluol wurden unter Kühlung 50 g (500 mmol) Methacrylsäuremethylester
so langsam eingetragen, daß die Reaktionstemperatur
+10°C nicht überstieg. Nach weiteren 3 h Rühren bei
Raumtemperatur wurde das Lösungsmittel im Vakuum entfernt.
Ausbeute: 25 g (50%); Fp: 115°C; GPC: n 37 000.
Ausbeute: 25 g (50%); Fp: 115°C; GPC: n 37 000.
Der folgende Versuch wurde unter trockener Luft durchgeführt:
In 12,8 g (100 mmol) Acrylsäure-n-butylester wurden 203 mg
(1 mmol) N,O,-Bis-(trimethylsilyl)-acetamid und 0,1 mmol
(1 ml einer 0,1-m-Lösung in Tetrahydrofuran) Tetrabutylammoniumfluorid
eingetragen. Es trat sofort eine stark exotherme
Reaktion ein. Es wurde ein hochviskoses Polymeres,
dessen Monomergehalt <1% war (nachgewiesen durch NMR), in
quantitativer Ausbeute erhalten. GPC: n 10 800.
In eine gekühlte Lösung aus 813 mg (4 mmol) N,O,-Bis-(trimethylsilyl)-acetamid
und 0,1 mmol (1 ml einer 0,1-m-Lösung
in Tetrahydrofuran) in 100 ml wasserfreiem Toluol wurden 64 g
(500 mmol) Acrylsäure-n-butylester so langsam eingetragen,
daß die Temperatur +5°C nicht überstieg. Nach beendeteter Zugabe
wurde auf Raumtemperatur erwärmt. Nach Aufarbeitung
wurden 40 g eines zähen klebrigen Polymeren erhalten. GPC:
n 65 000.
Eine Lösung aus 64 g (500 mmol) Acrylsäure-n-butylester und
657 mg (3 mmol) Hexamethyl-cyclotrisilazan in 100 ml waserfreiem
Toluol wurde unter Rühren mit 0,1 mmol (1 ml einer
0,1-m-Lösung in Toluol) Tetrabutylammoniumfluorid versetzt.
Es erfolgte eine leicht exotherme Reaktion, durch die das
nicht gekühlte Reaktionsgemisch innerhalb 45 min auf 31,5°C
erwärmt wurde. Nach 20 h wurde das Lösungsmittel entfernt und
das Produkt im Hochvakuum getrocknet. Es wurden 49,6 g eines
hochviskosen Öls erhalten. GPC: n 65 000.
64 g (500 mmol) Acrylsäure-n-butylester wurden innerhalb von
20 min unter kräftigem Rühren und guter Kühlung in eine
Lösung aus 742 mg (5 mmol) Pentamethyldisiloxan und 0,1 mmol
(1 ml einer 0,1-m-Lösung in Tetrahydrofuran) Tetrabutylammoniumfluorid
eingetragen. Nach 4 h wurde das Lösungsmittel im
Vakuum entfernt und das Produkt bei 60°C im Hochvakuum getrocknet.
Es wurden 60,8 g eines hochviskosen Polymeren erhalten.
GPC: n 54 000.
20 g (200 mmol) Methacrylsäuremethylester wurden durch Zugabe
von 336 mg (2,5 mmol) Tetramethyldisiloxan und 0,5 ml einer
0,1-m-Tetrabutylammoniumfluorid-Lösung in Toluol polymerisiert.
Nach 3 h wurden in das Reaktionsgemisch 38,4 g
(300 mmol) Acrylsäure-n-butylester eingetragen, wobei eine
exotherme Reaktion auftrat. Nach Aufarbeitung wurden 33 g
eines wachsartigen Produktes erhalten. GPC: n 113 000.
In eine Lösung aus 403 mg (3 mmol) Tetramethyldisiloxan und
0,5 ml einer 0,1-m-Tetramethylammoniumfluorid-Lösung in
Tetrahydrofuran in wasserfreiem Toluol wurden innerhalb von
30 min eine Mischung aus 92 g (500 mmol) Acrylsäure-2-
ethylhexylester und 1,0 ml einer 0,1-m-Tetrabutylammoniumfluorid-Lösung
eingetragen. Die Reaktionstemperatur wurde
durch Kühlung unterhalb +35°C gehalten. Die exotherme Reaktion
war nach 5 h beendet. Nach Aufarbeitung wurden 91,5 g
(Ausbeute quantitativ) eines hochviskosen Polymeren erhalten.
GPC: n 72 000.
In eine Lösung aus 5,7 g (50 mmol) Methacrylsäureethylester
in 20 ml wasserfreiem Tetrahydrofuran wurden nacheinander
34 mg (0,25 mmol) Tetramethyldisiloxan und 0,1 ml einer
0,1-m-Tetrabutylammoniumfluorid-Lösung in Tetrahydrofuran
eingetragen. Durch die einsetzende exotherme Reaktion wurde
das Lösungsmittel zum Sieden erhitzt. Nach 24 h Stehenlassen
wurden weitere 5,7 g (50 mmol) Methacrylsäureethylester in
die Reaktionsmischung eingetragen, wobei wiederum eine exotherme
Reaktion einsetzte. Nach Aufarbeitung wurden 11 g
eines weißen Polymeren erhalten; Fp: 112°C.
In den Beispielen 13-22 wurden jeweils 5 ml Initiator,
0,2 ml Katalysator in 100 ml Lösungsmittel vorgelegt und
anschließend 500 mmol Monomere (bei Methacrylatestern 13.0 =
handelsübliches Produkt aus Methacrylsäuredodecyl- und Methacrylsäuretetradecylester,
150 mmol) zugegeben. Die Reaktionstemperatur
wurde durch Kühlung zwischen +20 und +30°C
gehalten. Nach Beendigung der exothermen Reaktion wurde
weitere 4 h bei Raumtempeatur gerührt. Alle Polymerisationen
wurden unter Argon durchgeführt. Die erhaltenen Produkte
wurden bei 60°C im Hochvakuum getrocknet. Die verwendeten
Ausgangsprodukte und die Ergebnisse sind in der folgenden
Tabelle zusammengestellt.
Claims (4)
1. Verfahren zur Polymerisation von polaren Verbindungen,
die in α-Stellung zu einer Carbonyl- oder Nitrilgruppe
eine C=C-Doppelbindung aufweisen, bei dem die Polymerisation
mit Organosiliciumverbindungen als Initiatoren zusammen
mit nukleophilen oder elektrophilen Katalysatoren
ausgelöst und bei Temperaturen im Bereich von -100°C bis
+100°C, gegebenenfalls in Gegenwart eines aprotischen Lösungsmittels
durchgeführt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß als Initiatoren Organosiliciumverbindungen, ausgewählt
aus der Gruppe der Silane, Silazane und Siloxane
verwendet werden, die je Molekül mindestens eine Silyl-,
Silazanyl- und/oder Siloxanylgruppe enthalten, in welchen
je Si-Atom mindestens ein Si-gebundenes H-Atom oder mindestens
ein Si-gebundenes N-Atom in Form von sekundären
oder tertiären Amino- oder Amidogruppen, die mit organischen
Resten substituiert sein können, welche mit oder
ohne Einschluß des N-Atoms einen Ring bilden können oder
mindestens ein Si-gebundenes Atom in Form von Alkinyl-
oder Cyclodienylgruppen vorhanden ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Silane solche der allgemeinen Formel
R₄-n SiX n (I)verwendet werden, worin
R = Alkyl-, Cycloalkyl-, Alkenyl-, Aryl- oder Aralkylreste;
X = H-Atome oder Reste der Formeln R′ = H-Atome oder Reste R;
R′′ = Alkyl-, Alkenyl-, gegebenenfalls unterbrochen durch -O-, -OCO-, -NHCO-, -OCONH-, Aryl, Aralkyl- oder Reste der Formeln -COOR oder -COR;
R′′′ = Alkyl-, gegebenenfalls unterbrochen durch -O-, -OCO-, -NHCO oder -OCONH-, Aryl, Aralkyl- oder Reste der Formeln -OR, -OCOR, -NHCOR, -CONHR, -NHCOOR oder -NHR;
wobei R′ mit R′′, bzw. R′ mit R′′′ einen Ring mit 4 bis 13 Gliedern bilden kann und R′′ oder R′′′ auch Sauerstoffatome sein können, deren zweite Valenz mit einer weiteren Silylgruppe verbunden ist;
n = 1, 2 oder 3, wenn X = H;
n = 1 oder 2, wenn X Reste der Formeln (1), (2), (3) oder (4) bedeutet und
m = 0, 1, 2 oder 3.
R = Alkyl-, Cycloalkyl-, Alkenyl-, Aryl- oder Aralkylreste;
X = H-Atome oder Reste der Formeln R′ = H-Atome oder Reste R;
R′′ = Alkyl-, Alkenyl-, gegebenenfalls unterbrochen durch -O-, -OCO-, -NHCO-, -OCONH-, Aryl, Aralkyl- oder Reste der Formeln -COOR oder -COR;
R′′′ = Alkyl-, gegebenenfalls unterbrochen durch -O-, -OCO-, -NHCO oder -OCONH-, Aryl, Aralkyl- oder Reste der Formeln -OR, -OCOR, -NHCOR, -CONHR, -NHCOOR oder -NHR;
wobei R′ mit R′′, bzw. R′ mit R′′′ einen Ring mit 4 bis 13 Gliedern bilden kann und R′′ oder R′′′ auch Sauerstoffatome sein können, deren zweite Valenz mit einer weiteren Silylgruppe verbunden ist;
n = 1, 2 oder 3, wenn X = H;
n = 1 oder 2, wenn X Reste der Formeln (1), (2), (3) oder (4) bedeutet und
m = 0, 1, 2 oder 3.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Silazane ketten- oder ringförmige Verbindungen verwendet
werden, die mindestens eine Einheit der allgemeinen
Formel
enthalten, worin R die angegebene Bedeutung hat und die
restlichen Valenzen der Si-Atome mit Resten R abgesättigt
oder mit NH-Gruppen weiterer Einheiten (II) verbunden
sind.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Siloxane ketten- oder ringförmige Verbindungen verwendet
werden, die mindestens eine Einheit der allgemeinen
Formel
enthalten, worin R die angegebene Bedeutung hat und die
restlichen Valenzen der Si-Atome mit Resten R abesättigt
oder mit O-Atomen weiterer Einheiten (III) oder Einheiten
der allgemeinen Formel
verbunden sind.
Priority Applications (4)
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EP88106822A EP0295401A3 (de) | 1987-04-30 | 1988-04-28 | Verfahren zur Polymerisation von polaren Verbindungen |
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1987
- 1987-04-30 DE DE19873714563 patent/DE3714563A1/de not_active Withdrawn
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