DE3713615A1 - Schienenfahrzeug mit querneigungseinrichtung - Google Patents
Schienenfahrzeug mit querneigungseinrichtungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Schienenfahrzeug mit
Querneigungseinrichtung, bei dem zwischen dem Wagen
kasten und dem Drehgestell ein den Wagenkasten gegen
über dem Drehgestell abstützendes Federsystem angeord
net ist sowie ein in Querrichtung verlaufender Zwischen
träger, der über zueinander und gegen die Wagenlängsmit
telebene geneigte Pendel mit dem Wagenkasten derart ver
bunden ist, daß eine Querneigung des Wagenkastens gegen
über dem Zwischenträger möglich ist.
Die Geschwindigkeit eines Schienenfahrzeugs, das Perso
nen befördert, ist bei der Fahrt durch einen Gleisbogen
dadurch begrenzt, daß die auf den Reisenden wirkende
Fliehkraft einen bestimmten Wert nicht überschreiten
soll. Für die nicht ausgeglichene parallel zum Wagenfuß
boden gemessene Fliehbeschleunigung sind Grenzwerte
festgesetzt, die je nach Bahngesellschaft zwischen 0,65
und 1 m/sec2 liegen. Diese Grenzwerte bestimmen die
zulässige Bogengeschwindigkeit. Andere Grenzwerte bezüg
lich der Oberbaubeanspruchung und der Fahrsicherheit
werden erst bei größeren Bogengeschwindigkeiten er
reicht.
Es sind deshalb Einrichtungen entwickelt worden, die den
Wagenkasten in der Kurve nach Bogeninnen neigen. Hier
durch entsteht ein Hangabtrieb, der die im Wagenkasten
wirkende Fliehbeschleunigung ganz oder teilweise kompen
siert, so daß eine im Vergleich zu einem Normalfahrzeug
höhere Bogengeschwindigkeit zulässig ist.
Es sind unterschiedliche Systeme von Einrichtungen
zur Erzielung einer Querneigung des Wagenkastens
bekannt (siehe z. B. DE-OS 21 45 738, DE-AS 21 45 747).
- 1. Tragende Systeme mit geneigten Pendeln.
- Bei diesen Systemen stützt sich der Wagenkasten über ein Federungssystem auf einem Zwischenträger ab, der seinerseits durch Pendel am Drehgestellrahmen aufge hängt ist.
- Die Pendel sind derart gegen die Vertikale geneigt, daß sich die Verlängerungen ihrer Mittellinien bei aufrecht stehendem Wagen in der Fahrzeuglängsmittel ebene annähernd in der Höhe des Wagenschwerpunkts schneiden. Eine Neigung des Wagenkastens wird er reicht durch einen Antrieb, der den Zwischenträger relativ zum Drehgestellrahmen seitlich verschiebt. Dadurch wird die Neigung der Pendel auf der einen Drehgestellseite verkleinert und auf der anderen vergrößert. Die am Zwischenträger angeschlossenen Pendelenden ändern ihre Höhenlage und der Zwischen träger neigt sich entsprechend.
- Damit die Gesamtanordnung stabil ist, müssen hän gende Pendel verwendet werden. Die Einrichtung zur Querneigung muß, da sich der Wagenkasten auf dem Zwischenträger abstützt, das Gewicht des einen Wagenendes tragen und wird deshalb entsprechend schwer.
- Als weiterer Nachteil kommt hierbei hinzu, daß durch die hängenden Pendel eine Umkehrung des Kraftflusses erfolgt, da das drehgestellseitige Pendelende oben und das wagenkastenseitige Pendelende unten liegt.
- Schließlich besitzt dieses System eine sehr hohe Eigenstabilität. Dies bedeutet, daß eine große Kraft erforderlich ist, um den Zwischenträger aus seiner Mittelposition auszulenken, was einen entsprechend starken Antrieb erfordert. Aus diesem Grunde ist ein solches System auch nicht als passives System ohne eigenen Antrieb verwendet.
- 2. Tragende Systeme mit Rollen.
- Bei diesen Systemen zur Erzielung einer Querneigung des Wagenkastens wird ebenfalls ein Zwischenträger verwendet, der sich jedoch auf Rollen im Drehgestell abstützt.
- Am Zwischenträger sind Rollbahnen angeordnet, mei stens in Form von Kreissegmenten, deren Mittelpunkt in Wagenmitte annähernd auf der Höhe des Wagenschwer punktes liegt, so daß bei einer Querverschiebung des Zwischenträgers relativ zum Drehgestell eine Drehbe wegung um die Wagenlängsachse entsteht.
- Die mit Hilfe von Rollen und Rollbahnen arbeitenden Systeme haben gegenüber den Pendelsystemen den Vor teil, daß die Eigenstabilität über die Geometrie der Rollbahnen in weiten Grenzen beeinflußbar ist. So kann z. B. der Mittelpunkt der Kreissegmente, an denen die Rollbahnen angeordnet sind, auf eine Höhe deutlich über den Wagenschwerpunkt gelegt werden, so daß ein passives Querneigungssystem erhalten wird, also ein System, das sich unter dem Einfluß der Fliehkraft selbsttätig nach Bogeninnen neigt.
- Nachteilig an diesem System ist, daß auch hier die Einrichtung zur Querneigung das Gewicht des Wagens tragen muß.
- Da die Stützrollen wegen des begrenzten Raums im Drehgestellbereich relativ klein ausgeführt werden müssen, entsteht eine sehr hohe Pressung zwischen Rolle und Laufbahn. Es müssen deshalb gehärtete Werkstoffe verwendet werden. Damit es nicht zur Kantenpressung zwischen Rollen und Laufbahnen kommt, ist eine steife Konstruktion der tragenden Teile und eine besonders präzise Fertigung notwendig.
- Querneigungseinrichtungen nach diesem System sind also schwer und kostspielig.
- 3. Systeme mit im Dachbereich abgestütztem Wagen kasten (siehe z. B. "Elektrische Bahnen", 83. Jahr gang, Heft 5/1985, S. 160 bis 162).
- Bei diesen Systemen ist das Federsystem (Luft federn) im Dachbereich des Fahrzeugs angeordnet. Dies hat zur Folge, daß der Schwerpunkt des Wagens deutlich unter der Abstützung liegt, so daß sich der Wagenkasten unter dem Einfluß der Fliehkraft ohne äußeren Antrieb selbsttätig nach Bogeninnen neigt. Es handelt sich hier also um ein passives System.
- Nachteilig an diesem System ist, daß es im wesent lichen nur für Gliederzüge verwendbar ist, wo zwi schen den Wagenenden, die sich gemeinsam auf einem Laufwerk abstützen, Platz für die Stützen der Federung ist.
Die Erfindung geht aus von einem Schienenfahrzeug mit Quer
neigungseinrichtung der eingangs und im Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 erwähnten Bauart, wie es beispielswei
se in der DE-OS 21 45 738 beschrieben ist. Bei diesem
bekannten System stützt sich der Zwischenträger über das
Federsystem auf dem Drehgestell ab und der Wagenkasten
ist über die Pendel am Zwischenträger aufgehängt. Die
Einrichtung fällt damit grundsätzlich unter die oben
unter 1 beschriebenen Systeme.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe bestand
darin, ein solches Schienenfahrzeug mit Querneigungs
einrichtung derart auszubilden, daß die Einrichtung zur
Erzielung der Querneigung des Wagenkastens einerseits
konstruktiv einfach aufgebaut ist und ein hohes Gewicht
und hohe Kosten vermieden werden, andererseits aber eine
hohe Flexibilität gestattet, indem sie sowohl als akti
ves als auch passives System ausgebildet werden kann und
sowohl an Schienenfahrzeugen ohne Wiegenträger als auch
an Schienenfahrzeugen mit Wiegenträger leicht verwirk
licht werden kann.
Die Lösung dieser Aufgabe geschieht erfindungsgemäß mit
den Merkmalen aus dem kennzeichnenden Teil des Patentan
spruchs 1.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen beschrieben.
Die Erfindung geht von dem Grundgedanken aus, daß die
bei den bekannten Systemen auftretenden Schwierigkeiten
vermieden werden können, wenn dafür gesorgt wird, daß
die Abstützung des Wagenkastens auf dem Drehgestell über
das Federsystem nicht über den Zwischenträger erfolgt.
Dies hat zur Folge, daß die Einrichtung zur Erzielung
der Querneigung des Wagenkastens nicht durch das Gewicht
des Wagenkastens belastet ist.
Bei einem Schienenfahrzeug ohne Wiegenträger bedeutet
dies, daß sich der Wagenkasten, wie bei einem normalen
Drehgestell, über das Federsystem direkt auf dem Drehge
stell abstützt. Die Nachgiebigkeit des Federsystems in
vertikaler und horizontaler Richtung ermöglicht die
Neigung des Wagens um einen Drehpol, der durch die
nunmehr parallel zur Federung liegende Neigungseinrich
tung bestimmt wird.
Bei einem Schienenfahrzeug mit einem Wiegenträger ist
dieses Grundprinzip in der gleichen Weise anwendbar.
Dabei kann der Wiegenträger in bekannter Weise entweder
unterhalb des Federsystems auf dem Drehgestell angeord
net sein oder oberhalb des Federsystems am Wagenkasten.
Im ersten Fall ist der Wiegenträger gegenüber dem Dreh
gestellrahmen um eine vertikale Achse drehbar gelagert.
Der Drehgestellrahmen kann also ausdrehen, ohne dabei
das Federsystem zu verformen. Im zweiten Fall ist der
Wiegenträger gegenüber dem Untergestell des Wagenkastens
um eine vertikale Achse drehbar gelagert, so daß sich
der Wagenkasten ausdrehen kann, ohne das Federsystem zu
verformen.
In beiden Fällen dient der Wiegenträger lediglich dazu,
das Ausdrehen des Drehgestelles unabhängig vom Feder
system zu ermöglichen. Er hat jedoch keinen Einfluß auf
die Funktion der Einrichtung zur Querneigung des Wagen
kastens.
Im folgenden wird anhand der Zeichnungen ein
Ausführungsbeispiel für ein Schienenfahrzeug mit Quer
neigungseinrichtung nach der Erfindung näher erläutert.
In den Zeichnungen zeigt
Fig. 1 in schematischer Darstellung einen Querschnitt
durch ein Schienenfahrzeug nach der Linie A-A
in Fig. 2;
Fig. 2 in schematischer Seitenansicht das Schienenfahr
zeug nach Fig. 1 im Bereich eines Drehgestelles.
Von dem in Fig. 1 und 2 dargestellten Schienenfahrzeug,
also beispielsweise einem Eisenbahnwaggon, sind nur die
im Zusammenhang mit der Einrichtung zur Querneigung des
Wagenkastens im Gleisbogen interessierenden Teile darge
stellt.
Es handelt sich um ein Schienenfahrzeug mit einem wie
genträgerlosen Drehgestell, bei dem sich der Wagenkasten
1 über das Federsystem 2 direkt auf dem Drehgestell 3
abstützt. Bei dieser Drehgestellbauart ist die Federung
auch in der horizontalen Längsrichtung nachgiebig, so
daß ein Ausdrehen des Drehgestells 3 um die vertikale
Achse relativ zum Wagenkasten 1 möglich ist. Weiterhin
ermöglicht die Nachgiebigkeit des Federsystems 2 in
vertikaler und horizontaler Richtung die Neigung des
Wagenkastens 1 um einen Drehpol P, der durch eine paral
lel zum Federsystem 2 liegenden Neigungseinrichtung
bestimmt wird.
Diese Neigungseinrichtung weist zwei zueinander und zur
Längsmittelebene des Wagens geneigte Pendel 4 auf, deren
oberes Ende jeweils am Wagenkasten 1 und deren unteres
Ende an einem Zwischenträger 5 befestigt ist. Die Nei
gung der Pendel 4 ist so gewählt, daß sich die Ver
längerungen ihrer Mittellinien bei aufrecht stehendem
Wagen auf der Höhe des Schwerpunktes S oder oberhalb
dieser Höhe schneiden.
Der Zwischenträger 5 wird durch eine an sich bekannte
Wankstütze 6 annähernd parallel zur horizontalen xy-
Ebene des Drehgestellrahmens 3 gehalten und durch eine
Querfederung 7 in Querrichtung geführt.
Die oben beschriebene Einrichtung zur Neigung des
Wagenkastens in Querrichtung kann als aktives oder als
passives System ausgebildet sein.
Bei einem aktiven System liegt der Schnittpunkt der
Verlängerungen der Pendel 4 bei aufrecht stehendem Wagen
mindestens angenähert in Höhe des Wagenkastenschwerpunk
tes S. Die Neigung des Wagenkastens 1 relativ zum Zwi
schenträger 5 beim Fahren durch einen Gleisbogen wird
durch einen Stellantrieb erzwungen. Dieser Stellantrieb
kann beispielsweise ein Elektromotor sein, der über ein
nicht dargestelltes Getriebe auf den in Fig. 1 darge
stellten Kurbelmechanismus 8 wirkt. Der Antrieb kann mit
einem Regelsystem verbunden sein. Da derartige Antriebe
und Regelsysteme an sich bekannt sind, werden sie im
folgenden nicht näher erläutert.
Bei einem passiven System liegt der Schnittpunkt der
Verlängerung der Mittellinien der Pendel 4 deutlich
oberhalb des Schwerpunktes S des Wagenkastens 1. Unter
dem Einfluß der Fliehkraft, die im Schwerpunkt S an
greift, tendiert der Wagenkasten 1 dazu, auf dem quer
weichen Federsystem 2 nach Bogenaußen zu treiben, wird
aber durch die schrägstehenden Pendel 4, deren Wirkungs
linie in Höhe des Schnittpunkts der Mittellinien ober
halb des Schwerpunktes S liegt, gehalten. Auf diese Weise
entsteht ein Moment, das den Wagenkasten 1 nach Bogen
innen neigt.
Aus dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist ersicht
lich, daß sich bei diesem System das Gewicht des Wagen
kastens 1 nicht auf der Einrichtung zur Erzeugung der
Querneigung abstützt. Diese Einrichtung hat daher nur
Stellkräfte zu übertragen, die sehr viel kleiner sind
als das Wagenkastengewicht und kann deshalb erheblich
leichter gebaut sein als bei herkömmlichen Systemen.
Das anhand der Fig. 1 und 2 beschriebene System ist auch
anwendbar in Verbindung mit einem Wiegenträger.
Bei Anordnung des Wiegenträgers unterhalb des Feder
systems 2 stützen sich Feder 2 und Wankstütze 6 auf
diesem Wiegenträger ab. Der Wiegenträger wird über
seitliche Anlenkstangen (an jeder Wagenseite eine) gegen
den Wagenkasten geführt.
Bei Anordnung des Wiegenträgers oberhalb des Feder
systems 2 ist der Wiegenträger gegen den Drehgestell
rahmen durch seitliche Anlenkstangen oder Gleitflächen
geführt. In diesem Falle schließen die schrägstehenden
Pendel 4 der Neigungseinrichtung am Wiegenträger an und
nicht am Wagenkasten.
Claims (3)
1. Schienenfahrzeug mit Querneigungseinrichtung, bei dem
zwischen dem Wagenkasten und dem Drehgestell ein den
Wagenkasten gegenüber dem Drehgestell abstützendes
Federsystem angeordnet ist, sowie ein in Querrichtung
verlaufender Zwischenträger, der über zueinander und
gegen die Wagenlängsmittelebene geneigte Pendel mit dem
Wagenkasten derart verbunden ist, daß eine Querneigung
des Wagenkastens gegenüber dem Zwischenträger möglich
ist, dadurch gekennzeichnet, daß sich der Wagenkasten
(1) über das Federsystem (2) gegebenenfalls unter Zwi
schenschaltung eines Wiegenträgers auf dem Drehgestell
(3) abstützt und der Zwischenträger (5) über die Pendel
(4) am Wagenkasten (1) oder einem zwischen dem oberen
Ende des Federsystems und dem Wagenkasten angeordneten
Wiegenträger frei aufgehängt ist und über Wankstützen
(6) sowie in Querrichtung wirkende Federn (7) mit dem
Drehgestell (3) oder einem zwischen dem unteren Ende des
Federsystems und dem Drehgestell angeordneten Wiegenträ
ger verbunden ist.
2. Schienenfahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Pendel (4) so angeordnet sind, daß
sich ihre Mittellinien mindestens angenähert auf der
Höhe des Wagenschwerpunktes (S) schneiden und die Quer
neigung des Wagenkastens gegenüber dem Zwischenträger
(5) durch einen geregelten Antrieb (8) erzwingbar ist.
3. Schienenfahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Pendel (4) so angeordnet sind, daß
sich ihre Mittellinien auf einer Höhe oberhalb des
Wagenschwerpunktes (S) schneiden.
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Owner name: WAGGONFABRIK TALBOT, 5100 AACHEN, DE |
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8141 | Disposal/no request for examination |