DE3702804C2 - Vorrichtung zur Divergenzänderung von Röntgen- oder Neutronenstrahlenbündeln - Google Patents
Vorrichtung zur Divergenzänderung von Röntgen- oder NeutronenstrahlenbündelnInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Divergenzänderung
von Röntgen- oder Neutronenstrahlenbündeln mit mindestens ei
nem Kristall, der um einen bestimmten Winkel A divergierende
Strahlen eines Bündels von Röntgen- oder Neutronenstrahlen
unabhängig vom Ort der Reflexion nach der Bragg′schen Re
flexion (sin T = L/2d) reflektiert.
1. Röntgenwellen werden - im Gegensatz zu Wellen des sichtba
ren Lichtes - in Materie nur äußerst schwach gebrochen. Ana
loges gilt für "Neutronenoptik".
Gegenwärtig gibt es zwei Möglichkeiten, spezielle
röntgenoptische Strahlengänge anders als durch Brechung
zu realisieren:
- a) Bei sehr flachem Einfall auf ebene Flächen (Eintritts winkel Bruchteile von 1 Grad) erfolgt für alle Wellen längen Totalreflexion.
- b) An den regelmäßigen Atomebenen von Kristallen erfolgt Interferenz-Reflexion gemäß der Bragg′schen Gleichung sin T = L/2d.
Je nach dem Abstand d der Gitterebenen und der Wellen
länge L können Braggwinkel T zwischen einigen Grad und
90 Grad auftreten. Dabei ist - bezüglich der Gitter
ebenen - Eintrittswinkel = Austrittswinkel = T, vergleich
bar mit optischer Spiegelung. Die Gesamtablenkung beträgt
also 2T.
2. Totalreflexion nach (1a) benutzt man z. B. in der Astronomie
zur Herstellung von Röntgenteleskopen. Um die parallel von
einem Röntgenstern einfallende Strahlung auf einen Punkt,
den Detektor, zu konzentrieren, müssen die reflektierenden
Flächen rotationssymmetrisch in genau berechneter Weise
gekrümmt und ihre Oberflächen extrem glatt sein (Ver
edelung, Politur).
3. Bragg'sche Reflexion nach (1b) kann man, wenn sie un
symmetrisch erfolgt (Kristalloberfläche nicht parallel
zu den "spiegelnden" Atomebenen), benutzen, um aus einem
breiten parallelen Strahlenbündel ein schmales zu machen -
und umgekehrt. Die Divergenz ändert sich dabei nicht. Wie
aus Fig. 1 hervorgeht, treffen zueinander parallele
Strahlen 1 auf einen Kristall 2 auf, dessen Oberfläche 3
zu den "spiegelnden" Atomebenen 4 nicht parallel ist. Die
Strahlen 1 fallen unter dem Winkel T zu den Atomebenen 4
auf den Kristall 2 auf und werden unter dem Winkel T zu
den Atomebenen 4 reflektiert.
4. Bragg'sche Reflexion nach (1b) ist aber auch das Mittel
der Wahl, um Kristall-Monochromatoren herzustellen. Mit
ihnen läßt sich zweierlei erreichen: aus der "weißen",
Strahlung der Röntgenröhre wird eine ganz bestimmte, für
ein Experiment benötigte Wellenlänge herausgefiltert, und:
mit einem gebogenen Monochromator-Kristall kann man
divergent aus der Röntgenröhre austretende Strahlung
bündeln, so daß sie in einen Punkt zu hoher Intensität
konzentriert wird - dahinter jedoch mit derselben Divergenz
weiterläuft. Hierfür ein Beispiel anhand der Fig. 2.
Zwei von einer punktförmigen Quelle 5 ausgehende und um
einen Winkel A divergierende Strahlen 6 werden an zwei
Kristallen 7, 8 gleichen Netzebenenabstandes so reflek
tiert, daß die abgelenkten Strahlen 9 noch in der Ebene
der ursprünglichen Strahlen 6 liegen. Die Strahlen 9
besitzen immer noch dieselbe Divergenz A, gleichgültig,
an welchen Orten die Reflexionen stattfinden. Dies wird
ausgenutzt z. B. beim Johannson-Monochromator: Ein per
fekter Kristall wird mit einem Radius R gekrümmt und
seine Oberfläche mit dem Radius 2R geschliffen und damit
werden alle Strahlen einer Wellenlänge aus einer Quelle
in einen Punkt reflektiert. Dort wird eine Blende auf
gestellt, und man hat ein monochromatisches aber
divergentes Strahlenbündel.
5. Die wichtigste wissenschaftliche Anwendung von Röntgen-
und Neutronenstrahlen ist die Strukturanalyse, d. i. die
Ermittlung des atomaren Aufbaus der Materie. Dabei läßt
man ein fein ausgeblendetes Bündel auf die meist nur
mm große Probe fallen. Ist dieses monochromatisch, so
verwendet man Proben mit unorientierten Netzebenenrich
tungen oder man muß kristalline Proben im Strahl drehen,
ist es polychromatisch ("weiß"), so kann man die
kristalline Probe stehen lassen und für jede Netzebenen
richtung wird die passende Wellenlänge "ausgewählt". Ein
allgemeines Problem ist bei diesen Verfahren die Schwäche
der auftretenden Reflexe und die daraus folgenden langen
Meßzeiten. Dagegen helfen nur stärkere Quellen: Für Röntgen
strahlen ist dies die Drehanodenröhre mit etwa zehnfacher
Intensität oder das Synchrotron mit (für einen Wellenlängen
bereich, der der "charakteristischen" Strahlung entspricht)
höchstens hundertfachen Intensität gegenüber der gewöhnli
chen Röntgenröhre. Für Neutronenstrahlen müssen spezielle
Hochleistungs-Reaktoren gebaut werden. Aus Röntgenröhren und
Neutronenquellen ist aber unter Anwendung der bekannten
Techniken weit weniger als ein Millionstel der entstandenen
Strahlung nutzbar - nämlich der Teil, der in gerader Linie
von der Quelle zur Probe verläuft, weil eine Ablenkung aller
anderen Strahlen gleicher Wellenlänge in dieselbe Richtung
bei Verwendung von Kristallen mit konstantem Netzebenenab
stand nicht gelingen kann.
Bei einer bekannten Vorrichtung zur Divergenzänderung von
Röntgenstrahlenbündeln gemäß den wesentlichen Merkmalen des Ober
begriffs des Patentanspruchs 1
(DD-PS 2 06 599), mit mindestens einem
Kristall, der divergierende Röntgenstrahlenbün
del unabhängig vom Ort der Reflexion nach der Bragg'schen
Reflexion reflektiert, findet eine mit einer speziellen Ein
richtung gekrümmte dünne Kristallscheibe als Kristall Ver
wendung. Strahlen, die auf verschiedenen Punkten der Kri
stalloberfläche auftreffen, erfahren somit eine Bragg'sche
Reflexion, wobei die hierbei zugrunde zu legenden Kristall
gitter-Ebenen, die in die Bragg-Bedingung über den Gitterab
stand eingehen, jeweils etwas unterschiedlich orientiert
sind, und somit zu verschiedenen Reflexionsrichtungen füh
ren.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung
der eingangs erwähnten Art so zu gestalten, daß im Vergleich
zum Stand der Technik ein wesentlich größerer Teil der aus
künstlichen Quellen stammenden Strahlung nutzbar gemacht
wird. Gleichzeitig soll die Möglichkeit zu geeigneten Un
tersuchung natürlicher Strahlenquellen, z. B. siderischer Strah
lenquellen sowie die Grundlagen für eine allgemeinere Optik für
Röntgen- und Neutronenstrahlen geschaffen werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Kri
stall unterschiedliche Gitterabstände aufweist, die stetig vom
Ort im Kristall abhängen.
Vorteilhafte Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Strahlenoptik, die darauf beruht, Strahlen um beliebige
Winkel abzulenken und die Divergenz von Strahlenbündeln zu
verändern (Linse, Hohlspiegel), kann mit Kristallen konstanter
Gitterparameter nicht betrieben werden.
Anders, wenn der Netzebenenabstand des einen Kristalls in
bestimmter Weise verändert ist: Verdreht man diesen Kristall
im Gegensatz zum ersten Fall nicht um den Winkel A, sondern
nur um A/2 in bezug auf den anderen und ändert zusätzlich
den Netzebenenabstand so, daß die Bragg-Reflexion jetzt unter
dem Winkel T + A/2 stattfinden kann, so laufen beide reflek
tierten Strahlen parallel, wiederum unabhängig von den Orten
der Reflexion. Durch geeignete Wahl dieser Orte kann man
außerdem erreichen, daß beide reflektierten Strahlen nahe
beieinander liegen.
Alle im Winkelbereich zwischen den beiden Strahlen aus der
Quelle austretenden Strahlen lassen sich auf entsprechende
Weise parallel in den schmalen Raum zwischen diese beiden
reflektierten Strahlen lenken, wenn sich erstens die Neigung
der Netzebenen zwischen den beiden genannten Orten der
Reflexion kontinuierlich von O bis A/2 ändert. Dies ist
erstens durch geeignete Biegung des Kristallgitters zu
erreichen - solche Verbiegungen sind an sich bekannt -
und wenn zweitens der Netzebenenabstand in entsprechender
Weise variiert wird. Variationen (5%/cm) sind durch
variable Dotierung während des Kristallwachstums möglich
geworden.
Damit gelingt die Herstellung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Konzentration eines
divergenten Bündels auf einfache Weise. Diese Überlegungen
beziehen sich allerdings erst auf das Geschehen innerhalb
der Strahlenebene. Zur Erweiterung auf räumlich divergente
Bündel muß eine weitere Reflexion in einer senkrechten Ebene
nachgeschaltet werden.
Um die Möglichkeit zur geeigneten Untersuchung natürlicher
Strahlenquellen, z. B. siderischer Strahlenquellen zu
schaffen, ist die Gestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
derart angebracht, daß ein - z. B. aus dem Weltraum - auf
treffendes paralleles Bündel von Röntgen- oder Neutronen
strahlen am Delta-Kristall auf einen im Vergleich zu seiner
Ausdehnung um ein Vielfaches verringerten Raumbereich
(Detektor) konzentriert und daß Strahlen, die aus Richtungen
einfallen, die um weniger als eine Winkelminute abweichen,
unreflektiert bleiben.
Ein breites paralleles monochromatisches Bündel geringer
Intensität auf einen Detektor zu konzentrieren, ohne daß
dabei Strahlen aus anderen Raumrichtungen registriert
werden, gelingt leicht nach dem Prinzip von C1 unser Um
kehrung des Strahlengangs.
Mit Hilfe dieser Kristalle besteht die Möglichkeit,
sowohl aus einem divergenten Strahlen-Bündel ein paralleles
als auch umgekehrt aus einem parallelen Bündel ein konver
gentes zu machen. Zusammengenommen entspricht dies genau
der Wirkung einer Konvex-Linse in der Lichtoptik. Damit
ist prinzipiell jedes optische Gerät simulierbar, welches
mit solchen Linsen konstruiert wird, also z. B. die Lupe,
das Mikroskop und das Fernrohr.
Bevorzugte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Vorrichtung
werden nun anhand der Fig. 3 bis 5 der Zeichnungen erläutert.
In diesen sind:
Fig. 3 eine schematische Darstellung des Prinzips der
Vorrichtung mit zwei verschiedenen Kristallen, auf
die aus einer punktförmigen Quelle austretende
Strahlen auftreffen,
Fig. 4 eine schematische Darstellung der Vorrichtung mit
einem Kristall, auf dem von einer punktförmigen
Quelle austretende Strahlen auftreffen,
Fig. 5 eine schematische Darstellung der Vorrichtung mit
dem Kristall, auf dem ein Bündel paralleler
Strahlen auftrifft.
Fig. 3 verdeutlicht das Prinzipielle der Vorrichtung, wobei
von zwei im Abstand angeordneten, unterschiedlichen Kristallen
10 und 11 der Kristall 11 in bezug auf den Kristall 10 um
den Winkel A/2 verdreht ist. Der Netzabstand des Kristalls 10
ist in bezug auf den des Kristalls 10 so geändert, daß die
von einer punktförmigen Quelle 12 austretenden, um den
Winkel A divergierenden und auf die beiden Kristalle 10
und 11 auftreffenden Strahlen 13 bzw. 14 gemäß der Bragg'schen
Reflexion unter dem Winkel T + A/2 reflektiert werden. Die
reflektierten Strahlen 15 bzw. 16 laufen, unabhängig von
den Orten der Reflexion, beide parallel.
Fig. 4 zeigt schematisch die Vorrichtung mit einem
Kristall 17, der so strukturiert ist, daß gemäß Fig. 1 die
von der punktförmigen Quelle 12 ausgehenden, um den Winkel A
divergierenden Strahlen 13, 14 nach der Bragg'schen Reflexion
am Kristall 17 eine geänderte Divergenz aufweisen. Die
Oberfläche 18 des Kristalls 17, auf die die Strahlen
13, 14 auftreffen ist zu den "spiegelnden" Atomebenen 19
nicht parallel. Die reflektierten Strahlen 15 bzw. 16
laufen, unabhängig vom Ort der Reflexion, zueinander parallel.
Fig. 5 zeigt schematisch die Vorrichtung mit dem
Kristall 17, auf dessen Oberfläche 18, im zu Fig. 4 umge
kehrten Prinzip, ein breites Bündel paralleler monochroma
tischer Strahlen 20 geringer Intensität auffällt, das nach
Reflexion die reflektierten Strahlen 21 durch den
Kristall 17, dessen Atomebenen 19 zu der Oberfläche 18
nicht parallel sind, in einem Detektor 22 konzentriert sind.
Strahlen aus anderen Raumrichtungen werden dabei nicht
registriert.
Claims (9)
1. Vorrichtung zur Divergenzänderung von Röntgen- oder Neu
tronenstrahlenbündeln mit mindestens einem Kristall, der
um einen bestimmten Winkel A divergierende Strahlen ei
nes Bündels von Röntgen- oder Neutronenstrahlen unabhän
gig vom Ort der Reflexion nach der Braggschen Reflexion,
(sin T = L/2d),
reflektiert, dadurch gekennzeichnet, daß der Kristall (17) unterschiedliche Gitterabstände aufweist, die ste tig vom Ort im Kristall (17) abhängen.
(sin T = L/2d),
reflektiert, dadurch gekennzeichnet, daß der Kristall (17) unterschiedliche Gitterabstände aufweist, die ste tig vom Ort im Kristall (17) abhängen.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Gitterebenen verbogen und/oder entsprechend ge
schliffen sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Gitterebenen so gebogen sind, daß ihre Neigungen
sich zwischen den beiden Orten der Reflexion der um den be
stimmten Winkel A divergierenden Strahlen (13, 14) des auf
treffenden Bündels kontinuierlich von O bis A/2 ändern.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Variationen der Gitterabstände im Kristall (17) mehrere
%/cm, insbesondere bis zu 5%/cm betragen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gitterabstandsänderung, die Gitterbiegung und die
Gestalt der reflektierenden Oberfläche (18) in Kombination
so gewählt sind, daß ein um mehrere Winkelgrade divergie
rendes Bündel von Röntgen- oder Neutronenstrahlen einer
Wellenlänge so reflektiert wird, daß das reflektierte Bün
del in einer Ebene eine Divergenz von weniger als einem
Winkelgrad besitzt und auf einen so schmalen Bereich kon
zentriert ist, daß eine im Vergleich zur Energiedichte des
einfallenden Bündels vervielfachte Energiedichte auftritt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Orte der Reflexion so gewählt sind, daß die reflektier
ten Strahlen (15, 16) nahe beieinander liegen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
ein auftreffendes paralleles Bündel von Röntgen- oder Neu
tronenstrahlen an dem Kristall auf einen im Vergleich zu
seiner Ausdehnung um ein Vielfaches verringerten Raumbe
reich konzentriert wird, und daß Strahlen, die aus Richtun
gen einfallen, die davon um weniger als eine Winkelminute
abweichen, unreflektiert bleiben.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
zwei derartige Kristalle (17) räumlich zueinander derart
angeordnet sind, daß die Konzentration der reflektierten
Strahlen in zwei aufeinander senkrecht stehenden Ebenen
stattfindet, wobei die Energiedichte entsprechend gestei
gert wird.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
mehrere derartige Kristalle (17) räumlich zueinander
derart angeordnet sind, daß einfallende Röntgen- oder
Neutronenstrahlen Richtungsänderungen erfahren, die der
Wirkung einer optischen Linse entsprechen.
Priority Applications (1)
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