DE3632337A1 - Verfahren zur schadlosen beseitigung von mineraloelen und mineraloelaehnlichen stoffen - Google Patents
Verfahren zur schadlosen beseitigung von mineraloelen und mineraloelaehnlichen stoffenInfo
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Description
Es ist bekannt, daß Mineralöle und mineralölähnliche
Stoffe durch Mikroorganismen im Boden auf biologischem
Wege abgebaut werden können. Der Abbau dieser Stoffe
erfolgt an der Grenzfläche zwischen Ölphase und bio
logisch aktiver Umgebung. Eine Vergrößerung der Phasen
oberfläche führt demnach zu einer Erhöhung der Ge
schwindigkeit des biologischen Abbaus.
Es ist auch bekannt, eine solche Vergrößerung der
Phasenoberfläche der Mineralöle oder mineralölähn
lichen Stoffe bzw. deren sehr feine Verteilung durch
chemische Reaktion unter Verwendung von Calciumoxid
vorzunehmen, das mit dem im feuchten Boden enthaltenen
Wasser zu Calciumhydroxid umgesetzt wird. Calciumhy
droxid hat eine 15- bis 20-fach größere Oberfläche als
Calciumoxid. Um zu verhindern, daß das eingesetzte
Calciumoxid vor einer vorverteilenden Aufnahme der
ölhaltigen Phase nutzlos abreagiert, wird es mit
Hydrophobierungsmitteln vorbehandelt. Damit diese
ebenso biologisch abgebaut werden können wie das
Mineralöl, werden solche gewählt, die selbst biolo
gisch abbaubar sind, wie z.B. natürliche Fettsäuren
wie Stearinsäure und Palmitinsäure, sowie Alkane, z.B.
Paraffinöl.
Nach der Vorverteilung eines derart hydrophobierten
Weißfeinkalks in dem kontaminierten Boden, bei der
die Mineralöle oder mineralölähnlichen Stoffe selektiv
von dem hydrophobierten Calciumoxid aufgenommen werden,
entsteht durch die chemische Reaktion mit der erforder
lichen Menge Wasser, beispielsweise aus dem feuchten
Boden, und die mit der Reaktion einhergehende Dis
pergierung, ein staubfeines trockenes Produkt
(DE-PS 23 28 777).
Ölige Abfallstoffe im Boden können unabhängig von
ihrer Viskosität selektiv nach diesem Verfahren
der Dispergierung durch chemische Reaktion - kurz
DCR-Verfahren genannt - behandelt werden. Es ent
steht ein feindisperses Pulver mit Calciumhydroxid
als Trägerstoff. Dabei ist es von Vorteil, wenn
das System stark hydrophob eingestellt wird, weil
dann auch kompakte Phasen auf chemischem Wege auf
geschlossen werden zu einem Feststoff mit einer
außerordentlich großen spezifischen Oberfläche,
der sich auch in nassem Boden mit einfachen mecha
nischen Hilfsmitteln leicht und homogen verteilen
läßt. Mit jedem einzelnen Partikelchen werden
auch die organischen Stoffe gleichförmig in eine
biologisch aktive Umgebung verbracht.
In größeren Freilandversuchen zeigte sich, daß nach
Ablauf der chemischen Hilfsreaktion, d.h. der Bildung
von Calciumhydroxid, ein ungewöhnlich stark hydropho
bes Pulver entsteht, das erst nach längerer mecha
nischer Behandlung wieder mit Wasser benetzbar wird.
Das ist insofern von Bedeutung, als die im Sinne einer
Bodenkultivierung an sich erwünschte Auflösung des
Hydroxids als "Kalkdünger" verzögert wird. Weil das
Calciumhydroxid aber aufgrund des DCR-Verfahrens
Mineralöle oder mineralölähnliche Stoffe in feiner
Verteilung enthält, kann das Weglösen des Hydroxids
durch das umgebende Wasser dazu führen, daß das Öl
wieder in Freiheit gesetzt wird. In der Praxis muß
das nicht nachteilig sein. Weil in der Regel die
Adsorptionskapazität des Bodens ausreicht, um diese
lokal kleinen Konzentrationen an Öl adsorptiv zu
halten und damit eine Mobilisierung oder Remobili
sierung zu verhindern. Aus Sicherheitsgründen wird
jedoch Wert darauf gelegt, daß auch unter ungünstigen
Umständen aus den inkorporierten Kohlenwasserstoffen
nicht wieder Zusammenschlüsse zu schwerer angreifbaren
geschlossenen Phasen, z.B. zu Öltröpchen, stattfinden.
Calciumhydroxid setzt sich mit der Kohlensäure der
Luft oder aus mikrobieller Aktivität spontan zu Calcium
carbonat um. Dieses hat eine, verglichen mit dem Calcium
hydroxid, um drei Zehnerpotenzen geringere Löslichkeit,
nämlich 4,8×10-9 Mol/l bei 25°C. Es ist deshalb
günstig, wenn die Umsetzung des Carbonats mit Sicher
heit schneller erfolgt als die Auflösung des Hydroxids.
Außerdem ist die Carbonatisierung die Voraussetzung
für den angestrebten biologischen Abbau des Mineralöls.
Es ist bekannt, daß diese Carbonatisierungsreaktion,
bei der das Wasser eine vermittelnde Rolle spielt, je
doch nur dann unverzüglich stattfindet, wenn das Hy
droxid nicht hydrophob eingestellt ist (G.Schröder
und U.Bölsing "Beseitigung von Ölschäden durch biolo
gischen Abbau" in Verfahrenstechnik und Umweltschutz,
3. Heft, 1975). Wegen des stark hydrophoben Verhaltens
des aus hydrophobiertem Calciumoxid bei der Hilfs
reaktion gebildeten, mit dem Mineralöl beladenen,
hydrophoben Calciumhydroxids wird der biologische
Abbau der feinstverteilten Stoffe verlangsamt und
die ungestörte landwirtschaftliche Nutzung des
Ackerlandes verzögert. Es ist deshalb auch schon
vorgeschlagen worden, das Calciumoxid mit Verbin
dungen vorzubehandeln, die zwar den Beginn der
Reaktion mit dem Wasser, d.h. der chemischen Hilfs
reaktion ganz nach den jeweiligen Erfordernissen
beliebig lange verzögern können, ohne zugleich auf
das Endprodukt eine hydrophobierende Wirkung aus
zuüben (DE-PS 25 20 999).
Es hat sich aber nun überraschenderweise gezeigt,
daß das Calciumhydroxid auch dann durch Kohlensäure
schneller neutralisiert als aufgelöst wird, wenn es
hydrophob vorliegt. Das entstehende Calciumcarbonat
ist ebenfalls hydrophob. Eine Remobilisierung des
inkorporierten Mineralöls oder der mineralölähnlichen
Substanzen ist durch die Carbonatisierung ausgeschlos
sen und man hat Zeit für den biologischen Abbau
bekommen. Er setzt zwar etwas später ein, aber unter
sicheren Bedingungen. Weil das Hydrophobierungsmittel
selbst sehr leicht biologisch abbaubar ist, erfolgt
über diesen Weg eine dosierte Freisetzung der Schad
stoffe für den biologischen Abbau.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man
diesen Umstand nutzen und die Abbaugeschwindigkeit der
Schadstoffe erhöhen kann, wenn man den mit biologisch
abbaubaren Substanzen hydrophobierten Calciumoxid
Nährstoffe zur Unterstützung des mikrobiellen Abbaus
zusetzt. Durch das DCR-Verfahren werden auch die
Nährstoffe mit dispergiert und sind durch das Hydro
phobierungsmittel in dem beladenen Calciumhydroxid vor
einer vorzeitigen Auswaschung geschützt.
Gegenstand der Erfindung ist daher auch ein Verfahren
zur schadlosen Beseitigung von Mineralölen und mine
ralölähnlichen Stoffen, die mit hydrophobiertem Cal
ciumoxid auf chemischem Wege dispergiert und nach
Carbonatisierung des zunächst gebildeten Calciumhy
droxids biologisch abgebaut werden, bei dem man den
mit biologisch abbaubaren Substanzen hydrophobierten
Calciumoxid Nährstoffe zur Unterstützung des mikro
biellen Abbaus zusetzt.
Es hat sich gezeigt, daß auch die nach der Carbona
tisierung im Calciumcarbonat dispergiert vorliegenden
Nährstoffe für den biologischen Abbau dosiert freige
setzt werden. Man kann davon ausgehen, daß durch den
mikrobiellen Abbau auch das Hydrophobierungsmittel im
Laufe der Zeit erfaßt wird und damit dann die inneren
Strukturen des anscheinend in Form von Agglomeraten
vorliegenden hydrophoben Calciumcarbonats freigelegt
werden. Das ist möglicherweise ein Abbau Schicht um
Schicht wie im Zwiebelschalenmodell.
Nährstoffe für den biologischen Abbau sind bekannt.
Sie enthalten Stickstoff, Phosphor und Kalium, z.B.
in Form von Nitraten, Phosphaten und Kaliumverbin
dungen in einer Menge, die dem Defizit des umgebenden
Bodens entspricht und im errechneten NPK-Verhältnis.
In gleicher Weise wie die Nährstoffe kann man auch
Hilfsstoffe für den biologischen Abbau mit disper
gieren. Das gilt beispielsweise für Borke, Enzym
oder Biokatalysatoren und chemische Substanzen, mit
deren Hilfe sich bekannte synergistische Effekte
nutzen lassen, wie z.B. beim Abbau von Polychlor
biphenylen in Gegenwart von Biphenyl.
Gegenstand der Erfindung ist demzufolge auch ein
mit biologisch abbaubaren Substanzen hydrophobiertes
Calciumoxid, das außer den Nährstoffen zur Unter
stützung des mikrobiellen Abbaus auch die genannten
organischen oder anorganischen Hilfsstoffe enthält.
Vorzugsweise werden dem modifizierten Calciumoxid
adsorptiv wirkende Stoffe, wie Bentonit, Sägemehl
oder gemahlene Borke zugesetzt, bevor es mit dem
Mineralöl in Berührung gebracht wird.
Die Herstellung einer extrem großen spezifischen
Oberfläche und die damit verbundene erhöhte bioche
mische Reaktivität, wie auch die Möglichkeit, alle
erforderlichen Hilfsmittel in einem isolierten
Trägerstoffpartikelchen in Form winziger Agglomerate
unterzubringen, bietet die wichtigste Voraussetzung
für eine schnelle und sichere Sanierung eines mit
organischen Schadstoffen kontaminierten Standortes auf
biologischem Wege. Demgegenüber ist die Bereitstellung
geeigneter Mikroorganismen von untergeordneter Bedeu
tung. In der Regel genügt es, aus einer biologisch
aktiven Zone des Schadstoffbereichs gewonnene wässrige
Extrakte einzusetzen. Sie enthalten fast immer die
erforderlichen adaptierten Stämme. Bei der Verdünnung
des DCR-Reaktionsproduktes mit biologisch aktivem
Boden aus demselben Standort ist demnach die Einbrin
gung spezieller Stämme nicht erforderlich.
Wie die erfindungsgemäßen Produkte im einzelnen in
der Praxis eingesetzt werden, hängt von den Umständen
ab. Der DCR-Aufschluß einer zusammenhängenden Schad
stoffphase erfolgt im offenen System, z.B. durch
eine on site-Behandlung oder im Freifeldverfahren.
Der DCR-Aufschluß kann auch in einer geschlossenen
Anlage vorgenommen werden, wobei die Möglichkeit
einer unmittelbar anschließenden Carbonatisierung
durch Einleiten von Kohlendioxid besteht. Sofern die
behandelte Schadstoffphase noch hohe Konzentrationen
an Calciumhydroxid aufweist, das bekanntlich in
wässriger Umgebung einen hohen pH-Wert bewirkt,
sollte eine Verdünnung mit anstehendem, nicht konta
miniertem Boden erfolgen. Je nach Pufferkapazität
des Bodens läßt sich der pH-Wert schnell auf Werte
um 10 bis 11 absenken. Nach einigen Tagen im Freien
stellt sich durch Carbonatisierung und Pufferung
ein pH-Wert um 8 bis 9 ein. Die ursprünglichen Schad
stoffe sind in den hydrophoben Trägerstoffpartikeln
immobilisiert, so daß keine besonderen Vorkehrungen
im Hinblick auf eine Verhütung von Oberflächen- oder
Grundwasserverunreinigungen zu treffen sind. Durch
das DCR-Verfahren mit dem erfindungsgemäß modifi
zierten Calciumoxid wird die Halbwertzeit für den
biologischen Abbau im Grenzfall, z.B. beim Vorliegen
einer Bitumenscholle, von nahezu unendlich auf eine
Größenordnung von 4 bis 6 Wochen herabgesetzt.
Für die Zwecke der Erfindung wird Calciumoxid in der
Form des handelsüblichen Branntkalks, z.B. Weißfein
kalk bevorzugt, aber auch grobe Körnungen sind in
vielen Fällen brauchbar. Der Branntkalk kann bis zu
18 Gewichtsprozent Magnesiumoxid oder andere Fremd
bestandteile enthalten.
Wenn im Rahmen der vorliegenden Erfindung von Mineral
ölen oder mineralölähnlichen Stoffen die Rede ist,
so ist das im weitesten Sinne und ebenso zu verstehen
wie diese Begriffe in der DE-PS 25 20 999 oder ihren
ausländischen Äquivalenten erläutert sind.
Unter bodenähnlichen Materialien werden insbesondere
Schlick, Sedimente aus Flüssen und Häfen oder andere
kontaminierte anthropogene Schlämme verstanden.
Claims (9)
1. Verfahren zur schadlosen Beseitigung von Mine
ralölen und mineralölähnlichen Stoffen, die mit
hydrophobiertem Calciumoxid auf chemischem Wege
dispergiert und nach Carbonatisierung des zunächst
gebildeten Calciumhydroxids biologisch abgebaut
werden, dadurch gekennzeichnet, daß man den mit
biologisch abbaubaren Substanzen hydrophobierten
Calciumoxid Nährstoffe zur Unterstützung des
mikrobiellen Abbaus zusetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man Hilfsstoffe mit dispergiert, die den Abbau
der Schadstoffe synergistisch unterstützen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß man adsorptiv wirkende Stoffe zu
setzt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß man Bentonit, Säge
späne oder Borkenmehl zusetzt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß man kontaminierten Boden
oder diesem ähnliche Materialien behandelt.
6. Mit biologisch abbaubaren Substanzen hydropho
biertes Calciumoxid, dadurch gekennzeichnet,
daß es Nährstoffe zur Unterstützung des mikro
biellen Abbaus enthält.
7. Hydrophobiertes Calciumoxid nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß es als Nährstoff
Nitrate, Phosphate und Kaliumverbindungen
im berechneten NPK-Verhältnis enthält.
8. Hydrophobiertes Calciumoxid nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß es die Nährstoffe
in einer Menge enthält, die das Defizit des
jeweiligen Bodens ausgleicht.
9. Hydrophobiertes Calciumoxid nach einem der
Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß es 0,5 bis 5, vorzugsweise 1 bis 2, Ge
wichtsprozent des Hydrophobierungsmittels
enthält.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19863632337 DE3632337C2 (de) | 1986-09-24 | 1986-09-24 | Mit biologisch abbaubaren Substanzen hydrophobiertes Calciumoxid und dessen Verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE3632337A1 true DE3632337A1 (de) | 1988-03-31 |
DE3632337C2 DE3632337C2 (de) | 1995-12-07 |
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ID=6310178
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DE19863632337 Expired - Fee Related DE3632337C2 (de) | 1986-09-24 | 1986-09-24 | Mit biologisch abbaubaren Substanzen hydrophobiertes Calciumoxid und dessen Verwendung |
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