DE19707883A1 - Verfahren zur in-situ-Sanierung von mit Hexogen und/oder Oktogen und/oder Hexyl belasteten Böden und Gewässern - Google Patents
Verfahren zur in-situ-Sanierung von mit Hexogen und/oder Oktogen und/oder Hexyl belasteten Böden und GewässernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur kombinierten in-situ/on-site Sanierung von Grund
stücken, deren Böden und Grundwasser bzw. Oberflächengewässer infolge früherer Muni
tions- und Sprengstoffherstellung bzw. Konfektionierung von Hexogen und Oktogen als Ne
benprodukt und/oder Hexyl belastet und die deshalb in der weiteren Nutzung stark einge
schränkt sind.
Der Stand der Technik ist dadurch gekennzeichnet, daß mit Hexogen oder Hexyl belastete
Böden in speziell dafür vorgesehenen geschlossenen Anlagen verbrannt werden. Dieses
Verfahren ist wegen der Verbrennungsanlage aufwendig, als endothermer Prozeß teuer,
erzeugt unerwünschte Abgase und erfordert teuere Transportbewegungen. Außerdem sind
die Anlagenkapazitäten in der Bundesrepublik Deutschland sehr begrenzt. Bei einem weite
ren Verfahren, dem Reibwäscheverfahren, werden die kontaminierten Böden mechanisch
behandelt und gewaschen. Auch dieses Verfahren erfordert Anlagen, Energieeinsatz und
Erdtransporte.
Für die biotechnologische Reinigung von Böden und Schlämmen existiert ein Kompostie
rungsverfahren, das von der Firma Arctech Inc., USA, entwickelt wurde. Diese Firma betreibt
sowohl im Pilotmaßstab als auch im technischen Maßstab entsprechende Anlagen für die
Behandlung von Altlasten (Visitt, Version 2.01, EPA, 1994). Mit diesem Verfahren wurden
z. B. Sedimente einer Meeresbucht mit Gehalten von 3483 mg/kg Hexogen auf 563 mg/kg
reduziert. Oktogen wurde von 510 auf 160 mg/kg abgebaut. Auch dieses Kompostierverfah
ren erfordert Anlagen und Erdbewegungen mit entsprechenden Kosten.
Für die Reinigung hexylkontaminierter Böden und Wasser existiert bislang kein spezielles
Verfahren. Ziel der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur in-situ-Sanierung
von mit Hexogen/Oktogen/Hexyl belasteten Böden und zur on-site-Behandlung von Grund-
und Oberflächengewässern bereitzustellen, das einen hohen Abbaugrad aufweist und mit
geringem technischen Aufwand und mit minimalen technischen Vorrichtungen und Energie
einsatz, ohne Abgase und ohne Erdaushub/Erdtransportbewegungen auskommt.
Dieses Ziel wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß der Abbau von Hexogen, Oktogen
und/oder Hexyl in den belasteten Böden vor Ort und ohne Erdbewegungen nur mit einer
landwirtschaftlichen Bearbeitung des Oberbodens durch Einbringung einer standortgeeigne
ten Mikroflora bzw. Pilzflora erfolgt, die die Fähigkeit besitzt, die genannten Sprengstoffe
biologisch zu unschädlichen Endprodukten abzubauen. Das zu lösende Problem besteht
darin, für o. g. Sprengstoffe genau jene standortgeeigneten, abbaufähigen Mikroorganismen
zu identifizieren und bereitzustellen, die diese Sprengstoffe mit einem hohen Umwand
lungswirkungsgrad in akzeptabler Zeit bis zu einer befriedigenden Bodentiefe abbauen. Für
die Inhaltsstoffe Hexogen/Oktogen/Hexyl wurden hierfür einheimische Basidiomyceten und
Deuteromyceten identifiziert, vorzugsweise Spezies der Gattung Coprinus, Agrocybe, Stro
pharia, Clitorcybe, Aspergillus, Penicillium. Diese Pilzgattungen werden für die Bodenbe
handlung beispielsweise auf Nährsubstraten (wie Stroh, Sägemehl, Holz, Hobelspäne, Rin
denmulch) oder in Nährlösungen vorgezüchtet und anschließend werden die Mycelien der
Basidiomyceten bzw. die Sporensuspensionen der Deuteromyceten mitsamt der Nährlösung
und den Substraten auf die belasteten Böden aufgebracht und erforderlichenfalls in den
Oberboden eingearbeitet. Für die on-site Wasserbehandlung werden die Pilzkulturen in
geschlossenen Flüssigkeits- oder Festbettreaktoren kultiviert, die von dem kontaminierten
Wasser (Grund- oder Oberflächenwässer) kontinuierlich oder diskontinuierlich durchflossen
werden. In Versuchsreihen, die unter freilandnahen Bedingungen durchgeführt wurden,
konnten Abbauraten bis zu 92% in 21 Tagen nachgewiesen werden.
Es ist zweckmäßig, die Ausbreitung der Pilzmyzele im Boden durch periodisches Nach
gießen von Nährstofflösungen, z. B. Mineralsalzlösungen, zu unterstützen. Die Ausbreitungs
geschwindigkeit der Pilzmycelien wird von der Bodenzusammensetzung sowie von dem jah
reszeitlich schwankenden Temperatur- und Feuchteniveau beeinflußt.
Die Reinigung von stehenden Oberflächengewässern, die mit Hexogen/Oktogen/Hexyl
kontaminiert sind, erfolgt in der Weise, daß in ausreichender Menge die Mycelien oder Spo
ren der Pilzstämme in einem Reaktor oder Becken oder Teich kultiviert werden, d. h. mit
Nährsubstraten und Luft versorgt werden. Die kontaminierten Oberflächengewässer werden
mit dem Wasser, das die vorkultivierten Mycelien oder Sporen enthält, versetzt. Alternativ
können die Mycelien oder Sporen direkt in die kontaminierten Gewässer eingebracht und
dort durch Beigaben von Nährsubstraten in der Ausbreitung gefördert werden. Die
genannten Pilzstämme nutzen die Inhaltsstoffe Hexogen/Oktogen und/oder Hexyl als
Stickstoffquellen bzw. auch als Kohlenstoffquellen und bauen so die Schadstoffe ab.
Dadurch erfolgt die Dekontamination des Wassers.
Der Volumendurchsatz hängt von der Anlagenkapazität, der anfallenden Wassermenge und
der notwendigen Verweilzeit ab; Erfahrungswerte liegen derzeit zwischen 10-100 m3/Std.
Zur Behandlung des Grundwassers muß dieses aus Entnahmebrunnen hochgepumpt und in
die Behandlungsanlage geleitet werden. Behandeltes Wasser kann entweder direkt in den
Grundwasserleiter eingeleitet werden oder in Versickerungsgräben versickert werden.
Neben den für den Abbau von Hexogen/Oktogen/Hexyl als besonders leistungsfähig er
kannten Arten Stropharia rigosoannulata, Agrocybe semiorbicularis und Coprinus comatus
erfüllen auch andere Pilzarten der Klasse der Basidiomyceten (mit Ausnahme der Art
Phaenerochaete chrysosporium) und der Deuteromyceten (wie z. B. Gattung Penicillium,
Aspergillus) sowie Zygomyceten diese Abbauanforderungen, jedoch mit geringerem Ge
samtwirkungsgrad. Dennoch sollen auch diese Pilzarten Bestandteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens sein.
Diese Pilze sind ebenso in der Lage Trinitrotoluol und andere Nitrotoluole sowie Aminonitro
toluole abzubauen.
Claims (8)
1. Verfahren zur in-situ-Sanierung von mit Hexogen oder Oktogen oder Hexyl oder mit
einem Gemisch dieser Stoffe kontaminierten Böden und on-site-Behandlung von
kontaminiertem Grund- und Oberflächenwasser, gekennzeichnet dadurch, daß zum
Abbau dieser Inhaltsstoffe die Mycelien von Basidiomyceten, vorzugsweise der Gat
tung Coprinus, Agrocybe und Stropharia und/oder Sporen von Deuteromyceten vor
zugsweise Spezies der Gattungen Penicillium und Aspergillus sowie Zygomyceten
eingesetzt werden.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß die zur Dekontamina
tion benötigten Mycelien oder Sporen der o. g. Pilze in wasserbefüllten Becken oder
Gefäßen, denen ausbreitungs- und wachstumsfördernde Nährlösungen wie Zucker,
Malzextrakte und Mineralsalze beigegeben werden kann, vorkultiviert werden und
daß die Mycelien oder Sporen durch Vergießen auf die belasteten Böden aufge
bracht werden.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß die zur Dekontamina
tion benötigten Mycelien oder Sporen der o. g. Pilze auf festen Substraten wie Stroh,
Rindenmulch oder Holzspäne, die mit ausbreitungs- und wachstumsfördernden
Nährlösungen angereichert werden können, vorkultiviert werden und daß die Mycelien
durch landwirtschaftliches Einarbeiten wie Pflügen oder Eggen mit den Substraten in
die Oberschicht der belasteten Böden eingebracht werden.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß zur Dekontamination
von stehenden Oberflächengewässern von Inhaltsstoffen gemäß Anspruch 1 die My
celien oder Sporen der in Anspruch 1 genannten Pilze eingebracht werden, und zwar
entweder nach Vorkultivieren in separaten Becken oder durch direktes Beigeben,
zweckmäßig unter Hinzufügung ausbreitungs- und wachstumsfördernder Nährlösun
gen gemäß Anspruch 2.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß zur Dekontamination
fließender Oberflächengewässer wenigstens ein mit Zu- und Ablauf versehenes
Becken oder Behälter vorhanden ist, dessen Querschnitt mit Bezug auf die Durch
strömgeschwindigkeit so zu dimensionieren ist, daß die gewünschte Abbaurate der
Inhaltsstoffe erreicht wird; in den Becken oder Behältern werden Kulturen der in An
spruch 1 genannten Pilze oder Sporen permanent gehalten, wobei diese separat vor
kultiviert oder unter Zugabe geeigneter Nährlösungen gemäß Anspruch 2 in den
Becken oder Behältern selbst kultiviert werden.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 4, gekennzeichnet dadurch, daß zur De
kontamination von Grundwässern von in Anspruch 1 genannten Inhaltsstoffen das
belastete Grundwasser hochgepumpt und in Becken oder dazu anzulegenden Tei
chen oder geschlossenen Behältern gesammelt und mit den Mycelien oder Sporen
der in Anspruch 1 genannten Pilze, zweckmäßig unter Beigabe ausbreitungs- und
wachstumsfördernder Nährlösungen gemäß Anspruch 2, dekontaminiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß zum Abbau der Inhalts
stoffe auch Mycelien weiterer Pilzgattungen der Klasse der Basidiomyceten, Deu
teromyceten und/oder Zygomyceten eingesetzt werden.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, gekennzeichnet dadurch, daß die Inhalts
stoffe auch Trinitrotoluol und/oder andere Nitrotoluole bzw. Aminonitrotoluole sein
können.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997107883 DE19707883C2 (de) | 1997-02-27 | 1997-02-27 | Verfahren zur in-situ-Sanierung von mit Hexogen und/oder Oktogen und/oder Hexyl belasteten Böden und zur Behandlung von Gewässern |
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DE19707883A1 true DE19707883A1 (de) | 1998-09-03 |
DE19707883C2 DE19707883C2 (de) | 1999-07-01 |
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Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19707883C2 (de) |
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-
1997
- 1997-02-27 DE DE1997107883 patent/DE19707883C2/de not_active Expired - Fee Related
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US6475387B1 (en) | 1998-09-30 | 2002-11-05 | Commissariat A L'energie Atomique | Microbiological method for eliminating a nitroaromatic compound |
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DE10331507A1 (de) * | 2003-07-11 | 2005-02-10 | Universität Stuttgart | Verfahren zum biologischen Abbau Nitroaromaten enthaltender Abwässer |
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