DE3631416A1 - Genetisch modifizierte mikroorganismen fuer die herstellung von l-aminosaeuren - Google Patents
Genetisch modifizierte mikroorganismen fuer die herstellung von l-aminosaeurenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft den Gebrauch von Mikroorganismen mit
deutlich erhöhter Transaminaseaktivität in der Produktion
von L-Aminosäuren (nachfolgend "Aminosäuren" genannt).
Insbesondere wird das Gen, welches für die Transamina
seaktivität codiert, aus einem natürlichen bakteriellen
Genom in Multicopy Plasmide überführt.
Mit diesen rekombinanten Plasmiden transformierte Mikroor
ganismen zeigen unter geeigneten Bedingungen eine deutlich
erhöhte Transaminaseaktivität. Ferner ist die Enzymaktivi
tät temperaturbeständig. Als Ergebnis übertrifft die Amino
säureproduktion über die Transaminierung der erfindungsge
mäßen genetisch modifizierten Organismen diejenige natür
licher Isolate bei weitem.
Die Transaminierung ist normalerweise definiert als Reak
tion zwischen einer Aminosäure und einer Ketosäure, deren
Ergebnis der Wechsel der Amino- und Ketogruppen zwischen
den Ausgangsmaterialien ist. Es ist bekannt, daß Ketosäure
vorstufen enzymatisch in ihre korrespondierenden Aminosäu
ren umgewandelt werden können. Enzyme, welche den eigent
lichen Transfer dieser Gruppen vermitteln werden als
"Transaminasen" oder "Aminotransferasen" bezeichnet. Die
US-Patentschrift 1 83 170 beschreibt als Beispiel dieser Art
Reaktion die Transaminierung von Ketosäurevorstufen in
Gegenwart eines Multienzymsystems, welches aus verschiede
nen Quellen wie geernteten Bakterienzellen, getrockneten
Zellen, Zellmaceraten oder Enzymlösungen erhalten wurde.
Das von Kitai et al. beschriebene Multi-Enzymsystem besteht
aus Dehydrogenase, Hydrogenase, Transaminase, Wasserstoff
akzeptoren und einem Elektronentransportsystem.
Die Aminotransferase-Gene von E. coli wurden von Gelfand et
al., J. Bacteriology, "Escherichia coli-Mutants Deficient
in the Aspartate and Aromatic Amino Acid Aminotransfera
ses", 130, 429-40 (1977) beschrieben, und als ilvE, tyrB
und aspC bezeichnet. Es ist bekannt, daß die Gegenwart von
funktionellen tyrB und aspC Genen von E. coli die Auxotro
phie für Tyrosin, Phenylalanin oder Asparaginsäure aufhebt.
In der europäischen Patentanmeldung Nr. 84100521.8 (Ver
öffentlichungsnummer 01 16 860) ist beschrieben, daß die
ilvE, tyrB und aspC Aminotransferase-Gene isoliert und zur
Bildung rekombinanter Mikroorganismen verwendet werden
können, die in der Lage sind, diese Aminotransferase-Gen
produkte zu bilden.
Erfindungsgemäß werden DNA-Rekombinationsmethoden verwen
det, um einen neuen Bakterienstamm zu schaffen, der das
temperaturbeständige Transaminase-Gen von Salmonella typhi
murium in einer höheren Anzahl von Kopien enthält als es
normalerweise in dem Bakteriengenom vorhanden ist. Dieses
Gen, welches für das Enzym AT sty 2 codiert, wird in ein
Multicopy Plasmid eingeführt und dieses rekombinierte
Plasmid in einen geeigneten Wirt eingebaut. Die daraus
resultierenden erhöhten Mengen an exprimierten Transami
nase-Genprodukten im transformierten Wirt verursachen eine
Überproduktion von L-Aminosäuren durch Transaminierung von
exogen zugeführten Aminodonator- und Ketosäurevorstufen.
Das gebildete temperaturbeständige Enzym ist deswegen
wesentlich weniger anfällig gegenüber einer Inaktivierung
durch erhöhte Temperaturen. Die biochemische Umwandlung der
Vorstufen durch das erfindungsgemäß exprimierte Enzym,
liefert verglichen mit natürlichen Varianten, eine signi
fikant erhöhte Menge des Aminosäureproduktes.
Es ist in erster Linie Aufgabe der Erfindung, einen
Mikroorganismen-Stamm zur Verfügung zu stellen, der mehre
re Kopien eines Transaminase-Gens enthält, dessen tempe
raturbeständiges Produkt die stereospezifische Umwandlung
von alpha-Ketosäuren zu Aminosäuren katalysiert. Solch ein
Stamm zeigt eine signifikant erhöhte Bildungsrate für
Aminosäuren wobei eine wesentlich kürzere Verweildauer im
Reaktionsgefäß erforderlich ist.
Ferner ist es Aufgabe der Erfindung einen rekombinanten
Mikroorganismus zur Verfügung zu stellen, der durch konven
tionelle Methoden immobilisiert werden kann und eine
Transaminase exprimiert, die bezüglich ihrer Halblebenszeit
auch nach Immobilisierung wesentlich verbesserte Charak
teristika aufweist.
Es ist ferner Aufgabe der Erfindung, die erwünschten
Transaminase-Gene in eine Plasmidkonstruktion einzubrin
gen, die sowohl strukturbeständig als auch bezüglich der
Anzahl der Kopien beständig ist, so daß Processingprobleme,
die mit Deletion oder Transpositionen der DNA-Sequenz des
Gens oder dem Verlust des Plasmids einhergehen, überprüft
und verringert werden können.
Zusätzlicher Gegenstand dieser Erfindung ist die Lokalisie
rung der Transaminasegene, die für die hohe Anzahl der
exprimierten Enzyme in einem High-Copy-Plasmid verantwort
lich sind.
Weiterhin Gegenstand dieser Erfindung ist der Gebrauch des
Spectinomycin-Resistenz-Gens des erfindungsgemäßen Plasmids.
Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung eines Teils
des Restriktionsmusters von pAH 27.
Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung eines Teils
des Restriktionsmusters von pGA 108.
Fig. 3 zeigt eine schematische Darstellung eines Teils
des Restriktionsmusters von pGA 115.
Erfindungsgemäß wird ein Gen für eine temperaturbeständige
Transaminase von Salmonella typhimurium kloniert und in
einem Wirt zum Zwecke der Produktion von Aminosäuren
exprimiert. Das Transaminase-Gen wird zuerst isoliert und
dann vorzugsweise in einen selektivierbaren Multicopy-Vec
tor eingebaut. Ein geeigneter Wirt wird mit dem rekombi
nierten Vector, der das Transaminase-Gen enthält, transfor
miert. Die Selektion des Transaminase-Gens wird durch
Komplementieren eines für die erwünschten Aminosäuren
auxotrophen Wirtsmikroorganismus und anhand der Wärmebeständig
keit des exprimierten Enzyms nachgewiesen. Dieses Enzym
wurde als AT sty 2 bezeichnet. Ein Expressionswirt trans
formiert mit dem erfindungsgemäßen S. typhimurium Transami
nase-Gen oder einem Teil oder ein Extrakt des transformier
ten Wirts ist in der Lage, in Gegenwart von alpha-Ketosäu
revorstufen und Aminogruppendonatoren Aminosäuren zu produ
zieren und akkumulieren. Katalysatoren mit der beschriebe
nen Transaminaseaktivität haben signifikant verlängerte
Halblebenszeiten, wenn sie für die beschriebene bioche
mische Umsetzung verwendet werden.
Erfindungsgemäß schließt der Begriff "Transaminase-Gen"
Genfragmente ein, die das Gen für AT sty 2 selbst, das Gen
mit zusätzlicher DNA oder einen funktionellen Teil des
Transminase-Gens enthalten. Das hier beschriebene AT sty 2
Transaminase-Gen ist das S. typhimurium Gen, dessen Expres
sionsprodukt, die Transaminase, sich durch eine hohe
Wärmebeständigkeit und durch die Fähigkeit zur schnellen
Umsetzung von Ketosäurevorstufen zur korrespondierenden
Aminosäure auszeichnet. Das Transaminase-Gen wird direkt
aus dem Genom von S. typhimurium isoliert oder kann aus
jeder anderen geeigneten Quelle genetischen Materials von
S. typhimurium erhalten werden. Dieser Mikroorganismus ist
erhältlich von der American Type Culture Collection (ATCC),
12301 Parklawn Drive, Rockville, Maryland 20852 (der ATCC
Katalog, 1985, bietet 51 Stämme an). Weiterhin erhältlich
sind diese Stämme auch von Laboratorien, die mit S.
typhimurium arbeiten.
Das Genom oder das genetische Material wird teilweise mit
Restriktionsendonukleasen verdaut und es werden Fragmente
geeigneter Größe, z.B. ca. 10 bis 25 Kilobasen isoliert.
Diese Fragmente werden in Vectoren überführt, die geeignet
sind, die Transaminase aktiven Klone mit dem thermisch
stabilen Expressionsprodukt, zu isolieren. Dort wo Lambda
vectoren, wie nachfolgend beschrieben, ausgewählt werden,
wird eine Sau 3A Restriktionsendonuclease verwendet, weil
die Lambdavectoren Sau 3A-Restriktionsfragmente zur Bildung
relativ zufälliger Bibliotheken akzeptieren.
Nach der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden
E. coli Aminotransferase negative Wirtszellen zur mühelosen
Überprüfung des Einbaus verwendet. Ein E. coli Stamm,
welcher aspC⁻, tyrB⁻ und ilvE⁻ ist, d.h. keinerlei Transa
minaseaktivität enthält, wurde verwendet. Die E. coli K-12
Linie DG 30, beschrieben von Gelfand et al., in J. Bacterio
logy, "Escherichia coli Mutants Deficient in the Aspartate
and Aromtic Amino Acid Aminotransferases", 130, Seiten
429-40 (1976), kann verwendet werden. Dieser Stamm ist
erhältlich vom E. coli Genetic Stock Center, Yale Univer
sity, New Haven, Connecticut. DG 30 ist auxotroph für
Tyrosin, Phenylalanin und Asparaginsäure. Alternativ kann
auch E. coli K-12 Stamm DG 44, auch erhältlich vom E. coli
Stock Center, verwendet werden. DG 44 ist aspC⁻, tyrB⁻ und
auxotroph für Asparaginsäure, Tyrosin und Phenylalanin.
Die Transaminase-negativen E. coli Stämme DG 30 und DG 44
transformieren in so geringen Raten, daß die Möglichkeit,
Klone mit Transaminaseaktivität zu finden, sehr verringert
wird. Seit der Phage Lambda für die Transduktion dieser
Wirte mit viel höheren Raten verwendet werden kann, ist die
Wahrscheinlichkeit, Transaminase-aktive Klone zu finden,
durch die Verwendung von Lambda-Cloning-Vectoren stark
erhöht.
In am meisten bevorzugter Weise wird eine Phagenkonstruk
tion verwendet, die als Plasmid bei niedrigen Temperaturen
und als lytischer Phage bei höheren Temperaturen existieren
kann. Diese "Phasmid"-Verfahren werden bevorzugt zur effi
zienten Transduktion und zur leichten Isolierung der
identifizierten, Transaminase-Gen enthaltenden DNA durch
konventionelle Plasmidgewinnungstechniken verwendet, obwohl
dieses Verfahren nicht zwingend für die Ausführung der
Erfindung erforderlich ist. Das "Phasmid"-Verfahren und die
Herstellungsmethode für geeignete Lambdavectoren wird de
tailliert von S. Elledge et al., J. Bacteriology, "Phasmid
Vectors for Identification of Genes by Complementation of
Escherichia coli Mutants," 162, Seiten 777-83 (1985) be
schrieben.
Bevor die E. coli Transaminase-negativen Wirte zum Screenen
der rekombinierten Phagen-Bibliothek verwendet werden, wird
ein Wirtsstamm durch Transformieren mit einem Plasmid
hergestellt, das ein Gen zur Exprimierung des temperatur
empfindlichen Lambdarepressors enthält. In Anwesenheit
dieses temperaturempfindlichen Lampbda-Repressors existiert
der beschriebene Lambdaphage als Plasmid bei ungefähr 30°C
und als lytischer Phage bei etwa 37°C. Ein zur Transformie
rung von auxotrophen E. coli Stämmen geeignetes Plasmid ist
das Plasmid pSE 103 mit dem cI 857 Gen für den tempera
turempfindlichen Lambdarepressor. Die Erstellung dieses
Plasmids wird von Elledge et al. in der oben zitierten
Veröffentlichung beschrieben. Jedes Plasmid mit dem cI 857
Gen kann verwendet werden. Das einzige Erfordernis ist die
Gegenwart des temperatursensitiven Lambdarepressors selbst.
Erfindungsgemäß ist es erforderlich, daß die exprimierten
Transaminasekatalysatoren bei den verwendeten Arbeitstempe
raturen keinen zu schnellen Abbau oder Inaktivierung
unterliegen. Diese Temperaturbeständigkeit erhöht die Ar
beits-Halblebenszeit des Biokatalysators substantiell bei
Temperaturen im Bereich von 10 bis 42°C. Weiterhin wird das
temperaturbeständige Enzym weniger empfindlich für Inakti
vierungen bei Temperaturen sein, die typischerweise für die
Immobilisierung genutzt werden und im Bereich bis zu 45 bis
50°C liegen.
Erfindungsgemäß wird ein Wärmeinaktivierungs-Aminosäurepro
duktions-Test verwendet, um die rekombinierten Transaminase
enthaltenden Klone zu screenen. Dieser Test erlaubt eine
Differenzierung zwischen Transaminase-Genen, die hitzeemp
findlich und denen die hitzebeständig sind. Sonifizierte
Zellen werden mit einer alpha-Ketosäure und einem Amino
gruppendonator (z.B. Asparaginsäure), sowohl nach als auch
vor einem Hitzeschock bei Temperaturen von etwa 55°C 20 bis
30 Minuten lang versetzt. Die Fähigkeit zur enzymatischen
Umsetzung der Vorstufen zu Aminosäuren nach dieser Behand
lung wurde durch Bestimmung des Aminosäureproduktes, z.B.
durch HPLC gemessen. Klone, welche diese Fähigkeit besaßen,
enthalten das gewünschte AT sty 2 Gen.
Die für diesen Prozeß ausgewählte alpha-Ketosäure hängt von
dem gewünschten Aminosäureprodukt ab. Zum Beispiel wird
Phenylbrenztraubensäure zu L-Phenylalanin, alpha-Ketoisoca
pronsäure zu L-Leucin, alpha-Ketoisovaleriansäure zu L-Va
lin, alpha- Keto-β-methylvaleriansäure zu L-Isoleucin,
Brenztraubensäure zu L-Alanin, Oxalessigsäure zu L-Aspara
ginsäure, β-Hydroxy-alpha-ketobuttersäure zu L-Threonin,
p-Hydroxyphenylbrenztraubensäure zu L-Tyrosin, Indolbrenz
traubensäure zu L-Tryptophan, usw. umgewandelt. Es ist zu
ersehen, daß konventionelle Aminosäurevorstufen für diese
Erfindung genutzt werden. Es konnte jedoch gezeigt werden,
daß das AT sty 2 Enzym eine besonders hohe Aktivität bei
der Umwandlung von Phenylpyruvat zu L-Phenylalanin auf
weist. Selbstverständlich können all diese Vorstufen sowohl
in dem Hitzeinaktivierungs-Aminosäureproduktions-Test als
auch bei der Produktion der gewünschten L-Aminosäure
verwendet werden.
Sind temperaturbeständige Transaminase-positive Klone iso
liert und geprüft worden, so wird sichergestellt, daß die
Aktivität tatsächlich Ergebnis des rekombinierten Phasmids
mit dem AT sty 2 Gen ist und nicht von einer chromosomalen
Umlagerung herrührt. Die Klone werden bei ungefähr 42°C
angezogen und bei dieser Temperatur wurde auch die Phagen
bildung induziert. Der Phagentiter werden gemessen, um
sicherzustellen, daß ausreichende Mengen anwesend sind. Als
nächstes werden die Phasmidvectoren von denen man annimmt,
daß sie das AT sty 2 Gen enthalten, in Plasmidform von den
Klonen isoliert.
Diese isolierten Plasmide werden in Transaminase-negative
E. coli Stämme unter Verwendung von Standard-Transforma
tionstechniken eingeführt, wie sie von Maniatis et al.,
Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Seiten 250-51 (Cold
Spring Harbor Laboratory 1982), beschrieben werden oder
nach der Transduktionsmethode von Davis et al., "Advanced
Bacterial Genetics" (Cold Spring Harbor 1980). Nur gene
tisches Material mit dem funktionellen Transaminase-Gen
würde den Defekt des Wirtsstammes beheben und die Auxotro
phie beseitigen. Das heißt, nur transformierte Zellen mit
dem exprimierten Transaminase-Gen sind in der Lage, auf
Minimalnährböden ohne zusätzliche Aminosäuren zu wachsen.
Es kann gefolgert werden, daß die Plasmide dieser Klone ein
Transaminase-Gen enthalten und exprimieren, da die Auxotro
phie des Wirtes behoben wird.
Nach der Identifizierung der Klone, die den Hybridphagen
mit dem gewünschten temperaturbeständigen Transaminase-Gen
enthalten, werden Phagen dieser Klone in einen Wirt mit dem
chromosomalen cI 857 Gen überführt, um eine Kontaminierung
mit der nativen Plasmid DNA, z.B. pSE 103 bei der Isolierung
der rekombinierten Phasmid DNA zu vermeiden. Die transdu
zierten Zellen werden bei Temperaturen, die ausreichen, um
die Phagenbildung und Lysis zu induzieren (z.B. 37°C),
inkubiert. Die Phagen mit dem gewünschten Gen werden dann
isoliert. Dies bestätigt den extrachromosomalen Status der
gewünschten Transaminase-Gene. Der isolierte Phage kann zur
Erstellung einer Restriktionskarte oder wenn gewünscht, für
ein Subcloning in einem Multicopy Vector verwendet werden.
Ist das genetische Material mit dem AT sty 2 Gen isoliert,
so ist es wünschenswert, das Gen in ein Highcopy Plasmid zu
überführen. Mehrere Kopien des Plasmids im transformierten
Wirt gewährleisten vielfache Kopien des Transaminase-Gens.
So kann die Transaminaseaktivität jeder Zelle um ein
Vielfaches erhöht werden. An dieser Stelle mag es auch
erwünscht sein, die Größe des rekombinierten DNA-Fragmentes
durch Spaltung mit Restriktionsendonukleasen zu verringern.
Das DNA-Fragment mit dem Transaminase-Gen wird in einen
Multicopy Vector subkloniert, der zur Transformation des
gewünschten Wirtsstammes geeignet ist. Bevorzugt wird ein
selektivierbares Plasmid verwendet, z.B. ein Plasmid mit
Antibiotika-resistenten Genen, die eine biologische Selek
tion und die Plasmidreproduktion ermöglichen. Wird E. coli
als Wirtsmikroorganismus verwendet, so ist das Plasmid
pBR 322 ein besonders geeigneter Vector, der Gene für
Amipicillinresistenz (Apr) und Tetracyclinresistenz (Tcr)
typischerweise in 10 bis 20 Kopien enthält. Wo Anti
biotika-Resistenz für die Erhaltung des Plasmids gewählt
wird, wachsen nur Mikroorganismen in einem Medium mit dem
geeigneten Antibiotikum, welche das Plasmid (mit seinem
antibiotikarestenten Gen(n) und dem Transaminase-Gen) ent
halten. Andere Antibiotika oder andere Methoden zur Plas
midauswahl und Stabilisierung können ebenfalls verwendet
werden.
Das wie oben beschrieben isolierte DNA-Fragment mit dem S.
typhymurium AT sty 2 Transaminase-Gen, wird in das ausge
wählte Plasmid durch konventionelle Methoden eingeführt.
Dieses Fragment kann durch Verdauung mit geeigneten Restri
ktionsenzymen aus dem isolierten rekombinierten Phasmid
herausgetrennt werden. Das herausgetrennte DNA-Fragment
wird dann in das gewählte Plasmid überführt. Partielle
Restriktionsmuster der Plasmide, dargestellt in Überein
stimmung mit den hier beschriebenen Methoden, werden in
Fig. 1 und 2 gezeigt. Fig. 1 zeigt eine Restriktions
enzymanalyse des Plasmids pAH 27, erstellt nach den Beispie
len IV und V. Fig. 2 und 3 zeigen Restriktionsenzym
analyen der Plasmide pGA 108 und pGA 115, jeweils erhalten
nach den Beispielen VI und VII.
Nach der bevorzugten Ausführungsform, bei der Lambda SE 4
(siehe Beispiel I) oder eine ähnliche Konstruktion verwen
det wird, ist das Spr Gen neben dem Transaminase-Gen
lokalisiert und die Auswahl einer geeigneten Restriktions
endonuklease muß so getroffen werden, daß das ausgeschnit
tene DNA-Fragment beide Gene enthält. Ein Plasmid, welches
das Spr Gen aufwärts von dem AT sty 2 Transaminase-Gen
enthält, hat sich als sehr geeignet erwiesen und bildet die
am meisten bevorzugte Konstruktion. Spectinomycin eignet
sich sehr zur Plasmidselektion wegen seiner relativ gerin
gen Kosten und seiner Stabilität. Zusätzlich kann die
Expression des Transaminase-Gens durch einen Spr Genpromo
tor verstärkt werden. Auf jeden Fall wird bei dieser
Ausführungsform die Transaminaseexpression und Stabilität
in unerwartetem Ausmaß gesteigert.
Zur Bestätigung, daß das rekombinierte Plasmid das er
wünschte Transaminase-Gen enthält, kann das Plasmid reiso
liert und in einem Transaminase-negativen Stamm, wie oben
beschrieben, eingeführt werden. Nur die Mikroorganismen,
welche das Plasmid mit dem Transaminase-Gen erhalten haben,
werden auf Minimalmedium Kolonien bilden. Zusätzliche
Bestätigung kann durch eine Anzucht erhalten werden, die
für das Plasmid selbst selektiv ist. Enthält ein Plasmid
z.B. Gene für die Spectinomycin-Resistenz, so bestätigt das
Wachstum in Gegenwart dieses Antibiotikums die Anwesenheit
des Plasmids.
In der am meisten bevorzugten Ausführungsform dieser
Erfindung wird das Plasmid erhalten, wie in den Beispie
len I bis IV beschrieben. Das heißt, das DNA-Fragment
enthält sowohl das Gen für die temperaturbeständige S.
typhimurium AT sty 2 wie auch das Spectinomycin-Resistenz-
Gen. Der bevorzugte Plasmidvector ist pBR 322 und der
bevorzugte Wirtsmikroorganismus E. coli. Das Ergebnis ist
eine unerwartet hohe und beständige Transaminaseaktivität.
Dies ist ungewöhnlich wegen des relativ großen DNA-Fragmen
tes, von dem man erwartet, daß es eine geringe Anzahl von
Kopien und niedrige Expressionsraten zur Folge hat. Weiter
hin erwartet man, daß Plasmide dieser Größenordnung relativ
instabil sind. Versucht man jedoch die Größe des DNA-Frag
mentes und des Plasmids (Beispiel VI) zu reduzieren, so
resultiert daraus eine verringerte Transaminaseaktivität
(Beispiel VIII) und Stabilität.
Ist das AT sty 2 Gen einmal im gewünschten Plasmid
lokalisiert, so wird das rekombinierte Plasmid in einen
geeigneten Wirt eingebaut. E. coli Stämme sind besonders
geeignete Wirte wegen des umfangreichen Wissens bezüglich
ihrer Handhabung. Darüber hinaus resultiert aus dem Einbau
des S. typhimurium Transaminase-Gens in E. coli wie oben
beschrieben, eine ungewöhnlich und unerwartet hohe und
stabile Expressionsrate. Auch ein Salmonella Stamm selbst
kann als Wirt Verwendung finden, wenn es gewünscht ist.
Der erfindungsgemäße, neu geschaffene Mikroorganismus-Stamm
enthält mehrere im Plasmid lokalisierte Kopien des tempera
turbeständigen S. typhimurium AT sty 2 Gens und zeigt einen
mehrfachen Anstieg bezüglich der Transaminaseaktivität
verglichen mit natürlichen Isolaten. Die rekombinierten
Mikroorganismen werden unter Bedingungen gehalten und
vermehrt, die eine maximale Transaminaseaktivität der
Zellen zulassen. Im allgemeinen werden konventionelle
Bedingungen für das Wachstum gesunder Zellen geeignet sein.
Das heißt, die Mikroorganismen sollen bei einem pH-Wert von
etwa 6,5 bis etwa 8, vorzugsweise von 7 bis 8 kultiviert
werden. Die Temperatur sollte ungefähr 20 bis 42°C,
vorzugsweise etwa 37°C betragen.
Konventionelle Wachstumsmedien können bei der Präparation
der rekombinanten Zellen dieser Erfindung verwendet werden.
Das Medium sollte eine Kohlenstoffquelle, eine Stickstoff
quelle, anorganische Salze und, wenn erwünscht, andere
geringe organische oder anorganische Nährstoffe, die für
das Wachstum des ausgewählten Wirtsorganismus notwendig
sind, enthalten. Im allgemeinen sind folgende Richtlinien
geeignet: Als Kohlenstoffquelle können fermentierbare
Zucker verwendet werden. Als Stickstoffquelle sind Harn
stoff, Proteinhydrolysate, Ammoniumsalze organischer Säuren
(z.B. Ammoniumacetat oder Ammoniumoxalat) und/oder Ammo
niumsalze anorganischer Säuren (z.B. Ammoniumsulfat, Ammo
niumnitrat oder Ammoniumchlorid) zufriedenstellend. Anor
ganische Elemente (z.B. Kaliumphosphat oder Magnesiumphos
phat) und/oder Vitamine (z.B. Thiamin, Biotin) können
hinzugefügt werden. Die Auswahl bestimmter Komponenten des
Nährmediums hängt von dem ausgewählten Wirtsmikroorganismus
ab.
Die nach Vermehrung geernteten Zellen, ein Teil oder ein
Extrakt davon können zur biochemischen Umwandlung von
Ketosäurevorstufen und Aminogruppendonatoren in die korre
spondierende Aminosäure eingesetzt werden. Verwendbar ist
jede Methode oder Verfahren, bei dem das Transaminaseenzym
mit den Vorstufen und dem Aminogruppendonator in Kontakt
gebracht werden. Zum Beispiel können ganze Zellen, sonifi
zierte Zellen oder Enzymextrakte (roh oder gereinigt)
Verwendung finden. Alternativ kann die biochemische Umset
zung durch eine Fermentierung lebender, wachsender Kulturen
mit den Vorstufen und den Aminogruppendonatoren im Wachs
tumsmedium durchgeführt werden.
Nach einer bevorzugten Vorgehensweise werden die Zellen
oder das Enzym zum Gebrauch in einem Batch oder kontinuier
lichen Reaktor immobilisiert. Auf diese Weise wird die
Verwendung der Transaminaseaktivität der Zellen oder Enzyme
optimiert, während gleichzeitig die Handhabung erleichtert
wird und die Erfordernisse bezüglich des Wachstums und der
Wachstumsbedingungen entfallen. Die temperaturbeständige
Transaminase dieser Erfindung ist ideal für Immobilisie
rungsmethoden geeignet, die erhöhte Temperaturen verlangen.
Auch nach Einwirkung höherer Temperaturen, die für die Immo
bilisierungsstufe notwendig sind, bleibt die Transaminase
aktivität substantiell erhalten. Die immobilisierten Zellen
oder Enzyme können direkt mit der Lösung von Vorstufe und
Aminodonator in Kontakt gebracht werden. Das molare Verhält
nis von Aminogruppendonator und Ketosäurevorstufe, z.B.
Asparaginsäure und Phenylbrenztraubensäure, sollte etwa 1 : 1
bis etwa 1,5 : 1 betragen.
Die Mikroorganismenstämme dieser Erfindung bieten deutliche
Herstellungsvorteile bei der Umsetzung von alpha-Ketosäuren
zu Aminosäuren. Die Transaminaseaktivität ist derart, daß
die Umsetzungsrate zu Aminosäuren sehr groß ist. Dies läßt
eine Verminderung der Verweildauer im Reaktionsgefäß zu.
Das heißt, Schwierigkeiten, die mit dem Abbau der Vorstufen
verbunden sind, können durch eine reduzierte Reaktionszeit
verringert werden. Die erfindungsgemäßen Mikroorganismen
stämme bilden eine Transaminase, die durch eine lange
Halblebenszeit charakterisiert ist und deren Nutzungsdauer
als Katalysator auf diese Weise stark erhöht ist. Das
Ausmaß und die Stabilität der Transaminaseaktivität in
diesen Zellen ist durch die hier beschriebenen Rekombina
tionstechniken beträchtlich erhöht.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen
erläutert.
Die folgenden Abkürzungen wurden bei der Beschreibung der
Erfindung verwendet:
Apr- Amipicillin resistent
ATP- Adenosintriphosphat
DNA- Desoxyribonukleinsäure
DTT- Dithiothreitol
EDTA- Ethylendiamiintetraessigsäure
HPLC- Hochdruckflüssigkeitschromatographie
IAA- Isoamylalkohol
kb- Kilobase
OD- optische Dichte
ODU- optische Dichteeinheit
P-5-P- Pyridoxal-5-Phosphat
PEG- Polyethylenglykol
UPM- Umdrehungen pro Minute
SDS- Natriumdodecylsulfat
Spr- Spectomycin resistent
TCA- Trichloressigsäure
Tcr- Tetracyclin resistent
Tcs- Tetracyclin empfindlich
TES- Tris-EDTA-natriumchlorid
Tris- Tris(hydroxymethyl)-aminoethan
Die folgenden Medien, Puffer oder Vorratslösungen wurden
zum Gebrauch in den Beispielen hergestellt. Es wurde
jeweils demineralisiertes Wasser verwendet.
MgSO₄ · 7 H₂O 0,20 g/l
Citratmonohydrat 2,00 g/l
K₂HPO₄10,00 g/l
NaNH₄HPO₄ · 4 H₂O 3,50 g/l
Glucose 0,50%
Succinat 0,25%
Malat 0,25%
Histidin 0,10 g/ml
Arginin 0,10 g/ml
Asparagin 0,10 g/ml
Glutamin 0,10 g/ml
Isoleucin 0,10 g/ml
Leucin 0,10 g/ml
Valin 0,10 g/ml
Glutaminsäure 0,10 g/ml
Alpha-Keto-glutarat 1,00 g/ml
Thiamin-HCl 1,01 g/ml
Agar edel (noble) (Difco) 1,50%
Die ersten vier Bestandteile werden gemischt und bei 121°C
15 Minuten lang zum Sterilisieren autoklaviert. Der Agar
wurde separat autoklaviert. Die sterilisierten Komponenten
werden gemischt, abgekühlt und dann die verbleibenden
Bestandteile hinzugefügt.
Bactotrypton (TM) (Difco)10,0 g/l
Bacto-Hefe-Extrakt (TM) (Difco) 5,0 g/l
NaCl10,0 g/l
NaOH 1,5 ml/l
Das Medium wird zum Zwecke der Sterilisation bei 121°C 15
Minuten lang autoklaviert. Das Medium wurde in flüssiger
Form oder als feste Platten verwendet, die durch Verfesti
gen mit 1,5% Edel-Agar (Difco) hergestellt wurden.
Tris-HCl (pH 8,0)30,0 mM
Na₂EDTA50,0 mM
NaCl50,0 mM
Sucrose25,0%
Lysozym 1,0 mg/ml
Das Lysozym wurde kurz vor Gebrauch hinzugefügt.
SDS (10%) 20,0 ml
Na₂EDTA (500,0 mM (pH 8,0) 20,0 ml
TES120,0 ml
Tris-HCl (pH 7,5)0,020 M
NaCl0,100 M
Na₂EDTA (500,0 mM) (pH 8,0)0,005 M
ATP 1,0 mM
DTT20,0 mM
Tris-HCl (pH 7,8)50,0 mM
MgCl₂10,0 mM
Bactotrypton (TM (Difco)10,00 g/l
Bacto-Hefe-Extrakt (TM) (Difco) 5,00 g/l
NaCl 5,00 g/l
KH₂PO₄ 0,50 g/l
K₂HPO₄ 4,00 g/l
MgSO₄ · 7 H₂O 0,25 g/l
Zur Sterilisation wurde das Medium bei 120°C 20 Minuten
lang autoklaviert.
Phenylbrenztraubensäure31,00 g/l
Asparaginsäure28,90 g/l
ZnSO₄ · 7 H₂O10,00 g/l
Pyridoxal-5-phosphat 0,02 g/l
Nach Erstellung der wäßrigen Lösung wurde der pH-Wert auf
7,8 mit NaOH eingestellt.
Pyridoxal-5-phosphat 2,5 mg
Alpha-Ketoglutarat105,0 mg
L-Phenylalanin245,0 mg
Phenazinmethosulfat 3,0 mg
Nitro-blue-tetrazolium 24,0 mg
50,0 ml Reagenz wurden mit den oben aufgeführten Substanzen
hergestellt, zu denen unter Rühren 0,1 M KHPO4 (eine
Mischung von KH2PO4+K2HPO4 im Verhältnis, das ausreichend
ist, den verlangten pH-Wert einzustellen) hinzugefügt wur
den, um die Lösung auf pH 7,5 einzustellen.
Eine Salmonella typhimurium Gen-Bibliothek in der Form des
Lambda SE 4 Hybridphagen wurde von G. Walker, Massachusetts
Institute of Technology, zur Verfügung gestellt. Lambda SE 4
wurde durch Einfügen des Plasmid-Replikations-Promotors
(origin of replication) und des Spectinomycin-Resistenz-
Gens (Spr) des Low Copy Plasmids pDPT 427 in Lambda 1059
hergestellt. Dies wird von S. Elledge et al. in J.
Bacteriology, "Plasmid Vectors for Identification of Genes
by Complemantation of Escherichia coli Mutants," 162,
777-83 (1985) beschrieben. Diese Lambda-Konstruktion kann
in der Gegenwart des temperaturempfindlichen Lambdarepressors
als Plasmid existieren, d.h. im lysogenen Status bei
niedrigen Temperaturen und im lytischen Status bei hohen
Temperaturen.
Salmonella typhimurium DNA wurde teilweise mit der Sau 3A
Restriktionsendonuklease verdaut und es wurden 12 bis 17
Kilobasen große Fragmente isoliert. Lambda SE 4 wurde mit
der Bam HI Restriktrionsendonuklease verdaut. Die Salmo
nella DNA Fragmente wurden an die linearen Lambda SE 4
Fragmente gebunden. Nach der in vitro Verpackung wurden die
die 12 bis 17 kb große DNA Fragmente enthaltenden rekombinierten Phagen
selektiert. Diese Verfahrensschritte wurden nach dem von
Elledge et al. beschriebenen Verfahren vorgenommen. Der
ausgewählte rekombinante Phage wurde nach Passage durch ein
P 2 Lysogen in E. coli M 5158 eingebaut.
Der Lambda SE 4 rekombinante Phage wurde aus E. coli M 5158
mittels der Hochtemperatur-Induktionsmethode isoliert. Die
Zellen wurden bei 30°C bis zur Mitte der logarithmischen
Wachstumsphase (ODi 550 = 0,4) kultiviert und für 30 Minuten
in ein Schüttelwasserbad bei 43°C gebracht. Danach fand
eine weitere. Inkubation bei 37°C für ungefähr 2 Stunden
statt. CHCl3 wurde nach dieser Inkubation hinzugegeben. Der
Phagentiter betrug 1,0 × 104 bis 5,0 × 108 Phagen/ml.
Vor dem Screening der Lambda-Phagen-Bibliothek wurden die
E. coli K-12 Stämme DG 30 und DG 44, beide erhalten von E.
coli Genetic Stock Center, Yale University, New Haven,
Connecticut, mit dem Plasmid pSE 103 (erhalten von G. Walker
und beschrieben in Elledge et al.) transformiert, welcher
das cI 857 Gen enthält, das den temperaturempfindlichen
Lambdarepressor exprimiert. Zusätzlich trägt das pSE 103
Plasmid das Kanamycin-Resistenz-Gene (Kmr) zur Aufrechter
haltung des Plamids. Wenn die transformierten E. coli
Stämme (DG 30/pSE 103 und DG 44/pSE 103) mit dem oben erhalte
nen rekombinanten Lambda-Phagen transduziert, so könnte
Lambda in dem lysogenen Status bei niedrigen Temperaturen
und im lytischen Status bei hohen Temperaturen gehalten
werden. Die E. coli K-12 Stämme DG 30 und DG 44 werden von
Gelfand et al., J. Bacteriology, "Escherichia coli Mutants
Deficient in the Aspartate and Aromatic Amino Acid Amino
transferases," 130, 429-40 (1977) beschrieben. Der DG 30
Stamm ist Lambda empfindlich und Aminotransferase negativ
(z.B. aspC⁻, tyrB⁻ , ilvE⁻). Der DG 44 Stamm hat den Genotyp
von DG 30 mit der Ausnahme, daß er ilvE⁺ ist, d.h. die
relevanten Charakteristika sind die Lambdasensitivität und
aspC⁻, tyrB⁻ und ilvE⁺. Das ilvE Gen codiert für die
Verzweigtkettenaminosäuren Aminotransferase.
Die Transduktion und Komplementierung von E. coli DG 44
Zellen, die den temperaturempfindlichen Repressor enthal
ten, mit der Lambda-Bibliothek wurde wie folgt durchge
führt: DG 44/pSE 103 wurde bei 30°C in einer Luria-Brühe mit
50,0 µg/ml Kanamycin und 0,2% Maltose bis zur Mitte der
logarithmischen Wachstumsphase kultiviert (ODi 550=0,4). Die
se Kultur wurde zentrifugiert und in einem 1/10 Volumen
Luria-Brühe resuspendiert. 0,1 ml der Zellkultur wurden mit
der rekombinanten Lambda SE 4 Phagen-Bibliothek, isoliert
wie oben beschrieben, in einem Infektionsverhältnis von 0,5
transduziert. Nach Hinzufügen des Lambda-Phagen wurden die
Kulturen bei 30°C 30 Minuten lang ohne Schütteln inkubiert,
dann zweimal mit 1 ml einer 10,0 mM Tris und 10,0 mM
MgSO4 entsprechenden Lösung (pH 7,5) gewaschen. Die Zellen
wurden dann zentrifugiert, in 0,1 ml der gleichen Lösung
resuspendiert und auf einem Minimal-Nährboden, d.h. einem
Medium, welches kein Phenylalanin, Tyrosin und keine
Asparaginsäure enthielt, ausplattiert. Die Platten wurden
bei 30°C so lange inkubiert bis Kolonien erschienen; dies
geschah nach etwa 4 Tagen. Die einzigen Klone, die auf
diesem Minimal-Medium wachsen können sind solche, die den
transaminaserekombinierten Lambda-Phagen enthalten.
Die Klone aus Beispiel I wurden getestet, um diejenigen
auszuwählen, die ein Gen enthielten, welches für das
temperaturbeständige Transaminaseenzym, nämlich das AT
sty 2 Enzym, codieren. Die Stämme, die getestet werden
sollten, wurden in Luria-Brühe bei 30°C über Nacht angezo
gen. Die Zellen wurden sonifiziert und je Probe in zwei
Portionen unterteilt. Eine Portion (ungefähr 1 ml) wurde
23 Minuten lang in Eis als Kontrolle gehalten. Die andere
(ungefähr 1,0 ml) wurde bei 55°C in einem Schüttelwasserbad
23 Minuten lang inkubiert. Zu 0,5 ml jeder Portion (d.h.
der Kontrolle und der erhitzen Probe jedes Klons) wurden
4,5 ml einer Lösung aus 90,0 ml Asparaginsäure (0,1 Mol),
30,0 mg P-5-P und 1860,0 mg Phenylbrenztraubensäure, hinzu
gefügt. Diese wurden bei 30°C inkubiert. Proben wurden zu
Beginn und nach 60 Minuten entnommen und die Reaktion
jeweils durch Zugabe von 40,0 µl TCA (50%-ige Vorratslö
sung) pro 0,8 ml Probe gestoppt. Die Proben wurden auf
Phenylalanin mittels HPLC untersucht. Zwei Klone, bezeich
net mit DG 44-I und DG 44-IV zeigten deutlich eine tempera
turbeständige Transaminaseaktivität, wobei nach Erwärmen
ungefähr 75% der Transaminaseaktivität verglichen mit der
Kontrollgruppe erhalten blieben.
Zur Bestätigung, daß die Transaminaseexpression das Ergeb
nis des das AT sty 2 enthaltenden Hybrid-Phagen und nicht
einer chromosomalen Revertante ist, wurden die DG 44-I und
DG 44-IV Klone aus Beispiel II getestet. Die Klone wurden
auf einem komplexen Medium angezogen und die Phagenproduk
tion wurde induziert. Von jedem Klon wurden Phagentiter von
2,0 × 103-Phagen/ml gemessen. Die isolierten Phagen wurden
in E. coli DG 44/pSE 103 und DG 30/pSE 103 transduziert, jedes
mit dem temperaturempfindlichen Lambdarepressor. Die Zellen
wurden auf einem Minimal-Medium (d.h. einem Medium ohne
Phenylalanin, Tyrosin und Asparaginsäure) ausplattiert und
bei 30°C inkubiert. Nach 5 Tagen waren rekomplementierte
DG 44/pSE 103 Klone sichtbar und nach einer längeren Inkuba
tionszeit erschienen auch die rekomplementierten DG 30/pSE 103
Klone. Ein Hitzeinaktivierungs-Phenylalanin-Produktionstest,
wie in Beispiel II beschrieben, wurde durchgeführt und alle
Klone zeigten die wärmebeständige Transaminaseaktivität.
Zur Gewinnung großer Mengen DNA mit dem AT sty 2 Gen wurde
eine Plasmidpreparation in großem Maßstab nach der folgen
den Verfahren durchgeführt. Das Komplex-Medium mit
50,0 µg/ml Spectinomycin wurde mit den transduzierten
Zellen geimpft und über Nacht inkubiert. Die Zellen wurden
zentrifugiert und das Pellet in 4,0 ml Lysozympuffer resus
pendiert und in einen Sorvall SS-34-Rotorgefäß überführt.
Die Lysozymzellsuspension wurde bei 37°C 15 Minuten lang
inkubiert und unter leichtem Rühren bis zur Klarheit wurden
16,0 ml SDS-Puffer hinzugefügt. 5 ml 5M NaCl wurden hinzu
gegeben, eine Stunde bei -20°C inkubiert und dann im Sorval
SS-34-Rotor bei 20 000 UpM 30 Minuten zentrifugiert. 5 ml
50%-iges PEG Typ 8000 wurden zum Überstand hinzugegeben,
dieser für eine Stunde lang in Eis inkubiert, bei
10 000 UpM 10 Minuten lang zentrifugiert und der Überstand
verworfen. Das Pellet wurde vorsichtig in 5,0 ml TES-
Puffer gelöst, dann wurden 0,33 ml einer Lösung von
2,0 mg/ml RNase hinzugefügt. Dieser Ansatz bei 65°C 20 bis
30 Minuten lang inkubiert. Zu jedem Röhrchen wurden 9,3 g
Cäsiumchlorid hinzugefügt und gemischt. Das endgültige
Volumen wurde auf 100,0 ml pro Röhrchen mit TES-Puffer
eingestellt. Nun wurden 100 µl einer Ethidiumbromidlösung
(10,0 mg/ml) zu jedem Röhrchen gegeben und geschüttelt.
Jede Probe wurde in ein selbstschließendes Ultrazentrifu
genröhrchen gefüllt und ungefähr 48 Stunden lang bei
40 000 UpM und 4°C zentrifugiert. Die Plasmid-Bande wurde
mit einer Spritze aufgenommen und das Ethidiumbromid durch
Extraktion mit IAA entfernt. Die Proben wurden über Nacht
in einer Pufferlösung aus 10,0 mM Tris-HCl und 10,0 mM EDTA
(pH 8,0) mit verschiedenen Pufferwechseln dialysiert.
Zusätzlich wurden Phasmide aus DG 44-I und DG 44-IV Klonen
mit der folgenden schnellen Plasmidisolierungsmethode iso
liert. Die Zellen wurden über Nacht in 5 ml Luria-Brühe mit
50 µg/ml Kanamycin angezogen. Die Kultur wurde 10 Minuten
lang bei 10 000 UpM zentrifugiert und das Pellet in 1,4 ml
Lysozym-Puffer resuspendiert, anschließend in zwei 0,7 ml
Portionen (A und B) unterteilt und in Eppendorf-Mikrozen
trifugenröhrchen überführt. Die Zellen wurden 20 Minuten
lang bei 37°C inkubiert, dann wurden zu jedem Eppen
dorf-Mikrozentrifugenröhrchen 40 µl einer 10%-igen SDS-Lö
sung hinzugefügt und durch Wenden gemischt. Anschließend
wurden zu jedem Röhrchen 60 µl einer 5M NaCl-Lösung gegeben
und wieder durch Wenden des Röhrchen gemischt. Die Röhrchen
wurden 15 Minuten lang in einer Mikrozentrifuge zentrifu
giert und der -Überstand (mit der Plasmid DNA) in saubere
Röhrchen dekantiert. Vorsicht ist erforderlich, daß nichts
von dem Präzipitat entfernt wird. Zum Überstand wurden
5,0 µl einer Lösung aus 2,0 mg/ml RNase hinzugefügt. Der
Ansatz wurde 15 Minuten lang 37°C inkubiert, dann einmal
mit dem gleichen Volumen Phenol : CHCl3 (1 : 1) und einmal mit
dem gleichen Volumen von CHCl3 : IAA (24 : 1) extrahiert. Die
Röhrchen wurden mit kaltem Ethanol gefüllt, geschüttelt und
1 Stunde bei -20°C inkubiert. Die Proben wurden 5 Minuten
lang in einer Mikrozentrifuge zentrifugiert und der Über
stand weggegossen.
Die in den A- und B-Proben verbleibenden Präzipitate jedes
Klons nach der zweiten Mikrozentrifugation wurden durch
Hinzufügen von jeweils 100 µl Wasser Lösen des Pellets und
Vereinigen in einem 200 µl Röhrchen kombiniert, zu dem
20 µl einer 3M Natriumacetatlösung (pH 5,5) und 0,5 ml
kalter Ethanol wurden hinzugefügt wurden. Die Proben wurden
5 Minuten mikrozentrifugiert, der Uberstand weggegossen und
das Pellet in 150 µl einer Pufferlösung mit 10,0 mM
Tris-HCl und 10,0 mM EDTA (pH 8,0) resuspendiert. Jeweils
20 µl Proben wurden auf Agarosegel getrennt. DG 44/pSE 103,
nach der gleichen Methode wie oben beschrieben hergestellt,
wurden auf dem Agarosegel als Kontrolle verwendet. Dies war
der Wirtsstamm, der ursprünglich mit dem Hybrid-Phagen
transduziert wurde und der das Lambda-Phasmid nicht ent
hielt. Die Kontrolle zeigte zwei Banden, die zur chromoso
malen DNA und zum pSE 103 Plasmid gehörten. Für die DG 44-I
und DG 44-IV-Proben erschien eine dritte Bande bei mehr als
50 kb, die wie erwartet mit dem großen Phasmid korrespon
diert. Die Phagen DG 44-I und DG 44-IV wurden jeweils als
Lambda SE 4 AH-I und Lambda SE 4 AH-IV bezeichnet.
Das S. typhimurium AT sty 2 Gen, welches für die wärmebe
ständige Transaminase codiert, wurde aus der Hybrid-Phagen
Lambda SE 4 AH-IV Phagen-DNA unter Verwendung einer Hind III
Endonuklease subkloniert. Eine komplette Verdauung des
Hybrid-Phagens durch Hind III Endonukleae wurde durchge
führt. Die Restriktionsenzymanalyse von Lambda SE 4 AH-I DNA
ließ zwei Hind III Schnittstellen erkennen, die ungefähr
17 kb voneinander getrennt lagen und das Transaminasegen
und das Spectinomycin-Resistenz-Gen (Spr) eingeschlossen
(Fig. 1). Auch das Plasmid pBR 322 wurde mit Hind
verdaut. Das 17 kb DNA-Fragment der Hybrid-Phagen DNA wurde
mit der einzigen Hind III Schnittstelle von pBR 322 ver
knüpft. Dabei wurde das Tetracyclin-Resistenz-Gen inakti
viert, das Amipicillin-Resistenz-Gen (Apr) jedoch intakt
gehalten. Deshalb wurde erwartet, daß transformierte Mikro
organismen, die Hybrid-Plasmide enthalten, den Phenotyp
SprAprTcs aufweisen. Der Einbau wurde durch Inkubation
einer Mischung aus 1,0 µg Hind III dephosphoryliertet
pBR 322 DNA, 1,0 µg Hind III geschnittenem Lambda SE 4 AH-IV
DNA, 25,0 µl Ligasepuffer und einer Einheit T 4 DNA-Ligase
(E.C. 6.5.1.1) bei 16°C über Nacht ausgeführt.
Nach der Inkubation wurde diese Mischung in kompetente E.
coli DH 2 Zellen transformiert. Der DH 2 Stamm wurde vom E.
coli Genetic Stock Center zur Verfügung gestellt. Der DH 2
Stamm wurden ausgewählt, weil er recA⁻ ist, was bedeutet,
daß das Plasmid verhältnismäßig stabil ist und sich nicht
mit dem Genom verbindet. Die Transformation wurde nach der
folgenden Methode ausgeführt: DH 2-Zellen wurden in einer
Luria-Brühe bei 37°C unter heftigem Schütteln bis zum
ODi 550 = 0,5 angezogen, auf Eis gekühlt und 10 Minuten lang
bei 7000 UpM in einem sterilen 50 ml Zentrifugengefäß
zentrifugiert. Das Pellet wurde im gleichen Volumen einer
4°C kalten sterilen 0,1 M MgCl2-Lösung resuspendiert. Diese
Lösung wurde wie oben beschrieben zentrifugiert und das
Pellet im halben Volumen einer 4°C kalten 0,1 M CaCl2-Lö
sung resuspendiert und 20 Minuten lang auf Eis gekühlt. Die
Lösung wurde, wie oben beschrieben zentrifugiert und in
einem 1/20 Volumen kalter 0,1 M CaCl2-Lösung bei 4°C resus
pendiert. 0,2 ml dieser kompetenten Zellen wurden in ein
steriles Gefäß, das die Ligations-Reaktionsmischung ent
hielt, wie oben beschrieben gegeben. Die DNA-Zellsuspension
wurde auf Eis 30 Minuten lang inkubiert und dann 2 Minuten
lang bei 42°C Wärme behandelt. Die Zellen wurde mit
Luria-Brühe 10fach verdünnt und bei 37°C 2 Stunden lang zur
Expression des Plasmids inkubiert.
Die Zellen wurden auf Luria-Brühe-Platten, die 50 µg/ml
Spectinomycin enthalten, ausplattiert (0,1 ml Zellsuspen
sion pro Platte) und bei 37°C 16 bis 24 Stunden inkubiert.
Die Spr-Kolonien wurden jeweils auf getrennte Luria-Brü
he-Platten plattiert, die 50 µg/ml Amipicillin, 20 µg/ml
Tetracyclin oder 50 µg/ml Spectinomycin enthielten. 22 Spr-
Klone zeigten den Apr Spr-Phenotyp. Alle bis auf einen
waren Tcs.
Eine Schnellisolierung der Plasmide der AprSpr-Klone wurde,
wie in Beispiel III beschrieben, vorgenommen. Agarosegel
elektrophorese des Produktes der Hind III-Restriktionsendo
nuklease-Verdauung dieser DNA-Präparation zeigte, daß vier
Klone die erwarteten DNA-Fragmentmuster enthielten: ein
ungefähr 17 kb Fragment (Transaminase-Gen) und ein 4,3 kb
Fragment (pBR 322). Alle vier Plasmide enthaltenden Klone
wurden einem qualitativen Transaminasetest unterzogen. Die
Zellen, die getestet werden sollten, wurden über Nacht in
Komplexmedium mit 50 µg/ml Spectinomycin angezogen. Eine
25-45 µl große Menge der Zellsuspension wurde zusammen mit
450 µl des Reagenz (Beispiel IV) auf eine Titerschale mit
24 Vertiefungen gegeben. Die Titerschale wurde dann etwa
2 Stunden bei 37°C inkubiert. Eine Blaufärbung zeigte die
Transaminaseaktivität an.
Alle vier Klone zeigten beträchtlich erhöhte Transaminase
aktivitätswerte (d.h. Farbintensität) im Vergleich zu dem
Elternstamm E. coli DH 2. Der Elternstamm liefert eine
Aktivität von etwa +1, wohingegen die übrigen Klone eine
entsprechende Aktivität von etwa 5 zeigen. Diese vier Klone
wurden als DH 2/pAH 5, DH 2/pAH 17, DH 2/pAH 18 und DH 2/pAH 27
bezeichnet. Einer dieser Klone, DH 2/pAH 27, wurde unwider
ruflich bei der American Type Culture Collection, 12301
Parklawn Drive, Rockville, Maryland 20852, unter der Nummer
ATCC 53248 hinterlegt.
Drei der Plasmide aus Beispiel IV schienen bezüglich der
Größe des eingebauten Stücks und seiner Orientierung gleich
geartet zu sein. Dies wurde nachgewiesen durch doppelte
Restriktionsenzymverdauung und die Tetracyclinempfindlich
keit. Eins der beiden, nämlich pAH 27 wurde einer Restrik
tionsanalyse durch vollständige Verdauung mit jeder der
neun in Tabelle I angegebenen Restriktionsendonukleasen
unterworfen. Die daraus resultierenden Fragmente wurden
nach Größe durch Agarosegelelektrophorese analysiert. Die
ersten sechs Endonukleasen der Tabelle I schneiden pAH 27 in
der Weise, daß 3 bis 8 Fragmente gebildet werden. Diese
Fragmente addieren sich in jedem Fall zu 21-22 kb für das
Hybrid-Plasmid, was etwa der 17 kb Insertion und dem 4,3 kb
pBR 322 entspricht.
Beziehungen und Entfernungen zwischen den Schnittstellen
wurden durch doppelte Endonukleaseverdauung bestimmt. Das
daraus resultierende Restriktionsmuster ist in Fig. 1
dargestellt.
Das Gen für die temperaturbeständige Transaminase-Gen wurde
auch aus dem Lambda SE 4 AH-IV Hybrid-Phagen mittels einer
Sau 3A Restriktionsendonuklease subkloniert. Lambda SE 4
AH-IV bezeichnet Phagen erhalten aus dem DG 44-IV Klon der
Beispiele II und III. Eine teilweise Verdauung des Hy
brid-Phagens mit der Sau 3A Endonuklease brachte DNA-Frag
mente im Größenbereich 4 bis 12 kb hervor. Das Plasmid
pBR 322 wurde an der Bam HI Schnittstelle geöffnet und die
Sau 3A-Fragmente des Hybrid-Phagen nach den in Beispiel IV
beschriebenen Verfahren eingefügt. Der Einbau der Fragmente
in die Bam HI Schnittstelle des pBR 322 inaktivierte das
Tcr Gen ließ aber das Apr Gen intakt. Von diesen Klonen
erwartete man nicht, daß sie spectinomycinresistent seien,
weil kleinere DNA-Fragmente mit dem Transaminasegen inser
tiert wurden.
Nach der Verknüpfung wurde diese Mischung nach der Methode
gemäß Beispiel IV in kompetente E. coli DG 30 Zellen
transformiert (Aminotransferase-negativ), jedoch mit dem
Unterschied, daß die Zellen bis zum ODi 550 = 0,25 angezogen
wurden. Die Zellen wurden auf Luria-Brühe-Platten mit einem
Gehalt an 50 µg/ml Ampicillin ausplattiert, dann auf
gleiche Platten mit einem Gehalt an Ampicillin und Tetracy
clin übertragen zum Test auf den AprTcs Phenotyp und auf
Minimal Nährböden zum Test der Auxotrophieaufhebung aus
plattiert.
Die Apr Tcs Klone wurden einer schnellen Plasmidisolierung
gemäß Beispiel III unterzogen. Agarosegelelektrophorese der
Hind III Restriktionsendonuklease-Verdauungsprodukte der
Plasmide von 13 AprTcs Klonen zeigte, daß zwei Klone
(bezeichnet als pGA 115 und pGA 108) Hybrid-Plasmide mit
jeweils 8,3 kb und 9,4 kb Insertionen enthielten. Diese
Klone wurden dem quantitativen Test nach Beispiel IV
unterzogen und zeigten erhöhte Aktivitätswerte von +2 bis
+3. Um zu zeigen, daß die Transaminaseaktivität von den
Hybrid-Plasmiden herrührt, wurden pGA 115 und pGA 108 nach
der Methode gemäß Beispiel III isoliert und wieder in die
DG 30 Wirtszellen (Aminotransferase-negativ) nach der Trans
formationsmethode gemäß Beispiel IV eingeführt. Die Zellen
wurden bis ODi 550 = 0,25 angezogen. Nach der Transformation
durch die isolierten pGA 108 oder pGA 115 Plasmide waren die
DG 30 Wirte von ihrer Auxotrophie befreit. Einer der Klone,
DH 2/pGA 115, wurde unwiderruflich bei der American Type
Culture Collectioln, 12301 Parklawn Drive, Rockville,
Maryland 20852, unter der Nummer ATCC 53247 hinterlegt.
Die pGA 108 und pGA 115 Plasmide gemäß Beispiel VI wurden zur
Restriktionsanalyse einer kompletten Verdauung durch die in
Tabelle II angegebenen Restriktionsendonukleasen unterwor
fen. Die resultierenden Fragmente wurden nach Größe durch
Agarosegelelektrophorese analysiert. Die Fragmente addier
ten sich in jedem Fall zu der ungefähren Größe des Plasmids
und entsprachen etwa der 8,3 kb Insertion für pGA 115 oder
einer 9,4 kb Insertion für pGA 108 und dem 4,3 kg pBR 322.
Beziehungen und Entfernungen zwischen den Restriktions
schnittstellen wurden durch weitere Fragmentierung mit
doppelten Endonukleaseverdauungen bestimmt. Die daraus
resultierenden Restriktionsmuster sind in den Fig. 2 und
3 wiedergegeben.
Ein quantitativer Test wurde ausgeführt, um den relativen
Anstieg der Transaminaseaktivität von E. coli DH 2 zu E.
coli DH 2/pAH 27 und von E. coli DG 30 und DG 27 zu E. coli
DG 30/pGA 108 und DG 30/pGA 115 zu messen. Der colorimetrische
Eisenchloridtest für Phenylbrenztraubensäure (Methoden wie
unten beschrieben) mißt die Fähigkeit des zellfreien
Extraktes die folgende Reaktion zu katalysieren:
Zellfreie Extrakte jedes Stamms wurden durch Sonifizieren
der Zellen und anschließendes einstündiges Zentrifugieren
bei 15 000 UpM in einem SS-34-Rotor hergestellt. Eine Probe
jedes zellfreien Extraktes wurde mit einer Substratlösung
aus P-S-P, alpha-Keto-glutarat und L-Phenylalanin bei 37°C
im Wasserbad inkubiert, wobei soweit erforderlich mit
0,25 M Kaliumphosphat verdünnt wurde. Die Proben wurden
alle 10 Minuten geschüttelt (vortexed). Nach einer Stunde
wurde eine 50 µl Probe entnommen, zu 5 ml Entwicklungslö
sung hinzugefügt und geschüttelt. Nach 5 Minuten wurde die
optische Dichte bei 640 nm abgelesen. Nach dieser Methode
wurden die relativen Aktivitäten jedes Stammes aus Tabel
le III bestimmt.
Es wurde die Stabilität des Plasmids pAH 27 in Gegenwart und
Abwesenheit von Spectinomycin als Selektionsmittel unter
sucht. Zu 500 ml gebuchteten Erlenmeyer-Schüttelkolben
wurden 100 ml Portionen eines modifizierten Lowry-Mediums
mit und ohne 50 ppm Spectinomycin gegeben. Diese Kolben
wurden mit 1,0 ml einer Zellsuspension beimpft, die nach
folgender Methode hergestellt war: zwei Schrägagarplatten
mit DH 2/pAH 27 (Beispiel IV), 48 Stunden lang bei 37°C
angezogen, wurden mit 16 ml einer 0,9%-igen Salzlösung
abgespült. Die Schüttelkolben wurden bei 37°C und 250 UpM
inkubiert. Nach 24 Stunden wurden jeweils frische saubere
Schüttelkolben durch Serienübertragung beimpft.
Die Serienübertragung wurde im Abstand von 24 Stunden
wiederholt. Die Transaminaseaktivitäten der ganzen Zellen
wurden alle 24 Stunden untersucht. Nach 5 Tage langer
serieller Übertragung zeigte die Durchschnittsaktivität von
Doppelansätzen, daß 99% der ursprünglichen spezifischen
Phenylalaninproduktionsrate in Gegenwart von Specinomycin
erhalten geblieben war, wohingegen in seiner Abwesenheit
nur 42% vorhanden waren. Dies zeigt, daß das Plasmid pAH 27
durch Verwendung von 50 ppm Spectinomycin in dem Kultur
medium in E. coli DH 2 stabil geblieben war.
Prinzip: Phenylbrenztraubensäure (PPA) bildet einen blauen
Komplex mit Eisenionen. Die Intensität der blauen Farbe ist
proportional der Menge anwesender Phenylbrenztraubensäure.
Reagenzien:
- 1. Entwicklungslösung (DS) (1000 ml) - Die folgenden Kom ponenten werden gemischt und in einem Eisbad auf Raumtemperatur gebracht. Die Inhaltsstoffe werden in einen 1 Liter Meßkolben gegeben und mit deminerali siertem Wasser aufgefüllt. Inhaltstoffe: 0,5 g FeCl3 × 6 Hi 2O, 20,0 ml Eisessig, 600,0 ml Dimethylsulf oxid, 200,0 ml demineralisiertes Wasser.
- 2. Natriumpyruvat-Standardlösung (10 g/l) - Zu 50 ml 0,1M Tris/HCl-Puffer (pH 8,0) bei 34°C werden 500,0 mg Na-PPA · H2O hinzugegeben. Es wird bis zur klaren Lösung gerührt. Die Lösung wird in einen 50,0 ml Meßkolben eingebracht und mit Tris/HCl-Puffer aufgefüllt. Die Lösung soll kühl gelagert werden. Zur Erstellung des 0,1M Tris/HCl-Puffers werden 900,0 demineralisiertes Wasser zu 12,11 g Tris gegeben, der pH-Wert wird mit HCl auf 8,0 eingestellt, die Lösung in einen Meßkolben gegeben und mit demineralisiertem Wasser auf 1000 ml aufgefüllt.
Eichkurve:
Na-PPA-Standardlösung und 5/µl der Entwicklungslösung wer
den in eine Photometerglasküvette gefüllt und geschüttelt.
Man läßt die Probe 5 Minuten lang stehen (Startzeit mit der
Zugabe der Entwicklungslösung zum ersten Gefäß). Die
optische Dichte wird bei 640 nm abgelesen und die
Na-PPA · H2O Standard-Eichkurve erstellt (vertikale Achse
Absorption, horizontale Achse mg Na-PPA · H2O/ml DS.).
Claims (30)
1. Wirts-Mikroorganismenstamm, transformiert mit einem
rekombinanten Plasmid, welches ein für eine temperatur
beständige Transaminase kodierendes Gen aus Salmonella
typhimurium enthält.
2. Stamm nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Expressionsprodukt des Gens die stereospezifische
Transaminierung einer alpha-Ketosäure und eines Amino
gruppendonators in die korrespondierende L-Aminosäure
katalysiert.
3. Stamm nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
alpha-Ketosäure Phenylbrenztraubensäure und die Amino
säure L-Phenylalanin sind.
4. Stamm nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Transaminase AT sty 2 ist.
5. Stamm nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Pro
duktion großer Mengen der Transaminase.
6. Stamm nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch eine
gegenüber dem nicht-transformierten Wirts-Mikroorga
nismenstamm um das etwa 30fache gesteigerte Transami
naseaktivität.
7. Gen-Expressionsprodukt des transformierten Stammes
gemäß Anspruch 1, charakterisiert durch eine lange
Halblebenszeit.
8. Stamm nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
Wirts-Mikroorganismus ein Stamm von Escherichia coli
oder Salmonella typhimurium ist.
9. Stamm nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Größe des DNA-Fragments bis zu 25 kb beträgt.
10. Stamm nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
rekombinante Plasmid ein Multicopy Plasmid ist.
11. Stamm nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
rekombinante Plasmid ein oder mehrere Gene enthält,
die dem Wirt Resistenz gegenüber einem oder mehreren
Antibiotika verleihen.
12. Stamm nach Anspruch 11, gekennzeichnet durch Resistenz
gegenüber Spectinomycin.
13. Stamm nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
das Plasmid ein Spectinomycin-Resistenz-Gen trägt, das
oberhalb des für die temperaturbeständige Transaminase
kodierenden Gens lokalisiert ist.
14. Stamm nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
das rekombinante Plasmid von dem Plasmid pBR 322
abgeleitet ist.
15. Stamm nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
rekombinante Plasmid durch eines der in den Fig. 1,
2 und 3 dargestellten Restriktionsmuster charakteri
siert ist.
16. Stamm nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er
der Stamm ATCC 53247 oder ATCC 53248 ist.
17. Rekombinantes Plasmid enthaltend ein Salmonella typhi
murium Transaminase-Gen, dessen Genprodukt durch ther
mische Stabilität und durch die Fähigkeit charakteri
siert ist, die Auxotrophie eines Wirts-Mikroorganismus
für Phenylalanin, Tyrosin und Asparaginsäure aufzuhe
ben.
18. Rekombinantes Plasmid nach Anspruch 17, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Genprodukt das Enzym AT sty 2
ist.
19. Plasmid, gekennzeichnet durch ein für die Salmonella
typhimuriuma Transaminase kodierendes Gen, hergestellt
durch
- a) Isolieren von Fragmenten des Salmonella typhimu rium Genoms durch Verdauen mit Restriktionsendonuklease,
- b) Einbringen der Fragmente in Lambda-Phagen,
- c) Transformieren eines Transminase-negativen Stamms von E. coli mit einem Plasmid, welches ein den temperatursensitiven Lambda-Repressor exprimierendes Gen enthält,
- d) Transduzieren des transformierten E. coli Stammes mit einem gemäß Stufe b) hergestellten Hybrid- Phagen,
- e) Identifizieren der den Hybrid-Phagen mit dem Gen für die temperaturbeständige Transaminase enthal tenden Klone,
- f) Isolieren eines DNA-Fragments, das das Transami nase-Gen enthält und
- g) Einführen des DNA-Fragments in ein Plasmid.
20. Plasmid nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß
das Expressionsprodukt des Gens temperaturstabil ist.
21. Plasmid nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß
das Expressionsprodukt des Gens das Enzym AT sty 2
ist.
22. Plasmid nach Anpruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß
es ein Multicopy Plasmid ist.
23. Wirts-Mikroorganismenstamm, gekennzeichnet durch die
Fähigkeit zum Produzieren eines Salmonella typhimurium
Transaminaseenzyms, hergestellt durch Transformieren
eines Wirts-Mikroorganismusstammes mit dem Plasmid
gemäß Anspruch 19.
24. Verfahren zur Herstellung einer temperaturbeständigen
Transaminase, dadurch gekennzeichnet, daß man einen
transformierten Wirts-Mikroorganismenstamm kultiviert,
der ein oder mehrere rekombinante Plasmide enthält,
die für temperaturbeständige Salmonella typhimurium
Transaminase kodierende DNA aufweisen.
25. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet,
daß die Transaminase AT sty 2 ist.
26. Verfahren zur Herstellung von L-Aminosäuren, dadurch
gekennzeichnet, daß man
- a) einen transformierten Wirts-Mikroorganismenstamm auswählt, der ein oder mehrere Plasmide enthält, die ein Gen für temperaturbeständige Salmonella typhimurium Transaminase aufweisen und
- b) den Wirts-Mikroorganismus oder einen Teil oder ein Extrakt desselben mit einer alpha-Ketosäure und einem Aminogruppendonator in Kontakt bringt, um die korrespondierende L-Aminosäure zu erhalten.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet,
daß das Expressionsprodukt des Gens das Enzym AT sty 2
ist.
28. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet,
daß man ganze Zellen des ausgewählten Stammes, oder
einen Teil oder einen Extrakt desselben immobilisiert.
29. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet,
daß man die in Stufe b) gebildete L-Aminosäure iso
liert.
30. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet,
daß man als alpha-Ketosäure Phenylbrenztraubensäure
und als L-Aminosäure L-Phenylalanin verwendet.
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