DE3603493A1 - Brandhemmender schutzstoff fuer kunststoffe - Google Patents
Brandhemmender schutzstoff fuer kunststoffeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Schutzstoff zur brandhemmenden
und Brandfolgen mindernden Ausrüstung von Kunststoffen, insbesondere
von Thermoplasten, und hier insbesondere von
Polyvinylchlorid und Polyethylen.
Alle organischen Werkstoffe, und damit auch die Kunststoffe,
sind brennbar. Manche Kunststoffe sind von ihrem
chemischen Aufbau her schwer entflammbar oder können durch
eingebaute und/oder eingearbeitete zusätzliche Flammschutzmittel
schwer entflammbar eingestellt werden. Trotzdem
tragen auch derartige Kunststoffe im Brandfalle zur Brandlast
bei. Hierbei ist zu beachten, daß nicht nur die Brennbarkeit
oder Entflammbarkeit maßgebend für das Brandverhalten
von Kunststoffen sind, sondern auch noch die Brandnebenerscheinungen
beachtet werden müssen, wie beispielsweise
die im Brandfalle entstehende Rauchentwicklung, das
Abspalten schädlicher oder giftiger Gase oder das brennende
Abtropfen des Kunststoffmaterials.
Nach DIN 4102, Teil 1, können die Kunststoffe hinsichtlich
ihres Brandverhaltens in die Klassifizierung B1 "schwer"
oder B2 "normal entflammbar" eingeordnet werden. Verbundbaustoffe
mit geringem Kunststoffanteil können auch die
Prüfgruppe A2 "nicht brennbar" erreichen. Maßgebend ist
auch noch die DIN 53 438, die die Entflammbarkeits- und
Flammenausbreitungs-Prüfverfahren beschreibt. In dieser
Norm sind auch Hinweise über die zulässige Rauchentwicklung
beziehungsweise das "brennende Abtropfen" enthalten. Besondere
Vorschriften hinsichtlich des Brandverhaltens gelten
schließlich auch noch für Kunststoffe, die für die Ausstattung
von Straßen- und Schienenfahrzeugen, von Schiffen und
Flugzeugen sowie auch für den Bergbau bestehen.
Zum Erreichen der in diesen verschiedenen Vorschriften gekennzeichneten
Werte dienen die bereits oben erwähnten
Flammschutzmittel, die in die Kunststoffe eingebaut oder
nachträglich eingearbeitet werden. So sind Chlor oder Brom
enthaltende organische Verbindungen bekannt, die bei Flammeneinwirkung
Produkte abspalten, die den Sauerstoffzutritt
erschweren, damit das Brandverhalten günstig beeinflussen
und auch weitere Brandreaktionen chemisch abbremsen. Anorganische
Füllstoffe, die auch zu diesem Zweck eingesetzt
werden, verdünnen den brennbaren Stoffanteil im Kunststoff
und wirken damit ebenfalls günstig auf das Brandverhalten
ein. Gleiches gilt für Wasserglas (Natriumsilikat). Festzustellen
ist allerdings, daß verschiedene dieser genannten
Additive das Gebrauchsverhalten der damit ausgestatteten
Kunststoffe ungünstig beeinflussen können; dies trifft insbesondere
für viele anorganische Füllstoffe zu.
Um das Abtropfen der Kunststoffe, insbesondere das
brennende Abtropfen zumindest zu mindern, sind Versuche bekannt
geworden, den Kunststoffen Asbestfasern beizumengen.
Abgesehen von den gesundheitsgefährdenden Einwirkungen
dieser Asbestfaser erbrachten diese Versuche auch keine
befriedigenden Ergebnisse.
Damit stellt sich für die Erfindung die Aufgabe, einen
Schutzstoff anzugeben, der in die verschiedensten Kunststoffe,
insbesondere in Thermoplaste - Polyolefine,
Styrol-Polymerisate, Vinylchlorid-Polymerisate,
fluorhaltige Polymere, Polyacryl- und
Polymethacryl-Kunststoffe, Polyamide, Polyester,
Polyethylen, Polyimide und deren Verbundwerkstoffe -
eingearbeitet werden kann und hierbei das Brandverhalten
günstig beeinflußt. Zur günstigen Beeinflussung des Brandverhaltens
zählt hierbei sowohl Hemmung der Entflammbarkeit
und des Abbrennverhalten, wie auch Minderung der
Rauchentwicklung und des Abtropfens. Hierzu gehört jedoch
auch die Unterbindung der Bildung von schädlichen oder gar
giftigen Brandprodukten, insbesondere von schädlichen oder
giftigen Brandgasen, wie auch die Abspaltung von Salzsäure,
die regelmäßig hohe Schäden in der Umgebung des Brandes
verursacht.
Nach der Erfindung wird diese Aufgabe gelöst durch ein
Mischungsprodukt aus
- a) organischen Fasern mit
- b) sekundären Erdalkaliphosphaten und/oder tertiären Alkali- oder Erdalkaliphosphaten und
- c) gebranntem und/oder gelöschtem Kalk.
Die Praxis hat gezeigt, daß ein derartiger Schutzstoff
nicht nur die Entflammbarkeit, wie auch das Abbrennverhalten
günstig beeinflußt, sondern auch das Abtropfen, wie
auch die Rauchentwicklung beziehungsweise die Entwicklung
von schädlichen oder giftigen Gasen mindert. Dies mag einmal
darauf zurückzuführen sein, daß die anorganischen Füllstoffe
den brennbaren Stoffanteil "verdünnen", also die
Brandlast insgesamt verringern, wie auch die Entflammbarkeit
herabsetzen, aber auch darauf, daß durch eine chemische
Reaktion die sonst entstehenden Gase und Dämpfe umgesetzt
oder deren Entwicklung abgebremst werden. Insbesondere
dürften auch die dem Mischungsprodukt beigegebenen
organischen Fasern das Abtropfen verhindern, wie dies bei
den praktischen Versuchen festgestellt werden konnte. Insgesamt
wird also das Brandverhalten eines mit diesem Schutzstoff
ausgerüsteten Kunststoffs äußerst günstig beeinflußt,
so daß beispielsweise die von der AIRBUS-INDUSTRIE geforderten
Grenzwerte der Toxizität deutlich unterschritten
werden.
Überraschenderweise ergab sich zudem noch, daß trotz des
verhältnismäßig großen anorganischen Anteils dieses Schutzstoffes
die Gebrauchseigenschaften der damit versehenenen
Kunststoffe nicht oder praktisch nicht gemindert wurden,
was wohl auch auf die Beifügung der organischen Fasern zurückzuführen
ist. Zu bemerken ist, daß diese organischen
Fasern, die ja selbst brennbar sind, im Brandfalle innerhalb
des Kunststoffes lediglich pyrolisieren, also ihre verfestigenden
Eigenschaften auch noch im Brandfalle beibehalten.
Günstig für die Anwendung dieses Schutzstoffes ist
auch, daß sein Schüttgewicht mit dem Schüttgewicht praktisch
aller oben angeführter Kunststoffe etwa gleich ist,
daß also auch bei starken Vibrationen eine Entmischung
zwischen Kunststoffpartikeln und Schutzstoff nicht zu
befürchten ist.
Insgesamt ergibt sich damit ein Schutzstoff, der geeignet
ist, die meisten bekannten Kunststoffe, insbesondere die
Thermoplaste, hinsichtlich ihres Brandverhaltens äußerst
günstig zu beeinflussen, ohne deren Gebrauchseigenschaften
wesentlich zu mindern.
Die gleichen Wirkungen dieses Mischungsproduktes ergeben
sich nach der Erfindung dann, wenn statt der sekundären
Erdalkaliphosphate und/oder tertiären Alkali- oder
Erdalkaliphosphate die Oxide, Hydroxide, Hydrogencarbonate
und/oder Carbonate der Alkalimetalle und/oder der
Erdalkalimetalle mit Phosphorsäure (Orthophosphorsäure)
umgesetzt werden. Bei Verwendung dieses Mischungsanteils
soll das Molverhältnis von Alkalimetallen und/oder
Erdalkalimetallen zu Phosphorsäure nach der Erfindung
1,5 : 1,0 bis 4,0 : 1,0 betragen.
Sowohl hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit wie auch der
Verwertbarkeit wird zwischen sekundären und/oder tertiären
Erdalkali- beziehungsweise Alkalimetallen und gebranntem
und/oder gelöschtem Kalk ein Molverhältnis von 1 : 0,5 bis
1 : 5 und hinsichtlich des Verhältnisses von organischen
Fasern zu Mineral von 10 : 100 bis 60 : 100 vorgeschlagen.
Die organischen Fasern können hierbei feine Holzspäne, Sägemehl
oder feingemahlene Zellulose sein. Besonders wirtschaftlich
verwertbar sind die organischen Fasern, die den
fasrigen Restbestandteilen von Klärschlämmen aus Papierfabriken
entstammen.
Die Herstellung des Schutzstoffes nach der Erfindung kann
auf trockenem oder nassem Wege erfolgen.
Zur trockenen Herstellung werden die trockenen organischen
Fasern zusammen mit den trockenen Mineralien einem
Mahlwerk, zweckmäßigerweise einem Mahlwerk mit
Pralleinbauten, zugeleitet und zusammen gemahlen. Hierbei
lagern sich die Materialien durch atomare Kräfte
punktförmig an den organischen Fasern an.
Bei der nassen Herstellung des Schutzstoffs nach der
Erfindung werden die organischen Fasern mit einer Feuchte
von 0 bis 80% einer Mischeinrichtung eingegeben, dann die
Mineralien zugegeben und sodann die Phosphorsäure im etwa
stöchiometrischen Verhältnis, bei zu trockenen
Ausgangsmaterialien unter gleichzeitiger Beigabe von
Wasser, zugedüst. Anschließend kann das Mischgut einer
Abdampfstrecke und sodann einer Vereinzelungseinrichtung
(Mühle) zugeleitet werden.
Statt diesem Schutzstoff, der sich zur brandhemmenden und
brandverhindernden Ausrüstung von Kunststoffen eignet, den
Kunststoffherstellern oder -Verarbeitern anzuliefern, kann
der Schutzstoff auch bereits mit Kunststoff vermengt, als
fertiges Agglomerat in den Handel gebracht werden, was den
Vorteil hat, daß dieses Gemenge hydrophob ist. Hierbei
sollen nach der Erfindung 10% bis 80% des Schutzstoffs
mit 90% bis 20% des jeweiligen Kunststoffs in einem
Heißmischer vermengt werden.
Claims (12)
1. Schutzstoff zur brandhemmenden und Brandfolgen mindernden
Ausrüstung von Kunststoffen, insbesondere von Thermoplasten,
hier insbesondere von Polyvinylchlorid und
Polyethylen,
gekennzeichnet durch
ein Mischungsprodukt aus
- a) organischen Fasern mit
- b) sekundären Erdalkaliphosphaten und/oder tertiären Alkali- oder Erdalkaliphosphaten und
- c) gebranntem und/oder gelöschtem Kalk.
2. Schutzstoff nach Anspruch 1,
gekennzeichnet
durch ein Mischungsprodukt aus
- a) organischen Fasern mit
- b) Oxiden, Hydroxiden, Hydrogencarbonaten und/ oder Carbonaten der Alkalimetalle und/oder der Erdalkalimetalle mit Phosphorsäure (Orthophosphorsäure)
3. Schutzstoff nach Anspruch 2,
gekennzeichnet
durch ein Molverhältnis von Oxiden, Hydroxiden, Hydrogencarbonaten
und/oder Carbonaten der Alkalimetalle und/oder
Erdalkalimetalle zu Phosphorsäure von 1,5 : 1,0 bis 4,0 : 1,0.
4. Schutzstoff nach Anspruch 1 oder 2,
gekennzeichnet
durch ein Molverhältnis von sekundären und/oder tertiären
Erdalkali- beziehungsweise Alkalimetallen zu gebranntem
und/oder gelöschtem Kalk von 1 : 0,5 bis 1 : 5.
5. Schutzstoff nach Anspruch 1 oder 2,
gekennzeichnet
durch das Verhältnis von organischen Fasern zu Mineral von
10 : 100 bis 60 : 100.
6. Schutzstoff nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die organischen Fasern feine Holzspäne, Sägemehl oder
feingemahlene Zellulose sind.
7. Schutzstoff nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die organischen Fasern die fasrigen Restbestandteile
von Klärschlämmen aus Papierfabriken sind.
8. Verfahren zum Herstellen eines Schutzstoffs
nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die trockenen organischen Fasern zusammen mit den
trockenen Mineralien einem Mahlwerk zugeleitet und zusammen
gemahlen werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mahlwerk mit Pralleinbauten versehen ist.
10. Verfahren zum Herstellen des Schutzstoffes
nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die organischen Fasern mit einer Feuchte von
0 bis 80% einer Mischeinrichtung eingegeben, dann die
Oxide, Hydroxide, Hydrogencarbonate und/oder Carbonate der
Alkalimetalle und/oder der Erdalkalimetalle zugegeben und
sodann die Phosphorsäure im etwa stöchiometrischen
Verhältnis, bei trockenen Ausgangsmaterialien unter
gleichzeitiger Beigabe von Wasser, zugedüst wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mischgut einer Abdampfstrecke und sodann einer
Vereinzelungseinrichtung (Mühle) zugeleitet wird.
12. Verfahren zum Herstellen eines brandhemmend
ausgerüsteten Kunststoffs,
dadurch gekennzeichnet,
daß 10% bis 80% des Schutzstoffs nach den Ansprüchen 1
bis 11 in einem Heißmischer mit 90% bis 20% Kunststoff
vermengt und anschließend agglomeriert werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863603493 DE3603493A1 (de) | 1986-02-05 | 1986-02-05 | Brandhemmender schutzstoff fuer kunststoffe |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19863603493 DE3603493A1 (de) | 1986-02-05 | 1986-02-05 | Brandhemmender schutzstoff fuer kunststoffe |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3603493A1 true DE3603493A1 (de) | 1987-08-06 |
DE3603493C2 DE3603493C2 (de) | 1988-10-06 |
Family
ID=6293408
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19863603493 Granted DE3603493A1 (de) | 1986-02-05 | 1986-02-05 | Brandhemmender schutzstoff fuer kunststoffe |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE3603493A1 (de) |
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DE3603493C2 (de) | 1988-10-06 |
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