DE3602415A1 - Verfahren zur herstellung eines gefaerbten, umgeformten kunststoffteils - Google Patents
Verfahren zur herstellung eines gefaerbten, umgeformten kunststoffteilsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines gefärbten, umgeformten Kunststoffteils durch
Erhitzen einer ebenen Tafel aus Kunststoff, die auf
wenigstens einer Seite mit einer abziehbar haftenden,
im erwärmten Zustand dehnbaren Kunstoffolie beschichtet
ist, auf die Formungstemperatur der Tafel, Umformen
der Tafel unter gleichzeitiger Umformung der daran
haftenden Folie und Abkühlen des umgeformten Kunst
stoffteils unter die Formungstemperatur.
Ein gattungsmäßiges Umformverfahren ist aus DE 27 18 510
bekannt. Bei diesem Verfahren wird eine gegossene Tafel
aus Polymethylmethacrylat mit einer Polyäthylenfolie
abziehbar beschichtet, auf Verformungstemperatur erwärmt
und zusammen mit der daran haftenden Folie umgeformt
und abgekühlt. Danach kann die Folie abgezogen oder
zum Schutze der Oberfläche bis zur weiteren Verarbeitung
oder bis zur Verwendung auf dem umgeformten Teil belassen
werden.
Bei diesem Verfahren können auch farbige oder gemusterte
Tafeln aus Polymethylmethacrylat verarbeitet werden.
In diesem Falle kann die Polyäthylenfolie erst aufge
bracht werden, wenn die Tafel mit der gewünschten Färbung
oder Musterung versehen worden ist. Dazu kann z.B. das
Transferdruckverfahren gemäß DE-OS 32 44 355 angewendet
werden. Ungefärbte bzw. ungemusterte Tafeln aus Poly
methylmethacrylat werden unmittelbar nach der Herstellung
zum Schutz ihrer Oberfläche mit einer Schutzbeklebung
versehen, die entfernt wird, bevor die Tafel durch
das Transferdruckverfahren oder auf andere Weise gefärbt
oder gemustert wird.
Das Abziehen der Schutzschicht vor der Färbung oder
Musterung und die erneute Beschichtung mit einer
Schutzbeklebung nach diesem Arbeitsgang ist wenig
wirtschaftlich. In der noch unveröffentlichten deutschen
Patentanmeldung P 35 36 061.5 wird der Transferdruck
auf folienbeschichtete Kunststofftafeln beschrieben,
wobei der Farbstofftransfer von einem flächigen Farb
träger durch die Folie hindurch auf die Oberfläche
der Kunststofftafel erfolgt.
Aus DE-A 33 24 709 ist ein Verfahren bekannt, bei dem
eine thermisch erwärmte Kunststofftafel gleichzeitig
umgeformt und durch Transferdruck gefärbt wird. Bei
diesem Verfahren wird die Tafel mittels eines Werk
zeugs umgeformt, das mit einem flächigen Transferfarb
stoffträger belegt ist. Dieses Verfahren läßt die Her
stellung von sphärisch geformten gefärbten Formteilen
nicht oder nur mit der Einschränkung zu, daß der flächige
Farbträger vorher in die entsprechende sphärische Form
gebracht werden muß.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gattungs
mäßige Verfahren dahingehend zu verbessern, daß ein
getrennter Arbeitsgang der Färbung oder Musterung vermieden
und der Bedarf an Energie und Hilfsmaterial eingeschränkt
wird.
Dieses Ziel wird erfindungsgemäß dadurch erreicht,
daß bei dem Umformverfahren eine Kunststofftafel
eingesetzt wird, die mit einer Transferfarbstoff ent
haltenden, abziehbar haftenden Folie beschichtet ist
und während des Erhitzens der Tafel auf die Formungs
temperatur und/oder des Umformens Farbstoff von der
Folie auf die Oberfläche der Tafel übertragen wird.
In der Regel findet der Farbstofftransfer zum überwie
genden Teil während der Aufzeizung der Kunststofftafel
auf die Formungstemperatur statt, kann aber auch während
des Umformvorganges selbst noch andauern. Wenn die
Folie unter Anwendung von Wärme auf die Kunststofftafel
aufgebracht wird, kann schon dabei ein Teil des Farb
stoffes übertragen werden. Da infolge der haftenden
Verbindung keine Verschiebung der Folie gegenüber der
Tafel eintritt, ist es für den Erfolg des Verfahrens
nicht kritisch, bei welchem Verfahrensschritt die Haupt
menge der Farbe übertragen wird. Selbst die bei der
Umformung auftretenden Dehnungen führen nicht zu unscharfer
Musterübertragung, weil die haftende Folie zusammen
mit der Tafel gedehnt wird.
Das Verfahren der Erfindung führt in einem einzigen
Arbeitsschritt von einem ungefärbten ebenen Kunststoff
material zu einem gefärbten, dreidimensional geformten
Kunststofformkörper. Während die Kunststofftafel nach
den bisher angewendeten Verfahren sowohl für das
Transferdruckverfahren als auch zum Umformen erwärmt
werden mußte, wird sie erfindungsgemäß nur noch einmal
erhitzt. Weiterhin übernimmt der Farbträger der Trans
ferdruckstufe gleichzeitig die Funktion der Schutzfolie,
so daß Hilfsmaterial für diesen Zweck eingespart wird.
Mit besonderem Vorteil wird die Transferfarbstoff
enthaltende Folie schon bei der Herstellung der Kunst
stofftafel bzw. unmittelbar danach aufgebracht, so
daß die Schutzwirkung der Folie vom Zeitpunkt der
Herstellung der Kunststofftafel an bis zur Ingebrauch
nahme des geformten und gefärbten Kunststoffkörpers
erhalten bleibt und kein weiteres flächiges Hilfsmaterial
benötigt wird.
Das Verfahren der Erfindung eignet sich zur Herstellung
von farbigen bzw. gemusterten, beschrifteten oder in
beliebiger Weise dekorierten Kunststofformteilen, die
durch Umformen ebener Tafeln herstellbar sind. Flächen
gleiche zylindrische Umformungen sind ebenso durch
führbar wie sphärische Umformungen unter teilweiser
Flächendehnung. Zum Beispiel können beleuchtbare
Werbeschilder, Verkehrszeichen, Richtungsanzeiger,
Gerätegehäuse, Modeartikel, wie Haarspangen oder
Schnallen, Verpackungsbehälter oder -Verschlüsse,
Leuchtglobushälften, Sportartikel, wie Surfbretter
oder Skateboards, Kunststoffkoffer, Fahrzeugausstattungs
teile u.ä. erfindungsgemäß hergestellt werden.
Soweit hier von ungefärbten Kunststofftafeln die Rede
ist, ist damit der Zustand vor Beginn des Farbstoff
transfers gemeint, selbst wenn der Kunststoff schon
vorher eine andere Färbung oder Musterung hatte. Der
Ausdruck "gefärbt" umfaßt jede durch Transferdruck
erzeugbare Farbgebung von einheitlichen oder verlau
fenden Färbungen bis zu ein- oder vielfarbigen Musterungen
oder Beschriftungen.
Für das Verfahren eignen sich formstabile Kunststoff
tafeln, soweit sie sich in der Wärme zylindrisch oder
sphärisch umformen lassen und nach Abkühlung auf
Raumtemperatur die in der Wärme erzeugte Gestalt dauernd
beibehalten. Vorzugsweise sind sie bis mindestens 50°C
wärmeformbeständig und haben einen E-Modul nicht unter
1500 Nmm-2.
Die Formgebung im thermoelastischen oder thermoplastischen
Zustand sollte bei Temperaturen von 50 bis 250°C möglich
sein. Bei den für den Farbstofftransfer erforderlichen
Temperaturen soll sich der Kunststoff in der Regel
nicht in nennenswerter Weise zersetzen. Beispiele
geeigneter Kunststoffe sind Polymethylmethacrylat,
Polyvinylchlorid, Polystyrol, Polycarbonate, Polysul
fonkunststoffe, Polyester, Celluloseester sowie Ver
bundwerkstofftafeln aus unterschiedlichen Schichten
derartiger Kunststoffe. Vorzugsweise sind die Tafeln
homogen weiß eingefärbt, weil davon ausgehend jede
beliebige Farbgebung möglich ist. Die Tafeln können
z.B. 1 bis 15 mm dick sein und beliebige Abmessungen
von wenigen Quadratzentimetern bis zu mehreren Quadrat
metern haben.
Die als Farbträger für die Transferfarben dienenden
Kunststoffolie muß bei der gleichen Temperatur wie
die Kunststofftafel zusammen mit dieser verformbar
sein. Es schadet nicht, wenn sie bei der Verformungs
temperatur deutlich weicher als die Kunststofftafel
ist, solange sie sich unter den auftretenden mechanischen
Kräften nicht unlösbar mit der Tafel verbindet. Die
Abziehbarkeit nach dem Erkalten bleibt im allgemeinen
gewährleistet, wenn der Kunststoff der Folie gegenüber
demjenigen der Tafel eine geringe Affinität hat. Das
ist im allgemeinen der Fall, wenn einer der beiden
Kunststoffe reich an polaren und arm an unpolaren Gruppen
und der andere mehr oder weniger frei von polaren Gruppen
ist. Polyolefine, insbesondere Polyäthylen, sind gegenüber
den oben als Beispiele genannten Kunststoffen hinreichend
wenig affin. Weiterhin sind Polyesterfolien oft gut
geeignet. Die Affinität soll möglichst so gering sein,
daß sich die Folie nach dem Erkalten mit geringem Kraft
aufwand ohne zu reißen abziehen läßt. Andererseits
darf die Affinität auch nicht so gering sein, daß keine
ausreichende Haftung erzielt wird. Die Haftung muß so
groß sein, daß sich die Folie beim Umformen nicht gegen
über der Tafel verschiebt. Erforderlichenfalls kann
die Haftung durch eine Koronabehandlung der an die
Tafel anzulegenden Folienoberfläche erhöht werden.
Vorzugsweise ist die Folie an dieser Seite mit Trans
ferdruckfarben beschichtet. Die Farbschicht wird nach
bekannten Verfahren des Foliendrucks aufgebracht, z.B.
durch Offset, Siebdruck oder durch Walzenauftrag. Die
Farbe, insbesondere das darin enthaltene Bindemittel,
kann das Haftungsverhalten der Folie verändern,
insbesondere wenn diese ganz oder zum überwiegenden
Teil bedruckt ist. Es ist vorteilhaft, wenn das Bindemittel
eine ähnlich geringe Polarität wie die Folie selbst
besitzt. Wenn die Druckfarbe eine unerwünscht hohe
Haftung bewirken sollte, kann die Folie mit der unbe
druckten Seite auf die Kunststofftafel aufgelegt werden,
da die Farbstoffe durch Folie hindurch zu diffundieren
vermögen.
Die Folie, die in der Regel 40 bis 150 µm dick ist,
wird am besten unter Wärmeanwendung, z.B. mit einer
auf 60 bis 100°C erwärmten Walze unter leichtem Druck
aufgebracht. Die Folie kann auch auf die Tafel haftend
aufgebracht werden, wenn diese eine erhöhte Oberflächen
temperatur von z.B. 60 bis 80°C hat. In jedem Falle
sollte für eine blasenfreie Folienbeschichtung Sorge
getragen werden.
Man kann auch eine mit druckempfindlichem Klebstoff
beschichtete Folie verwenden, die ohne Wärmeanwendung
auf die Tafel aufgebracht werden kann. Der Farbstoff
transfer wird durch die Klebstoffschicht nicht behindert.
Obwohl es möglich ist, gleich nach dem Aufbringen der
Folie durch weitere Wärmeanwendung bei einer für den
Farbtransfer ausreichenden Temperatur den Farbübergang
auf die Tafel zu bewirken, wird es aus wirtschaftlichen
Gründen bevorzugt, nach dem Aufbringen der Folie keine
zusätzliche Wärmebehandlung mit dem Ziel der Farbüber
tragung durchzuführen, sondern die beschichtete Tafel
erkalten zu lassen, so daß nur soviel Farbe übertragen
wird, wie es sich unter den Bedingungen des Folienbe
schichtungsvorganges von selbst ergibt.
Zur thermischen Umformung wird die beschichtete Tafel
erneut erhitzt. Für spärische Umformungen muß wenigstens
in dem umzuformenden Bereich die Formungstemperatur
über die ganze Dicke der Tafel erreicht werden, während
es bei zylindrischen Verformungen manchmal genügt,
wenn die Formungstemperatur wenigstens bis zur Mitte
der Tafeldicke erreicht wird. Die Erwärmung erfolgt
zweckmäßig durch Wärmestrahlung oder Heißluft. In diesem
Verfahrensstadium wird in der Regel die Hauptmenge
der Farbe von der Folie auf die Tafel übertragen. Daher
muß wenigstens die Folie eine für den Farbtransfer
ausreichende Temperatur erreichen und für die Dauer
des Transfervorganges beibehalten.
Viele für das Verfahren der Erfindung geeignete Kunst
stofftafeln sind im Temperaturbereich von 120 bis 250°C
gut umformbar. Der Temperaturbereich, in dem der Kunst
stoff überwiegend thermoelastische Eigenschaften hat,
ist bevorzugt. Er liegt für gegossenes Polymethylmeth
acrylat etwa zwischen 130 und 200°C, für extrudiertes
Polymethylmethacrylat bei 120 bis 180°C. Um diese
Temperaturen in kurzer Zeit zu erreichen, wird die
Oberfläche der Tafel meistens auf Temperaturen über
200°C erhitzt, wodurch der Farbstofftransfer sehr
begünstigt wird. Die Mehrzahl der gebräuchlichen Trans
ferfarbstoffe läßt sich im Temperaturbereich von 150
bis 250°C am besten übertragen. Die üblichen Aufheiz
zeiten von 1 bis 15 Minuten, je nach der Dicke der zu
bedruckenden Tafel, sind in der Regel auch für den
Farbstofftransfer ausreichend.
Die Umformung der erwärmten Tafel unter gleichzeitiger
Mitformung der Folie erfolgt in an sich bekannter Weise
durch ein- oder beidseitig einwirkende Formwerkzeuge,
durch einseitigen Über- oder Unterdruck, durch klappbare
Spannrahmen u. dergl. Nach der Umformung läßt man das
Formteil unter die Erweichungstemperatur abkühlen.
Die Folie wird nach dem Ausspannen des Formteils auf
dessen Oberfläche belassen und erst abgezogen, wenn
das Formteil weiterverarbeitet oder in Gebrauch genommen
wird.
Claims (1)
- Verfahren zur Herstellung eines gefärbten, umgeformten Kunststoffteils durch Erhitzen einer ebenen Tafel aus Kunststoff, die auf wenigstens einer Seite mit einer abziehbar haftenden, im erwärmten Zustand dehnbaren Kunststoffolie beschichtet ist, auf die Formungstem peratur der Tafel, Umformen der Tafel unter gleich zeitiger Umformung der daran haftenden Folie und Abkühlen unter die Formungstemperatur, dadurch gekennzeichnet, daß eine Tafel eingesetzt wird, die mit einer Trans ferfarbstoff enthaltenden Folie beschichtet ist, und daß während des Erhitzens und/oder Umformens Farbstoff von der Folie auf die Oberfläche der Tafel übertragen wird.
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