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Geburtszangenzuggriff. Die Geburtszange soll bekanntlich in der Hand
des Geburtshelfers durch Zug am Kopf des Kindes die Druckwirk-ung der natürlichen
austreib#enden Kräfte des mütterlichen Organismus ersetzen. Demgemäß ist nach heutiger
Anschauung ihre ideale Wirkung der Zug. Eine solche ideale Zange ist aber unmöglich.
Um diesen Zug ausüben zu können, müssen die Löffel den Kopf des Kindes zusammenpressen,
urn ihn festzuhalten. Folglich wird er bei unserer allgemein gebräuchlichen Schulzange
gleichzeitig mit dem. Zug gedrückt oder gequetscht, und durch jede Zange wird auch
die Halswirbelsäule auseinandergezerrt. Sodann muß der Kopf sich seinen Weg durch
den Geburtskanal durch Erweiterung desselben erst bahnen. Folglich greift die Zange,
abgesehen von ihrer unmittelbaren Berührung und Verdrängung der mütterlichen Weichteile,
auch diese an, und zwar auf eine so rohe Weise, daß sie mit der Dehnungsarbeit der
mütterlichen Geburtskräfte kaum verglichen werden kann. Dazu kommt, daß der Reibungswiderstand
zwischen dem Kopf des Kindes und der Wand des Gehurtskanals ein ruhender ist. Bei
den bekannten Zangenmodellen wird dieser Widerstand durch die physikalisch außerordentlich
ungünstige starre Verhindung der Zange zwischen dem Kopf des Kindes und der Hand
des Geburtshelfers überwunden.
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Ferner mögen in der schematischen Abb. i ab und
c d die Seitenwände des von vorn gesehenen Geburtskanals darstellen. Seine
Eingangs- und Ausgangsebene sind oval begrenzt, jedoch so, daß dieLängsachse desOvals
im Eingang (Beckeneingang) senkrecht zur Läng#sachse e f des Geburtskanals
steht, während die Längsachse des Ovals im »Beckenausgang« mit der Längsachse des
Geburtskanals in der Medianebene des Körpers liegt. Der Umfang des kindlichen Kopfes
von der Stirn zum Hinterhaupt ist nun im wesentlichen gleichfalls ein Oval, und
zwar von einem Umfange, daß der Kopf gerade durch die beiden Öffnungen hindurchtreten
kann. Folglich muß der Kopf des Kindes auf dem Wege vom Beckeneingang zum Beckenausgang
eine Drehung von go' machen (sogenannte zweite Drehung oder Rotation). Nach heutigen
Anschauungen wird diese Rotation durch den eigentümlichen Bau des Geburtskanals
bewirkt, d. h. bewegt sich der Kopf nach seinem Durchtritt durch den Beckeneingang
in den Geburtskanal hinab, gleichviel ob durch natürlichen Druck des mütterlichen
Organisnius oder durch künstlichen Zug an ihm von vorn, so muß er rotieren. Weiter
ist in der gleichfalls schematischen Abb..:2 der Geburtskanal von der Seite gesehen
dargestellt. Seine -Längsachse verläuft zunäAist gerade, und zwar senkrecht zur
Beckeneingangsebene, dann aber biegt sie über dem Beckenboden in einem Knie von
hinten nach vorn, aus. Demgemäß beschreibt der Kopf auf seinem Weg durch den Geburtskanal
einen Bogen, dessen öffnung nach vorn gerichtet ist (sogenannte dritte Drehung).
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Es ist nun ohne weiteres klar, daß ein Eingriff mit der Zange, wie
immer. sie auch gebaut sein mag, stets unnatürliche Verhältilisse setzt. Aufgabe
der Technik ist es darum, ihre Konstruktion den natürlichen Geburtsfaktoren möglichst
anzupassen. Dabei sind aber zwei allgemeine Gesichispunkte zu berücksichtigen. Es
wird zunächst stets im Interesse von Mutter und Kind gelegen sein, jede Zangenoperation
so schnell als möglich zu beenden, abgesehen davon, daß diese Forderung häufig durch
klinische besondere Umstände im Vordergrund des ärztlichen Handelns steht. Sodann
gilt für
die Zange, was für jeden instrumentalen Eingriff am Körper-
verlangt wird: absolute Asepsis. Diese allgemeinen Forderungen sind aber nur erfüllbar,
wenn die Zange möglichst einfach gebaut ist. Nur so ist sie ein sicheres Werkzeug
auch in der Hand des weniger Geübten.
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Die hier technisch zu lösenden Probleme seien in folgenden Punkten
zusammengefaßt: i. Rotation des kindlichen Kopfes, :2. Bewegung des Kopfes in der
Längsachse des Geburtskanals, 3. Herabminderung des Löffeldrucks auf ein
Mindestmaß, 4. Ausschaltung der starren Verbindung zwischen dem Kopf des Kindes
und der Hand des Geburtshelfers, 5. einfacher Bau, sichere Handhabung und
absolute Möglichkeit der Asepsis.
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Unter den bekamit gewordenen Zangenmodellen gi'k es nun keines, welches
die Rotation des kindlichen Kopfes in einer Weise konstruktiv erfaßt, daß jene völlig
unbehinei dert trotz kräftigster Zugarbeit des Geburtshelfers erfolgen könnte. Am
ungünstigsten liegt dieser Punkt bei unserer allgemein gebräu-chliclien Schulzange.
Wird mit dieser der mehr oder weniger schräg stehende Kopf vorwärts bewegt
- wohl der häufigste Befund bei Zangenentbindungen -, so muß di--r
Kopf die ihn fest umklammernden Löffel und damit die ganze Zange rotieren. Das ist
aber nur möglich, -wenn die Hand des Geburtshelfers gefühlsmäßig so fein eingestellt
ist, daß sie auch der geringsten Rotationsbewegung zu folgen vermag, indem sie während
des noch so kräftigen Zuges die Zange in entsprechender Weise dreht. Leistet der
Geburtshelfer der Rotation Widerstand, so muß der Kopf des Kindes sich innerEalb
der Löffel infolge des von der Geburtswand auf ihn ausgeübten Rotationszwanges selbst
quetschen. Rotiert der Geburtshelfer zu stark, dann quetscht er nicht nur den Kopf'
durch die Löffel, sondern er zerrt auch die Weichteile des Geburtskanals, von denen
jene fest umspannt sind.
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Dienen nun die Zangengriffe, wie z. B. bei der sogenannten Achsenzugzange
Tarniers, nur zum Festklemmen des Kopfes, indem sie durch' Schraube und Flügelmutter
geschlossen werden, und greift ein besonderer Zugapparat hoch vor den Löffeln an,
so gewinnt durch die Eigenart der Konstruktion der Kopf zweifelsohne mehr Spielraum,
für die Rotation, und es ist dem Gehurtslielfer ungleich leichter, sich, auf diese
einzustellen. Hält er aber den Zuggriff starr in der Hand fest, so muß er auch hier
die Rotation behindern, wenngleich er ihr hier leichter folgen kann wie bei der
Schulzange. Darum kann der Zugapparat nach Tarnier nicht als eine Konstruktion angesprochen
werden, welche die freie Rotation des Kopfes, unabhängig von der Zugarbeit des Geburtshelfers
sicherstellte. Ihre volle Entfaltung hängt auch hier letzten Endes von seinem Gefühl
ab.
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Ferner wird durch die Trennung von Zug-und Kleminapparat der Seitendruck
der Löffel auf den Kopf auf ein Mindestmaß beschränkt. Bei der Schulzange muß der
Geburtshelfer mit den Zangengriffen den Kopf festklemmen, -,indem er gleichzeitig
an ihnen zieht. Bedenkt man nun, daß er manchmal die ganze Muskelkraft seiner Arme
noch durch sein Körpergewicht verstärken muß, um überhaupt den Kopf vorwärts bewegen
zu können so ist es unausbleiblich, daß der Kopf auch unter den geschicktesten Händen
weit mehr komprimiert wird, als es zur Verhinderung seines Abgleitens erforderlich
ist. Auch das Einschalten eines zusammengeballten Handtuches zwischen die Zangengriffe
vermag den Kopf doch nur in beschränktem Maße vor starken und manchmal gefährlichen
Quetschungen zu schützen.
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T a r n i e r sichert ferner die natürliche Bewegung des Kopfes nach
vorn durch seine bekannte Achsenzugkonstruktion. Aber trotz Anerkennung hervorragendster
Autoritäten und durchaus einleuchtender theoretischer Erwägungen sind wir von einem
allgemeinen Gebrauch der Achsenzugzangen selbst an unseren Kliniken noch sehr weit
entfernt. Tarniers Konstruktion ist zweifelsohne zu labil und umständlich, um ein
sicheres Operieren auch dem weniger Geübten zu ermöglichen. Auch, ist der Zugapparat
zur Vollendung der ganzen Geburt (Beckenausgang# ungeeignet. Tarniers Vorläufer
H tt b e r t konstruie:#,te einen starren Achsenzuggriff, M o r a
1 # gab der Schulzange eine, eigenartige Krümmung (vgl. 1 n
g e r s 1 e y , Die Geburtszange, Stuttgart 1891,
S. iio ' iiii). Aber schon das Anlegen dieser Zangen bietet offenbar
so viele Schwierigkeiten, daß sie über das Stadium des Versuches ihrer Autoren nicht
hinausgekommen zu sein scheinen.
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Die starre Verbindung zwischen dem Kopf des Kindes und dem Angriffspunkt
der Zugkraft ist typisch für alle bisherigen Zangenkonstruktionen. Nur bei maschinellen
Einrichtungen oder Zugapparaten durch Bänder oder Stricke (I n g c r s
1 e v, a. a. 0., S. 97
und 1:21/12,:2) ist sie bis zu einem
gewissen Grade fallen gelassen worden. Aber einerseits handelt es sich hier nicht
mehr um Zangen, andererseits ist hier weder prinzipiell noch auch faktisch von einer
elastischen Einschaltung zwischen Kopf und, Zugkraft die Rede.
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Die im folgenden beschriebene Konstruktion eines Zangenggriffs geht
nun davon aus,
daß das Prinzip der Trennung zwischen Zug-und Druckgriff
sowie des Achsenzuges Fortschritte sind, welche jeder weiteren Zangenkonstruktion
zugrunde züi legen sind, die Anspruch auf Fortschritt " erheben will. Die
durchgeführte Trennung zwischen Zug- und Druckapparat ist also nicht als neu anzusprechen,
ebensowenig die Möglichkeit des Acbsenzuges als ]Prinzip, wohl aber die Form, in
der er mit dem Schloßteil des linken Löffels verbunden wird.
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Die Ermöglichung der freien Rotation, des Kopfes sowie die elastische
Einschaltung zur Überwindung der ruhenden Reibung des Kopfes dürften jedoch, sowohl
als Prinzip wie auch in ihrer formellen Verwirklichung als neu zu bewerten sein.
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Wenn nun im folgenden Konstruktionsmöglichkeiten erwähnt werden, welche
z. B. die Achsenzugvorrichtung wieder fallen lassen oder die Beckenkrümmung der
Löffel, so soll damit lediglich gezeigt werden, daß die vorliegende Erfindung auch
anderen theoretischen Anschauungen, als wie sie vorhin entwickelt wurden, anpassungsfähig
ist und auch unter solchen Voraussetzungen ihre Möglichkeit und Brauchbarkeit behauptet.
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In Abb. 3 sei g das linke, das Schloß h, tragende Blatt
einer einfachen Zange mit BeckenlAmmung, von der Seite gesehen.
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on der Unterseite des Schloßteils, genau unter dem Kreuzungspunkt
beider Blätter, zweigt eine runde Zugstange i ab. Hier ist der einfachste Fall angenommen,
daß g bzw. h und i aus einem Stück gearbeitet sind. k-1
bezeichnet
die Längsachse der Löffel. Bei der Bewegung des Kopfes fällt sie, richtig angelegt,
mit der Längsachse des Geburtskanals im wesentlichen zusammen. Folglich ist aus
der Richtung der Längsachse, wenn die Beckenkrümmung der Zange der natürlichen Krümmung
des Geburtskanals entspricht, die Bewegungsrichtung des Kopfes im Verhältnis zum
Außenteil der Zange zu entnehmen. Der Neigungswinkel von i zur Längsrichtung der
Zange ist darum so gewählt, dag seine Längsachse iii-it parallel zu k-1 läuft.
Der Kopf wird mittels des Griffes o und des entsprechenden Griffes des rechten Blattes
in den Löffeln festgeklemmt. Diesee Griffe werden in der bekannten Weise durch Schraube
und Flügelmutter geschlossen. Die Griffe der Blätter können natürlich viel leichter
gebaut sein, als es sonst üblich ist. Die Zugstange i kann auch unter einem anderen
Neigungswinkel an g angebracht werden, z. D. zunächst etwa rechtwinklig abzweigen,
dann unter Wahrung eines entsprechenden Abstandes wieder rechtwinklig nach hinten
gehen, so daß sie mit ihrer Längsachse parallel zur Längsrichtung der Zange geht.
Ebenso ist die Beckenkrümmung der Löffel durch ein gerades Modell ersetzbar, wie
es z. B. neuerdings wieder durch K i e 11 a n d empfohlen worden ist.
Endlich ist auch die Form des Schlosses freigestellt. Wesentlich ist nur, daß die
Zugstange an dem Vereinigungspunkt beider Blätter angreift.
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Über i ist nun ein Handgriff, das Rohr p,
geschoben, in welchem
i um seine Längsachse frei rotieren kann. Mit p sind die nach Art von Flügelmuttern
gebauten Griffe q und r so
verbunden bzw. fest aufschraubbar, daß die oberen
und unteren Flügel in einerEbene liegen. (WoinderBeschreibungvonaufschraubbaren
Teilen gesprochen wird und, diese in der Zeichnung als solche gekennzeichnet sind,
kann überall dort, wo dies -technisch möglich oder besser ist, auch eine
entsprechende andere Art der Befestigung gewählt werden.) soll dem Zei e- und Mittelfinger
der 9 t' einen Hand, r der anderen Hand des Geburtshelfers beim Zug als Stütz-
und Angriffspunkt dienen. s ist eine abnehmbare aufgeschraubte Kappe. Die
Verbindung von p und i ist aus den Längsschrlitten der Abb. 4 bis
6 ersichtlich. Aus Abb- 4 ist zunächst zu ersehen, daß q so gebohrt ist,
daß i in ihm, nicht schlottert, wenngleich ein geringer Spielraum zwischen beiden
zur Ausschaltung unerwünschter Reibung vorzusehen ist. Aus Abb. 5 ist ferner
zu entnehmen, daß i bei t konzentrisch scharf abgesetzt ist und mit einem kurzen
schwächeren Stück endigt. Über u ist der um dieses leicht drehbare Ring v geschoben,
welcher dem stärkeren Teile von i fest anliegt. v ist durch Gewinde mit
p fest verbunden. Gleichzeitig dient v als Halt von p, so daß es um
i herum nicht schlottern kann. Auf das Endteil von u. ist der . zweite Ringw
-fest aufgeschraubt, der in p locker, zwecks Ausschaltung der Reibung, eingepaßt
ist. Zwischen beiden Ringen sind Kugeln gelegt. Zieht man nun an p, so drÜckt
der mit ihm fest verbundene Ringv auf die Kugeln, diese auf den mit i fe'st verbundenen
Ring w, so daß i mit p fortbewegt werden muß. Wird nun i durch den Kopf des
Kindes um seine Längsachse gedreht, so kann es dieser Einwirkung durch die lose
Verbindung bei -,) und w ohne weiteres folgen. Um aber den Reibungswiderstand zwischen
v und w auf ein Minimum herabzusetzen, sind v und w zu einem Kugelgelenk ausgestaltet.
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Diese Gelenkverbindung zwischen Zugstange und Handgriff befreit demnach
den Kopf von jeder Behinderung der Rotation durch den Zug des Geburtshelfers. Der
Kopf kann sich allmählich völlig automatisch, trotz des an ihm ausgeübten Zuges,
in den geraden Beckendurchmesser einstellen. Diese Einstellung erfolgt auf natürlichem
Wege durch
Druck der mütterlichen Weichteile, und zwar v(Yrwiegend
von hinten. Durch den Kristellersehen Handgriff kann man künstlich diesen Druck
ersetzen, indem der Geburtshelfer durch die Bauchdecken und die Uteruswand hindurch
den Steiß des Kindes nach unten preßt, aber nur unter bestimmten 'Voraussetzungen,
die hier unerörtert bleiben können. Bei diesem Handgriff stellt sich nun der Kopf
gleichfalls automatisch allmählich in den geraden Beckendurchinesser ein. Durch
den vorliegenden Zangenzuggriff ist es null möglich, jede Behinderung der Rotation
des Kopfes durch den Zug im wesentlichen auszuschalten und dadurch die Zangenoperation
als Ersatz der natürlichen Geburtskräfte bedeutend den natürlichen Verhältnissen
anzupassen, und zwar in einer Weise, die als völlig neu anzusprechen sein dürfte.
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Sollte es nun aber bei der Extraktion wünschenswert oder notwendig
sein, auf die Rotation des Kopfes aus irgendwelchen Gründen einzuwirken, so ist
das dem Geburtshelfer dadurch möglich, daß er mit der einen Hand den Zugapparat
bedient, während er mit der anderen Hand die Druckgriffe nach Belieben dirigieren
kann. Auch hier bleibt der be-
schriebene Zuggriff im Vorteil gegenüber den
bisherigen Konstruktionen, indem er außerordentlich einfach zu handhaben und darum
sicher in der Hand des Geburtshelfers zu halten ist. r ist hier in Abb.
5 so gedacht, daß es gleichzeitig als abschließende Kappe dient. Eine solche
ist empfehlenswert, um irgendwelche Behinderungen des Gelenkteiles von außen her
zu verhüten.
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Wählt man den Neigungswinkel -von i im Sinne von Abb. 3 und
6, so ist damit auch der Achsenzug gesichert. Der Unterschied zwischen dieser
Konstruktion und der von Tarnier ist jedoch ohne weiteres ersichtlich.
'17 a r n i er läßt seinen Zuggriff hoch an den Löffeln angreifen, also an
beiden Blättern der Zange. Der vorliegende Zuggriff ist jedoch nur mit dem linken
Blatt verbunden, dadurch also schon einfacher. Ferner greift er an dem eigentlichen
Wirkungspunkte der ganzen Zange an, nämlich am Sch#loßteil. Ferner ist zu berücksichtigen,
daß die ganze Zange möglichst leicht gebaut werden soll. Das gilt besonders von
den Löffeln. Oft hängt es geradezu von dem Bruchteil eines Millimeters ab, ob sie
zwischen Kopf und Wand des Geburtskanals einzuführen sind oder nicht. Nach Tarnier
greift nun der Zugapparat oben an den Löffeln an. Diese müssen komprimiert werden,
wenn sie leicht gebaut sind, d. h. der Kopf des Kindes wird trotz Trennung
von Zug- und Klemmgriffen doch noch durch den Zug gequetscht werden. Greift dagegen,
wie bei der vorliegenden Konstruktion, der Achsenzugapparat am Schloßteil an, so
scheidet die für T a r n i e r bestehende Mögliche keit aus. Infolgedessen kann
die Zange möglichst leicht gebaut werden, so leicht, daß sie gerade den Kopf sicher
festzuklemmen vermag. Da nun aber trotz der bisher erörterten #-orteile der vorliegende
Zangengriff mit den Löffeln auch wieder ein gewisses starres Svstem bildet, der
Kopf des Kindes nach Beli#ben dirigiert werden kann, so ist es mög_ lich, diesen
Griff auch für den Beckenausgang zu verwenden, d. b. die ganze Geburt init
ihm züi beenden. Das ist bei der Tarnierschen Konstruktion ausgeschlossen. besitzt
ihre Domäne nur im Zuge nach unten und in der Horizontalebene. Sobald man die Zange
beim Beckenausgang -nach oben und hinten wenden muß, verliert der Geburtshelfer
am Tarnierschen Zuggriff die Möglichkeit der weiteren Leitung des Kopfes. Er muß
dann an den Klemmgriffen anfassen. Das ist bei dem vorliegenden Zangengriff nicht
nötig, weil er mit der Zange in fester Verbindung steht und gestattet, die Zange
und durch sie den Kopf des Kindes in jeder Phase der Geburt zu beherrschen.
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Die Anbringung einer elastischen Einschaltung gestaltet sich nun gemäß
Abb. 4 und 6
recht einfach. Skizzenhaft ist hier zwischen den Fingergriff
q und den Ring v eine Druckfeder gelegt. Es sei besonders darauf hingewiesen, daß
in diesem Falle v nicht mit p fest verschraubt, sondern nur über u geschoben
und lose in p eingepaßt ist. Zieht man nun an P, so wird gemäß Abb.
6 die Druckfeder x zusammengedrückt. Vermöge ihrer Elastizität sucht sie
sich wieder in ihre ursprüngliche Lage einzustellen. Nach oben kann sie nicht ausweichen,
weil ja der Handgriff p nach unten durch den Geburtshelfer gedrückt wird.
Folglich sucht sie nach v hin auszuweichen drückt auf dieses und dadurch vermittels
des Kugelgelenkes auf i. Damit ist die starre Verbindung zwischen dein Kopf des
Kindes und der Hand des Geburtshelfen, aufgehoben und durch die elastische rinschaltung
der Druckfeder ersetzt. Selbstverständlich braucht man die Druckfeder nicht so groß
zu wählen el daß sie von q bis v reicht. Man kann in p an beliebiger Stelle
einen Innenring befestigen, an den die Druckfeder angreift. Ebenso kann die elastische
Einschaltung auch durch eine Zugfeder bewerkstelligt werden. Eine Verschiebung von
p nach vorn wird entweder durch eine besondere Kappe verhindert, die hinten,
wie früher bemerkt, auf p aufgeschraubt wird, oder indem man r gleichzeitig
als Kappe arbeitet. Wie Abb. 6 zeigt, dient auch hier v als hintere Führung
für p, so daß es um i nicht schlottert. Die Stärke der Druck- oder Zugfeder
ist so zu wählen, daß es
keiner allzu großen Verschiebung von
p be-
darf, um den Kopf vorwärts zu bewegen.
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Aus den Zeichnungen ist nun ohne weiteres ersichtlich, daß auch hier
die Rotation des Kopfes durch die Gelenkverbindting zwischen v und u, vollauf gewahrt
bleibt, im Gegenteil, da jetzt der Druck an z, nicht starr angreift, sondern vermittels
der labilen Druckfeder x, so dürfte die Rotation auch noch durch diesen.
Faktor gesichert sein. -
Bezüglich der Bedeutung dieser elastischen Einschaltung
sei noch bemerkt, daß erst die neueren Forschungen gezeigt haben, daß -es sich beim
Geburtsmechanismus -wesentlich um elastische Kräfte handelt, die den Kopf des Kindes
vorwärts bewegen bzw. in jedem Falle wirksam sind. Die Druckkräfte des Organismus
der Mutter wirken ja nicht sichtbar kontinuierlich, sondern das Herauspressen erfolgt
gemäß den Wehenpausen. Trotzdem kennt die Natur keine stoßweise Arbeit. Durch die
vorliegende Erfindung dürfte nun wohl erstmalig die Zange auch diesem so außerordentlich
wichtigen Naturfaktor angepaßt werden. Der elastische Druck der Natur soll durch
elastischen Zangenzug ersetzt werden. Praktisch wird das stets berücksichtigt, indem
der Geburtshelfer jedes stoßweise Arbeiten und jedes Zerr-en vermeiden soll. Die
Erfahrung zeigt, daß durch diese Fehler tödliche Zerreißungen der mütterlichen Weichteile
bewirkt werden können, ganz abgesehen von Schädigungen des Kindes. Hier sei auch
erinnert an die elastische Einschaltung der sogenannten Pferdeschoner, welche Stöße
mildern und den Antrieb erleichtern sollen. Es ist ferner eine allgemeine Erfahrung,
daß sich Mütter nach einer Zangengeburt im wesentlichen langsamer erholen als nach
einer normalen Geburt. Wenn man berücksichtigt, daß die bisherigen Zangenmodelle
mit starrein Zug die mütterlichen Weichteile angreifen, so dürfte die genannte Beobachtung
um so mehr verständlich sein, je unnatürlicher ein starrer Zug erscheinen
muß.
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Endlich zeigt Abh. 6 die Möglichkeit, den vorgeschlagenen Zuggriff
auch abnehmbar durch Einstöpselung anzubringen. Diese Kolistruktion bedarf wohl
keiner weiteren Erläuterung. Dieser Vorschlag bietet nicht mir die Möglichkeit,
die Zange als einfache Zange etwa beim Deckenausgang zu gebrauchen, sonclern auch
eine Ersparnis. Für einen ganz leichten Eingriff im Stadium des Beckenatisganges
dürfte die Schulzange genügen. Da die Hülse zur Einstöpselung des ZU- riffes
in t,9 keiner Weise hindern dürfte, so kann der Geburtshelfer in dem erwähnten Falle
auf den Zuggriff verzichten und die-Zange als Schulzange benutzen. Er ist also einer
doppelten Anschaffung enthoben.
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Abb. 3 zeigt wohl auf den ersten Blick, daß es sich hier um
eine in der Hand des Geburtshelfers einfache Konstruktion handelt, die ihm ein sicheres
Operieren gewährleistet. Die komplizierteren Teile sind in das Innere des Handgriffes
gelegt und beanspruchen Cr "egenüber den gebräuchlichen Zangengriffen in keiner
Weise eine wesentliche Raumvergrößerung. Es ist aber auch die Möglichkeit absoluter
Asepsis gegeben, einmal, weil der Apparat verhältnismäßig klein ist, also leicht
ausgekocht werden kann, sodann kann das Wasser auch in das Innere des Handgriffes
leicht eindringen, von q aus durch den. Spielraum zwischen ihm und i; sodann kann
hinten die Kappe oder als Kappe gearbeitete Handstütze r abgeschraubt werden, so
daß alle Teile im Innern des Apparates der Desinfektion unterliegen. Ist schließlich
bei der Handhabung der Zange, z. B. beim Anlegen im, Ge-
burtskanal, (fie
Aufhebung der gegenseitigen Beweglichkeit der Zugstange und ihres Handgriffes erwünscht,
so kann das leicht durch eine Stellschraube gemäß Abb. 4 (y) bewirkt werden.
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Zum Schluß sei noch bemerkt, daß hier eine Kritik von Zangenmodellen
und der Zangenoperation nur insoweit in Frage kam, als sie von Bedeutung für das
technische Problem ist, also auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen soll.