DE3542633A1 - Verfahren und vorrichtung zum wickeln von papierrollen - Google Patents

Verfahren und vorrichtung zum wickeln von papierrollen

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Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung der den Oberbegriffen der Ansprüche 1 und 3 entsprechenden Art.
Die Herstellung einer einwandfrei gewickelten Papierrolle für Druckzwecke, beispielsweise einer Zeitungspapierrolle, mit einem Kerndurchmesser von 8 bis 15 cm und einem Außendurchmesser von etwa 1 bis 1,5 m, die im Laufe der Zeit nicht "arbeitet" und beim Abwickeln und Einlaufen in die Druckmaschine gleichmäßige Eigenschaften der Bahn zeitigt, ist auch heute noch nicht möglich. Der Grund liegt in dem recht komplexen Spannungs/Dehnungsverhalten und Zeit­ verhalten des Materials Papier. Papier zeigt deut­ lich elastoplastische Eigenschaften und einerseits im Kurzzeitbereich von Teilen einer Sekunde ein Relaxationsverhalten, andererseits über längere Zeiten von einigen Tagen Kriecheigenschaften.
Dieses Verhalten führt dazu, daß das heute durchweg praktizierte Wickeln von Rollen mit kon­ stanter Aufwickelspannung nicht immer befriedigende Ergebnisse hervorbringt. Die beim Aufwickeln konstant aufrechterhaltene Spannung hat nämlich durchaus nicht eine beim Abwickeln unter konstanter Spannung beim Einzug in die Druckmaschine konstante Dehnung zur Folge. Vielmehr sind verschiedene Abschnitte der Papierbahn bei gleicher Spannung unterschiedlich ge­ dehnt und zeigen beim Durchlaufen der Druckmaschine unterschiedliche Relaxationen, so daß Probleme mit der Registerhaltigkeit auftreten.
Was nun das "Arbeiten" der Papierrolle im Laufe der Zeit anbetrifft, so ist hierfür wesentlich, daß sich bei einer mit konstanter Bahnspannung, d.h. Längszugspannung, aufgewickelten Rolle diese Längs­ zugspannung im Innern der Rolle mit Längsdruckspan­ nungen überlagert, die durch die an einer bestimmten Stelle durch die außer unter Längszug herumgewickelten Lagen des Papiers erzeugte Ringspannung zustande kommt. Ebenso wie in einem Behälter bei einem Innendruck eine Ringspannung in Gestalt einer in Umfangsrichtung wir­ kenden Zugspannung entsteht, erfährt die Wandung bei einem auf den Behälter wirkenden Außendruck eine Ringspannung in Gestalt einer Druckspannung. Die Druck­ spannung dieses Bildes des Behälters entspricht der Längsdruckspannung in der Papierbahn, die durch die äußeren Lagen hervorgerufen wird. Es kann gezeigt werden, daß durch das elastoplastische Verhalten des Papiers im Zusammenwirken mit dem Kriechverhalten, d.h. dem Spannungsabbau über längere Zeiträume, die Längsdruckspannungen in der Papierbahn auf Kosten der ein­ gewickelten Längszugspannung zunehmen und sie schließlich übertreffen, so daß die inneren Papierlagen, obwohl sie ursprünglich unter Zug aufgewickelt wurden, unter eine resultierende Spannung in Gestalt einer Längsdruckspannung geraten, der sie zu entgehen versuchen. Zwar werden die Papierlagen aneinander durch die Reibung gehalten, doch kann eine Bewegung des Papiers durch andere Einflüsse, zum Beispiel die als Kriechen bezeichnete plastische Ver­ formung, eingeleitet werden. Die einzelnen Lagen beginnen dann abzugleiten, und es können sich in der Rolle radiale Zonen bilden, in denen das Papier besonders stark ge­ staucht oder sogar wellenförmig verformt ist. Ein solches Papier ist für Druckzwecke nicht mehr brauchbar.
Hier spielt dann auch noch das Problem der Baggi­ ness hinein, d.h. der über die Fläche ungleichförmigen Dehnung der Papierbahn, die durch alle inneren Bewegungen in einer Papierrolle hervorgerufen wird, gleichgültig ob sie beim Aufwickeln, Abwickeln oder der Lagerung ein­ treten. Dies hat Schäden in Form von Beulen, Überstrek­ kungen usw. zur Folge. Auch hierdurch wird also die Gleich­ mäßigkeit der Papiereigenschaften über die Bahnlänge be­ einträchtigt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Gleichmäßigkeit des beim Abwickeln von einer Rolle in Erscheinung tretenden mechanischen Zustandes der Papier­ bahn zu verbessern.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 wiedergegebenen Verfahrens­ merkmale gelöst.
Die Antriebsmotoren der Aufwickelrolle und der Abwickelrolle sind also in gegenseitiger Abhän­ gigkeit so gesteuert, daß der Aufwickelmotor dem Abwickelmotor ein wenig voraneilt, so daß das da­ zwischenliegende Bahnstück ein wenig gereckt wird, und zwar um einen genau einstellbaren Betrag, der unmittelbar an der Bahn kontrolliert wird, d.h. ohne Einbeziehung der oder den Umweg über die Span­ nung, die ja von sehr unterschiedlichen Einflüssen bestimmt sein kann, die den lokalen E-Modul der Bahn verändern, zum Beispiel schwankende Feuchtig­ keitswerte. Bei gleicher Spannung können also an verschiedenen Stellen durchaus unterschiedliche Dehnungen vorkommen. Da es aber beim Abwickeln und für die Standfestigkeit der Rolle auf die Dehnung ankommt, wird erfindungsgemäß auch beim Aufwickeln schon diese Größe als Führungsgröße verwendet, ob­ wohl dies apparativ schwieriger ist als die Einhaltung einer bestimmten Spannung.
Die Messung der Papierbahndehnung unmittelbar an der Bahn beim Abwickeln ist aus der DE-PS 22 56 882 bekannt. Dies geschieht durch Impulszählung, d.h. Ge­ schwindigkeitsmessung an zwei in Bahnrichtung aufein­ anderfolgenden Stellen mittels Walzen, über die die Bahn läuft und die Impulszähler antreiben. Gleichzeitig wird an den beiden Stellen die Bahnspannung gemessen. Es erfolgt eine Regelung der Papierbahndehnung nach einem bestimmten in Gestalt einer mathematischen Formel vorgegebenen Zusammenhang der Geschwindigkeiten und Zugspannungen. Diese Einrichtung ist jedoch vor dem Einlauf in eine die Papierbahn ziehende Bearbeitungs­ maschine vorgesehen und hat nichts mit der Herstellung von Papierrollen zu tun.
Bei der erfindungsgemäß hierbei vorzunehmenden Ein­ stellung der Dehnung muß die Dehnung nicht unbedingt gegen­ über der Abwickelrolle gesteigert werden: es kann in be­ stimmten Fällen auch erwünscht sein, mit der Bahn etwas nachzugeben, d.h. die Dehnung herabzusetzen.
Der Dehnungsverlauf über den Wickeldurchmesser, d.h. die an verschiedenen Stellen der Rolle, mehr im innern oder mehr im äußeren Bereich eingestellte Dehnung, soll beliebig gewählt werden können. Es fällt zwar als Grenzfall unter die Erfindung, daß die eingewickelte Dehnung über die ganze Rolle konstalt gehalten wird. Bevorzugt wird jedoch ein bestimmtes Dehnungsprogramm über den Wickeldurchmesser, welches sich an den gewünschten Eigenschaften der fertigen und gegebenenfalls abgelagerten Rolle orientiert. Diese gewünschten Eigenschaf­ ten umfassen die Stabilität der Rolle, die also im Laufe der Zeit nicht so viel "arbeiten" soll, daß die Rollenqualität schlecht wird, und eine gleichmäßige Dehnung beim Abwickeln (Anspruch 2).
Wie das Dehnungsprogramm beim Wickeln einer solchen Rol­ le auszusehen hat, hängt von einer Vielzahl von Einflußgrößen wie Art des Materials, Feuchtigkeit, Durchmesser der Rolle usw. ab und muß vom Fachmann im Einzelfall programmiert werden.
Wickelprogramme für Papierrollen, bei denen andere Grös­ sen als die Dehnung geregelt werden, sind an sich bekannt. In der Schriftstelle "Wochenblatt für Papierfabrikation" 13 (1975) S. 487-490 geht es um die Regelung der als Druck im Innern der Papierrolle definierten Wickelhärte, die durch die Anlagekraft der Wickelwalzen und die Bahnspannung beeinflußt wird und über den Rollendurchmesser einen etwa S-förmigen Verlauf mit stärkerem Anstieg zum Rollenzentrum und stärkeren Abfall zur Rollenoberfläche hin haben soll. Bei der bekannten Ausführungs form erfolgt der Antrieb ausschließlich vom Umfang der Rolle her, was bedeutet, daß wegen der fehlenden Drehmomentüber­ tragung vom Kern her im Innern der Rolle, d.h. im kernnahen Bereich, praktisch keine Bahnspannung und damit auch keine Dehnung aufgebaut und dementsprechend auch nicht gesteuert werden kann.
Der vorrichtungsmäßige Aspekt der Erfindung ist in Anspruch 3 wiedergegeben.
Es ist vorteilhaft, die Dimensionen der Vorrichtung, d.h. den Abstand zwischen Aufwickelstelle und Abwickel­ stelle, und die Bahngeschwindigkeit in der in Anspruch 4 wiedergegebenen Weise aufeinander abzustimmen.
Das Papier zeigt, wie schon eingangs er­ wähnt, eine gewisse Relaxationszeit, d.h. eine unter Spannung stehende Papierbahn geht in ihrem elastischen Dehnungsanteil bei Fortfall der Span­ nung nicht schlagartig auf Null zurück, sondern be­ nötigt dazu eine gewisse Zeit, die etwa in der Grö­ ßenordnung einer halben Sekunde liegt. Wenn dann eine bestimmte Stelle der Papierbahn nach dem Ver­ lassen der Abwickelstelle schon auf der Aufwickel­ stelle angekommen ist, bevor die halbe Sekunde ver­ gangen und die Relaxation erfolgt ist, wird auf die neue Rolle ein unbestimmter Dehnungswert mit einge­ wickelt, der den Dehnungsverlauf durcheinanderbringt. Es Sollte also erfindungsgemäß die Relaxation abge­ schlossen sein, bevor eine bestimmte Stelle der Bahn die Aufwickelstelle erreicht hat.
Die Ansprüche 5 und 6 geben zweckmäßige Ausge­ staltungen der Meßanordnung für die Dehnung wieder, die für sich genommen in anderem Zusammenhang aus der DE-PS 22 56 882 bekannt sind.
Die in Laufrichtung zweite Meßeinrichtung sollte gemäß Anspruch 7 unmittelbar an der Aufwickelstelle angeordnet sein, damit auch tatsächlich die auf die Rolle gelangende Dehnung erfaßt wird und nicht nach der Messung noch Änderungen der Dehnung erfolgen können.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt.
Fig. 1 zeigt eine Seitenansicht einer erfin­ dungsgemäßen Rollenschneidemaschine;
Fig. 2 zeigt eine schematische Seitenansicht der Anordnung nach Fig. 1, wobei nur die wesentlichen Elemente angedeutet sind;
Fig. 3 zeigt ein Diagramm des Relaxationsverhaltens einer Papierbahn;
Fig. 4 und 5 zeigen das Ergebnis von Vergleichs­ versuchen in Gestalt des Dehnungsverlaufs über den Rollen­ durchmesser.
Die in Fig. 1 als Ganzes mit 100 bezeichnete Rollen­ schneidemaschine umfaßt eine Abwickelstation 10, eine Schneidestation 20 und eine Aufwickelstation 30. In der Abwickelstation 10 wird die Papierbahn 1 von dem Tambour bzw. der Abwickelrolle 2 abgewickelt, die eine aus der Papiermaschine kommende Rolle von bis zu 10 m Länge und bis ca. 2500 mm Durchmesser sein kann. Die Abwickelrolle 2 ist geregelt angetrieben. Die Papierbahn 1 verläßt die Abwickelrolle 2 an einer Abwickelstelle 3.
Die Schneidstation 20 ist mit den zugehörigen Um­ lenkrollen und Breitstreckwalzen an einem Maschinenge­ stell 4 angeordnet, welches in Bahnlaufrichtung portal­ artig ausgebildet ist und sich quer über die Breite der Bahn erstreckt. Nach dem Verlassen der Abwickelstelle 3 passiert die Bahn 1 eine Umlenkrolle 5, eine Breithalte­ walze 6, eine Umlenkrolle 7, eine weitere Breithaltewalze 8 sowie in einem vertikal nach unten verlaufenden Abschnitt 9 übereinander angeordnete Führungsrollen 11, 12, zwischen de­ nen die Längsschneideinrichtung in Gestalt der zusammen­ wirkenden Kreismesser 13, 14 vorgesehen ist. Die längsge­ teilte Bahn gelangt dann auf die Wickelwalze 15, an der die Teilbahnen auf Aufwickelrollen 16 aufgewickelt werden. Die Aufwickelrollen 16 sind auf Wickelhülsen 17 gewickelt, die an ihren Enden von Spannköpfen 18 gehalten werden, die an Tragarmen 19 angeordnet sind, die in Bodennähe um Schwenkpunkte 21 schwenkbar sind. Die Wickelhülse 17 ist so lang wie eine Teilbahnbreite. Die Spannköpfe 18 an Tragarmen 19 sind an beiden Enden der Wickelhülsen 17 vorgesehen. Die Anordnungen 18, 19 für benachbarte Teilbahnen sind auf verschiedenen Seiten der Wickelwalze 15 angeordnet und jeweils um eine Teilbahn­ breite in Achsrichtung der Wickelwalze 15, d.h. senkrecht zur Zeichenebene der Fig. 1, gegeneinander versetzt. Auf diese Weise können sämtliche Teilbahnen, in die die Bahn 1 zerlegt wird, gleichzeitig gewickelt werden. Die Stütz­ einrichtungen 18, 19, die ja über die Teilbahnränder über­ stehen, stehen sich bei benachbarten Teilbahnen nicht im Wege, weil sie auf verschiedenen Seiten der Wickelwalze 15 angeordnet sind.
In Fig. 1 sind die Tragarme 19 in aufrechter Stellung ausgezogen wiedergegeben, was dem Wickelanfang entspricht. Die Spannköpfe 18 werden über Hydromotoren 22 angetrieben. Die Aufwicklung erfolgt also mit zentralem Antrieb, was eine wichtige Voraussetzung für eine Aufwicklung mit ge­ steuerter Bahndehnung ist. Bei einer Aufwicklung mit Um­ fangsantrieb sind im Innern der Rolle nur geringe Dehnungen erzielbar. Wenn der Durchmesser der Abwickelrollen 16 größer wird, verschwenken sich die Tragarme 19 in der angedeuteten Weise nach außen. Nach Fertigstellung des gewünschten Wickeldurchmessers werden die Tragarme 19 weiter abgesenkt, bis die Aufwickelrollen 16 auf dem Boden auflie­ gen. Dann geben die Spannköpfe 18 die Wickelhülsen 17 frei, und es können die Aufwickelrollen 16 seitlich weggerollt werden. Dieser Zustand der Aufwickelrollen 16 ist in Fig. 1 in ausgezogenen Linien dargestellt. Die Tragarme 19 werden dann noch weiter in die strichpunktiert angedeutete Stellung 19′ abgesenkt, in der die Beschickung mit neuen Wickelhülsen 17 erfolgt. Anschließend werden die Tragarme 19 mit den Wickel­ hülsen 17 an die Wickelwalze 15 wieder angelegt.
An der Umlenkrolle 5 und an der Wickelwalze 15 liegen Meßrollen 23 bzw. 24 an, so daß die Bahn zwi­ schen den Rollen 5, 23 bzw. 15, 24 hindurchläuft und eine einwandfreie, schlupffreie Anlage der Meßrollen 23, 24 gegeben ist. Die Meßrollen 23, 24 sind mit eine hochfeine Teilung aufweisenden Impulsgebern verbunden, die pro Drehwinkel eine bestimmte hohe Zahl von Im­ pulsen abgeben, die bei den beiden Meßrollen 23, 24 gleich ist. Indem die von den Meßrollen 23, 24 pro Zeiteinheit gelieferten Impulszahlen miteinander ver­ glichen werden, kann die Dehnung der Bahn zwischen den Stellen 5, 23 und 15, 24 bestimmt werden, da die Länge des Bahnabschnitts zwischen den Stellen 5, 23 und 15, 24 genau bekannt ist. Diese gemessene Dehnung dient zur Steuerung der Antriebe der Abwickelrolle 2 und der Aufwickelrollen 16 in gegenseitiger Abhängigkeit derart, daß ein vorgege­ bener Verlauf der in die Aufwickelrollen 16 einge­ wickelten Dehnung eingehalten werden kann, zum Bei­ spiel eine konstante Dehnung oder eine Dehnung, die nach einem eingestellten Programm über den Wickel­ durchmesser veränderlich ist.
Die Abwickelrolle 2 ist in der Papiermaschine ebenfalls mit einer gewissen Spannung aufgewickelt worden. Der Spannungsdehnungszustand hat sich im Laufe der Lagerung zwar verändert, doch kann davon ausge­ gangen werden, daß in der Papierbahn der Abwickel­ rolle 2 noch gewisse elastische Längsdehnungsanteile enthalten sind, die sich ganz zurückbilden würden, wenn die Abwickelrolle 2 spannungslos abgewickelt würde. Dies findet aber in der Praxis nicht statt.
Vielmehr findet durch den Zug der Hydromotoren 22 eine gewisse Spannung und Dehnung zwischen den Rollen 2 und 16 statt. Wenn die dadurch erzeugte Spannung zwischen der Abwickelstelle 3 und der Stelle 5, 23 hoch ist, wird sich die Dehnung der Papierbahn erhöhen. Wenn sie relativ niedrig ist, wird sich der entsprechende Anteil der elastischen Restdehnung der Papierbahn 1 zurückbilden. Beide Dehnungsänderungen erfolgen aber nicht schlagartig, sondern bedürfen einer gewissen Relaxationszeit, die aus dem Diagramm der Fig. 3 ersichtlich ist. Es ist daraus zu erkennen, daß sowohl die Zunahme der Deh­ nung bei Anlegung verschieden hoher Spannungen (die in dem Diagramm in Newton/Meter Papierbreite angegeben sind) als auch bei Entlastung von ent­ sprechenden Spannungszuständen auf die äußere Span­ nung Null irre Endwerte nicht schlagartig, sondern erst nach einer gewissen Zeit erreichen, die in dem dargestellten Beispiel etwa im Bereich von 0,3 bis 0,4 Sekunden liegt. Tatsächlich wird die Relaxation in der Rollenschneidemaschine nach den Fig. 1 und 2 schneller vonstatten gehen, da es sich nicht um eine Relaxation von einem Maximalwert auf Null oder einen sehr hohen anderen Wert handelt, sondern nur um eine Relaxation um Teilbeträge, die auch nur Teilbeträge der aus Fig. 3 entnehmbaren Zeit im Bereich von 0,3 bis 0,4 Sekunden erfordert.
Jedenfalls aber sollten Anordnung und Steuerung so aufeinander abgestimmt sein, daß die Relaxation der von der Abwickelrolle 2 "ausgewickelten" Dehnung abgeschlossen ist, bevor eine bestimmte Stelle der Papier­ bahn die Stelle 15, 24 erreicht hat. Andernfalls wird die noch nicht ganz zurückgebildete Restdehnung der Abwickel­ rolle 2 sogleich wieder eingewickelt und stimmt die zwi­ schen den Stellen 5, 23 und 15, 24 gemessene Dehnung nicht mit der tatsächlichen Dehnung der Papierbahn auf den Aufwickelrollen 16 überein. Eine entsprechende Steuerung muß den maschinenmäßig gegebenen Abstand zwischen der Abwickelstelle 3 und der Stelle 15, 24 und die durch das Verhältnis der Geschwindigkeiten der Antriebe der Auf­ wickelrollen 16 und der Abwickelrolle 2 bewirkte Dehnung berücksichtigen.
In Fig. 3 ist noch eine zweite Einteilung der Abszisse angedeutet, die einem Abstand der Stellen 3 und 15, 24 von 3,33 m entspricht. Für das Durchlaufen dieser Strecke brauchte die Bahn bei einer Geschwindigkeit von 100 m/min 2 Sekunden. In dieser Zeit hätten sich alle aus der Abwickelrolle 2 ausgewickelten Restdehnungen längst zurückgebildet. Kritisch würde es im Bereich von etwa 600 m/min. Bei dieser Geschwindigkeit braucht die Bahn zum Durchlaufen einer Strecke von 3,33 m/min eine Zeit, die schon im Bereich der Relaxationszeiten von 0,3 bis 0,4 Sekunden liegt, so daß unter Umständen an der Stelle 24 bei höheren Bahngeschwindigkeiten noch keine vollständige Relaxation eingetreten sein könnte. Das kommt in der Praxis aber nicht vor, da fast nie eine vollstän­ dige Relaxation stattfindet, sondern nur eine Teilrelaxation von einem Istwert der Dehnung auf einen darüber oder darunter liegenden Sollwert. Hierfür ist nur eine kurze Zeitspanne notwendig, die beim Durchlaufen der Strecke 15, 24 nicht überschritten wird.
In den Fig. 4 und 5 sind Versuchsergebnisse wieder­ gegeben, die beim Wickeln von Rollen auf der gleichen Maschine ermittelt wurden. Es ist die Dehnung ε über dem Rollendurchmesser aufgetragen. Die Kurven geben also wieder, welche Dehnung an einer bestimmten radialen Stelle einer Rolle vorlag. Die Messungen erfolgten nach dem sogenannten Gap-Test, bei welchem die Dehnung dadurch ermittelt wird, daß in die äußeren Lagen der Papierbahn ein achsparalleler Schnitt eingebracht und die Aufklaffstrecke gemessen wird.
Die Kurven "a" entsprechen Messungen, die unmittel­ bar nach Fertigstellung einer Rolle durchgeführt wurden. Die Kurven "b" geben den Dehnungsverlauf nach sieben Tagen wieder, wenn sich also die Kriecheigenschaften des Papiers schon bemerkbar gemacht haben. Der Zustand "b" entspricht dem normalen Gebrauchszustand der aufgewickelten Rolle, in welchem sie zum Beispiel einer Druckmaschine vorgelegt wird. Zwischen der Herstellung der Rolle und ihrer Ver­ wendung vergeht ja normalerweise ein bestimmter Zeitraum. Das Kriechen findet in den ersten Tagen statt. Die Ände­ rungen, die nach Ablauf von sieben Tagen eintreten, zu welchem Zeitpunkt die Kurven "b" aufgenommen wurden, sind nicht mehr groß.
In Fig. 4 sind jeweils zwei Kurven "a" und "b" ein­ getragen. Die in ausgezogenen Linien wiedergegebene Rolle hatte einen Durchmesser von etwa 100 cm, die der punktierten Kurve entsprechende Rolle einen Durchmesser von etwa 80 cm.
Die Dehnung wurde während des Aufwickelns der Rollen nach einem bestimmten Programm gesteuert, so daß unmittel­ bar nach dem Aufwickeln der mit "a" gekennzeichnete Dehnungs­ verlauf über den Rollendurchmesser vorlag.
Nachdem die Rollen sich "gesetzt" hatten, ergaben sich die Dehnungsverläufe "b", d.h. eine im Rahmen der Meßgenauigkeit über den gesamten Rollendurchmesser praktisch gleichbleibende Dehnung mit einem leichten Anstieg in der Nähe der Oberfläche. Diese gleichblei­ hende Dehnung erleichtert die Verarbeitung der Rolle zum Beispiel in einer Druckmaschine erheblich.
Zum Vergleich sind in Fig. 5 die Dehnungsverläufe von jeweils einer Rolle mit etwa 100 cm Durchmesser gegenübergestellt, die mit konstanter Spannung aufge­ wickelt wurden. Die Kurve "a" gibt den Dehnungsverlauf unmittelbar nach der Fertigstellung der Rolle, die Kurve "b" den Dehnungsverlauf nach etwa sieben Tagen wieder, der dem Gebrauchszustand der Rolle entspricht.
Es ist auf den ersten Blick zu sehen, daß sich die Dehnung in der Kurve "b" wesentlich stärker ändert, d.h. nach außen zunimmt, als es in den Kurven "b" der Fig. 4 der Fall ist.

Claims (7)

1. Verfahren zum Umwickeln von Papierbahnen von einer Abwickelrolle auf eine später für Druck­ zwecke oder dergleichen zu verwendende Rolle, dadurch gekennzeichnet, daß unter fortlaufender Messung der Dehnung unmittelbar an der Bahn und durch Steuerung der Abwickel- und Aufwickelgeschwindigkeit in der Aufwickelrolle eine vorbestimmte Längsdehnung der Bahn beim Aufwickeln in Abhängigkeit vom Wickel­ durchmesser eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn­ zeichnet, daß unter Berücksichtigung des Kriechver­ haltens der Papierbahn und der Überlagerung der durch die Längsspannung der Bahn und der im Wickel beste­ henden Ringspannung erzeugten Gesamtspannung die Steu­ erung so erfolgt, daß nach erfolgtem Kriechen eine po­ sitive und gleichmäßige Längsdehnung über den Wickel­ durchmesser verbleibt.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 mit einer angetriebenen Ab­ wickelvorrichtung und einer zentral angetriebenen Aufwickel­ vorrichtung sowie einer Steuereinrichtung, mittels deren die Geschwindigkeiten der Abwickelvorrichtung und der Aufwickelvorrichtung in gegenseitiger Abhän­ gigkeit einstellbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß der Aufwickelvorrichtung (30) eine unmittelbar an der Bahn (1) angreifende Meßanordnung (23, 24) zur Bestimmung der tatsächlichen Bahndehnung des aufzu­ wickelnden Bahnabschnitts vorgeschaltet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch ge­ kennzeichnet, daß der Abstand zwischen der Abwickel­ stelle (3) und der Aufwickelstelle (15, 24) so groß ist, daß die dazwischen benötigte Laufzeit größer als die Relaxationszeit ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßanordnung (23, 24) zwei in einem genau bestimmten Abstand angeordnete Meßeinrichtungen für die in einem bestimmten Zeitab­ schnitt durchlaufende Bahnlänge umfaßt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Meßeinrichtungen eine an der Bahn (1) abrollende Meßrolle (23) bzw. (24) mit einem eine hochfeine Teilung aufweisenden Impuls­ erzeuger umfassen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die in Laufrichtung zweite Meßeinrichtung (24) nahe der Aufwickelstelle angeordnet ist.
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