DE3527367C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren nach dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1. Ein derartiges Verfahren ist aus der DE 31 20 501 A1
bekannt. Bei diesem bekannten Verfahren soll ein Pulver einer
entsprechenden Legierung, z. B. einer Nickel-Basis-Legierung, oder ein
Gemisch aus Pulvern entsprechender Legierungskomponenten mit Hilfe von
Kunststoffen in Form von Thermoplasten, Duroplasten und Gleitmitteln
zu einer spritzfähigen, ca. 30 bis 50 Volumenprozente des Kunststoffs
enthaltenden Granulat-Masse aufbereitet werden, die zu einem Formteil
spritzgegossen wird.
Die Aufbereitung der spritzfähigen Granulat-Masse soll insbesondere
dadurch erfolgen, daß die Kunststoffe in einem das Basismetall der
Legierung nicht angreifenden Lösungsmittel gelöst und mit dem Me
tallpulver gemischt werden, wobei anschließend das Lösungsmittel abge
dampft werden soll. Die Kunststoffe des spritzgegossenen Formteils
sollen dabei zweckmäßigerweise durch eine Wärmebehandlung bis ca.
600°C unter Schutzgas oder Vakuum aus dem Formteil zumindest teil
weise entfernt werden. Nach Entfernung der Kunststoffe (Duroplaste,
Thermoplaste) soll das Formteil unter Schutzgas bei einer Temperatur
von 50 bis 90% der Schmelztemperatur der Le
gierung gesintert werden. Dabei soll eine Schrumpfung des Formteils
auftreten, das hierbei eine Dichte von 95 bis 98% der theoretischen
Dichte erreichen soll.
In Durchführung eines derartigen oder vergleichbaren Verfahrens hat es
sich gezeigt, daß die Bauteile im Stadium des Austreibens des Binde
mittels nur eine äußerst geringe Festigkeit aufweisen und sehr emp
findlich gegen jede Berührung sind; ferner müssen die Bauteile durch
Auflagen, Unterlagen, Zwischenlagen getragen und gegenüber Ein
bettmaterial (Pulverschüttung) abgedeckt oder anderweitig geschützt
werden. Dadurch wird der Sintervorgang behindert; außerdem entstehen
an den Kontaktstellen der Bauteile Reibkräfte, die möglichen Schrump
fungskräften entgegenwirken. Es besteht insbesondere die Gefahr che
mischer Reaktionen an den auflage- oder einbettseitigen Kontaktstellen
bzw. Kontaktflächen der Bauteile bei vergleichsweise hohen Sintertem
peraturen bis zu etwa 1300°C; genannte chemische Reaktionen lassen
Oberflächenrisse bzw. unzulässig große Poren oder Kerben an den fertig
gesinterten Bauteilen erwarten. Im Rahmen der genannten Verfahrens
kriterien sind ferner ungleichmäßiges Schrumpfen nebst Bauteilverzug
nicht auszuschließen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren gemäß Oberbe
griff des Patentanspruchs 1 derart weiterzuentwickeln, daß die auf
lage- und einbettseitig bedingten Oberflächenreaktionen, insbesondere
hinsichtlich Rißbildung, beherrschbar und glattflächige Bauteile unter
linearem Bauteilschrumpf trotz vergleichsweise hoher Sintertempe
raturen erzielbar sind.
Die gestellte Aufgabe ist durch die Verfahrensmerkmale in der gemäß
Kennzeichen des Patentanspruchs 1 angegebenen Reihenfolge erfindungs
gemäß gelöst.
Vorteilhafter Weise ergibt sich demnach ein Verfahren, das
- - durch den ersten Sinterschritt bereits die Voraussetzungen für die gefahrlose Manipulierbarkeit der Bauteile und deren späteres Aufhängen für den zweiten Sinterschritt schafft,
- - im ersten Sinterschritt die Herstellung praktisch schrumpfloser Bau teile unter schon weitestgehendem Ausschluß der auflage- oder ein bettungsbedingten Kriterien, insbesondere jeglichen Riß-Restrisi kos, ermöglicht,
- - im Hinblick auf die freie Aufhängbarkeit den zweiten Sinterschritt mit deutlichem Bauteilschrumpf, aber linear und verzugsfrei, ge währleistet, und zwar trotz dabei vergleichsweise wesentlich höheren Temperaturen,
- - jegliches Riß-Restrisiko nach abgeschlossener zweiter Sinterungs phase ausschaltet zugunsten hochgenauer und dichter Bauteile, ohne auf ein heißisostatisches Nachverdichten (HIP) angewiesen zu sein, welches besondere verfahrensspezifische Rüst- und Beschaf fungskriterien erzwingt.
Aus dem US-B: "Metals Handbook", Band 7, 1984, S. 373 bis 375, hier
insbesondere gemäß Darstellungen (b) und (a) auf Seite 375, ist es
zwar schon bekannt, bei pulvermetallurgischer Bauteilherstellung zwei-
bzw. dreistufige Sinterbehandlungsschritte vorzusehen, um im Endergeb
nis möglichst feste und dichte Körper zu erzielen. Dabei findet sich
in der Literaturstelle aber keinerlei Hinweis auf die eingangs aus
führlich zur Sache diskutierte, unterlagen- bzw. einbettungsbedingte
chemische Reaktionsgefahr und deren gravierende Folgen, die sich nicht
allein durch ein mehrstufiges Sintern in den Griff bekommen lassen.
Auch enthält dieser bekannte Fall keinen Hinweis darauf, wie zu ver
fahren wäre, um zunächst (erster Sinterschritt) praktisch schrumpf
lose, chemisch gerade noch nicht "attackierte" Bauteile dann im
Hinblick auf die vergleichsweise hohen Temperaturen eines zweiten Sin
terschrittes unter linearem Bauteilschrumpf absolut maßhaltig form
treu sowie rißfrei gestalten zu können; d. h., also von vornherein
einen 1. Sinterschritt derart zu gestalten, daß unterlagen- bzw. ein
bettungsbedingtes Riß-Risiko extrem reduziert wird (1. Sinterschritt)
und nach Abschluß des 2. Sinterschrittes absolut keine Risse mehr vor
handen sind.
Die GB-A 20 58 039 behandelt ein Verfahren zur Sinterung elek
trophoretisch oder im Wege isostatischer Drucktechnik vorgefertigter,
am einen Ende verschlossener keramischer Rohrkörper, die für einen
Elektrolyten einsetzbar sein sollen. Dabei sollen die Rohrkörper mit
einer am jeweils offenen Rohrende enthaltenen Verdickung an einer äu
ßeren Tragplatte und damit in einem Sinterkasten (Kammer) überwiegend
frei zugänglich sowie verzugsfrei aufgehängt sein. Das durch spätere
Abarbeitung wieder freilegbare jeweils offene Rohrende soll beim Sin
tervorgang stempelartig verschlossen sein. Im bekannten Fall
sollen so die Rohrkörper ohne nennenswerte Formänderungen maßhaltig
mit dementsprechend reduziertem Nachbearbeitungsaufwand herstellbar
sein. Bei den zu sinternden Rohrkörpern handelt es sich nicht um Bau
teile komplexer geometrischer Gestalt, wie Turbinenschaufeln, die
überwiegend aus einer Legierung, z. B. einer Ni-Basisle
gierung, pulvermetallurgisch für hohe Festigkeits
anforderungen geschaffen werden soll, also Anforderungen, die bezüg
lich aus Keramik zu fertigender Rohre für einen Elektrolyten keinen
Vergleich zulassen. Der bekannte Fall vermittelt weder für sich noch
in Kombination mit dem übrigen bekannten Stand der Technik einen Hinweis
darauf, in einem ersten Sinterschritt praktisch schrumpflose Bauteile
ohne chemische Reaktionen aus Unterlagen oder Einbettmaterialien, und
damit erheblich verringerter Gefahr einer Riß-Bildung zu ferti
gen, so daß etwa noch vorhandene Risse in einem zweiten Sinterschritt
auf jeden Fall geschlossen werden.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Ver
fahrensmerkmalen nach den Patentansprüchen 2 und 3, wonach
- - die Dauer der Wärmebehandlung im zweiten Sinterschritt 0,5 bis 2 Stunden beträgt (Anspruch 2);
- - die Bauteile vor dem zweiten Sintern mit zu ihrer Halterung vorge sehenen später wieder entfernbaren Ansätzen versehen werden (Anspruch 3).
In Kombination mit zwei beispielhaft in den Zeichnungen dargestellten
Aufhängungsmustern nach Fig. 1 und 2, wonach
- Fig. 1 ein druckgegossenes Bauteil in einem Behälter
und
- Fig. 2 eine druckgegossene Turbinenschaufel in einem Behälter
zeigen,
wird die Erfindung zugleich hinsichtlich eines beispielhaften Ver fahrensablaufes näher verdeutlicht, wobei sich die Temperatur- und Zeitbereiche auf eine Nickel-Basislegierung beziehen.
wird die Erfindung zugleich hinsichtlich eines beispielhaften Ver fahrensablaufes näher verdeutlicht, wobei sich die Temperatur- und Zeitbereiche auf eine Nickel-Basislegierung beziehen.
Es wird ein globulares Pulver einer Nickel-Basislegierung mit einem
Bindemittel, wie Wachs oder Thermoplast, im Volumenverhältnis 40% bis
80% Metallpulver und 60% bis 20% Bindemittel vermischt. Nach innigem
Vermischen wird die Masse in einer Druckgußmaschine oder in einer
Trockenpresse in die gewünschte Form des Bauteils gebracht.
Nach den an sich bekannten Schritten Formgebung und Ausbrennen,
werden die Bauteile in einem ersten Sinterschritt auf ca. 900°C bis
1100°C bzw. bei 50% bis 70% der Solidustemperatur im Vakuum
(10-6 bis 10-5 mbar) oder im Schutzgas mit einer Aufheizgeschwindig
keit von 150°C bis 600° pro Stunde vorgesintert, bei einer Dauer von
0,1 Stunden bis 2 Stunden.
Nach dieser Wärmebehandlung sind die Bauteile noch nicht von den Un
terlagen oder vom Einbettmaterial geschädigt und zeigen daher keine
Reaktion an der Oberfläche. Die Bauteile sind jetzt gut handhabbar und
eine Schrumpfung ist praktisch nicht festzustellen.
Danach werden die Bauteile 1 (Fig. 1 und 2) in einem Behälter 2 aus
Metall oder Keramik, in einem Ofen frei,
z. B. an Stangen 3, aufgehängt. Am besten wird die freihängende Befesti
gung - hier an einer Turbinenschaufel - am Anguß 4
(Fig. 2) angebracht, also in einem Bereich des Bauteiles, der später
nicht mehr benötigt und entfernt wird.
Im zweiten Sinterschritt wird im Vakuum oder
im Schutzgas auf eine gegenüber dem ersten Sin
tern um 400°C höhere Temperatur, die im Bereich zwischen etwa
1150°C und 1300°C liegt, aufgeheizt. Die Aufheizgeschwindigkeit wird so gewählt,
daß im zweiten Sinterschritt etwa noch vorhandene Risse in der Ober
fläche sich auf jeden Fall schließen; dabei wird eine Aufheizung
zwischen 20 und 100 K/min bis zu etwa 2 Stunden und eine maximale Tem
peratur von 60% bis 98% der Solidustemperatur gewählt.
Die so hergestellten Bauteile haben keine Konturfehler, sind linear
geschrumpft und dadurch praktisch maßhaltig; sie
haben eine glatte, dichte und rißfreie Oberfläche. Die
Dichte von 95% bis 98% der theoretisch möglichen Dichte wird
ohne weitere Nachverdichtung der Bauteile erzielt.
Der Behälter 2 (Fig. 1 und 2) kann aus
einem mit den Bauteilen nicht chemisch reagierenden Werkstoff, wie
Al2O3 oder ZrO2, gefertigt sein.
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung von kompliziert geformten Bau
teilen hoher Formtreue, Maßhaltigkeit, Oberflächengüte
sowie Temperaturfestigkeit, bei dem ein aus pulver
metallurgisch verarbeitbarem Ausgangswerkstoff und einem
für ausreichende Fließfähigkeit zugegebenen Bindemittel
hergestelltes Gemisch durch Druckgießen oder Pressen
in die gewünschte Form gebracht wird, danach das Binde
mittel aus den geformten Bauteilen bei entsprechender
Temperatur ausgebrannt und anschließend die Bauteile im
Vakuum oder unter Schutzgas gesintert werden, dadurch
gekennzeichnet, daß
- - beim Sintern in einem ersten Sinterschritt bei einer Temperatur zwischen 50 bis 70% der Solidustemperatur des pulvermetallurgischen Werk stoffs die Bauteile während 0,1 bis 2 Stunden aufge heizt werden, so daß sie praktisch ohne Schrumpfen keiner bauteilunterlagen- oder einbettmaterial-seitigen Reaktion ausgesetzt werden,
- - danach die Bauteile für einen zweiten Sinterschritt freihängend in einem Behälter in einem Ofen angebracht werden,
- - die Bauteile im zweiten Sinterschritt im Vakuum oder unter Schutzgas gegenüber dem ersten Sintern auf eine 400°C höhere Temperatur unter Schrumpfen derart lang aufgeheizt werden, daß etwa noch an der Oberfläche vorhandene Ris se verschlossen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beim
zweiten Sinterschritt 0,5
bis 2,5 Stunden lang gesintert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bauteile vor dem zweiten Sintern mit zu ihrer Halterung
vorgesehenen und später wieder entfernbaren Ansätzen versehen
werden.
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