DE3504558C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung eines optischen Glases
für achromatische Verzögerungsplatten elektromagnetischer Wellen.
Durch mechanische Druck- oder Zugspannungen werden isotrope
Gläser optisch anisotrop. Bei einachsigen Spannungszuständen
ist die optische Achse parallel zur Richtung der Druck- oder
Zugspannung. Die Brechzahlen für elektromagnetische Wellen mit
Schwingungsrichtung parallel und senkrecht zur Spannungsrich
tung n || bzw. n ⟂ sind in der Regel verschieden. Folglich tritt
für diese beiden Polarisationsrichtungen ein Unterschied der
optischen Weglänge für elektromagnetische Wellen von (n ||-n ⟂) · L
auf, wobei L der geometrische Weg in dem anisotropen Medium ist.
Die Differenz n ||-n ⟂ ist proportional zur mechanischen Spannung
σ mit dem spannungsoptischen Koeffizienten K als Proportionali
tätskonstante
n ||-n ⟂ = K · σ
Dies bedeutet, daß sich die Brechzahldifferenz n ||-n ⟂ für die
beiden Schwingungsrichtungen elektromagnetischer Wellen durch
Wahl eines geeigneten Wertes der Druck- oder Zugspannung ein
stellen bzw. verändern läßt. Gläser unter solch einem einachsigen
Spannungszustand lassen sich für den Bau von Verzögerungs
platten verwenden (P 34 38 607.6). Die Wirkungsweise solch einer
Verzögerungsplatte sei an Hand von Abb. 1 erläutert: In einer
planparallelen Platte P 1 wird ein einachsiger Spannungszustand
durch eine Druckspannung σ erzeugt. Eine elektromagnetische
Welle mit einer Schwingungsrichtung, die um 45° gegen die Span
nungsrichtung geneigt ist, dringt senkrecht zur Spannungsrich
tung und senkrecht zu zwei planparallelen Stirnflächen in die
Platte ein. Die elektromagnetische Welle kann man in zwei Teil
wellen mit Schwingungsrichtung parallel und senkrecht zur Span
nungsrichtung zerlegen. Vor Eintritt der elektromagnetischen
Welle in die Glasplatte ist zwischen den beiden Teilwellen kein
Phasenunterschied, so daß man durch Überlagerung der beiden Teil
wellen wieder auf die ursprüngliche Schwingungsrichtung der elek
tromagnetischen Welle kommt. In der unter der mechanischen Span
nung σ stehenden Platte gibt es aber auf Grund der Brechzahldif
ferenz n ||-n ⟂ einen Phasenunterschied zwischen den beiden Teil
wellen, der mit wachsendem Weg in der Platte zunimmt. Hat die
Platte die Dicke L, so ist der optische Wegunterschied, wenn
beide Teilwellen die Platte verlassen:
(n ||-n ⟂) · L = K · σ · L
Diesem optischen Wegunterschied entspricht die Phasendifferenz
zwischen den Teilwellen.
Bei vielen Materialien ist der spannungsoptische Koeffizient K
im sichtbaren Spektralbereich nahezu unabhängig von der Wellen
länge λ der elektromagnetischen Strahlung. Daher hängt die Phasen
differenz Δϕ bei konstanter Spannung s und konstanter Dicke L
der Platte von der Wellenlänge λ ab. Um eine gewünschte Phasen
verzögerung zwischen den elektromagnetischen Teilwellen zu er
halten, muß man für unterschiedliche Wellenlängen jeweils die
Dicke L der Platte oder die mechanische Spannung δ neu vorgeben.
Eine bestimmte Phasendifferenz gleichzeitig für mehrere unter
schiedliche Wellenlängen einzustellen, ist in diesem Falle sogar
unmöglich.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen Zusammensetzungsbereich für ein
optisches Glas zu finden, für das in dem Transmissionsbereich
zwischen 360 und 5300 nm der spannungsoptische Koeffizient K
in bestimmten Wellenlängenbereichen mit einer Abweichung von
weniger als ±6% proportional zur Wellenlänge λ ist.
Diese Aufgabe wird durch Verwendung eines Glases mit folgen
der Zusammensetzung in Gew.-% auf Oxidbasis gelöst:
PbO60-76%
SiO₂15-30%
B₂O₃ 0-12%
GeO₂ 0- 5%
P₂O₅ 0- 5%
Li₂O+Na₂O+K₂O+Rb₂O+Cs₂O 0- 6%
MgO+CaO+SrO 0- 8%
BaO 0-10%
Oxide der Seltenen Erden 0- 3%
Al₃O₃ 0- 6%
TiO₂+ZrO₂ 0- 5%
ZnO 0- 4%
CdO 0- 2%
As₂O₃ + Sb₂O₃ 0- 3%
Setzt man die erfindungsgemäß zu verwendenden Gläser unter eine
mechanische Spannung, so lassen sich achromatische Verzögerungs
platten herstellen.
Solch ein erfindungsgemäßes Glas hat z. B. die
Zusammensetzung in Gew.-% und auf Oxidbasis (Beispiel 1)
PbO71,0%
SiO₂27,3%
Na₂O+K₂O 1,5%
As₂O₃ 0,2%
Aus dem erfindungsgemäß zu verwendenden Glas wurde eine planparallele Platte
geschnitten und unter solch eine mechanische Druckspannung ge
setzt, daß sich für λ = 496 nm ein Phasenunterschied von f/2
für die beiden Teilwellen mit Schwingungsrichtung senkrecht
und parallel zur Spannungsrichtung ergab (λ/4-Platte). Bei
einer Verzögerung um π/2 wird aus der unter einem Winkel von
45° zur optischen Achse einfallenden, linear polarisierten elek
tromagnetischen Welle eine zirkular polarisierte Welle. Ein
Analysator hinter der Verzögerungsplatte läßt dann unabhängig
von seiner Orientierung nur die Hälfte der relativen Intensität
der elektromagnetischen Welle durch. An Hand der durchgezo
genen Kurve in Fig. 2 erkennt man, daß im Wellenlängenintervall
zwischen 472 und 672 nm die Intensität tatsächlich auf die Hälfte
der ursprünglichen Intensität mit einer Fehlergrenze von ±3%
vom Vollausschlag abgesunken ist.
Zum Vergleich ist in Abb. 2 gestrichelt auch die relative Inten
sität von linear polarisierten elektromagnetischen Wellen nach
dem Durchschnitt von sowohl einer Verzögerungsplatte, die nicht
die Eigenschaft der Achromasie besitzt, als auch eines dahinter
geschalteten Analysators eingezeichnet. In diesem Falle ist das
Wellenlängenintervall, in dem die durchgelassene Intensität
auf die Hälfte reduziert ist, d. h. die Verzögerung zwischen
den beiden Teilwellen λ/2 beträgt, recht klein. Es geht in
diesem - allerdings typischen - Beispiel einer kommerziellen
Verzögerungsplatte nur von 476 bis 516 nm.
Durch Wahl einer höheren (niedrigeren) Konzentration an PbO
läßt sich das Intervall, in dem die Achromasie-Eigenschaft sehr
gut erfüllt ist, zu längeren (kürzeren) Wellenlängen hin ver
schieben. In diesem Falle werden die Wellenlängenintervalle,
in denen die Verzögerungsplatten achromatisch sind, größer
(ein wenig kleiner). Die Zusammensetzung eines erfindungsgemäß
zu verwendenden Glases, das im Vergleich zu Beispiel 1 eine geringere
PbO-Konzentration aufweist, lautet in Masse-% auf Oxidbasis:
PbO68,6%
SiO₂24,7%
B₂O₃ 2,4%
Al₂O₃ 0,4%
K₂O 1,2%
Na₂O 1,0%
NaCl 1,0%
As₂O₃ 0,5%
Sb₂O₃ 0,2%
Für dieses erfindungsgemäß zu verwendende Glas ist der spannungsoptische
Koeffizient K zwischen 400 und 600 nm proportional zur Wellen
länge mit einer Abweichung von höchstens 6%.
Ersetzt man in den erfindungsgemäß verwendbaren Bleisilikatgläsern PbO
ganz oder teilweise durch einen bestimmten Tl₂O- oder Bi₂O₃-
Gehalt, so zeigen diese Gläser ebenfalls die beanspruchten
Eigenschaften, d. h. der spannungsoptische Koeffizient im Wel
lenlängenbereich zwischen 360 nm und 5300 nm für ein Wellen
längenintervall von mehr als 200 nm ist proportional zur Wel
lenlänge mit einer Abweichung von weniger als ±6%. In diesen erfindungs
gemäß tauglichen Gläsern muß die Menge an PbO in Mol-% jeweils ungefähr durch
die Hälfte der gleichen Menge in Mol-% an Tl₂O oder Bi₂O₃ er
setzt werden.
Blei-, Thallium- und Wismutsilicatgläser in dem angegebenen
Zusammensetzungsbereich besitzen für zwei vorgegebene Wellen
längen λ₁ und λ₂ aus dem Wellenlängenintervall zwischen 360 nm
und 5300 nm spannungsoptische Koeffizienten, deren Beträge das
gleiche Teilungsverhältnis haben wie die zugehörigen Wellen
längen λ₁ und λ₂.
Aus den oben genannten, erfindungsgemäß verwendbaren
Gläsern können Verzögerungsplatten hergestellt
werden, die für jeweils zwei unterschiedliche Wellen
längen elektromagnetischer Strahlung gleiche Verzögerung, ge
messen im Vielfachen der jeweiligen Wellenlänge, besitzen.
Die aus den erfindungsgemäß verwendbaren Gläsern hergestellten Verzögerungs
platten, die nur für ein festes Wellenlängenintervall achroma
tisch sind, kann man mit anderen Verzögerungsplatten, die nicht
achromatisch zu sein brauchen, so kombinieren, daß die Eigen
schaft der Achromasie in ein anderes Wellenlängenintervall hin
übergeschoben wird.
Claims (3)
1. Verwendung eines Glases mit folgender Zusammensetzung
in Gew.-% auf Oxidbasis
PbO60-76%
SiO₂15-30%
B₂O₃ 0-12%
GeO₂ 0- 5%
P₂O₅ 0- 5%
Li₂O+Na₂O+K₂O+Rb₂O+Cs₂O 0- 6%
MgO+CaO+SrO 0- 8%
BaO 0-10%
Oxide der Seltenen Erden 0- 3%
Al₂O₃ 0- 6%
TiO₂+ZrO₂ 0- 5%
ZnO 0- 4%
CdO 0- 2%
As₂O₃+Sb₂O₃ 0- 3%wobei außerdem nicht explizit aufgeführte Oxide bis zu insgesamt
2% enthalten sein können und bis zu 2% der Oxide durch ent
sprechende Halogenide und/oder Chalkogenide und/oder Nitride
ersetzt sein können, alleine oder in Kombination mit anderen
Materialien zum Bau von achromatischen Verzögerungsplatten
elektromagnetischer Wellen.
2. Verwendung eines Glases mit der in Anspruch 1 genannten
Zusammensetzung, wobei dieses Glas durch den PbO-Gehalt ein
Teilungsverhältnis der Beträge der spannungsoptischen Koeffi
zienten K₁ ( λ₁) und K₂ ( λ₂) gleich dem der Wellenlänge λ₁
und λ₂ aus dem Wellenlängenintervall zwischen 360 nm und
5300 nm besitzt, zur Herstellung von Verzögerungsplatten, die
für jeweils zwei unterschiedliche Wellenlängen elektromagneti
scher Strahlung gleiche Verzögerung, gemessen im Vielfachen der
jeweiligen Wellenlänge, besitzen.
3. Verwendung eines Glases mit der in Anspruch 1 genannten
Zusammensetzung, in welchem durch zumindest teilweisen Ersatz
von PbO durch Tl₂O oder Bi₂O₃, wobei die Menge an PbO in Mol-%
jeweils ungefähr durch die Hälfte der gleichen Menge in Mol-%
an Tl₂O oder Bi₂O₃ ersetzt ist, durch den Gehalt an PbO und/oder
Tl₂O und/oder Bi₂O₃ das Teilungsverhältnis der Beträge
der spannungsoptischen Koeffizienten K₁ ( λ₁) und K₂ ( g₂)
so eingestellt ist, daß die Beträge das gleiche Teilungsver
hältnis wie die Wellenlängen λ₁ und λ₂ aus dem Wellenlängen
intervall zwischen 360 nm und 5300 nm besitzen zur Herstellung
von Verzögerungsplatten, die für jeweils zwei unterschiedliche
Wellenlängen elektromagnetischer Strahlung gleiche Verzögerung,
gemessen im Vielfachen der jeweiligen Wellenlängen besitzen.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19853504558 DE3504558A1 (de) | 1985-02-11 | 1985-02-11 | Optisches glas mit spannungsoptischem koeffizienten, der proportional zur wellenlaenge elektromagnetischer strahlung ist |
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DE3504558A1 DE3504558A1 (de) | 1986-08-14 |
DE3504558C2 true DE3504558C2 (de) | 1988-04-07 |
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ID=6262171
Family Applications (1)
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