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Medizinische Bestrahlungseinrichtung mit stationärer
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Strahlungsquelle Die Erfindung bezieht sich auf eine medizinische
Bestrahlungseinrichtung mit einer Strahlungsquelle, insbesondere mit einem Teilchenbeschleuniger
wie einem Linearbeschleuniger, wobei die Strahlenquelle ein Therapiestrah lenbündel
zur Behandlung eines Patienten liefert. Dieses Therapiestrahlenbündel umfaßt insbesondere
ein Korpusku larstrahlenbündel oder ein Photonenstrahlenbündel wie ein Bremsstrahlenbündel.
Gegebenenfalls kann auch zwischen diesen beiden Strahlenarten umgeschaltet werden.
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Es ist bekannt, Linearbeschleuniger zur Strahlentherapie einzusetzen.
Diese zeichnen sich heutzutage durch einen hohen Standard hinsichtlich der Intensität
der Strahlung, der Qualität der Strahlen felder und der Überwachung durch komplexe
Sicherheitssysteme aus.
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Bei einem konventionellen Linearbeschleuniger für die Therapie ist
ein L- oder U-förmiger Tragarm drehbar an einem Stativ gelagert. Die Abmessungen
des kurzen Schenkels des L-förmigen Tragarms begrenzen jedoch die konstruktiven
Möglichkeiten, um z. B. die Beschleunigungsröhre und den Umlenkmagneten aufzunehmen.
Das erhebliche Gewicht dieser beiden Komponenten zuzüglich der erforderlichen Abschirmung
gegen hochenergetische Strahlung bestimmen ebenfalls die Grenzen für Abmessungen
und Konstruktion von Tragarm und Stativ. Der Linearbeschleuniger ermöglicht die
Anwendung von Stehfeldern und von isozentrischer Bewegungsbestrahlung an Patienten,
die auf einer
ruhenden horizontalen Tischplatte liegen. Die Lage
des Patienten wird vor der therapeutischen Bestrahlung von Hand relativ zum Therapiestrahl
so justiert, daß Markierungen auf der Haut sich mit Lichtmarken des Linearbeschleunigers
decken.
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Wird bei einem Linearbeschleuniger die Strahlenart gewechselt, z.
B. von Photonen nach Elektronen, läuft im Gerät automatisch ein Teil der Umstellung
ab. Zusätzlich müssen von Hand - u. U. für jeden Patienten - Applikatoren gewechselt
werden, die 8 kp bei fester Strahlenfeldgröße oder auch 14 kp bei von Hand verstellbarer
Strahlenfeldgröße wiegen können.
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Soll der L- oder U-förmiqe Tragarm eine Drehbewegung um 3600 durchführen
können, so erfordert dies a) einen baulichen Strahlenschutz vor der Nutzstrahlung
an Decke, Fußboden und zwei Wänden, falls nicht ein Tragarm mit Strahlenfänger verwendet
wird, der jedoch den Umgang mit Patient und Behandlungstisch im Nutzstrahlbereich
beengt, und b) erhebliche Abmessungen des Bestrahlungsraumes, die es gestatten,
daß auch das seitlich gedrehte, horizontal strahlende Gerät vom Bedienenden umgangen
werden kann.
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Für manche Linearbeschleuniger-Typen muß bei normaler Bestrahlungsraumgröße
ein zusätzlicher abgeschlossener elektrischer Betriebsraum bereitgestellt werden.
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Nicht erreicht wurde somit bisher bei Linearbeschleunigern die Flexibilität,
mit der z.B. gerade an Gamma-Bestrahlungsgeräten oder auch Kreisbeschleunigern das
Strahlenfeld relativ zum Patienten angewendet werden kann, wenn
auch
mit erheblichem Bedienungsaufwand. Es besteht daher ein Bedürfnis, ein Konzept zu
finden, mit dem die Flexibilität heutiger Bestrahlungseinrichtungen, insbesondere
mit Linearbeschleunigern, für die Therapie möglichst noch über die Gegebenheiten
bei anderen Strahlungserzeugern hinaus unter den Gesichtspunkten einer präziseren
Patientenpositionierung, eines geringeren Aufwands für bauliche Strahlenschutzmaßnahmen
und eines geringeren Raumbedarfes erweitert werden kann.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine medizinische
Bestrahlungseinrichtung der eingangs genannten Art so auszugestalten, daß eine flexible
Benutzung möglich ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Therapiestrahlenbündel
räumlich stationär gehalten ist, daß der Strahlungsquelle ein Behandlungsstuhl für
den Patienten zugeordnet ist, wobei der Behandlungsstuhl für eine aufrecht sitzende
Haltung des Patienten konzipiert ist, und daß vorgesehen sind: Mittel zur Translation
der Sitzfläche des Behandlungsstuhls quer und parallel zum Zentralstrahl des Therapiestrahlenbündels,
Mittel zur Rotation der Sitzfläche um eine vertikale Achse sowie Mittel zur Translation
der Sitzfläche in Richtung der vertikalen Achse.
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Die Erfindung beruht auf Beobachtungen in der Praxis der Strahlentherapie
und auf Auskünften von Personal in strahlentherapeutischen Abteilungen, wonach 90
% - 97 % der Patienten ambulante und/oder gehfähige Patienten sind. An diese Gegebenheiten
paßt sich die erfindungsgemäße Bestrahlungseinrichtung an, mit der ein Patient im
Regelfall in aufrecht sitzender Haltung, in selteneren Fällen stehend, kniend oder
liegend, bestrahlt wird. Die
Zentralstrahlrichtung ist horizontal;
die Strahlenquelle ist ortsfest, unbeweglich. Alle notwendigen Bewegungen werden
mit dem Patienten auf dem Behandlungsstuhl ausgeführt, wobei letzterer konstruktiv
als Stuhl-Liege gestaltet sein kann.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in drei Figuren dargestellt
und in den Unteransprüchen näher erläutert.
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Es zeigen: Fig. 1 eine medizinische Bestrahlungseinrichtung mit einem
horizontalen Therapiestrahlenbündel und einem horizontalen Simulator-Strahlenbündel,
die im Abstand voneinander angeordnet sind, Fig. 2 einen Ausschnitt aus Figur 1
zur Erläuterung der Bewegungsmöglichkeiten des Behandlungsstuhles und Fig. 3 einen
Ausschnitt gemäß Figur 1 aus einer weiteren medizinischen Bestrahlungseinrichtung,
bei der im Simulatorbetrieb ein Simulatorstrahlenbündel an die Stelle des Therapiestrahlenbündels
tritt.
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In Figur 1 und 2 ist im Blick von oben eine medizinische Bestrahlungsanlage
dargestellt. Diese umfaßt einen über eine Tür 2 zu erreichenden Bestrahlungsraum
4 und einen Betriebsraum 6. Der Bestrahlungsraum 4 und der Betriebsraum 6 sind durch
eine durchbrochene Trennwand 8 voneinander getrennt. In Figur 1 ist der typische
Grundriß von bestehenden Bestrahlungsräumen konventioneller Bauart gezeigt; lediglich
die Trennwand 8 ist hinzugekommen.
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Im Betriebsraum 6 ist an der Trennwand 8 eine Strahlungsquelle 10
ortsfest angeordnet. Bei der Strahlungsquelle
10 handelt es sich
vorliegend um einen Teilchenbeschleuniger, insbesondere um einen Linearbeschleuniger
konventioneller Bauart. Dieser Linearbeschleuniger besitzt eine Beschleunigungsröhre
für Elektronen, die im dargestellten Ausführungsbeispiel horizontal ausgerichtet
ist. Der Linearbeschleuniger kann dabei in konventioneller Technik einen 270° Umlenkmagneten
umfassen. Er kann direkt an der Trennwand 8 befestigt sein. Bei Betrieb der Strahlungsquelle
10 geht von einem Emissionsort F ein Therapiestrahlenbündel 12 aus. Bei Verwendung
eines Linearbeschleunigers enthält das Therapiestrahlenbündel 12 je nach Einstellung
entweder Photonen (wie z. B. Bremsstrahlung) oder Elektronen. Der Emissionsort F
wird dann als Fokus bezeichnet. Der Zentralstrahl des leicht divergierenden Therapiestrahlenbündels
12 ist mit 14 bezeichnet.
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Damit das Therapiestrahlenbündel 12 in den Bestrahlungsraum 4 eintreten
kann, ist die Trennwand 8 mit einer Durchlaßöffnung 16 versehen. In diese Durchlaßöffnung
16 ragt nach Figur 1 der vordere Teil des Linearbeschleunigers hinein. Es ist ersichtlich,
daß bei der getroffenen Anordnung der Zentralstrahl 14 räumlich stationär gehalten
ist und sich senkrecht zur Trennwand 8, d.h. in horizontaler Richtung ausbreitet.
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Der Strahlenquelle 10 im Betriebsraum 6 ist eine Behandlungsstelle
18 im Bestrahlungsraum 4 zugeordnet. Diese Bestrahlungsstelle 18 befindet sich vor
der Durchlaßöffnung 16. Im Bereich der Behandlungsstelle 18 ist ein Behandlungsstuhl
19 bewegbar aufgestellt. Die Rückenlehne 20 und die Sitzfläche 22 dieses Behandlungsstuhls
19 sind in Figur 2 gestrichelt angedeutet. Der Behandlungsstuhl 19 ist für eine
aufrecht sitzende Haltung des Patienten 24 konzipiert. Die jeweilige Position des
Behandlungsstuhls 19 ist durch ein rechtwinkliges Koordinatensystem x, y, z
gekennzeichnet.
In Figur 1 und 2 ist der Behandlungsstuhl 19 so ausgerichtet, daß die x-Achse mit
dem Zentralstrahl 14 zusammenfällt. Für eine weitere Betrachtung wird vorausgesetzt,
daß das Koodinatensystem x, y, z raumfest, aber mit dem Behandlungsstuhl 19 verbunden
ist.
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Der Behandlungsstuhl 19 ist mit allgemein mit 26 bezeichneten Bewegungsmitteln
versehen, wie elektrischen Motoren, Getrieben, hydraulischen Antrieben, im Boden
verlegten Laufschienen, u. dgl., die folgende Bewegungen des Patienten 24 ermöglichen:
1. In der horizontalen x-y-Ebene: a) Translationen der z-Achse in y-Richtung, d.h.
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quer zum Zentralstrahl 14; Translationen der z-Achse in x-Richtung,
d.h.
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parallel zum Zentralstrahl 14; b) Rotation um die z-Achse.
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2. In vertikaler z-Richtung: Translation.
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Der Hub der Translationen in y-Richtung kann dabei bevorzugt ca. 50
cm, in x-Richtung bevorzugt ca. 100 cm und in z-Richtung bevorzugt bis ca. 90 cm
betragen. Die Rotation um die z-Achse, die durch einen Pfeil 28 in Figur 2 angedeutet
ist, kann schrittweise oder kontinuierlich bis zu 360e erfolgen. Die Translations-
und Rotationsmittel 26 stehen dabei unter Kontrolle einer Steuereinrichtung 30,
die hier im Betriebsraum 6 untergebracht ist. Die Verbindungsleitung ist mit 32
bezeichnet. Die genannten Bewegungen des Patienten 24 nach Punkt l.a), l.b) und
2.
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können zum Einrichten von Hand durchgeführt werden. Es ist aber auch
möglich, zum Einrichten der Bestrahlungsstelle eine Fernbedienung über die Steuereinrichtung
30
durchzuführen. Weiterhin ist es möglich, die genannten Bewegungen
während der Bestrahlung mittels des Steuergeräts 30 automatisch vonstatten gehen
zu lassen. Dieses kann rechnergestützt geschehen.
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Zu den einzelnen Bewegungen nach Punkt l.a), l.b) und 2.
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ist noch folgendes zu sagen: A. Abgesehen von der Behandlung mit Stehfeldern
behält die Bewegung nach l.b) die Möglichkeit der isozentrischen Bestrahlung, wie
sie bei konventionellen Linearbeschleunigern gegeben ist, bei.
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B. Bewegungen nach l.a) ermöglichen mit Bewegungen nach l.b) zusätzlich
neben einer tangentialen Bestrahlung eine Bewegungsstrahlung mit konstantem Fokus-Haut-Abstand
(FHA). Mit anderen Worten, der Abstand zwischen dem Fokus F und der Oberfläche des
Patienten 24 kann konstant gehalten werden. Die Steuereinrichtung 30 kann entsprechend
ausgebildet werden. Hierzu wird ein Sensorsystem 34 eingesetzt, welches berührungslos
Abstands- und/oder Drehwinkeländerungen des Patienten 24 erfaßt. Die elektrischen
Ausgangssignale des Sensorsystems 34 werden über eine Leitung 36 dem Steuergerät
30 zugeführt. Hier werden die Signale in Steuersignale zur Positionierung des Behandlungsstuhls
19 verarbeitet. Bevorzugt wird als Sensorsystem 34 ein an sich bekanntes Mehrelektrodensystem
eingesetzt, das auf dem Prinzip der Messung dielektrischer Eigenschaften beruht.
Ein solches Sensorsystem ist beispielsweise von E. Neske, B. Landsberg in "Technisches
Messen" 49 (1982), Heft 11, Seiten 399 bis 402, unter dem Titel "Meßverfahren zur
berührungslosen Verfolgung von Konturen" veröffentlicht worden. Bei Verwendung eines
solchen Sensorsystems 34 ist nicht nur an Photonen sondern auch an Elektronenbestrahlung
gedacht, da solch ein Sensorsystem 34 gerade Abstände bis zu 15 mm (also
tubusnah)
mit einer Genauigkeit von besser als 1 mm konstant halten kann.
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C. Die Bewegung nach 2., also Translationsbewegungen in vertikaler
z-Richtung, ermöglicht Bestrahlungen des ganzen Körperrumpfes durch ein nahtloses
Überstreichen der zu treffenden Region.
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Der Behandlungsstuhl 19 ist bevorzugt als sogenannte Stuhl-Liege ausgeführt,
d.h. er ist durch einen Verstellmechanismus von einem Stuhl in eine Liege umwandelbar,
und umgekehrt, ähnlich wie bei einem Zahnbehandlungsstuhl.
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Die Stuhl-Liege ermöglicht auch bei Anwendung an sich bekannter Rotationstechniken
den ungehinderten Strahlengang bis zur Patientenoberfläche. Dies ist auch dann gewährleistet,
wenn die Basis der Stuhl-Liege mechanisch durch parallele Führungen an Boden und/oder
Decke des Behandlungsraums 4 stabilisiert wird. Die Umwandlung der Stuhl-Liege vom
Stuhl in eine Liege sollte aus Sicherheitsgründen nur per Hand ausführbar sein.
Stütz-, Haltungs-und/oder Lehnhilfen am Behandlungsstuhl 19 verbessern die reproduzierbare
Haltung des Patienten 24.
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Es wurde bereits erwähnt, daß der ortsfeste, unbewegliche Beschleuniger
10 im allgemeinen horizontal unmittelbar hinter der Trennwand 8 liegt, die den Bestrahlungsraum
4 von dem Betriebsraum 6 trennt. Nur der Strahlenaustritt 16 ist vom Bestrahlungsraum
4 aus sichtbar. Nach Figur 2 kann in der Durchgangsöffnung 16 eine Abschirmung 40,
die z. B. aus Blei besteht, in Form einer Dose mit durchbrochenem Boden untergebracht
oder eingelegt sein. Weiterhin kann sich darin eine Einrichtung 42 zur Strahlausblendung
befinden. Der Zugang zum Betriebsraum 6 ist nach den Gegebenheiten zu realisieren,
z. B.
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durch eine Tür in der Trennwand 8. Die dargestellte An-
ordnung
schirmt den Bestrahlungsraum 4 hervorragend gegen Betriebsgeräusche des Beschleunigers
10 ab. Darüber hinaus bietet sich eine ausgezeichnete Abschirmung der Beschleunigerumgebung
gegen Leckstrahlung aus dem Beschleuniger 10 an, da fast nach Belieben Abschirmmaterialien
an der Trennwand 8 montiert werden können. Die baulichen Strahlenschutzmaßnahmen
im Bereich des Nutzstrahlenbündels 12 beschränken sich somit auf eine einzige Wand,
nämlich die der Trennwand 8 in positiver x-Richtung gegenüberliegende Wand des Bestrahlungsraumes
4. Bisher waren bei Bestrahlungsräumen bis zu vier Raumflächen betroffen. Ein Strahlenfänger
am Beschleuniger 10 ist überflüssig. Somit wird die Aufstellung der dargestellten
Bestrahlungseinrichtung in vorhandenen Räumen erleichtert. Bei Ausführung neuer
Räumlichkeiten wird das Bauvolumen hinsichtlich Raumbedarf und Baumaßnahmen gegenüber
konventionellen Bestrahlungsräumen reduziert.
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Im Hinblick auf Linearbeschleuniger kann festgestellt werden, daß
das neue Konzept die Einführung neuer Ausstattungen und Arbeitstechniken erst ermöglicht
oder zumindest erleichtert: - Energieerhöhungen werden realisierbar durch längere
Beschleunigungsstrecken; - die Realisierung mehrerer Photonenenergien scheitert
nicht am Platzmangel; - für die Umschaltung von Photonenbetrieb auf Elektronenbetrieb
kann der Strahlenaustritt geändert werden. Ein Elektronentubus oder Applikator 44
kann automatisch aus seiner Arbeits- in eine Parkposition bewegt werden, die außer
Reichweite über oder neben (Fig. 2) dem Strahlenaustritt 16 liegt. Die Bewegung
erfolgt
entlang einer Führungsschiene 46. Die horizontale Verschiebbarkeit ist durch Pfeile
48 in Fig. 2 verdeutlicht. Damit entfällt der bisherige Tubuswechsel von Hand, und
das Gewicht des Elektronentubus 44 ist keine begrenzende Größe mehr bei Tubuskonstruktionen.
Der Elektronentubus 44 kann somit eine motorisch verstellbare Strahlausblendung
(nicht gezeigt) enthalten. Er macht den bisherigen üblichen Zubehörhalter überflüssig,
denn Zubehörteile für die Photonenbehandlung wie Keilfilter und/oder Satellitenblenden
können von der Führungsschiene 46 des Elektronentubus 44 aufgenommen werden; so
werden für Photonen Fokus-Haut-Abstände bis hinunter zu ca. 45 cm möglich; dieser
geringe Fokusabstand kann mit Photonen hoher Energie ausgenutzt werden: Die Tiefe
des Dosisleistungsmaximums dm (der sog. Dosisaufbaueffekt) ist bekanntlich im wesentlichen
durch die Reichweite von Sekundärelektronen bestimmt, die in den ersten Schichten
des bestrahlten Mediums erzeugt werden. Die Reichweite ist in stets demselben Medium
eine Funktion der Energie der eingestrahlten Photonen. Bei konstanter Energie, aber
unterschiedlichen FHA ist deshalb die Tiefe d m des Dosisleistungsmaximum im Medium
relativ unempfindlich gegenüber den Änderungen der Energieflußdichte der Photonen
mit Änderung des FHA. Wesentlich stärker wirken sich aber FHA-Änderungen auf die
Austrittsdosis z. B. eines 20 cm starken Normalpatienten aus. Mit Photonen von 40
MeV liegt die Tiefe dm des Dosisleistungsmaximurns bei etwa 5 - 6 cm für FHA = 100
cm. Während sich die Tiefe d m beim Ubergang zu FHA = 50 cm um wenige mm verringert,
fällt die relative Austrittsdosis von 58 % auf etwa 45 % der
Dosis
in der Tiefe dm; bei 15 MeV-Photonen vermindert sich die Austrittsdosis von 50 %
auf ca. 41 %. Dies bedeutet eine wesentliche Entlastung gesunden Gewebes hinter
dem Zielvolumen. Damit allerdings die Tiefe dm des Dosisleistungsmaximums nahezu
konstant bleibt, wenn der FHA nur noch 50 cm beträgt, werden hohe Anforderungen
an den Strahlenaustritt gestellt. Seine Qualität wird insbesondere daran gemessen,
wie stark Sekundärstrahlung (niederenergetische Photonen und Elektronen) unterdrückt
werden kann. Mit der erläuterten Bestrahlungstechnik kommen die heute schon realisierten
großen homogenen Photonen felder erst richtig zur Geltung, da die überwiegende Mehrzahl
der Anwendungen mittlere und kleinere Felder betrifft.
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Die Strahlenqualität heutiger Bestrahlungsvorrichtungen hat ein solches
Niveau erreicht, daß in wachsendem Maße die Meinung vertreten wird, daß der Genauigkeit
für die reproduzierbare Positionierung des Zielvolumens eines Patienten 24 mehr
Augenmerk geschenkt werden solle als einer Verbesserung der Strahlenqualität. Diesem
Trend kommt das vorliegende Konzept mit starrem Strahlengang für das Korpuskularstrahlenbündel
12 entgegen.
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Für Positionsierungszwecke wird nämlich parallel zum Nutzstrahlenkegel
des Therapiestrahlenbündels 12 der Kegel eines Simulations-Strahlenbündels 50 mit
Zentralachse 52 von einem ortsfesten Röntgenstrahler 54 produziert. In der Trennwand
8 ist eine Durchgangsöffnung 56 vorgesehen, hinter der der Röntgenstrahler 54 angeordnet
ist. In der Durchgangsöffnung 56 befinden sich (nicht gezeigte) Einrichtungen zur
Ausblendung des Simulationsstrahlenbündels 50. Die Lage des Zielvolumens eines Patienten
24 kann vom Beobachter im (nicht gezeigten) Bedienungsraum mittels eines Bildverstärkers
58
und eines (nicht gezeigten) Bildschirms kontrolliert werden.
Ein gegenseitiger Abstand d der Zentralstrahlen 14, 52 beider Kegel von z. B. d
= 50 cm bedeutet, daß ein Patient 24 nach der optimalen Positionierung im Simulationsstrahlenbündel
50 mit dem Stuhl 19 immer nur um d = 50 cm entlang der y-Achse in den Nutzstrahlenkegel
des Therapiestrahlenbündels 12 bewegt zu werden braucht und die Behandlung dann
sofort beginnen kann. Der Bildverstärker 58 bleibt auf das Simulationsstrahlenbündel
50 ausgerichtet. Abweichend von Fig. 1 wird der Bildverstärker 58 im realistischen
Fall unmittelbar hinter dem Patienten 24 angeordnet. Die Positonierung selbst sollte
- außer in x-Richtung - bevorzugt durch Fernbedienung der Bewegungen des Behandlungsstuhls
9 erfolgen.
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Alternativ zu dieser Patientenbewegung aus dem Simulationsstrahlenbündel
50 in das Therapiestrahlenbündel 12 ist nach Figur 3 vorgesehen, statt den Patienten
24 die Röntgenröhre 54a zu bewegen.
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In Figur 3 ist ein Ausschnitt gemäß Figur 1 einer weiteren Bestrahlungseinrichtung
dargestellt. Bauteile, die solchen in Fig. 1 und 2 entsprechen, sind entweder mit
denselben Bezugszahlen oder noch mit einem Zusatz a belegt. Figur 3 zeigt das Ende
einer Beschleunigungsröhre 60 mit anschließendem 270°-Umlenkgefäß 62 eines Linearbeschleunigers
als Strahlenquelle 10. Bis zum Fokus F ist der Weg 64 der beschleunigten Teilchen
als Linie, ab dem Fokus F ist das Therapiestrahlenbündel 12 dargestellt. Üblicherweise
beträgt der Abstand b zwischen dem Umlenkgefäß 62 und dem Fokus F bis etwa 1 cm.
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Dieser geringe Abstand b des Fokus F vom Umlenkgefäß 62 führt zu hoher
lokaler, oft kritischer thermischer Belastung des Strahlenaustrittsfensters 66 des
Umlenkgefäßes 62 wegen der großen Energieflußdichte des Teilchenstrahls an diesem
Ort.
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Bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel ist der Abstand b zwischen
dem Fokus F und dem Umlenkgefäß 62 auf etwa 3 cm bis 5 cm vergrößert. Dadurch sinkt
die Energieflußdichte des Teilchenstrahls am Strahlenaustrittsfenster 66 auf etwa
10 % oder weniger. - Es ließe sich auch daran denken, einen geringeren Abstand b
zu wählen. -Zudem ist Platz gewonnen, um eine Röntgenröhre 54a von einer Parkposition
aus, z. B. parallel zur y-Achse in Pfeilrichtung 68 fernbedient in die Arbeitsposition
zu bewegen. In der Arbeitsposition liegt der Fokus Fa der Röntgenröhre 54a am Ort
des Fokus F des Therapiestrahlenbündels 12, und das Simulationsstrahlenbündel 50a
(an der Röntgenröhre 54a gestrichelt angedeutet) deckt sich mit ihm. Somit wird
das Simulationsstrahlenbündel 50a von der vorhandenen Einrichtung 42 zur Strahlenausblendung
begrenzt. Befindet sich die Röntgenröhre 54a in ihrer Parkposition, ist der Strahlengang
für das Therapiestrahlenbündel 12 freigegeben. Diese Konstruktion macht den Wanddurchbruch
56 in Figur 1 überflüssig. Der Bildverstärker 58 wird hier auf den Zentralstrahl
52a, der - abweichend von der Realität - in Fig. 3 gestrichelt eingezeichnet ist,
ausgerichtet und allein mit der Bewegung des Behandlungsstuhls 19 entlang der x-Achse
gekoppelt.
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Abschließend sei noch erwähnt, daß die Strahlungsquelle 10 z. B. auch
eine Neutronen- oder Protonenstrahlungsquelle sein kann. Solche Strahlungsquellen
sind infolge des Gewichts der zugehörigen Abschirmung ohnehin schwer bewegbare Strahlungserzeuger,
so daß sie sich mit Vorteil bei vorliegendem Konzept einsetzen lassen.
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23 Patentansprüche 3 Figuren
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