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Beschreibung Slipleinenverbindung, insbesondere für Rettungssysteme
Die Erfindung betrifft eine Slipleinenverbindung, insbesondere für Rettungssysteme,
zur lösbaren Verbindung eines Gebrauchs- oder Funktionsteils mit einem unter Zugbelastung
abtrennbaren Abwurfteil mit einer Zugleine.
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Unter Rettungssystemen werden erfindungsgemäß alle Arten von Rettungssystemen,
insbesondere für die Personenrettung zu Land, Luft und Wasser verstanden. Hierzu
zählen beispielsweise Fallschirme, Seenotrettungsinseln sowie eine Vielzahl ähnlicher
Systeme aus den Bereichen Schiffahrt, Kraftfahrt, Bergsteigen und Artistik.
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Bei derartigen Rettungssystemen besteht vielfach der Wunsch, eine
leicht trennbare Leinenverbindung zu schaffen, um Teile der Rettungseinrichtung,
die gegebenenfal ls nach einer bestimmten Zeit nicht mehr benötigt werden, leicht
und sicher abtrennen zu können.
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Dabei ist es beispielsweise im Anwendungsbereich von Fallschirmen
erwünscht, den zunächst mit dem Hauptfallschirm verbundenen Hilfsfallschirm kurz
vor oder nach dem vollständigen Entfalten des Hauptfallschirmes von diesem schnell
und leicht abzutrennen, da dieser dann nicht mehr benötigt wird und im Falle einer
weitercn Verbindung mit dem Hauptfallschirm dessen Flugverhalten nur stören würde.
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Bei Fallschirmen ergibt sich aber auch ein zweites Anwendungsgebiet
für die Fallschirmstreckung bei schnellen Bewegungsabläufen, z. B. im Falle von
Raketenentfaltungen.
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Dabei wird die Entfaltung des Hauptfallschirms durch eine kleine Rakete
eingeleitet, die mit hoher Geschwindigkeit nach ihrer Zündung den Fallschirm in
eine gestrecktc Lage überführt, damit dieser sich dann sehr schnell entfalten kann.
Die Rakete selbst muß dann ebenso kurzfristig vom Fallschirm abgetrennt werden.
Auch für diesen Einsatzzweck sind schnell und sicher lösbare Verbindungssysteme
notwendig.
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Aus der DE-AS 25 44 989 ist eine Vorrichtung zum Abtrennen der Aufziehvorrichtung
eines Fallschirmes bekannt, mit der ein Hilfsfallschirm nach dem Entfalten des Hauptfal
lschi rmes von letzterem abgetrennt werden soll.
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Diese Vorrichtung wird durch eine Fangleine gebildet, die um im Kopfbereich
des Hauptfallschirms angeordnete Anschlüsse O-förmig gelegt und mittels einer Naht
dort
lösbar festgelegt ist. In den O-förmigen Ring greift andererseits
auch ein Ende der Aufziehleine für den Hauptfallschirm ein, die an ihrem anderen
Ende mit dem Hilfsfallschirm verbunden ist. Durch die beim Aufziehen des Hauptfallschirms
ausgeübten Kräfte soll dann zu einem vorbestimmbaren Zeitpunkt die lösbare Befestigung
der Zugleine aufgerissen werden und eine Trennung des Hauptfallschirms vom Hilfsfallschirm
erreicht werden.
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Der die Verbindung bildende O-förmige Ring der Zugleine, in den nach
der Auslegeschrift noch eine kurze,getrennte Leine eingelegt ist, kann sich jedoch
beim Aufreißen aufgrund der komplizierten Anbringung so ungünstig entrollen, daß
es mit der Aufziehleine oder den Ansätzen des Haupffal lschi rmes zu Verknotungen
kommt, was eine Abtrennung des Hilfsfallschirmes verhindert bzw. verzögert. Des
weiteren ist die Herstellung des Ringes relativ aufwendig.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Slipleinenverbindung,
insbesondere für Rettungssysteme wie Fallschirmeinrichtungen oder Seenotrettungsinseln,
zur Verfügung zu stellen, die leicht, schnell und sicher lösbar ist und bei der
eine Verknotung mit anderen Leinen beim Lösen zuverlässig verhindert werden kann.
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Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe ergibt sich einschließlich
vorteilhafter Ausgestaltungen und Weiterbildungen aus dem Inhalt der Patentansprüche,
welche dieser Beschreibung vorangestellt sind.
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Mit der Erfindung ist der Vorteil verbunden, daß eine Slipleinenverbindung
zur Verfügung gestellt wird, die auch bei extrem schnellen Auslösevorgängen, beispielsweise
bei der Fallschirmentfaltung mittels kleiner Raketen,
einsetzbar
ist und die einzelnen Verbindungsteile aufgrund ihrer Gestaltung beim Auslösevorgang
ohne weiteres aneinandergleiten, ohne sich gegenseitig zu stören, anderer sei ts
aber in ihrer Verbindungsstellung eine sichere Verbindung zwischen den einzelnen
Teilen des Rettungssystems gewährleisten.
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Mit einer erfindungsgemäßen Slipleinenverbindung kann es beim Auslösevorgang
nicht zu Verknotungen der einzelnen Verbindungsteile kommen.
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Die erfindungsgemäße Slipleinenverbindung kann für alle Arten von
Rettungssystemen, insbesondere für die Personenrettung eingesetzt werden. Beispielhaft
bieten sich folgende Einsatzgebiete der Slipleinenverbindung an: Als Vcrbindungseinrichtung
zwischen einem Fallschirm und dessen Aufziehvorrichtung, zum Ausreißen von vorgeheißten
Signalflaggen oder zum Aufreißen des Ventils einer Seenot-Rettungsinsel.
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In der Zeichnung ist als Ausführungsbeispiel eine an einem Failschirmsystem
angeordnete erf indungsgemäße Slipleinenverbindung in vereinfachter Darstellungsweise
wiedergegeben, welche nachstehend erläutert wird.
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Es zeigen: Fig. I eine Sl ipleinenverbindung in geschlossenem Zustand
unter Zugbelastung, Fig. 2 die Slipleinenverbindung gemäß Figur I in gelöster Funktion.
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Die in den Figuren I und 2 nur ausschnittweise dargestellte Kappe
11 des Hauptfallschirms 10 ist in ihrem oberen Ende mit Fallschirmleinen I2, sogenannten
Scheitelleinen versehen, die von einem kreisförmig um die Kappe II und auf dieser
aufgenähten Kappenwand 13 derart verlaufen,
daß sie sich im Scheitelpunkt
14 der Fallschirmkappe 11 überkreuzen. Die Scheitel leinen I2 sind vorzugsweise
symmetrisch auf dem Kappenband I3 angeordnet. Sic bestehen vorzugsweise aus Textil-
oder Kunstfasern.
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Um den Scheitelpunkt 14 und damit gleichzeitig um die Scheitelleinen
12 ist die Slipleine 40 gelegt. Die Slipleine 40 ist dazu an diesem Ende so umgelegt,
daß sie ein Auge 41 bildet, durch das die Scheitel leinen 12 verlaufen.
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Das das Auge 41 bildende Ende der Slipleine 40 ist unterhalb des Auges
41 in Form eines Innenspleißes 43 mit der übrigen Slipleine 40 verbunden. Hierzu
wird das Leinenende durch eine Öffnung oder Aufweitung der Leinenwand in das Innere
der Hohlleine ein Stück eingezogen.
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Das eingezogene Ende muß eine ausreichende Länge zur Erzielung der
Selbsthemmung aufweisen. Der lnnenspleiß 43 kann zusätzlich durch eine Unnantelung
lagemäßig fixiert werden, wozu vorzugsweise ein Sollbruchgarn verwendet wird. In
Figur I ist eine Ausführungsform dargestellt, bei der ein Sollbruchgarn 45 durch
die Slipleine 40 bzw. den Innenspleiß 43 gezogen und außen verknotet ist. Der Sollbruchfaden
dient dazu, ein Verschieben der Leine im unbelasteten Zustand durch Vibration, Erschütterung
oder dergleichen, z. B. beim Packen und Transportieren, zu verhindern.
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Für die Slipleine 40 wird vorzugsweise eine locker geflochtene Schlauch-
oder Hohlleine verwendet, die es ermöglicht, einen selbsthemmenden Innenspleiß herzustellen,
wie dies vorstehend beschrieben ist, wobei der Innenspleiß insbesondere zusammen
mit der Ummantelung bzw. dem Sollbruchfaden 45 eine gute Formstabilität des Auges
41 ermöglicht.
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Bei der Herstellung des Auges 41 ist zuvor ein Knoten 44 in das freie
Ende der Slipleine 40 gemacht worden, der nach der Herstellung des Auges 4I und
Sicherung durch den Innenspleiß 43 unmittelbar vor dem zum Auge 41 hinweisenden
Ende 43a des Innenspleißes 43 angeordnet ist, so daß zwischen dem Knoten 44 und
dem Innenspleiß 43 nur ein kleiner Abschnitt der Slipleine 40 verbleibt.
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An diesem Abschnitt ist eine Zugleine 30 befestigt. Die Zugleine 30
ist zu diesem Zweck endseitig laschenförmig umgelegt, wobei das freie Ende über
einen Innenspleiß 33 mit der übrigen Zugleine 30 verbunden ist. Eine Befestigungsnaht
32 dient dazu, den Innenspleiß 33 gegen etwaiges Aufspleißen zu sichern. Die Lasche
3I ist mittels eines spitzen Gegenstandes aufgeweitet und die Slipleine 40 hindurchgezogen,
wobei die Zugleine 30 stramm und ohne Spiel auf dem Abschnitt zwischen dem Knoten
44 und dem Innenspleiß 43 der Slipleine 40 aufsitzt und insbesondere nicht über
den Knoten 44 rutschen kann.
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Grundsätzlich ist jede Form, so auch eine durch Nähen oder Knoten
hergestellte Öse geeignet, anstelle der Lasche 3I verwendet zu werden, sofern sichergestellt
ist, daß der Knoten 44 unter Last nicht durch die Öse hindurchrutschen kann.
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Als bevorzugte Ausführungsform wird die in der Zeichnung dargestellte
angesehen.
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An ihrem gegenüberliegenden, zum Fallschirm weisenden Ende 30a ist
die Zugleine 30 am Fangleinenanschlußpunkt 34 der Falischirmkappe 11 befestigt.
Die Zugleine 30 kann wiederum aus einer geflochtenen Schlauch- oder Hohlleine bestehen.
Wesentlich ist die Länge der Zugleine 30, wie
nachfolgend bei der
Funktionsbeschreibung der erfindungsgemäßen Slipleinenanordnung noch beschrieben
wird.
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An dem dem Auge 41 gegenüberliegenden Ende 42 der Slipleine 40 ist
beispielsweise eine Ausziehrakete 20 sder ein Hilfsfallschirm (nicht dargestellt),
die den Abwurfteil 20 bilden, befestigt.
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Die Funktionsweise der erfindungsgemäßen Slipleinenverbindung ist
wie folgt. Durch einen nicht dargestellten Zündmechanismu-s wird die Rakete 20 gezündet
und fliegt mit hoher Geschwindigkeit in die durch den Pfeil A dargestellte Richtung.
Gleichzeitig zieht sie die 51 ipleine 40 hinter sich her, wodurch diese nach und
nach mehr unter Zugbelastung gerät.
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Mit Hilfe des Auges 4I, das die Scheitel leinen 12 der Fallschirmkappe
II umgreift, wird letztere gleichmäßig entfaltet und in eine gestreckte Lage überführt.
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Nachdem sich die Fallschirmkappe II nahezu vollständig gestreckt und
entfaltet hat, tritt die Zugleine 30 in Funktion. Ihre Länge ist derart bestimmt,
daß kurz vor der vollständigen Streckung der Fallschirmkappe II auch eine Streckung
der Zugleine 30 geschieht, womit unter dem Einfluß der Raketenkraft in Richtung
A ein kräftiger Zug auf den Knoten 44 des Auges 41 in zur Flugrichtung A der Rakete
entgegengesetzter Richtung ausgeübt wird. Durch die über die Zugleine 30 ausgeübte
Zugkraft auf den Knoten 44 und damit das Auge 41 wird jetzt nur der Innenspleiß
43 der Slipleine 40 auf Zug belastet, und zwar so stark, daß das Sollbruchgarn 45
reißt, während die andere Seite des Auges 41 völlig entlastet und damit die Selbsthemmung
aufgehoben wird. Der Innenspleiß 43 kann dann ausschlaufen.
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Das freie Ende der Slipleine 40 rutscht anschließend durch die Lasche
3I der Zugleine 30 und der durch die Scheitelleinen 12 im Scheitelpunkt gebildeten
Bucht, wodurch innerhalb von Sekunden-Bruchteilen die Slipleine 40 und damit die
Rakete 20 völlig von den übrigen Fallschirmteilen gelöst wird.
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Gleichzeitig sind auch die Scheitel leinen 12 und die Zugleine 30
frei (Fig. 2).
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Die Verspleißung der Slipleine 43 und die Wahl des Sollbruchfadens
45 werden in Abhängigkeit von der durch die Rakete 20 ausgeübten Zugkraft so bestimnt,
daß sie sich kurz vor dem vollständigen Strecken der Fallschirmkappe ohne weiteres
lösen.
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Der Löse- bzw. Auftrennvorgang der Slipleinenverbindung kann dann
besonders schnell erfolgen, wenn die Zugleine 30 mit ihrer Lasche 3I besonders stramm
zwischen dem Knoten 44 und dem lnnenspleiß 43 einsitzt, weil dann die Ubertragung
der Zugkraft auf den Knoten 44 unmittelbar und ohne Verzögerung erfolgen kann.
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Anstelle des Knotens 44 kann auch jede andere Verdickung an dieser
Stelle vorgesehen werden, beispielsweise kann ein Sicherungsring auf die Slipleine
40 an dieser Stelle aufgesetzt werden. Es ist nur wichtig, daß diese Verdickung
ortsfest angebracht wird, damit sie der Lasche 31 einen sicheren Widerstand entgegensetzt.
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Die in der vorstehenden Beschreibung, den Patentansprüchen, der Zeichnung
und der Zusammenfassung offenbarten Merkmale des Anmeldungsgegenstandes können sowohl
einzeln als auch in beliebigen Kombinationen untereinander für die Verwirklichung
der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.