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Kathodochromes, kathodoresistives, photochromes, photo-
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resistives Festkörpermaterial (empfindlich gegenüber Bestrahlung mit
Elektronen,
Röntgenstrahlung oder Licht) Photochrome Substanzen werden seit längerer Zeit z.B.
in optischen Datenspeichern oder photochemischen Druckverfahren angewendet. Solche
photochromen Substanzen bestehen aus Mischungen verschiedener Übergangsmetalloxide,
bzw. aus Mischungen solcher Übergangsmetalloxide mit Dextrose - Gelen oder Polymeren
(Patentschriften USA 3329 648, DT 1815 458, USA 1934541, Journal of Photographic
science 15, 1967, S. 295).
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Kathodochrome Eigenschaften dieser Substanzen (d.h. eine Einfärbung
über Elektronenstrahl) werden in diesen Patenten nicht beschrieben. Weiterhin besitzen
diese Stoffe keine photoresistiven Eigenschaften, d.h. der spezifische Widerstand
wird durch Belichtung nicht verändert.
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Kathodochrome Materialien werden z.B. in Blauschriftröhren verwendet,
wo sie anstelle des Leuchtphosphors einer normalen Kathodenstrahlröhre aufgebracht
werden und sich bei Beschuß mit Elektronen verfärben. Diese Verfärbung kann entweder
optisch oder thermisch wieder gelöscht werden. Blauschriftröhren eignen sich besonders
zur Übertragung von Bildern mit hoher Auflösung.
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Die bisher besten kathodochromen Eigenschaften weist Alkalihalogenid-dotiertes
Sodalith auf (I.F. Chang, Proc. of SID 21, 45, 1980). Allerdings sind von diesen
Substanzen weder photochrome noch kathodoresistive Eigenschaften (Widerstandsänderung
infolge Elektronenbeschuß bekannt.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Materialien nach Anspruch
1, 2, die kathodochrome oder kathodoresistive oder photochrome bzw. photoresistive
Eigenschaften besitzen, wobei die entsprechende Änderung der optischen oder elektrischen
Eigenschaften mit sehr hoher räumlicher Auflösung herbeigeführt werden kann.
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Übergangsmetallverbindungen zeigen starke Färbungen, wenn das Übergangsmetall
in verschiedenen Wertigkeitsstufen in diesen Verbindungen vorliegt. Ursache hierfür
sind optisch induzierbare Ladungsübergänge zwischen den Übergangsmetallionen verschiedener
Wertigkeit. Eine Übergangsmetallverbindung läßt sich also dadurch einfärben, daß
durch chemische oder physikalische Prozesse in dieser Verbindung die Metallionen
ursprünglich gleicher Wertigkeit zum Teil in eine andere Wertigkeit übergeführt
werden. Ein typisches Beispiel für diesen Prozess sind elektrochrome Displays auf
der Basis von Wolframoxid: Eine dünne Schicht von farblosem Wolframoxid (Wertigkeit
des Wolframs 6+) wird als Elektrode in einer galvanischen Zelle ausgebildet. Bei
Betrieb als Kathode treten in die Schicht Elektronen ein, wodurch ein Teil des W6+
in 5+ Teil des W in W übergeführt wird. Die Schicht färbt sich tiefblau ein. Bei
anodischer Schaltung werden die Elektronen wieder abgezogen, die Schicht entfärbt
sich. Die elektrischen
und optischen Eigenschaften dieser Schichten
lassen sich z.B.
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durch Dotieren mit Molybdän verändern (O.F. Schirmer, V. Wittwer,
G. Baur, G. Brandt; J. Electrochem. Soc. 124, 749, 1977). Im Falle des Wolframoxids
ist mit der Einführung von W5+-Zentren auch eine Änderung des spezifischen Widerstands
verbunden (über mehr als 5 Größenordnungen infolge polaronischer Leitung)-.
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Gemäß diesen Überlegungen kann eine Färbung von Übergangsmetallverbindungen
auch dadurch erreicht werden, daß die Erzeugung der Farbzentren durch teilweise
Reduktion oder Oxidation dieser Verbindungen mit geeigneten Agenzien erfolgt. Hierbei
wird die Übergangsmetallverbindung entweder durch Mischung oder chemische Kopplung
mit dem Reaktionspartner sensibilisiert, d.h. die eigentliche Reaktion (Änderung
der Wertigkeit) kann danach durch Bestrahlung mit Licht oder hochenergetische Strahlung
(~vv" /3 n - oder Kathode9-Röntgen-Strahlung) ausgelöst werden.
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Im Falle von Wolframoxid sind Reduktionsmittel, z.B. Alkohole, nötig,
um W5+-Zentren zu erzeugen. Infolge der polaronischen Leitfähigkeit ändert sich
infolge der Bestrahlung auch der spezifische Widerstand der Verbindung. Das sensibilisierte
Material besitzt keine Körnung, so daß die Einfärbung prinzipiell mit höchster Auflösung
vorgenommen werden kann. Die Einfärbung kann z.B. mit Licht ) ~ 420 nm erfolgen.
Die Färbung ist bis 800 C stabil. Bei höheren Temperaturen wird gelöscht. Eine besonders
vorteilhafte Möglichkeit zur Herstellung photochromer, photoresistiver, kathodochromer,
kathodoresistiver Schichten ist
in den Ansprüchen 2, 3 beschrieben.
Die Übergangsmetallverbindungen werden auf ein gewünschtes Substrat in Form einer
Festkörpermatrix aufgebracht, die anschließend sensibilisiert wird. Als Festkörpermatrix
sind hierbei alle kristallinen oder amorphen Strukturen aufzufassen, die durch ihre
Porosität einen Einbau von Fremdsubstanzen erlauben oder aber bei denen dieser Einbau
durch Intercalierung in eine entsprechende Kristallstruktur möglich ist (ähnlich
dem Absorptionsverhalten von Silicagelen, Zeolithen, Tonen, Aktivkohlenstoff).
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Vorteilhaft ist hierbei die Möglichkeit zur Präparation sehr dünner
Schichten, die als Festkörpermatrizen dienen können (wie in Anspruch 4 beschrieben).
Dadurch kann die Information mit sehr hoher räumlicher Auflösung (Linienbreite kleiner
l/um) eingeschrieben werden.
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Dies ist bei den photoempfindlichen Mischungen von U~bergangsmetallverbindungen
mit den Trägergelatinen oder -polymeren nicht möglich. Durch die notwendigerweise
wesentlich dickeren Schichten wird das Auflösungsvermögen prinzipiell wesentlich
verschlechtert.
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Der Vorteil der Leitfähigkeitsänderung durch Bestrahlung ist ebenfalls
nur für Festkörpermatrizen gegeben, da Gelatineemulsionen bzw. Polymermatrizen die
Übergangsmetallverbindung isoliert einbauen und so prinzipiell keine leitfähige
Struktur möglich ist.
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Eine vorteilhafte Ausgestaltung des Verfahrens zur Sensibilisierung
der Festkörpermatrizen ist in den Ansprüchen 6 - 16 beschrieben. Als Beispiel sei
der Fall des Wolframoxids genannt: Durch thermisches Verdampfen von WO3 im Hochvakuum
bei Anwesenheit einer gewissen Menge von Restwasser ergeben sich auf einem Substrat
poröse Wolframoxidschichten mit Porendurchmessern von einigen Angström. Auf den
großen inneren Oberflächen solcher Schichten sitzen Hydroxylgruppen in hoher Konzentration
(ca.
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5 x 1021 /cm ), die eine Chemisorption von Fremdsubstanzen über eine
Bronstedt-Säure-Base-Reaktion ermöglichen. Es werden daher alle Reduktionsmittel
in hoher Konzentration eingebaut (Sensibilisierung), bei denen Bronstedtbasische
Gruppen am Molekülaufbau beteiligt sind (z.B. Pyridinring in 2-Hydroxymethylpyridin).
Hierdurch ist es möglich, auch mit sehr dünnen Schichten (Dicke 1000 A) noch akzeptable
Kontraste bei Einfärbung zu erreichen. Diese dünnen Schichten ermöglichen ein Einschreiben
mit höchster Auflösung (Linienbreite kleiner 0,5/um für Elektronenstrahl). Andere
Chemisorptionsreaktionen sind möglich, z.B. die Bildung von Sulfonium oder Oxoniumgruppen
in entsprechenden Molekülen (sog. Onium-Verbindungen).
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Die Chemisorptionsreaktionen verlaufen besonders effektiv, wenn die
entsprechenden Agenzien im Falle der Hochvakuumpräparation der Festkörpermatrix
unmittelbar nach Beendigung der Präparation zugegeben werden, bevor z.B. Umgebungsluft
an die Schichten gelangt, da die chemisch sehr aktiven Schichten unter Umständen
verunreinigt werden.
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Allerdings kann eine Sensibilisierung von Festkörpermatrizen auch
durch einfaches Eintauchen in die entsprechende Substanz erreicht werden. Dies ist
insbesondere bei vakuumfreier Präparation von Schichten interessant: z.B. anodische
Oxidation des entsprechenden Metallfilms, da sich auch hier die nötigen Oberflächenhydroxylgruppen
einstellen (B. Reichmann, A.J. Bard; J. Electrochem. Soc. 126, 2133, 1979).
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Die hier beschriebenen Festkörpermatrixschichten sind infolge ihrer
universellen Eigenschaften (Änderung der optischen und elektrischen Eigenschaften
bei Bestrahlung) sehr breitbandig anwendbar, z.B. in der Elektronik als aktives
Material in.Bildspeichern, Projektionsdisplays, zur Herstellung linearer Gitterpolarisatoren,
zur Herstellung gedruckter Schaltungen über elektrolytische Abscheidung von Metallen
an den durch Bestrahlung leitfähig gemachten Stellen der Schicht oder auch zur Durchkontaktierung
in der Mikroelektronik).
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Die Anwendungsmöglichkeiten können noch beträchtlich erweitert werden,
da z.B. Festkörpermatrizen auf der Basis von Wolframoxid nach unserer Erfahrung
auch zur Randorientierung von Flüssigkristallen geeignet sind. So könnte z.B. Wolframoxid
zur Herstellung von Elektroden dienen, die simultan den Flüssigkristall orientieren
und auch das einfallende Licht polarisieren.
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Bisher müssen die entsprechenden Komponenten eines LCD's noch separat
angeordnet werden.
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Anhand der folgenden Beispiele sei die Erfindung weiter erklärt:
Beispiel
1: Wolframoxid (WO3) wird im Hochvakuum bei einem bestimmten Wasserpartialdruck
(PH O S 10 4 mbar) thermisch verdampft, 2 -z.B. aus einem widerstandsgeheizten Molybdän-
oder Tantalschiffchen. Auf einem Glassubstrat wird so eine ca. 5000 A dicke Wolframoxid-Hydroxidschicht
(Festkörpermatrix) hoher Porosität aufgebracht. Nach Beendigung des Aufdampfvorgangs
wird in den Vakuumrezipienten als reduzierendes Agens 2-Hydroxymethylpyridin gegeben,
dessen Dämpfe infolge des Bronstedt-Basencharakters des Pyridinrings in hoher Konzentration
von der Schicht (Festkörpermatrix) chemisorbiert werden. Nach mehrstündiger Lagerung
wird die Schicht entnommen. Diese Schichten besitzen gleichzeitig photochrome, photoresistive,
kathodochrome und kathedoresistive Eigenschaften.
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Bei Bestrahlung der obigen Schicht mit W-Strahlung, z.B. aus einer
Hg-Dampflampe 150 W für 10 min, konnte ein Kontrast von besser 1:10 (bei 633 nm)
gemessen werden. In weißem Licht betrachtet erscheint die Schicht blau. Es handelt
sich exakt um den gleichen Färbeprozeß wie er auch bei elektrochrom eingefärbten
Wolframoxidschichten beobachtet wird (Maximum der Absorption im Nahen IR). Die Spektralbereiche
des Einschreiblichts und des Ausleselichts (UV - NIR) sind also weit voneinander
getrennt.
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Eine Lsgerung - auch in W-freiem Tageslicht - ist möglich, ohne daß
sich eine Nachfärbung ergibt. Bei Abbildung einer sog.
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Auflösungskarte konnten Linienbreiten von 1 um oder besser erzielt
werden. Bei Einschreiben mit Elektronenstrahl in einem Elektronenmikroskop konnten
noch höhere Auflösungen erzielt
werden. Die Schreibgeschwindigkeit
betrug hierbei ca. 0,1 mm/sec für 2 keV-Elektronen bei einem Strahlstrom von ca.
10-11 A.
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Der Kontrast betrug hierbei ca. 1:10.
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Die Einfärbung war in allen Fällen mit einem Rückgang des spezifischen
Widerstands um mehr als 5 Größenordnungen verbunden.
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Beispiel 2: Die Wolframoxidschicht wird gemäß Beispiel 1 auf einen
hochreflektierenden Silberspiegel aufpräpariert. Die optische Dichte der Einfärbung
verdoppelt sich, da bei reflektiver Betrachtung das Licht die Schicht zweimal passiert.
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Beispiel 3: Als Ausgangsmaterial für die Präparation der Festkörpermatrix
gemäß Beispiel 1 wird ein Wolframsuboxid (WO2,72) verwendet.
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Die damit hergestellten Schichten weisen ebenfalls photochrome und
kathodochrome Eigenschaften auf (entsprechend zeigen diese Schichten auch elektrochromes
Verhalten-bei elektrochemischer Einfärbung). Der spezifische Widerstand verändert
sich wie in Beispiel 1.
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Beispiel 4: Als reduzierendes Agens wird Äthanolamin zur Sensibilisierung
der Oxidschichten verwendet.
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Beispiel 5: Die Schichtpräparation wird gemäß Beispiel 1 vorgenommen.
Als reduzierende Agenzien werden Äthanol oder Methanol verwendet.
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Beispiel 6: Methanol und Äthanol wurden von den Schichten auch aufgenommen,
wenn die Schichten nach der Präparation mit der Umgebungsluft in Berührung kamen,
und die Schichten in die flüssigen Alkohole eingelegt wurden.
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Beispiel 7: Die Schichten (wie in Beispiel 1) wurden mit den heterocyclischen
Verbindungen Furan bzw. Thiophen sensibilisiert.
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Beispiel 8: Als Ausgangsmaterial der Präparation gemäß Beispiel 1
wird ein Gemisch von Wolframoxid und Molybdänoxid im Verhältnis 10:1 verwendet.
Die Schichten weisen eine höhere W-Empfindlichkeit auf.
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Die Einfärbung ist kontrastreicher, da die Absorptionsbande weiter
ins Sichtbare verschoben sind. Die Leitfähigkeitsänderung ist allerdings geringer
als im Falle des reinen Wolframoxids.
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Beispiel 9: Zur Herstellung einer Schicht für Flüssigkristallorientierung
wird Wolframoxid im Hochvakuum auf transparente Elektroden aufgedampft. Die Aufdampfbedingungen,
insbesondere der Wasserpartialdruck während des Aufdampfens, beeinflussen das Orientierungsverhalten.
Die Flüssigkristalle MBBA und Biphenyl orientieren spontan homöotrop, wenn das Wolframoxid
der Randschicht bei Wasserpartialdrücken von ca. 10 -4 mbar präpariert wird. Durch
Schrägbedampfung unter 85° C bei Totaldrücken besser 10-5 C bei mbar wurde eine
Orientierung mit einem Anstellwinkel von 300 für MBBA und Biphenyl beobachtet.
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Die Dicke der aufgebrachten Randorientierungsschichten variierte von
ca. 500 A bis ca. 3000 A.