Die Erfindung betrifft Formmassen, die insbesondere zum
Herstellen von Kunststofformkörper mit mikrostrukturierter
Oberfläche geeignet sind. Beispiele für derartige Kunststofformkörper sind
reflektierende Würfelecken-Folien. Fresnel-Linsenelemente,
Beugungsgitter, Videoscheiben und ophthalmologische Linsen,
die auf den Oberflächen durch Nachbildung hergestellte Mikrostrukturen
aufweisen.
Es sind verschiedene Materialien und Verfahren bekannt, mit
denen sich verschiedene mikrostrukturierte Oberflächen in
Form von geprägten, gegossenen oder gepreßten Kunststofformkörpern
herstellen lassen; vgl. J. Applied Physics, Bd.
45 (1974), S. 4557. Einige dieser Produkte und Verfahren
haben sich in der Praxis als wertvoll erwiesen, wenngleich
auch ihre Anwendung in vielen Fällen starken Beschränkungen
unterworfen ist. Andere Produkte haben sich dagegen als unzweckmäßig
erwiesen, insbesondere zur Herstellung von
genauen und dauerhaften Nachbildungen oder zur Herstellung
von Massenprodukten. In vielen Fällen wurde ein weiterer
Fortschritt auf diesem Gebiet durch den Mangel an entsprechenden
Materialien zur Nachbildung behindert.
Reflektierende Würfelecken-Folien, die für Verkehrszeichen
und andere Anwendungszwecke, bei denen man sich der Lichtreflektion für die Verkehrslenkung und zu Sicherheitszwecken
bedient, können beispielsweise gemäß der US-PS 36 89 346
kontinuierlich nachgebildet werden, indem man auf eine
nachzubildende Negativform ein vernetzbares, teilweise polymerisiertes
Harz, beispielsweise bestimmte Acrylesterharze,
aufbringt und das Kunstharz sodann durch aktinische Strahlung
oder durch Erwärmen zum Erstarren bringt. Die für derartige
Zwecke verwendeten Kunstharze zeigen beim Erstarren oder
Härten eine relativ starke Schrumpfung, so daß in der Würfelecken-
Mikrostruktur optische Fehlstellen entstehen, das heißt
es treten Veränderungen in den Winkeln zwischen den Flächen
der Würfelecken auf, was zu einer Lichtstreuung führt und
die gewünschte maximale Reflektion verhindert. Zur Überwindung
dieser Nachteile werden gemäß der US-PS 39 35 359 die
aufgrund der Schrumpfung entstehenden Hohlräume durch weiteres
Kunstharz gefüllt. In der US-PS 39 80 393 wird in Verbindung
mit der Würfelecken-Struktur ein Linsensystem verwendet,
um die Schrumpfung auszugleichen. Derartige Modifikationen
sind jedoch kostspielig, so daß ein Bedarf nach
entsprechenden Materialien zur Nachbildung besteht, bei denen
keine merkliche Schrumpfung eintritt und somit optische
Fehlstellen vermieden werden.
Ein Beispiel für die Verwendung von Kunststoffen zur Nachbildung
von optischen Oberflächen oder Elementen findet sich
in der US-PS 39 31 373, in der die Nachbildung von opthalmologischen
Linsen aus Kunststoffmassen, wie Methylmethacrylat,
unter Verwendung einer Form aus bestimmten polymeren Materialien,
wie Copolymerisate aus Styrol und Methylmethacrylat,
beschrieben sind. Bei deren Verwendung sollen Deformationen
der Linsen während des Härtens verhindert werden. In der
FR-PS 22 47 329 ist die Nachbildung von Videoscheiben unter
Verwendung von UV-härtbaren Acryl- und Epoxyharzen beschrieben.
Die US-PS 33 34 958 betrifft Fresnel-Linsenelemente,
die aus polymerisiertem Methylmethacrylat unter Verwendung
von Formen, die aus maschinell hergestellten Musterlinsen
hergestellt sind, geprägt werden.
In den US-PSen 23 10 790, 24 82 598, 35 65 978, 31 90 947,
33 69 949, 36 67 946 und 25 24 862 ist die Nachbildung von
verschiedenen Formkörpern unter Verwendung von Kunststoffmassen
beschrieben. Die Nachbildungsverfahren dieser Druckschriften
erfordern hohe Preßtemperaturen oder Preßdrücke,
die einen Verlust an Genauigkeit in den nachgebildeten
Strukturen bewirken. Weitere Nachteile bestehen in der Verwendung
von Lösungsmitteln, was lange Verdampfungszeiten
erforderlich macht, in langen Härtungszyklen und in der
Verwendung von härtbaren Materialien von beschränkter Gebrauchsdauer.
Ferner lassen die nachgebildeten Formkörper
in bezug auf Zähigkeit und Formbeständigkeit zu wünschen
übrig und zeigen starke Schrumpfungen.
Oligomere oder gehärtete Polymerisate mit "harten" und
"weichen" Segmenten oder Blöcken sind bekannt; vgl. beispielsweise
"Block Copolymers", Allport und Janes, Wiley & Sons,
N. E. Chap. 8C, 1973; "Polymer Blends & Copolymers", Manson & Sperling,
Plenum Press, New York, 1976, S. 153 bis 166;
"Polymer Engineering & Science", Bd. 11 (1971), S. 369;
"Encyclopedia of Polymer Scienced & Technology", Kirk-Othmer,
Ergänzungsband 1, (1976), S. 521 bis 543; sowie die US-PSen
35 60 417 und 40 77 932. Es gibt jedoch bisher keine Hinweise
darauf, daß sich derartige Materialien zur Herstellung von
Kunststofformkörpern mit einem Gehalt an einem vernetzten
Polymerisat und mit nachgebildeten mikrostrukturierten
Oberflächen eignen.
Solche Formkörper sollen
eine geformte, monolithische Kunststoffschicht (oder
Kunststoffkörper) enthalten, die ein bestimmtes vernetztes
Polymerisat enthält und eine oder mehrere, gleiche oder
verschiedene, nachgebildete, mikrostruktuierte Oberflächen
aufweist. Beispiele für derartige Formkörper sind Verkehrszeichen,
die eine Schicht in Form einer selbsttragenden oder
freien Folie aus dem vernetzten Polymerisat aufweisen, wobei
auf einer Seite eine mikrostrukturierte Oberfläche in Form
einer nachgebildeten regelmäßigen Anordnung an reflektierenden
Würfelecken vorhanden ist, während die andere Seite dieser
Folie eine nachgebildete "flache" Oberfläche aufweisen kann.
Es ist Aufgabe der Erfindung, oligomere Massen zur Verfügung
zustellen, die sich zur Herstellung solcher Formkörper eignen.
Diese oligomeren Massen sollen
flüssig, gießfähig, aus einer Komponente bestehend
(one-part), vorzugsweise lösungsmittelfrei, durch
Bestrahlung additionspolymerisierbar und vernetzbar sein, sowie
"harte" und "welche" Segmente enthalten. Die oligomere Masse soll
unter Bestrahlung, vorzugsweise mit aktinischer Strahlung,
wie UV-Strahlung, den Formkörper bilden.
Die oligomeren Massen sollen eine rasche Massenproduktion derartiger
Formkörper ohne Umweltbelastung erlauben, da kein oder nur
eine geringe Menge an Lösungsmitteln oder anderen flüchtigen
Bestandteilen entwickelt werden und da ihre Verwendung
in bezug auf Temperatur und Druck bei Umgebungsbedingungen
erfolgen soll. Die oligomeren Massen sollen auch
die Nachbildung von Gegenständen ermöglichen, die für bestimmte Zwecke
geeignete Unregelmäßigkeiten, wie Vorsprünge und Vertiefungen,
aufweisen. Derartige Strukturen sollen sich leicht
aus der Form entfernen lassen, wobei keine Details der Form
verlorengehen und eine Beständigkeit derartiger nachgebildeter
Details unter den verschiedensten Verwendungsbedingungen
gewährleistet ist. Den Formkörpern sollen je nach Bedarf
die verschiedensten Eigenschaften verliehen werden können, wie
Zähigkeit, Flexibilität, optische Klarheit, Homogenität,
Beständigkeit gegen übliche Lösungsmittel, hohe thermische
Formbeständigkeit der Mikrostruktur, Beständigkeit gegen
Abrieb und Schlag und Möglichkeit zum Biegen, beispielsweise
um 180°C, ohne Beeinträchtigung der Mikrostruktur. Die physikalischen
Eigenschaften des vernetzten Polymerisats sollen
sich durch entsprechende Wahl der oligomeren Masse variieren lassen.
Die Zugfestigkeit des Polymerisats soll 70 bis 700 kg/cm²,
der Elastizitätsmodul 140 bis 14 000 kg/cm² und die Bruchdehnung
5 bis 300 Prozent betragen. Die optische Homogenität
des Polymerisats soll sich in folgenden Eigenschaften ausdrücken:
Mindestens 91prozentige Lichttransmission,
Schleier von weniger als 5 Prozent und doppelbrechung (Δn)
von weniger als 0,002. Die Flexibilität zeigt sich in erwünschten
Werten für das Schubmodul innerhalb eines breiten
Temperaturbereichs, beispielsweise von 23 bis 120°C.
Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand der Patentansprüche gelöst.
In Fig. 1 ist das dynamische Schubmodul von Kunststoff
aus den oligomeren Massen der Erfindung in Abhängigkeit von
der Temperatur aufgetragen.
Fig. 2 ist eine isometrische Ansicht eines
Beugungsgitters aus einer erfindungsgemäßen
Oligomermasse.
Die erfindungsgemäßen
oligomeren
Massen enthalten durch Bestrahlung polymerisierbare,
Oligomere oder Präpolymere mit
- (1) einem oder mehreren, gleichen oder verschiedenen "harten"
(steifen) Segmenten ("H"), d. h. ein- oder mehrwertigen
und vorzugsweise zweiwertigen Resten mit einer oder mehreren
carbocyclischen und/oder heterocyclischen Gruppen und
vorzugsweise difunktionellen verknüpfenden Gruppen mit der
Fähigkeit zur Wasserstoffbrückenbindung, z. B. Carbonyldioxygruppen
(-OC(O)O-), Carbamatogruppen (-NHC(O)O-),
Ureylengruppen (-NHCONH-), Amidogruppen (-NHCO-) und
Oxygruppen (-O-), wobei diese Reste bei Sättigung ihrer
Valenzen mit Protonen mindestens eine Hauptumwandlungstemperatur
über 250°K und vorzugsweise über 350°K aufweisen,
wobei es sich um eine Glasumwandlungstemperatur
oder eine kristalline Schmelztemperatur handelt, die im
allgemeinen durch differentielle thermische Analyse oder
durch thermomechanische Analyse festgestellt werden,
- (2) einem oder mehreren, gleichen oder verschiedenen "weichen"
(flexiblen) segmenten ("S"), d. h. ein- oder vorzugsweise
mehrwertigen Resten, wie Polyester-, Polyisoloxan-, Polyacrylat-,
Polyäther- oder Polyolefinsegmente, die jeweils
ein Zahlenmittel des Molekulargewichts von etwa
500 bis 5000 aufweisen und in Form eines Homopolymerisats
eine Glasumwandlungstemperatur unterhalb 250°K besitzen, und
- (3) einem oder mehreren, gleichen oder verschiedenen einwertigen
Resten ("E"), die eine strahlungsempfindliche, additionspolymerisierbare,
funktionelle Gruppe enthalten, beispielsweise
eine vic-Epoxygruppe.
Die Menge der Segmente oder Reste "H", "S" und "E" in der
oligomeren Masse sind so beschaffen, daß der daraus gebildete
durch Strahlung gehärtete, vernetzte Kunststoff im Temperaturbereich
von 23 bis 123°C vorzugsweise ein dynamisches
Schubmodul aufweist, das in den durch A-B-C-D von Fig. 1
definierten Bereich fällt. Enthalten die Oligomeren zwei
oder mehr "H"-Segmente, kann es sich um gleiche oder verschiedene
Segmente handeln. Das gleiche gilt auch für die
"S"-Segmente und die "E"-Reste. Ferner sind die Oligomeren
frei von labilen Gruppen, beispielsweise -O-O- und -N=N-
Gruppen. Sie weisen im allgemeinen ein Zahlenmittel des Molekulargewichts
von etwa 1000 bis 30 000 g pro Mol auf.
Oligomere Bestandteile für die erfindungsgemäßen oligomeren Massen lassen sich durch die
allgemeine Formel I wiedergeben
in der "E", "H" und "S" den vorstehenden breiten Definitionen
entsprechen,
α den Wert 1 oder 2 hat,
β 0 ist oder eine ganze Zahl mit einem Wert bis zu 20 und
einem Mittelwert von weniger als etwa 5 darstellt und
γ den Wert 2 oder 3 hat.
"E" in der allgemeinen Formel I hat die nachstehend
angegebenen Bedeutungen:
wobei
R² ein Wasserstoffatom oder einen niederen Alkylrest, beispielsweise
mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen und vorzugsweise
eine Methylgruppe, bedeutet,
B einen Rest der Formeln
in der
f eine ganze Zahl mit einem Wert von 2 bis 5 ist,
d jeweils unabhängig voneinander 0 oder 1 bedeutet und
e einen Wert von 1 bis 5 hat.
"H" in der allgemeinen Formel I entspricht einem Rest der
allgemeinen Formel V, VI, VII oder VIII
wobei
R² jeweils unabhängig voneinander die vorstehend für die
allgemeine Formel IV definierte Bedeutung hat,
R³ jeweils unabhängig voneinander einen zweiwertigen, einen
carbocyclischen Rest enthaltenden Rest bedeutet, der sich von
Benzol, Naphthalin, Cyclohexan, Dicyclohexylmethan, Diphenylmethan
oder Norbornen sowie von deren durch niedere Alkylreste
substituierten Derivaten durch Entfernung von zwei
Wasserstoffatomen ableitet,
R⁴ jeweils unabhängig voneinander einen Alkylenrest mit 2 bis
10 und vorzugsweise 2, 4 oder 6 Kohlenstoffatomen oder einen
Cycloalkylenrest mit 6 bis 10 Kohlenstoffatomen und vorzugsweise
8 Kohlenstoffatomen, von denen 6 Ringkohlenstoffatome
sind, bedeutet,
R⁵ jeweils unabhängig voneinander einen Phenylrest oder vorzugsweise
eine Methylgruppe bedeutet,
g 0 ist oder einen Wert bis zu 5 hat, wobei der Mittelwert
vorzugsweise 1 bis 3 beträgt,
B die vorstehend für die allgemeine Formel IV definierte
Bedeutung hat,
h eine ganze Zahl mit einem Wert von 1 bis 10 ist,
h′ 0 ist oder eine ganze Zahl mit einem Wert von 1 bis 10
bedeutet,
d, d′ und d′′ jeweils unabhängig voneinander 0 oder 1 bedeuten,
mit der Maßgabe, daß, wenn einer der Buchstaben d′ oder
d′′ den Wert 1 hat, der andere 0 ist, und
A jeweils unabhängig voneinander eine -NH- oder -O-Gruppe
bedeutet.
"S" in der allgemeinen Formel I ist ein Polyäther- (oder
Polyoxylkylen-), Polyester-, Polyolefin-, Polyacrylat- oder
Polysiloxanrest, der nach Entfernung der aktiven
Wasserstoffatome von Polyolen (nachstehend durch die allgemeine
Formel Rs(OH) erläutert), wie Polyäther- (oder Polyoxyalkylen-)-
polyole, Polyesterpolyole, Polyätherpolyesterpolyole,
Polyolefinpolyole, Polysiloxanpolyole und Poly-
(alkylacrylat)-polyole, oder von Polyaminen (nachstehend
durch die allgemeine Formel Rs(NH₂)γ erläutert), wie Polyoxyalkylenpolyamine,
Polyolefinpolyamine und Polysiloxanpolyamine,
verbleibt, wobei der Polyoxyalkylenrest Reste der
allgemeinen Formel X einschließt
in der A jeweils unabhängig voneinander eine -NH- oder -O-
Gruppe bedeutet,
(OR⁷)i einen Oxyalkylen- oder Poly-(oxyalkylen)-rest bedeutet,
R⁷ einen Alkylenrest mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen, beispielsweise
eine der Gruppen
bedeutet,
R⁸ einen gesättigten, aliphatischen Rest ohne aktive Wasserstoffatome
mit 2 bis 10 Kohlenstoffatomen bedeutet, der 1 oder
2 nicht-vizinale Kettensauerstoff- oder stickstoffatome enthalten
kann und dessen Wertigkeit j entspricht,
i eine ganze Zahl mit einem Wert von 1 bis 20 und vorzugsweise
von 2 bis 10 bedeutet,
j eine ganze Zahl mit einem Wert von 1 bis 3 ist und
d und c jeweils unabhängig voneinander 0 oder 1 bedeuten,
mit der Maßgabe, daß, wenn d den Wert 1 hat, c 0 ist und
j den Wert 2 oder 3 hat und, wenn d 0 ist, j den Wert 1 hat.
Nachstehend sind Untergruppen für "S" angegeben, die unter
die allgemeine Formel X fallen:
in der vorzugsweise f′ jeweils unabhängig voneinander einen
Wert von 3 bis 5 und vorzugsweise den Wert 4 hat und
i′ einen Wert von 5 bis 10 hat,
in der vorzugsweise f′ einen Wert von 3 bis 5 hat und vorzugsweise
den Wert 4 hat,
i′ einen Wert von 5 bis 10 hat und
k den Wert 2 oder 3 hat und der Wertigkeit von R⁸ entspricht,
in der die Gruppen innerhalb der einfachen eckigen Klammern
mit den tiefgestellten Buchstaben m und n statistisch verteilte
Struktureinheiten darstellen,
m 0 ist oder einen Wert von 1 bis 4 hat,
n einen Wert von 4 bis 20 hat, mit der Maßgabe, daß m/n
mindestens den Wert 4 hat, und
in der die Gruppen innerhalb der einfachen eckigen Klammern
mit den tiefgestellten Buchstaben m und n statistisch innerhalb
der doppelten eckigen Klammern verteilte Struktureinheiten
bedeuten,
m, n und n/m die vorstehend für die Formel Xc definierte
Bedeutung haben und
k den Wert 2 oder 3 hat und der Wertigkeit von R⁸ entspricht.
"S" in der allgemeinen Formel I kann auch einen Polyesterrest
der allgemeinen Formel XI bedeuten
in der
R⁹ einen gesättigten aliphatischen Rest ohne aktive Wasserstoffatome
mit 2 bis 10 Kohlenstoffatomen bedeutet, der 1
oder 2 nicht-vizinale Kettensauerstoff- oder stickstoffatome
enthält und dessen Wertigkeit s entspricht,
a, o, p und q jeweils unabhängig voneinander 0 oder 1 bedeuten,
e′ jeweils unabhängig voneinander eine ganze Zahl mit einem
Wert von 2 bis 10 und vorzugsweise von 2 bis 5 bedeutet,
r jeweils unabhängig voneinander einen Wert von 1bis 20
und vorzugsweise von 1 bis 10 hat und
s jeweils unabhängig voneinander eine ganze Zahl mit einem
Wert von 1 bis 3 bedeutet, mit der Maßgabe, daß,
wenn q den Wert 1 hat, s den Wert 2 oder 3 hat und
o 0 ist und a und p beide jeweils 0 oder 1 bedeuten, und,
wenn q 0 ist, s und o den Wert 1 haben und a und p jeweils
beide 0 oder 1 bedeuten.
Nachstehend sind Polyesterreste, d. h. Polycaprolactonreste,
für "S" innerhalb der allgemeinen Formel XI angegeben:
in der r′ einen Wert von 1 bis 10 und e′ den Wert 2 oder 3
hat,
in der r′ einen Wert von 1 bis 10 und s den Wert 2 oder 3
hat und R⁹ vorzugsweise einen Oxyalkylenrest, z. B. die Gruppe
der Formel -CH₂CH₂OCH₂CH₂-, einen Polyoxyalkylenrest oder
Alkantriylrest, z. B. die Gruppe der Formel
bedeutet,
in der e′ jeweils unabhängig voneinander einen Wert von 2
bis 5 hat und r′ einen Wert von 1 bis 10 hat, und
in der e′ einen Wert von 2 bis 5 hat,
r′ einen Wert von 1 bis 10 hat,
R⁹ die vorstehend für die allgemeine Formel XIb angegebene
Bedeutung hat und
s den Wert 2 oder 3 hat.
Innerhalb der allgemeinen Formel I kann "S" auch einen Polyolefinrest
der folgenden allgemeinen Formeln bedeuten
in der t einen Wert von 7 bis 35 hat, und
in der
die Gruppe innerhalb der einfachen eckigen Klammern mit den
tiefgestellten Buchstaben u und v statistisch innerhalb der
doppelten eckigen Klammern verteilte Struktureinheiten darstellen,
u und v ganze Zahlen bedeuten, deren Summe 2 bis 20 und
deren Verhältnis u/v 1/4 bis 4/1 beträgt,
s den Wert 2 oder 3 hat und
R¹⁰ einen mehrwertigen, einen carbocyclischen Rest enthaltenden
Rest bedeutet, der sich von Benzol, Naphthalin oder einem
phenylsubstituierten Benzol durch Entfernung von 2 oder
mehr Wasserstoffatomen ableitet.
Innerhalb der allgemeinen Formel I kann "S" auch einen Polyacrylatrest
der allgemeinen Formel XIV bedeuten
in der
R¹¹ unabhängig voneinander ein Wasserstoffatom oder eine
Methylgruppe bedutet,
R¹² unabhängig voneinander einen Alkylrest mit 2 bis 10
Kohlenstoffatomen und vorzugsweise eine Butylgruppe bedeutet,
R¹³ unabhängig voneinander eine -C(O)OCH₃-, -CN- oder Phenylgruppe
bedeutet,
R¹⁴ eine Gruppe der Formeln -SR¹⁵H, -SR¹⁵O- oder -SCH₂C(O)OR¹⁵H
oder ein Wasserstoffatom bedeutet, wobei R¹⁵ einen Alkylenrest
mit 1 bis 12 und vorzugsweise mit 2 Kohlenstoffatomen
darstellt,
f eine ganze Zahl mit einem Wert von 2 bis 5 ist,
die Gruppen innerhalb der einfachen eckigen Klammern mit den
tiefgestellten Buchstaben x, y und z statistisch innerhalb
der doppelten eckigen Klammern verteilte Struktureinheiten
bedeuten und
die Summe von x, y und z so beschaffen ist, daß das Zahlenmittel
des Molekulargewichts der Gesamtheit der Struktureinheiten
etwa 500 bis 5000 beträgt, wobei die Struktureinheiten
innerhalb der mit x und y bezeichneten Klammern obligatorisch
und die Struktureinheiten innerhalb der mit z bezeichneten
Klammer fakultativ sind.
Innerhalb der allgemeinen Formel I kann "S" auch einen Polysiloxanrest
der nachstehenden Formeln bedeuten
in der
b′ einen Wert von 6 bis 35 hat und
R einen geradkettigen oder verzweigten Alkylenrest mit 1 bis
12 Kohlenstoffatomen oder einen Polyoxyalkylenrest mit 4 bis
80 Kohlenstoffatomen und 1 bis 40 Sauerstoffatomen bedeutet,
und
in der
die Gruppen innerhalb der einfachen eckigen Klammern mit den
tiefgestellten Buchstaben b′ und c′ statistisch innerhalb
der doppelten eckigen Klammern verteilte Struktureinheiten
bedeuten,
b′ einen Wert von 6 bis 35 hat,
c′ den Wert 2 oder 3 hat und
R die vorstehend für die allgemeine Formel XV definierte
Bedeutung hat.
Spezielle Beispiele für Oligomere, die sich zur Herstellung
der Formkörper der Erfindung eignen und die innerhalb die
allgemeine Formel I fallen, sind in Tabelle I zusammengestellt.
Die erfindungsgemäßen
oligomeren Massen lassen sich nach üblichen, an sich bekannten
Reaktionsfolgen zur Herstellung von additionspolymerisierbaren
Materialien herstellen. Es lassen sich zwei allgemeine Reaktionstypen
unterscheiden:
(1) Additionsreaktionen, d. h. die Bildung von Urethan oder
Harnstoff durch Umsetzung einer organischen Verbindung
mit einem aktiven Wasserstoffatom und einem Isocyanat oder
die Bildung eines Äthers durch Umsetzung einer organischen
Verbindung mit einem aktiven Wasserstoffatom und einer
Epoxyverbindung, und
(2) Kondensationsreaktionen, d. h. die Veresterung oder Verätherung
einer organischen Verbindung mit einem aktiven
Wasserstoffatom mit einer Carbonsäure, einem Ester oder
Acylhalogenid davon oder mit einem Alkyläther unter gleichzeitiger
Beseitigung des Nebenprodukts.
Zur Herstellung von einigen oligomeren Massen werden, wie nachstehend
erläutert, beide Reaktionstypen angewendet.
Derartige Umsetzungen sind in der synthetischen Polymerchemie
üblich; vgl. J. H. Saunders und K. C. Frisch "Polyurethanes
Chemistry and Technology", Teil 1 (1962), insbesondere Kapitel
III; H. Lee und K. Neville "Handbook of Epoxy Resins",
(1967), insbesondere Appendix 5-1; P. F. Bruins, "Epoxy Resin
Technology", (1968), insbesondere Kapitel 1 und 2; Kirk-Othmer,
"Encyclopedia of Chemical Technology", 2. Aufl., Bd. 8, (1965),
S. 313; J. D. Roberts und M. C. Caserio, "Basic Principles of Organic
Chemistry", (1964), S. 518. Diese allgemeinen Reaktionen
werden so angewendet, daß sich eine chemische Kombination
der "E"-Reste mit den "H"- und "S"-Segmenten unter Bildung der
erfindungsgemäß verwendeten oligomeren Massen ergibt. Im allgemeinen
wird die Kombination der Reste "E", "H" und "S" in
einer stufenweisen Reaktionsfolge durchgeführt. Unter bestimmten
Umständen ist es jedoch zweckmäßig, die Reaktionen
gleichzeitig durchzuführen und auch die oligomere Masse
während des Verfahrens zur Herstellung der nachgebildeten,
erfindungsgemäßen Kunststofformkörper in situ zu bilden, d. h.
die Additionsreaktion unter Ätherbildung in situ in der Form
durchzuführen. Im allgemeinen werden die Reaktionen unter Bildung
von Urethan oder Harnstoff 10 Minuten bis einige Stunden
oder mehr (genügend lange, um die Reaktion hervorzurufen) bei
Temperaturen von 25 bis 100°C durchgeführt. Vorzugsweise wird
ein Katalysator, wie Dibutylzinndilaurat, zur Beschleunigung
der Reaktion eingesetzt. Nachstehend sind allgemeine Reaktionsgleichungen
für derartige Umsetzungen zur Herstellung der erfindungsgemäß
verwendeten oligomeren Massen angegeben. Die
Vorläufer von "H", "S" und "E" sind mit den entsprechenden
tiefgestellten Buchstaben gekennzeichnet. Die Reste mit dem
tiefgestellten Buchstaben C bedeuten eine Kettenverlängerungsverbindung.
g, β undγ haben die für die allgemeine Formel I
definierte Bedeutung.
Die Additionsreaktionen unter Ätherbildung werden im allgemeinen
bei Temperaturen von 75 bis 150°C (oder bei Umgebungstemperatur,
wenn eine in situ-Reaktion bei der Nachbildung
der Kunststofformkörper erfolgt) vorzugsweise in Gegenwart
von Katalysatoren, wie Lewis-Säuren, beispielsweise BF₃ · O(C₂H₅)₂,
oder Lewis-Basen wie Benzyltrimethylammoniumhydroxid, oder
photoaktiven Katalysatoren, beispielsweise Aryljodonium- oder
-sulfoniumsalze gemäß der US-PS 40 81 276, wenn die Umsetzung
in situ erfolgt, durchgeführt. Nachstehend sind allgemeine
Reaktionsgleichungen für die Herstellung entsprechender Oligomermassen
angegeben:
Beispiele für Kondensationsreaktionen unter Ätherbildung sind
solche zwischen "E"- und "S"-Vorläufern mit aktiven Wasserstoffatomen
und einem N-(nieder-Alkoxymethyl)-melamin als einem
"H"-Vorläufer, wie die nachstehenden Gleichungen erläutern:
Diese Umsetzungen werden durch saure Katalysatoren, wie p-
Toluolsulfonsäure, gefördert. Im allgemeinen wird die Umsetzung
1 bis 3 Stunden oder mehr bei Temperaturen von 60
bis 120°C durchgeführt. Die Verwendung von verminderten Drücken
zur Entfernung von flüchtigem niederem Alkanol ist zweckmäßig.
Veresterungsreaktionen lassen sich durch nachstehende Gleichungen
erläutern:
Derartige Veresterungsreaktionen erfordern die Beseitigung
eines Nebenprodukts (Wasser, Halogenwasserstoff oder niederer
Alkohol). Die Veresterung wird durch Erwärmen des Gemisches
auf 50 bis 150°C in Gegenwart eines entsprechenden Katalysators,
wie Toluolsulfonsäure, gefördert. Die Anwendung von
vermindertem Druck zur Entfernung von flüchtigen Nebenprodukten
ist ebenfalls zweckmäßig.
Die physikalischen Eigenschaften, beispielsweise die thermische
Formbeständigkeit, der vernetzten Polymerisate, die nach dem
Härten der oligomeren Massen erhalten werden, hängt von der
Vernetzungsdichte des Polymerisats ab. Ein Maß für die Vernetzungsdichte
ergibt sich durch Berechnung des Molekulargewichts
pro Vernetzung, bezogen auf die monomeren Vorläuferbestandteile
der oligomeren Masse. Diese Berechnung (vgl.
beispielsweise
das nachstehende Beispiel 1) wird durchgeführt, indem
man die Zahl der Grammole des "S"-Vorläufers von der Zahl
der Grammole des "H"-Vorläufers subtrahiert und das Gesamtgewicht
der monomeren Vorläuferkomponenten in der oligomeren
Masse in Gramm durch die vorstehende Differenz dividiert.
Auf diese Weise ergibt sich in Beispiel 1 ein Molekulargewicht
pro Vernetzung von 1241. Im allgemeinen liegt das berechnete
Molekulargewicht pro Vernetzung für die Polymerisate im Bereich
von 400 bis 5000 und vorzugsweise im Bereich von 1000
bis 3000. Der tatsächliche Wert liegt im allgemeinen aufgrund
von Nebenreaktionen unvollständigen Umsetzungen und dergleichen
etwas höher.
Die aufgrund der vorstehenden Gleichungen (1) bis (13) erhaltenen
oligomeren Produkte weisen überwiegend die angegebenen
Strukturformeln auf. Das oligomere Produkt der Gleichungen
(1), (2), (5), (7), (9) und (11) entspricht der allgemeinen
Formel I.
Beispielsweise entsprechen
im oligomeren Produkt von Gleichung (1) REO-, -CONH-RH-NHCO-
und -O-RS-O- "E", "H" bzw. "S" in der allgemeinen Formel I,
wobei α den Wert 1 hat. Im oligomeren Produkt von Gleichung (2),
die ebenfalls unter die allgemeine Formel I fällt, wobei α
ebenfalls den Wert 1 hat, entspricht REO- "E".
-CONH-RH-NHCO O-RCOCONH-RH-NHCO G entspricht "H" gebunden
an "E". Der an -ORSO- gebundene Rest -CONH-RH-NHCO- entspricht
"H" gebunden an "S". -ORSO- entspricht "S".
Die durch diese Umsetzungen hergestellten oligomeren Produkte
sind oft stark viskos und somit schwierig zu gießen. Ferner
sind diese Produkte häufig nicht in der Lage, die erforderliche
Vernetzungsdichte im daraus hergestellten gehärteten
Kunststoffgegenstand zu gewährleisten. Daher kann es erforderlich
sein, daß oligomere Produkt mit einem durch Bestrahlung
additionspolymerisierbaren ein- oder mehrwertigen, monomeren
Verdünnungsmittel, wie 2-(N-Butylcarbamyl)-äthylmethacrylat
zu versetzen, um die Viskosität der oligomeren Vergußmasse
zu verringern und im daraus herzustellenden Kunststoffgegenstand
die erforderliche Vernetzungsdichte zu gewährleisten.
Die Vernetzungsdichte macht sich in einer Gelquellung (bestimmt
in Tetrahydrofuran gemäß den nachstehenden Angaben)
im Bereich von 35 bis 200 Gewichtsprozent und vorzugsweise
von 80 bis 150 Gewichtsprozent bemerkbar. Im allgemeinen soll
die Menge des monomeren Verdünnungsmittels weniger als 50
Gewichtsprozent, bezogen auf die oligomere Masse (d. h. Oligomere
+ monomeres Verdünnungsmittel) betragen, da größere
Mengen die Konzentration der "H"- und "S"-Segmente unter das
erforderliche Maß, das zur Bildung der gewünschten, nachgebildeten
Kunststofformkörper erforderlich ist, senken und
die Schrumpfung während des Härtens weiter erhöhen.
Die oligomeren Massen (einschließlich des verwendeten monomeren
Verdünnungsmittels) und die daraus hergestellten Formkörper
weisen die gleiche Menge an "H"-Segmenten und die
gleiche Menge an "V"-Segmenten und infolgedessen auch das
gleiche Verhältnis an diesen Resten auf. Die Menge an "H"
liegt im allgemeinen im Bereich von 10 bis 80 Gewichtsprozent
(von dieser Menge sind mindestens 30 Gewichtsprozent auf die
carbocyclischen und heterocyclischen Gruppen zurückzuführen)
und vorzugsweise von 15 bis 60 Gewichtsprozent. Die Menge an
"S" beträgt im allgemeinen 10 bis 60 Gewichtsprozent und vorzugsweise
15 bis 45 Gewichtsprozent. Der Restanteil der oligomeren
Masse besteht aus den funktionellen Resten "E" und dem
monomeren Verdünnungsmittel, von denen sich verknüpfende
Segmente oder Reste ableiten. Die Kunststofformkörper weisen
im Temperaturbereich von 23 bis 120°C vorzugsweise ein Modul
auf, das innerhalb den von A-B-C-D von Fig. 1 definierten Bereich
fällt. Die Messung dieser Eigenschaft erfolgt gemäß
US-PS 3 853 595, die dort als "Lagerschubmodul G′" bezeichnet
wird. Die speziellen Mengen an "H", "S" und "E" in der
oligomeren Masse sind so beschaffen, daß das daraus gebildete
vernetzte Polymerisat den vorgenannten Modul aufweist.
Dieser Modul ist abhängig vom "H"- und "S"-Gehalt und von
der Vernetzungsdichte des Kunststoffs, wobei sich, wie vorstehend
erwähnt, die Vernetzungsdichte in der Gelquellung
bemerkbar macht. Wenn eine bestimmte oligomere Masse einen
Gehalt an "H", "S", "E" aufweist, der innerhalb der vorstehend
genannten Bereiche liegt und das daraus hergestellte vernetzte
Polymerisat eine Kurve des dynamischen Schubmoduls aufweist,
das ganz oder teilweise oberhalb der Linie A-B von Fig. 1
liegt, ist dies ein Anzeichen dafür, daß der Kunststoff für
einen speziellen erfindungsgemäßen Formkörper zu starr ist.
In diesem Fall muß der "H"-Gehalt der oligomeren Masse verringert
werden, beispielsweise unter Verwendung eines "S"-Vorläufers
von höherem Molekulargewicht oder durch Beseitigung
oder Verringerung der Menge des bei der Herstellung der oligomeren
Masse verwendeten Kettenverlängerungsmittels, oder es
muß die Vernetzungsdichte gesenkt werden, indem man einen
"H"-Vorläufer von höherem Molekulargewicht oder einen "S"-Vorläufer
von höherem Molekulargewicht verwendet. Fällt andererseits
das dynamische Schubmodul ganz oder teilweise unter die
Linie D-C von Fig. 1, zeigt dies, daß der Kunststoff für einen
speziellen Formkörper der Erfindung zu flexibel ist. In
diesem Fall muß der "H"-Gehalt der oligomeren Masse erhöht
werden, beispielsweise durch Verwendung eines "S"-Vorläufers
von geringerem Molekulargewicht und/oder durch Verwendung eines
Kettenverlängerungsmittels zusammen mit zusätzlichem "H"-Vorläufer,
oder es muß die Vernetzungsdichte erhöht werden,
indem man einen "H"-Vorläufer oder "S"-Vorläufer von geringerem
Molekulargewicht verwendet oder indem man ein multifunktionelles,
monomeres Verdünnungsmittel, beispielsweise
1,6-Hexandioldiacrylat, einsetzt. Die speziellen Mengen an
"H" und "S" und die spezielle Vernetzungsdichte für ein spezielles
System, die erforderlich sind, um das bevorzugte Schubmodul
innerhalb des Bereichs von A-B-C-D von Fig. 1 zu erreichen,
lassen sich leicht empirisch ermitteln, indem man
die vorerwähnten Parameter entsprechend den genannten Grundsätzen
variiert. Die Einstellung des dynamischen Moduls beruht
auf der im allgemeinen linearen Beziehung, auf logarithmischer
Basis, zwischen dem dynamischen Modul (oder der Zugfestigkeit)
und der Menge an "H" im gehärteten Kunststoff.
Die Materialien, die als Vorläufer für "H, "S" und "E"
zur Herstellung der erfindungsgemäßen oligomeren Massen verwendet
werden, sowie die Kettenverlängerungsmittel, Katalysatoren,
monomeren Verdünnungsmittel, Strahlungs- oder Photosensibilisatoren
und Initiatoren sind an sich bekannte Verbindungen,
die großenteils im Handel erhältlich sind. Nachstehend finden
sich nähere Erläuterungen unnd Literaturhinweise bezüglich
dieser Materialien.
Beispiele für Polyole, die als "S"-Vorläufer verwendet werden
können sind Polyesterpolyole, wie die Lactonpolyester der
US-PS 3 169 945 (insbesondere die Polyester mit 2 oder mehr
endständigen Hydroxylgruppen, hergestellt durch Umsetzung von
ε-Caprolacton und einem Polyol, Polyamin oder Aminalkohol),
die Polyester-Kondensationspolymerisate mit endständigen Hydroxylgruppen
der US-PS 3 641 199, die im wesentlichen linearen,
gesättigten Polyester mit endständigen Hydroxylgruppen der US-PS
3 457 326, die Hydroxylgruppen enthaltenden Polyester der
US-PS 3 931 117 und die Blockcopolymerisate von Polyäthern
und Polyestern mit endständigen Hydroxylgruppen der US-PS
3 960 572. Beispiele für entsprechende Polyätherpolyole, die
sich als "S"-Vorläufer eignen, sind die Polyäther-Kondensationspolymerisate
mit endständigen Hydroxylgruppen der US-PS
3 641 199, die im wesentlichen linearen, gesättigten Polyäther
mit endständigen Hydroxylgruppen der US-PS 3 457 326,
die Polyalkylenätherpolyole der US-PS 3 499 852, 3 697 485
und 3 711 444 und die Polyäthylenglykole und Polypropylenglykole
der US-PS 3 850 770. Beispiele für als "S"-Vorläufer geeignete
Polyolefinpolyole sind die in der US-PS 3 678 014
aufgeführten Verbindungen und die von Äthylen abgeleiteten α,ω-Diole
gemäß J. Polymer Science, Teil A-1, Bd. 5 (1967),
S. 2693. Beispiele für als "S"-Vorläufer geeignete Polysiloxanpolyole
sind die Diorganopolysiloxane mit endständigen
Hydroxylgruppen der US-PS 4 098 742 und 3 886 865 und die
Siloxane mit einer an mindestens 2 ihrer Siliciumatome gebundenen,
reaktiven Hydroxylgruppe der US-PS 3 577 264, 3 976 676 und
4 013 698.
Eine besonders wertvolle, im Handel erhältliche Gruppe von
Caprolactonpolyolen, die als "S"-Vorläufer verwendet werden
können, wird unter der Handelsbezeichnung "NIAX", beispielsweise
PCP-0200, PCP-0210, PCP-0230 und PCP-0300 vertrieben
(vgl. Technisches Merkblatt F-42464 der Union Carbide Corp.).
Weitere besonders geeignete, im Handel erhältliche "S"-Vorläufer
sind die unter der Handelsbezeichnung "Jeffamine" vertriebenen
Polyoxypropylamine, beispielsweise D-2000, und
die unter der Handelsbezeichnung "DOW CORNING" vertriebenen
Siliconpolycarbinole, beispielsweise Q4-3667.
Beispiele für Polyisocyanate, inbesondere Diisocyanate, die
als "H"-Vorläufer verwendet werden können, finden sich in den
US-PS 3 641 199, 3 700 643, 3 819 586, 3 878 036, 3 931 117,
3 960 572 und 4 065 587. Beispiele für Epoxide, die als "H"-Vorläufer
verwendet werden können, sind Diglycidyläther von
Bisphenol A, Diglycidylisophtalat, Diglycidylphthalat, o-Glycidylphenylglycidyläther,
Diglycidyläther von Resorcin,
Triglycidyläther von Phloroglucin, Triglycidyläther von Methylphloroglucin,
Diglycidylphenyläther und Diglycidyläther
von hydriertem Bisphenol A; vgl. "Handbook of Epoxy Resins",
Appendix 4-1, H. Lee und K. Neville, McGraw-Hill Book Company,
1967.
Beispiele für besonders geeignete, im Handel erhältliche Diisocyanate,
die als "H"-Vorläufer verwendet werden können,
sind Isophorondiisocyanat (Handelsbezeichnung "IPDI" der
Veba-Chemie AG und Methylenbis-(4-cyclohexylisocyanat) der
Handelsbezeichnung "Hylene" WS von DuPont.
Beispiele für "E"-Vorläufer sind
die nachstehenden Epoxide: Butylglycidyläther,
Diglycidyläther von Propylenglykol, Diglycidyläther
von Butandiol, Vinylcyclohexendioxid, gemischte Isomere von
Bis-(2,3-epoxycyclopentyl)-äther, Bis-(3,4-epoxy-6-methylcyclohexylmethyl)-adipat,
Bis-(3,4-epoxycyclopentyl)-äther,
3,4-Epoxy-6-methylcyclohexancarboxylat, p-Butylphenolglycidyläther,
Limonendioxid, Dicyclopentadiendioxid und 3,4-
Epoxy-tert.-methylcyclohexylmethyl-4-epoxy-6-methylcyclohexancarboxy-lat;
vgl. Lee und Nevill, a. a. O.
Beispiele für zur Herstellung der Oligomeren geeignete Kettenverlängerungsmittel
sind bekannte, für diesen Zweck geeignete
Verbindungen mit endständigen Hydroxyl-, Carboxy-, Amino-
oder Mercaptogruppen; vgl. US-PS 3 448 171.
Zur Förderung der Reaktion zur Bildung der Oligomeren ist es
im allgemeinen zweckmäßig, einen Katalysator zu verwenden.
Typische Beispiele für derartige Katalysatoren sind Verbindungen
mit tertiären Aminogruppen, Zinnverbindungen und Titanverbindungen.
Beispiele für bevorzugte Zinnverbindungen sind Dibutylzinndilaurat,
Dibutylzinndiäthylhexoat, Dibutylzinnsulfid, Dibutylzinndibutoxid,
Zinn(II)-octoat, Zinn(II)-oleat und Zinn(II)-chlorid.
Es können Katalysatorkonzentrationen von etwa 0,01
bis etwa 0,5 und vorzugsweise von etwa 0,025 bis 0,1 Gewichtsprozent,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Reaktionsteilnehmer
(unter Ausschluß von Lösungsmitteln) verwendet werden.
Bei den zur Verdünnung verwendeten Monomeren handelt es sich
um additionspolymerisierbare Monomere, beispielsweise äthylenisch
ungesättigte Monomere und vic-epoxyreaktive Verdünnungsmittel.
Die monomeren Verdünnungsmittel tragen zum
Gehalt an "H", "S" oder "E" der oligomeren Masse je nach der
Glasumwandlungstemperatur Tg eines Homopolymerisats des speziellen
Monomeren bei. Beträgt Tg des Homopolymerisats mehr
als etwa 350°K, trägt das Monomere zum "H"-Gehalt bei. Unter
etwa 250°K trägt es zum "S"-Gehalt und zwischen etwa 250 und
350°K zum "E"-Gehalt. Das Prinzip der "harten" und "weichen"
Monomeren ist an sich bekannt (vgl. US-PS 4 077 926 und
4 077 932) und wird zur Erläuterung von Monomeren, die gegebenenfalls
in Klebstoffmassen eingesetzt werden, verwendet.
Entsprechende äthylenisch ungesättigte monomere Verdünnungsmittel
und die Glasumwandlungstemperaturen der entsprechenden
Homopolymerisate sind in der Polymerchemie geläufig, vgl.
beispielsweise Brandrup und Immergut, Polymer Handbook, III-61
bis 73, Interscience Publishers, 1967. Beispiele für
"harte" Monomere (und die Tg der Homopolymerisate) sind Isobornylacrylat
(367°K), Methylmethacrylat (378°K), Cyclohexylchloracrylat
(372°K), 2-Chlorstyrol (392°K), 2,4-Dichlorstyrol (406°K), Styrol (373°K), Acrylsäure (360°K), Acrylamid,
Acrylnitril (393°K) und Methacrylnitril (393°K). Beispiele
für "weiche" Monomere (und die Tg der Homopolymerisate)
sind Butylacrylat (218°K), Äthylacrylat (249°K), 2-Äthylhexylacrylat
(223°K), Dodecylmethacrylat (208°K) und
4-Decylstyrol (208°K). Beispiele für monomere Verdünnungsmittel,
die weder zum Gehalt an "harten" noch an "weichen"
Bestandteilen beitragen, die aber als verknüpfende Segmente
einverleibt werden (und die Tg der Homopolymerisate) sind
4-Cyclohexyl-1-buten (318°K), 1-Dodecen (267°K), tert.-Butylacrylat
(251°K), Cyclohexylacrylat, Dodecylacrylat (270°K),
Isopropylacrylat (270°K), Methylacrylat (279°K), Butylmethacrylat
(293°K), 4-Butoxystyrol (320°K), 2-(N-Butylcarbamyl)-äthylmethacrylat
(304°K) und 2-(N-Äthylcarbamyl)-äthylmethacrylat.
Polyäthylenisch ungesättigte Monomere werden auch
in die verknüpfenden Segmente einverleibt und werden in geringen
Mengen verwendet, um das Molekulargewicht der gehärteten
oligomeren oligomeren Masse pro Vernetzung zu verringern. Spezielle
Beispiele für derartige Verbindungen sind 1,4-Butylendimethacrylat
oder -acrylat, Äthylendimethacrylat oder -acrylat,
Trimethylolpropan-di- oder -triacrylat. Glyceryldiacrylat
oder -methacrylat, Glyceryltriacrylat oder -methacrylat,
Glycidylacrylat oder -methacrylat, Pentaerythrittriacrylat
oder -trimethacrylat, Diallylphthalat, 2,2-Bis-(4-methacryloxyphenyl)-propan,
Diallyladipat, Di-(2-acryloxyäthyl)-äther,
Dipentaerythritpentaacrylat, Neopentylglykoltriacrylat,
Polypropylenglykoldiacrylat oder -dimethacrylat und 1,3,5-Tri-
(2-methacryloxyäthyl)-s-triazin.
Beispiele für zur Verdünnung verwendete Monomere mit reaktiven
Epoxygruppen sind Phenylglycidyläther, 4-Vinylcyclohexendioxid,
Limonendioxid, 4-Vinylcyclohexenoxid, 1,2-Cyclohexenoxid,
Glycidylacrylat, Glycidylmethacrylat und Styroloxid.
Für oligomere Massen, bei denen es sich bei dem Rest mit
einer strahlungsempfindlichen, additionspolymerisierbaren,
funktionellen Gruppe um eine Epoxygruppe gemäß den allgemeinen
Formeln III und IV handelt, können beliebige Katalysatoren
verwendet werden, die bei der Strahlungsbehandlung
einen kationischen Polymerisationskatalysator freisetzen
oder bilden. Bei diesen Katalysatoren handelt es sich um
auf diesem Gebiet bekannte Oniumsalze. Es wird auf die
US-PS 3 326 650 verwiesen, aus der hervorgeht, daß photoempfindliche,
latente Härter, bei denen es sich um aromatische
Diazoniumsalze eines komplexen Anions, beispielsweise
Hexafluorantimonat, handelt, als photopolymerisierende
Epoxymonomere verwendet werden können. Aus der US-PS
4 081 276 sind Photoinitiatoren bekannt, die unter Einfluß
von Strahlungsenergie einen kationischen Polymerisationskatalysator
freisetzen. Hierbei handelt es sich um
Salze komplexer Anionen mit Halogeniumverbindungen, aromatischen
Oniumverbindungen der Gruppe Va und aromatischen
Oniumverbindungen der Gruppe VIa. Diese Verbindungen sind
zur Erzeugung eines Bilds auf einem Substrat geeignet. Als
Katalysator zur Polymerisation der oligomeren Massen der Erfindung,
wobei es sich bei der additionspolymerisierbaren,
funktionellen Gruppe um eine Epoxygruppe handelt, sind aromatische
Jodonium- oder Sulfoniumsalze von komplexen Anionen
aus der Gruppe Tetrafluoroborat, Hexafluorophosphat, Hexachloroantimonat
und Hexafluoroantimonat bevorzugt. Beispiele
für entsprechende Salze sind Diphenyljodoniumhexafluorophosphat,
Diphenyljodoniumhexafluoroantimonat, Triphenylsulfoniumhexafluorophosphat
und Triphenylhexafluoroantimonat.
Weitere bevorzugte Photoinitiatoren in Form von
aromatischen Oniumsalzen sind die aromatischen Jodonium-
und Sulfoniumsalze von fluoroaliphatischen Sulfonsäuren und
die Bis-(fluoroaliphatischen-sulfonyl)-methane gemäß der
US-PS 4 049 861.
Bei der Herstellung von speziellen, Kunststoffkörpern
für einen bestimmten Anwendungszweck beeinflussen
wirtschaftliche Überlegungen die Wahl der speziellen
oligomeren Masse(n) und der Herstellungsweise. Beispielsweise
werden bei der Herstellung von reflektierenden Würfelecken-Folien
zur Verwendung als Sichtzeichen zur Verkehrskontrolle,
wo es beispielsweise besonders auf Wetterfestigkeit
und eine hohe Schlagzähigkeit ankommt, urethanhaltige
oligomere Massen bevorzugt, beispielsweise solche gemäß der
allgemeinen Formel I. Die Urethanbindung verleiht
der Folie eine gute Beständigkeit gegen Licht, Wärme und
Feuchtigkeit. Zur Herstellung derartiger oligomerer Massen
bedient man sich vorzugsweise der vorstehenden Gleichung
(2), da dabei nur zwei Reaktionsstufen beteiligt sind und
ein oligomeres Produkt mit einem relativ hohen Gehalt an "H"-Segmenten
erhalten wird, was zur Erzielung einer hohen
Schlagzähigkeit der Folie erforderlich ist. Die Gleichung
(2) erlaubt die Verwendung von Hydroxyacrylaten, wie 2-
Hydroxyäthylmethacrylat, cycloaliphatischen Polyisocyanaten,
wie Isophorondiisocyanat, und Polyesterpolyolen, wie Polycaprolactondiole.
Bei diesen drei Arten von Reaktionsteilnehmern
handelt es sich um im Handel erhältliche Ausgangsprodukte,
die zu Urethanverknüpfungen mit der gewünschten
Wetterbeständigkeit führen.
Bei der Herstellung von flexiblen Videoscheiben kommt es
insbesondere auf eine hohe Abriebfestigkeit und optische
Transparenz an. Vorzugsweise werden hierfür urethanhaltige
oligomere Massen verwendet, beispielsweise Produkte entsprechend
der allgemeinen Formel I. Die Urethanverknüpfung
sorgt für die Abriebfestigkeit der Scheibe.
Zur Herstellung bedient man sich zweckmäßigerweise der vorstehenden
Reaktionsgleichung (1), da hierbei nur eine begrenzte
Anzahl von Reaktionsstufen erforderlich ist und
handelsübliche Reaktionsteilnehmer verwendet werden können.
Man erhält dabei Scheiben, die die erforderliche Flexibilität,
eine hohe optische Transparenz und eine geringe Schleierbildung
aufweisen. Entsprechende Reaktanten sind cycloaliphatische
Polyisocyanate, wie Isophorondiisocyanat, Polyester-
oder Polyätherpolyole, wie Polycaprolacton oder Polytetramethylenglykol,
und Hydroxyacrylate. Diese Verbindungen
sind im Handel erhältlich und bewirken eine rasche Härtung
der oligomeren Massen bei Bestrahlung.
Bei der Herstellung von Fresnel-Linsen ist eine starke optische
Transparenz wichtig zur Bildprojektion, während es für
die Konzentration von solarer Wärme auf eine starke Fokussierwirkung
ankommt. Für diesen Zweck werden oligomere Massen
mit einem Gehalt an Urethanen oder aromatischen Carbonaten
bevorzugt, beispielsweise entsprechend der allgemeinen Formel
I. Die Urethanbindung bewirkt eine hohe Lichtbeständigkeit
und der aromatische Carbonatrest hat einen
hohen Brechungssindex bei gleichzeitiger geringer chromatischer
Aberration. Derartige urethanhaltige oligomere Massen
werden zweckmäßigerweise gemäß den Gleichungen (1) und
(2) hergestellt. Die carbonathaltigen oligomeren Massen werden
zweckmäßigerweise gemäß der Gleichung (9)
hergestellt. Die genannten Gleichungen (1), (2) und (9)
umfassen eine begrenzte Anzahl an Reaktionen und führen unter
Verwendung von handelsüblichen Ausgangsprodukten zu
Kunststofformkörpern mit den erforderlichen Eigenschaften.
Im Fall von Projektionslinsen und Solarkollektoren können
als Reaktanten Isophorondiisocyanat, Polycaprolactonpolyole
und Hydroxyacrylate verwendet werden.
Kunststofformkörper werden vorzugsweise
hergestellt, indem man die oligomere Masse in eine
Form gießt oder füllt und die erhaltene Vergußmasse zur
raschen Härtung aktinischer Strahlung aussetzt und die Form
vom gebildeten Formkörper entfernt. Auf diese Weise erhält man
einen vernetzten Kunststofformkörper, der auf der Oberfläche
die der Form nachgebildete Mikrostruktur aufweist.
Die spezielle zur Nachbildung verwendete Form hängt von der
Art des herzustellenden Formkörpers ab. Beispielsweise werden
zur Herstellung von optischen Linsen, beispielsweise ophthalmologischen
Linsenrohlingen, mit einem Oberflächenzustand
für optische Zwecke die Formen aus transparentem Glas,
beispielsweise Pyrex-Glas, hergestellt. Derartige Formen
sind im Handel erhältlich. Zur Herstellung von Beugungsgittern,
beispielsweise Spektralfiltern, Lichtkollektoren
und dekorativen Abziehbildern, kann die Form aus Metall hergestellt
werden, wobei das Beugungsmuster durch mechanisches
Linieren oder auf holographischem Wege aufgebracht wird.
Derartige Formen für Beugungsgitter sind im Handel erhältlich;
vgl. beispielsweise "Diffraction Grating Catalog"
(1974) von PTR Optics Corp., Waltham, Mass. und Bulletins
ACA 1004-1-1270 und ACA 1006-1-1-270 von Angenieux Corp. of
America Oceanside, N. Y.
Zur Herstellung von Würfelecken-Folien, linearen Fresnel-Linsen
und anderen Kunststofformkörpern mit mikrostrukturierten
Oberflächen mit erhabenen oder vertieften Bereichen
können Formen aus Kunststoff, beispielsweise Acrylnitril-
Butadien-Styrol, oder vorzugsweise (für die Massenherstellung
von derartigen nachgebildeten Gegenständen) aus Metall verwendet
werden. Die Metallformen lassen sich direkt aus einem
entsprechenden Metall durch Gravieren, Fräsen, Zusammensetzen
einer Mehrzahl von bearbeiteten Metallteilen in der gewünschten
Anordnung oder nach anderen mechanischen Verfahren oder
durch galvanoplastische Verfahren herstellen; vgl. beispielsweise
"Encyclopedia of Polymer Science & Technology", Bd. 8,
(1968), S. 651 und "Principles of Electroplating and Electroforming",
W. Blum und G. B. Hogaboom, 3. Aufl., McGraw-Hill
Co., Inc., Kapitel VIII (1949), sowie die US-PS 3 689 346.
Die vergossene, härtbare, oligomere Masse kann durch Behandlung
mit aktinischer Strahlung, beispielsweise ionisierende
oder nicht-ionisierende Strahlung, gehärtet werden.
Hierbei handelt es sich um ein auf dem Gebiet der Additionspolymerisation
unter Bestrahlung übliches Verfahren; vgl.
US-PS 3 700 643. Im allgemeinen erweist sich UV-Strahlung
von Quecksilberlampen, Höhensonnen oder Xenonlampen mit
einer UV-Strahlung vorwiegend im Bereich von etwa 2000 bis
4000 Å als sehr zweckmäßig. Durch Elektronenbeschleuniger,
beispielsweise sogenannte "continuous filament" - oder "swept
beam"-Beschleuniger, erzeugte ionisierende Strahlung kann
eingesetzt werden, wobei die kinetische Energie der Elektronen
durch Beschleunigung in einem Feld von 150 bis zu 4000 kV
hervorgerufen wird. Die zur vollständigen Härtung erforderlichen
Strahlungsdosen variieren innerhalb der speziellen
verwendeten oligomeren Masse, dessen Molekulargewicht und
der gewünschten Vernetzungsdichte. Bei UV-Bestrahlung liegt
eine entsprechende Dosis im allgemeinen im Bereich von
0,1 bis 100 J/cm² und bei ionisierender Bestrahlung, beispielsweise
durch Elektronenstrahlen, bei 5×10³ bis 10⁷ rad.
Im allgemeinen wird die Bestrahlung bei Raumtemperatur und
Atmosphärendruck oder in der Nähe dieser Bedingungen durchgeführt.
Bei einigen oligomeren Massen kann es zweckmäßig
sein, unter einer Inertgasatmosphäre, beispielsweise unter
Stickstoff oder Kohlendioxid, zu arbeiten. Dies gilt beispielsweise
für Härtungsmechanismen, die auf der Bildung von
freien Radikalen beruhen, beispielsweise bei Oligomeren mit
endständigen Acrylat- oder Methacrylatgruppen. Entsprechende
Bestrahlungsvorrichtungen sind im Handel erhältlich, beispielsweise
UV-Lampensysteme der Radiation Polymer Corp.,
Plainfield, Illinois, und Fusion Systems Corp., Greenbelt,
Maryland, und Systeme für ionisierende Bestrahlung der Energy
Sciences, Inc., Burlington, Mass., und Radiation Dynamics,
Inc., Long Island, N. J. Anstelle der hier ausführlich beschriebenen
aktinischen Bestrahlung zur Härtung der oligomeren
Massen kann auch eine thermische Bestrahlung durchgeführt
werden, beispielsweise eine Behandlung von 5 Minuten
bis mehreren Stunden bei 50 bis 150°C, je nach Art der oligomeren
Masse und des verwendeten Katalysators. Eine thermische
Bestrahlung wird jedoch nicht bevorzugt, da sie mehr Zeit
und Energie erfordert und nicht so leicht kontrollierbar
ist wie die aktinische Bestrahlung.
Anschließend an die Bestrahlung der Gießmasse (die
aktinische Bestrahlung bewirkt im allgemeinen eine vollständige
Härtung in 1/2 bis 5 Sekunden) läßt sich der gehärtete
Kunststofformkörper leicht aus der Form abtrennen
oder entfernen. Es können Formtrennmittel verwendet werden,
obgleich diese im allgemeinen nicht erforderlich sind. Je nach
Art des hergestellten Kunststofformkörpers und der Art der
Form kann die Form mehrfach zur Nachbildung eingesetzt werden,
wodurch ein kontinuierliche Massenproduktion ermöglicht
wird.
Bei der Wahl der oligomeren Masse zur Herstellung von bestimmten
Formkörpern hat es sich als zweckmäßig erwiesen,
aus der Masse zunächst ein Probestück mit einem durchlässigen
Beugungsgitter herzustellen. Eine derartige Probe läßt
sich dazu verwenden, die Eignung der oligomeren Masse für
genaue Nachbildungen und deren thermische Formbeständigkeit
zu messen. Fig. 2 zeigt schematisch ein nachgebildetes Beugungsgitter,
das sich als Probestück eignet. Die Herstellung
und Prüfung dieses Probestücks wird nachstehend erläutert.
Bei der Prüfung wird die Beugungsleistung erster Ordnung sowohl
des Originalgitters als auch des nachgebildeten Probestücks
gemessen, wobei die Leistung in Beziehung zur Tiefe
der Rillen gesetzt wird. Ein Vergleich der Leistung des
nachgebildeten Probestücks mit der des Originalgitters erlaubt
die Bestimmung der Nachbildungsgenauigkeit. Im allgemeinen
ergeben die oligomeren Massen der Erfindung Beugungsgitter-
Probestücke mit einer Nachbildungsleistung von mindestens
85 Prozent, bezogen auf das Originalgitter. bei bestimmten
Formkörpern muß die Nachbildungsleistung wesentlich
größer als 85 Prozent sein. Beispielsweise muß die Nachbildungsleistung bei Videoscheiben mindestens 99 Prozent
erreichen. Für derartige Gegenstände muß die oligomere
Masse gewählt werden, die ein Beugungsgitter-Probestück mit
einer derartigen Nachbildungsleistung ergibt. Die Nachbildungsleistung
hängt vom Grad der Schrumpfung des Beugungsgitter-
Probestücks ab. Je größer die Schrumpfung ist, desto
geringer ist die Nachbildungsgenauigkeit. Die Schrumpfung
hängt wiederum von der Anzahl der in der oligomeren Masse
pro Gewichtseinheit vorhandenen Doppelbindungen ab. Je größer
die Anzahl der Doppelbindungen ist, desto größer ist im
allgemeinen der Schrumpfungsgrad. Bei Oligomeren mit endständigen
Acrylat- oder Methacrylatgruppen beträgt die
Schrumpfung etwa 20 cm³/Grammol Doppelbindungen. Dieser
Schrumpfungsfaktor kann als Richtlinie bei der Wahl der oligomeren
Masse, die zur Erzielung der gewünschten Nachbildungsleistung
erforderlich ist, dienen.
Im allgemeinen ergeben die oligomeren Massen Beugungsgitter-
Probestücke von hoher thermischer Formbeständigkeit. Bei
einer programmierten Erwärmung von derartigen Probestücken
in Luft von 23 auf 170°C ist im allgemeinen die Beugungsleistung
erster Ordnung innerhalb dieses Temperaturbereichs
konstant. Im Gegensatz dazu fällt die Beugungsleistung erster
Ordnung von zu Vergleichszwecken bestimmten Beugungsgitter-Probestücken
aus Poly-(methylmethacrylat), Polyvinylchlorid,
Celluloseacetobutyrat und Polyäthylenterephthalat rasch
oder steil auf 0, wenn eine Temperatur von etwa 70 bis 115°C
erreicht wird. Die Änderung der Beugungsleistung erster
Ordnung von Beugungsgitter-Probestücken aus den oligomeren
Massen der Erfindung beträgt bei 1stündiger Erwärmung in
Luft auf 130°C weniger als 15 Prozent, verglichen mit der
Beugungsleistung erster Ordnung vor dem Erwärmen. Im allgemeinen
ist die thermische Formbeständigkeit um so größer,
d. h. die Änderung der Beugungsleistung erster Ordnung beim
Erwärmen um so geringer, je größer das Gewichtsverhältnis
von "H" zu "S" in der oligomeren Masse ist und je geringer
das Molekulargewicht zwischen den Vernetzungen im daraus
hergestellten Formkörper ist.
Bei einigen Formkörpern ist im Vergleich zu
anderen eine höhere thermische Formbeständigkeit erforderlich,
beispielsweise eine Änderung der Beugungsleistung
erster Ordnung beim Erwärmen auf 130°C von weniger als 5
Prozent. Beispielsweise ist bei Würfelecken-Folien, die in
Gebieten mit warmem Klima durch die Sonne erwärmt werden, eine
höhere thermische Formbeständigkeit erforderlich, als
dies bei nachgebildeten Videoscheiben der Fall ist, die bei
Raumtemperatur abgespielt werden und bei denen daher kein
Bedürfnis nach einer hohen thermischen Formbeständigkeit
besteht.
Abgesehen von der Herstellung von Beugungsgitter-Probestücken
hat es sich als wertvoll herausgestellt, aus den oligomeren
Massen Proben von gehärteten, selbsttragenden Filmen (mit
planaren Oberflächen) herzustellen und an diesen Probestücken
die Zugfestigkeit, den Elastizitätsmodul, die Bruchdehnung
und das dynamische Schubmodul zu messen. Die Herstellung
und Prüfung derartiger Folien ist nachstehend erläutert.
Die Werte dieser Messungen ergeben Anhaltspunkte
für die Auswahl der oligomeren Massen zur Herstellung von
bestimmten Kunststofformkörpern. Beispielsweise kann es
für nachgebildete Videoscheiben erforderlich sein, daß sie
zum Abspielen auf einem bestimmten Gerät relativ
schlaff sind. Entsprechende Videoscheiben werden daher aus
oligomeren Massen hergestellt, die Folien-Probestücke mit
relativ geringen Werten des Elastizitätsmoduls und des dynamischen
Schubmoduls und relativ hohen Dehnungswerten ergeben.
Im Gegensatz dazu werden steife nachgebildete Fresnel-Linsen
zur Projektion von Bildern aus oligomeren Massen hergestellt,
die Folien-Probestücke mit relativ hohen Elastizitätsmoduls
und des dynamischen Schubmoduls und einem relativ
geringen Dehnungswert ergeben. Die Folien-Probestücke können
auch in bezug auf ihre optischen Eigenschaften gemessen werden.
Dies stellt eine Hilfe bei der Auswahl von oligomeren
Massen zur Herstellung von nachgebildeten Kunststofformkörpern
für optische Zwecke dar, beispielsweise wenn es notwendig
ist, eine hohe Transmission (d. h. mindestens 90 Prozent)
und eine geringe Schleierbildung (d. h. weniger als 5 Prozent
und vorzugsweise weniger als 2 Prozent ) zu erzielen.
Das Beispiel erläutert die Erfindung. Teil- und Prozentangaben
beziehen sich jeweils auf das Gewicht.
Es wird während der gesamten Reaktion
unter trockener Luft gearbeitet.
Die nachgebildeten Beugungsgitter-Probestücke, verwendet zur
Messung der Nachbildungsgenauigkeit und der thermischen
Formbeständigkeit), werden in dem nachstehenden Beispiel
unter Verwendung einer durch Hochfrequenzholographie hergestellten
Beugungsgitter-Metallform mit 867,7 Linienpaaren/mm
hergestellt. Die Form wird (unter Verwendung einer Flachbett-Rakel)
mit einer 375 µm dicken Schicht des oligomeren Produkts
(oder des mit einem monomeren Verdünnungsmittel verdünnten
oligomeren Produkts) das mit 0,5 Prozent 2,2-Diäthoxyacetophenon
versetzt ist, beschichtet. Eine 125 µm dicke Polyäthylenterephthalatpolyester-
Folie wird als Deckfolie auf
die Schicht des härtbaren, oligomeren Materials gelegt. Das
erhaltene Gebilde wird mit dem "QC Processor" gehärtet, indem
man es auf ein sich mit einer Geschwindigkeit von 15 m/min
unter 2 Mitteldruck-Quecksilberdampflampen von 80 w/cm Länge
bewegendes Band bringt. Der Abstand zwischen den Lampen und
der oligomeren Oberfläche beträgt 10 cm. Nach 6maligem Durchlaufen
der Lampen ist die Polymerisation des oligomeren Produkts
vollständig. Die Polyester-Deckfolie wird abgezogen.
Die Schicht aus dem polymerisierten Produkt (ein nachgebildetes
Beugungsgitter) wird von der Form abgetrennt und als
Probestück verwendet. Die Beugungsleistung erster Ordnung
dieses Probestücks wird gemäß dem Verfahren von Beesley
und Mitarb., J. Applied Optics, Bd. 9 (1970), S. 2720, gemessen.
Die Beugungsleistung des Probestücks wird sodann berechnet.
Anschließend wird das Probestück 1 Stunde in einen
Gebläseofen von 130°C gebracht. Nach dieser Behandlung wird
wiederum die Beugungsleistung erster Ordnung gemessen. Der
prozentuale Unterschied gegenüber dem ursprünglichen Wert
wird als Maß für die Beständigkeit des Probestücks gegen
thermische Verformung festgehalten.
Die Beugungsgitter-Probestücke werden auch dazu verwendet,
die Gelquellung der vernetzten Polymerisate zu bestimmen.
Dieser Wert stellt ein Maß für den Vernetzungsgrad dar. Die
Gelquellung wird bestimmt, indem man eine Probe mit
einem bekannten Gewicht W₁ (etwa 0,5 g) des Beugungsgitter-Probestücks
24 Stunden bei etwa 23°C in 25 ml Tetrahydrofuran
als Lösungsmittel (für Analysenzwecke) eintaucht, anschließend
die gequollene Probe eentnimmt, den am Probestück
haftenden Lösungsmittelfilm abstreift oder abwischt und rasch
das Gewicht W₂ bestimmt. Anschließend wird das verwendete
Lösungsmittel zur Trockne abgedampft und das Gewicht W₃ des
getrockneten Rückstands (in Lösung gegangener Anteil des
Probestücks) wird bestimmt. Die Gelquellung in Gewichtsprozent
des untersuchten, vernetzten Polymerisats wird gemäß
folgender Gleichung berechnet:
Je geringer der Prozentwert der Gelquellung ist, desto
größer ist der Vernetzungsgrad; vgl. Encyclopedia of Polymer
Technology, Bd. 4, S. 63 bis 65, Interscience Pub., 1966.
Beispiel 1
80 g (0,235 Mol) Diglycidyläther von Bisphenol A (DER 322)
werden mit 20 g (0,024 Mol) Polycaprolactondiol (NIAX PCP 0210),
2 g Diphenyljodonium-phosphorhexafluorid als Photoinitiator
und 0,5 g 2-Chlorthioxanthon als Photosensibilisator vereinigt.
Aus dem erhaltenen Gemisch wird auf die vorstehend
beschriebene Weise ein Beugungsgitter hergestellt. Das gehärtete
Polymerisat enthält 63 Prozent "H"-Segmente und 20
Prozent "S"-Segmente. Das in situ gebildete Oligomer weist
im wesentlichen die Struktur der Formel LII auf. Die Formbeständigkeit
des Beugungsgitters wird auf die vorstehend
beschriebene Weise untersucht. Es ergeben sich die folgenden,
annehmbaren Werte:
Beugungsleistung erster Ordnung
Die Gelquellung des vernetzten Polymerisats beträgt 40 Prozent.