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Verfahren zur Messung des Stromverbrallcllx bei an das öffent-
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liche Stromversorgungsnetz angeschlossenen Tarj fabnehmern Die Erfindung
bezieht sich auf ein Verfahren zur messung des Stromverbrauchs bei an das öffentliche
Stromversorgungsnetz angeschlossenell Tarifabnemern, unter Verwendung von mindestens
einem bei den Tarifabnehmern installierten, den Stromverbrauch iiber der Zeit integrierenden
und an einem Zählwerk anzeigenden Zähler.
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Bei jedem an ein offentliches Stromversorgungsnetz angeschlossenen
Tarifabnehmer, das ist jeder Stromabnehmer, der den von ihm verbrauchten Strom nach
einem bestimmten Tarif bezahlt, egal ob es sich dabei um einen privaten Haushalt
oder um einen gewerblichen oder landwirtschaftlichen Betrieb handelt, ist mindestens
ein Zähler angebracht, der den Stromverbrauch mißt, über der Zeit integriert und
an einem Zählwerk zur Anzeige bringt. Der vom Tarifabnehmer verbrauchte Strom muß
dem Lieferanten desselben, also dem Elektrizitätsversorgungs- Unternehmen, im folgenden
kurz "VU" genannt, bezahlt werden. Auf die unterschiedlichen tariflichen Regelungen
braucht hier nicht eingegangen zu werden.
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Solange eine normale Versorgungslage vorliegt, ist ein EVU in der
Lage, alle Stromanforderungen ihrer angeschlossenen Tarifabnehmer zu befreidigen,
zumal beispielsweise in Deutschland alle EVU im sogenannten Verbundnetz zusammengeschaltet
sind und sich daher in Fällen höherer Belastung aushelfen können. Da die Elektrizität
nicht beliebig gespeichert werden kann, kommt es den EVU darauf an, daß ihr Angebot
entsprechend der installierten Leistung an Kraftwerken und Verteilungsnetzen zu
jeder Tageszeit möglichst gleichmäßig voll ausgenutzt wird. Wenn' hingegen viele
Tarifabnehmer gleichzeitig sehr viele Verbrauchergeräte einschalten, kann für das
EVU eine Engpaßsituation eintreten.
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Eine derartige Engpaßsituation kann beispielsweise dann entstehen,
wenn viele Taritabnehmer wegen der steigenden Preise bei Heizöl und Gas zu einer
Direktheizung mit beweglichen elektrischen Heizkörpern übergehen. Hierdurch ergibt
sich die Gefahr einer Überlastung der EVU, die ihre Leistung kurzfristig nicht in
ausreichendem Maße erhöhen können, was zu einem Zusammenbruch des gesamten Netzes
oder auch von Teilbereichen führen kann. Ein solcher Zusammenbruch bringt erhebliche
wirtschaftliche Verluste in Gewerbe- und Industrieunternehmen (Stillstand von Produktionsanlagen)
und auch Verluste in privaten Haushalten (Tiefkühltruhen) mit sich. Der Wiederaufbau
des Netzes ist zeitraubend und mit erheblichem Aufwand verbunden. Eine vergleichbare
Situation kann auch eintreten, wenn der Stromverbrauch der Tarifabnehmer ständig
steigt, ohne daß die EVU wegen zu geringer Karftwerksausbauten ihre Leistung in
ausreichendem Maße erhöhen können In diesem Falle besteht dauernd die Gefahr eines
Zusammenbruches des Netzes Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
anzugeben, mit dem es einerseits möglich ist, allen Tarifabnehmern eine drohende
Überlastung ihres EVU anzuzeigen und sie zur Abschaltung von Stromverbrauchern zu
veranlassen, und mit dem andererseits das EVU den Stromverbrauch jedes einzelnen
Tarifabnehmers während der Zeiten hoher Belastung bzw. drohender Überlastung feststellen
kann.
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Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren der eingangs geschilderten
Art gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß bei jedem Tarifabnehmer mindestens ein
zweites Zählwerk sowie eine mit dem das Stromversorgungsnetz steuernden Unternehmen
(EVU) verbundene Rundsteueranlage installiert werden, daß vom Unternehmen aus zu
beliebigen Zeitpunkten für eine vorgegebene Zeitdauer mittels der Rundsteueranlage
das zweite Zählwerk eingeschaltet wird, und daß mit dem zweiten Zählwerk eine optische
und/oder akustische Signaleinrichtung, die beim Einschalten des Zählwerks in Betrieb
gesetzt wird, und ein die Anzahl dieser Einschaltungen registrierender Anzeiger
verbunden werden.
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Durch den Einsatz dieses Verfahrens kann das EVU jederzeit bei starker
Belastung des gesamten Netzes oder auch nur einzelner Ortsnetze bei den jeweiligen
Tarifabnehmer das zweite Zählwerk einschalten, wodurch gleichzeitig die Signaleinrichtung
eingeschaltet wird. Den Tarifabnehmern wird dadurch angezeigt, daß eine hohe Belastung
ihres EVU vorliegt.
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Sie sollen dann Stromverbraucher, insbesondere solche mit hoher Leistungsaufnahme,
abschalten, so daß die Belastung des EVU vermindert wird.
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Während der Einschaltung des zweiten Zählwerks wird der Stromverbrauch
der Tarifabnhemer von diesem Zählwerk registriert.
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Die Einschaltung erfolgt jeweils für eine bestimmte Zeitdauer, beispielsweise
für eine Stunde, und die Anzahl der Einschaltungen wird an dem Anzeiger des zweiten
Zählwerks registriert.
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Das EVU hat dadurch die Möglichkeit, sich den Stromverbrauch (Leistung),
der am zweiten Zählwerk angezeigt wird, vom Tarifabnehmer mit einem stark erhöhten
Preis bezahlen zu lassen, wenn dieser Stromverbrauch oberhalb einer für jeden Tarifabnehmer
individuell vorgegebenen Grenzleistung liegt.
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Die Grenzleistung wird beispielsweise bei einem Gewerbebetrieb nach
der installierten Leistung und bei einem privaten Haushalt nach der Raumzahl vorgegeben
bzw. berechnet. Der am zweiten Zählwerk innerhalb einer Ableseperiode, beispiels-
weise
ein Jahr, gezählte Stromverbrauch wird durch die Anzahl der von dem Anzeiger registrierten
Einschaltungen dividiert.
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Wenn der sich so ergebende Quotient unterhalb der Grenzleistung liegt,
wird der Stromverbrauch nach dem geltenden Tarif berechnet. Liegt der Quotient jedoch
über der Grenzleistung, dann muß der Tarifabnehmer den gesamten am zweiten Zählwerk
registrierten Stromverbrauch oder die entsprechende Durchschnittsleitung mit dem
stark erhöhten Preis bezahlen.
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Da die Zeiten der Einschaltung des zweiten Zählwerks den Tarifabnehmern
durch die Einschaltung der Signaleinrichtung angezeigt werden, können sie während
dieser Zeiten ihren Stromverbrauch so weit vermindern, daß der Grenzleistungswert
eingehalten wird. Es soll hierdurch insbesondere erreicht werden, daß die Tarifabnehmer
Stromverbraucher mit hoher Leistungsaufnahme nicht gleichzeitig, sondern nacheinander
betreiben. Das gilt beispielsweise für Geschirrspüler, Waschmaschinen und bewegliche
Heizgeräte. Es kann dadurch die gewünschte gleichmäßigere Belastung des EVU ohne
wesentliche Spitzen erreicht werden.
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Das Verfahren nach der Erfindung wird beispielsweise wie folgt durchgeführt:
Bei jedem Tarifabnehmer werden ein zweites Zählwerk und ein Rundsteuerempfänger
installiert, welcher mit dem EVU über die Versorgungsleitungen verbunden ist und
von dort aus beispielsweise mittels tonfrequenter Signale betätigt werden kann.
Das zweite Zählwerk kann mit dem ersten Zähler gekoppelt werden oder in Form eines
zweiten Zählers oder auch durch den Einsatz eines Zählers mit zwei Zählwerken, insbesondere
eines Doppeltarifzählers, installiert werden. Mit dem zweiten Zählwerk kombiniert
sind eine Signaleinrichtung und ein Anzeiger, der die Anzahl der Einschaltungen
registriert. Die Signaleinrichtung kann optisch und/oder akustisch ausgebildet sein.
Sie kann auch extern herausgeführt sein. Im Regel falle bleibt sie während der Engpaßsituation
eingeschaltet. Der Tarifabnehmer kann jedoch, etwa nach dem Abschalten einzelner
Stromverbraucher,
die Signaleinrichtung auch abschalten. Es muß
aber dafür gesorgt werden, daß die Signaleinrichtung bei erneuter Einschaltung des
zweiten Zählwerks wieder in Gang gesetzt wird.
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Die in einem Stromversorgungsnetz von allen Tarifabnehmern in Anspruch
genommene Leistung wird im EVU ständig registriert.
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Wenn die Inanspruchnahme von Leistung so hoch wird, daß das EVU, oder
auch nur Teilbereiche desselben, sehr hoch belastet wird und eine mögliche Überlastung
droht, dann werden vom EVU aus mittels der Rundsteueranlagen bei allen Tarifabnehmern
bzw.
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bei den Tarifabnehmern in den betroffenen Teilbereichen, die zweiten
Zählwerke für eine bestimmte Zeitdauer, beispielsweise für eine Stunde, eingeschaltet.
Der am Zählwerk angebrachte Anzeiger zählt und registriert die Einschaltung und
die Signaleinrichtung wird gleichzeitig eingeschaltet.
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Wenn daraufhin alle Tarifabnehmer einen Teil ihrer Stromverbraucher
abschalten, sinkt die Belastung des EVU. Sollte die Belastung nach der festgelegten
Einschaltdauer des zweiten Zählwerks immer noch zu hoch sein, dann wird das zweite
Zählwerk ein zweites Mal eingeschaltet. Auch diese Einschaltung wird registriert
und die Signaleinrichtung wird wieder eingeschaltet.
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Durch die Tarifabnehmer, die Stromverbraucher mit hoher Leistung dauernd
oder zumindest im Zeitraum der Einschaltung des zweiten Zählwerks1 der ihnen durch
die Signaleinrichtung angezeigt wird, nicht gleichzeitig betriben, wird eine möglichst
gleichmäßige Belastung des EVU begünstigt. Wenn ein Tarifabnehmer hingegen mehrere
starke Stromverbraucher gleichzeitig betreibt und dieselben insbesondere während
der Einschaltzeiten des zweiten Zählwerks eingeschaltet läßt, trägt er mit zu der
hohen Belastung des EVU bei und er muß diesen Stromverbrauch dann mit erhöhtem Preis
bezahlen, wenn sein oben erwähnter Grenzwert überschitten ist.
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Das zweite Zählwerk kann, wie bereits erwähnt, mit dem bei jedem Tarifabnehmer
ohnehin vorhandenen Zähler gekoppelt,
d. h. also von diesem angetrieben
werden. Es kann jedoch zusätzlich zu dem vorhandenen Zähler auch ein zweiter Zähler
installiert werden und es ist auch möglich, statt des vorhandenen Zählers einen
Doppeltarifzähler einzubaun. Die Einschaltung des zweiten Zählwerks kann zlssätzlich
zu dem Zählwerk des vorhandenen Zählers erfolgen oder es kann auch eine Umschaltung
vom ersten auf das zweite Zählwerk erfolgen. in jedem Fall werden die Signaleinrichtung
mit eingeschaltet und der Anzeiger betätigt.
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Die Abschaltung des zweiten Zählwerks kann nach Ablauf der vorgegebenen
Zeitdauer vom EVU aus mittels der Hundsteueranlage durchgefiihrt werden. Es kann
hierfür jedoch auch ein beim Tarifabnehmer installiertes Zeitglied, das vorzugsweise
elektronisch arbeitet, verwendet werden.
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Sollte eine drohende Überlastung des EVL trotz der Einschaltung der
zweiten Zählwerke nicht beseitigt werden können, dann hat das EVU zusätzlich die
ilöglichkeit, unter Einsatz der Rundsteueranlagen alle oder einen ausgewählten Teil
der Tarifabnehmer auf einen Stromkreis umzuschalten, der niedriger abgesichert ist.
Diese Tarifabnehmer erhalten dann erst wieder Strom, wenn sie Geräte mit hoher Leistung
abgeschaltet haben.