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Näheres über die Problematik und Entwicklungstendenzen findet sich
in dem Buch von Wallhäuser: »Sterilisation - Desinfektion - Konservierung«, Georg
Thieme Verlag, Seiten 356 bis 363, dem Aufsatz
von Günter Jentsch
in »Hygiene + Medizin«, 2/77, Seite 212 bis 216 und dem Aufsatz von Angele in »Seifen
-Öle - Fette - Wachse«, Nr. 15/1978, Seiten 433 bis 436 sowie 478 und 479.
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Die Inaktivierungen der Quats ließen sich auf mehrere verschiedene
Fehlerquellen zurückführen, u. a.
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Absorptionen an bestimmte Schmutzarten. Salzbildungen mit im Leitungswasser
vorhandenen anorganischen Kationen und vor allem Inaktivierung der kationischen
Quats durch die in den meisten Reinigungsmitteln vorhandenen anionischen Tenside.
Es besteht ja in solchen Räumlichkeiten jeweils auch die Notwendigkeit der Reinigung
und es entstand zwangsläufig die Frage: Zuerst Reinigung und dann Desinfektion oder
umgekehrt zuerst Desinfektion und dann Reinigung. Die erstgenannte Reihenfolge verbot
sich wegen der dabei auftretenden Verschleppung von nicht abgetöteten Krankheitserregern
von der zunächst eng begrenzten Infektionsquelle auf das gesamte Gebäude und auch
der Gefährdung des Pflegepersonals. Wenn man aber zunächst desinfizierte, mußte
sich das Desinfektionsmittel mit dem gesamten Schmutz auseinandersetzen und es mußte
ein Zeitraum von mehreren Stunden gelassen werden, damit die Desinfektionsmittel
vor ihrer Beseitigung durch die Reinigungsoperation ihre Wirksamkeit ausüben konnten.
Reinigung und Desinfektion wurden deshalb oftmals dadurch zusammengefaßt, daß durch
das Pflegepersonal die Desinfektionsmittel dem Reinigungsmittel ohne Kenntnis der
chemischen Zusammensetzungen dieser Mittel und der Gefahr der Inaktivierung zugemischt
wurden. Diese Verhältnisse erzwingen es geradezu, daß die Kombination von Desinfektionsmittel
mit dazu geeigneten Reinigungsmitteln bereits von den Herstellern dieser Präparate
vorgenommen wird, so daß diese sog. Desinfektionsreiniger als Kombinationspräparate
den Prüfvorschriften z. B. der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie
bzw. der Arbeitsgemeinschaft deutscher Hygieniker unterworfen werden können.
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In vielen Fällen hat es sich besonders zweckmäßig erwiesen, diesen
Kombinationspräparaten auch eine pflegende Komponente aus den unter den wachsartigen
Rohstoffen anerkannt wirksamsten Pflegemittel-Komponenten, nämlich wasserunlöslichen
Wachssubstanzen, beizufügen, denn diese nach der Reinigung zurückbleibenden Wachskörper
pflegen den Boden, geben ihm ein gutes Aussehen und verschließen zusätzlich auf
den behandelten Flächen Poren und Risse, behindern also das Eindringen von neuen
Keimen und erleichtern ihre Beseitigung. Es zeigte sich ferner, daß die Desinfektionsmittel
zusammen mit den pflegenden Wachsfilmen teilweise auf dem Boden zurückbleiben und
auf diese Weise einen auch nach der Reinigungsoperation verbleibenden keimabtötenden
Wirkstoffilm zurücklassen.
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Aber auch die Kombination mit solchen wasserunlöslichen Wachsen ruft
neue Probleme hervor, da diese Wachssubstanzen für die Einbringung in die Desinfektionsreiniger
ihrerseits wieder emulgiert werden müssen und die Verträglichkeit der als Emulgatoren
benutzten Tenside sowie auch der Wachse selbst, neben derjenigen der als Reinigungsmittel
benutzten Tenside mit den Desinfektionswirkstoffen sichergestellt werden muß. Es
würde zu weit führen, hier die gesamte vielfältige Problematik der Herstellung solcher
Desinfektionsreinigungs- und -pflegemittel in allen Einzelheiten zu erläutern. Jedoch
muß auf ein neu aufgetretenes Problem hingewiesen werden, dessen Lösung sich die
Erfindung zur Aufgabe gestellt hat.
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Die Flächendesinfektion gelingt nur dann befriedigend, wenn bei der
Anwendung der Wirkstoffe genügende Mengen von Wasser vorhanden sind, welche die
ausreichende Benetzung aller infizierten Oberflächen und auch den Abtransport der
gelockerten Schmutzteilchen sicherstellen. Die dafür benötigten desinfizierenden
Lösungen mit Reinigungs- und Pflegewirkung können in der benötigten Menge natürlich
nicht geliefert werden: als Präparat zur Verfügung gestellt werden vielmehr Konzentrate
zur Ansetzung der anzuwendenden Flüssigkeiten. Besonders aber gerade bei der Einsetzung
der in letzter Zeit aufgefundenen quaternären Tetraalkylammoniumverbindungen mit
ihrer wesentlich verbesserten Wirksamkeit im Vergleich mit den früheren Generationen
von Quats zeigte sich das Phänomen, daß sich solche konzentrierten Desinfektionsmittel
nach mehr oder weniger langer Lagerungszeit entmischen, so daß die Gefahr bestand,
daß, unbemerkt vom Pflegepersonal, unwirksam gewordene Teilmengen des Präparates
zur Ansetzung der Behandlungsflüssigkeiten zur Verwendung kommen.
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Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht demgemäß darin,
die im Oberbegriff des Anspruchs definierten Mittel in solcher Zusammensetzung zur
Verfügung zu stellen, daß solche Entmischungen nicht vorkommen können, d. h., daß
sie Stabilisatoren gegen die Entmischung der Wachsemulsion von den übrigen Bestandteilen
des Konzentrates enthalten, die ihrerseits die biozide Wirksamkeit der eingesetzten
quaternären Ammoniumverbindungen nicht beeinträchtigen.
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Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch Einhaltung der im
kennzeichnenden Teil des Anspruches definierten Merkmale.
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Über die Nützlichkeit der Einfügung von pflegefilmerzeugenden unlöslichen
Wachsen in die Desinfektionsreiniger gibt z. B. die Publikation »Wirksame Hygienemaßnahmen
und Rationalisierung bei der Reinigung schließen sich nicht aus« in der Zeitschrift
Krankenhaus-Beschaffung, 5/1978, Seiten 24 bis 32, insbesondere Seite 28, Aufschluß.
Die erfindungsgemäß als Stabilisatoren der Desinfektionskonzentrate eingesetzten
Carbonsäurepolyglykolester mit Wasserlöslichkeit hervorrufend großem Anteil an Polyglykolester-Komponente
haben zwar in wasserfreiem Zustand eine wachsähnliche Konsistenz, bleiben jedoch
auch nach Abschluß des Reinigungsvorganges wasserlöslich. Eine Pflegewirkung wie
von wasserunlöslichen Wachsen geht von ihnen nicht aus. Sofern sie sich aus den
auf dem Boden verbleibenden Anteilen der Desinfektionslösung beim Verdunsten der
Lösungsmittel ablagern, stören sie zwar die Desinfektion nicht, tragen aber auch
nicht zur Ausbildung eines pflegenden hydrophoben, also wasserbeständig desinfizierenden
Filmes auf dem Boden bei.
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Durch den Einsatz dieser Carbonsäurepolyglykolester läßt sich aber
überraschenderweise erreichen, daß die in den Kombinationspräparaten in der Form
von Emulsionen eingefügten wasserunlöslichen geeigneten Wachsarten wie z. B. ein
Mikrowachs, ein modifiziertes Montanwachs, ein Polyäthylenwachs usw. in der gewünschten
Anteilsmenge vor einer nachträglichen Entmischung bewahrt werden. Das Problem der
Entmischung trat noch nicht auf, solange man als quaternäre Ammoniumverbindungen
solche mit weniger als zwei Alkylresten der Kettenlänge von 5 bis 20 Kohlenstoffatomen
verwendete. Die für die Desinfek-
tion erforderlichen Einwirkungszeiten
sind jedoch derart stark herabgesetzt, daß die Verwendung der neuerdings vorgeschlagenen
Quats mit mindestens zwei Alkylresten mit der Kettenlänge >5 C, z. B. dem Didecyl-dimethylammoniumchlorid,
die wirksamer als die früher verwendeten sind, sehr wünschenswert ist, die wiederum
mit Hilfe der erfindungsgemäßen Lehre auch für die Mittel mit Reinigungs- und Pflegewirkung
nicht nur in den anzuwendenden Lösungen, sondern auch in den zum Ansetzen dieser
Flüssigkeiten benötigten Konzentraten einsetzbar sind. Die Zusammensetzungen mit
den neueren quaternären Ammoniumverbindungen werden im übrigen in ihrer Wirksamkeit
auch bei Anwesenheit von Seifen und von hartem Wasser weniger stark abgeschwächt,
als die früher bevorzugten Alkyl-Dimethylbenzyl-Ammoniumverbindungen. Es ist allerdings
erfindungsgemäß zweckmäßig, auch gegen diese Möglichkeiten der Herabsetzung der
Wirksamkeit Zusätze gemäß den Kennzeichen der Unteransprüche einzufügen und die
Wirksamkeit gegen die von den Quats nicht erfaßten Erreger durch Zusatz von weiteren
Bioziden, also z. B. Aldehyden wie Formaldehyd, Glyoxal, Glutaraldehyd, Adipinaldehyd,
zu ergänzen und Komplexbildner zur Ausschaltung von in dem zur Verdünnung benötigten
Leitungswasser womöglich enthaltenen 2- und 3wertigen anorganischen Kationen wie
Kalzium, Magnesium usw., die dafür bekannten Komplexbildner ebenfalls einzufügen.
Ihre Einfügung wird durch den erfindungsgemäßen Zusatz der Stabilisatoren nicht
ausgeschlossen.
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Der Stabilisierungseffekt ist um so ausgeprägter, je größer der mengenmäßige
Anteil an Carbonsäurepolyglykolester ist. So wird z. B. bei einem Anteil von 10
Gewichtsprozent Wachsemulsion (mit einem Feststoffgehalt von ca. 35 Gewichtsprozent)
durch einen Zusatz von 3 Gewichtsprozent Carbonsäurepolyglykolester eine Anteilsmenge
von 20 Gewichtsprozent von der 50%igen wäßrig/alkoholischen Lieferform der quaternären
Ammoniumverbindung in Lösung gehalten. Bei einem Zusatz von 6 Gewichtsprozent der
Carbonsäurepolyglykolester wird eine Anteilsmenge von 30 Gewichtsprozent der genannten
quaternären Ammoniumverbindung stabilisiert. Eine weitere Erhöhung der Anteilsmenge
an Carbonsäurepolyglykolester führt jedoch zu keiner wesentlichen weiteren Verbesserung.
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Die Stabilisierung der eingearbeiteten Wachsemulsionen wurde bei
allen untersuchten verschiedenartigen Wachssorten verschiedenartigen Aufbaus festgestellt.
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Die stabilisierende Wirkung der Carbonsäurepolyglykolester ist in
weiten Grenzen unabhängig von den Glykoleinheiten des Moleküls. Es eignen sich z.B.
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Polyglykolblocks mit einem Molekulargewicht von 4000 bis 12 000 als
Veresterungs-Komponente für eine organische Säurekomponente mit einem Molekulargewicht
von etwa 200 bis 500.
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Zur näheren Erläuterung der Erfindung mag die nachstehend angegebene
Rezeptur für ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel dienen.
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Beispiel Polyäthylen-Emulsion (35%ig) 15% Carbonsäurepolyglykolester
(20%ig) 10% Fettalkoholäthoxylat (12 EO) (100%ig) 5% Formaldehyd (40%ig) 10% Didecyl-dimethylammoniumchlorid
(50%ig) 20% Wasser, deionisiert 40% Verdünnungen der Gebrauchslösungen: Bei vorgesehener
Einwirkzeit von 1 Std. 2%, bei vorgesehener Einwirkzeit von 6 Std. 1%.
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Das Mittel zeigte auch bei langen Lagerungszeiten unter allen praktisch
vorkommenden Temperaturverhältnissen keine Anzeichen einer Entmischung und entsprach
bei seiner Anwendung den Anforderungen in hervorragender Weise.
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Es sei angemerkt, daß die Beifügung des als speziell »reinigenden
Tensides« eingesetzten Fettalkoholäthoxylats nicht unbedingt erforderlich ist, da
auch bereits das eingesetzte Quat und die in der Wachsemulsion enthaltenen Tenside
eine reinigende Wirkung ausüben.
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Bei der Rezeptur des vorstehenden Beispiels kann man zwecks Erhöhung
der Stabilität, etwa für längerfristige Lagerhaltungen oder für tropische Temperaturverhältnisse,
die Anteilsmenge der Polyäthylenwachsemulsion etwas herabsetzen, z. B. auf 10 Gew.-%,
und dafür den Carbonsäurepolyglykolesteranteil entsprechend heraufsetzen (also auf
15 Gew.-% im angegebenen Falle).
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Wenn in der beispielsgemäßen Rezeptur der Carbonsäurepolyglykolesteranteil
weggelassen wird, findet nach 1 bis 4 Wochen eine Entmischung statt, deren erste
Anzeichen (Trübung) sich bereits nach einigen Stunden zeigen. Dieses Verhalten entspricht
erfahrungsgemäß einer Lagerstabilität bei Zimmertemperatur von nur wenigen Monaten,
die für die Praxis normalerweise bei weitem nicht ausreicht. Die Lagerstabilität
für einen normal verkäuflichen Markenartikel sollte für Zeiträume von mindestens
einem Jahr gewährleistet sein.
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Die bei einem Weglassen des erfindungsgemäßen Carbonsäurepolyglykolesterzusatzes
auftretende Entmischung kann auch dadurch nicht behoben werden, daß man bei der
beispielsgemäßen Rezeptur anstelle des als speziellreinigenden Tensids eingesetzten
Fettalkoholäthoxylats eines der nachfolgenden Tenside einsetzt: a) Alkylphenoläthoxylate,
b) Fettsäureester, c) Sorbitanester, d) Fettsäurealkanolamide.
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Eine Entmischung unterbleibt allerdings, und zwar auch bei einem
Weglassen des Carbonsäurepolyglykolesteranteiles, wenn man in der beispielsgemäßen
Rezeptur den Polyäthylenwachsemulsionsanteil so weit absenkt, daß der Gehalt an
Wachsfestkörper, bezogen auf das unverdünnte (wasserhaltige) Mittel, unterhalb 1
Gew.-O/o liegt; jedoch entfalten Mittel mit einem derart geringen Wachsfestkörpergehalt
in der Gebrauchsverdünnung keine merkliche Pflegewirkung.
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Eine Entmischung tritt trotz Fehlens eines Carbonsäurepolyglykolesteranteils
auch dann nicht ein, wenn in der beispielsgemäßen Rezeptur die Didecyl-dimethylammoniumchloridverbindung
(50%ige Lieferform) nur mit einem Anteil von weniger als 10 Gew.-% der Fertigformulierung
eingesetzt wird; jedoch ist wiederum eine solche Rezeptur unbrauchbar, weil bei
einem derart gering bemessenen Anteil an der bactericiden Komponente die angestrebte
und vorgeschriebene vollkommene Desinfektionswirkung durch die Gebrauchsverdünnung
nicht erzielt wird.