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Die Erfindung bezieht sich auf ein Ionisationskammer-Dosimeter
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gemäß Oberbegriff des Patentanspruches 1 sowie ein Auswertegerät für
dieses Dosimeter.
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Ionisationskammer-Dosimeter sind in der Strahlungsmeßtechnik als sogenannte
Füllhalter- oder Stabdosimeter weit verbreitet im Einsatz und damit wohl bekannt.
Eine nähere Erläuterung dieser Geräte erübrigt sich daher. Die bisher bekannten
Ionisationskammer-Dosimeter sind nur für kurzzeitige Messungen geeignet. Sie werden
von ihrem Träger zumeist nach einigen Tagen abgelesen und hernach durch Aufladung
wieder auf Null gestellt. Als Langzeitdosimeter waren diese Ionisationskammer-Dosimeter
Jedoch nicht verwendbar, weil der Ladungsverlust durch den Isolator über lange Zeit
zu hoch war und damit höhere Strahlendosen vorgetäuscht wurden als in Wirklichkeit
vorhanden sind. Außerdem war bei den bisherigen Konstruktionen der Einfluß der Strahlen
auf den Isolator so groß, daß dies zu Fehlmessungen bei höheren Strahlendosen führte.
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Für Langzeitmessungen, also für Meßzeitraume von mehr als einem Monat,
sind bisher fast ausschließlich Filmplaketten-I)osimeter im Einsatz. Diese haben
jedoch den Nachteil einer relativ hoch liegenden Ansprechschwelle. So ist der Film
nicht ausreichend empfindlich für niedrige Strahlendosen. Aufgrund der heutigen
Erkenntnisse
über Umweltschutz ist man jedoch bestrebt, gerade solche niedrigen Strahlendosen
über längere Zeit zu erfassen, da die Gefährdung durch aufsummierte kleine Strahlendosen
groß erscheint.
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Andererseits haben die eingangs genannten Ionisationskammer-Dosimeter
von Haus aus den großen Vorteil, die Ionisation von Luft zu messen. Dies entspricht
am besten den gesetzlichen Vorschriften, nach denen die abgeleitete SI-Einheit der
Ionendosis das Coulomb durch Kilogramm (C/kg) ist und letzteres gleich der Ladungsmenge
ist, die bei der Erzeugung von Ionen in Luft durch ionisierende Strahlung entsteht
(vgl. § 43 des Gesetzes über "Einheiten im Meßwesen" vom 2.7.1969). Der Bezug der
gesetzlichen Einheit auf die Luft bedeutet mithin, daß eine MeBeinrichtung für die
lonendosis in der Praxis am besten und sichersten mit Luft zu realisieren ist. Die
Verbindung zur Einheit der wichtigen, im Gesetz festgelegten Energiedosis ist über
die Energiedosis in Luft ebenfalls gut zu verwirklichen.
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Ein Dosimeter, welches eine mit Luft gefüllte Ionisationskammer als
Detektor aufweist, hat damit grundsätzlich wesentliche Vorteile als Meßeinrichtung
für die Anzeige der Ionendosis oder Energiedosis in Luft gegenüber andersartigen
Meßverfahren, die nicht die Ionisigrung von Luft zur Messung der Strahlung benutzen.
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Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein einfaches und billiges
Ionisationskammer-Dosimeter nebst dazugehörigem Auswertegerät anzugeben, mit dem
über Monate oder Jahre hinweg eine sehr niedrige Strahlendosis aufsummiert werden
kann.
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Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch Mittel, wie sie im Kennzeichen
des Patentanspruches 1 und, in vorteilhaften Ausgestaltungen, der Unteransprüche
angegeben sind.
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Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung veranschaulichten
Ausführungsbeispieles erläutert.
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Es zeigen: Fig. 1 ein erfindungsgemäßes Ionisationskammer-Dosimeter
im Querschnitt, Fig. 2 die Ansicht eines Auswertegerätes für das Dosimeter nach
Fig, 1.
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Gemäß Fig. 1 sind die einzelnen Teile des Dosimeters in einem dünnen
Metallgehäuse 1 untergebracht. Vorzugsweise ist hierfür Leichtmetall verwendet.
Die Außenelektrode setzt sich in der gezeichneten Weise zusammen aus den Teilen
2 und 3. Letztere
bestehen aus sogenanntem Luftwändematerial. In
der praktischen Ausführung besteht dieses aus Kunststoff, der in an sich bekannter
Weise elektrisch leitend gemacht ist. Solches Luftwändematerial verhält sich atomar
bzw. ordnungszahlmäßig wie Luft; durch dieses Material wird daher keine oder nur
eine vernachlässigbare Energieabhängigkeit des Ionisierungsvorganges bewirkt.
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Die Innenelektrode 4 besteht ebenfalls aus solchem Luftwändematerial.
Sie hat die Form einer runden Scheibe. Letztere kann auf einen wesentlich geringeren
Durchmesser reduziert sein, wie bei 5 angedeutet. Überhaupt kann das Dosimeter auch
so ausgebildet sein, daß seine axiale Erstreckung größer ist als seine radiale.
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Zur Halterung der Innenelektrode 4 in der Außenelektrode dienen möglichst
kleine Isolatorperlen 6 und 7 aus hochwertigem, an sich bekanntem Isolationsmaterial,
beispielsweise Polystyrol. Diese Perlen sind durchbohrt, wie bei 8 und 9 angedeutet.
Sie können auch zylindrisch gestaltet sein, wie hier mit 10 und 11 angedeutet.
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Die so ausgebildeten Isolatoren werden durch Zapfen 12 und 13 zentriert,
in welche die Innenelektrode 4 axial ausläuft. Die
Perlen liegen
einerseits in kegelförmigen Vertiefungen 14 und 15 der Außenelektrode an, andererseits
in korrespondierenden kegelförmigen Vertiefungen 16 und 17 der Innenelektrode 4.
Auf diese Weise wird bewirkt, daß jeweils nur eine kreisringförmige Berührung der
Elektroden an den Isolatoren erfolgt, wie bei 18 angedeutet. Dadurch wird eine hinreichende
Zentrierung der Innenelektrode in der Außenelektrode bewirkt, die auch bei nicht
durchbohrten Perlen gegeben wäre. Die Zapfen 12, 13 verbessern jedoch diese Zentrierung
noch.
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Zwischen Innenelektrode und Außenelektrode ist ein Luftraum 19 gebildet.
Letzterer ist somit das Ionisationsvolumen und die Elektroden 4 sowie 2, 3 bilden
mithin die aufladbare und durch die Einstrahlung entladbare Kapazität.
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Das Ionisationsvolumen 19 ist dabei allseitig nur von Luftwändematerial
begrenzt, so daß eine gute Wellenlängenunabhängigkeit gewährleistet ist.
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Zur Auf ladung oder Ladungsentnahme dient der Kontaktstift 20.
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Er erstreckt sich durch eine Öffnung 21 der Außenelektrode 3 hindurch
in die Bohrung 9 der Perle 7. Ein Ende von ihm steht im Ruhezustand dem Zapfen 13
der Innenelektrode 4 abständig gegenüber. Der Kontaktstift 20 ist eingeschmolzen
in einem Isolierkörper 22, beispielsweise aus Glas. Letzterer ist
eingeschmolzen
in einen Metallflansch 23, der nach außen hin in eine Wellmembran 24 übergeht. Diese
ist am äußeren Ende durch Lötung 25 befestigt an einem Verschlußdeckel 26 und dem
Gehäuse 1, wobei ein Abstandsring 27 zur Fixierung der durch die Teile 2 und 3 begrenzten
Ionisationskammer dient. Durch die Lötung 25, die Einschmelzung des Stiftes 20 im
Isolator 22 und dessen Einschmelzung im Flansch 23 sowie durch die Lötverbindungen
der Wellmembran 24 wird eine nahezu absolute Dichtheit des so gebildeten Dosimeters
bewirkt.
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Die Wellmembran 24 ist dabei so ausgebildet, daß der Flansch 23 durch
ihre Federwirkung im Ruhezustand an den Deckel 26 gedrückt wird.
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Dieser Konstruktion liegt die Erkenntnis zugrunde, daß das Volumen
des Isolators zwischen Innen- und Außenelektrode von entscheidender Bedeutung für
die Langzeitfunktion des Dosimeters ist. Durch die bei der Erfindung gewählte Form
der Isolatoren als kleine Perlen haben diese das kleinstmögliche Volumen. Weil auch
in den besten Isolatoren grundsätzlich kleinere Mengen von Ladungsträgern pro Volumen
vorhanden sind, ist die Anzahl der Ladungsträger, welche die Messung stören können,
wenn sie während der Expositionszeit durch das anliegende Feld im Isolator wandern,
wegen des kleinen Volumens der Perlen 6 und 7 bei der Erfindung entsprechend klein.
Wegen dieses geringen Isolatorvolumens werden
auch durch die Einstrahlung
in den Perlen nur entsprechend wenige Ladungsträger erzeugt und stören dementsprechend
den Meßvorgang nicht. Die Bohrungen 8 und 9 redusieren dabei das wirksame Volumen
der Isolatorperlen noch weiter. Die Perlen 6 und 7 berühren die Kegelflächen 14
bis 17 der Elektroden nur längs einer Kreislinie. Damit wird die Oberflächen-Isolationsstrecke
ausreichend lang und der Übergang vom Isolator zum Leiter, über den schließlich
die Ladungsträger der Isolatoren wandern können, ist eindeutig und gut reproduzierbar.
Die absolute Größe der Isolatorperlen ist nach unten hin lediglich durch die mechanischen
Stabilitätaanforderungen beim Tragen des Dosimeters begrenzt. Durch die gewählte
Form der Isolatoren wird ein kleinstmögliches Volumen bei größter Oberfläche erreicht.
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Die Funktion dieses Dosimeter entspricht im übrigen völlig der eines
üblichen Füllhalter- bzw. Stabdosimeters. Durch Andrücken des Kontaktstiftes 20
an den Zapfen 13 der Innenelektrode 4 wird letztere gegenüber der Außenelektrode
2, 3 auf eine bestimmte Spannung aufgeladen. Durch eine Einstrahlung von radioaktiven
Partikeln wird das Ionisationsvolumen 19 ionisiert und entlädt im Laufe der Zeit
Je nach dem Maß der Einstrahlung den durch Innen- und Außenelektrode gebildeten
Kondensator. Das Maß dieser Entladung kann durch den Kontaktstift 20 ermittelt werden,
weloher
zu diesem Zweck an eine Auswerteeinrichtung gelegt wird
und für den Auswertevorgang selbst an den Zapfen 13 der Innenelektrode 4 gedrückt
wird. Dies ist an sich bekannt und braucht deswegen nicht weiter erläutert zu werden.
Es sei hier angemerkt, daß die Isolatoren 6, 7 bzw. 10, 11 nicht durchbohrt zu sein
brauchen, wenn der Kontaktstift 20 in aufwendigerer Weise an einer anderen Stelle
der Außenelektrode 2, 3 angeordnet ist.
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Ein vorteilhaftes Auswertegerät zur Durchführung der geschilderten
Auswertung ist in Fig. 2 gezeigt. Es besteht aus einem taschenrechnergroßen Gehäuse
28, welches eine an sich bekannte und daher nicht näher erläuterte Auswerteelektronik
enthält. Zur Anzeige dient ein digitales Display 29. Auf der Oberseite ist eine
durchsichtige und beispielsweise aus Acrylglas bestehende Klappe 30 bei 31 schwenkbar
gelagert. Unterhalb der Klappe 30 befindet sich eine Einsetzöffnung 32 für ein Dosimeter
1 nach Fig. 1. Auf der Oberseite des Gehäuses 28 befindet sich weiter ein Druckknopf
33. Schließlich weist das Gehäuse eine Steckbuchse 34 auf.
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Zur Ausmessung des Dosimeters wird die Klappe 30 angehoben und die
Dosimeterkapsel 1 so in die Öffnung 32 eingesetzt, daß die Wandung 26 der Kapsel
zum Gehäuseinneren hin orientiert ist. Der Boden der Ausnehmung 32 ist dabei federnd
ausgebildet.
Wenn nun auf die zunächst noch etwas hochstehende Klappe 30 gedrückt wird, so wird
die Dosimeterkapsel 1 in das Gehäuseinnere gedrückt und ein dort angebrachter Kontaktstift
berührt den Kontaktstift 20 der Doslmeterkapsel und drückt diesen zur ladungsabmahme
an den Zapfen 13 der lnneneiektrode 4 (Fig, 1). Das NaB der von der Dosimeterkapsel
empfangenen Strahlung wird sodann durch das Display 29 angezeigt. Die Auswerteelektronik
ist dabei mit an sich bekannten Mitteln so ausgebildet, daß die zur Messung entnommene
Ladung automatisch dem Dosimeter nach der Messung wieder zugeführt wird. Wird nun
das Dosimeter wieder entnommen, so addiert sich die während der folgenden Zeit aufgenommene
Strahlung in entladender Weise zu der vorher gemessenen Ladung. Mithin wird dadurch
die Strahlung über einen beliebig langen Zeitraum aufaddiert. Soll hingegen nach
einer Messung das Dosimeter wieder auf Null gestellt werden, so ist die Taste 33
zu drücken, wonach das Dosimeter wieder voll aufgeladen und demgemäß auf Null gestellt
wird.
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Bei alledem kann die Dosimeterkapsel 1 mit einer Eenn-Nummer, hier
beispielsweise 32 502, gekennzeichnet und mithin einem bestimmten Träger zugeordnet
sein. An die Steckbuchse 34 kann, falls erforderlich, eine Registriereinrichtung
an sich beliebiger Art zur Registrierung des mit dem Dosimeter gemessenen Meßwertes
angeschlossen werden.
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Ein Dosimeter der erfindungsgemäßen Art ist in der Praxis auBerordentlich
klein und hat für einen Meßbereich von einigen
fiIilliröntgen bis
etwa 10 Röntgen einen Durchmesser von etwa 14 mm und eine Länge von 8 mm, wobei
die Stärke der Wand 1 0,4 mm beträgt, wenn sie aus Leichtmetall besteht. Das Dosimeter
kann daher auf einfachste Weise in der Kreidung einer Person getragen werden oder
aber auch an beliebiger Stelle eines Raumes zur Messung der Ortsdosis abgelegt werden.
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In besonders vorteilhafter Weise brauchen zur Gewinnung verschiedener
Meßbereiche in der Fertigung lediglich Sätze von Tnnenelektroden 4 unterschiedlichen
Durchmessers vorrätig gehalten zu werden. Bei sonst völlig gleichbleibenden übrigen
Bestandteilen braucht je nach dem gewählten Meßbereich nur eine Innenelektrode 4
kleinen oder größeren Durchmessers bei der Montage eines Dosimeters eingesetzt zu
werden.