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"Verfahren zur Entgiftung von organische. Bromnitrover-
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bindungen enthaltenden wässrigen Lösungen" Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Entgiftung von wässrigen Lösungen, die organische geminale Bromnitroverbindungen
als antimikrobielle Wirkstoffe enthalten.
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Organische geminale Bromnitroverbindungen wie 2-Brom-2-nitropropandiol-1,3>
5-Brom-5-nitro-1,3-dioxan und seine Homologen besitzen eine ausgezeichnete Wirksamkeit
gegenüber Bakterien und Pilzen. Wegen ihres breiten Wirkungsspektrums eignen sich
diese Verbindungen als antimikrobielle Wirkstoffe für Geräte- und Flächendesinfektionslösungen
sowie als Konservierungsmittel für Kühlkreislaufwasser und wässrige Metallbearbeitungsflüssigkeiten.
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Wie dies bei antimikrobiellen Mitteln in der Regel der Fall ist, weisen
auch die organischen geminalen Bromnitroverbindungen eine deutliche Toxizität gegenüber
Fischen und anderen Wasserorganismen auf. Verbrauchte Lösungen, die solche geminalen
Bromnitroverbindungen enthalten, können deshalb erst dann in den Vorfluter oder
in die Kläranlage abgelassen werden, wenn #sie vorher auf
wonzentrationen
verdünnt wurden, die für Wasserorganis men nicht mehr toxisch sind. Je nach der
vorhandenen Anfangskonzentration kann für die Verdünnung die dem 5000- bis lOOOOfachen
des Lösungsvolumens entsprechende Wassermenge erforderlich sein.
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Durch bloße Verdünnung wird zwar eine Störung der Kläranlage oder
eine lokale Schädigung des Vorfluter verhindert, die Gesamtmenge der toxischen Substanz,
die die Kläranlage oder den Vorfluter belastet, bleibt jedoch unverändert. Zudem
wird für die Verdünnung zusätzlich Frischwasser verbraucht.
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Es wurde nun gefunden, daß die gesamten organischen geminalen Bromnitroverbindungen
durch eine geeignete chemische Behandlung entgiftet werden können. Dadurch kann-
- auf die Verdünnung verzichtet werden und es erfolgt keine Belastung der Kläranlage
oder des Vorfluters durch toxische Stoffe.
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Gegenstand der Erfindung ist demzufolge ein Verfahren zur Entgiftung
von wässrigen, organische geminale Bromnitroverbindungen enthaltenden Lösungen,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man die Lösungen bei einem pH-Wert von 4 oder
mehr mit mindestens 1,6 Mol Natriumsulfit pro Mol gelöster Bromnitroverbindung behandelt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kommt insbesondere für die Entgiftung
von Lösungen in Betracht, die 2-Brom-2-nitropropandiol-l ,3, Ci-Brom-5-nitro-l ,3-dioxan
und dessen Homologe wie z.B. 5-Brom-5-nitro-2-methyl-1,3-dioxan und 5-Brom-5-nitro-2-äthyl-1,3-dioxan
enthalten.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können Lösungen mit einem Gehalt
an geminalen Bromnitroverbindungen bis zu 0,25 g/l entgiftet und nach der Behandlung
direkt in den Verfluter oder in die Kläranlage abgelassen werden.
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Höher konzentrierte Lösungen müssen vor der Zugabe von Natriumsulfit
auf Konzentrationen von 0,025 g/l oder weniger eingestellt werden oder nach der
Entgiftung entsprechend verdünnt werden.
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Natriumsulfit kann zu den entgiftenden Lösungen in fester Form als
wasserfreie Verbindung oder als Heptahydrat zugegeben werden. Der besseren Dosierbarkeit
wegen sind Jedoch wässrige Natriumsulfitlösungen mit eingestelltem Gehalt für die
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens vorzuziehen.
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Der Gehalt an organischen geminalen Brom-nitroverbindungen in den
zu behandelnden Lösungen kann durch potentiometrische Titration mit Silbernitrat
in einfacher Weise bestimmt werden. Dabei ermittelt man zunächst in einem aliquoten
Teil der Lösung den Gehalt an ionogen vorliegendem Halogenid. In einem weiteren
aliquoten Teil wird dann das organisch gebundene Brom durch Zugabe von Natriumsulfit
bei pH#4 4 in ionogenes Brom umgewandelt und anschließend der Gesamthalogenidgehalt
bestimmt.
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Der Gehalt an geminaler Brom-nitroverbindung kann aus der Differenz
berechnet werden.
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Um eine zuverlässige Entgiftung zu gewährleisten, müssen bei der erfindungsgemäßen
Behandlung pro Mol vorhandener geminaler Bromnitroverbindung mindestens 1,6 Mol
Natriumsulfit eingesetzt werden. Optimale Ergebnisse, insbesondere hinsichtlich
des zeitlichen Ablaufs der Entgiftungsreaktionen, werden bei einem Molverhältnis
Bromnitroverbindung zu Natriumsulfit von 1 : 2 erzielt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird bei pH-Werten-von 4 und mehr durchgeführt,
wobei pH-Werte im Bereich von 5 bis-7 bevorzugt sind. Es empfiehlt sich, den für
die Durchführung des Verfahrens vorgesehenen pH-Wert vor der Zugabe des Natriumsulfits
durch Zugabe von Säuren oder Basen einzustellen.
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Es ist zweckmäßig, das Ve#rmischen der zu entgiftenden Lösung mit
Natriumsulfit oder Natriumsulfitlösung unter kräftigem Rühren vorzunehmen, um eine
schnelle Homogenisierung zu gewährleisten.
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Die nachstehenden Beispiele sollen den Gegenstand der Erfindung erläuternj
ihn jedoch nicht darauf beschränken.
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Beispiel 1 Aus Standardlösungen, die 1 g/l 5-Brom-5-nitro-1,3-dioxan
bzw. 1 g/l Natriumsulfit enthielten, wurden Mischungen hergestellt, die die in den
Spalten 1 und 2 der Tabelle I angegebenen Konzentrationen an geminaler Brorn-nitroverbindung
und Natriumsulfit aufwiesen. Nach dem Mischen wurden die Lösungen jeweils über den
in Spalte 3 angegebenen Zeitraum stehengelassen, bevor ihre Toxizität gegenüber
Goldorfen nach dem Fischtest L15, Vom Wasser, Band 46 (1976), 5. 291-295, geprüft
wurde. Die Ergebnisse sind aus der Tabelle I ersichtlich.
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TABELLE 1 Fischtoxizität von mit Na2SO3 behandelten 5-Brom-5-nitro-1.
3-dioxanlösunen
5-Brom-5-nitro Na SO Reaktionszeit Gestorbene |
1,3-dioxan (mg/l) (mg/l) (min.) Fische (%) |
50 50. 30 100 |
50 100 30 O |
50 100 10 0 |
50 100 5 0 |
50 100 0>5 O |
Beispiel 2 4000 1 Kühlkreislaufwasser, das 0,23 g/l 2-Brom-2-nitropropandiol-1,3
enthielt, wurden unter kräftigem RUhren mit 23>2 kg einer 5-gewichtsprozentigen
Natriumsulfitlösung versetzt und 5 Minuten lang weitergerührt.
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Unmittelbar danach entnommene undsofort geprüfte Proben erwiesen sich
bei dem oben bereits erwähnten Fischtest und beim Test gegenüber Daphnien nach W.K.
Fischer und P. Gode, Vom Wasser, Band 48 (1977), S. 247-254, als vollkommen ungiftig.
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BeisPiel 3 3 .; 3500 1 Kühlkreislaufwasser## das 0,05 g/l 5-Brom-5-nitro-1,3-dioxan
enthielt, wurden mit 2,1 kg einer 10-gewichtsprozentigen - Natriumsulfitlösung unter
-kräftigem Rühren vermischt. Proben, die 1 Minute nach der Natriumsulfitzugabe genommen
wurden, zeigten bei der sofort durchgeführten Prüfung keinerlei Toxizität gegenüber
Daphnien und Fischen.
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Beispiel 4 2000 1 einer gebrauchten Flächendesinfektionslösung mit
einem Gehalt von 0,48 g/l 5-Brom-5-nitro-2-methyl-1,3-dioxan wurden mit 9,6 kg einer
10-gewichtsprozentigen Natriumsulfitlösung unter kräftigem Rühren vermischt.
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Anschließend wurde 10 Minuten lang weitergerührt und schließlich 2000
1 Wasser zugegeben. Unmittelbar danach genommene Proben erwiesen sich gegenüber
Daphnien und Fischen als vollkommen ungiftig.