DE2748132C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung bestimmter Zucker,
von Glycerophosphat oder Glutaminat zur Stabilisierung
von Meningokokkenpolysacchariden.
Im besonderen betrifft die Erfindung die Stabilisierung
Meningokokkenkapselpolysaccharide der Gruppe A.
Die bekannten Impfstoffe gegen die von Meningokokken
verursachten Meningitis enthalten als wesentliche Wirkkomponenten
gruppenspezifische Polysaccharide, die aus
Meningokokken der serologischen Gruppen A und C isoliert
werden können. Die Polysaccharide werden aus Meningokokkenkulturen
hergestellt und durch verschiedene Fällungs-
und Extraktionsschritte gereinigt (vgl. E. C. Gotschlich
et al., Progr. immunbiol. Standard., Vol. 5, pp. 485-491,
Karger, Basel, 1972 und WHO Technical Report Ser. No. 594,
S. 66/67, 1976).
Meningokokkenpolysaccharide und die daraus hergestellten
Impfstoffe zeigen häufig keine befriedigende Lagerstabilität,
wodurch die immunisierende Wirksamkeit der Wirkstoffe
leidet. Sogar im trockenen, d. h. lyophilisierten
Zustand weisen die Meningokokken-Vaccinen eine ungewöhnliche
Instabilität auf. Selbst bei einem Wassergehalt von
weniger als 1% in der Trockenmasse hydrolysiert das Material
bei Lagerung um etwa 4°C im Laufe einiger Monate
nachweisbar, bei höheren Temperaturen bereits innerhalb
einer Woche. Meningokokkenpolysaccharide werden deshalb
in der Regel tiefgefroren aufbewahrt.
Die Hydrolyse der Meningokokkenpolysaccharide führt zu
einer Depolymerisierung und damit zu einer nicht erwünschten
Herabsetzung der Immunogenität des sie enthaltenden
Impfstoffs. Die Depolymerisierung kann durch
Bestimmung der veränderten Molekulargewichte mittels
Chromatographie verfolgt werden.
In "Freeze Drying and Advanced Food Technology, Academic
Press 1975, Seiten 95, 96, 463 Abs. 1 und Seiten 467 bis
469" sind Glucose, Saccharose, Lactose sowie Gemische von
Saccharose und Glutaminat als Stabilisierungsmittel beim
Lyophilisieren von Impfstoffen genannt.
Durch Untersuchungen des Rÿks Institut voor de Volksgezondheid,
Bilthoven, Bull. Wld. Hlth. Org., 55, 43-98, 1977,
ist bekannt, daß Lactose eine erhebliche Steigerung der
Lagerstabilität der Meningokokkenpolysaccharide bewirkt.
Eine Erklärung für die Erhöhung der Stabilität durch
Lactose gegenüber dem bis dahin verwendeten, jedoch nicht
befriedigenden Mannit konnte nicht gegeben werden.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß hydratbildende
Verbindungen, die unter den Bedingungen der Gefriertrocknung
entwässert werden und anschließend reversibel
hydratisieren, Meningokokkenpolysaccharide zu stabilisieren
vermögen.
Insbesondere sind dies Saccharose, Raffinose, Glucose,
Trehalose, Glycerophosphat und Glutaminat sowie schließlich
Lactose. Bevorzugt sind Saccharose und Raffinose,
allein oder in Mischungen mit einer der anderen genannten
Verbindungen. Mit Ausnahme von Lactose allein bilden sie
als Stabilisatoren für Meningokokkenpolysaccharide den
Gegenstand der Erfindung.
Zur Stabilisierung wird auf etwa 100 µg Meningokokkenpolysaccharid
in wäßriger Lösung mindestens 0,3 mg, vorzugsweise
1 bis 100 mg der Verbindungen zugesetzt. Die genannten
Gewichtsmengen befinden sich etwa in 1 ml einer
wäßrigen Lösung, die als Impfstoff geeignet ist.
Gegenstand der Erfindung ist demnach die Verwendung von
Saccharose, Raffinose, Glucose, Trehalose, Glycerophosphat
oder Glutaminat, gegebenenfalls im Gemisch mit der
dafür bekannten Lactose, als Stabilisator für Meningokokkenpolysaccharide.
Zu diesem Zweck wird zu einer wäßrigen Lösung von
Meningokokkenpolysaccharid statt Lactose auf etwa 100 µg
Polysaccharid mindestens 0,3 mg einer anderen, unter den
Bedingungen der Gefriertrocknung reversibel zu entwässernden,
Hydrat bildende Verbindung zugesetzt, wonach die
Mischung getrocknet, vorzugsweise gefriergetrocknet wird.
Die zu stabilisierende wäßrige Lösung des Meningokokkenpolysaccharids
kann sowohl ein Zwischenprodukt für die
Impfstoffherstellung als auch bereits eine für die parenterale
Applikation geeignete Impfstoffzubereitung
darstellen.
In einer weiteren Ausführungsform wird mindestens eine
der stabilisierenden Verbindungen in einer Konzentration
von 5 bis 20 mg/ml der zu applizierenden Impfstofflösung
verwendet. Bei einem zu hohen Gehalt an Stabilisator,
z. B. bei Saccharose über 100 mg pro ml, ergeben sich
hypertonische Lösungen, so daß es für die parenterale
Applikation einer entsprechenden Polysaccharidvaccine
nicht zweckmäßig erscheint, diese Konzentration zu
überschreiten.
Obwohl die erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen nach einer
folgenden Lyophilisation der Lösung dem Meningokokkenpolysaccharid
eine ausgezeichnete Stabilität verleihen,
kann es manchmal zweckmäßig sein, die Stabilisatoren
nicht allein, sondern zusammen mit anderen Verbindungen
zur Stabilisierung der Meningokokkenpolysaccharide einzusetzen.
Derartige Mischungen zeigen gelegentlich auch
einen synergistischen Effekt und führen zu einer weiteren
Erhöhung der Lagerstabilität der Meningokokkenpolysaccharide.
Ein derartiger Synergismus wird insbesondere bei
Mischungen von zwei der genannten Stabilisatoren im Molverhältnis
von 1 : 2 bis 2 : 1 gesehen.
Für die Herstellung des Meningokokkenpolysaccharids geht
man zweckmäßig nach WHO Technical Report Ser. Nr. 594, S.
66/67, 1967, wie folgt vor:
Eine Meningokokkenkultur oder deren Kulturüberstand wird
mit 0,1-0,3% Cetyltrimethylammoniumbromid (= Cetavlon)
versetzt und die Fällung nach 2-24 Stunden durch Sedimentation
oder Zentrifugation gewonnen. Anschließend wird
das Sediment mit einer 0,8-2 molaren, vorzugsweise 1
molaren wäßrigen Lösung von Calciumchlorid extrahiert,
mit Äthanol bis zu 20-30%, vorzugsweise 25% (v/v) versetzt
und der Überstand durch Zentrifugation gewonnen.
Das Zwischenprodukt wird durch weitere Zugabe von Äthanol
bis zu 70-85%, vorzugsweise 80% (v/v) ausgefällt und
durch Zentrifugation gewonnen.
Das Zwischenprodukt wird sodann in einem neutralen bis
schwach basischen wäßrigen Medium aufgenommen, z. B. in
einer 0,1-0,4 M Natriumacetatlösung und danach mit
Phenol extrahiert. Es wird eine Puffer-gesättigte Phenollösung
verwendet (Zusammensetzung: 100 g Phenol + 40 ml
Puffer). Die wäßrige Phase wird gegen 0,1 M Calciumchloridlösung
dialysiert und einer Ultrazentrifugation unterworfen.
Schließlich wird das Polysaccharid mit Hilfe
eines Alkohols, vorzugsweise Äthanol, ausgefällt und getrocknet.
Dieses Material wird bei -20°C gelagert.
Das wieder aufgelöste Meningokokkenpolysaccharid wird wie
oben beschrieben mit mindestens einer stabilisierenden
Verbindung, gegebenenfalls mit weiteren Zusätzen, versetzt
und lyophilisiert.
Eine entsprechende Vaccine hat beispielsweise folgende
Zusammensetzung.
1. N. meningitidis Gruppe A Polysaccharid|2,5 mg | |
Saccharose | 250 mg |
Das lyophilisierte Produkt zeigt während 3monatiger
Lagerung bei 37°C praktisch keine Abnahme des Polymerisationsgrades.
Der K d -Wert, der zu Beginn der Lagerung
0,26 betrug, stieg auf 0,29 an. Demgegenüber zeigte eine
unter gleichen Bedingungen mit Lactose stabilisierte
Probe einen Anstieg des K d -Wertes von 0,26 auf 0,35.
Für die Applikation als Vaccine wird das Lyophilisat mit
25 ml eines physiologisch verträglichen Lösungsmittels
aufgelöst. Hierfür wird verwendet eine Lösung die
enthält:
7 mg NaCl/ml, 0,015 mol/l Natriumphosphatpuffer, pH 7,4, 0,05 mg Natriumtimerfonat/ml.
7 mg NaCl/ml, 0,015 mol/l Natriumphosphatpuffer, pH 7,4, 0,05 mg Natriumtimerfonat/ml.
2. N. meningitidis Gruppe A Polysaccharid|2,5 mg | |
Lactose | 125 mg |
Saccharose | 125 mg |
Während der Lagerung des lyophilisierten Materials bei
56°C nimmt der K d -Wert des Polysaccharids innerhalb von 2
Monaten von 0,26 auf 0,48 zu. Parallel mit 250 mg Lactose
oder 250 mg Saccharose versetzte Produkte zeigen nach dem
gleichen Zeitraum K d -Werte größer 0,7.
K d wird durch Chromatographie auf Sepharose® 4B
ermittelt und ist durch folgende Gleichung definiert:
V e = Das Volumen des Eluats ab Start der
Chromatographie bis Elutionsmaximum der
Hauptkomponente des Polysaccharidantigens.
V o = Das Elutionsvolumen einer total exkludierten Substanz, z. B. hochmolekularem Blue Dextran.
V T = Das Elutionsvolumen einer total inkludierten Substanz, z. B. radioaktiv markiertem Wasser.
V o = Das Elutionsvolumen einer total exkludierten Substanz, z. B. hochmolekularem Blue Dextran.
V T = Das Elutionsvolumen einer total inkludierten Substanz, z. B. radioaktiv markiertem Wasser.
Die Definition bedeutet, daß 0 K d 1. Die Grenzwerte
werden bei einer vollständig exkludierten Substanz
(K d = 0) oder bei einer vollständig inkludierten Substanz
(K d = 1) erreicht. Bei einem höheren K d -Wert ist die Molekülgröße
vermindert. In dem hier vorliegenden Fall
zeigt ein steigender K d -Wert an, daß das Meningokokkenpolysaccharid
depolymerisiert.
Die Vorteilhaftigkeit einer Stabilisierung von Meningokokkenpolysaccharid
in der erfindungsgemäßen Weise geht
aus der folgenden Tabelle hervor.
Claims (1)
- Verwendung von Saccharose, Raffinose, Glucose, Trehalose, Glycerophosphat oder Glutaminat, gegebenenfalls im Gemisch mit der dafür bekannten Lactose, als Stabilisator für Meningokokkenpolysaccharide.
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