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Die Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Behand-
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lung von biologisch abbaubaren, organischen Materialien wie Kohlehydraten
und proteinhaltigen Materialien.
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Lösungen und Suspensionen von Kohlehydraten kommen häufig als Abwässer
aus Lebensmittel verarbeitenden Anlagen und aus Papierfabriken vor. Die Kohlehydrate
in den Abwässern aus Lebensmittel verarbeitenden Fabriken enthalten oft einen beträchtlichen
Anteil an Zuckern, die üblicherweise in Lösung vorliegen, obwohl auch unlösliche
Bestandteile wie Stärken und zelluloseartige Materialien, die in Suspension vorliegen,
vorhanden sein können. Proteinhaltige Materialien können ebenfalls vorhanden sein.
Die Kohlehydrate in Abwässern aus Papierfabriken bestehen jedoch üblicherweise beinahe
vollständig aus unlöslichen Bestandteilen in Suspension. Lösungen und Suspensionen
von anderen biologisch abbaubaren, organischen Materialien können als Nebenprodukte
gebildet werden oder als Abwässer aus zahlreichen Arten von chemischen Anlagen vorliegen.
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Solche Abwässer sind schwierig zu beseitigen. Manchmal werden sie
zeitweilig in Behältern gelagert, wo Feststoffe sich partiell absetzen können, und
sie werden dann in Abwasserkanäle zur Behandlung in den normalen Abwasserbehandlungsanlagen
oder in Flüsse oder andere Gewässer abgegeben. Die betroffenen Behörden oder Betreiber
verlangen üblicherweise eine Bezahlung für die Behandlung dieser nicht erwünschten
Abwässer oder für das Recht, die Abwässer in Flüsse abzugeben. Wenn Feststoffe in
Absetzbehältern abgetrennt wurden, müssen diese in für ihre Aufnahme gegrabenen
Abfall-Löchern abgelagert werden. Dies bedingt wiederum beträchtliche Kosten und
ist weiterhin eine schlechte Praxis im Hinblick auf den Umweltschutz.
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In neuerer Zeit wurden verarbeitende Betriebe mit eigenen Abwasserbehandlungsanlagen
ausgerüstet, die Belebtschlammbehälter, biologische Filter und Ablagerungsseen umfassen,
deren Installation, Betrieb und Aufrechterhaltung ist jedoch kostspielig und sie
benötigen relativ große Landflächen.
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Verschiedene Methoden wurden bereits zur biologischen Behandlung solcher
Abwässer in Fermentationsanlagen in Betracht gezogen, Jedoch sind diese im allgemeinen
nur wirtschaftlich, wenn die Abwässer relativ konzentriert sindlund sie arbeiten
nicht in zufriedenstellender Weise oder überhaupt nicht, wenn die Abwässer verdünnt
sind, wie dies oft der Fall ist. Weiterhin ist es für gewöhnlich erforderlich, daß
die Abwässer steril sind.
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Aufgabe der Erfindung ist ein Verfahren zur Behandlung von Abwässernder
beschriebenen Art, das besonders wirksam bei der Behandlung von verdünnten Abwässern
ist.
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Zur Lösung dieser Aufgabe dient das erfindungsgemäße Verfahren, das
ein biologisches Verfahren ist und die Erzeugung von biologischen Produkten der
Art, die üblicherweise als Biomasse bezeichnet werden, ergibt. Die Biomasse kann
als Grundlage für brauchbare und vertriebsfähige Produkte wie Futtermittel für Tiere
verwendet werden. Daher kann das erfindungsgemäße Verfahren in einer solchen Weise
betrieben werden, daß es sogar einen finanziellen Nutzen hat statt des Verlustes,
der normalerweise mit den Methoden der bislang angewandten Beseitigung von Abwässern
verbunden ist.
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Obwohl die Erfindung in erster Linie im Hinblick auf die Behandlung
von Abwässern entwickelt wurde, ist sie nicht auf die Behandlung von Abwässern als
solchen, d.h. auf die Abfallprodukte von anderen Herstellungsprozessen, beschränkt,
sondern sie kann auch bei der Behandlung von anderen Lösungen oder Suspensionen
von biologisch abbaubaren, organischen Materialien angewandt; werden. Die Erfindung
kann tatsächlich Lösungen oder Suspensionen verwenden, welche speziell zur Behandlung
hergestellt wurden, damit die Biomasse in einfacher Weise erhalten werden kann.
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Die Herstellung von Biomasse durch Turmfermentation wurde bereits
in Betracht gezogen. Turmfermentationsanlagen, d.h.
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Fermentationsanlagen mit einer aufrechten, säulenartigen Arbeitskammer,
die einen Mikroorganismus enthält, welcher biologisch abbaubares, nach oben durch
die Kammer durchtretendes Material abbaut, wurden bei der kommerziellen Herstellung
von Flüssigkeiten wie Alkohol aus Zucker, z.B.
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bei der Brauerei, von Essigsäure aus Alkohol, z.B. bei der Weinessigproduktion,
und von Citronensäure aus Melassen und anderen Kohlehydraten angewandt. Verschiedene
kontinuierliche, halbkontinuierliche oder ansatzweise Fermentationsprozesse, sowohl
aerobe als auch anaerobe Prozesse unter Verwendung verschiedener Hefen, Pilze und
Bakterien in Turmfermentationsanlagen wurden bereits vorgeschlagen. Bei diesen kontinuierlichen
und halbkontinuierlichen Prozessen wurden die biologisch abbaubares Material enthaltende
Lösung oder Suspension und üblicherweise ein Sauerstoff enthaltendes Gas nach oben
durch den Turm geschickt, und die erhaltene Flüssigkeit und das erhaltene Gas wurden
aus der Arbeitskammer durch getrennte Auslässe abgegeben. Die Neigung solcher Arbeitsweisen
zur Erzeugung eines Schaums auf der Oberfläche der Flüssigkeit in der Kammer ist
üblicherweise ein Problem, und daher ist üblicherweise eine "Ausdehnungskammer"
oberhalb des Flüssigkeitsauslasses aus der Arbeitskammer vorhanden, in welcher der
Schaum sich absetzen kann und ein Absetzen der Mikroorganismen, die sonst mit dem
Schaum herausgetragen werden würden, zurück in die Arbeitskammer beim Zusammenfallen
des Schaums ermöglicht wird, wobei das bei dem Prozeß entstehende Gas aus der Ausdehnungskammer
durch einen getrennten Auslaß abgegeben wird, der üblicherweise am oberen Ende oder
nahe dem oberen Ende der Ausdehnungskammer liegt.
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Bei diesen Fermentationsprozessen zur Herstellung von Flüssigkeiten
werden die Bedingungen so eingestellt, daß das Wachstum der Mikroorganismen auf
ein Minimum gebracht wird und die Mikroorganismen in der Arbeitskammer zurückgehalten
werden. Es wurde
bereits vorgeschlagen, die Bedingungen unter Förderung
des Wachstums einiger Mikroorganismen zu variieren, um eine Biomasse herzustellen,
die mit der Flüssigkeit aus der Arbeitskammer abgegeben werden und hiervon unter
Bildung eines brauchbaren Produktes abgetrennt werden kann. Obwohl dies Jedoch erreicht
werden kann, wurde gefunden, daß die Kinetik der kontinuierlichen und halbkontinuierlichen
Prozesse so komplex ist und das Wissen hierüber so unvollständig ist, daß diese
Prozesse im allgemeinen nicht angewandt werden.
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Bislang wurden für die kommerzielle Erzeugung von Biomasse Arbeitsweisen,
im folgenden als vorbekannte Arbeitsweisen bezeichnet, angewandt, die die Verwendung
eines Fermentators mit pneumatischer Förderung ('air-lift' fermenter) eines Druckzyklus-Fermentators
oder eines Rührtankreaktors umfassen. Im allgemeinen wurde eine Arbeitsweise unter
Anwendung eines Rührtankreaktors bevorzugt, da bei dieser Arbeitsweise ein stationärer
Zustand leicht erreicht und beibehalten wird. Bei dem Rührtankprozeß wird eine kontinuierliche
Strömung einer Lösung oder einer Suspension von biologisch abbaubarem, organischem
Material, welche alle erforderlichen Salze und stickstoffhaltigen Substanzen, die
zur Förderung des Wachstums der Mikroorganismen erforderlich sind, in einen Behälter
geführt, welcher einen Mikroorganismus enthält, der in zufriedenstellender Weise
auf dem biologisch abbaubarem Material leben kann, es wird Luft in die Lösung oder
Suspension eingeführt, und der Inhalt des Tanks wird gründlich mit Hilfe eines kraftangetriebenen
Rührers vermischt. Im Verlauf der Behandlung entfernt der Mikroorganismus wenigstens
den größeren Anteil des biologisch abbaubaren, organischen Materials, und - da der
Mikroorganismus kontinuierlich wächst - wird ein Überschuß an Mikroorganismus kontinuierlich
gebildet und der Überschuß wird mit der den Tank verlassenden Flüssigkeit abgegeben.
Dieser abgagegebene Mikroorganismus oder die Biomasse kann abgetrennt werden, und
nach weiterer Behandlung kann sie als Tierfuttermittel verwendet werden.
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Gegenüber diesen vorbekannten Arbeitsweisen weist die Erfindung jedoch
Vorteile auf, auf die im folgenden eingegangen wird.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur Behandlung von biologisch abbaubarem,
organischem Material, bei welchem ein das Material enthaltende, flüssige Medium
zu einer nach oben gerichteten Strömung durch eine aufrechte Arbeitskammer, die
ein Höhen-Seiten-Verhältnis von nicht weniger als 3:1 besitzt, gebracht wird und
flockenartiger Mikroorganismus, der zum Verdauen wenigstens eines Teiles des biologisch
abbaubaren, organischen Materials in der Lage ist, in der Arbeitskammer wachsen
gelassen wird und Sauerstoff enthaltendes Gas in die Kammer zur Ermöglichung des
Wachstums des Mikroorganismus eingeführt wird, zeichnet sich dadurch aus, daß der
Mikroorganismus überwiegend flockenartig innerhalb der Kammer ist, und daß das erhaltene
Gemisch von behandeltem Medium, Gas und überschüssigem Mikroorganismus durch einen
gemeinsamen Auslaß im Oberteil der Kammer herausgeführt wird.
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Ein wesentlicher Punkt, in welchem sich das erfindungsgemäße Verfahren
von den bislang versuchten Turmfermentationsprozessen unterscheidet, liegt darin,
daß das behandelte Medium, überschüssiger Mikroorganismus (Biomasse), der/die durch
Wachstum in der Kammer gebildet wurde, und alle anderen flüssigen oder festen Substanzen,
welche durch den Prozeß gebildet werden oder aus den Ausgangsmaterialien als Rückstand
zurückbleiben, durch den gleichen Auslaß wie das Gas abgegeben werden.
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Dieses Gemisch aus Gas/Flüssigkeit/Feststoff, das im folgenden als
"Reaktionsprodukt" bezeichnet wird, wird vorzugsweise ganz im oberen Teil oder in
der Nähe hiervon abgegeben. Der obere Teil der Kammer besitzt vorzugsweise eine
nach oben ver-Jüngende Gestalt, z.B. die Gestalt eines abgestumpften Kegels oder
kuppelförmige Gestalt, wobei der Auslaß für das Reaktionsprodukt sich am Scheitelpunkt
befindet. Es wurde gefunden, daß eine solche Gestalt das Blockieren des Auslasses
durch die Feststoffe in dem Reaktionsprodukt verhindert oder vermindert und
zu
der vorteilhaften Kinetik des Verfahrens beiträgt. Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform
besteht in der Abgabe des Reaktionsproduktes durch einen Auslaß, der im wesentlichen
in Form eines umgedrehten U gestaltet ist.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist das Schäumen kein Problem;
ganz im Gegenteil kann es sogar vorteilhaft sein.
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Es wurde gefunden, daß das Gas als pneumatische Pumpe für die Feststoffe
und die Flüssigkeiten in dem Reaktionsprodukt wirkt, wodurch sie durch den Auslaß
nach oben gehoben werden. Bei niedrigen Verdünnungsraten entsprechend der im folgenden
gegebenen Definition besteht die Neigung, daß relativ große Mengen von schaumartiger
Flüssigkeit intermittierend abgegeben werden, so daß der Pegel der Flüssigkeit in
der Kammer intermittierend unter den Oberteil der Kammer unter Zurücklassen eines
mit Gas gefüllten Raumes abfallen kann. Obwohl ein etwas ähnlicher Prozeß bei hohen
Verdünnungsraten auftritt, tritt die Abgabe häufiger auf und das Volumen des mit
Gas gefüllten Raumes wird reduziert. Tatsächlich kann der Flüssigkeitspegel in den
unteren Teil des Auslaßrohres reichen, so daß kein mit Gas gefüllter Raum in der
Kammer selbst zurückgelassen wird. Unter Verdünnungsrate ist das Verhältnis von
(A) dem Volumen des flüssigen, das biologisch abbaubare Material und beliebige die
Vermehrung der Mikroorganismen ermöglichende Hilfssubstanzen enthaltenden Mediums,
das in die Arbeitskammer pro Stunde eingeführt wird, zu (B) dem Volumen von Flüssigkeit
in der Arbeitskammer zu verstehen.
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Das in die Arbeitskammer eingeführte Gas kann nur aus Sauerstoff oder
aus einem Gemisch von Sauerstoff und irgendeinem anderen Gas bestehen, wobei dieses
andere Gas normalerweise keine Rolle bei den in der Arbeitskammer auftretenden,
chemischen Reaktionen spielt. Insbesondere kann Luft die Quelle für Sauerstoff bilden.
In der Praxis wurde gefunden, daß die Verwendung von Sauerstoff alleine im allgemeinen
weniger wirksam und weniger wirtschaftlich ist als die Verwendung von Luft,
da
es oftmals vorkommt, daß bei Ersatz der Luft durch Sauerstoff die erforderliche
Sauerstoffmenge etwa die Hälfte der erforderlichen Luftmenge beträgt, obwohl nur
etwa ein Fünftel der Luft aus Sauerstoff besteht. Es wird angenommen, daß der Grund
für die Verbesserung, welche bei der Verwendung eines Gemisches von Sauerstoff und
einem anderen Gas auftritt, der folgende ist: für ein vorgegebenes Volumen von Sauerstoff,
das pro Einheitszeit in die Arbeitskammer eingeführt wird, ist das Gesamtvolumen
an pro Einheitszeit eingeführtem Gas größer. Das Gas bildet Bläschen in der Flüssigkeit
und reduziert daher die scheinbare Dichte der flüssigen Inhalte in der Arbeitskammer.
Dies führt wiederum zu einem stärkeren Unterschied zwischen der Dichte der Flocken
des Mikroorganismus und der tatsächlichen Dichte des die Flocken umgebenden Mediums,
so daß der Schwerkrafteffekt auf die Flocken erhöht wird, wodurch ihre Retention
in der Kammer gefördert wird.
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Ein zusätzlicher Vorteil der Verwendung eines Gemisches von Sauerstoff
und einem anderen Gas liegt darin, daß die Zunahme des Volumens des in die Kammer
pro Einheitszeit eingeführten Gases eine Verbesserung der Zirkulation des Inhaltes
in der Kammer und damit der Wirksamkeit der Reaktion mit sich bringt.
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Da das Gas die Neigung besitzt, durch die Flüssigkeit in der Kammer
nach oben zu steigen und da es vorteilhaft ist, wenn der ganze Inhalt der Kammer
in angemessener Weise mit Sauerstoff versorgt wird, wird es bevorzugt, das Gas am
Unterteil der Kammer oder in der Näher hiervon einzuführen. Es ist vorteilhaft,
wenn das Gas durch die Flüssigkeit in Form von kleinen Bläschen verteilt wird, sowohl
aus den zuvor angegebenen Gründen als auch zur Förderung einer raschen Auflösung
des Sauerstoffs. Daher wird es bevorzugt, das Gas nicht durch eine einzige Düse
oder Öffnung einzuführen, sondern das Gas durch eine Verteilungseinrichtung einzufiihren,
welche die Ausbildung der gewünschten kleinen Bläschen bewirkt. Bei einer vorteilhaften
Konstruktion wird das Gas durch eine perforierte Platte im Unterteil der Arbeitskammer
durchgeleitet, wobei die Flüssigkeit
oberhalb der Platte zurückbleibt
und nicht nach unten durch diese durchtreten gelassen wird. Wenn die Kammer nicht
groß ist, kann die Platte geeigneterweise eine gesinterte Glasscheibe umfassen.
Eine Scheibe aus gesintertem Glas kann Jedoch nur unzureichende Festigkeit besitzen,
um das Gewicht von Flüssigkeit in einer großen Kammer zu tragen, so daß in diesem
Fall eine Metall- oder Kunststoffplatte mit einzeln geformten Löchern verwendet
werden kann.
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Falls das Gas mit einer zu geringen Geschwindigkeit eingeführt wird,
wird das Wachstum der Mikroorganismen wegen des Fehlens von Sauerstoff inhibiert
und der Prozeß kann nicht in zufriedenstellender Weise durchgeführt werden. Falls
mehr Sauerstoff als durch den Mikroorganismus erforderlich eingeführt wird, steigt
die Menge an in der Flüssigkeit aufgelöstem Sauerstoff beträchtlich an. Daher ist
es relativ einfach, Sauerstoff mit einer zu hohen Geschwindigkeit einzuführen und
dann die Strömungsgeschwindigkeit so zu reduzieren, bis die Menge an aufgelöstem
Sauerstoff plötzlich bis auf nahe Null, Jedoch nicht bis auf Null abfällt. Dies
ist die bevorzugt angewandte Geschwindigkeit.
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Ein geeignetes Maß der Geschwindigkeit der Einführung von Gas in die
Arbeitskammer wird bei der vorliegenden Erfindung als die Oberflächen-Gas geschwindigkeit
bezeichnet. Dies ist das pro Einheitszeit eingeführte Volumen an Gas, dividiert
durch die Duersclmittsfläche der Arbeitskammer. Es wurde experimentell gefunden,
daß bei einem beliebigen, vorgegebenen Systemtyp die bevorzugte Oberflächen-Gasgeschwindigkeit
praktisch konstant bleibt und unabhängig von dem Volumen der Kammer ist.
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Für Luft liegt dieser Wert vorzugsweise zwischen 1 und 10 cm.
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sec 1, ein typischer Wert für eine kleine Arbeitskammer ist 2 cm.sec
1. Im allgemeinen wurde gefunden, daß höhere Werte bei Arbeitskammern mit größeren
Volumina verwendet werden können. Wenn die Oberflächen-Gasgeschwindigkeit bis auf
einen bestimmten Maximalwert ansteigt, wird das System instabil und hört auf, in
zufriedenstellender Weise zu arbeiten. Dieser
Maximalwert steigt
mit zunehmendem Volumen der Arbeitskammer an.
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Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Mikroorganismen
müssen flockig sein, d.h. bei Pilzen annähernd sphärische Kolonien der Hyphen bilden
und bei Hefen annähernd sphärische bzw. kugelförmige Aggregate von Zellen bilden.
Es wurde gefunden, daß die Flocken des Mikroorganismus im allgemeinen die Neigung
zur Entwicklung aus Einzelzellen oder kleinen Zusammenballungen von Zellen besitzen
und zur Bildung von Flocken in Form von Pellets oder Granulen führen, deren Oberfläche
glatt erscheinen oder so aussehen, als ob sie nach aussen sich erstreckende Fäden
oder HyDhen besitzen. Unabhängig von dem Aussehen besitzen die Flocken die Neigung,
gegebenenfalls unter Bildung von Einzelzellen oder von Anhäufungen aufzubrechen,
wovon jede die Basis für eine neue Flocke bilden kann. Es wurde gefunden, daß die
Morphologie der Mikroorganismen in einfacher Weise bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
kontrolliert werden kann, und daß üblicherweise keine sDeziellen Bedingungen erforderlich
sind. Gegebenenfalls kann die Flockenbildung durch bekannte Mittel wie die Anwesenheit
von ausflockenden Mitteln, z.B. von Aluminiumchlorid oder Kalziumchlorid für einige
Hefen, gefördert werden. Wegen der Leichtigkeit der morphologischen Kontrolle bzw.
Steuerung besitzt das Verfahren eine hohe Wirksamkeit in einem breiten Bereich von
Konzentrationen von biologisch abbaubaren Lösungen oder Suspensionen und von Durchsatzgeschwindigkeiten.
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Der Mikroorganismus ist in der gesamten Arbeltskammer überwiegend
flockenartig. Der Hauptanteil des Mikroorganismus sollte in Flockenform vorliegen,
und vorteilhafterweise liegen wenigstens etwa 75 ß und vorzugsweise eine möglichst
hohe Menge des Mikroorganismus in Flockenform vor. Dies steht im Gegensatz zu den
Verhältnissen bei Rührtankverfahren, bei welchem das Rühren durch den Rührer das
Aufbrechen der Flocken zumindest in der Nachbarschaft der Rührerblätter bewirken
kann.
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Eine typische Flockengröße kann von 0,5 bis 20 mm betragen, insbesondere
2 bis 10 mm. Große Flocken werden bevorzugt, um ihr vorzeitiges Herauswaschen oder
Herausfördern aus der Kammer zu verhindern.
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Der Mikroorganismus kann eine einzige Art oder ein Gemisch von zwei
oder mehr Arten sein. Vorzugsweise liegt nur eine Art von Mikroorganismus in der
Arbeitskammer vor. Der Mikroorganismus ernährt sich von den biologisch abbaubaren
Nährstoffen und metabolisiert sie in eine proteinhaltige Biomasse um. Geeignete
Mikroorganismen, welche zu den zu behandelnden, besonderen, biologisch abbaubaren
Materialien passen, können in einfacher Weise durch Experiment gefunden werden.
Flockenartige Hefen können verwendet werden, jedoch ist das erfindungsgemäße Verfahren
besonders bei Verwendung von fadenförmigen Pilzen vorteilhaft. Ein typisches Beispiel
für einen fadenförmigen Pilz ist Aspergillus niger. Obwohl jedoch A. niger leicht
Zucker abbaut, baut er langkettige Kohlehydrate wie Stärke oder zelluloseartige
Materialien oder proteinhaltige Materialien nicht leicht ab. Andere Mikroorganismen
sind jedoch in der Lage, wenigstens einige der langkettigen Kohlehydrate abzubauen,
wobei ein typischer Mikroorganismus diese Art Trichoderma viride ist.
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Stämme von besonders für bestimmte Materialien geeignete Mikroorganismen
können als Ergebnis von Versuchen ausgewählt werden.
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Andere fadenförmige Pilze, die verwendet werden können, sind Sporotrichum
thermopile, Penicillium roquefortii, Geotrichum candidum, Rhizopus spp., Mucor spp.
und Fusarium spp.. Zu den flockenartigen Hefen, die verwendet werden können, gehören
Saccbaromyces cerevisiae NCYC 1026 und Saccharomyces oarlsbergensis (uvarum).
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Es wird angenommen, daß bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens der Anteil von Flocken zu Einzelzellen und kleinen Anhäufungen von Zellen
(Zellklustern) größer in der Arbeitskammer als in der aus der Arbeitskanuner ausgegebenen
Biomasse ist. Die Flocken der Mikroorganismen besitzen daher
die
Neigung, in der Arbeitskammer zurückgehalten zu werden, es wird angenommen, daß
dies dem Einfluß der Schwerkraft zuzuschreiben ist, obwohl die Konzentration an
Mikroorganismus zwischen einem Teil der Arbeitskammer und einem anderen Teil nicht
in irgendeinem beträchtlichen ausmaß variieren kann, und tatsächlich bewirkt die
Turbulenz in der Kammer, die aus dem Durchschicken des Gases hierdurch herrührt,
ein ausreichendes Rühren des Kammerinhaltes, so daß die Inhalte praktisch gleichförmig
durch die gesamte Kammer verteilt werden. Es wurde gefunden, daß bei bestimmten
Umständen, z.B. bei relativ großen Arbeitskammern, die Konzentration an Mikroorganismus
von einer Stelle zu einer anderen Stelle in der Kammer variieren kann, sobald jedoch
einmal ein stabiler Zustand erreicht ist, besitzt die Konzentration an einer beliebigen
Stelle die Neigung, praktisch konstant zu bleiben, selbst wenn die Stärke der Lösung
oder Suspension an biologisch abbaubarem Material variiert.
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Eine weitere Erscheinung, welche beobachtet wurde, ist die Neigung
der Mikroorganismen, insbesondere der fadenförmigen Mikroorganismen, irgendwelche
unlöslichen Teilchen einzufangen, welche nicht abgebaut werden können, und diese
mitzuführen, wenn sie die Arbeitskammer verlassen. Dies führt zu einer Verhinderung
irgendeines Aufbaues oder einer Anhäufung solcher Teilchen in der Arbeitskammer.
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Das biologisch abbaubare Material, das nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren behandelt werden kann, kann beispielsweise aus den Abwässern aus folgenden
Arten von nahrungsmittelverarbeitenden Anlagen bestehen oder hierauf basieren: Milchverarbeitungsanlagen;
Käseherstellungsanlagen; Anlagen zur Verarbeitung von Kartoffeln wie bei der Herstellung
von Kartoffel-Knusperprodukten und anderen Produkten auf Kartoffelbasis; Anlagen
zur Verarbeitung anderer stärkehaltiger Pflanzen wie bei der Herstellung von Konfekt
oder Süßwaren; Anlagen zur Verarbeitung von Bohnen oder Erbsen wie bei dem Eindosen
solcher
Pflanzen bzw. Gemüse; Anlagen zur Herstellung von Palmöl
sowie zuckerverarbeitenden Anlagen, z.B. bei Anlagen zur Herstellung von Konfekt,
Mineralwasser und Karamel. Die Erfindung kann ebenfalls zur Behandlung von Abwässern
aus Fermentationsanlagen eingesetzt werden, z.B. von organische Säuren wie Citronensäure
und Essigsäure enthaltenden Abfällen. Alternativ können biologisch abbaubare Lösungen
und Suspensionen zur Behandlung nach dem Verfahren speziell hergestellt werden.
Das flüssige Medium ist üblicherweise Wasser.
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Zur Ermöglichung der Vermehrung des Mikroorganismus muß dieser ebenfalls
mit relativ kleinen Mengen von Stickstoff enthaltenden Substanzen und noch geringeren
Mengen von bestimmten Salzen versorgt werden. Die Art dieser Substanzen und Salze
ist auf dem Fachgebiet an sich bekannt. Geeignete Substanzen können von Beginn an
in der zu behandelnden Lösung oder Suspension vorliegen, besonders falls diese ein
abgegebenes Material aus bestimmten Typen von lebensmittelverarbeitenden Anlagen
enthält, falls jedoch einige oder alle dieser Substanzen fehlen, müssen sie für
den Mikroorganismus verfügbar gemacht werden.
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Vorzugsweise werden sie zu der Lösung oder Suspension vor der Durchführung
der Behandlung zugesetzt, obwohl zumindest in der Theorie sie zu dem der Behandlung
unterworfenen Material zugesetzt werden können. Aus Gründen der Einfachheit wird
die Lösung oder Suspension zusammen mit den erforderlichen, stickstoffhaltigen Substanzen
und Salzen der zuvor beschriebenen Art im folgenden als "Startmaterial" bezeichnet.
Für den zufriedenstellenden Betrieb des erfindungsgemäßen Verfahrens sollte das
Startmaterial rein sein, zumindest in dem Sinne, daß es nicht signifikant mit giftigen
Substanzen verunreinigt ist und keinen hohen Anteil von verunreinigenden Mikroorganismen
enthält.
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Normalerweise besteht Jedoch keine Notwendigkeit zur Sterilisation
des Startmaterials, da gefunden wurde, daß beliebige in die Arbeitskammer mit dem
Startmaterial eingeführte Fremdmikroorganismen nicht in der Lage sind, mit dem ausgewählten
Mikroorganismus in Konkurrenz zu treten, und daß sie aus der
Kammer
ausgewaschen bzw. ausgetragen werden, bevor sie die Möglichkeit hatten, sich hierin
festzusetzen. Dieser Effekt ist besonders bei hohen Verdünnungsraten merklich. Wenn
Fadenpilze verwendet werden, besitzt der pH-Wert die Neigung zu einem beträchtlichen
Abfall als Folge der Erzeugung von Säuren während des Wachstums bzw. der Vermehrung
der Pilze und diese zunehmende Acidität bewirkt die Inhibierung des Wachstums bzw.
der Vermehrung von in Konkurrenz tretenden Mikroorganismen wie Hefen und Bakterien.
Bei der Anwendung der vorbekannten Arbeitsweisen ist es normalerweise dagegen erforderlich,
das Startmaterial zu sterilisieren, um den Eintritt von nicht erwünschten Mikroorganismen
in die Arbeitskammer und das Wachstum bzw. die Vermehrung hiervon in Konkurrenz
mit dem ausgewählten Mikroorganismus zu verhindern.
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Weiterhin wurde gefunden, daß nach Erreichung eines stabilen Zustandes
bzw. Gleichgewichtszustandes bei dem erfindungsgemäßen Verfahren und der Unterbrechung
der Versorgung des Startmaterials für eine bestimmte Zeitspanne der Mikroorganismus
in der Arbeitskammer weiterlebt und daß das Verfahren in zufriedenstellender Weise
wieder gestartet werden kann, ohne daß spezielle Schritte unternommen werden müßten.
Beispielsweise kann der Prozeß normalerweise ohne Schwierigkeit wieder gestartet
werden, falls kein Startmaterial für 48 oder 60 Stunden eingeführt wird, wie dies
der Fall bei der Anwendung zur Behandlung von abgegebenen Produkten oder Abwässern
aus einer Fabrik, die an Samstagen und Sonntagen geschlossen ist, sein kann. Während
dieser Zeitspanne findet keine Strömung von Flüssigkeit durch die Arbeitskammer
statt, und beliebige hierin vorliegende Fremdmikroorganismen sind in der Lage, zu
wachsen und sich zu vermehren und sich in viel größeren Konzentrationen aufzubauen
als im Fall des normalen Betriebes des Verfahrens. Dennoch wurde allgemein gefunden,
daß bei dem Wiederstarten des Verfahrens die Fremdmikroorganismen sehr rasch herausgewaschen
bzw. herausgetragen werden, und daß das Verfahren einen stabilen Zustand wieder
annimmt, der dem ursprünglictien
stabilen Zustand bzw. Gleichgewichts
zustand entspricht.
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Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es möglich, insbesondere
wenn ein fadenartiger Dilz als Mikroorganismus verwendet wird, einen solchen Zustand
zu erreichen, daß, falls die Verdünnungsrate alleine allmählich erhöht wird, die
Konzentration des Mikroorganismus in der Arbeitskammer stetig abnimmt.
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Das Verfahren ist beim Betrieb in diesem Zustand sehr leistungsfähig.
Die Bestimmung, ob eine besondere Verfahrensweise in diesem Zustand betrieben wird,
ist einfach durch Messung der Konzentration des Mikroorganismus in der Kammer für
verschiedene Verdünnungsraten, bei denen ein stabiler Zustand in Jedem Fall erreicht
worden ist, möglich.
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Dieser Zustand tritt nicht auf, wenn als Riihrtankprozesse bezeichnete
Prozesse angewandt werden. Falls die Konzentration des biologisch abbaubaren Materials
in dem in den Tank, d.h.
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die Arbeitskammer, bei konstanter Verdünnungsrate zugeführten Startmaterial
erhöht wird, bis die Konzentration an Mikroorganismus in dem Tank nicht mehr durch
irgendeine weitere Erhöhung der Konzentration an biologisch abbaubarem Material
erhöht werden kann, und dann die Verdünnungsrate allmählich erhöht wird, wurde gefunden,
daß die Konzentration an Mikroorganismus in den Tank zu Beginn praktisch unverändert
bleibt, und daß, wenn eine bestimmte kritische Verdünnungsrate erreicht wird, die
Konzentration an Mikroorganismus scharf abnimmt, da der Mikroorganismus plötzlich
nicht mehr in der Iage ist, den Strömungskräften zu widerstehen, so daß der überwiegende
Anteil hiervon plötzlich aus dem Tank herausgewaschen wird und der Prozeß das durch
aufhört,brauchbar zu sein.
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Diese kritische Verdünnungsrate hängt von einer Anzahl von Faktoren
ab, wobei ein wichtiger Faktor der Typ des verwendeten Mikroorganismus ist, Jedoch
liegt die kritische Verdtlnnungs rate für den Rührtankprozeß typischerweise im Bereich
von 0,1
bis 0,5 h 1. Obwohl das erfindungsgemäße Verfahren ebenfalls
kritische Verdünnungsraten aufweist, treten diese im allgemeinen nach der stetigen
Abnahme an Mikroorganismuskonzentra tion, wie sie zuvor beschrieben wurde, auf,
und im allgemeinen liegen sie wesentlich höher als diejenigen beim Rührtankprozeß.
Beispielsweise kann das erfindungsgemäße Verfahren bei Verdünnungsraten bis zu etwa
7 h 1 betrieben werden.
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Weiterhin wurde im Gegensatz zu dem Rührtankorozeß und ähnlichen Prozessen
bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens gefunden, daß die Konzentration
an Mikroorganismus in der Arbeitskammer, zumindest wenn die Konzentration an biologisch
abbaubarem Material im Startmaterial im normalen Bereich liegt, während einer Veränderung
der Verdünnungsrate und möglicherweise der Zusammensetzung des Startmaterials nicht
in einem wesentlichen Ausmaß mit der Veränderung der Konzentration des biologisch
abbaubaren Materials in dem Startmaterial, d.h. der Stärke des Startmaterials, variiert.
Falls die Stärke des Startmaterials auf einen sehr niedrigen Wert herabgesetzt wird,
kommt hier offensichtlich ein Zeitpunkt, bei welchem nicht mehr ausreichend biologisch
abbaubares Material in dem Startmaterial vorliegt, damit das stetige und kontinuierliche
Wachstum von Mikroorganismen in der Arbeitskammer aufrechterhalten werden kann,
und das Verfahren hört auf, in wirksamer Weise zu arbeiten. Bei geringen Stärken
des Startmaterials und bei einer vorgegebenen Verdünnungsrate kann der Mikroorganismus
in der Arbeitskammer wachsen, Jedoch kann sein Wachstum so gering sein, daß nur
ein sehr geringer überschub an Mikroorganismen gebildet wird. Wenn die Stärke des
Startmaterials weiter erhöht wird, und die Verdünnungsrate die gleiche bleibt, nimmt
das Wachstum des Mikroorganismus zu, wenn Jedoch die Konzentration an Mikroorganismen
in der Arbeitskammer konstant bleibt, liefert das Verfahren Biomasse mit steigender
Rate. Wenn die Stärke des Startmaterials einen bestimmten Wert für diese gleiche
Verdünnungsrate übersteigt, erreicht die Produktion
an Biomasse
einen Maximalwert und überschüssiges, biologisch abbaubares Material wird mit dem
Produkt abgegeben.
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Bei der Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wurde im allgemeinen
gefunden, daß diese maximale Produktivität stetig mit zunehmender Verdünnungsrate
ansteigt, bis bei hohen Verdünnungsraten, z.B. wenigstens 3 h 1, der Beginn des
Auswaschens des Mikroorganismus aus der Kammer auftritt. Dies steht im Gegensatz
zum Rührtankprozeß, bei welchem, obwohl die Produktivität sehr viel rascher mit
zunehmender Verdünnungsrate bis zum Erreichen eines Maximalwertes ansteigt, dann
anschließend die Produktivität rasch auf einen sehr geringen Wert abfällt, wobei
dies bei der kritischen Verdünnungsrate auftritt, einer.
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Rate, welche im allgemeinen sehr viel niedriger als die kritische
Verdünnungsrate des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt.
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In den Fig. 1 und 2 der Zeichnung sind typische Kurven wiedergegeben,
die zur Erläuterung einiger der Unterschiede zwischen dem erfindungsgemäßen Verfahren
und dem Rührtankprozeß dienen sollen. Bei Jedem Diagramm der Fig. 1 und 2 sind die
Maßstäbe linear und beginnen bei Null. In Jedem Diagramm stellt die Abszisse ein
Maß der Verdünnungsrate dar, wobei der Maßstab in beiden Fällen derselbe ist. In
der Fig. 1 ist die Ordinate ein Maß für die Konzentration an Mikroorganismus für
jede vorgegebene Verdünnungsrate, während in der Fig. 2 die Ordinate ein Maß für
die maximale Produktivität bei jeder vorgegebenen Verdünnungsrate ist. In Jeder
Figur gibt die ausgezogene Kurve ein typisches, erfindungsgemäßes Verfahren wieder,
während die gestrichelte Kurve einen typischen Rührtankprozeß wiedergibt.
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Die Fig. 1 zeigt die Art und Weise, in welcher die Mikroorganismuskonzentration
bei einem stabilen Zustand in der Arbeitskammer stetig mit zunehmender Verdünnungsrate
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren abnimmt, und sie erläutert die Tatsache, daß
die maximale Konzentration an Mikroorganismus in dem Tank beim Rührtankprozeß sehr
wohl über einen Bereich von Verdünnungsraten beträchtlich höher als bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren
sein kann. Es ist jedoch ersichtlich, daß die maximale
Konzentration an Mikroorganismus beim Rührtankprozeß mit der Stärke des Ausgangsmaterials
variiert, so daß die gestrichelte Linie lediglich die Werte für eine vorgegebene
Stärke darstellt. In gleicher Weise zeigt die Fig. 2, daß die Produktivität beim
Rührtankprozeß größer als bei dem erfindungsgemäßen Verfahren in diesem Bereich
ist. Daher kann es in manchen Fällen vorteilhaft sein, den Rührtankprozeß anzuwenden,
wenn die Verdünnungsrate innerhalb des geeigneten Bereiches liegt.
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Im Hinblick darauf, daß die maximale Produktivität mit zunehmender
Verdünnungsrate ansteigt und weitere Vorteile bei hohen Verdünnungsraten gegeben
sind, ist es normalerweise erwünscht, das erfindungsgemäße Verfahren bei relativ
hoher Verdünnungsrate zu betreiben. Dies bedeutet, daß die Mikroorganismuskonzentration
in der Arbeitskammer relativ gering ist, und daß die Stärke des Startmaterials entsprechend
niedrig sein muß. Falls das Verfahren zur Behandlung eines relativ starken Startmaterials
angewandt wird, kann es daher vorteilhaft sein, dieses vor der Behandlung zu verdünnen.
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Daher ist das erfindungsgemäße Verfahren besonders zur Behandlung
von verdünntem Startmaterial geeignet, z.B. von Lösungen oder Suspensionen, welche
von 0,1 bis 20 g.l 1 an biologisch abbaubarem Material enthalten. Vorzugsweise enthält
das Startmaterial wenigstens 0,5 und insbesondere von 1 bis 10 g.l 1 an biologisch
abbaubarem Material. Jedoch können auch höhere Konzentrationen, z.B. von 100 g.l
1, gegebenenfalls in einigen Fällen eingesetzt werden.
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Bei der Durchführung des Verfahrens ist die tatsächliche Geschwindigkeit
des durch die Arbeitskammer strömenden Startmaterials relativ niedrig. Aus diesem
Grunde ist es nicht unbedingt erforderlich, daß das Startmaterial zu der Arbeitskammer
kontinuierlich und mit konstanter Rate zugeführt wird.
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Das Material kann tatsächlich intermittierend, d.h. halbkontinuierlich,
oder mit nicht konstanter Rate oder einer Kombination
beider Möglichkeiten
zugeliefert werden, vorausgesetzt, daß die Art und Weise, in welcher das System
arbeitet, sich nicht signifikant von der Art und Weise unterscheidet, in welcher
es bei kontinuierlicher und mit konstanter Rate erfolgender Zuführung von Material
arbeitet.
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Obwohl das Startmaterial üblicherweise in die Arbeitskammer am unteren
Ende oder in der Nähe hiervon eingeführt wird, ist eine solche Anordnung nicht unbedingt
notwendig. Beispielsweise kann das Startmaterial in der unteren Hälfte der Arbeitskammer
eingeführt werden. Der wesentlichste Faktor bei der Bestimmung der Stelle, an welcher
das Startmaterial eingeführt wird, ist die Notwendigkeit zur Sicherstellung einer
angemessenen Zirkulation von Material in der Kammer und der Vermeidung von Orten,
an denen das Material für eine viel längere Zeitspanne als die Durchschnittsperiode
verweilen könnte.
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Falls die Konzentration an biologisch abbaubarem, organischem Material
in dem Startmaterial erhöht werden soll, wird das Verfahren vorzugsweise in einer
solchen Art und Weise betrieben, daß bei Konstanthaltung anderer Faktoren ein Überschuß
an biologisch abbaubarem Material vorliegt, der mit dem Produkt abgegeben wird.
Obwohl es üblicherweise vorteilhaft ist, das Verfahren so auszubilden, daß es in
einer solchen Art und Weise arbeitet, daß nur wenig oder gar kein biologisch abbaubares
Material mit dem Produkt abgegeben wird, ist dies nicht unbedingt erforderlich,
und es kann in manchen Fällen vorteilhaft sein, daß eine solche Abgabe erfolgt.
In einem solchen Fall kann das aus der Arbeitskammer abgegebene Produkt als Startmaterial
oder als Ausgangsstoff für das Startmaterial eines nachfolgenden Prozesses entweder
der gleichen Art oder einer beliebigen anderen Art, z.B. einer der vorbekannten
Arbeitsweisen, verwendet werden. In gleicher Weise kann das Startmaterial für das
erfindnngsgemäße Verfahren Material enthalten, das aus einem anderen Behandlungsprozeß
abgegeben wurde.
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Wie bereits zuvor beschrieben, sollte die trbeitskammer ein Höhen-Seiten-Verhältnis
von nicht weniger als 3:1 aufweisen. Der Ausdruck "Höhen-Seiten-Verhältnis", wie
er hier verwendet wird, ist das Verhältnis der Höhe der Kammer zu dem Durchmesser
der Kammer, wenn die Kammer die Gestalt eines aufrechten, kreisförmigen Zylinders
besitzt. Wenn die Arbeitskammer irgendeine andere Gestalt besitzt, ist das Höhen-Seiten-Verhältnis
der Kammer das gleiche wie dasjenige einer Kammer, welche die Gestalt eines regulären,
kreisförmigen Zylinders besitzt und in äquivalenter Weise betrieben wird. Dies ermöglicht
es, in einfacher Weise das Höhen-Seiten-Verhältnis einer nicht zylindrischen Arbeitskammer
durch Experiment zu bestimmen.
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Das Höhen-Seiten-Verhältnis der Arbeitskammer sollte nicht geringer
als 3:1 sein, da das Verfahren unterhalb eines solchen Wertes normalerweise nicht
arbeitet und die Neigung zur Ähnlichkeit mit dem Rührtankprozeß besteht, welcher
dadurch gekennzeichnet ist, daß die Maximalkonzentration an Mikroorganismus praktisch
unabhängig von der Verdünnungsrate ist, bis die kritische Verdünnungsrate erreicht
wird. Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist das Höhen-Seiten-Verhältnis
vorzugsweise nicht geringer als 5:1, und ein bevorzugter Bereich beträgt von 7:1
bis 15:1. Der am meisten bevorzugte Bereich beträgt von 10:1 bis 12: enn das Höhen-Seiten-Verhältnis
oberhalb von etwa 15:1 liegt, beginnt die Arbeitskammer das Aussehen eines Rohres
anzunehmen, und hier besteht die Gefahr, daß der Mikroorganismus aus der Kammer
bei niedrigen Verdünnungsraten ausgewaschen wird. Diese Situation ist jedoch von
derjenigen, welche bei dem Rührtankprozeß auftritt, dadurch verschieden, daß bis
zum Auftreten des Herauswaschens die Konzentration an Mikroorganismus in der Arbeitskammer
stetig mit zunehmender Verdünnungsrate abnimmt.
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Die Größe der Çrbeitskammer hängt von dem pro Einheitszeit zu behandelnden
Volumen an Startmaterial und von der Stärke des Startmaterials ab. Wie zuvor erläutert,
bestimmt die Stärke des Startmaterials die maximale Verdünnungsrate, die angewandt
werden kann, falls ein Minimalwert an mit dem Produkt abgegebenem, biologisch abbaubarem,
organischem Material gegeben ist, und die maximale Verdünnungsrate, zusammen mit
dem pro Einheitszeit zu behandelnden Volumen an Startmaterial bestimmt wiederum
das Volumen der Arbeitskammer. Da es oft vorteilhaft ist, das Verfahren bei relativ
hohen Verdünnungsraten zu betreiben, muß die Arbeitskammer nicht groß sein.
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Darüber hinaus ist ein Rühren oder Inbewegunghalten mittels mechanischer
Rühreinrichtungen bei dem erfindungsgemäßen Verfahren im Gegensatz zu dem Rührtankprozeß
nicht erwünscht, so daß die Kosten des Betriebs herabgesetzt und die Zuverlässigkeit
erhöht werden.
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Darüber hinaus kann eine gewisse Rückmischung vorteilhaft sein, und
daher ist die Anwesenheit von Prallblechen und perforierten Blechen in der Arbeitskammer
nicht erforderlich, dies steht im Gegensatz zu anderen Turmfermentationsprozessen.
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Eine typische Vorrichtung zur Anwendung bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist schematisch in der Fig.3 dargestellt. Die Vorrichtung umfaßt einen
Behälter 10, dessen größerer Teil des Innenraumes die Arbeitskammer 11 darstellt,
wobei die Arbeitskammer die Gestalt eines geraden, kreisförmigen Zylinders mit senkrechter
Achse besitzt. Die untere Grenze der Arbeitskammer wird durch eine perforierte Platte
12 nahe dem unteren Ende des Behälters bestimmt, wobei diese Platte bzw. dieses
Blech zur Verteilung der Luft aus einem Lufteinlaß 13 am unteren Ende des Behälters
dient. Das Startmaterial wird durch einen Einlaß 14 in einem geringen Abstand oberhalb
der Platte eingeführt. Der Oberteil der Kammer 15 ist
gewölbt und
an seinem obersten Punkt ist er mit einem Auslaßrohr 16 in Gestalt eines umgekehrten
U aus den zuvor beschriebenen Gründen verbunden. Ein Wassermantel 17 erlaubt es,
erwärmtes oder gekühltes Wasser rings um den Behälter strömen zu lassen, um das
Halten des Inhalts auf den gewünschten Temperaturen zu unterstützen. Verschiedene
zusätzliche Hilfseinrichtungen sind ebenfalls dargestellt, nämlich eine untere Probenöffnung
18, ein Thermometer 19, ein Thermistor 20, eine Sonde 21 zur Messung der Konzentration
an in der Flüssigkeit in der Kammer aufgelöstem Sauerstoff, eine pH-Sonde 22, eine
obere Probenöffnung 23, eine Öffnung 24, durch welche Material in die Arbeitskammer
eingeführt werden kann, und eine pH-Bezugssonde 25.
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Der Behälter kann aus einem beliebigen geeigneten Material hergestellt
sein, z.B. kann er aus Kunststoffmaterial bestehen. Es wurde gefunden, daß der Inhalt
der Xrbeitskammer für gewöhnlich sauer wird, und-daß er einen so niedrigen pH-Wert
wie 1,5 erreichen kann. Die Auskleidung des Behälters muß daher so ausgewählt werden,
daß sie durch solche sauren Bedingungen nicht beschädigt wird. Falls es als vorteilhaft
angesehen wird ~kann das aus dem Behälter austretende Produkt mit Kalk oder in irgendeiner
anderen Weise behandelt werden, so daß es neutralisiert wird oder weniger sauer
gemacht wird.
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Jedoch ist eine solche Behandlung normalerweise nicht erforderlich.
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In Abhängigkeit von der Art des Startmaterials und solcher Faktoren
wie den wahrscheinlichen Änderungen seiner Stärke im Verlauf der Zeit kann das erfindungsgemäße
Verfahren entweder nur alleine oder in Kombination mit anderen Prozessen durchgeführt
werden. Beispielsweise kann ein relativ starkes Abwasser bzw. Abfallmaterial oder
dgl. zuerst mittels des Rührtankprozesses behandelt werden, Jedoch in einer solchen
Weise, daß einige Zucker oder Substanzen auf Zuckerbasis mit dem Produkt abgegeben
werden, und nach dem Abtrennen von Biomasse
kann das Produkt dann
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt werden. Alternativ kann Jedoch ebenso
gut die erste der beiden Behandlungsstufen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erfolgen. Es kann auch vorteilhaft sein, das erfindungsgemäße Verfahren als Vorstufe
bei einem existierenden Behandlungssystem einzusetzen. Es kann beispielsweise vorkommen,
daß eine nahrungsmittelherstellende Fabrik bereits ihr eigenes Abwasserbehandiungssystem
besitzt. Falls die Fabrik dann vergrößert wird, können die Abwässer das vorhandene
Abwasserbehandlungssyatem überfordern. Zur Vermeidung der Notwendigkeit, ein weiteres
System parallel zu dem bereits existierenden System anzufügen, kann es wirtschaftlich
vorteilhaft sein, alle Abwässer nach dem erfindungsgemäßen Verfahren zu behandeln
und das aus dem erfindungsgemäßen Verfahren abgegebene Material in das bereits existierende
System zu überführen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann zur Verminderung des BOB-Wertes
(biologischer Sauerstoffbedarf) und der Feststoffgehalte von industriellen Abwässern
verwendet werden, so daß diese für eine konventionelle Beseitigung eher geeignet
werden.
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Die Biomasse in dem Produkt kann von dem Rest des Produktes in Jeder
beliebigen, geeigneten Weise abgetrennt werden. Beispielsweise kann die Abtrennung
durch Schwerkraft in einem Absetztank herbeigeführt werden, obwohl eine Schwierigkeit
hierbei ist, daß ein geringer Anteil der Biomasse zum Aufschwimmen neigt und daher
von dem Tank abgeschöpft werden muß. Alternativ oder zusätzlich kann die Biomasse
oder die zurückbleibende Biomasse mittels eines Zentrifugierprozesses oder durch
Filtration wie mit Hilfe eines Rotationsvakuumfilters abgetrennt werden. Feste mit
der Biomasse mitgerissene Teilchen können hierin verbleiben, oder es kann eine Abtrennung
durchgeführt werden. Nach der Abtrennung kann die Biomasse getrocknet und dann für
die Lagerung oder Weiterverarbeitung gepulvert oder pelletisiert werden.
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Die relativ großen Mikroorganismen, die bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren verwendet werden können, ermöglichen eine leichte Abtrennung der Biomasse
durch Filtration. Darüber hinaus ist die Morphologie der Mikroorganismen so, daß
kolloidale und suspendierte Feststoffe in einer solchen Weise eingeschlossen werden,
daß sie ebenfalls durch normale Filtrationsarbeitsweisen gewonnen werden können,
wodurch komplizierte Abtrenneinrichtungen vermieden werden.
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Der Proteingehalt der Biomasse hängt von dem Startmaterial und von
dem verwendeten Mikroorganismus ab. Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders
zur Erzeugung einer proteinreichen Biomasse geeignet, z.B. wenigstens 30 g.100 g
Das Protein weist ein breites Spektrum an aminosäuren auf und besitzt im allgemeinen
einen höheren Nährwert als Proteins das aus den meisten Pflanzen- und Getreidequellen
herrührt. Das erfindungsgemäße Verfahren kann zur Erzeugung von Biomasse verwendet
werden, die als Nahrungsmittel für Menschen oder Futtermittel für Tiere, z.B. Fische,
Haustiere oder Zuchttiere oder als Düngemittel oder Bodenverbesserungsmittel brauchbar
ist.
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Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher erläutert.
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Beispiel 1 Abwässer aus einer milchverarbeitenden Anlage wurden nach
einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens in einer Vorrichtung, die
der in der Fig. 3 gezeigten ähnlich ist, behandelt. Die Abwässer enthielten 2,5
g.l 1 Feststoffe in Gewicht, wobei die Feststoffe die Bestandteile waren, welche
durch Abdampfen der flüssigen Phase abgetrennt werden konnten, und wobei 65 Gew.-#
Saccharose und die restlichen 35 Gew.-o' Milohfeststoffe wie Lactose, Proteine einschließlich
Casein, Salze und Vitamine waren. Die Abwässer wurden in einem Behälter
mit
einer Arbeitskammer von annähernd 1000 1 und einem iiöhen-Seiten-Verhältnis von
10:1 behandelt, wobei die Arbeitskammer eine Höhe von 5 m und einen Durchmesser
von 50 cm besaß. Die Arbeitskammer enthielt einen Stamm von Aspergillus niger, der
ohne weiteres in der Lage war, Saccharose und wenigstens einen Teil der Lactose
abzubauen. Um sicherzustellen, daß der Mikroorganismus ausreichend Stickstoff zur
Verfügung hatte, wurde Ammoniumnitrat zu den Abwässern in einer Konzentration von
0,2 g.l 1 zugesetzt, zusätzlich wurde noch Dinatriiimhydrogenphosphat in einer Konzentration
von 0,05 g.l 1 zugegeben. Die Abwässer wurden durch die Arbeitskammer bei einer
Verdünnungsrate von 0,17 h 1 durchgeleitet, und der Inhalt der Kammer wurde auf
3000 gehalten. Die Aktivität des Mikroorganismus erzeugt Wärme, und es war normalerweise
nicht erforderlich, sehr viel zusätzliche Wärme zur Aufrecht erhaltung der Temperatur
auf dem gewünschten Wert zu zuführen. Durch die Kammer wurde Iuft mit einer Oberflächeji-Gasgeschwindigkeit
von 2 cm.sec 1 geleitet. Nach Erreichung eines stabilen Zustandes bzw. Gleichgewichts
zustandes wurde gefunden, daß die Konzentration an Mikroorganismus in der Kammer
2,0 g.l 1, gemessen als Trockengewicht, betrug, während die Konzentration an Mikroorganismus
in der abgegebenen Strömung etwas weniger als 1,0 e. war. Wenigstens 90 ß des Caseins
wurde von den Mikroorganismen eingefangen und hiermit aus der Kammer abgegeben.
Der pH-Wert fiel auf 2,9. Es wurden keine Stufen zur Sterilisierung der Abwässer
unternommen, Jedoch wurden einige nicht erwünschte Mikroorganismen in der Kammer
beobachtet. Der Mikroorganismus im abgegebenen Produkt wurde mittels eines Vibrationssiebes
abgetrennt. Alternativ hätte auch eine Zentrifuge oder ein Vakuumsieb verwendet
werden können. Die Konzentration an Feststoffen in dem abgegebenen Produkt betrug
0,2 g,l-1 in Gewicht.
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Beispiel 2 Es wurden eine Reihe von Versuchen durchgeführt, wobei
jeder Versuch der in Beispiel 1 beschriebenen Methode gleichartig war, wobei jedoch
unterschiedliche Konzentrationen an Feststoffen in dem Startmaterial und variierende
Verdünnungsraten vorlagen. In Jedem Fall umfaßte das Startmaterial eine Lösung von
Saccharose in Wasser, zusammen mit den üblichen kleinen Mengen an stickstoffhaltigem
Material und anderen Salzen. Das Startmaterial wurde zur Sterilisation in einem
Autoklaven behandelt. Die Versuche wurden in einer Kammer mit einem Volumen von
10,5 1 durchgeführt. Die Ergebnisse sind in den Fig. 4 und 5 dargestellt.
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In der Fig. 4 ist die Abszisse ein Maß der Verdünnungsrate (h 1) und
die Ordinate ein Maß der Konzentration an Mikroorganismus in der Arbeitskammer (g,l-1),
wenn ein stabiler Zustand erreicht war.
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Die unterschiedlichen Symbole geben die folgenden Konzentrationen
an Saccharose in dem Startmaterial wieder: o 55 g.l 27,5 27,5 a 10,0 1 5,0 2,5 Bei
2,0 g.l 1 wurde ein stabiler Zustand nicht erreicht.
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Es ist festzustellen, daß die Konzentration an Mikroorganismus in
der Arbeitskammer innerhalb der exuerimentellen Fehlergrenzen unabhängig von der
Saccharosekonzentration im Startmaterial war. Weiterhin ist Xstzustellen, daß die
Konzentration an Mikroorganismus in der Arbeitskammer stetig mit zunehmenden Werten
der Verdünnungsrate abnahm.
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In der Fig. 5 ist die Abszisse wiederum ein Maß der Verdünnungsrate
(h 1), Jedoch ist die Ordinate ein Maß der Produktivität, d.h. des Gewichtes (gemessen
als Trockengewicht) an Mikroorganismus in dem aus der Arbeit<kammer abgegebenen
Produkt pro Volumeneinheit der Kammer und pro Zeiteinheit (g l-1 h-1) Hier ist ersichtlich,
daß bei einer beliebigen, vorgegebenen Verdünnungsrate die Produktivität mit steigender
Konzentration an Saccharose anstieg, bis ein Maximalwert erreicht wurde, wobei dieser
Wert unabhängig von der Saccharosekonzentration war. Weiterhin ist festzustellen,
daß die maximale Produktivität mit zunehmenden Werten der Verdünnungsrate ansteigt.
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Zusätzlich kann leicht abgeleitet werden, daß bei der Behandlung einer
vorgegebenen Menge von Saccharose pro Zeiteinheit eine grußere Produktivität oft
dadurch erreicht werden kann, daß die Verdünnung des Startmaterials erhöht wird
und die Verdünnungsrate in dem entsprechenden Ausmaß erhöht wird, so daß die gleiche
Menge an Sadcharose in den Behälter pro Zeiteinheit eintritt.
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Beispiel 3 Eine Reihe von Versuchen wurde in allgemein ähnlicher Weise,
wie sie in Beispiel 2 beschrieben wurde, durchgeführt, wobei diese sich hiervon
nur darin unterschieden, daß die Saccharoselösung nicht sterilisiert wurde und daß
eine Lösung mit nur einer Stärke, nämlich von 2,5 g.l 1 verwendet wurde. Die Versuche
wurden bei ähnlichen Verdünnungsraten, wie sie in den Versuchen von Beispiel 2 angewandt
wurden, und weiterhin bei sehr viel höheren Verdünnungsraten durchgeführt. Die Ergebnisse
sind graphisch in den Fig. 6 und 7 dargestellt. In der Fig. 6 ist die Abszisse ein
Maß der Verdünnungsrate (h 1), und die Ordinate ist ein Maß der Mi#roorganismuskon;entration
(g,l-1) in der Arbeitskammer. In der-Fig. 7 ist die Abszisse ein Maß der Verdünnungsrate
(h 1), und die Ordinate
ist ein Maß der Produktivität (g.l#1.h#1).
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Der erste Teil der Darstellung in der Fig. Z bis zur Position "i"
ist eine Darstellung, die allgemein der Darstellung von Fig. 4 entsoricht, obwohl
die tatsächlichen Konzentrationen an Mikroorganismus bei unterschiedlichen Verdünnungsraten
sich von denjenigen im Beispiel 2 dadurch unterscheiden, daß die Lösung nicht sterilisiert
wurde.
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Nach dem Abflachen der Kurve geht die allmähliche Abnahme der Konzentration
an Mikroorganismus mit zunehmender Verdünnungsrate weiter. Oberhalb einer Verdünnungsrate
von etwa 1,5 h 1 senkt sich die Kurve wiederum nach unten ab, und oberhalb einer
Verdünnungsrate von etwa 3,0 h 1 fällt die Konzentration an Mikroorganismus in der
Arbeitskammer rascher, Jedoch immer noch sehr stetig ab.
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Die entsprechenden Werte der Produktivität sind in der Fig. 7 dargestellt.
Hier ist ersichtlich, daß die Zunahme der Produktivität mit der Verdünnungsrate
weitergeht, bis die Verdiinnungsrate einen Wert von etwa 3,0 h 1 erreicht, danach
fällt die Produktivität wiederum ab. Oberhalb einer Verdünnungsrate von etwa 3,0
h 1 beginnt das Auftreten eines Herauswaschens, Jedoch ist der Effekt sehr viel
weniger scharf ausgeprägt als bei tnwendung des Rührtankprozesses.
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Es muß darauf lingewiesen werden, daß diese Verdünnungsraten sehr
viel höher sind als die bei der Durchführung des Rührtankprozesses angewandten Verdünnungsraten.
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Beispiel 4 Die folgenden Versuchsergebnisse zeigen die Veränderung
der Konzentration an Mikroorganismus in der Arbeitskammer bei Veränderung der Oberflächen-Gasgeschwindigkeit
(OGG). Das Startmaterial war dem in Beispiel 2 beschriebenen Startmaterial vergleichbar,
die Saccharosekonzentration lag bei
27,5 g.l 1 Das Startmaterial
wurde in die Çrbeitskammer von 10,5 1 mit einem Höhen-Seiten-Verhältnis von 12:1
einer Vorrichtung, die der von Fig. 3 ähnlich war, bei einer Verdünnungsrate von
0,088 h 1 eingeführt. Die Temperatur betrug 30°C. Wenn ein stabiler Zustand erreicht
worden war, wurde die Konzentration an Mikroorganismus (A. niger) in der Srbeitskammer
als Trockengewicht bestimmt.
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OGG (cm.sec#1) Konzentration (g.l 1) 1 2,39 2 3,60 3 5,27 Beispiel
5 Abwässer aus einer Ölmühle (Palmöl) wurden nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
behandelt. Die Abwässer stammten aus einer Anlage, die zur Behandlung von Palmnüssen
zur Herstellung von Palmöl verwendet wurde. Bei dieser Behandlung werden die Palmnüsse
in Anwesenheit von Wasser gemahlen, und das erhaltene Gemisch wird dampfdestilliert.
Das Destillat umfaßt ein Gemisch von Palmöl und einer wässrigen Fraktion, die sich
voneinander trennen. Das Palmöl wird entfernt, und die wässrige Fraktion wird mit
dem Destillationsrückstand oder dem Schlamm vermischt. Dieses Gemisch von Schlamm
und wässriger Fraktion ,tellt die Abwässer dar. Bislang wurden die Abwässer, die
hauotsächlich aus Zellulose, Fasern und Zucker bestehen, in Flüsse abgegeben.
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Die in den Versuchen verwendeten Abwässer enthielten 8,38 Gesamtfeststoffe,
hiervon betrug der Kohlehydratgehalt 4,48 g.l#1.
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Zu diesen Abwässern wurde Ammoniumsulfat und Natriumdihydrogenorthophosphat
in Jeweils einem Zehntel des Gewichtes der vorhandenen Kohlehydrate gleichen Mengen
zugegeben. Die Abwässer wurden in einer Vorrichtung, die derjenigen von Fig. 3 ähnlich
war,
mit einer Arbeitskammer mit einem Fassungsvermögen von 10,5 1 und einem Höhen-Seiten-Verhältnis
von 12:1 behandelt. Luft wurde mit einer Oberflächen-Gasgeschwindigkeit von 2 cm.sec
-1 zugeführt, und die Temperatur des Inhalts in der Arbeitskammer wurde auf 300C
gehalten.
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Bei einer Verdünnungsrate von 0,10 h 1 betrug die Gesamtmenge an filtrierbaren
Feststoffen in der Arbeitskammer (gemessen als Trockengewicht) 6,7 g.l 1 und der
Gehalt an Mikroorganismus (A. niger), ebenfalls gemessen als Trockengewicht, 5,79
g.l 1, nachdem ein stabiler Zustand erreicht worden war.
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Bei einer Verdünnungsrate von 0,20 h-1 betrug die Gesamtmenge an filtrierbaren
Feststoffen in der Arbeitskammer, gemessen als Trockengewicht, 3,5 g.l 1, und der
Gehalt an Mikroorganismus, ebenfalls gemessen als Trockengewicht, betrug 2,93 g.l
1, wenn ein stabiler Zustand erreicht worden war.
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L e e r s e i t e