DE2649902C3 - Autoradiografisches Verfahren zur Bestimmung physiologischer Veränderungen in Geweben - Google Patents
Autoradiografisches Verfahren zur Bestimmung physiologischer Veränderungen in GewebenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein autoradiografisches Verfahren zur Bestimmung physiologischer Veränderungen in
Geweben durch Herstellen einer Suspension lebender Zellen des Gewebes, Inkubation der Zellen mit einem 4>
ein Radioisotop als Strukturatom enthaltenden Zellenbestandteil aus der Gruppe der Nukleinsäuren, Enzyme,
Proteine und Hormone, Aufbringen der markierten Zellen auf die Oberfläche eines Objektträgers und
Beschichten des Objektträgers mit einer Silberhaloge- « nid-Emulsion, so daß das Silberhalogenid den Emissionen
aus dem Radioisotop exponiert wird, Entwicklung des Objektträgers zur Bildung von Silberkristallen und
Bestimmen der relativen Anzahl von Silberkristallen als Maß der Radioaktivität der Zellen. v>
Die Autoradiografie ist eine Arbeitsweise, um in lebenden Zellen die Bewegung oder den Ort eines mit
einem radioaktiven Isotop markierten Bestandteiles oder Baublockes einer Verbindung, welcher für das
Leben und die Funktion der Zelle wesentlich ist, wie w) DNA, RNA oder eines Enzyms, zu verfolgen. Der mit
dem radioaktiven Isotop markierte Bestandteil oder Baublock wird während der üblichen Funktion der Zeile
in einen wesentlichen Zellenbestandteil wie RNA, DNA oder ein Enzym eingebaut. Die Einbaugeschwindigkeit br>
des markierten Baublockes oder Bestandteiles in c.ie Zelle ist ein Maß der Aktivität dieser Zelle, welches eine
w'cFiVöiic, piiySiOiOgiSCiic, ιϋΓ vjiC ιί
l»l t πιρλ^π
chung und die Medizin wertvolle Information liefert
Zu den wichtigen Zellbestandteilen, die in dieser Weise verfolgt werden können, gehören DNA und
RNA. Die Geschwindigkeit der Bildung von DNA oder RNA in einer lebenden Zelle ist ein Maß der
physiologischen Aktivität dieser Zelle und liefert Daten, die anzeigen können, ob diese Zelle normal oder
abnormal ist Beispielsweise besitzen Zellen von malignen Geweben abnormale Wachstumskinetik und
können einen gestörten DNA- und/oder RNA-Umsatz haben. Durch Messung der Bildung von DNA oder RNA
über einen mit einem radioaktiven Isotop markierten Bestandteil von DNA oder RNA wie tritiiertes
Thymidin oder tritiiertes Uridin ist es möglich, die Aktivität der Zelle zu bestimmen und auf diese Weise
brauchbare Informationen zu erhalten, welche die Feststellung ermöglichen, ob die Zelle maligne oder
normal ist und, falls es eine maligne Zelle ist, ob sie auf eine chemotherapeutische Behandlung anspricht
Die Autoradiografie ermöglicht einem Physiologen beispielsweise die Feststellung, welche Zellen eines
Gewebes DNA oder RNA mit normaler oder großer Geschwindigkeit synthetisieren, und wieviel von diesen
Materialien pro Zelle produziert wird. Aus solchen Daten ist die Bestimmung möglich, ob das die Zelle
enthaltende, untersuchte Gewebe auf eine Chemotherapie, welche ctas Zellenwachstum stört, anspricht.
Bei der praktischen Durchführung der Autoradiografie werden die untersuchten Gewebe bis zu einer
Suspension von lebenden Zellen aufgebrochen bzw. zerkleinert. Die untersuchte Suspension der Zellen wird
mit dem tritüerten Isotop wie tritiiertem Thymidin oder
tritiiertem Uridin inkubiert. Die Synthese von DNA oder RNA durch solche Zellen kann in Werten der
Geschwindigkeit und der Menge des eingebauten Isotops bestimmt werden. Die DNA oder RNA, welche
das radioaktive Thymidin oder Uridin enthalten, werden auf diese Weise mit einem radioaktiven Isotop (Tritium)
markiert und können über normale, physiologische Prozesse mittels Arbeitsweisen des radioaktiven Nachweises
verfolgt oder nachgewiesen werden. Durch solche Arbeitsweisen ist es möglich, genaue Daten
hinsichtlich der Produktion von DNA oder RNA durch die untersuchten Zellen zu erhalten. Dieselben Arbeitsweisen
können bei der Untersuchung der Kinetik von anderen Zellbestandteilen angewandt werden. So ist aus
Cancer Research, Vol. 34, Juni 1974, S. 1376-1380 die In-Vitro-Bestimmung des Thymidin-3H-Markierungsindex
in festen Tumoren bei Menschen beschrieben, wobei jedoch nur eine spezifische Aktivität von
6,0 Ci/mMol eingesetzt wurde, so daß die Autoradiografien erst 24 Stunden nach Entnehmen der Probe
entwickelt und ausgewertet werden konnten. Weiterhin ist es aus der Monografie »Autoradiographie« von H. A.
Fischer und G. Werner, Berlin (1971), S. 26-28 bekannt, die Exposition des Silberhalogenids mit dem
Radioisotop in Gegenwart eines flüssigen Szintillator vorzunehmen. Diese Anwendung von flüssigen Szintillatoren
bezieht sich jedoch auf die Autoradiografie von Papieren, z. B. zum Nachweis markierter Substanzen in
trockenem Chromatogramm- und Elektrophoresepapier.
Aufgabe der Erfindung ist dagegen ein hochempfindliches Autoradiografieverfahren, welches es dem Physiologen
erlaubt, Daten über das Wachstum oder die Produktion von DNA oder anderen, lebenswichtigen,
physiologischen Bestandteilen von lebenden Zellen wie
Untersu RNA und Hormonen odsr Enzymen in einer sehr vie!
kürzeren Zeitspanne zu erhalten, als dies bislang möglich war.
Zur Lösung dieser Aufgabe dient das erfindungsgemäße
Verfahren der zuvor beschriebenen Art, welches sich dadurch auszeichnet, daß der radioaktive Zellenbestandteil
eine spezifische Aktivität von wenigstens 40 Ci/mMol besitzt,
die Silberhalogenid-Emulsion mit einem flüssigen
Szintillator imprägniert wird, und
das Silberhalogenid dem radioaktiven Zellenbestandteil bei einer Temperatur von nicht über -20" C exponiert wird.
das Silberhalogenid dem radioaktiven Zellenbestandteil bei einer Temperatur von nicht über -20" C exponiert wird.
Bei dem erfindungsgemäßen Autoradiografieverfahren werden z. B. tritiiertes Thymidin mit hoher
spezifischer Aktivität (40 bis 60 Ci/mMol) und eine Kernspuremulsion, imprägniert mit einem flüssigen
Szintillator, verwendet, um eine sehr rasche Methode zur Bestimmung des Markierungsindex und der
Wachstumsfraktion von Zellsuspensionen zu erhalten. Die Exposition der Emulsion bei niedrigen Temperaturen
(-20°C bis -85°C) für 20—60 Minuten ist für ein ausgezeichnetes Markieren ausreichend, so daß die
Durchführung einer raschen, klinischen Entscheidung möglich wird. Expositionszeiten für Forschungsarbeiten,
welche ein Markieren mit sehr niedriger Energie erfordern, können beträchtlich abgekürzt werden, z. B.
von sechs Monaten auf zwei Wochen oder weniger. Diese Arbeitsweise besitzt daher eine große Anwendbarkeit
in der Biologie und der Medizin.
Durch diese rasche Technik ist es möglich, einen
Patienten zu untersuchen, die Rate der Zellfunktion in einem spezifischen Gewebe zu bestimmen und eine
chemotherapeutische Behandlung zu empfehlen, wobei dies alles am gleichen Tag geschehen kann. Dies ist
besonders wichtig bei Patienten, die an malignen Tumoren leiden.
Erfindungsgemäß ist z. B. eine ausgezeichnete Markierung mit Tritiumverbindungen in einer Stunde oder
weniger zu erhalten, so daß eine rasche klinische Bestimmung und Entscheidung über die Therapie
möglich wird. Das erfindungsgemäße Verfahren besitzt damit eine breite Anwendbarkeit in der Biologie und
Medizin.
Die Erfindung wird im folgenden an Hand der Zeichnung näher erläutert Die F i g. 1 und 2 sind
Diagramme, welche die Aktivität von mittels Hochempfindlichkeitsautoradiografie (HSARG)gemäß der Erfindung
untersuchten Zellen im Vergleich zu der Aktivität von Zellen bei der konventionellen Autoradiografie
(ARG) erläutern. Die Prozentsätze der markierten Zellen, welche die Ablagerung von Silberkörnern
hervorrufen, sind gegen die Expositionszeiten in jedem Diagramm aufgetragen. Hieraus ist ersichtlich, daß bei
der erfindungsgemäßen HSARG brauchbare Daten sehr viel rascher als bei der ARG gemäß Stand der
Technik erhalten werden.
Bei der konventionellen Autoradiografie zur Bestimmung des Markierungsindex und der Wachstumsfraktion
sind wenigstens sechs Tage bis zum Abschluß erforderlich. Durch Verwendung von tritiiertem Thymidin
von hoher spezifischer Aktivität (40—60 Ci/mMol), eines flüssigen Szintillators und einer Emulsionsexposition
bei niedriger Temperatur (-200C bis -85°C) wurde ein Verfahren zur Szintiallationsautoradiografie
höchster Empfindlichkeit entwickelt. Unter Anwendung dieser Techniken können Proben von frischem Blut,
Knochenmark und Tumorzellen verarbeitet werden, um Hie Ergebnisse einer Thvmidinmarkierune innerhalb
von fünf Stunden zu liefern.
Die Aktivierung von Silberkristallen in der fotografischen
Emulsion, welche bei der Autoradiografie verwendet wird, hängt von der Anzahl und der Energie
der die Emulsion durchdringenden ^-Strahlen ab. Bei der üblichen ARG ist das Ausmaß der ^-Emission relativ
niedrig. Mit einem Isotop von sehr hoher spezifischer Aktivität wie dem bei der Erfindung verwendeten,
tritiierten Thymidin, gibt es jedoch sehr viel mehr
ίο ß-Emissionen pro Molekül des eingebauten Isotops.
Wenn die Emulsion zusätzlich mit einem Szintillator imprägniert wird, werden Photonen freigesetzt, wenn
die Elektronen (^-Teilchen) durch den Szintillator durchtreten, und hierdurch werden noch mehr Silberkristalle
in der Emulsion aktiviert Eine erhöhte Empfindlichkeit ist von einer geringen Zunahme der Streuung
der Emissionen begleitet In der Praxis ist diese Streuung jedoch minimal und beeinträchtigt die
Interpretation der Daten nicht negativ.
Mit Heparin versetzte Zellsuspensionen werden für
eine Stunde mit tritiiertem Thymidin hoher spezifischer Aktivität inkubiert Vorzugsweise werden 5,0 μΟί/εαη
zu Zellsuspensionen mit 0,5—1,0 χ 106 Zellen/ccm
zugesetzt. Dann wurden Cytozentrifugenschmierpräpa-
2> rate auf mit Gelatine beschichteten Objektträgern hergestellt und mit Methanol fixiert. In der Dunkelkammer
werden die Objektträger bzw. Präparate zuerst für zehn Sekunden in einer Kernspuremulsion (NTB 3,
Eastman Kodak Co.) bei 42° C eingetaucht Nach dem
«ι Trocknen für annähernd 1 Stunde werden die
Objektträger als nächstes für zehn Sekunden in die Szintillatorlösung eingetaucht Die bevorzugte Szintillatorlösung
umfaßt eine Kombination von 2,5-Diphenyloxazol 0,5 μα/ccm (PPO) und l,4-Bis-(4-methyl-5-phe-
r> nyloxyzol-2-yl)-benzol (Dimethyl-POPOP), aufgelöst in
Dioxan. Die mit dem Szintillator imprägnierte Emulsion wird in der Dunkelheit für 20 bis 60 Minuten belichtet.
Die Objektträger werden dann bei 17° C in üblicher Weise entwickelt. Die Schmierfilme der zentrifugierten
Zellen werden direkt durch die Emulsion mit gepufferten Giemsa-Farblösungen angefärbt
Die verschiedenen Stufen bei der eventuell erfolgreichen Arbeitsweise wurden getrennt untersucht und
analysiert. Lymphocyten, die in vitro mit Phytohae-
j> magglutinin stimuliert waren, wurden als zuverlässige
Quelle für hochmarkierte Zellen verwendet.
Unter Verwendung von tritiiertem Thymidin hoher spezifischer Aktivität wurden mehrfach Experimente
unter Exposition der Objektträger für 1 bis 24 Stunden
->o mit und ohne Überziehen mit der Szintillatorlösung durchgeführt Die F i g. 1 zeigt den Einfluß des
Szintillators. Beinahe eine maximale Markierung wurde in 5 Stunden erreicht, und in nur einer Stunde wurden
nahezu 75% der Endmarkierung erreicht Doppelte und
T> dreifache Proben zeigten übereinstimmend ein rascheres
Markieren mit der Szintillatorlösung (P<0,05 für
Zeitpunkte bei 1 und 5 Stunden). Bei zusatzlichen Untersuchungen wurden die Emulsionsexposition auf
sechs Tage verlängert, und die Endmarkierung wurde
to mit der Markierung bei Anwendung von tritiiertem
Thymidin geringerer spezifischer Aktivität (2 Ci/mMol) verglichen. Die Endmarkierung wurde gegebenenfalls
bei der gleichen Anzahl von Zellen nachgewiesen, welche beträchtlich früher unter Verwendung der
μ schnellen Arbeitsweise identifiziert wurden. Die Lebensfähigkeit
der Zellen wurde nach der Inkubation mit dem Isotop untersucht, wobei gefunden wurde, daß sie
wesentlich erößer als 95% war.
Die Anzahl der Körner/Zelle wurde durch die Verwendung des Szintillator stark erhöht. Bei der
Hochempfindlichkeitsautoradiografie hatten 50% der
Zeilen mehr als 15 K.cnier pro Keim in fünf Stunden.
Die I in'ergrundmarkieriing war bemerkenswert niedrig,
c,eibst bei LxpoMuonszeiten von sechs Tagen. Kür
Zeitpunkte bis zu 24 Stunden betrug die mittlere Anzahl der Untergrundkörner 38 Körner pro 100 Zellen mit
einem Maximum von 65 Körnern pro Hundert Zellen. Aus dem Wahrscheinlichkeitsgesetz von Poisson ergibt
sich nur eine 0,05°/uige Wahrscheinlichkeit, daß der Untergrund für mehr als 4 Körner pro Zelle
verantwortlich sein könnte. Daher wurden fünf oder mehr Körner pro Zelle als definitive Markierung bei
dieser Arbeitsweise angesehen.
Es ist bekannt, daß die Temperatur die Fluorogralie bei der Dünnschichtchromatografie mit Tritiumverbindungen
beträchtlich beeinflußt. Es wurde hierfür angenommen, daß die Möglichkeit der Schwingung von
Molekülen bei niedrigen Temperaturen »eingefroren wird« und daher Energie in die Photonenemission geht,
die sonst durch die statistische Bewegung verloren ginge. Es wurde der Einfluß der Temperatur auf die
Hochempfindlichkeitsautoradiografie untersucht. Temperaturen zwischen 17° C und —196° C wurden angewandt.
Ein frühes Markieren wurde deutlich gefördert, wenn die Exposition der Emulsion bei niedrigen
Temperaturen zwischen —20° C bis —85° C ermöglicht wurde. Ein weiteres Abkühlen ergab eine unter dem
Optimalwert liegende Markierung und führte zusätzlich zu einer Neigung zur Rißbildung der Emulsion. Die
Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle IA angegeben. Bei 0,5 nCi/ccm waren -85°C die optimale Temperatur
für das Markieren.
Der Einfluß von Szintillator und Temperatur sind bei geringen Werten des Isotopeneinbaues und der
^-Emission am stärksten ausgeprägt. Durch Erhöhung der Dosis von mit der Zellsuspension in vitro
inkubiertem, tritiiertem Thymidin auf 5— ΙΟμΟ/ccm
konnte ein rasches, maximales Markieren in einfacher Weise erreicht werden. Die Ergebnisse der Dosisversuche
sind in den Tabellen IB und II zusammengestellt. Mit 5— 10μΟ/α:ηίΐ konnte ein maximales Markieren in 20
bis 60 Minuten durchgeführt werden. Der Wert von gezählten Körnern/Zelle stieg auch noch nach dieser
Zeit an, jedoch ergab sich nur eine vernachlässigbare Zunahme der Anzahl von Zellen, welche signifikant
markiert wurden (mehr als 5 Körner/Zelle), selbst wenn die Exposition der Emulsion auf sechs Tage ausgedehnt
wurde. Die Untergrundmarkierung blieb niedrig.
Da einer der Hauptgründe zur Entwicklung dieser Technik darin lag, sie bei der klinischen Untersuchung
von Patienten anzuwenden, wurden Proben einer Reihe von Patienten mit Leukämien, Myelomen und malignen
Effusionen genommen. Die Hochempfindlichkeitsauto- radiografie mit 0,5—10 μ(3/αη wurde mit der Autoradiografie Co ons et aL, Cancer 19 [1966], S.
1200—1204) verglichen. Die Ergebnisse waren hinsichtlich des Prozentsatzes an markierten Zellen vollständig
vergleichbar. Für eine Analyse von Doppelproben für jede Methode ergab sich eine zweifache Differenz im
Markierungsindex als statistisch signifikant (P<O,0S).
Von 52 Beobachtungen bei 40 Patienten hatten die Ergebnisse der Hochempfmdlichkeitsautoradiografie
unter Standardautoradiografie ein mittleres Verhältnis von 1,4 und waren daher statistisch nicht verschieden.
Bei der Anwendung der Hochempfmdlichkeitsautoradiografie lag der mittlere Markierungsindex für elf nicht
behandelte Patienten mit Myelom bei 4% und für acht Pauente^ mit Remission bei 16%. Diese Daten warei
vollständig mit früheren Daten vergleichbar, welche mittels Standardautoradiografie bei Patienten mit
-, multiplen-, Myelom erhalten worden waren.
Die zur Durchführung der Standardnutoradiografie erforderliche Zeit schränkte zahlreiche klinische Anwendungen
und Forschungsanwendungen ein. Gemäß der Erfindung sind sehr kurze Expositionszeiten
Ij möglich, so daß die Anwendung der Autoradiografie
erleichtert wird. Dies ist ein wesentlicher Fortschritt gegenüber neueren Modifikationen der Standardautoradiografie
einschließlich der Verwendung von tritiiertem Thymidin (spezifische Aktivität von 6 Ci/mMol. die
υ Ergebnisse in 24 bis 48 Stunden ergibt) und der
Verwendung eines Szintillator zusammen mit tritiiertem Thymidin von niedriger, spezifischer Aktivität.
Für geringe Werte der ^-Emission von eingebautem, tritiiertem Thymidin verstärkt das Beschichten der
fotografischen Emulsion mit einem Szintillator eine früher Markierung sehr stark. Dieser Effekt kann noch
weiter verbessert werden, indem die Emulsion bei niedrigen Temperaturen belichtet wird, wobei —85° C
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren optimal ist
2) (Tabelle IA). Die Methode sollte am brauchbarsten in
den Fällen erweisen, in denen geringe Werte der Isotopenaufnahme bislang verlängerte Expositionszeiten
(z. B. 6 bis 8 Monate) erforderten. Es wurde nun gefunden, daß das erfindungsgemäße Verfahren bei
«ι solchen Untersuchungsmethoden Ergebnisse in zwei bis
drei Wochen möglich macht Weiterhin gibt es potentielle Anwendungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
bei der Elektronenmikroskopie, der Dünnschichtchromatografie und der Papierchromatografie.
π Eine sehr wichtige Abänderung der Erfindung liegt in
der Erhöhung der spezifischen Aktivität von tritiiertem Thymidin auf etwa 40—60 Ci/mMol/ccm an inkubierten
Zellen, so daß eine maximale Zellmarkierung sehr rasch erreicht werden kann.
4(1 Mit Emulsionsbelichtungszeiten von nur 20—60
Minuten bei 5 — 10μο/α:ι·η werden Markierungsprozentsätze
nahe bei den Maximalwerten erreicht. Auf diese Weise ist es möglich, den Markierungsindex (LI
%) oder die Wachstumsfraktion innerhalb von 4—5
4i Stunden nach Erhalt einer klinischen Probe zu
berechnen. Die relative Markierungsintensität oder die Kornzahl als Funktion der Zeit kann ebenso signifikant
wie die prozentuale Markierung sein. Weiterhin ist es möglich, die Markierungsgeschwindigkeit gemäß der
so Erfindung rasch zu bestimmen. In den Fällen, in denen
eine in-vitro-Inkubation mit hohen Dosen an tritiiertem Thymidin hoher spezifischer Aktivität kombiniert mit
der Anwendung des Szintillators und der Belichtung bei
niedriger Temperatur (—85° C) möglich ist, können daher Daten für das Fällen einer raschen klinischen
Entscheidung verfügbar gemacht werden. Die Kenntnis des Markierungsindex ist von beträchtlichem, klinischen
Interesse, z. B. im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit
des Ansprechens gegenüber einer Chemotherapie bei der akuten Leukämie wie auch als Kennzeichen für das
Ansprechen bei Patienten mit festen Tumoren. Ein Hauptvorteil dieser Autoradiografiemethode gegenüber anderen Mitteln zur raschen Zellzyklusanalyse ist
die Fähigkeit, gemischte Zellpopulationen sorgfältig zu analysieren. Durch das Anfärben nach G i e m s a und
gegebenenfalls nach anderen speziellen Anfärbemethoden kann die Zellmarkierung mit der konventionellen
Morphologie in Beziehung gesetzt werden, unc
Mehrfachzellpopulationen können in einer vorgegebenen
Probe uniersucht wc.·den Der bei dem ufindungsgemäßen
Verfahren beobachtete, extrem geringe Untergrund scheint mit der erforderlichen, extrem
kurzen Belichtungszeit oder Eypositionszeit in Bezie- >
hung zu stehen, da dies die Exposition gegenüber der äußeren Bestrahlung durch die Umwelt, welche für den
Untergrund verantwortlich ist, wesentlich herabsetzt.
Die beschriebenen Methoden stellen einen wesentlichen Fortschritt hinsichtlich der Empfindlichkeit oder m
Geschwindigkeit, mit der die Ergebnisse bei der Autoradiografie verfügbar sind, dar. Sowohl für
Forschungsanwendungen, welche häufig durch die extrem niedrigen Aufnahmeraten des Isotops beschränkt
sind, wie auch für die Gewinnung von in-vitro-Indices für die Fällung von klinischen Entscheidungen
liefert das erfindungsgemäße Verfahren daher eine zuverlässige Arbeitsweise, welche in der Biologie
und der Medizin breite Anwendung finden kann.
20
Einfluß der Temperatur auf die Markierungsgeschwindigkeit bei zwei verschiedenen Konzentrationen
von tritiiertem Thymidin. Die Versuche A wurden bei einer Dosis von 0,5 μΟί/οείη und einer spezifischen
Aktivität von 40—60 Ci/mMol durchgeführt. Die Versuche B wurden bei einer Dosis von 10 μο/οαη und der
gleichen spezifischen Aktivität durchgeführt. Die Ergebnisse sind ais Prozentsatz an markierten Zeiien
(Markierungsindex) angegeben. jo
17 C | B | -SS'-C | B | |
A | 29 | A | 22 | |
20 Minuten | 3 | 31 | 10 | 37 |
1 Stunde | 4,2 | 30 | 11 | 35 |
5 Stunden | 11 | 35 | 19 | 37 |
24 Stunden | 25 | Tabeliell | 27 | |
Einfluß der Dosis von tritiiertem Thymidin auf die Markierungsgeschwindigkeit, spezifische Aktivität
= 40—60 Ci/mMol. Ergebnisse angegeben als Markierungsindex (°/o).
|xCi/ccm Zellen | 2,0 | 5.0 | 10,0 | 50.0 | 100,0 | |
0,5 | 21 | 26 | 29 | 22 | 25 | |
20 Minuten | 6 | 28 | 30 | 31 | 20 | 23 |
1 Stunde | 21 | 44 | 37 | 30 | 34 | 30 |
5 Stunden | 31 | 39 | 36 | 30 | 36 | 29 |
24 Stunden | 35 | - | 36 | 35 | 34 | 32 |
6 Tage | 33 |
50
55
Im folgenden werden noch Einzelheiten zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens angegeben.
!.Materialien
1. Fotografische Emulsion: Kernspuremulsion NTB3 (Kodak)
2. Szintillationsflüssigkeit: 5 g PPO + 100 mg Dimethyl-POPOP,
aufgelöst in 500 ml Dioxan.
3. Polyoxyäthyiensorbitanmonooleat (Tween 80, P1754) wurde als Emulgator für die fotografische
Emulsion verwendet
4. Tntiiertes Thymidin mit hoher spezifischer Aktivität,
40—60 Ci/mMol (New England Nuclear NET-O27Z).
5. Fotografische Fixierlösung (Eastman Kodak, Catalog Nr. 1971746).
6. Entwickler (Eastman Kodak D19).
7. Giemsa-Blutfärbelösung mit Zitronensäurepuffer (Fisher Scientific Company, G-146,734319).
8. Die übrige erforderliche Ausrüstung umfaßt einen Ofen und ein Wasserbad, das auF 42°C eingestellt
werden kann, eine Dunkelkammer, eine Zellenzentrifuge (Shandon), standardmäßige Objektträger,
ein Wasserbad von 17° C, Objektträgerbehälter und die üblichen Laborlösungen.
II. Methoden
1. Für Knochenmarkproben
Es wurden 2 ecm Knochenmark in eine 0,2 ml 1/1000 Heparinlösung (ohne Konservierungsstoff)
enthaltende Spritze aufgesaugt. Die Markprobe wurde mit dem Heparin gut vermischt. Die
Markprobe wurde in ein Kulturröhrchen überführt und, es wurden etwa 3 ecm Hanks-Lösung + 2 ecm
3%ige Dextranlösung zugesetzt. Mit einer 10-ml-Pipette
wurde das Mark durchgearbeitet. Bei 37° C wurde bei 1 g während 2 Stunden absetzen
gelassen. Die roten Zellen und Granulocyten sedimentierten sich auf dem Boden. Die restlichen
weißen Zeilen und das überstehende Piasma wurden abgenommen.
2. Die abpipettierten Zellen und daS Plasma oder zuvor hergestellte Zellsuspension wurden entnommen
und bei 1200 Upm zentrifugiert Das Zellkügelchen wurde erneut suspendiert und auf 10 ecm
mit Hanks-Lösung aufgefüllt
3. Es wurde die Anzahl der Zellen in der Lösung mit einem standardmäßigen Coulter-Zähler ausgezählt
ES wurde bei einer Konzentration von 0,5—1,0 χ 10*Zellen/ccm resuspendiert
4. Es wurden 2 ecm der Suspension in ein getrenntes Röhrchen pipettiert Es wurden 5,0 μΟΛχίη an
tritiiertem Thymidin zugesetzt Die Inkubation wurde für 1 Stunde bei 37° C durchgeführt Es
wurde zweimal zentrifugiert und gewaschen und erneut zu 0,5—1 Million pro ecm resuspendiert
5. Es wurden Cytozentrifugenpräparate hergestellt. Für jedes Präparat wurden 3 Tropfen der
präparierten Zellsuspension + 1 Tropfen der Hanks-Lösung zugesetzt. Es wurde die erforderliche
Anzahl von Präparaten in der Cytozentrifuge hergestellt Die Präparate bzw. Objektträger
wurden getrocknet (an Luft).
Autoradiografie
I. Herstellung der Reagenzien
und der Ausrüstung (in der Dunkelkammer)
und der Ausrüstung (in der Dunkelkammer)
1. Der Ofen und das Wasserbad wurden auf 42° C eingestellt
2. Es wurde die Kernspurenemulsion NTB 3 mit dem gleichen Volumen an destilliertem Wasser vermischt
Es wurden 1,0 ml der Emulgatorlösung (Tween 80) hinzugegeben. Die Mischung wurde für
wenigstens 1 Stunde in dem Ofen von 42° C inkubiert 30 ml der Mischung wurden in einen
Kunststoffbehälter gegossen. Der Behälter wurde in dem Wasserbad von 42° C verwendungsbereit
gehalten.
3. Die Objektträger bzw. Präparate wurden auf dem Wasserbad erwärmt.
4. Szintillationsflüssigkeit: 5 g PPO + 100 mg Dimethyl-POPOP
wurden in 500 ml Dioxan vermischt. Sie wurden in einer dunklen Flasche gelagert.
Arbeitsweise
1. Die Lichter in der Dunkelkammer wurden ausgeschaltet.
2. Nachdem die Kemspuremulsionslösung (NTB 3-Lösung)
fertig war, wurde jeder Objektträger, jeweils einer zu einem Zeitpunkt, in diese Lösung
für 10 Sekunden eingetaucht. Jeder Objektträger wurde zum Abtropfen aufgestellt und in eine
Trockenkammer überführt.
3. Die Kernspuremulsionslösung (NTB 3-Lösung)
wurde zurück in die Lagerflasche gegossen und in der Kälte aufbewahrt.
4. Die Objektträger bzw. Präparate wurden für wenigstens 1 Stunde trocknen gelassen.
5. Dann wurden die Objektträger nacheinander in die Szintillationsflüssigkeit für 10 Sekunden eingetaucht
Die Objektträger wurden in einem Objektträgerbehälter aufbewahrt und trocknen gelassen.
Die Objektträger wurden bei Zimmertemperatur in der Dunkelheit bei 20—60 Minuten oder länger, je
nach Erfordernissen, aufbewahrt.
6. Nach der Expositionszeit wurden die Objektträger bzw. Präparate entwickelt und fixiert.
Entwicklung und Fixierung
Lösungen
Lösungen
1. Es wurden 450 ml destilliertes Wasser in einem 500-ml-Becherglas auf eine Heizplatte auf 45 bis
500C erwärmt Das destillierte Wasser wurde in die
dunkelgefärbte Flasche eingeschüttet und das Volumen auf 500 ml mit kaltem destilliertem
Wasser gebracht, bis die Temperatur 37° C betrug (soll nicht variieren). Dann wurden 78,5 g Entwickler
(Kodak D19) hinzugegeben und gut gerührt Diese' Lösung wurde für 0,5 Stunden in einen
Kühlschrank eingesetzt Dann wurde sie in einem Wasserbad von 17° C in der Dunkelkammer
angeordnet
2. Es wurden 92 g Fixiersalz (Kodak) in 350 ml destilliertem Wasser aufgelöst und dann auf 494 ml
aufgefüllt Es wurde für etwa 03 Stunden gerührt und dann in der Dunkelkammer aufbewahrt. Für 0,5
Stunde wurde gekühlt, um die Temperatur auf 17°C
zu erniedrigen, dann wurde die Lösung in einem Wasserbad in der Dunkelkammer angeordnet.
Arbeitsweise
Nach der Abdunklurg wurden die erforderlichen Volumina an Entwicklerlösung und Fixierbad in
getrennte Schalen gegossen. Jedes Präparat bzw. jeder Objektträger wurde in dem Entwickler für 3 Minuten
eingesetzt, dann in destilliertem Wasser für 10 Sekunden
abgewaschen. Es wurde in die Fixierbadschale für J Minuten überführt, dann wurde jeder Objektträger in
das Wasserbad von 170C überführt, wo sie für 15 Minuten aufbewahrt werden sollen. Die Objektträger
wurden aus diesem Wasserbad entfernt und an der Luft trocknen gelassen. Während dieser Zeit kann bei Licht
gearbeitet werden.
Färben
1. Herstellung der Färbelösung
1. Herstellung der Färbelösung
Es wurden 0,5 g Giemsa-Blutfarbstoff in 42 ml
Glyzerin bei 55—60°C aufgelöst, 42 ml Methanol wurden zugesetzt und 48 Stunden für ein vollständiges
Auflösen stehengelassen. Es wurde filtriert und auf diese Weise die Ausgangslösung erhalten. Die Färbelösung
wurde in folgender Weise hergestellt: 75 ml Zitronensäure (0,1 M), Puffer pH = 5,75; 5,4 ml Methanol; 4,5 ml
filtrierte Ausgangslösung.
Die Färbelösung wurde in der ersten Anfärbschale (Fassungsvermögen 100 ml) angeordnet.
2. Herstellung der Zitronensäure (0,1 M)-puffer
a) Für die zweite Färbelösungsschale, pH = 5,75; 119,2 ml 0,2 M Na2HPO4, 80,8 ml 0,1 M Zitronensäure,
der pH-Wert muß überprüft werden.
b) Für die dritte Färbebadschale, pH = 5,40; 111,5 ml
0,2 M Na2HPO4; 88,5 ml 0,1 M Zitronensäure; der
pH-Wert muß überprüft werden.
3. Anfärben
Jeder Objektträger bzw. jedes Präparat wurde in die Giemsa-Blutfärbelösung für 12 Minuten eingebracht,
dann in Puffer Nr. 1, der auf pH = 5,75 eingestellt ist, für 30 Sekunden überführt, dann in Puffer Nr. 2, der auf
pH = 5,4 eingestellt ist, für 30 Sekunden überführt, und dann wird der Objektträger bzw. das Präparat an der
Luft trocknen gelassen.
Die Präparate bzw. Objektträger sind dann fertig, um in einem Deckglas versehen und ausgezählt zu werden.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (5)
1. Autoradiografisches Verfahren zur Bestimmung physiologischer Veränderungen in Geweben durch
Herstellen einer Suspension lebender Zellen des Gewebes, Inkubation der Zeilen mit einem ein
Radioisotop als Strukturatom enthaltenden Zellenbestandteil aus der Gruppe der Nukleinsäuren,
Enzyme, Proteine und Hormone, Aufbringen der ι ο markierten Zellen auf die Oberfläche eines Objektträgers
und Beschichten des Objektträgers mit einer Silberhalogenid-Emulsion, so daß das Silberhalogenid
den Emissionen aus dem Radioisotop exponiert wird. Entwicklung des Objektträgers zur Bildung
von Silberkristallen und Bestimmen der relativen Anzahl von Silberkristallen als Muß der Radioaktivität
der Zellen, dadurch gekennzeichnet, daß der radioaktive Zellenbestandteil eine spezifische
Aktivität von wenigstens 40 Ci/mMol besitzt, die Silberhalogenid-Emulsion mit einem flüssigen
Szintillator imprägniert wird, und
das Silberhalogenid dem radioaktiven Zellenbestandteil
bei einer Temperatur von nicht über - 20° C exponiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Radioisotop Tritium ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Nukleinsäure Ribonukleinsäure
(RNA) oder Deoxyribonukleinsäure (DNA) ist. jo
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Szintillator eine Kombination von
2,5-DiphenyIoxazol (PPO) und l,4-Bis-(4-methyl-5-phenyloxazol-2-yl)-benzol
(Dimethyl-POPOP) ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekenn- r> zeichnet, daß die radioaktive Nukleinsäurekomponente
tritiiertesThymidin oder tritiiertes Uridin ist.
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