DE2603927A1 - Temperaturkompensierende treibladung - Google Patents
Temperaturkompensierende treibladungInfo
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Description
- - - Troisdcrf, den 30.1.1976
OZ: 76009 (2559) Dr.Sk/Sch
Ί'
DYNAMIT NOBEL AKTIENGESELLSCHAFT Troisdorf, Bez. Köln
Temparaturkompensierende Treibladung
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Treibladungspulver, die die Gasentwicklung einer damit hergestellten Treibladung
temperaturunabhängig machen, sowie die Verwendung dieser Pulver in kombinierten Ladungen von Treibladungspulvern.
Treibladungspulver auf Basis von Nitrocellulose, das in unmodifiziertem
Zustand als Grünkornpulver bezeichnet wird, brennt im Allgemeinen derart ab, daß es bei der Prüfung in der
ballistischen Bombe eine hohe Druckspitze zeigt und der Druck sehr schnell wieder abfällt. Die hohe Druckspitze bewirkt, daß
die gesamte Energie nicht - wie gewünscht - in kinetische Energie umgewandelt wird, sondern teilweise als statische
Energie verloren geht. Ein Abbau der Druckspitze und die zeitliche Ausdehnung des Maximaldrucks bewirken also eine Leistungsverbesserung
des Pulvers. Zum Abbau dieser ungewünscht hohen Druckspitze und zum längeren Aufrechterhalten des Druckes
sind bereits mehrere Verfahren vorgeschlagen worden, die Treibladungspulver zu modifizieren.
So ist es bekannt, den Treibladungspulvern Weichmacher oder Phlegmatisatoren unterzumischen, um die Druckspitze abzubauen.
Solche Stoffe sind z.B. Kampfer, Harnstoffderivate, die auch
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als Centralite bezeichnet werden, oder Ester zweibasischer organischer Dicarbonsäuren, wie 2.B. die Äthyl-, Kexyl- oder
Octylester der Phthalsäuren. Diese Stoffe werden mit Hilfe von
Lösungsmitteln, welche die Oberfläche der Pulver anquellen, in die Pulveroberfläche eingebracht (vgl. z.B.. DT-OS 2.351.778).
Sie befinden sich also innerhalb der oberen Schicht der Pulverkörner in mehr oder minder großer Schichtdicke.
Mittels dieser Verfahrensweise läßt sich zwar die Druckspitze abbauen und ein günstigerer Druckverlauf als bei Grünkornpulver
erreichen. Die erzielten Ergebnisse sind aber nicht zufriedenstellend, da sowohl der Druckabfall, gemessen in der
ballistischen Bombe, immer nocli zu schnall erfolgt, als auch
: der Druckverlauf temperaturabhängig ist.
; Die Temperaturabhängigkeit des Pulvers offenbart sich in der
ballistischen Bombe in der Weise, daß beim Abbrand sowohl bei tiefen Temperaturen (-50 0C) als auch bei Raumtemperatur oder
bei +50 0C die dynamische Lebhaftigkeit (Druckänderung pro Zeit-■
einheit, bezogen auf die'Summe aus dem jeweiligen Druck und
'. dem Maximaldruck) direkt proportional der Temperatur ist; d.h. je höher die Temperatur, desto größer ist die in der ballistischen
Bombe gemessene Lebhaftigkeit.
Es bestand demzufolge die Aufgabe, Treibladungspulver herzustellen,
die bei ihrem Abbrand eine dynamische Lebhaftigkeit in der ballistischen Bombe zeigen, die temperaturunabhängig ist.
Weiterhin bestand die Aufgabe, Treibladungspulver herzustellen, die beim Abbrand möglichst keine Druckspitze zeigen und bei
denen der entstehende Gasdruck möglichst lange erhalten bleibt.
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In Erfüllung dieser Aufgaben wurde nun ein Treibladungspulver
gefunden, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die einzelnen Pulver-Partikel mit einem Acrylharz umhüllt sind. In weiterer
Erfüllung der gestellten Aufgabe wurde ebenfalls gefunden, daß sich dieses Pulver in kombinierten Treibladungen verwenden
läßt.
Es ist zwar schon bekannt, Treibladungspulver mit einer Umhüllungsschicht
zu versehen. So wurden bereits Kugeipulver mit Gelatine umhüllt, um den Maximaldruck und das Abbrandverhalten
dieser Pulver zu beeinflussen. Eine Temperaturbeeinflussung des Pulvers konnte damit aber aicht ^rreicht werden.
Das erfindungsgemäß Treibladungspulver zeigt nicht nur einen
temperaturunabhängigen Abbrand, sondern auch noch einen verzögerten
Anbrand, der sich für seine Verwendung in kombinierten Pulverladungen als besonders günstig erweist. Die Temperaturunabhängigkeit
demonstriert sich darin, daß die dynamische Lebhaftigkeit, gemessen in der ballistischen Bombe, sich umgekehrt
proportional zur Temperatur verhält; abgekühlte erfindungsgemäße Pulver reagieren lebhafter als erwärmte Pulver.
Wenn das erfindungsgemäße Pulver mit z.B. einem handelsüblichen bekannten Pulver in einer kombinierten Ladung, z.B. einer
Duplex-Ladung, eingesetzt wird, ergibt sich aus der Kombination
heraus folgender Effekt: Bei tiefen Temperaturen bewirkt das bekannte Pulver eine niedrige Lebhaftigkeit und das erfindungsgemäß
umhüllte Pulver eine höhere Lebhaftigkeit. Bei erhöhter Temperatur zeigt das bekannte Pulver eine hohe Lebhaftigkeit,
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während das erfindungsgemäße Pulver eine gesenkte Lebhafiigkeit
aufweist. Die zusammengefaßte Gasentwicklung ist also bei geeigneter
Zusammensetzung in-allen Temperaturbereichen etwa die
gleiche, so daß die kombinierte Laaung veitgehend temperaturunabhängig
ist.
Je nach den Anteilen der einzelnen Ladungsbestandteile und der gegebenenfalls durchgeführten Kodifizierung des Grünkornpulvers
nach bisher bekannten Methoden ist es möglich, ein für einen bestimmten Einsatzzweck verwendbares kombiniertes Pulver herzustellen.
Das erfindungsgemäße Pulver kann demzufolge in beliebigen Anteilen bekannten und gegebenenfalls modifizierten
Pulvern zugemischt werden.
Die Umhüllung des Pulvers mit der Lackschicht erf:1<Λ nach allgemein
bekannten Verfahren. Der Lack wird in einem geeigneten Lösungsmittel für den Lack gelöst oder dispergiert und durch
Tauchen, Spritzen, Bürsten oder Streichen auf die Pulverkörner aufgebracht. Als Lösungsmittel sollen nach Möglichkeit solche
Lösungsmittel eingesetzt werden, in denen das Treibladungspulver schwer löslich oder unlöslich ist. Bevorzugt werden
aromatische Lösungsmittel, z.B. Benzol, Toluol eingesetzt. Der Überzug braucht nicht durch einmaliges Aufbringen einer einzigen
Schicht aufgetragen zu werden; es ist vielmehr durchaus möglich und in vielen Fällen auch empfehlenswert, den Lack in
mehreren dünnen Schichten aufzutragen und vor dem Aufbringen einer neuen Schicht das Lösemittel, z.B. durch Spülen der
Trommel, in der sich das Pulver befindet, mit Preßluft unter andauernder Rotation, zu entfernen.
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Die verwendbaren Acrylharze umfassen Polymerisate und Copolymerisate
von Acrylsäure, Methacrylsäure, sowie den Estern, Nitrilen oder Amiden dieser Säuren, ills Ester kommen hauptsächlich
die Methyl-, Äthyl- und Butylester in Frage. Es kennen auch Gemische dieser Harze untereinander oder mit anderen
Harzen eingesetzt werden, sofern der Anteil der Acrylharze in diesen Harzgemischen mindestens 50 Gew.-Jo beträgt.
Den Harzen können auch in an sich bekannter Weise Füllstoffe und Flammschutzmittel untergemischt sein.
Die Dicke der Harzschicht auf den Pulver-Partikeln kann in
weiten Bereiche variiert werden; sie hängt u.a. von dem Durchmesser und der Form der Partikel sowie von den gewünschten
Eigenschaften des Pulvers ab. Der Gesamtauftrag ε.ΊΙ jedoch
etwa 2 bis 25 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Pulvers, betragen.
Der bevorzugte Bereich liegt zwischen 10 und 20 Ge\r.-%,
bezogen auf das Gewicht des Pulvers.
Als Treibladungspulver können sowohl einbasige als auch mehrbasige
Pulver eingesetzt werden. Die mehrbasigen Pulver können neben Nitrocellulose noch Glycerintrinitrat und/oder Glycoldinitrat
und/oder Nitroguanidin und/oder Hexogen enthalten. Das Glycerintrinitrat kann auch teilweise oder vollständig durch
andere, explosive organische Salpetersäureester ersetzt werden, wie z.B. durch Diglycoldinitrat, Triglycoldinitrat, Methrioltrinitrat
oder Butantrioltrinitrat.
Die geometrische Form der Pulver kann ebenfalls beliebig sein.
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Demzufolge kann das Pulver beispielsweise als Ein- oder Mehrlochpulver,
oder als Kugelpulver, Elättchenpulver, Röhrchenpulver
oder Streifer.pulver vorliegen.
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In einen Kolben v/erden 150 g eines Polymethylmethacrylats
(Handelsbezeichnung M 345 der Firma Rohm GmbH, Darmstadt) in
800 g Toluol bei 60 0C unter Rühren gelöst. In diese Lösung
werden 27 g Titandioxid sowie 15 g Diphenylcresylphosphat und 0,5 g Sb„O-, gegeben. Nach kurzem Durchrühren wird die
Mischung in eine Kugelmühle überführt, worin sie zur gleichmäßigen
Verteilung der Füllstoffe 20 Stunden gemahlen wird.
Die Hälfte der erhaltenen Mischung wird durch Verdünnen mit Toluol auf eine Viskosität von 11 see. Auslaufzeit aus einem
Fordb°cher mit Düse 4 gebracht. Diese Lack-Lösung wird mit Hilfe einer Spritzpistole auf 400 g eines dreibasigen Pulvers
aufgespritzt. Das Pulver lag in Form eines 1S Loch-Pulvers
mit einem Durchmesser von ca. 5,4 mm und einer Höhe von 6,0 mm
vor. Es befand sich in einer Dragiertrommel, die in einem solchen
Neigungswinkel aufgestellt war, daß die Pulverteilchen herunter rieselten.
Während des Drehens der Dragiertrommel werden die Körner Jeweils etwa 3 Minuten besprüht und anschließend etwa 15 Minuten
mit Preßluft zum Austreiben des Lösungsmittels behandelt. Dieser Vorgang wird etwa 20 Mal wiederholt. Anschließend wird
das umhüllte Pulver noch 17 Stunden bei 25 0C im Umlufttrockenschrank
mit Frischluftzufuhr getrocknet.
Dieses Pulver wird zusammen mit einem einbasigen 19-Loch-Grünkornpulver
im Verhältnis 20:80 in eine ballistische Bombe eingebracht. Die Bombe wird auf -50 0C bzw. +20 0C bzw. +50 °C
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temperiert und darauf das Pulver elektrisch gezündet. Gemessen
wird die dynamische Lebhaftigkeit in Abhängigkeit von dem Anteil der verbrannten Pulvermasse. Das Ergebnis der Messungen
geht aus der beigefügten graphischen Darstellung hervor.
Aus dieser graphischen Darstellung läßt sich leicht erkennen, daß zuerst die Ladung aus dem bekannten Treibladungspulver
abbrennt, wobei dieser Abbrand das bisher bekannte normale Abbrand- und Temperaturverhalten zeigt. Erst nach dem sehr
deutlichen Abfall der Druckkurven dieser ersten Ladung brennt das erfindungsgemäße Pulver zeitlich verzögert mit umgekehrtem
Temperaturverhalten ab.
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Leerseite
Claims (5)
1. Treibladungspulver auf Basis von Nitrocellulose, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen
Pulver-Partikel mit einer Schicht aus Acrylharz umhüllt sind.
2. Treibladungspulver gemäß Anspruch i, dadurch gekennzeichnet,
daß die Harz-Umhüllung 2 bis 25 Gew.-#, vorzugsweise 10 bis
20 Gew.-5b, bezogen auf das Gewicht des Treibladungspulvers,
ausmacht.
3. Treibladungspulver gemäß Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekenn-
'. zeichnet, daß das Acrylharz]ack Polymethylmethacrylat ist.
; 4. Verwendung von Treibladungspulver gemäß Anspruch 1 als
ι Ladungsbestandteil in kombinierten Treibladungen.
5. Verwendung von Treibladungspulver gemäß Anspruch 1 als Ladungsbestandteil in temperaturunabhängigen Treibladungen.
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