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Verfahren zum Schutz von Kunstwerken
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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Schutz von durch
Atmosphärilien gefährdeten Kunstwerken mittels einer transparenten Abdeckung.
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Es ist bekannt, zur Sicherung von Glasmalereifenstern eine Außenschutzverglasung
vorzusehen und dabei gleichzeitig die Original scheiben um einige cm nach innen
zu versetzen, wobei für eine möglichst ungehinderte Luftcirkulation zwischen den
Gläsern gesorgt wird. Dieses Verfahren hat jedoch den Nachteil, daß Feuchtigkeitsansammlungen,
die sich insbesondere in den Verwitterungsschichten der Außenseite der Glasmalereien
sehr lange halten, sich gemeinsam mit ätzenden Luftverunreinigungssubstanzen, wie
Schwefeldioxyde, schädigend auf die Glasmalereien auswirken. Auch wird die Kondenswasserbildung
auf der Innenseite der Glasmalereien nicht ausreichend reduziert. Durch die Außenschutzverglasung
wird somit der Verfallsprozeß der Glasmalereien nicht gestoppt,sondern nur verlangsamt.
Hohe Luftfeuchtigkeit und andere Atmosphärilien wirken weiter korrodierend auf die
Glasmalereien ein.
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Wegen des insbesondere bei mittelalterlichen Glasmalereifenstern schon
sehr weit fortgeschrittenen Korrosions- und Verfallsprozesses ist es in fast allen
Fällen zusätzlich notwendig, die Glasmalereien selbst vor weiterem Verfall zu sichern.
Vor allem müssen die vielfach bereits locker gewordenen Konturen- und Halbtonbemalungen
gefestigt werden und besonders geschwächte und gesprungene Glas stücke durch Aufbringen
dünner, farbloser Deckglasscheiben gestützt werden. Hierzu ist es bekannt, Kunstharze
zu verwenden, die zwar eine gute Klebkraft und Beständigkeit gegen viele Substanzen
der Atmosphäre aufweisen, sich aber inLthermischen Verhalten sehr stark von Glas
unterscheiden und ferner
vergilben und verspröden sowie oine Schalenbildung
bei den Konturen der Zeichnung bewirken. Durch Verwendung von Kunstharzen zur Sicherung
und Erhaltung von Glasmalereifenstern wird diesen daher ein: möglicherweise irreversibler
Schaden zugefügt.
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Dem gegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Konservierungsverfahren
zu schaffen, das einen sicheren Schutz von Kunstgegenständen, insbesondere Glasmalereien,
vor schädigenden Substanzen der Atmosphäre bietet und zugleich langzeitig wirksame
Konservierungsarbeiten am Kunstwerk mit chemischen Substanzen, die dem Grundmaterial
des Kunstwerkes entsprechen oder sehr nahe kommen, ohne Folgeschäden für das Kunstwerk
selbst erlaubt.
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Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch ein Verfahren der
eingangs erwähnten Art, das dadurch gekennzeichnet ist, daß das Kunstwerk zwischen
eine erste, als Klarsichtscheibe oder -folie ausgebildete Deckschicht und eine zweite
Deckschicht eingesetzt und der Innenraum zwischen den beiden Deckschichten mit einem
das Kunstwerk nicht angreifenden Schutzmittel gefüllt wird und anschließend die
Deckschichten nach Art einer Isolierglasscheibe dichtend miteinander verbunden werden.
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Das erfindungsgemäße Konservierungsverfahren stellt sicher, daß schädliche
Atmosphärilien, wie Feuchtigkeit, Schwefeldioxyd und dgl., von dem Kunstwerk ferngehalten
werden, sodaß der sonst unvermeidliche weitere Verfall gestoppt wird, mit der Besonderheit,
daß zur Schwarzlot- und Halbtonfestigung sowie zur
Duplierung von
Glas stücken mit dem Glas chemisch verwandte, thermisch sich gleich verhaltende
und absolut lichtechte Stoffe, wie Kieselsäureester, unter kostensparender Flächensicherung
anstelle einer Einzelkonturensicherung verwendet werden können, die bisher nicht
in Betracht gezogen werden konnten, weil ihre Verfestigungswirkung unter dem Einfluß
der normalen Luftfeuchtigkeit und der schädlichen Substanzen der Atmosphäre nur
kurzzeitig andauert. Das Kunstwerk kann am ursprünglichen Ort belassen oder aufgestellt
werden, d.h. bei Glasmalereifenstern i.d.R. im Kirchenraum, da für das Kunstwerk
ähnliche Bedingungen geschaffen werden, wie sie sonst nur in klimatisierten Museen
zu erreichen sind. Im Gegensatz zur Außenschutzverglasung, wo die Originalglasmalereien
bis zu 8 cm nach innen versetzt werden, was zur Folge hat, daß die für den Kirchenraum
architektonisch undkünstlerisch wichtigen Steinsprossen und Maßwerkteile weitgehend
unschön verdeckt werden und außerdem aufgrund der bei der Außenschutzverglasung
erforderlichen Durchlüftung unschöne Lichtstreifen entlang dieser Steinsprossen
entstehen, kann das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren mit den Deckschichten versehene
Glasmalereifenster in dem ursprünglichen Rahmen und den ursprünglichen Steinfalten
verbleiben. Auch der sogenannte Wetterstein an der Außenseite alter Glasmalereifenster,
der wegen seiner feuchtigkeitshaltenden Konsistenz auch nach der Anbringung einer
normalen Außenschutzverglasung eine bleibende Gefahr für das Glasmalereifenster
darstellt, kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren am Glas belassen werden.
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Zum Schutz von Glasmalereifenstern werden zweckmäßigerweise
beide
Deckschichten als transparente Scheiben oder Folien ausgebildet.
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Ferner werden die Glasmalereifelder zur Sicherung der Bemalung und/oder
gebrochener Glasstücke mit Kieselsäureester oder einem ähnlichen, dem Glas chemisch
verwandten und sich thermisch im wesentlichen gleich verhaltenden, lichtechten,
durch Atmosphärilien jedoch angreifbaren Verfestiger behandelt, was, wie bereits
erwähnt, gegenüber dem bekannten Verfahren, das zur langdauernden Sicherung der
Kunstwerke mit Kunststoff arbeiten muß, einen entscheidenden Vorteil hat, weil Kunstharze
insbesondere wegen ihres gegenüber dem Glas thermisch sehr unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten
eine akute Gefährdung für das zu konservierende Glasmalereifenster darstellen.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung werden die Glasmalereifelder
einzeln unter zumindest stellenweisem Kontakt mit beiden Deckschichten zwischen
diese eingesetzt, wodurch die Glasmalereifelder, die zum Ausbeulen neigen, ohne
störeade zusätzliche Windeisen beidseitig abgestützt werden.
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Um die am ursprünglichen Einbauort verbleibenden, durch Alterung geschwächten
Glasmalereifenster vor allzugroßer Erhitzung zu schützen, wird die außenseitige
Deckschicht vorzugsweise wärmeabweisend ausgebildet. Für die Innenseite, und in
manchen Fällen auch für die Außenseite, verwendet man mit besonderem Vorteil entspiegelte
Deckschichten, um Reflektionen durch Auf- oder Gegenlicht weitestmöglich zu vermeiden.
In bestimmten Fällen wird es zweckmäßig sein, die äußeren Deckschichten
undurchlässig
für Stralien bestimmter Frequenzen und/oder optisch gegliedert auszubilden, Um zu
vermeiden, daß die architektonisch und künstlerisch wichtigen Steinsprossen und
Maßwerkteile der mittelalterlichen Glasmalereiumrahmungen teilweise ver- bzw. überdeckt
werden, wie dies bei der derzeit angewandten Methode der Außenschutzverglasung zumeist
der Fall ist, werden die Deckschichten mit einer mit dem Außenumfang des zu schützenden
Kunstwerks im wesentlichen übereinstimmenden Außenkontur ausgebildet und durch eine
Randeinfassung geringer Wandstärke unter Anpassung an Rundungen etc. miteinander
verbunden. Die Glasmalereifelder verbleiben somit einschließlich ihrer Abdeckung
in den ursprünglichen Falzen bzw. Befestigungskonstruktionen.
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Da das Kunstwerk insgesamt in einer schädlichen Atmosphäre verbleibt,
ist es erforderlich, daß die in den Innenraum zwischen den Deckschichten eingefüllte,
von schädlichen Substanzen jeglicher Art freie Schutzatmosphäre ständig erhalten
bleibt. Zwar ist es möglich, die Deckschichten ader die Randeinfassung zum Ausgleich
von Leckverlusten nachfüllbar auszubilden, jedoch werden die Deckschichten mit der
Randeinfassung zweckmäßigerweise dauerhaft wirksam abgedichtet, um die Gefahr von
Leckverlusten von vorneherein mit Sicherheit auszuschalten.
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Als Schutzmittel wird vorzugsweise ein inertes, farbloses und feuchtigkeitsarmes
Schutzgas verwendet, und um ein Diffundieren des Schutzgases durch die Einfassungen
und deren Abdichtungen zu verhindern, wird als Schutzgas ein Gas hoher Molekülgröße
gewählt. Ein zu diesem Zweck besonders geeignetes Schutzgas ist ein Edelgas wie
Krypton
oder Argon.
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Korrosionserscheinungen am Glas selbst werden nsbesondere durch Feuchtigkeit
verursacht, während insbesondere das die einzelnen Glas stücke eines Glasmalereifensters
zusammenhaltende Blei ein Minimum an Feuchtigkeit benötigt; die günstigste relative
Luftfeuchtigkeit liegt bei ca. 2o%. Um die relative Luftfeuchtigkeit konstant auf
diesem Wert zu halten, wird in besonders bevorzugter Weise in den zwischen den Deckschichten
befindlichen Innenraum ein den Feuchtigkeitsgehalt im Schutzgas regtilierendes Mittel
eingefüllt, das entweder mit Wasse t tplet bindende Gassubstanzen sind oder als
Festkörper in Form eines Feststoffes hoher innerer Oberfläche, insbesondere Silikasil,
eingebracht wird.
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Die Erfindung wird nunmehr anhand eines Ausführungsbeispiels in Verbindung
mit den Zeichnungen näher erläutert.
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Es zeigen: Fig. 1 die Ansicht eines gotischen Fensters; Fig. 2 einen
schematischen Längsschnitt durch ein Glasmalereifeld mit Deckscheiben und Randeinfassung;
Fig. 3 eine vergrößerte Teildarstellung des in Fig. 2 in strichpunktierten Linien
eingekreisten Ausschnittes; Fig. 4 eine vergrößerte Teildarstellung der Befestigung
eines Glasmalereifeldes nach dem Einsetzen desszwischen die Deckschichten in Falz
der Steinrippe; Fig. 5 einen schematischen Längsschnitt durch ein waagerechtes Befestigungseisen
ipit
2 angrenzenden, durch Deckschichten geschützten Glasmalereifeldern.
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Fig. 1 zeigt die Ansicht eines gotischen Fensters mit den hierfür
typischen, durchgehenden Steinrippen, der reichen Maßwerkaufgliederung mit Rosetten,
Dreipässen usw., sowie der im unteren Teil typischen Rechteckteilung der einzelnen
Felder.
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Fig. 2 zeigt einen Längs schnitt durch ein mit Deckscheiben 1), 2)
und Randeinfassungen 8L versehenes Glasmalereifeld 3), wobei die äußere Deckschicht
2) aus wärmeabweisendem Glas mit einer Wandstärke von ca. 5 mm besteht, während
die innere Deckschicht 1) entspiegeltes Glas ist. Einzelheiten der Randzone sind
in Fig. 3 gezeigt. Das Glasmalereifeld j mit den zusammenhaltenden Bleistegen 4),
der Konturenbemalung 5), der Halbtonbemalung 6) und dem auf der Außenseite abgesetzten
Wetterstein 7) sitzt mit möglichst geringem Abstand, und vorzugsweise sogar stellenweisem
Kontakt zwischen den Deckschichten 1) und 2). Die Randeinfassung 8), die aus einem
Metall-U-Profil besteht, umschließt die Deckschichten 1), 2) und das Glasmalereifeld
3), wobei zum gasdichten Verschluß des mit Schutzgas lo) gefüllten Innenraums ein
Dichtungsmaterial 9) zwischen die Deckschichten 1), 2) und die Randeinfassung 8)
eingebracht wird.
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Die Figuren 4 und 5 zeigen einen Quer- bzw. Längsschnitt durch die
bauseitig vorhandene Rahmen- bzw. Falzsituation nach dem Einbau erfindungsgemäß
gesicherter Glasmalereifelder. Gem. Fig. 4 wird das Glasmalereifeld 3) in dem mit
den Deckschichten 1), 2) und der Randeinfassung 8) zusammengebauten Zustand in den
Falz 15) der
Steinrippe 14) eingesetzt und durch ein durch Schrauben
13) gesichertes innenseitiges Eisen 12) im Falz 15) gehaltert Fig. 5 zeigt die Einbaulage
zweier nach dem erfindungsgernäßen Verfahren gesicherter Glasmalereifelder 3), die
durch ein waagerechtes Befestigungseisen 16) voneinander getrennt sind und durch
ein außenseitiges Eisen 11) und ein innenseitiges, durch Muttern 18) gesichertes
Eisen 12) fest mit der Rahmenkonstruktion verbunden sind.
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