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Verfahren zur Gewinnung von Aminosäuren aus Rohsäften der Zuckerfabrikation
Der Bedarf an Aminosäuren in Ernährung, Pharmize, Industrie und Wissenschaft nimmt
zu. Rohstoff für ie Gewinnung sind Eiweißstoffe wie Gelatine, Casein u.ä., welche
man lurch enzymatische oder Saurehydrolyse in ihre Bausteine spaltet. Das so gewonnene
Aminosäuregemisch trennt man nach bekannten Methoden mit Ionenaustauschern im Verein
mit den Mitteln der klassischen Chemie in definierte Aminosäuren auf.
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Diese "klassische" Erzeugung von Aminosäuren ist mit den Kosten für
den Rohstoff (Eiweiß) und den Kosten für dessen hydrolytische Spaltuny in das Aminosäuregemisch
vorbelastet.
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Dagegen erscheint die Zuckerrübe als eine unerschöpfliche und wohlfeile
und bisher fast ungenutzte Quelle für die Gewinnung von Aminosäuren, weil in ihr
die Aminosäuren bereits als solche vorliegen. Bei der Diffusion, also bei der Extraktion
der Rübe zum Zwecke der Zuckergewinnung gelangen sie ohne Kosten verursacht zu haben
in den Rohsaft.
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Dieser ist durch Zellbestandteile der Rübe trübe und unfiltrierbar.
Darüber hinaus enthält er Kolloide, Eiweißstoffe, Pektin, Saponin, welche entfernt
werden müssen.
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Aminosäuren sind für den Zuckertechniker "Schädlicher Stickstoff".
Sie bilden beim Korzentrieren der Zuckersäfte zusammen mit dem in der Rübe a priori
vorhandenen Invertzucker dunkle Farbstoffe. Ganz besonders "schädlich" ist das Glutamin.
Es wandelt sich in pyrrolidoncarbonsaures lunmonium um, welches bei den Kochtemperaturen
sein Ammoniumion verliert. Dadurch wird der Saft sauer. Dies wiederum hat zur Folge,
daß sich Zucker (Saccharose) in Invertzucker verwandelt, der dann mit Aminosäuren
wieder dunkle Farbstoffe bildet. Zuckerverlust, erschwerte Kristallisation, schlechte
Zuckerqualität und erhöhter Melasseanfall sind die gcfürchteten Folgen. Erklärtes
Ziel der Hauptkaikung ist daher die Zerstörung der Säureamide, wie Glutamin und
Asparagin, und des im Rohsaft a priori vorhandenen Iwertzuckcrs. Die schließlich
noch erhalten gebliebenen Aminosäuren finden sich in der Melasse wieder, wo sie
als Viehfutter nur noch geringen Wert repräsentieren. In die Melasse gehen auch
ca.
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15 % der ursprünglich im Rohsaft enthalten gewesenen Zucker.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, aus Rohsäften der Zuckerfabrikation
Aminosäuren, insbesondere Glutamin und Glutaminsäure und möglichst auch die wertvollen
organischen Säuren in einer Weise zu gewinnen, die technisch einfach auch im Produktionsmaßstab
durchführbar ist und die Zuckerausbeute nicht beeinträchtigt, sondern gegenüber
der klassischen Zuckerproduktion noch erhöht.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Gewinnung von Aminosäuren
aus Rohsäften der Zuckerfabrikation, das sich dadurch auszeichnet, daß aus dem Rohsaft
durch Einstellen eines pH-Wertes von 2 bis 5, durch Kalkung oder durch Kalkungskarbonatation
Verunreinigungen ausgeflockt und anschließend abgeschieden werden, daß der so gereinigte
@@hsaft
über stark saure und anschließend iSb-r schwach baris(li;u Ionenautascher geleitet
wird, daß die IXatior.cnaus-* tauscher mit Lösungen anderer Kationen, insbesondere
Ammoniunicnen, eluiert werden und daß aus den aminosäurereichen Eluatfraktionen
die Aminosäuren gewonnen werden. Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird der
gereinigte Rohsaft über mehrere saure und schwach basische Ionenaustauscher gegebenenfalls
alternierend geleitet.
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Bei einer weiteren bevorzugten Verfahrensvariante fängt man die Eluatfraktionen,
in denen die einzelnen Aminosäuren angereichert gelöst sind, getrennt auf und gewinnt
daraus die einzelnen Aminosäuren. Insbesondere werden so Glutamin und Glutaminsäure
gewonnen.
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Die Zusammensetzun g des Rohsaftes ist je nach Standort, Klima, Düngung,
Rübenrasse usw. unterschiedlich. Man kann vereinfachend davon ausgehen, daß er sich
aus 9o % Zucker und 1o % Nichtzuckerstoffen, bezogen auf Trockensubstanz, zusammensetzt.
Die Nichtzuckerstoffe bestehen etwa aus: 15 z Kationen, wie Kalium, Magnesium, Natrium
und Kalzium 15 % Betain so - Aminosäuren, davon über 50 % Glutamin 25 t Säuren,
nämlich insbesondere Schwefelsäure, Salzsäure, Phosphorsäure, Zitronensäure, Oxalsäure,
Milchsäure, Äpfelsäure und Galakturonsäure 15 E zuckerähnliche Stoffe, gelöste Eiweißstoffe,
andere ionogene Stoffe, Pektine, Schleimstoffe, Saponine und Kolloide, jeweils in
kleinen Mengen.
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50 bis 60 % der Nichtzuckerstoffe im Rohsaft sind wert, daß man sich
um ihre Gewinnung bemüht. Das sind zwar nur 6 bis 7 %, bezogen auf den gewinnbaren
Zucker, wertmäßig spielen sie jedoch eine Rolle, da sie wesentlich teurer sind als
die jeweils gleiche Menge Zucker. Dazu kommt, daß ihre Isolierung eine Zuckermehrgewinnung
von etwa 15 % erlaubt.
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Bei der klassischen Zuckerfabrikation gewinnt man den Zucker durch
Eindicken einer durch Nichtzucker stark verunreinigten Lösung; dabei hinterbleibt
schließlich ein nicht
mehr kristallisierender Anteil, die, Melasse.
Der r1:dikkung muß die Saftreinigung vorangehen, die dazu dient, die Eindickung
überhaupt erst zu ermöglichen, dadurch, daß man störende Stoffe zerstört.
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Beim erfindungsgemäßen Verfahren sollen die Nichtzucserstoffe durch
Ionenaustauscher entfernt werden, ure durch zu einer reinen Zuckerlösung zu gelangen,
welche zu Zucker verkocht und/oder zu Flüssigzucker konzentriert wird.
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Die Säfte brauchen also nur soweit "gereinigt" zu werden, daß die
Austauscher nicht geschädigt werden. Im Gegensatz zur"klassischen Saftreinigung"
werden alle Maßnahmen, wie z.B. die Hauptkalkung vermieden, die den a priori im
Rohsaft vorhandenen Invertzucker zerstören würden, und es kommt nicht entscheidend
darauf an, sorgfältig die Inversion (er Saccharose zu vermeiden, weil Invertzucker
als Bestandteil des Flüssigzuckers ein wertvolles endprodukt des erfindungsgemäßen
Verfahrens darstellt.
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Der Saft sollte "naturhelassen" bleiben, weil die einzelnen Inhaltsstoffe
mit Hilfe des Ionenaustauschverfahrens gewonnen werden, aber möglichst kolloidfrei
sein, damit Ionenaustauscherharze bei der Behandlung dieses Saftes nicht verstopft
werden. Es wäre natürlich am einfachsten, wenn nian Rohsaft so wie er gewonnen wurde
nach einer Filtration oder Absiebung auf die Austauscherharze geben könnte. Dies
ist leider nicht möglich, weil die Kolloidstoffe sich auf dem Harz niederschlagen
und das Austauscherbett in kurzer Zeit verstopfen. Eine Feinfiltration von Rohsaft
in technischem Maßstab hat sich immer wieder als unmöglich erwiesen, wenn er nicht
irgendeiner besonderen Vorbehandlung unterzogen wurde.
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Voraussetzung für die Durchführbarkeit des Verfahrens ist das Vorliegen
eines Saftes, der perkolierbar ist, d.h. aus
den alle Stoffe, welche
die Ionenaustauscher verstopfen, verkleben oder irreversibel verändern, entfernt
sein müssen und in dem das Glutamin bei dieser Vorbehandlung des Pohsaftes vollständig
oder fast vollständig unzerstirt geblieben ist.
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Diese Vorbehandlung des Saftes wird im folgenden "Schonende Saftrelnigung"
genannt. Diese ist sauer oder alkalisch möglich.
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Saure Saftreinigungsverfahren sind an sich bekannt. Hierzu wird der
Rohsaft auf einen pH-Wert von 3,o bis 4,2 angesäuert, damit am isoelektrischen Punkt
des Pektin-Einweißkomplexes, zur nach ijerkunft und Zusammensetzung des Rohsaftes
etwas schwanken kann und in der Regel zwischen pH 3,4 und 3,7 liegt, Flockung eintritt.
Die ausgeflockten, im Rohsaft suspendierten Sofe werden durch Dekantieren oder Zentrifugieren
abgeschiedann da diese Säfte schwer filtrierbar sind, was aber bei allen bekannten
Verfahren nicht störte, weil nach der Flockung i.'Z sauren Bereich jeweils eine
weitere Reinigung im alkalischon Bereich vorgesehen war.
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Bei der Alkalisierung des Saftes zur Verhinderung der Inversion war
infolge der Zersetzung des bereits entstandenen Invertzuckers stets eie stärkere
Verfärbung beobachtet worden.
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Wegen der trotz der Flockung in der Kälte nicht zu vermeidenden Vermehrung
des Invertzuckers hat die saure Saftreinigung keinen Eingang in die Zuckerfabrikation
finden können. Selbst bei eier Behandlung des durch saure Saftreinigung erhaltenen
zunächst klaren Saftes mit Ionenaustauschern ist der Saft, bzw. der daraus durch
Konzentrierung erhaltene Sirup nicht rein genug, um direkt als Flüssigzucker oder
Invertsirup an den Endverbraucher abgegeben zu werden. Es gelang offensichtlic ncht,
Eiweißstoffe und Pektinsubstanzen vollkommen aus der Zuckerlösung abzuscheiden,
andererseits ist es wesentliche Voraussetzung für eine wirtschaftliche Gewinnung
von Aminosäuren
aus Rohsäften der Zuckerfabrikation, daß auch die
Zucker auf einfache Teine in Form der üblichen V"rkaufsprodukte gewonnen werden
können.
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Für die saure schonende Saftreinigung als Schritt des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird der Rohsaft der : Zuckerfabrikation, der in der Regel einen pH-Wert
von 6 hat, ontpülpt, entschäumt und mit physiologisch unbedenklichen Säuren, insbesondere
solchen, deren Anionen ohnehin im Rohsaft vorkommen und die bei einem späteren Verfahrensschritt
anfallen, auf einen pH-Wert von 2 bis 5 eingestellt. Welcher pH-Wert innerhalb dieses
Bereichs für eine möglichst vollständige Ausflockung der Kolloide und ihre möglichst
einfache Abscheidung am zweckmäßigsten ist, hängt von Maßnahmen ab, die beim Ansäurern
oder anschließend ergriffen werden.
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Für die schonende saure Saftreinigung seien insbesondere die folgenden
Varianten erwähnt: Wird Rohsaft z.B. mit Salzsäure, auf pH 3,2 bis 3,3 angesäuert,
durch Dekantation und Zentrifugieren von den hierbei ausflockenden Kolloiden befreit
und der hierbei anfallende, trübe, unfiltrierbare Saft direkt über ein sauer-bzw.
schwach-basisches Austauscherpaar geleitet, so resultiert eine aschefreie, fast
farblose und thermostabile, teilinvertierte Zuckerlösung, welche lebensmittelrechtlich
einwandfrei ist, verkaufstechnisch aber nicht allen Kundenwünschen entspricht, weil
das auf 650 Bx eingedickte Konzentrat leicht grünstichig ist und in seiner Viskosität
höher liegt, als handelsübliche Flüssigzucker; für die Gewinnung der Aminosäuren
ist diese schonende Saftreinigung ohne weiteres ausreichend. Um eine lebensmittelrechtlich
und
verkaufstechnisch allen Anforderungen genügende Zuckerl'Ssung zu erhalten, emp£iehlt
es sich, die erwähnte sehefreie teilinvertierte, vorzugsweise auch eingedickte,
Zuckerlösung mit geringen Mengen Calciumhydroxid zu versetzen, bis ein pH von mindestens
8,5 erreicht ist. Dann scheiden sich erneut Gallertpartikel ab, die abfiltriert
oder abflotiert werden können. Die so erhaltene Zuckerlisung ist nach erneuter Perko1ation
über eine schwach saure Tonenaustauscherkolonne zum Zweck der Kalziumionenentfernung
uiid pH-Einstellung farblos, dünnflüssig, aschefrei und sie entspricht sowohl lebensmittelrechtlich
als auch verkaufstechnisch allen Erfordernissen.
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Die schonende saure Saftreinigung kann mit einer an ich bekannten
Ausfällung der kolloidalen Saftverunreinigungen mit Eisensalzen, insbesondere Eisen-III-Chlorid,
kombiniert werden. Der hierbei bevorzugte pH-Wert von 3,6 bis 4,7 läßt sich durch
geeignete Wahl der Menge des Eisensalzes erreichen und die Säfte werden nach dem
Versetzen mit dem Eisensalz etwa 15 min lang auf 85°C erhitzt und dann zentrifugiert
(Zucker, 1954, 480).
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In ähnlicher Weise kann die schonende saure Saftreinigung durch die
Ausflockung mit Aluminiumsalzen verbessert werden. Jlierzu erfolgt die Ausflockung
vorzugsweise bei einem po erst von 5,8 mit Natrium- oder Ammoniumalaunlösungen.
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(Zucker, 1954, 226).
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Es hat sich überraschenderweise herausgestellt, daß die schonende
saure Saftreinigung entscheidend verbessert werden kann und daß man einen leicht
filtrierbaren Saft erhält, wenn der angesäuerte Rohsaft mit Spuren von pektinspaltenden
Enzymen versetzt wird. Hierbei handelt es sich chemisch insbesondere um Pektinesterasen,
Pektasen und Polygalakturosidasen. Geeignet sind auch intrazellulare Enzyme sowie
an Trägersubstanzen fixierte Enzyme. Im
Handel erhältliche Produkte,
die sich für die Zwecke der Erfindung bewährt haben, sind PEKTINOL (Rohm & Haas),
PANZYM KF (Boehringer), ULTRAZYM (Schubert KG) und ROHAMENT P (Röhm & Haas).
Die Enzyme sind in ihrer Wirksamkeit sehr unterschiedlich. Die zur Erzielung der
gewünschen Wirkung erforderlichen Mengen der pektinspaltenden Enzyme sind außerordentlich
gering und betragen je nach Qualität der verwendeten Enzyme etwa 1 bis ioo ppm (mg/l),
bezogen auf die Saftmenge.
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Bei der Flockung in Gegenwart von pektinspaltenden Enzymen ird vorzugsweise
deren optimaler Wirkungsbereich hinsichtlich pH-Wert und Temperatur eingehalten.
Es ist ein besonderer Vorteil dieser Verfahrensvariante der schonenden sauren Saftreinigung,
daß man mit geringerer Ansäuerung, nämlich schon mit pH-Werten von 4,5 bis 4,7 auskommt.
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Beispielsweise liegt der optimale Wirkungsbereich für PEK-TINOL zwischen
pH 3,o und 4,5. Die optimale Temperatur liegt ungefähr bei 50°C. Die Behandlungsdaucr
hängt von der Temperatur ab, in der Regel genügen wenige Minuten. Ein Teil der in
Gegenwart von pektinspaltenden Enzymen abgeschiedenen Verunreinigungen wird zweckmäßig
in den Prozess zurückgeführt, weil sich dadurch die Ausflockung verbessert. Diese
Rücknahme kann bis zu 30 % auf eingerührten Rohsaft betragen.
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Bei allen vorstehend beschriebenen Methoden der Ausflockung von Pektin-
und Eiweißanteilen des Zuckerrohsaftes zur am men mit einem kleinen Anteil von Zellfragmenten
werden die ausgef lockten Verunreinigungen mit bekannten Methoden, insbesondere
durch Dekantieren, Zentrifugieren und Filtrieren abgeschieden. In Gegenwart von
pektinspaltenden Enzymen ist die Scheidung schon beim Dekantieren so vollständig,
daß man mit einem beweglichen Heber der sich klärenden Schicht folgen kann. Der
abgeheberte Saft wird dann
über einen Separator oder eine Filterpresse
gerchic'?t. Er ist in beiden Fällen klar blaß-gelb.
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In der Praxis hat es sich auch bewährt, die Flockung der schonenden
sauren Saftreinigung nach den vorerwähnten Mehoden und die Abscheidung der ausgef
lockten Verunrelnigung durch Flotation vorzunehmen. Diese Trenn wird dadurch erreicht,
daß die ausgeflockten suspendierten Teilchen sich an fein verteilte Gasbläschen
in der Lösung anlagern und auf schwimmen. Die Gasbläschen können durch Entspannung
von physikalisch gelösten Gasen, wie Luft oder Kohlendioxid, erzeugt werden oder
indem vor der Pumpe, die den gegebenenfalls temperierten und kontinuierlich mit
den erforderlichen Chemikalien versetzten Rohsaft in das Flotationsgefäß führt,
etwas Luft oder Kohlendioxid eingeblasen wird. Die Gase werden dann durch die Pumpen
sehr fein verteilt. Im Flotationsgefäß schwimmt der Schaum mit den abgeschiedenen
Feststoffteilchen auf und wird über die Abstreifer ausgetragen. Der geklärte Saft
wird unten abgezogen. Auch an die Flotationen schließt sich zweckmäßigerweise noch
eine Feinfiltration an. Der filtrierte Saft geht zur Ionenaustauscherstation. Pülpe,
Schaum und die ausgeflockten Verunreinigungen werden in die klassische Fabrik (Turm
bzw. Kalkung) zurückgeführt.
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Eine andere Möglichkeit der schonenden Saftreinigung, bei der Glutamin
und andere Aminosäuren sowie der Invertzucker des Rohsaftes erhalten bleiben, die
Kolloide und Eiweißstoffe, die die Austauscher schädigen würden, aber entfernt
werden,
ist die Verkalkung oder die Kalkungscarbonatation.
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Diese sind in ihren verschiedenen Vårianten Teil gekannter Saftreinigungsverfahren.
Für die Zwecke der Erfindung genügt beispielsweise die soyenannte Vorscheidung der
klassischen Saftreinigung, bei der durch Zugabe einer verhältnismäßig kleinen Kalkmenge
von o,15 bis o,25 % die Kolloide und die unlöslichen Kalksalze ausgefällt werden.
Hierbei wird je nach Acidität und Pufferkapazität des Rohsaftes ein pH-Wert von
10,8 bis 11,2 erreicht. Es ist bekannt, daß diese Flockung wegen ihres schleimigen
Charakters wirtschn.ftlich nicht filtrierbar ist und eines zusätzlichen Filterhilfsmittels
bedarf, als daß das bei der Hauptkalkung der kassischen Saftreinigung gebildete
Calciumcarbonat dient. Für die Zwecke der Erfindung genügt es, die Flockung der
Vorscheidung zu dekantieren und den abgeschiedenen Saft dann zu zentrifugieren (F.
Schneider, Technologie des Zuckers, 1968, S. 261-310).
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Eine andere Möglichkeit der schonenden alkalischen Saftreinigung ist
die sogenannte Scheidesatturation (a.a.O.,S.299), bei der es sich um die gleichzeitige
Kalk- und olendioxidzufuhr unter Einhaltung des pH-Wertes dr Vorscheidung, d.h.
von 10,8 bis 11,2 eventuell mit gerin'qfügigen Schwankungen nach oben oder unten,
handelt. Bei der einstufigen Scheidesatturation reagieren Rohsaft, Kalk und Kohlendioxid
gleichzeitig miteinander und zwar am optimalen Flockungspunkt des Rohsafts, also
beim End-pH der Vorscheidung. Die Scheidesatturation kann auch kontinuierlich und
zwar nach dem sogenannten Dorre-System durchgeführt werden.
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Sowohl bei der Vorscheidung als auch bei der Scheidesatturast ion
wird der im Rohsaft enthaltene Invertzucker nicht zerstört, d.h. die weitere Verarbeitung
wird gewollt mit thermolabilen Säften durchgeführt.
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Eine weitere Möglichkeit der schonenden alkalischen Saftreinigung
im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist die sogennte "Braunschweiger Saftreinigung",
bei der es sich um ein Stufenscheidesaturationsverfahren handelt, bei dem die Kolloide
des Rohsaftes bei niedrigeren pH-Werten als bei der üblichen Scheidesaturation entfernt
werden. Dieses Verfahren zeichnet sich durch hervorragende Sedimentations-und Filtrationsfähigkeit
des erzeugten Schlammes aus. Für die Zwecke der Erfindung genügt ferner bereits
die Scheidesaturation um pH 9, bei der die Rohsaft-Kolloide ausgeflcckt und sofort
von Calciumcarbonat umhüllt werden, als erste Stufe der sogenannten "vereinfachten
Braurschweiger Saftreinigung" (a.a.O.,S.303-306). Schließlich sei noch das Sepa-Verfanren
(a.a.O., S.308) erwähnt, dessen erste Stufe bereits genügt. Ebenso wie eine schonende
Scheidesatturation als Teil der erwähnten bekannten Saftreirligutlgsverfahren als
schonende alkalische Saftreinigung eine wesentliche Stufe des erfindungsgemäßen
Verfahrens darstellt, kann auch aus einer Zuckerfabrikation, die eines der erwähnten
Saftreinigungsverfahren einschließt, an den genannten Stellen der gereinigte, von
den Kolloiden befreite, Rehsaft entnommen, den Ionenaus-tauschern zugeleitet und
weiter nach dem erfindunqsqemäßen Verfahren zu Aminosäuren und handelsüblichen Zuckererzeugnissen
weiterverarbeitet werden.
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Der in der beschriebenen Weise schonend gereinigte Zuckerrüben-Rohsaft
wird dann über einen Kationenaustauscher in der H+-Form geführt, auf dem neben den
anorganischen Kationen auch das bei der schonenden Saftreinigung erhalten gebliebene
Glutamin und Asparagin und die anderen Aminosäuren festgehalten und auf diese Weise
aus
den Saft entfernt werden. Der gereinigte Saft kann so wie er
aus der sauren bzw. alkalischen schonenden Saftreinigung kcxmt, dem Kationenaustauscher
zugeleitet werden, denn er ist dank der Vorreinigung ohne weiteres perkolierbar
und frei von Verunreinigungen, die die Ionenaustauscher verstopfen, verkleben oder
auf andere Weise irreversibel schädigen. Wie für die Vollentsalzung von Zuckerrüben-Rohsaft
an sich bekannt, werden auch im vorliegenden Fall lonenaustauscherpaare eingesetzt,
und der Saft wird, vorzugsweise mehrfach, über stark saure und anschließend über
schwach basische Ionenaustauscher geleitet. Es ist ferner bekannt, die Entionisierung
mit einem stark sauren Ionenaustauscher zur Herstellung von Zuckersirup mit einer
Invertierung des Zukkers zu verbinden. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden
die Bedingungen des Ionenaustausches so aufeinander abgestimmt, daß nicht nur die
wertvollen Aminosäuren, das Betain und die organischen Säuren auf möglichst einfache
Weise gewonnen werden können, sondern daß gleichzeitig auch ein allen Anforderungen
genügender Flüssigzucker bzw. Flüssigraffinade erhalten wird. Flüssigzucker und
weißer Invertsirup müssen den "Richtlinien für flüssige Zucker und verwandte Erzeugnisse
aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr" entsprechen. Danach darf weißer Invertsirup nicht
mehr als 25 ICUMSA-Farbeinheiten haben. Derartig reine und farblose Säfte lassen
sich nach keinem der bekannten Entsalzungsverfahren erhalten.
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Für die Zwecke der Erfindung infrage kommende stark saure Kationenaustauscher
sind beispielsweise die Harze AMBERLITE 200, AMBERLITE 252 (Rohm & Haas), LEWATIT
SP 120 (Bayer), MONTECATINI C 300 AGRP und C 300 P oder IMACTI C 12 oder C 16 P.
Als schwach basische Ionenaustauscher
haben sich insbesondere die
Harze AMBERLITE IFS 93 (Rohm & Haas) und LEIvATIT MP 64 (Bayer) bewährt. Ein
stark saurer und ein schwach basischer Ionenaustauscher sird jeweils zu einer Reinigungseinheit
zusammengefasst. '- r kontinuierlichen Betrieb werden zwei oder mehr Gro'»rr gunf3seinheiten
vorgesehen, an die sich mindestens eine Feinreinigungseinheit anschließt. Der vorgereinigte
Rohsaft fließt solange über die erste Grobreinigungseinheit und weiter durch die
Feinreinigungseinheit, bis aus cem Kationenaustauscher der ersten Grobreinigungseinheit
Betain auszutreten beginnt. Dann wird auf die zur Verfügung stehende zweite oder
dritte Grobreinigungseinheit umgeschaltet und die erste Grobreinigungseinheit anschließend
abgesüßt und eluiert bzw. regeneriert. Die Feinreinigungseinheit hat den Zweck,
jeweils die Substanzen aufzufangen, dle vom Kationenaustauscher der Grobreinigungseinheit
nicht festgehalten bzw. während des Austausches schon wieder eluiert wurden. Da
sich ähnliche Bedingungen auch am Anionenaustauscher einstellen können, enthält
die Feinreinigungseinheit auch einen schwach basischen Anionenaustauscher hinter
dem stark sauren Kationenaustauscher.
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Schließlich ist es zweckmäßig, dem letzten Anionenaustauscher der
Feinreinigungseinheit noch einen kleinen Kationenaustauscher nachzuschalten, um
die möglicherweise alkalische Reaktion der ablaufenden Lösung zu neutralisieren.
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Hierfür genügt in der Regel ein schwach saurer Austauscher.
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Es hängt im einzelnen von der Zusammensetzung der auf zu arbeitenden
Zuckerrohsäfte und der Konzentration der einzelnen Inhaltsstoffe ab, ob man in der
beschriebenen Weise Kationen-Anionen-Kationen-Anionen-Kationen-Austauscher schaltet,
oder ob es sinnvoller ist, den Saft zunächst der Reihe nach durch zwei oder mehr
Kationenaustauscher zu leiten (spg. Ringverfahren) und dann einen oder mehrere Anionenaustauscher,
die
Feinreinigungseinheit und den letzten Kationenaustauscher zur Neutralstellung anzuschließen.
Obgleich nach dem erfindungsgemäßen Verfahren als stark saure Kationenaustauscher
schon solche yewählt werden, die eine besonders hohe Kapazität für Betain besitzen,
werden bei C':-": Beladung die Aminosäuren von den anorganischen Kationen verdrängt
und die Aminosäuren verdrängen ihrrscit w oder das Betain, so daß am Ausgang des
Kationenaustc.sc'lers der Grobreinigungseinheit als erstes das Betain cscint. Das
Betain wird erfindungsgemäß als Leitsubstanz benutzt und ein Kationenaustauscher
durch einen frisch regenerierten Kationenaustauscher ersetzt oder ein solcher nachgeschaltet,
sobald in der ablaufenden Zuckerlösung Betain auftritt.
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Eine Grobreinigungseinheit wird also durch eine neue ersetzt, sobald
das Betain durchbricht. Selbst geringe Mengen Betain lassen sich mit bekannten analytischen
Methoden z.B. der Betainperjodid-Fällung oder der Fällung mit Phosphorwolframsäure
zuverlässig erfassen. Insbesondere mit der Betainphosphorwolframat-Fällung läßt
sich das Auftreten des Betains im Ablauf der Kationenaustauscher mit Fotozellen
registrieren und die Umschaltung der Reinigungseinheiten so automatisieren.
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Erfindungsgemäß wird also bewußt davon Abstand genommen, die Beladungskapazität
der Kationenaustauscher für Aminosäuren voll zu nutzen. Da das Betain vor den Aminosäuren
im Ablauf der Kationenaustauscher auftritt, kann man einen Durchbruch der Aminosäuren
in den Saft zuverlässig vermeiden und ihn frei von Aminosäuren halten, wenn man
die Kationenaustauscher beim Auftreten von Betain wechselt.
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Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Auslauf der Grobreinigungseinheit
noch praktisch farblos und die nachgeschaltete Feinreinigung dient mehr der Sicherheit,
um den "Schlupf" an Ionen und farbgebenden Substanzen zu eliminieren. Die
in
der Literatur immer wieder beschriebenen Schwierigkeiten bei der Entfärbung von
Zuckersäften nach einer Saftreinigung mit Ionenaustauschern wurden bei dem erfindt
xemaßen Verfahren nicht beobachtet, vielmehr wird die sogenannte Maillard-Reaktion
und das Auftreten von Farbe im Flüssigzucker bzw. der Flüssigraffinade zuverlässig
vermieden.
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Das kann seine Ursache in der beschriebenen Fahrweise der Reinigungseinheiten
beim Ionenaustausch haben, wahrschzeinlich trägt aber auch die schonende Saftreinigung
dazu bei.
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Ohne daß dadurch die Gewinnung des Glutamins und der anderen Aminosäuren
nachteilig beeinflusst wird, läßt sich über die Temperatur des Rohsaftes während
der Behandlung mit den stark sauren Kationenaustauschern die Inversionsrate und
damit die Zusammensetzung des gleichzeitig zu gewinnenden Flüssigzuckers steuern.
Sowohl die Saftreinigung wie auch die Perkolation können so geleitet werden, daß
eine inversion nahezu vermieden wird und der gereinigte Rohsaft nur die äus der
Rübe stammende Fructose und Glucose in der Größenordnung bis etwa 1 % der Trockensubstanz
enthält.
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In diesem Fall bedient man sich der schonenden alkalischen Saftreinigung,
bzw. der schonenden sauren Saftreinigung bei möglichst hohen pH-Werten, insbesondere
in Gegenwart pektinspaltender Enzyme. Die Behandlung in den stark sauren Kationenaustauschern
wird dann bei möglichst niedrigen Temperaturen, insbesondere unter 15°C durchgeführt.
Dann bleibt die Zunahme des Invertzuckers bei der Austauscherbehandlung minimal
und liegt in der Regel unter 1 %, bezogen auf die Trockensubstanz. Unter diesen
Bedingungen kann also außer Glutamin-und den Aminosäuren Flüssigraffinade gewonnen
werden und diese, falls erwünscht, auch auf Zucker verkocht werden. Dieser Zucker
hat mit einer
Farbtype von 0 nach dem Braunschweiger Punktesystem
Raffinadequaiitat. Der Ablauf ist farblos und aschefrei und stellt einen niedrig
invertierten Flüssigzucker dar.
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Wenn ein Flüssigzucker mit höherem lnvertzuckergoäalt oder Invertzuckersirup
gewünscht wird, können bei der Saftreinigung und der Perkolation höhere Inversionsraten
in Kauf genommen werden. Wenn die Behandlung mit den Ioncnaustauschern bei höheren
Temperaturen, z.B. von 30 bis doCC erfolgt, kann ohne Schwierigkeiten die Saccharose
weitgehend in Fructose und Glucose gespalten werden. Man erhält dann nach dem Eindicken
einen Flüssigzucker- bzw. Inv-ertzuzkersirup, der auch hinsichtlich Farbe und Aschegehalt
den strengsten Anforderungen genügt.
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Bei bekanntgewordenen Versuchen zur Gewinnung von Aminosäuren und
Betainen im Zusammenhang mit der Dünnsaftentsalzung war, bedingt durch die klassische
Saftreinigung, das im Rohsaft enthaltene Glutamin bereits nahezu vollständig zu
Pyrrolidoncarbonsäure abgebaut, die nur noch an Anionentauscher gebunden werden
kann. Anionenaustauscher sind wesentlich teurer und haben eine erheblich geringere
Kapazität und Lebensdauer als Kationenaustauscher.
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Durch starkes Quellen und Schrumpfen im technischen Betrieb sind sie
schwieriger zu handhaben und zum Absüßen werden wesentlich größere Wassermengen
gebraucht als bei Kationenaustauschern, d.h. der Saft wird stärker verdünnt.
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Kationenaustauscher hingegen sind sehr stabil und einfach zu eluieren
und zu regenerieren. Aus wirtschaftlichen Gründen wäre es also wünschenswert, daß
möglichst viele Nichtzuckersubstanzen in einer Form vorliegen, in der sie durch
Kationenaustauscher
adsorbiert werden, d.h. die Säureamide, insbesondere
das Glutamin und Asparagin, sollten als solche weitgehend erhalten bleiben. Das
ist mit der erfindungsgemäßcn schonenden Saftreinigung, die der Perkolation durch
die Ionenaustauscher vorangeht, gewährleistet. Das Betain, die Säureamide und die
anderen Aminosäuren werden also ebenso am stark sauren Kationenaustauscher festgehalten,
wie die im Zuge der Entsalzung zu entfernenden anorganischen Kationen K, Na, Ca
und Mg. Da Glutamin und Glutaminsäure mengenmäßig etwa 50 % der im Zuckerrübenrohsaft
vorhandenen Aminosäuren ausmachen, bedeutet es also einen erheblichen Vorteil, wenn
sie unzersetzt am Kationenaustauscher gewonnen werden können. Wenn ein Kationenaustauscher
der Grobreinigung soweit beladen ist, daß in der ablaufenden Zuckerlösung Betain
auftritt und dann, wie beschrieben, auf eine frisch regenerierte Grobreinigungseinheit
oder auch nur einen regenerierten stark sauren Kationenaustauscher umgeschaltet
wird, wird der Kationenaustauscher durch Spülen mit dem 1- bis 2-fachen Bettvoumen-entionisicrtcm
Wasser abgesüßt. Die Absüßlösungen werden zweckmäßig auch durch eine frische Grobreinigungseinheit
geführt, sie können aber auch in die Feinreinigungseinheit geleitet werden. Für
das Auswechseln der Feinreinigungseinheit und ihr Absüßen gilt im übrigen entsprechendes
wie für die Grobreinigungseinheit. Der Kationenaustauscher kann dann in bekannter
Weise mit Lösungen anderer Kationen, insbesondere ngmonium, ionen eluiert werden.
Welches Elutionsmittel gewählt wird, hängt davon ab, in welcher Form die Aminosäure
gewonnen werden soll. Die Verwendung einer etwa 1o %igen Na4 OH -Lösung für die
Elution hat den Vorteil hoher Aminosäurenkonzentrationen in der Elutionslösung.
Bei der Eluierung mit Ammonium und anderen Kationen, insbesondere
verdünnter
NaOH, muß der Kationenaustauscher allerdings noch anschließend regeneriert werden,
was mit verdünnten Mineralsäuren geschieht.
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Bevorzugt wird der Kationenaustauscher mit etwa o,5 bis 1,5 n, insbesondere
1 n Salzsäure eluiert und damit gleichzeitig regeneriert. Dann erhält man im Vorlauf
eine an Glutamin, Glutaminsäure, Pyrrolidoncarbonsäure und Salzsäure reiche Fraktion.
Beim Eindampfen wandelt sich dieses Gemisch in Glutaminsäurehydrochlorid um, das
in der überschüssigen Salzsäure unlöslich ist und direkt auskristallisiert. In diesem
Fall ist der Regenerationsmittelaufwand geringer, weil eine Elution mit anderen
Kationen, insbesondere Ammoniumionen, entfällt.
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überraschenderweise sind die Eluate des Kationenaustauschers beim
erfindungsgemäßen Verfahren offenbar infolge der Beaufschlagung mit den schonend
gereinigten Rohsäften wenig gefärbt, so daß eine direkte tristallisation der reinen
Aminosäuren oder Amide möglich ist. Ähnliches gilt auch für die Eluate der Anionenaustauscher.
Wenn der Kationenaustauscher mit wässriger Ammoniulösung fraktioniert eluiert wurde,
fällt beim Einengen der glutaminreichen Eluatfraktion direkt Glutamin an. Dies ist
nach einmaligem Umkristallisieren rein weiß. Aus anderen Fraktionen können dann
Betain und andere Aminosäuren durch Kristallisation nach bekannten Verfahren gewonnen
werden. Wenn die ammoniakalischen oder neutralen Eluatfraktionen nicht durch sofortiges
schonendes Einengen zu Glutamin verarbeitet werden können und einige Zeit gelagert
werden müssen oder wenn man sie kurze Zeit erhitzte wandelt sich das Glutamin in
Pyrrolidoncarbonsäure um. Perkoliert man nun die so vorbehandelten Eluate erneut
über einen stark sauren Ionenaustauscher, so passiert die Pyrrolidoncarbonsäure
als einziger Stoff die Kolonne als farblose
wässrige Lösung. Sie
kann dann durch Eindampfen farblos und rein gewonnen werden oder man kann die wässrige
Lösung mit geringes Aufwand in an sich bekannter Weise direkt in reinste Glutaminsäure,zu
Natriumglutamat oder Glutamin säurehydrochlorid verarbeiten.
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Die schwach basischen Anionenaustauscher werden in an sich bekannter
Weise mit Ammoniumhydroxid regeneriert. Aus den Eluaten können dann die organischen
Säuren, insbesondere Zitronensäure, Äpfelsäure und Oxalsäure, gewonnen werden. Nach
dem Regenerieren werden die Regenerationsflüssigkeiten ausgewaschen und die regenerierten
Austauscher dann wieder angesüßt und eingesetzt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist ohne weiteres auf die Gewinnung
von Aminosäuren aus Rohrzuckerlösungen übertragbar, nur ist hier die Zusammensetzung
der Aminosäuren eine andere. Statt Glutamin ist hier Asparagin die Hauptkomponente,
die etwa die Hälfte der vorhandenen Aminosäuren ausmacht. Demzufolge stellen Rohrzuckerlösungen
bei der Aufarbeitung nach dem erfindungsgemäßen Verfahren eine besonders gute Quelle
zur Gewinnung von Asparagin dar.
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Beispiel 1 Zuckerrübenrohsaft wurde mit Salzsäure auf pH 3,3 angesäuert
und die dabei ausgef lockten Kolloide wurden in einer Becherzentrifuge vom Saft
getrennt. Dieser Saft wurde anschliessend über eine Kolonne mit einem stark sauren
Kationenaustauscher (SP 120) und danach über eine Kolonne mit einem schwach basischen
Anionenaustauscher (LEWATIT MP 64) geleitet.
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Der den Kationenaustauscher verlassende Saft hatte eine Temperatur
von 260 C. Es resultierte
eine nahezu aschefreie geruchlose teilinvertierte
Zuckerlösung von etwa 12 Brix. Nach Eindickung im Vakuum auf etwa 65 Brix hatte
sie einen leicht grünlichen Farbton und ihre Viskosität war etwas höher als die
von handelsüblichem Flüssigzucker. Diese Zuckerlösung wurde mit einer geringen Menge
Calciumhydroxid auf pH 9,5 bis 1o gebracht. Nach kurzer Zeit schieden sich dann
Gallertpartikel ab, die abfiltriert werden konnten. Die filtrierte Zuckerlösung
wurde über einen schwach sauren Kationenaustauscher (LEWATIT CSP) perkuliert. Die
so behandelte Zuckerlösung war farb- und geruchlos, dünnflüssig wie normaler Flüssigzucker
und aschefrei. Der pH-Wert lag bei 4,5. Eine säulenchronatographische Analyse ergab
folgende Zusammensetzung: Oligosaccharide o,o7 % auf TS Saccharose 59,3 % auf TS
Glucose 20,9 % auf TS Fructose 19,7 % auf TS Raffinose o,23 % auf TS 100,2 % Beispiel
2 Rohsaft mit einem Glutamingehalt von 1,8 % und 0,08 % freier Glutaminsäure bezogen
auf Trockensubstanz wurde bei 40°C mit Salzsäure auf pH 4,2 angesäuert und mit o,ool
% Pektinase (Pektinol von Rohm und Haas) versetzt.
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Mit einem beweglichen Heber folgte man der sich absetzenden Schicht
und filtrierte das Abgeheberte, in dem nur noch wenige Flocken suspendiert waren,
durch ein Druckfilter.
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Die klare Lösung wurde der automatischen Aminosäureanalyse (Beckman
Multichrom) unterworfen: Glutamin 1,73 % bezogen auf Trockensubstanz Glutaminsäure
o,o8 % "
50 1 des so vorbehandelten Rohsaftes wurden über fünf
Kolonnen geleitet, von denen drei mit je 2 1 stark saurem Austauscherharz (Montecatini
C 300 AGRP) und zwei mit je 2,5 1 schwach basischem (MP 64) gefüllt waren. Die Kolonnen
wurden it tasser in üblicher Weise nachgewaschen.
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Dr Gesamtablauf aus Kolonne 5 wurde konzentriert. Es resultierte eine
geschmacklich einwandfreie, klare und farblose Zuckerlösung, welche zu 2,17 % invertiert
war: .,schegehalt: o,oo8 8 bez. auf Trockensubstanz Icumsa-Farbeinheiten: 3,0 Dann
wurden die Kolonnen einzeln mit Ammoniak eluiert. Der Gehalt an Glutamin und Betain
in den einzelnen Eluatfraktionen wurde bestimmt: Eluat der Säule I : 0 % Glutamin,
1 % Betain Eluat der Säule II : 85 % Glutamin, 31 % Betain Eluat der Säure III :
15 % Glutamin, 68 z Betain des ursprünglich in den 50 1 Rohsaft enthaltenen Glutamins
und Betains.
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Die Elution aus Kolonne II wurde auf ca. 500 ml im Vakuum eingeengt.
Es kristallisierten 23 g Kristalle aus, welche zu 60 % aus Glutamin bestanden, (die
restlichen 40 % stellten vorzugsweise Tyrosin dar).
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Das Filtrat des obigen Niederschlages wurde im Vakuum weiter auf ca.
380 ml eingeengt und mit Glutamin angeimpft. Uber Nacht fielen gelblich-braune Kristalle
aus, welche nach Waschen und Trocknen im Vakuum 52,6 g wogen. Sie bestanden zu über
9o % aus Glutamin. Nach einmaligem Umkristallisieren in der üblichen Weise unter
Zusatz von etwas Tierkohle
wurden 45 g rein weiße Kristalle vom
Schmelzpunkt 184°C und einem Drehwert von[α]D23 + 6,o° (c = 3,6 in Wasser)
erhalten.
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Beispiel 3 Rohsaft mit einem Glutamingehalt von 1,8 % und o,o8 % freier
Glutaminsäure bezogen auf Trockensubstanz wurde bei 45°C mit Salzsäure auf pH 4,2
angesäuert, mit o,ool % Pektinase (Pektinol von Rohm und Haas) versetzt und mit
einen Westfalia-Separator geklärt.
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2000 1 dieses Saftes wurden auf Zimmertemperatur heruntergekühlt und
über 1o Austauscherkolonnen geleitet. Die Austauscher waren geschaltet in der Reihenfolge
S1-B1-S2-S3-S4-S5-B2-B3-B4-B5 (S = saures Austauscherharz, B = basisches Austauscherharz).
S1, S2, S3 und S4 enthielten je 50 ml Amberlite 200, S5 50 1 Amberlite 252.
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Alle basischen Austauscher waren mit je 50 1 IRA 93 gefüllt.
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Nach dem Durchbruch des Betains im Auslauf von 54 wurde die Saftperkolation
unterbrochen und die ganze Kolonnenserie mit Wasser gewaschen.
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Der Gesamtablauf aus der letzten basischen Kolonne wurde im Vakuum
auf einen Trockensubstanzgehalt von 65 % eingedampft.
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99 % der ursprünglich vorhandenen Zucker wurden als rein süß schmeckende
Zuckerlösung erhalten, die 7,17 % bez.a.TS Invertzucker enthielt.
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Aschegehalt: o,oo8 % bez. auf Trockensubstanz Icumsa-Farbeinheiten:
7,9 Alle 1o Kolonnen wurden sodann mit 4 tigem Ammoniak eluiert.
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Das Glutamin befand sich vorzugsweise auf S4, Betain vorzugsweise
auf S5. Auf Kolonne S3 waren neutrale und basische Aminosauren, besonders 5-Aminobuttersäure,
zurückgehalten neben Kalium, Natriurl, Kalzium, Magnesium usw., die fast loo tig
die Beladung von S1 und 2 ausmachten.
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Die Elution von S4 hatte einen Gesamt-Glutaminsäure-Gehalt (Glutamin
+ Pyrrolidoncarbonsäure + Glutamins1.ure) von 3,38 %.
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1 1 dieser Elution wurde im Vakuum auf dicke Sirupkonsistenz eingedampft,
der Rückstand in 100 ml 30 %iger Salzsäure aufgenommen und 9o min am Rückfluss auf
95 bis 100°C erhitzt Nach dera Abkühlen wurden die ausgefallenen Kristalle abgesaugt,
mit wenig 25 %iger Salzsäure gewaschen. Nach Trocknen im Vakuum bei 30°C erwiesen
sie sich als schon fast reinen Glutaminsäurechlorhydrat: 46 g [α]D20 + 25,1°
(c = 6 in 1 n HCl) Einmal aus wenig Wasser umkristallisiert: [α]D20 +.24,70
(c = 6 in 1 n HCl), FP 2120C (Zers.) Nach fünfmonatigem Stehen wurde erneut eine
Probe der Elution von S4 aufgearbeitet: 200 ml wurden über Nacht auf 9o°C erhitzt,
nach Abkühlen über einen stark sauren Ionenaustauscher gegeben und mit Wasser nachgewaschen.
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Beim Eindampfen des Perkolats hinterblieben 6,5 g Kolbenrückstand,
welcher fast reine Pyrrolidoncarbonsäure darstellte: [α]D20 - 10,2 (c = 6
in Wasser).
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Nach einmaligem Umkristallisieren aus Wasser war die Substanz rein:
FP 162 - 163°C [α]D20 - 11,6 (c = 6 in Wasser)
Die Elutionen
der fünf basischen Kolonnen hatten folgende Zusammensetzung:
~ B1 B2 B3 B4 ! B5 |
Sie t 0 a.TS 13,8 0,5 0,3 0,2 1 0,1 |
Chlorid % a.TS 11,8 37,8 23,3 0,5 ' 0,5 |
Phosphat / a.TS 1,4 1,6 13,2 35,8 0,1 -I |
Gemisch org. Säuren 73,0 60,1 63,2 63,5 99,3 |
% a.TS |
Beispiel 4 Rohsaft mit einem Glutamingehalt von 1,8 % und o,o8 % freier Glutaminsäure
wurde einer Kalkungskarbonatation unter folgenden Bedingungen unterworfen: Gesamtkalk
o,5 % auf Saft Alkalität des saturierten Saftes o,o5 % CaO pH-Wert " e " 9,7 Temperatur
750C Der heiß filtrierte Saft wurde nach Abkühlung der automatischen Aminosäurebestimmung
unterworfen: Glutamin 1,65 % bezogen auf Trockensubstanz Glutaminsäure 0,10 % "
" Der so vorbehandelte Saft von 180C wurde in Reihe über vier Ionenaustauscher geleitet,
von denen 1 und 3 mit stark saurem Austauscher (Amberlite 200), 2 und 4 mit schwach
basischem (IRA 93) versehen waren. Bei Durchschlag des Betains aus Kolonne 1 wurde
die Perkolation unterbrochen und die Kolonnen 3 und 4 "abgesüßt".
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Der Gesamtablauf aus Kolonne 4 wurde konzentriert. Er ergab eine farblose,
klare Zuckerlösung, die geschmacklich einwandfrei war. Der Invertgehalt war 1,79
% bez.a.TS.
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Aschegehalt: o,o15 z bez.a.TS Icumsa-Farbeinheiten: 6,2
Beispiel
5 Rohsaft, der den normalen Fabrikationsgang durchlief, wurde ain Ende des zweiten
Drittels einer Brieghel-Müller-Vorscheidung entnommen.
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Er hatte einen pH-Wert von 10,3 und eine Alkalität von o,o75 % CaO.
Die Temperatur betrug 530C.
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Der unter diesen Bedingungen gut geflockte Saft wurde nach Feinfiltration
auf seinen Glutamin- und Glutaminsäuregehalt ulltersucht: Glutamin: 1,40 z bezogen
auf Trockensubstanz Glutaminsäure: o,o8 % Der so vorbehandelte Saft wurde wiederum
über Ionenaustauscher perkoliert (Anordnung und Arbeitsweise wie in Beispiel 4 ).
Der Ablauf der 4. Kolonne wurde konzentriert.
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Es resultierte eine rein süße, farblose, klare Zuckerlösung mit einem
Invertzuckergehalt von 4,45 % bez. auf Trockensubstanz.
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Aschegehalt: o,oo4 % bez. a.TS Icumsa-Farbeinheiten: 8,9 Beispiel
6 Rohsaft mit einem Glutamingehalt von 1,8 % und o,o8 z freier Glutaminsäure durchlief
folgende Reinigungsstufen: 1) Vorscheidung nach Brieghel Müller bei 530C und einer
Endalkalität von o,255 % CaO 2) Hauptscheidung mit 1,1 % CaO bei 880C 3) 1. Karbonatation
mit Umwälzung bei 880C auf pH 1o,o bei o,o75 % CaO-Alkalität.
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Dieser Karbonatationssaft wurde direkt filtriert, gekühlt und analysiert:
Glutamin
o,83 % bezogen auf Trockensubstanz Glutaminsäure o,17 % " Er wurde perkoliert in
der Anordnung und Arbeitsweise wie in Beispiel 4 angegeben.
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Der Ablauf der letzten Kolonne wurde eingedickt. Man erhielt eine
einwandfrei schmeckende Zuckerlösung, die zu 1,46 % invertiert war.
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Aschegehalt: o,o20 % bez.a.TS Icumsa-Farbeinheiten: 13,2