DE2449597C3 - Brennstab für fliissigmetallgekühlte Kernreaktoren - Google Patents
Brennstab für fliissigmetallgekühlte KernreaktorenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Brennstab mit nichtbenetzender Oberfläche für flüssigmetallgekühlte Kernreaktoren.
Bei Kernreaktoren, deren Brennstäbe mit Flüssigmetallen, bevorzugt mit Natrium, gekühlt weiden, besteht
wegen der ungleichmäßigen Wärmestromverteilung auf der Brennstaboberfläche die Möglichkeit der örtlichen
Erwärmung des Kühlmineis auf Siedetemperatur und damit die Gefahr des Siedeverzuges. Bei diesem
unkontrollierbaren Einsetzen des Siedens führt die in der überhitzten Flüssigkeit gespeicherte Wärme zur
schlagartigen Verdampfung von Kühlmittel, wobei der Dampf ein bis zu 2000 mal größeres Volumen
einnehmen kann als das des flüssigen Natriums. Die Folge im Kernreaktor ist, daß zumindest aus den
Kühlkanälen der näheren Heißstellenumgebung die Kühlflüssigkeit explosionsartig verdrängt wird und die
thermisch hochbelasteten Heizflächen (Größenordnung 200 bis 400 W/c.n2) durchbrennen. Diese Erscheinung
führt neben einer Schädigung des Reaktorkerns zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Stabilitätverhaltens
im Reaktor und kann im katastrophalsten Fall zur nuklearen Explosion im Kühlkreislauf führen. Um
schwerwiegende Reaktorstörungen auszuschließen, ist eine zuverlässige Unterdrückung des Siedeverzuges im
Kühlmittel erforderlich. Bei der Verwendung nichtbenetzender Edelstahlrohre, mit z. B. nitrierter Oberfläche,
als Brennstabhülle wird zwar der Siedeverzug von Flüssigmetallen vermieden, es werden aber beim
Reaktorkühlmittel Natrium schon weit unterhalb der Siedetemperatur und bei relativ niederen, in der Praxis
nicht ausreichenden Heizratendichten (50 bis 70 W/cm2) auf der gleichmäßig beheizten Hüllrohroberfläche
überhitzte Flecken (hot spot) beobachtet, die unabhängig vom Siedeverzug zum Schmelzen der Brennstabhülle
führen. Diese Störung des Wärmeübergangs wird nur an nichtbenetzenden Oberflächen beobachiet und tritt
bei vollkommen fiüssigmetallbenetzten Oberflächen nicht in Erscheinung.
Um die Heizflächenbelastbarkeit von Brennstäben zu erhöhen, wurde bereits bekannt (brit. PS 9 80 395), die
Hüllrohroberfläche von Brennstäben mit einer Drahtwendel zu versehen. Diese Maßnahme erbringt im
allgemeinen eine relativ niedrige Steigerung der Heizflächenbclastbarkeit durch Vergrößerung der wärmeabgabefä'higen
Oberfläche eines Hüllrohres, ohne aber der Bildung überhitzter Flächen entscheidend
entgegenzuwirken.
Es besteht also die Aufgabe, einen nichtbenetzenden Brennstab so auszubilden, daß seine Heizflächenbelastung
erheblich gesteigert ist und im Reaktorbetrieb die Bildung von Dampfblasen und örtlich überhitzten
Flecken an den Brennstäben mit Sicherheit vermieden ist.
An einem Brennstab mit nichtbenetzender Hüllrohroberfläche
für flüssigmetallgekühlte Kernreaktoren ist diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß in
an sich bekannter Weise auf der ganzen thermisch aktiven Länge seines Hüllrohres eine benetzende
Drahtwendel aufgebracht ist, und daß der Windungsabstand der Drahtwendel Vi0 ihres Drahtdurchmessers
beträgt.
In Weiterbildung der Erfindung besteht die Drahtwendel
aus einem reaktorverträglichem Edelstahldraht mit einem Durchmesser von 0,05 bis 0,5 mm, der unter
Vorspannung auf die Hüllrohroberfläche aufgebracht ist und durch Diffusionsschweißung oder -Lötung mit dem
Hüllrohr des Brennstabes verbunden ist.
Die durch diese spezielle Ausbildung und Anordnung einer Drahtwendel sich ergebenden Vorteile sind
nachfolgend ausführlich anhand der Zeichnung beschrieben. Die Zeichnung zeigt in schematisch vereinfachter
Darstellung in der F i g. 1 einen Brennstab mit einer im Bezug auf den Stab stark vergrößert
dargestellten Drahtwendel und in der Fig. 2 einen vergrößerten Ausschnitt der Brennstabhülle mit der
oberflächlich angeordneten Drahtwendel bei verzugsfrei beginnender Dampfblasenbildung (Überschreitung
der Siedetemperatur des Kühlmittels an einer Heißstelle der Hüllrohroberfläche).
Der in Fig. 1 dargestellte Brennstab 1 für einen mit
Flüssigmetall gekühlten Kernreaktor hat ein Hüllrohr mit einer Oberfläche, die vom heißen Natrium nicht
benetzt wird, beispielsweise ein Edelstahlrohr mit aufniirierter Außenwandung. Über die gesamte thermisch
aktive Länge A des Brennstabes 1 ist auf diesen eine Drahtwendel 3 angeordnet, die vom heißen
Natrium vollkommen benetzt wird.
Die Drahtwendel 3 wird vorzugsweise aus reaktorverträglichem
Edelstahldraht mit einem Durchmesser (d) von 0,05 bis 0,5 mm unter Einhaltung eines
Windungsabstandes (a) von angenähert Vi0 des Drahtdurchmessers
gefertigt und durch Diffusionsschweißung mit dem Brennstab-Hüllrohr verbunden.
Wie die Ursachen des Durchbrennens (burn out) — Siedeverzug oder überhitzte Flächen (hot spots) — bei
dem beschriebenen Brennstah vermieden werden, ist nachfolgend ausgeführt.
Fig.2 zeigt den Ausschnitt der Heißstelle eines Brennstabes mit ungleichmäßiger Wärmestromverteilung
zum Zeitpunkt, an dem an dieser Stelle der Hüllrohroberfläche die Siedetemperatur des heißen
Natriums überschritten wird.
Das a'is Edelstahl gefertigte Hüllrohr 2 weist an
seiner äußeren, dem Kühlmittel 5 zugewandten Oberfläche eine präparierte Schicht 4 auf, die von
heißem Natrium nicht benetzt wird. Auf dieser Schicht 4 sind unier Vorspannung die Windungen VVi bis IVB
eines Edelstahldrahtes 3, der von heißem Natrium vollkommen benetzt wird, angebracht. Der erforderliche
gute thermische Kontakt und die mechanische Haftung der Windungen auf der Schicht 4 wird durch
eine mittels Diffusionsschweißung gebildeten Schweiß-
naht 6 erreicht. Die präparierte, nichtbenetzende Schicht 4 kann durch Aufnitrierung des glatten
Hüllrohres 2 gebildet sein. Sie wird durch die Drahtwendel 3 vor einer möglichen Abtragung durch
das an der Oberfläche tangential vorbeiströmende heiße s Natrium 5 geschützt.
Zwischen den Windungen Wl bis WB ist ein wendeiförmiger Hinterschneidungskanal 7 gebildet, der
mit flüssigem Natrium angefüllt bleibt, solange an der Hüllrohroberfläche nicht die Siedetemperatur des
Natriums überschritten wird. Dieser Zustand entspricht dem störungsfreien idealen Reaktorbetrieb, wobei an
keiner Stelle im Kühlmittelkreislauf Dampfblasenbildung auftritt. Dadurch, daß sich der Kanal 7 von der
glatten nitrierten Oberfläche des Brennstab-Hüllrohres ausgehend in Richtung Kühlkanal verengt, ist an der
glatten Wand mit Hilfe von benetztender Drahtwendel
3 und nichtbenetzender Schicht 4 ein auf der gesamten thermisch aktiven Hüllrohroberfläche wirksam werdender
permanenter Blasenkeim geschaffen. Dieser permanente Blasenkeim wird von Flüssigmetallen, insbesondere
von Natrium bei Überschreiten der Siedetemperatur an beliebiger Stelle der Hüllrohroberfläche ohne
Siedeverzug aktiviert. Damit wird das Freiblasen von Kühlflächen mit Sicherheit vermieden.
Der Vorgang des verzugfreien Siedens, d.h. die
verzugfreie Aktivierung des Blasenkeims (Dampfreservoir) im Hinterschneidungskanal 7 an einer dafür
krtischen Heißstelle des thermisch aktiven Brennstab-Hüllrohres ist ebenfalls in F i g. 2 dargestellt. Zwischen
den Windungen Wl und Wi bis WS und WB wird dieser
Vorgang, d. h. die Entstehung und das Anwachsen der sich ohne Siedeverzug bildenden Dampfblase im
Hinterschneidungskanal 7 idealisiert gezeigt.
Ist im Bereich einer llcißstelle der Hinterschneidungskanal
7 mit Dampf gefüllt, so bildet sich aufgrund der hohen Oberflächenspannung des heißen Natriums
und der vollkommenen Benetzung der Drahtwendel durch das Natrium eine neue Phasengrenze (Dampf-Flüssigkeit)
in Form eines gekrümmten Flüssigkeilsmeniskus im engsten freien Querschnitt der Drahtwendel 3
aus. An dieser gekrümmten Phasengrenze stellt sich örtlich begrenzt ein anderer Wärmeübergangsmechanismus
(Wärmeabfuhr durch Dampfblasenbildung) ein, dessen thermisches Gleichgewicht durch die Blasengröße,
d. h. durch den Windungsabstand (u)der Drahtwendel
beeinflußt wird. Die örtlich begrenzte stationäre Dampfblasenbildung, von sogenannten Heißstellen
ausgehend, führt wegen des effektiven Wärmeübergangs an keiner Minderung der Betriebssicherheit und
des Betriebsverhaltens im flüssigmetallgefüllten Kernreaktor, da die Dampfblasen von der tangential
vorbeiströmenden unterkühlen Flüssigkeit mitgerissen werden und im Kühlkanal wieder auskondensieren.
Gegenüber bekannten Brennstäben ist eine erhöhte Heizflächenbelastung bei erhöhter Sicherheit zulässig,
wozu ferner die günstige Heizflächenvergrößerung mit Hilfe der Drahtwendel beiträgt. Zusätzlich verfügt der
neue Brennstab durch die benetzende Drahtwendel über eine saugfähige Kapillarstruktur, so daß bei
Kühlkanalvcrstopfungen oder Förderpumpenausfall mittels Dünnschichtverdampfung die Wärme von der
Hüllrohr-Oberfläche abgeführt werden kann. Durch seine einfache Bauart ist der beschriebene Brennstab
auch hinsichtlich seiner Herstellungskosten anderen Brennstäben mit komplizierter Profilgebung als permanente
Blasenkeime bzw. als Notkühlstruktur überlegen.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (3)
1. Srennstab mit nichtbenetzender Hüllrohroberfläche
für flüssigmetallgekühlte Kernreaktoren, dadurch gekennzeichnet, daß in an sich bekannter Weise auf der ganzen thermisch aktiven
Länge seines Hüllrohres (2) eine benetzende Drahtwendel (3) aufgebracht ist, und daß der
Windungsabstand (a) der Drahtwendel (3) '/io ihres
Drahtdurchmessers /^beträgt.
2. Brennstab nach Anspruch I1 dadurch gekennzeichnet,
daß für die Drahtwendel (3) ein Draht aus Edelstahl mit einem Durchmesser (d) von 0,05 bis
0,5 mm verwendet ist. '5
3. Brennstab nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Drahtwendel
(3) mit Vorspannung aufgebracht und durch Diffuisonsschweißung oder Lötung: mit dem Hüllrohr(2)des
Brennstabes(I) verbunden ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19742449597 DE2449597C3 (de) | 1974-10-18 | Brennstab für fliissigmetallgekühlte Kernreaktoren |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19742449597 DE2449597C3 (de) | 1974-10-18 | Brennstab für fliissigmetallgekühlte Kernreaktoren |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE2449597A1 DE2449597A1 (de) | 1976-04-22 |
DE2449597B2 DE2449597B2 (de) | 1976-12-16 |
DE2449597C3 true DE2449597C3 (de) | 1977-08-25 |
Family
ID=
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